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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme van Inseraten bis vormittag zo Uhr. Inserate werden mit zo Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 49. Freitag, den 24. April 1903. 2. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, 2Z. April I90Z. — Endlich scheint es, nls ob wir Tagen mit schönerer Witterung entgegcngingen, nachdem zwei Drittel des Aprilmonats echtes Aprilwetler geherrscht hat. Die letzten zwei Tage brachten warmen Sonnenschein und laue Luft und es ist Aller Wunsch, daß der letzte Ansturm des Winters auch wirklich der aller letzte gewesen ist. Die Blüten, die sich noch nicht erschlaffen, haben die Kälte der letzten Tage überstanden und hoffentlich ist dies der größere Teil der Baumblut. Mehr Schaden als die Kälte hat der Sturm an den Bäumen an gerichtet, dem Vernehmen nach doch nicht so viel, daß die Obsternte sehr geschädigt ist. Einige Tage warmer Witterung können vieles wieder gut machen. - —* Nachdem die Rückkehr unserer Früh ¬ lingssänger ziemlich beendet ist, sei darauf hingewiesen, daß das Einfangen und Töten nachgcnannter Vogelarten bei Strafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haft verboten ist: Blaukehlchen, Rotkehlchen, Nachtigall, Gras mücke, RotsHwänzchen, Steinschmätzer, Wiesen schmätzer, Bachstelze, Zaunkönig, Pirol, Gold hähnchen, Meise, Ammer, Fink, Hänfling, Zeisig, Stieglitz, Baumläufer, Wiedehopf, Lerche, Star, Dohle, Fliegenschnäpper. Kuckuck, Specht, Wende hals, Bussard und Eule mit Ausschluß des Uhus. — Die Einführung der vierten Wagenklasse an den Sonntagen, wie sie vom Sächsischen Eisenbahmat beschlossen worden ist, dürfte seitens der Generaldireklion der Staatsbahn und seitens des Königlichen Finanzministeriums auf wenig Entgegenkommen zu rechnen haben, denn aller Wahrscheinlichkeit nach wird die vierte Wagniklasse nicht in die Züge eir.g.stellt, da sämüiche Eisenbahnbetriebsdirektionen in Sachsen in einem eingeforderten Gutachten sich gegen diese Einstellung in die Sonntagszüge ausgesprochen haben. Entscheidend hierbei ist der Umstand, daß eine ganz beträchtliche An zahl Wagen vierter Klaffe neugcbaut werden müßten und daß Lüddcutschland überhaupt diese Wagenklasse nicht kennt. — Die 5. Klasse der 143. königlich sächs. Landeslotterie wird in der Zeit vom 4. bis 25. Alai gezogen. Die Erneuerung der Lose ist noch vor Ablauf des 25. April 1903 bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Lose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu be wirken. Dresden. Mittwoch vormittag wurden vom Bahnhofe Flöha aus Probefahrten mit dem neuen Taimlenchen Motornagen vorgenommen. Zu diesem Zwecke begaben sich mit dem 7 Uhr 20 Minuten von hier abgehenden Schnellzuge die Herren Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Rittecstädt und Generaldirektor der Königlich sächsischen StaatSeisenbahnen v. Kirchbach mit einer Anzahl höherer technischer Beamter nach Flöha. Gegen Mittag verkehrte der Wagen, mit dem ein Anhängewagen verbunden war, nach Chemnitz, wo in der ersten Stunde die Ankunft erfolgte. Die Wagen machen einen sehr freundlichen Eindruck und sind für den Vorortsverkchr bestimmt. Dresden. Der Raubmörder Speck ist vom Schwurgericht in Altona zu Tode verurteilt worden. Die Untat, die Speck in Dresden be ging, ist noch in frischer Erinnerung. Bei seiner Verhaftung streckte der gefährliche Mensch den Kriminalbeamten Marcus durch einen Re volverschuß nieder. Für diesen Totschlag wurden ihm vom Schwurgericht in Dresden 15 Jahre Zuchthaus zudikliert. Alsdann erfolgte sein Transport nach Altona, wo ihn jetzt die Strafe für einen Raubmord, begangen am Sonnabend, 31. Mai v. I., nachmitias 5 Uhr, im Hause Hafenstraße 11 in Altona an der 60 Jahre alten Ehefrau des Arbeiters Backhaus, ereilt hat. Dresden. Zirkus Albert Schumann ist am Dienslag vormittag mit Sonderzug in Stärke von 66 Achsen von Berlin auf dem Abstellbahnhof hier angekommen. 25 Taxa meterdroschken standen zur Beförderung der Artistensamilien nach dem Zirkusgebäude bereit. Hier entwickelt sich nunmehr ein lebhafter Mohnungsmarkt, doch dürfte ein Mangel an Logis nicht eintreten. Die Entladung und der Weitertransport der Pferde usw. erfolgt aus schließlich durch eigenes Personal, während die umfangreichen Requisiten das Möbeltransport- gcschäft von G. A. Liebig dem Zirkus zuführt. — Die von anderer Seite gebrachte Meldung, Mitte Lezember komme Corty-Althoff nach Dresden-Löbtau, ist unrichtig. Losch witz. Die Beförderung der Postsachen zwischen den Postämtern Loschwitz und weißer Hirsch findet seit dem 1. April auf grund eines getroffenen Abkommens mit der Drahtseilbahn statt, wodurch eine nicht unwesentliche Beschleu nigung und Zeltersparnis erzielt wird. Loschwitz. Die am Montag begonnene Verbreiterung des 3. Steinwegs und die Her stellung desselben als Fahrstraße wird für die Bewohner des Ortsteiles „Schöne Aussicht" große Bequemlichkeiten zur Folge haben, da die in jenem Ortsteil fahrenden Geschirre nicht mehr die endlose Grundstraße und die steile Schweizerstraße passieren müssen. Auch der Transport von Baumaterialien und dergleichen wird nach Fertigstellung viel leichter zu be wirken sein. Hierdurch sowie durch den bal digen Aufschluß des Warnatzschen Bauplanes wird sich die zumal in letzter Zeit ganz be trächtlich entwickelte Villenkolonie „Schöne Aus sicht" zu einem besonders bevorzugten Teile von Loschwitz gestalten, deff-m Annehmlichkeiten durch den angrenzenden, ruhig gelegenen und einen angenehmen, gesunden Aufenthalt bieten üen „Kömgspark" noch vermehrt werden. Radeburg. Im Saale des hiesigen Schieß- Hauses findet heute Donnerstag nachm. 3 Uhr eine Stadtgemeinderatssitzung statt, in der Herr Bürgermeister a. D. Berg aus Hamburg über die Beschaffung einer zentralen Beleuchtung in unserer Stadt einen Vortrag halten wird. Jeder Bürger, der sich für diesen Gegenstand interessiert, hat Zutritt. — Ein tiefbedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Sonntag vorm. in der Familie des hier wohnhaften Malers P. In einem unbewachten Augenblicke fiel der etwa zweijährige Sohn in einen Topf mit heißem Wasser, welcher vor dem Ofen stand, und verbrühte sich derart am ganzen Körper, daß er Montag früh seinen Leiden erlag. (Anz.) Moritzburg. Se. Königl. Hoheit Kron prinz Friedrich August traf mit seinem persön lichen Adjutanten Herrn Hauptmann v. Zeschau Dienstags um 11 Uhr nachts zur Birkhahn balz hier ein und stieg in Adams Gasthof ab. Früh zeitig fuhr Königliche Hoheit nach Dresden zurück. Königsbrück. Auf dem hiesigen Jnfanterie- Gefechtsschießplatz wird in der Zeit vom 1. bis mit 23. Mai täglich von 6 Uhr früh bis 6 Uhr abends das königliche 3. Infanterie-Regi ment Nr. 102 Einzelgefechts-, Gruppen-Zugs- und Kompagnieschießen abgehalten. Radeberg. Am 12. Mai wird hierselbst der Bezirksverein Königreich Sachsen des deutschen Fleischermeisterverbandes seinen diesjährigen Be zirkstag abhalten. Ullersdorf. Von Unholden ist in den letzten Tagen auf der die Heidemühle und Ullersdorf verbindenden sogenannten „alten Eins" eine steinerne Brücke zerstört worden. Arnsdorf. Die „Gruppe Radeberg vom Sächsischen Elbgausängerbund" hielt am Sonn tag hier ihre diesjährige Hauptversammlung ab. Die aus Radeberg, Pulsnitz, Bretnig, Groß röhrsdorf, Klotzsche und Langebrück erschienenen Vertreter nahmen den Kaffenbericht durch Herrn Gruppenkassierer Kunath-Radeberg entgegen und wählten Langeln ück als den Festort des nächsten Gruppenkonzerts, bei dem wiederum sechs Ge samt- und sechs Einzelchöre zum Vortrag ge langen. Festlokal das Kurhaus gewählt. Zum Gruppen schriftführer wurde Herr Weiß-Radeberg ein stimmig ernannt. Meißen. Dieser Tage wurden abermals mehrere große hiesige Granitblöcke aus den Hirschnitzschen Steinbrüchen am Riesenstein zur Bahn gebracht. Einer dieser Kolosse hatte das ansehnliche Gewicht von 200 Zentnern- Die Steine sind für das Denkmal des Geheimrats Krupp in Essen bestimmt, das ihm von seinem Arbeitspersonal errichtet wird. Meißen. Ein vierjähriges Mädchen und ein sechsjähriger Knabe, Kinder des Arbeiters Menzel hierselbst wurden durch ein umstürzendes Haustor schwer verletzt. Der Knabe erlitt Ver letzungen an beiden Beinen und dem Mädchen wurde der Brustkorb eingequetscht. Das Tor war alt und morsch und siel aus den Angeln. Großenhain. Se. Majestät der König hat dem Offizierskorps des hiesigen Husaren-Regi- ments das von Boddien gemalte Oelbild des hochseligen Königs Albert in der Uniform des 1. Königlich sächsischen Husaren-Regiments Nr. 18 „König Albert" geschenkt. Der Kronprinz trifft zur Ueberreichung dieses Geschenkes heute, Donnerstag, als dem Geburtslage weiland König Alberts, abends 6 Uhr auf dem hiesigen Bahnhofe ein und wird sich von dort nach dem Offizierskasino begeben, wo die Offiziere des Regiments mit den Vertretern der Spitzen der königlichen und städtischen Behörden seiner harren. Zschaunitz. Vergangenen Sonnabend in der vierten Nachmittagsstunde ereignete sich im hiesigen Steinbruch ein bedauerlicher Unglücks fall. Durch eine sich loslösende Wand wurden zwei Arbeiter, welche im Bruche beschäftigt waren, verletzt. Der eine, Max Schneider von hier, erlitt einen Beinbruch, Beckenbruch und innere Verletzungen, während der andere, Weser aus Ebersbach, mit nur leichten Hautabschürf ungen davonkam. Ortrand. Die Pulsnitz war früher sehr fischreich Und die Flußpächter hatten immer schönen Gewinn. Seit einiger Zeit machen jedoch die Fischottern, welche sich in der Puls nitz vermehrt haben, erheblichen Schaden. Dieser Tage gelang es Herrn Senator Kittler hier, wiederum einen Fischotter von seltener Größe zu fangen. Herrn Kittler sind schon mehrere Fischottern ins Eisen gegangen. Ortrand Sich selbst ausgewischt haben sich hier zwei Knaben, die bei einem Neubau ungelöschten Kalk naß machten und einige Stückchen davon in die Hosentaschen steckten. Der Kalk brannte natürlich die Taschen bald durch und die Knaben erlitten Brandwunden an den Beinen, die zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich sind. — Hier hat man schon mit dem Kartoffellegen begonnen. Mühlberg. Der Straßenräuber, der am 9. d. M. im Lönnewitzer Walde seinen Reise kollegen Wegehaupt überfiel, wurde vom Gen darm Fichtel in Belgern ergriffen. Es ist der 19 jährige Töpfergeselle Oskar May aus Kamenz in Sachsen. Der Mittelfinger seiner rechten Hand ist bis auf den Knochen durchgebiffen. Bei seiner Festnahme leugnete er zunächst, ge stand dann aber die Tat unumwunden ein. Uebrigens verlautet, daß der überfallene Wege haupt, welcher im Liebenwerdaer Krankenhause liegt, sich wohlbefindet und außer Lebensge fahr ist. Mühlberg a. d. E. Der orkanartige Sturm, welcher namentlich am Sonntag furchtbar tobte, hat auch hier vielfachen erheblichen Schaden angerichtet. In den umliegenden Forsten wurden starke Bäume entwurzelt und umgeknickt. — Auf dem Vorwerk der nahen königlichen Domäne Borschütz riß der Sturm das Dach des Wohn hauses herunter, in Caßdorf wurde der Giebel teil einer Scheune umgeriffen, wobei die da nebenstehende Scheune stark beschädigt wurde. In Obernaundorf brachte der Sturm eine große Scheune zum Einsturz und begrub unter den Von den beiden Verunglückten, Oekonom Sä mann und dessen Sohn, erlitt letzterer einen komplizierten Armbruch, eins der Pferde wurde erschlagen. Grimma. Ein blutiges Drama hat sich in der Nacht zum Montag in einem hiesigen Gast hofe abgespielt. Der Husar Heider aus Guben öffnete mit einem Rasiermesser seiner zum Be suche hier anwesenden Geliebten, der zwanzig jährigen Hutgarniererin Minna Scholz aus Guben die Pulsader, worauf er sich felbst die Kehle durchschnitt. Als man am Morgen die Tür gewaltsam geöffnet hatte, fand man das Liebespaar im Blute schwimmend, aber noch lebend vor. Der Husar wurde ins Garnison lazarett gebracht; es ist fraglich, ob man ihn am Leben erhalten kann. Das Mädchen dürfte gerettet werden. Meerane. Die Lohnbewegung der hiesigen Maler ist zu gunsten der letzteren ausgefallen. Die Meister haben den von der Gehilfenschaft geforderten Tarif anerkannt, doch soll er erst am 1. April 1904 in allen Punkten in Kraft treten. Für dieses Jahr ist ein Uebergangs- tarif angenommen, wonach die Arbeitszeit von 12 auf 10fft Stunden herabgesetzt wird und die Löhne pro Stunde um 3 Pf. erhöht werden. Für Ueberstunden und Sonntagsarbeit beträgt die Lohnerhöhung 10 Pf. pro Stunde. Crimmitschau. In Vollmersheim wurde am Montag morgen eine unbekannte 20 jährige Frauensperson erfroren aufgefunden. Zwickau. Bei dem am Sonntag aufge tretenen Sturm wurde die neuerrichtete Unter kunftshalle des hiesigen Naturheilvereins völlig weggefegt und dem Verein ein Schaden von 1300 M. verursacht. Oberreuth. Zwischen Oberreuth und Ermelsgrün wurde die zehnjährige Anna Reichel, als sie vom Besuche ihres Großvaters zurück kehrte, am Waldrande von einem Strolche an gehalten, der ihr ein Taschentuch in den Mund stöpsle und an dem kräftig entwickelten Kinde ein Sittlichkeitsverbrechen verübte. Man fand das Kind später bewußtlos am Boden liegend auf, der Verbrecher aber war unerkannt ent kommen. Annaberg. Der in einer hiesigen chemi schen Waschanstalt beschäftigte Laufbursche Löser, 16 Jahre alt, hatte einen Farbstoff zu holen, in welchem Schwefelsäure und Zinnober ent halten war und von dem er wußte, daß e» Gift war. Unterwegs lockte er den sieben jährigen Sohn des Versicherungsinspektors und Predigers der apostolischen Gemeinde Gautel an sich und hielt ihm den Farbstoff mit den Worten hin: „Hier, trink mal, das ist Wurst brühe." Der Knabe trank auch, sofort lief das Gesicht blau auf und nach wenigen Augen blicken brach er auf dem Markte zusammen. Der Knabe Gautel lebte am andern Tage noch, doch ist an sein Aufkommen nicht mehr zu denken, da nach Aussage der Aerzte die Därme verbrannt sind. Er hat furchtbare Schmerzen. Er war ein aufgeweckter und sehr hübscher Knabe. Reichenbach i. V. In der in der äußeren Zwickauer Straße gelegenen Rollbandmaßfabrik von Philipp L Kirsten entstand Montag mittag Großfeuer. Fabrikarbeiterinnen, die während des Mittags in der Fabrik blieben, mußten aus der ersten Etage herab in den Garten springen, da sie infolge des bedeutenden Qualms dem Erstickungstod nahe waren. Der Schaden ist beträchtlich. Aus dem Vogtlande. Im oberen Vogt lande. so in dem vom Erdbeben besonders heimgesuchten Brambach, haben wieder Erd beben stattgefunden. Die Erdstöße waren nur unbedeutend. Die Erdbebenperiode ist an scheinend im Verschwinden begriffen. — Nach der Zentralweichenstellerei Nr. 1 der Station Reichenbach im Vogtlande wurde am Sonnabend geschaffen. Das Geschoß zertrümmerte die Fenster. Verletzt ist niemand. Verhaftet wurde der Arbeiter Käppel als der Tat dringend ver dächtig. Als Tag wurde der 12. Juli, als Trümmern zwei Menschen und zwei Pferde,