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Zweites Blatt. WMMt für Msdruff 58. Jahrg Sonnabend, den 14. Mai 18S8 No. 57 1849. 1858. 1850. Asnia Zllbertr von Sncl^sen. 14. Mai. Prinz Albert nimmt Quartier in Velie. 15. Mai. Eröffnung der obererzgebirgischen Eisenbahn. 16. Mai. Prinz Albert wird zum Oberstlieutenant auf das Fluschergewerbe die sogenannten „Bübchen", die neben altem Käse, Heringen, Zigarren, Oelen und Stiefelschmieren auch frische Fleifchwaaren und Wurst auslegen und verkaufen. Während man dem Meister einen Hellen, luftigen Laden und Schlachthäuser vorschreibt, werden dem gewerbsmäßigen Schlachten keine Schranken gesetzt, kein Schlachthaus vorgeschrieben rc. Wohl wurde hierzu erwähnt, daß das Gewerbegesetz ziemlich genaue Grenzen vorschreibt, jedoch werden dieselben von den sächsischen Amtshauptmannschaften so verschieden ausgelegt, daß es dringend noth thue, von dem hohen Ministerium ein ein« heitliches und leicht verständliches Gesetz zu fordern. Das Di rektorium wurde gebeten, diese Angelegenheit streng im Auge zu behalten und zu verfolgen, am zweckdienlichsten aber eine Petition an die hohe Staatsregierung zu richten mit der Bitte, ein Gesetz zu schaffen gleich dem Verkauf der natürlichen gegen die Kunstbutter ^Margarine), "^mlich: »Für Fleifchwaaren ge sonderte Verkaufsräume anzuordnen", hier alle möglichen Material« waaren, dort in einem gesonderten und sauberen Raume nur Fleifchwaaren feilzubieten. Nachdem Kollege Wilhelm-Glauchau den Schluß dieser heiklen aber wichtigen Angelegenheit beantragt, sprach Herr Glück-Plauen i. V. über die Trinkgelderfrage auf dem Lande als auch in den Schlachthöfen, die damit endigte, daß jede Innung resp. jeder einzelne Meister nach bestem Gut dünken handeln müsse, zu empfehlen sei dringend, überhaupt keine Trinkgelder zu zahlen, am allerwenigsten aber auf den Schlachthöfen. Weitere Punkte betrafen einen „Vertrag des deutschen Fleischer-Verbandes mit der Haftpflicht-Versicherungs« Genossenschaft in Zürich", die Grenzsperre, welche von den Meistern nahe der Grenze übel und schwer schädigend empfunden weide und ein Referat über „Freie oder Zwangsinnungen", aus welchem heroorging, daß die Freie Innung vorzuziehen sei. Einer der interessantesten Punkte war unstreitig der 5.: „Herab setzung der Schlachtsteuer", worüber Kollege Merkel-Crimmitschau schneidig referirte und besonders betonte, daß gerade das wich- ligste Nahrungsmittel des Mittelstandes und des Arbeiters am höchsten besteuert würde und dazu komme noch, daß nur das Königreich Sachsen und Sachsen-Altenburg die einzigen beiden Länder wären, wo im großen deutschen Reiche die Schlachtsteuer noch bestehe, die feinen Leckerbissen als Poularden, Wild, Karpfen, junge Täubchen, Hähnchen, Forellen, Krebse rc. wurden noch nie besteuert und werden eS auch nie werden. Kein einziges Gewerbe bringt so viel und so hohe Steuern ein, als da- Fleischergewerbe, die aber leider in der Hauptsache der Arme iragen müsse. Leider giebt es auch bei dieser Steuer keinen Unterschied zwischen den einzelnen Rindern, denn ein schwerer großer Mastochse zahle genau so viel wie ein kleines mageres Thier dergleichen. Während die Schlachtsteuer aus gewissen Humanitätsgründen auf Schweine herabgesetzt sei, bleibe die Rindersteuer unverkürzt. Mit Recht wurde nach langer inte ressanter Debatte eine Petition an das hohe Ministerium be antragt, dahingehend: „Die Schlachtsteuer der Rinder auf die Vaterländisches. Wilsdruff, den 13. Mai. — Der Bezirksverein „Königreich Sachsen" im Deutschen Fleischer-Verbände hielt am verflossenen Diens tag, den 10. Mai, im Albert-Salon zuTharandt seinen 27. Bezirkstag ab. Au« der vielseitigen Tagesordnung greifen wir nur einige Punkte heraus, die auch unsere Leser und namentlich die Herren Fleischermeister interessiren wird: Zu Punkt 1 heißt es da: Nachdem noch einige unwesentliche Sachen, Petitionen rc., erwähnt, brachte der Delegirte aus Burgstädt das gewerbsmäßige Schlachten und Verpfunden von Schweinen und Rindern durch Privatpersonen zur Sprache, worüber sich eine lange und ge rechte Debatte entspann, in die von den verschiedensten Seiten scharf eingegriffen wurde. Hauptsächlich wirken hier schädigend Gedenktage -es Jahres §8<)8. Äm 70. Geburtstag und 25jährigen Regierungsjnbilänm Zum Sonntage Rogate. Marei 6, 46: Und da Er sie von Sich geschaffet hatte, ging Er hin auf einen Berg zu beten. .. Au, Betsonntage lenke deine Aufmerksamkeit einmal U den betenden Christus, wie Ihu die kurze Schriftstelle dn' vor die Seele stellt. Wir glauben doch, daß er Mn Geschlechts war — ists nicht wunderbar, daß Er Nun, beten heißt mit Gott verkehren. Mit VEe der Sohn lieber verkehren, als mit dem Vater? M, du vollkommener Mensch, und „der Mensch ist Mei.- höchsten Stnfe ein schwaches, abhängiges V-Js kann sich nie selbst genug sein. Jesns gab dem tzi Ann Seiner Abhängigkeit Ausdruck, indem er betete". es, obwohl er sündlos war. War für Ihn das «n; ^erlW — wie nothwendig muß es dann für tzz hinein Berge betete der HErr. Er theilte mit dirGefühl, das wir auf Bergesgipfeln sooft haben: VAen, dort Gott näher zu sein! War kein Berg in so ging Er wohl in die Wüste oder sonst an ii^ Megene Stelle. Es liegt etwas in der Natur, das > ?"stn Menschen zur Andacht stimmt. Der weite Mitet sich über uns ans; es scheint, als ob Gott !^deum jedes Wort zu vernehmen. Wer nicht in einer Großstadt lebt, wer womöglich in M Igswelt lebt, kann es dem HErrn nachthnn und M davon haben. Aber auch ans einem Gange !> baeEkFeld oder am rauschenden Meere ist gute st hyM, mit dem himmlischen Vater in Verbindung ^ruf brachte es mit sich, daß Jesus selten br: zumeist war Er wenigstens von Seinen umgeben. Wir sehen hier, daß Er sie von Sich ej^Kungestört mit Gott zu verkehren. Auch darin E für uns. Wir pflegen und sollen pflegen üjit andern, und dem gemeinsamen Beten sind Abkochungen' gxgxbx,. Aber es kommen Zeiten und isc'bH' ba^wir allein mit Gott zu reden wünschen, sei Ai: Zuir Ihm etwas abzubitten haben oder ein Au- § ^u haben oder uns leer und arm fühlen und .M Geiste begehren. Dann dürfen und L b im-,-gur die Menschen, auch die liebsten Menschen Ven schaffen"; wir haben die ausdrückliche Erlanbniß, L, tzhfM des HErrn dazu. - Matth. 6, 6. kK .M.) u ein Beter, der du diese Zeilen zu Gesicht AM,./ Wenn du es nicht sein solltest, warum bist du iVki'd.Mgate, betet! mahnt der Sonntag, mahnt das . betenden Heilandes, mahnt Gottes Geist, der -^<sien läßt. Laß dich nicht vergebens mahnen! ThmM, Uossen, Menlehn nnd die Umgegenden —r L-— Hälfte herabzusetzen." Die letzten Punkte der Tagesordnung betrafen: Abänderung der Statuten, Referat über „das Verbot der Anwendung von Borsäure", Kassenbericht und Haushaltplan, Verbandstag in Hannover, Vorstandswahl und BezirkS-VereinS- Angelegenheiten. Die äußerst zahlreich aus ganz Sachsen zu diesem Bezirkstag nach dem idyllisch gelegenen Tharandt geeilten Herrn Fleischermeister aber nahmen nach gethaner Arbeit im Deutschen Hous ein vorzüglich mundendes Mittagsmahl ein, welches bei Tafelmusik von der Wilsdruffer Etadtkapelle, vielen Toasten und Ansprachen äußerst animirt verlief, bis der späte Abend die Gäste wieder den Mauern Tharandts entführte. — Von einem der hervorragendsten Mühlenindustriellen Sachsens erhalten die „Dresdner Nachr." über die Getreide- preise folgende Zuschrift: Seit Langem sind die Vorräthe von Zonsumtionsländern außerordentlich knapp. Die Zufuhren von Amerika und Rußland waren gering und in Folge der schlechten Ernten von Oesterreich und Frankreich ist viel deutsche« Getreide nach diesen Ländern abgezogen worden, so daß die Provinzen Sachsen und Schlesien, welche als Kornkammern seither betrach tet werden konnten, in Folge dieser Ausfuhr schon seit Monaten von allen Vorräthen entblößt sind. Durch die auf die Hälfte zurückgesetzten Tarife der Staatsbahnen zur Unterstützung der ostpreußlschen Landwirthschaft ist die Ausfuhr von Getreide begünstigt worden. Die Weltvorräthe von Weizen sind sehr gering, etwa halb so groß wie vor 3 Jahren. Anfang Mai 1898 betrugen sie 11 586 000 Qurs., 1897 12 897 000 QurS., 1896 17 545 000 Qurs., 1895 20 316 000 Our«. Man hätte erwarten müssen, daß die Preise schon im vergangenen ImlsblnU Är die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. , hur Reichstagswahl! Zollen die Sozialdemokraten! Die So- MeH, eu Huben in fast allen Wahlkreisen Kandidaten M F solchen, wo sie selber nicht an einen - Ihre Absicht ist, eine Truppenschau über M abzuhalten. Die Zahl der sozialdemokra- Mr j ""neu soll möglichst groß ausfallen, damit sie K önnen: „Seht einmal, was für eineZug- vNcke Mamm hat!" Daß die, die einen sozial- . Stimmzettel abgeben, nicht alle überzeugte U kitten sind, steht fest; sie wissen nicht, was die erstrebt. Die Sozialdemokraten sagen LV -u!' im Grunde ihres Herzens wollen, U naturwidrig und abschreckend sind. Was Mi ^ozaldemokraten? Sie wollen das Eigenthum abschaffen. Die Erspar nisse, die aus der Sparkasse liegen, Grund und Boden, auch Gärten und Häuser, ferner Handwerkszeug, Maschiueu und sonstige Dinge, alles soll den jetzigen Besitzern weg genommen werden, und allen gemeinsam gehören. Eine Entschädigung giebt es dafür nicht. Wovon sollte sie auch bezahlt werden. Das ist die wichtigste Forderung der So zialdemokraten, mit deren Erfüllung unsere heutige Staats- und Gesellschaftsordnung zusammenbräche. An die Stelle von Ehe und Familie soll die „freie Liebe" mit ihren Zügellosigkeiten treten. Jedes Pärchen lebt nur so lauge miteinander als es ihm beliebt. Ein sittlicher Zwang, die Ehe im Interesse der Kinder fortzusetzen, besteht nicht, da die Kinder den Eltern bald nach der Geburt weggenommen und in großen Anstalten erzogen werden. Wer wäre da- mit einverstanden? Wer möchte die eigene Familie und Häuslichkeit entbehren, wo nach des Tages Last und Hitze Ruhe und Erholung winken? Die Sozialdemokraten wollen uns die Religion aus dem Herzen reißen. Zwar sagen sie „Religion ist Privat sache!" Daß ist jedoch eitel Spiegelfechterei. Die Sozial demokraten sind die schlimmsten Feinde der Religion. „Kein Gott und kein Himmel!" Das ist ihre Losung. „Den' Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen!" Eine andere lästerliche Redewendung lautet: „Wir halten Gott für einen Zufluchtsort der Dummheit, wir betrachten Gott als das größte Uebel der Welt, und darum erklären wir Gott den Krieg!" Das ist die wahre Ansicht der Sozialdemokraten über Gott und die Religion. Können Leute, die solche Worte im Munde führen, sagen, um die Religion kümmerten sie sich nicht, die sei Privatsache? Die Sozialdemokraten wollen das Königthum be seitigen. „Wir brauchen weder König noch Herrn," sagen sie, „wir wollen die Volksherrschast, die Demokratie!" Statt der Hoheuzollern wollen sie ihren Singer oder Bebel oder Liebknecht zum Könige machen, sür die sie jetzt schon eine abgöttische Verehrung hegen. Würde sich einer von den Sozialdemokraten gewinnen lassen, so wäre dies der schnödeste Undank. Mit berechtigtem Stolze können wir Hinsehen auf unsern thatkräftigen, umsichtigen und recht- liebeuden Kaiser Wilhelm II., der sich als würdiger Sproß eines hochangesehenen Fürstcugeschlechtes in seinen denk würdigen Erlassen vom 4. Februar 1890 an die Spitze der Sozialreform gestellt hat. Nach seinen eigenen Worten wird der Kaiser in der Fürsorge für das Wohl der unteren Volksklassen, in der er schon so großes geschaffen hat, „nicht erlahmen." Der wirksamste Schutz der wirthschaft- lich und gesellichastl'ch Schwachen ist und bleibt eine auf dem Grunde des Christenthums aufgebaute Monarchie. Die Sozialdemokraten wollen uns das Vaterland rauben. Sie wollen nicht national gesinnt sein, sondern international. Sie rusen nicht: „Hoch lebe das deutsche Reich!" sondern: „Hoch lebe die internationale Sozialde mokratie!" Die thener erworbenen Güter unseres Vater landes gelten ihnen nichts, die unvergleichliche herrliche Geschichte unseres Volkes ist für sie nicht geschehen. Unter der rothen Fahne berauschen sie sich am Taumelkelch einer Völker-Verbrüderung, die nie eintreten kann. Das sind die Ziele der Sozialdemokratie. Sie möge sich jeder Vorhalten, ehe er an die Wahlurne herantritt. Wer erhalten will, was die Sozialdemokratie zu zerstören beabsichtigt, der wirke auch in Freundeskreisen nach Kräften dahin, daß die Losung am Tage der Wahl lautet: Wählt keinen Sozialdemokraten! lflscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst.