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Ottendorfer Zeitung. Vie „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vormittag ;o Uhr. Inserate werden mit >o Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Freitag, den 8. Mai 1903. 2. Jahrgang Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Amtslokalitäten bleibt das Gemeindeamt Montag, den 11. Mai dieses Jahres geflossen. Ottendorf-Moritzdorf, am 6. Mai 1903. Der Gemeinäevorstanä. Lincke. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Okrilla, ?. Mai 1803. I Nächsten Sonntag, den 10. d. M., nach mittags 3 Uhr hält der Turnverein „Eiche" zu Troß-Okrilla im Gasthof zum Hirsch sein diesjähriges Schauturnen ab, das in Frei- und Geräteübungen bestehen wird. Außerdem ist noch für musikalische Unterhaltung gesorgt. Men Freunden des Vereins im besonderen, sowie des Turnens im allgemeinen sei der Be such dieser Veranstaltung empfohlen. Der Zu tritt ist völlig frei. -o» Am Dienstag abend in der siebenten Stund ereignete sich auf hiesiger Radeburger Straße ein sehr bedauerlicher Unglücksfall, in dem der 6 Jahre alte Sohn des Maurers Thieme von einem Geschirr überfahren wurde. Der Knabe erlitt schwere Verletzungen und liegt krank darnieder. Lausa. Nächsten Sonntag findet hier Kirchenvisitation und den nächsten Tagen Schul visitation durch Herrn Sup. Kaiser aus Rade berg statt. — Schützet die nützlichen Vögel vor den räuberischen Vierfüßlern, vor den Katzen — sei jetzt wieder eindringlich gemahnt. Während der Brütezeit der Vögel sollte man keine Katze frei umherlaufen lasten; denn welchen Schaden nn solches Tier unter den Vögeln anrichten kann, ist unglaublich. Es sei deshalb an alle Katzenliebhaber die Mahnung gerichtet, ihre „Lieblinge" jetzt zu Hause zu halten, damit diese nicht in die Lage kommen können, ihrer Mordlust zu fröhnen. Im Interesse der Katzen besitzer dürfte das selbst schon liegen, sonst brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn eines Tages ihr „Liebling" verschwunden ist! — Im Verlage der E. Heinrichschen Buch drucker« in Dresden-N. (kleine Meißnergaste 40) ist soeben eine vom Polizeirat Dr. Fischer in Dresden bearbeitete Handausgabe des Wahl gesetzes für den deutschen Reichstag und des zugehörigen Wahlreglements vom 28. Mai 1870 erschienen. Das Merkchen, das in zahl reichen Anmerkungen die einzelnen Bestimm ungen des Gesetzes wie des Wahlreglemcnts erläutert und ausführliche Hinweise auf er gangene Entscheidungen, Verordnungen usw. enthält, bildet ein sehr willkommenes Hilfs mittel für die bevorstehenden Reichstagswahlen. Seine Anschaffung (Preis kartonniert 1,50 M.) dürfte namentlich den Herren Gemeindevor- ständen und Wahlvorstehern dringend zu em pfehlen sein. Der Deutsche Fischereitag findet am 19. Mat in Berlin statt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem: Organisation der deutschen Berufsfischer, Steigen und Hochtreiben der Pachtzinse für Fischereigewässer, Hebung des Fischbestandes in den Strömen, Notwendigkeit von Fisch- beziehungsweise Laichschonrevieren im Interesse eines guten Fischbestandes. Dresden. Der frühere Gemeindevorstand von Löbtau, Herr Landtageabgeordneter O. Weigert, ist Montag abend zum Gemeindevor steher in Tegel bei Berlin gewählt worden. Es hatten sich 168 Herren um diese Stelle beworben. Wie erinnerlich, hatte Herr Weigert die auf thn gefallene Wahl als Bürgermeister von Elsterberg abgelehnt. Tegel hat 7000 Einwohner und zahlt seinem Gemeindevorsteher ein Gehalt von 6600 M. Herr Weigert er hält außerdem von unserer Stadt eine bei den Einleibungsverhandlungen mit Löbtau festge setzte Pension. Dresden. In der Nähe der Frauenkirche auf dem Neumarkte zersprang am Dienstag vormittag einem Rollkutscher beim Abladen ein großes mit Rotwein gefülltes Faß, sodaß der edle Stoff leider zumeist auf das Straßen pflaster lief. — Am hiesigen Packhofkai wurde am Dienstag früh die Leiche einer ungefähr 25 bis 30 Jahre alten Unbekannten aus der Elbe gezogen und polizeilich aufgehoben. Sie )at dunkelblonde Haare, graublaue Augen, breite dicke Lippen, vollständige Zähne, runde, volle Gesichtsbildung und ist von starker, unter- stzter Gestalt. Bekleidet war sie mit dunkel llauem Kleiderrock, rotgestreifter Barchentbluse, chwarzem, kurzem Stoffjackett mit schwarzen Knöpfen, schwarzen, mit S. gezeichneten Strümpfen, Lederschnürschuhen, gelber, rotge- treifter Barchenthose, weißleinenem Hemd mit den Buchstaben E. S-, grauem Korsett und grünem Unterrock. Nachrichten, welche zur Feststellung der Person der Toten, die unge- ähr 6 bis 8 Tage im Master gelegen haben änn, dienen können, werden an die Königliche Polizeidirektion, Abteilung A erbeten. Dresden. Der Jäger Kohl vom hiesigen 13. Jäger-Bataillon, welcher seit 14 Tagen vermiet wurde, ist Sonntag früh als Leiche aus der Elbe gezogen worden. — Eine Gärtners ehesrau, welche am Sonnabend früh aus Renners dorf Grünwaren hierher bringen wollte, wurde von ihrem Ehemann bei Cossebaude bewußtlos aufgefunden. Sie war von einem Unbekannten überfallen und vergewaltigt worden. Dresden. Am Dienstag abend verschied hier der frühere Vorstand der Königlichen Amts hauptmannschaft Dresden-Altstadt, Herr Geh. Regierungsrat Dr. jur. Schmidt. — Ueber der diesigen Heide sah man am Mittwoch gegen 1/212 Uhr mittags einen Luftballon schweben. Das Luftschiff hatte eine sehr große Höhe er reicht und nahm eine östliche Richtung an. Es verschwand bald nachher in den Gewitterwolken. — Das „Lindauer Tageblatt" meldet, daß die Prinzessin Luise von Toscana am 4. d. M. abends 9 Uhr von einer Prinzessin entbunden worden ist. — Herr Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Leopold hat sich Dienstag früh nach Lindau begeben. — Montag abend fand in der Schloßkapelle zu Lindau die heilige Taufe der Neugeborenen statt. Die kleine Prinzessin erhielt die Namen Anna Monika Pia. Tolkewitz. Die Gründung einer unifor mierten Feuerwehr ist vom hiesigen Gemeinde rate beschlossen worden. Radeburg. In festlicher Weise beging am Sonntag der Königlich Sächsische Mililäroerein Ober- und Mittel-Ebersbach sein 25 jähriges Bestehen. Dem Verein wurden 6 Nägel als Angebinde überreicht. Vorsteher Tillig und stellvertretender Vorsteher Arnold erhielten vom Präsidium des Militärvereinsbundes je ein Ehrendiplom, der Vorsteher außerdem eine Ehrenschleife. Bei der Festtafel gab Herr Oberst v. Egidy-Naunhof, nachdem er das Kaiserhoch ausgebracht hatte, bekannt, daß ein kaiserliches Fahnengeschenk in kurzem folgen werde. Rammenau. In der Nacht vom Sonn abend zum Sonntag, früh in der 2. Stunde, brach beim Hausbesitzer und Maurer Kluge hier Feuer aus, welches das Anwesen desselben einäscherte. Am Sonntag abend ertönte schon wieder Feueralarm durch den Ort. Es brannte beim Gutsbesitzer Wilhelm Hartmann. Das Feuer legte Scheune und Seitengebäude des Genannten in Asche. Auch das Nachbargrund stück, das Wohnhaus des Herrn August Kluge, wurde von der entfachten Glut erfaßt und brannte nieder. Ein der Brandstiftung dringend Verdächtiger, namen» Oswald aus Obersteina, ist in Haft genommen worden. Derselbe hat Sonntag abend in Rammenau der Tanzmusik mgewohnt und ist angeblich von jungen Leuten bei der Brandlegung der Scheune gesehen und verfolgt worden. Kamenz. Auf Jesauer Flur brach am Sonnabend nachmittag gegen 2 Uhr ein Wald brand aus, wodurch zirka 3 Scheffel 15jähnger Kiefernbestand, den Gutsbesitzern Hermann Schöne und Ernst Lorenz gehörig, vernichtet worden sind. Herrnskretschen. Bei dem am Montag nachmittag im Gebiete der böhmischen Schweiz plötzlich auftretenden orkanähnlichen Sturmwinde, der Bäume entwurzelte und Dächer beschädigte, wurde der Aussichtsturm auf dem vielbesuchten 620 Meter hohen Rosenberg umgelegt. Der Turm stand 12 Jahre. Riesa. Ein „Naturmensch" ü 1a Gustav Nagel hat sich dieser Tage hier aufgehalten. Der Mann heißt Konrad Karl Kurzrock und eine Lebensweise besteht darin, daß er sich nur von rohen Früchten nährt, möglichst wenig Kleidung, nämlich entweder nur einen Lenden schurz oder ein Arme, Brust und Unterschenkel freilassendes dünnes Gewand trägt und im Freien schläft. Wie er erzählte, hat er im letzten Winter bei 19 Grad Kälte (nach R.) beim Hermannsdenkmal im Teutoburger Walde auf Stroh und nur in eine wollene Decke ge hüllt im Freien geschlafen und im Flusse ge badet. Wenn er in seiner Heimat Altmorschen bei Kassel ist, wohnt der 21jährige junge und kräftige Mann in einer selbstangefertigten Erd wohnung, einer Felsenhöhle, von der er eine photographische Abbildung zeigt. Früher war er Kaufmann und lungenkrank, jetzt will er völlig gesund sein und kommt seiner Angabe nach voraussichtlich im Herbste zur Marine, um seiner Militärpflicht zu genügen. Dort will er sich von Weizenkörnern und Nüssen nähren, wie dies ein Bekannter von ihm beim 1. Garde- Regiment in Berlin schon getan habe, weil er daS „säuerliche" Kommiübrot nicht vertrug. In Kassel will er einen von drei Aerzten auf- gegebenen Lungenkranken völlig geheilt und zu seiner Lebensführung veranlaßt haben. Von Kurzrock, der hier in der Jugend großes Auf sehen erregte und nach Meißen und Dresden weiter wanderte, erscheint demnächst ein etwa acht Bogen starkes Buch unter dem Titel „Der Mensch und das Paradies." Zittau. Das aus Ostritz gemeldete „schreck liche Attentat" auf die Näherin Krause stellt sich als eitel Schwindel heraus. Die Krause hatte ihrem Bräutigam vorgeredet, daß sie ziem lich viel Geld besitze. Als sie nun zur Aus steuer etwas Herausrücken sollte, fingierte sie in ihrer Verlegenheit schnell den Einbruchsdieb stahl. Aus der für die nächste Zeit geplanten Hochzeit dürfte nun wohl kaum etwas werden. Elsterwerda. In dem benachbarten Dorfe Kahla brach Montag nachmittag ein Schaden feuer aus, durch welches 6 Gehöfte mit allen Gebäuden eingeäschert wurden. Das Feuer entstand durch eine schadhafte Räucherkammer. Leckwitz. Dieser Tage machte ein hiesiger Einwohner durch Erhängen seinem Leben ein Ende. Der Grund zur Tat ist in Schwermut zu suchen. Langenberg. Am Sonntag vormittag kam der neunjährige Knabe des Fleischermeisters Wilke hier mit der einen Hand in die Häcksel maschine, wobei ihm der eine Finger zerquetscht wurde. Oschatz. Im benachbarten Wermsdorf, wo man die Nachforschungen nach „Petroleum quellen" noch immer eifrig betreibt, hat man am Sonnabend auf einem Felde des Gasthofs besitzers Braun ein Braunkohlenflötz entdeckt, über dessen etwaige Ergiebigkeit noch nähere Mitteilungen fehlen. Leipzig. Wie erinnerlich, wurde im Sep tember v. I. im hiesigen Palmengarten durch Herabfallen großer Stücke des Deckenstucks während eines Abendkonzertes ein junges Mädchen, die bildschöne Tochter eines Stettiner Uhrmachers, getötet und die Frau eines hiesigen Professors verletzt. Am 26. Mai steht in der Angelegenheit Termin beim Landgericht an und zwar gegen den Architekten Gustav Kietz in Magdeburg, den Stukkateur Karl Kienhöfer und den Baugeschäftsinhaber Otto Hennig hierselbst wegen Außerachtlassen einer Berufs pflicht, fahrlässiger Körperverletzung und Zu widerhandlung gegen die anerkannten Regel» )er Baukunst. (W 222 und 230 des Reichs strafgesetzbuchs.) Leipzig. Abgelehnt wurde das Gnaden gesuch, das der Anwalt des Dr- Gentsch, früheren Mitdicektors der Leipziger Bank, ein gereicht hatte. Dasselbe wird voraussichtlich wiederholt werden und vielleicht doch Erfolg haben, da ja nicht einzusehen ist, warum der minderschuldige Dr. Gentsch schwerer büßen oll als Exner, der Haupturheber des Unheils. — Der hiesige ärztliche Bezirksverein hat sich an die Direktionen beider Straßenbahn-Gesell- chaften mit der Bitte gewandt, ihren Schaffnern das gesundheitsschädliche und widerliche Be lecken der Finger vor dem Ablösen der Fahr karten von dem Block zu untersagen; ein Er- üchen, welchem schleunigst entsprochen werden soll. Leipzig. Alfred Schaffer, der am 15. De zember 1902 verhaftete Inhaber des nach ihm benannten Korrespondenzbureaus Schaffer, wird sich in der dritten diesjährigen Schwurgerichts- Quartalperiode, welche für die erste Hälfte des Juli anberaumt ist, vor den Geschworenen zu verantworten haben. Die Anklage lautet auf Fälschung öffentlicher Urkunden in gewinnsüch tiger Absicht. — Bei der Verhaftung des Rechtsanwalts Dr. Werthauer handelt es sich um den Ankauf von größeren Grundstückskom plexen im Osten unserer Stadt. Der Käufer dieser Grundstücke, der mitoerhaftete Oßipowitsch- Josephson, soll dabei einen unverhältnismäßig hohen Gewinn gehabt haben, vielleicht ist auch nicht alles ganz richtig bei dem Abschluß deS Geschäfts zugegangen. Jedenfalls suchte der Verkäufer die Sache rückgängig zu machen und strengte deshalb einen Zivilprozeß an. Im Verlaufe desselben hat Dr. Werthauer über die Absichten seines Mandanten, eben jenes Oßipo- witsch-Josephson, eidliche Aussagen gemacht. Auf diese Aussagen gründet sich die gegen Dr. Werthauer eingeleitete Untersuchung wegen Mein eids. Der mitverhaftete Strauß hatte bei dem fraglichen Kauf die Vermittlung übernommen. Scheibenberg. Noch immer sind in unserer Gemeinde 35 junge Leute, welche an Ostern die Schule verlassen haben, nicht konfirmiert, da deren Eltern sich beharrlich weigern, die Konfirmation durch den hiesigen Seelsorger vor nehmen zu lasten. Schöneck. Am Sonntag vormittag erhielten zwei Jagdgehilfen in der sogenannten „Streu grün" von einem Wilderer einen scharfen Schuß. Der zumeist bedrohte Jagdgehilfe, der vor Auf regung Nasenbluten bekommen und deshalb ge glaubt hatte, er sei getroffen, hatte sich bald besonnen, das Gewehr in Anschlag gebracht und, als der Fremde bei dem dreimaligen Zu ruf: „Halt!" nicht stand, auf ihn gefeuert. Der Schrotschuß soll die linke Brustseite des Mannes getroffen haben. Der Wilderer ent kam jedoch. Aus dem Vogtlande. In der Nacht zum Dienstag gingen über das Vogtland sehr schwere Gewitter, die zum Teil mit Hagel verbunden waren und Schaden anrichteten. Vom Blitz getroffen wurde das Gut des Herrn Martin in Raun, wodurch seine Scheune vollständig niederbrannte. Der Blitz traf auch eine Scheune des Gutsbesitzers Jahnsmüller in Willitzgrün, die ebenfalls völlig niederbrannte. In Unter- triebelener Flur fielen die EiSgebilde so dicht, daß die Flur vorübergehend aussah, als ob es geschneit habe. Die Temperatur sank innerhalb weniger Minuten von 21 auf 6 Grad Wärme. Den Knospen und Blüten haben die Hagel körner arg zugesetzt.