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144, 24. Juni 1908. Fertige Bücher. oulieEat! f. d. Dtschn. Buchhandel. 6953 Herman Bang: Ludwigshöhe T> Das dritte Tausend ist soeben erschienen Wir danken Lerman Bang eine Fülle der feinsten Dinge, die die letzten zwanzig Jahre gebracht haben; in „Ludwigshöhe" hat er wohl sein Stärkstes gegeben. Man begreift, wenn man es gelesen hat, die tiefe Ehrfurcht, die ein Gustav Wied, ein Sophus Michaelis vor diesem Werk empfanden, — und man versteht die Worte des alten Jonas Lie: „In diesem Buch lebt alles, und ich und meine Frau haben mit lebenden Menschen gelebt, während wir ergriffen lasen, ohne aufzuhören". (Dresdener Neueste Nachrichten) Es ist zu wenig, wenn man Bang nur einen Stimmungskünstler nennt. Wohl tränkt er jede Begebenheit, jeden noch so banalen Vorgang mit jenem wunderbaren Reiz, der wie ein mildes Abendleuchten die Dinge vergoldet, durchglüht und sie gleichsam warm macht. Aber in dieser Geschichte ist mehr als das, ist das Leben selbst. (Münchener Post) Es gibt kein Buch der letzten Jahre, das sich im entferntesten diesem wunderbar innigen, tiefen, wahren, unvergänglich schönen Noman an die Seite stellen ließe. (Die Woche, Wien) In die dunkelsten Winkel dringt das Licht des Dichters, und das Alltägliche, von niemandem Beachtete feiert eine Wiedergeburt zum Bedeutsamen, Ewigen. Es ist der Zauberstab des Dichters, der Staub zu Gold, Wasser zu Wein verwandelt. (Pester Lloyd) Da liest man dieses wundervolle Buch „Ludwigshöhe", und ehe man es sich versieht, ist man ganz umsponnen und ganz bewegt, es ist, als ob wir in diese Welt des Dichters hineinsänken. O Leben, du wunderliches, du wonnevolles und schmerzliches! - Was geht denn eigentlich vor auf den vielen Seiten dieses Romans? Fast nichts! Das Leben der Menschen fließt ruhig dahin, kaum daß es eine Welle schlägt. Ein junges Mädchen verliert durch den Tod ihres Vaters ihre Äeimat. Diese Äeimat hieß Ludwigshöhe. And Ludwigshöhe mit seinen Menschen, Tieren und Bäumen steigt vor dem Leser auf. In zerfließenden Farben und gedämpftem Licht, wie eine schöne Legende. Wie ein vergilbtes, altes Bild, von leiser Wehmut umzittert. And doch unter dem Schattenhaften, dem weichen, träumerischen Klang eine Wirklichkeit von unbeschreiblichem Reiz, mit all den tausend kleinen Zügen des Alltags übersät. Wie die Leute denken, sprechen, sich benehmen, alles ganz irdisch, ganz bodenständig und realistisch, aber in volle Poesie getaucht Das Mädchen wird von ihrem Geliebten, der eine Reiche heiratet, betrogen und begräbt ihr Glück als Krankenschwester. Welch ein banaler Stoff an sich! Aber lest dieses Buch selbst und fühlt mit Entzücken, was ein Dichter für einen Zauber über die Tragik des Alltags gebreitet hat. (Der Vorwärts, Berlin) S. Fischer, Verlag, Berlin Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrsang. 906