Volltext Seite (XML)
sein fünfzigjähriges'Dienstjubiläum feierte. Da Graf Bülow 1849 geboren ist, so hat er mit seinem Dienstantritt 1853 eine erstaunliche Früh reife gezeigt. Deutsche Uniformen und Orden machen den italienischen Reportern auch viel Schwierigkeiten. Bald hat Bülow Feldmarschalls uniform an, bald Waldersee die Uniform eines Ulanenmarschalls. Der römische Präfekt hat den Schwarzen Adlerorden mit dem Stern zum Roren Adler bekommen, und ein Stationschef gar den Schwarzen Adlerorden vierter Klaffe. Wolkenbrüche in Schlesien. In der Freitag-Nacht sind in den Flußgebieten des Bober, der Katzbach und Neiße Wolkenbrüche uiedergegangen, die in den Städten Hirschberg und Jauer große Verheerungen und Unfälle herbeiführten. Vergifteter Dolch. Aus der Herzog Alfred-Sammlung auf der Wachsenburg (bei Holzhausen in Koburg-Gotha) ist der Most' zu folge dieser Tage ein wertvoller indischer Dolch gestohlen worden, der ohne Scheide, leicht er reichbar, , an der Wand hing. Die Klinge der Waffe ist 24 Zentimeter lang und am Griff 3 Zentimeter breit; der Griff ist mit buntem Leder kunstvoll überzogen. Die Klinge ist stark vergiftet, sodaß schon die leichteste Verwundung durch , sie eine sofortige Blutvergiftung herbei führen kann. Von dem Täter fehlt jede Spur. — Zu verwundern ist nur, daß man eine solche gefährliche Waffe an der Wand so befestigt, daß sie von den Besuchern der Sammlung ohne be sondere Schwierigkeit erreicht werden kann. Ein Berliner » Zug in Gefahr. Ein stark besetzter Berliner O-Zug schwebte am Freitag Zwischen den Stationen Crampas und Saßnitzhafen in großer Gefahr. Wie Augen zeugen mitteilen, ist dort durch die schweren Gewitterregen der letzten Tage das neben dem Gel'ekssträng stehende hohe Ufer aufgeweicht und geborsten und zum Teil eingestürzt. Eine für die Schiffahrt bestimmte Einsegelungsbäke wurde nun Plötzlich durch heftigen Wind umgerissen und legte sich nach Zerreißung der Telegraphen oberleitung quer über das Gleise, kurz bevor der fällige V-Zug passieren mußte. Der Ma schinenführer wurde indessen durch deu Schein werfer noch rechtzeitig des Hindernisses an sichtig und konnte im, letzten Moment den rasenden Zug zum Stehen bringen. Da die Geleise an der Unfallstelle hart am Wasser liegen und starkes Gefälle haben, so wäre beim Nicht- bemerken der Gefahr der ganze Train unzweifel haft in den Hafen gestürzt. Das „Blumenmedium" Anna Rothe ist jetzt zur Verbüßung der über sie verhängten IV-jährigen Gefängnisstrafe, von der bekannt lich acht Monate als durch die lange Unter suchungshaft verbüßt erachtet werden, in das Kottbuser Zentralgefängnis eingeliefert worden. Kinderreichtum. Dieser Tage wurde der zehnte Sohn des Gerichtskanzlisten Ratai in Blowitz zum Militärdienst ausgehoben. Ratai zählt jetzt 93 Jahre, ist zum drittenmal ver heiratet und Vater von 36 Kindern. Recht sonderbare Zustände müssen in Solingen herrschen. Die ,Rhein.-Westf. Zig.' schreibt: Großes Aufsehen erregte, wie wir seinerzeit meldeten, vor einigen Monaten die Tatsache, daß ein leerer Sarg feierlich beerdigt sind eingesegnet wurde, während die zu be stattende Lerche des Schleifers Schlechtendahl noch .in der Leichenhalle des städtischen Krankenhauses sich befand. Nunmehr ist das städische Krankenhaus abermals der Schauplatz eines merkwürdigen Vorkommnisses geworden. Der am vorigen Montag im Krankenhause gestorbene und in der Leichenhalle aufgebahrte Erdarbeiter Andreas Penquett sollte um 9V- Uhr morgens beerdigt werden. Die Frau des Ver storbenen stellte jedoch vorher in Gegenwart eines eigens zum Zeugen hergerufenen Stadt verordneten fest, daß die Leiche von Ratten oder Mäusen mehrfach angefreffen war. Mord. Ein entsetzliches Verbrechen ist in der Ortschaft Sprottiichdorf (Schlesien) entdeckt worden. Der dort ansässige Grundbesitzer Oskar Göldner wurde, nur mir einem Hemd bekleidet, in einem schon seit mehreren Jahren nicht mehr benutzten Brunnen tot aufgefunden. Der Un> i stand, daß auf der Brunnenbrüstung sowie im! Grase vor dem Brunnen starke Blutspuren ent deckt wurden, ließ sofort auf ein Verbrechen schließen. Der Kopf des Ermordeten war durch 15 furchtbare Hiebe völlig zertrümmert worden. Dem Mörder ist man noch nicht auf der Spur. Der Hexenglaube lebt noch! Diese traurige Tatsache wird durch folgenden Vorfall aus dem Hohenzollernschen bewiesen: Einer Witwe in Heisingen war ein Schwein erkrankt. Da es für die Frau unumstößlich fest stand, daß eine Hexe die Hand im Spiel habe, so wurde der Rat erfahrener, Hexenbanner einge holt, die dem Schweine einige Kreuze ein brannten und ein Pestilenzzeichen im Stall auf hängten. Merkwürdigerweise versagte die Zauberkunst, das Schwein ging ein, und die Klerus wohnten der Feier bei. Der Stadtrat vermachte der Kathedrale die Fahnen und Stan darten, die angeblich von der Jeanne d'Arc her stammen. Der unverbesserliche Minister. Wie aus London berichtet wird, ist Minister Balfour jetzt zum drittenmal wegen Schnellfahrens mit seinem Automobil vom Polizeigericht zu einer Geld strafe verurteilt worden. Zum letztenmal hat er dieses Verbrechen auf seiner Urlaubsreise nach Clouds in der Nähe von Salisbury be gangen, wo er die Osterfeiertage zu verbringen gedachte. Dringende Regierungsgeschäfte waren es also nicht, die ihn zu einer Geschwindigkeit veranlaßten, welche den Polizisten zu der Er klärung Hinriß: „Die Maschine flog mit einer 6m Stralsenbilä aus Salonicki. Die Stadt wurde in jüngster Zeit diel genannt, im russisch-türkischen Kriege vor einigen Jahren, dann im vorigen Sommer, als ein großes Erdbeben einen Teil der Stadt zerstörte, zuletzt als Schauplatz einer Anzahl Bombenattentate, die von den revolutionären macedonischen Komitees an dem alten Handelsplätze am Ägäischen Meere verübt wurden, infolgedessen österreichische, russische, italienische, deutsche und andere Schiffe teils vorübergehend dort erschienen, teils noch verankert im Hafen liegen. Bei den Attentaten war es besonders auf die Ottomänbank abgesehen, die auch zum Teil durch Dynamit vernichtet wurde. Hierbei ist das benachbarte Gebäude des deutschen Klubs zerstört worden. Witwe mit ihrer Gevatterschaft glaubt mm steif und fest, daß die Hexe die Oberhand behalten habe! Und das im 20. Jahrhundert! Distanzritt. Der niederländische Leutnant Beaufort ist Freitag früh auf seinem Distanzritt Amsterdam—Wien in der österreichischen Haupt- stadt eingetroffen Er hat die Strecke von 1300 Kilometer in 10 Tagen zurückgelegt. Aus Eifersucht. In Pilsen erschoß auS Eifersucht der Feldjäger Franz Heß seine Frew und darauf seine 11 jährige Tochter r Heß stellte sich später selbst der Polizei. Familiendrama. Der Gastwirt Franz Nanner in Diemlach (OLersteiermark) erschoß im Walde feine Pier Kinder und sich; seine Gattin entfloh rechtzeitig. Mißliche Vermögensverhält-! niffe werden als Ursache angesehen. Die Juugfrau von Orleans. Am Frei tag fanden in Orleans große Festlichkeiten zu Ehren der Jeane d'Arc statt. Zahlreiche hoch gestellte Persönlichkeiten sowie der katholische furchtbaren Geschwindigkeit durch die Lust." Mr. Balfour hat für diese Lustfahrt, bei der er, nebenbei bemerkt, eine Geschwindigkeit von 33 Meilen in der Stunde erreichte, 70 Mark ! zahlen müssen. Merkwürdig ist, daß in diesem ! Falle, gegen die sonstigen gesetzlichen Gepflogen heiten, die Strafen bei Wiederholung des Ver gehens ab- statt zugenommen haben. Die erste Schnellfahrt des Ministers hatte ihm nämlich eine Strafe von 120 Mk., die zweite eine solche von 100 Mk. zugezogen. Auf der Hochzeitsreise ertrunken. An der italienischen Küste bei Mentone sind die Leichen des vor einigen Wochen verschwundenen jungen Ehepaares ans Land gespült worden. Wie seinerzeit gemeldet, hatten der Graf und die Gräfin Esmenard cutt ihrer Hochzeitsreise bei einer Fahrt auf dem Mene infolge Kentern deS Bootes den Tod in den Welles gefunden. Als die Jnfanrru Isabella in Madrid am 9. l von einem Spazierritte zurückkehrie. wurde sie beim Absteigen vom Pferde durch einen Hufschlag an der Lippe verwundet. Die Minde mußte genäht werden. Entwischt. Oberst Schasrow, der Polizei meister von Kronstadt, der wegen schwerer Dienstvergehen zur Einreihung in die Arrestanten kompanie verurteilt war, hat sich der Strafe durch die Flucht entzogen. Dynamit ans einem Dampfer beschlag nahmt. Kurz bevor am Sonntag der Dampfer „Umbria" der Cunard-Linie aus New Jork ab fahren wollte, beschlagnahmte die Polizei unter dem auf dem Pier lagernden Passagiergut eine Kiste mit 100 Pfund Pulver^ vermutlich Dyna mit, und einer komplizierten in Tätigkeit befind lichen Maschine. Die Polizei hatte einen Brief erhalten, demzufolge die Mafia beabsichtige, einen englischen Dampfer in die Lust zu sprengen. So viel man weiß, ist die Kiste tagS zuvor von Italienern zur Beförderung aufgeliefert worden. Washingtons rechte Hanv. Der Kongreß der Ver. Staaten hat beschlossen, ein Reiter standbild für den Baron v. Steuben zu errichten. Die Union trägt damit eine Ehrenschuld an das Andenken des Mannes ab, der ihr als Washingtons „rechte Hand" ihre reguläre Armee geschaffen hat. Der ehrende Beschluß wurde gerade zu Washingtons Geburtstag gefaßt. Es isi angeregt worden, das Steuben-Denkmal zu gleich mit dem vom deutschen Kaiser geschenkten Denkmal Friedrichs des Großen zu enthüllen, der Steubens Kriegsherr war, ehe dieser den Ver. Staaten diente. GericktskaUe. Elberfeld. Die beiden Strafkammern des hiesigen Landgerichts sind mit Arbeiten so überlastet, daß sich die Sitzungen in der letzten Zeit vielfach von morgens 9 Uhr bis zu den späten Nachmittags und oft bis zn den Abendstunden hinziehen. Häufig müssen auch an den Tagen, an denen von vorn herein eine Nachmittagssitzung vorgesehen war, Sachen von vormittags auf den Nachmittag übergehen. Es besteht kein Zweifel, daß dies auch nicht im Interesse der Angeklagten liegt, denen dadurch unnötig hohe Zeugenkosten er wachsen, noch mehr klagen aber die Zeugen, die stundenlang auf den Gängen des Landgerichts nutz los ihre Zeit verbringen müssen. Schließlich können die Angeklagten auch erwarten, nicht von Richtern abgeurteilt zu werden, die nach so langer anstren gender Sitzung körperlich und geistig erschlafft sind. Vor einiger Zeit sah sich das Gericht eines Abends genötigt, sich für erschöpft zu erklären und eine noch anstehende Sache von Amts wegen zu vertagen. Am Donnerstag wiederholte sich dieser Vorgang. Münster. Das Kriegsgericht verurteilte den Artillerie-Einjährigen Scille, der in der Trunkenheit am 7. April einen Franziskanerpater in der Klosterkirche mit der Waffe angriff und verletzte, zu zwei Monat Gefängnis. Kuntes Allerlei. Auf ein Preisausschreiben der Biele felder Kakes- und Biskuitfabrik Stratmann und Meyer, beir. die beste Verdeutschung des Wortes „Kakes", find nicht weniger als 15 349 gültige Bewerbungsschreiben eingelaufen. Zählt man die verspätet eingegangenen Wörter, sowie die jenigen, welche den gestellten Bedingungen nicht entsprachen, noch hinzu, so dürften über 20 000 Versuche, das englische Wort „Kakes" zu ver deutschen, gemacht worden sein! Gewiß haben die Preisrichter eine äußerst interessante, wenn auch mühevolle Arbeit zu bewältigen, um den Weizen von der Spreu zu sondern. * * * Einseitige Wohltätigkeit. Erster Student (im Kaffeehaus zum zweiten): „Schon wieder ein Wohltätigkeitskonzert für überschwemmte!" — Zweiter Student: „Unglaublich — immer für diese überschwemmten! Weshalb arrangiert man denn nicht einmal eins für Leute, die auf dem Trocknen fitzen?" cM Bi.y Gut angewandtes Mittel. „Papa, schenk mir bitte etwas Kokain." — Zahnarzt: „Aber wozu das?" — „I, wir haben heute einen neuen Lehrer, und der soll mächtig zuhauen." c,Dorfb.q tümliches Gefühl von Weichheit war über sie gekommen. Aus dem Grunde ihres Herzens herauf flüsterte ihr eine vorwurfsvolle Stimme zu: „Du bist zu hart mit ihm gewesen und jetzt erst ist alles vorbei!" . . - * DerKommerzienral veranstaltete seiner Tochter ein prächtiges Verlobungsfest; die Roben für Frau und Tochter hatte er dazu aus Paris kommen lassen. In den Gesellschaftsräumen wurde der größte Luxus entfaltet, und die arme Frau Matilde kam sich in all' dieser Pracht wie ein wahres Opferlamm vor. Indessen erschien sie heut nicht allein als die Dame des Hauses. Die Mutter des Kommer zienrats war aus ihrer Zurückgezogenheit ge treten und begrüßte die Gäste in dem großen Empfangssalon, der mit Blumen und Spiegeln in verschwenderischer Fülle geschmückt war. Frau Schellbach war noch immer eine stattliche Dame; trotz ihres hohen Alters stand sie aufrecht da, die schlanke, hohe Gestalt in ein Kleid von schwerer dunkelblauer Seide gehüllt, das schnee weiße, dichte Haar unter einem schwarzen Spitzenhäubchen verborgen. Ihre großen braunen Augen hefteten sich voll und klar auf jeden, mit dem sie sprach. Und sie kannte alle, trotzdem sie nie in Gesellschaft kam und fast mit niemand verkehrte. Als Frau Green mit ihrem Gatten und Hedda in den Saal trat, kam der Kommerzienrat den „Amerikanern" mit ausgesuchter Höflichkeit entgegen. Er ließ es sich nicht nehmen, seine Gäste zu einem Sitz zu geleiten, und auch Frau Matilde wurde durch einen Blick herbeigewinkt, um sie zu bewillkommnen. Frau Green hatte neben der Mutter des Kommerzienrats Platz genommen, die alle Dame kannte die Ameri kaner wohl vom Sehen, gesprochen hatte sie noch nie. .mit ihnen. Frau Green zeigte sich sehr freundlich und begann ein längeres Ge spräch; Hedda saß stumm daneben. Oft hatte sie den Augenblick herbeigesehnt, um der Frau ins Auge sehen zu können, die ihre Tochter so hart und erbarmungslos dem Elend hatte überlassen können. Jetzt war ihr Wunsch erfüllt; sie blickte in das feine, blaffe, von leichten Runzeln durchzogene Antlitz, dessen Helle Augen klug und forschend in die Welt sahen. So ähnlich hatte sie sich ihre Groß mutter vorgestellt; vielleicht ein wenig kälter, schärfer und gemessener, als die alte Dame sich in Wirklichkeit gab. Aber im ganzen glich sie dem Bilde, das sich Hedda von ihr entworfen hatte. Der Name Hedda Winter schien ohne jede Wirkung an dem Ohr der alten Dame abge glitten zu sein, — hatte sie vergessen, daß ihre Tochter einst diesen Namen geführt, rief er gar keine Erinnerung in ihr wach? Es schien so und Hedda wehrte dem bittern Lächeln nicht, das unwillkürlich auf ihre Lippen trat — jetzt wäre doch alles zu spät gewesen! „Ah, also Graf Hermann Landsberg will heut hierherkommen?" fragte die schöne Frau Green angenehm berührt, der alten Dame freund lich ins Gesicht sehend. „Ein doppelter Porzug für Ihr Haus, denn wie ich höre, soll der Graf ein wenig Sonderling sein. Er ist wohl ein sehr alter Herr?" „Alt? Nein, das könnte man nicht gerade sagen," versetzte Frau Schellbach lächelnd, „der Graf wird kaum über fünfzig sein; seine Eigen tümlichkeiten lassen ihn wohl nur älter er scheinen, als er ist: Er lebt äußerst zurück gezogen auf seinem Schlößchen außerhalb der Stadt und bringt Sommer und Winter in dieser Einsamkeit zu." Ein leiser Seufzer entrang sich den Lippen der schönen Zuhörerin; aber weder Hedda noch die alte Dame achteten darauf. „War er immer so?" fragte endlich Frau Green fast schüchtern. „Nicht immer! Ich habe ihn noch als sehr flotten Kavalier gekannt," versetzte Frau Schell bach mitteilsam. „Man munkelte viel von fernen Abenteuern, — doch da kommt er!" Frau Green hatte schnell ihren Fächer ent faltet ; aber hinter diesem hervor spähte sie auf merksam nach dem Ankömmling. Graf Landsberg war groß und hager; er hielt sich leicht vorgeneigt und ging sehr lang sam. Dennoch machte seine Erscheinung nicht den Eindruck von Hinfälligkeit. Das an den Schläfen schon stark ergraute Haar und der kurze, dichte Vollbart umrahmten ein blasses Mannesantlitz, das noch Spuren einstiger Schönheit zeigte. Der Blick der großen Augen war hell und klar, und als er jetzt zu sprechen begann, klang seine Stimme voll und tönend durch den Saal. Hedda beachtete den Eingetretenen kaum, sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Als sie sah, daß sich alles erhob und näher trat, verließ sie ihren Sitz und schlüpfte in ein Seitengemach. Auch dieses war reich mit Blumen geschmückt. Das junge Mädchen trat zu einem üppig blühenden Oleanderbaum und sog den betäu benden Duft der rosigen Blumen ein, als sich plötzlich eine Hand auf ihren Arm legte. Ihr erster Gedanke war Paul; ungestüm fuhr sie zurück. Aber sie blickte in ein ganz anderes Gesicht — die Mutter des Kommerzienrates stand vor ihr. Hedda fühlte, wie ihr das Blut plötzlich in die Wangen schoß, — sie starrte die alte Dame an, keines Wortes fähig. Frau Schellbach lächelte sanft. „Ich bitte um Verzeihung, Fräulein, wenn ich Sie er schreckt habe," sagte sie; „ich kam hierher, um ein wenig zu ruhen, drinnen im großen Saal ist es mir zu heiß geworden." „Dann will ich nicht stören," versetzte Hedda gepreßt, indem sie Miene machte, sich zu ent fernen. Doch die alte Dame hielt sie zurück. „Nein," rief sie lebhaft, „so war es nicht gemeint! Wenn es Ihnen nicht zu langweilig ist, mit eiuer alten Frau einige Minuten zu plaudern, so würde mir Ihre Gegenwatt großes Ver gnügen bereiten." Hedda verneigte sich kalt. Sie nahm der alten Dame gegenüber Platz, doch so, daß ihr Gesicht mehr im Schatten blieb ; Fran Schell bach sah das junge Mädchen mit einem langen Blick an, dann sagte sie: „Frau Green ist eine liebenswürdige Dame und scheint viel Welt erfahrung zu besitzen." ri (Fortsetzung folgt.)