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Ein böser Scherz. Es ist kaum glaub lich, was iür Dummheiten Leute im sogenannten Scherze treiben. In Hirschburg neckten sich ein Knecht und das Dienstmädchen. Der Knecht sragte das Mädchen, ob er sie aufhängen solle. „Das könne er ja mal versuchen," antwortete lachend das Mädchen. Der Knecht band jetzt dem Mädchen sein Taschentuch um den Hals und hob es damit nur eine Sekunde lang empor. Als er das Mädchen wieder auf den Boden stellen wollte, brach es leblos zusammen. Der sofort herbeigerufene Arzt stellte eine ein getretene Lähmung des ganzen Körpers fest. — Das Mädchen wird schwerlich wieder gesund werden. Ei» kugel- und stichsicherer Panzer. Die auf der Wiener Arsenalschießstätte neuer dings stattgefundene Probe eines kugelsicheren Panzers durch eine Militärkommission hat alle Erwartungen übertroffen. Der Panzer hat sich als vollständig kugel- und stichficher erwiesen. Opfer des Futzballsports. Bei einer Futzballpartie, die zwischen Mitgliedern eines Athletenklubs in Budapest ausgesochten wurde, erhielt ein Spieler von seinem Partner einen derartigen Schlag auf den Unterleib, daß er verstarb. Ungebetene Gäste. Dieser Tage ereignete sich vor dem Diplomatendiner im Elyseepalast zu Paris ein lustiger Zwischenfall. Der Gastgeber, Präsident Loubet, plauderte im Empfangsialon, wo sich die geladene Gesellschaft bereits versammelt hatte, mit einem Botschafter, als der Türhüter in gewohnter feierlicher Weise die Ankunft eines Gastes ankündigte und Herrn Marineminister Pelletan und Frau meldete. Loubet eilt zur Tür und begrüßt die Ankommenden: „Ich bin sehr erfreut, Sie zu sehen, aber ich gebe heute ein Diplomatendiner und habe nicht das Vergnügen gehabt, Sie einzuladen." Pelletan erwiderte: „Sie irren, Herr Präsident, hier ist die Einladungskarte." Loubet liest die Karie und gibt sie Pelletan zurück: „Sehr richtig, Herr Minister, aber diese Ihre Ein ladung ist für den 4. Februar ..." — Nun war es allerdings Herr Pelletan, der das verblüffte Ge sicht machte, indessen bat ihn Loubet, da er schon da sei, nun auch mit zu dinieren. Es verging aller dings noch eine halbe Stunde, ehe für Pelletan und Frau die ihnen zukommenden Plätze an der Tafel ausgesucht waren. Aber die Herren und Damen haben alle herzlich gelacht und die unge ladenen Gäste gern willkommen geheißen. Die Nacht bei Tage. Der Londoner Nebel ist von jeher wegen seiner Undurchdring lichkeit und Zähigkeit ein Schrecken der Themse stadt. Aber so toll wie Freitag hat er, wie die ältesten Leute Londons versichern, es noch nie getrieben. Um zwölf Uhr mittags war der Tag überhaupt noch nicht angebrochen. Schwarz braun wälzte sich der träge Dunst über die ganze Stadt und hüllte sie in eine schaurige Finsternis. Die Feuerwehr mußte an allen wichtigeren Verkehrskreuzungen mächtige Feuer unterhalten, da selbst die elektrischen Bogen lampen in den Hauptstraßen den Nebel nur auf wenige Schritte weit zu durchbrechen vermochten. Leider hat die Finsternis auch zu einem Zu sammenstöße zweier Eisenbahnzüge geführt. Eine Stadt in Mammen. In der Nacht zum 23. d. brach in der norwegischen Stadt Aalesund Feuer aus, das sich bei orkanartigem Sturm mit rasender Schnelligkeit über die ganze Stadt ausbreitete. Die Löscharbeiten waren sehr erschwert, da die Wasserwerke nicht richtig funktionierten. Um 5 Uhr morgens waren die Kirche, das Gymnasium, die beiden Apotheken und das Postgebäüde niedergebrannt. Die ganze Stadt ist bis auf etwa 20 Häuser ein Raub der Flammen geworden. Verluste an Menschenleben sind nichl zu beklagen, die meisten Einwohner sollen sich gerettet haben. Die Be völkerung ist ohne Nahrung und Kleidung. Am Sonntag sind bereits auf Veranlassung des Kaisers der Dampfer „Phönizie" der Hamburg- Amerika-Linie und die „Weimar" des Nord deutschen Lloyd nach Aalesund abgefahren. Beide Schiffe sind mit großen Mengen von Proviant zur Verpflegung von mehreren Tausend Personen mit Betten, Zelten, Kleidungsstücken und namentlich mit allen erforderlichen Medi kamenten , Verbandsstoffen usw. ausgerüstet. Außerdem befindet sich ein größeres Sanitäts korps an Bord der „Weimar". Wasserkatastrophe in Amerika. Im westlichen Teile des Staates New Jork sind durch die Wasserfluten Brücken zerstör! und der Eisenbahnverkehr unterbrochen. Die Häuser an der Uferstraße in Pittsburg sind überflutet und viele Fabriken gezwungen, den Betrieb einzu stellen. Die Flut droht Boote und Güter weg schen Union noch immer ein Dorado. Mit offenen Armen nimmt man sie dort auf und reicht ihnen, wenn sie's verlangen, schon am Zuge den Trauring. Der in Chicago erschei nende ,Record-Herald' veröffentlicht aus den Staaten Kansas, Washington und Arizona ein ganzes Bündel von Zuschriften vereinsamter Vie Offiziere -es Marine-Expeditionskorps für Südwestasrika. Mit der Promptheit, die wir in unseren mili tärischen Aktionen gewohnt sind, hat sich die Aus rüstung der sür Südwestafrika bestimmten Hilfs truppen vollzogen. Die Expedition gliedert sich aus einem Bataillon Marine-Infanterie von vier Kom panien. Bataillonskommandenr ist Major von Glasenapp, Kompanieführer die Hauptleute Häring, Fischel, Lieber und Schering. Ferner eine Ma schinenkanonenabteilung unter Oberleutnant zur See Mancholt, eine Sanitätskolonne, ein Proviant- und Materialiendepot. Führer des Expeditions ¬ korps ist Oberst Dürr, der aber erst am 6. Februar mit seinem Stabe ausreist und bis zu seiner Ankunft in Südwestafrika durch Major v. Glasenapp ver treten wird. Dem Marine-Expeditionskorps sind außerdem angeschlossen Major v. Estorfs, zwei Offiziere und 60 Unteroffiziere und Mannschaften der Schntztruppe (Eisenbahndetachementh 1 Unter offizier des Husaren - Regiments Nr. 15 und 2 Postbeamte. Die Gesamtexpcdition besteht aus 813 Köpfen. zuschwemmen. Der Schaden wird auf eine Million Dollar geschätzt. Mr heiratslustige Mädchen jeglichen Alters sind die Weststaaten der nordamerikani Männlichkeit, die sich nach weichem Frauen mund sehnt. Die Briefe sind zwar zum Teil in einem Stil abgefaßt, der an dringliche Waren bestellungen erinnert, aber das ändert nichts an der Tatsache — bekräftigt sie vielmehr —, daß hier heißes Begehren und lechzender Wunsch die Feder geführt haben. Und was sehr wesentlich ist, die Briefschreiber sind nicht an spruchsvoll wie so viele Männer, in frauen- reichen Gegenden, die Schönheit, Jugend und den Besitz eines rundlichen Vermögens in der zukünftigen Gattin vereinigt sehen wollen. Wir geben aus einem der bezeichnendsten Briefe, der einen Mann aus Buckeye in Arizona zum Ver fasser hat, die folgende Stelle wieder: „Wir brauchen hier mehrere Wagenladungen (l) mit Frauen; je früher wir sie bekommen, desto besser. Gestalt, Aussehen und Alter sind Nebensache, wenn's nur Frauen sind. Natür lich würden wir guten und hübschen Mädchen den Vorzug geben; aber Bittende dürfen nicht wählerisch sein." Weiterhin entwirft der Brief schreiber ein verlockendes Bild der wirtschaft lichen Zustände im Lande. Darin heißt es: Zu Tausenden steht das Hornvieh knietief in der Luzerne, das Land ist reich und die jungen Männer sind sparsam und wohlhabend. Aber sie können keine Frauen bekommen. Daran fehlt's. So ruft der amerikanische Westen schmerzlich dringend nach mehr oder minder zarter Fraulichkeit. Möchte er williges Gehör finden bei den heiratslustigen Evastöchtern! Gericktskalle. HZ Frankfurt a. O. Nach einer Regierungs polizeiverordnung des Regierungspräsidenten zu Frankfurt a. O. vom 1. April 1899 sind die Ab decker verpflichtet, Tierkadaver alsbald abzuholen. Bei einem Brande in Rüdnitz waren im vorigen Jahre eine größere Zahl Rinder, Schafe und Schweine verbrannt. Der Abdecker Müller, der hiervon rechtzeitig benachrichtigt worden war, holte nur 20 Kadaver ab, während er 40 Kadaver, die besonders verbranntund mit Schutt bedeckt waren, liegen ließ. Auf Grund der erwähnten Regurungspolizei- verorbnung wurde Müller vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe verurteilt und das Landgericht ver warf die eingelegte Berufung. Das Landgericht er achtete die Regierungspolizeiverorduung für rechts gültig und nahm an, daß der Angeklagte nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht habe, verbrannte Tierkadaver abzuholcn. Gegen seine Verurteilung legte Müller Revision Leim Kammergericht ein und betonte, die Regierungs- polizeive'ordnuna stehe mit dem Publikandum vom Jahre 1772 iuu Widerspruch und sei daher nicht rechtsverbindlich. Nach dem Publikandum brauche der Abdecker, der nicht am Orte wohne, wo das Vieh verendet sei, dieses nur in eine Grube zu werfen, die die Ortsbewohner herzustellen haben. Das Kam mergericht hob die Vorentscheidung auf und wies die Sache an das Landgericht zurück mit der Ausführung, daß die Regierungspolizeiverorduung vom 11. April 1899 mit dem Publikandum, welches nach wie vor rechtsgültig sei, im Widerspruch stehe und demnach der Rechtsgültigkeit entbehre. Das Publikandum bezieht sich nach Ansicht des Kammcrgerichts sowohl auf natürlich verendete Tiere als auch auf solche, die durch eine Feuersbrunst oder andere elementare Ereignisse ihren Tod gefunden haben. Karlsruhe. Das hiesige Schwurgericht sprach den 53 Jahre alten Hauptlehrer Eckerl von Brötzin gen bei Pforzheim, der wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode angeklagt war, freu Eckerl wurde beschuldigt, einen 12 jährigen Knaben wegen Unaufmerksamkeit mit einem Rohrstock geschlagen zu haben. Einige Tage später war der Knabe infolge Lungenentzündung gestorben. L-uMes Allerlei. Immer Hofmann. Durchlaucht hat, um sich einmal einen Sonnenaufgang anzusehen, in der Schutzhütte übernachtet und seinem Adjutanten befohlen ihn zu wecken, wenn es so weit ist. Als die Sonne srühmorgeus am Horizont erscheint, tritt der Adjutant, seinem Besehle gemäß, in die Hütte und meldet: „Durchlaucht — die Sonne wartet!" (,Fi. Bi.-) Bon der Schmiere. „Müller, in diesem neuen Stück haben Sie eine überaus dankbare Rolle! Im zweiten Akt müssen Sie nämlich ein Paar „Frankfurter Würstchen" verzehren!^ Gerechte Entrüstung. Wirt: „Na, diese Nacht waren Sie schön beschwipst! Da kamen Sie herein und verlangten ein Glas Wasser!" — Studiosus: „Und das haben Sie mir gegeben ? ?!!" Was Falk empfand, als er nun wieder, neben seinen Freunden im Wagen fitzend, die Luft der Freiheit atmete, das läßt sich leichter nachempfinden als beschreiben. Als sie Millners Villa erreicht hatten, ließ der Baurat halten und machte den Doktor auf seine mit wildem Wein und blauen Winden umrankte Veranda aufmerksam, wo sich, wie ein Bild im Rahmen, drei liebliche Kinderköpfe zeigten. Den jüngsten Knaben, der den Vater nicht sogleich erkannte, hielt Erna auf dem Arm, die beiden älteren Kinder aber riefen laut und jauchzend: Papa, Papa, rissen sich von Frau Millners Händen los und stürzten auf ihren Vater zu, der ihnen auch schon mit ausgebreiteten Armen entgegen kam. Beide zugleich umfassend, sah er ihnen lange und liebevoll in die herzigen, sreudestrahlenden Gesichtchen, dann küßte er sie wechselweise innig und drückte sie an seine Brust. Aber da war auch Erna mit dem Jüngsten herangetrelen, er ließ die beiden Ältesten los, um jenen in seine Arme zu pressen. Mit sehnsüchtigem Blick schaute er alsdann um sich, die eine suchend, die seines Lebens Glück und Sonne war. Als er sie nicht er spähen konnte und verlangend nach ihr fragte, keiner von den Millners aber in entschuldbarer Verlegenheit sich offen zu reden getraute, war es wieder Oswald von Rosen der sich der schweren Aufgabe unterzog, dem kaum dem Leben zurückgegebenen Manne mitzuteilen, was sein Weib opferfreudig für ihn getan, und daß sie seine Freiheit beinahe mit ihrem Leben be zahlt hätte, ihn daher nicht an der schwelle seines Hauses begrüßen könne; ob sie ihm überhaupt erhallen bleiben würde, das läge in Gottes Hand. Dem schwergeprüften Manne war es also noch nicht vergönnt, in ungetrübter Freude die Stunde seiner Befreiung, dm Triumph der Wahrheit über das Lügengewebe der Bosheit zu genießen. Kaum fand er, von dieser be trübenden Nachricht im Kern seiner Seele ge troffen, die Kraft, an Rosens Arm sein Heim zu betreten. Da stand er nun vor ihrem Schmerzenslager, sie sah ihn nicht, erkannte ihn nicht! Das holde Antlitz schön und bleich auf schneeweißen Kissen ruhend, wie ergriff es ihn! — und zum erstenmal seit jenem Abschied im Gerichtssaal nach dem Urteilsspruch rannen zwei schwere Tropfen über seine bleichen Wangen. „Für mich!" hauchte er leise vor sich und küßte die liebliche Stirn andachtsvoll. Im Unglück erwacht und erstarkt die mora lische Kraft im Menschen, besonders, wenn es gilt, für die Geliebten zu leben und zu handeln, und läßt uns ost unmöglich Scheinendes über winden. So geschah es mit Falk. Alles Weh in seiner Brust drängte er zurück, um wieder Arzt zu sein, um mit all seiner Kunst und Gottes Wohlgefallen dies teure Leben seinen Kindern und sich selbst zu retten. Es solgten der schweren Tage und bangen Nächte gar viele, denn die Kugel war tief in die rechte obere Brusthöhle gedrungen. Allein es war Hoffnung auf Erhaltung des geliebten Lebens vorhanden, und lange Zeit hindurch wich Dokwr Falt mcht von der Seite seiner Gattin, an eigene Scho nung und Pflege nicht denkend. Auch war es wunderbar: Kaum der Freiheit und Tätigkeit zu- rückgegeben, erftarklen auch seine Körperkräste zusehends. So lange Herta im Wundfieber lag und der sorgfältigsten Pflege bedurfte, beschränkte Falk die Ausübung seines Berufes nur auf diese eine, ihm teuerste Patientin. Als sie aber endlich sich langsam zu erholen begann, über ließ er die teilweise Pflege Hertas den herbeige rufenen Schwiegereltern und ging seinen Pflichten als Arzt wie ehedem nach, wurde auch andern wieder der selbstlose Helfer und Berate! wie vormals. Wohl zog es ihn nach stundenlanger Ab wesenheit in Erfüllung edler Menschenpfiichten sehnsuchtsvoll nach seinem Hause zurück, wo zwei schöne Augen immer mit so seltsam ihn be wegenden Blicken auf ihm ruhten, fragend, fürchtend, bittend. Eines Tages trat er ins Zimmer und fand Herta außer Bett; ihre schmalen Waugenwaren sanft gerötet und zärtlich suchten ihre Blicke seine Augen, so wie sie es meistens in lichten Momenten während des Fiebers getan. Er begrüßte sie freundlich in seiner einfach schlichten Manier und setzte sich, ihr die Hand streichelnd, neben sie. Sie lehnte den Kopf an seine Schuster, und er küßte ihre lieben Augen. „Julius," begann sie leise und schmiegte sich enger an seine Brust, „hast du meinen Brief im Schreibtisch gefunden?" „Fr, mew liebes Weib. Du sprachst zu oft in deinen Fieberphantafien davon, das; ich endlich an die Existenz eines solchen Briefes glauben mußte." „Und hast ihn gelesen — und fragst nichts weiter ?" „Was willst du, liebste Herta, daß ich fragen soll? Ich weiß, welch' ein Opser du mir gebracht hast, und daß mein ganzes Leben nicht ausreichen wird, dir das zu vergelten." „O, Julius, laß es klar zwischen uns sein! Ich habe dir kein Opfer gebracht; ich habe getan, wozu das Herz mich trieb, ohne mir Rechenschaft zu geben über Vergangenheit und Zukunft; es geschah in der Sehnsucht nach dir, dich wieder an meiner Seite zu haben, für dich und in dir zu leben l — Als ich vor dem Altar meine Hand in die deinige legte, da habe ich dich nicht betrogen ; ich hatte dir gesagt, daß ich einen andern liebte und daß es eine ver brecherische Liebe sei, der ich entfliehen wollte. Du nahmst mich in deinen Schutz, du zogest mein Herz durch den Magnet deiner Mannes tugenden unmerklich an das deine. Mit Scham vor mir selbst gestehe ich dir, daß noch einmal der Traum meiner Jugend durch meine Phan tasie zog, als jener Mann mir hier wieder vor die Augen trat, ohne in ihm deinen Todseind zu ahnen. Als ich den in ihm erkannte, galt der Vergangenheit kein Atemzug mehr und ich schöpfte Kraft aus der Liebe zu dir, den Böse wicht zu entlarven. Vergib mir, Julius und oulde meine Liebel" .-2 (Schluß folgt.)