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Mmg Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Sonntag, den 22. Mär; 1903. 2. Jahrgang. lügst altet ge- nneS - ge- seine ndeN Ratzl « I 2 I mir Ml" der rten der Annahme »on Inseraten bis vormittag m Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. NgS- öach, mpf- Bier chlte, sann lebe» ge« irem bend den. iesen 8or- egen nden rn!" .t in aber ^gtes: at i 'n?" Das den bend und >rlich mrch ihnen schief. Na, lassen wir die Herren un gehänselt, besser sie behalten Unrecht, als daß sie für ihre meist recht bösen Behauptungen Recht behalten. In den letzten Wochen Hut eine günstigere Witterung dafür gesorgt, daß es in den Gärten doch schon etwas frühlings mäßig geworden ist, und die Menschheit war gern geneigt, aus den dicken Winterhüllen zu entschlüpfen und mit leichterem Gewand vorlieb zu nehmen. So ist für vieh schon Frühling gemacht, bevor er von Amtswegen seinen Ein zug gehalten. Der Fink schmettert im Grünen und findet fleißige Kollegen, viele freudige, herzige Wünsche und Hoffnungen keimen und sprießen im Menschenherz. Mag allen ein Reif in der Frühlingsnacht erspart bleiben, mag den frohen Erwartungen eine gesegnete Vollendung folgen. — Ostersonntag und der erste Tag des jüdischen Passahfestes fallen in diesem Jahre zusammen. Das ist ein Ereignis, welches seit dem Jahre 1328 nicht stattgefunden hat. Das Konzil zu Nicäa glaubte dies Zusammen treffen unmöglich gemacht zu haben, indem es die Bestimmung traf, der erste Ostersonntag sollte am ersten Sonntag nach dem Vollmond der Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche sein. Diese Rechnung erwies sich weniger genau, als die nach dem jüdischen Kalender. Diesen Kalender bezeichnete der berühmte Gauß als die feinste mathematische Berechnung; die dies jährige Konstellation am 13. April ist ein neuer Belag der Behauptung Gauß. Ein Zu sammentreffen der oben genannten Tage ge schieht äußerst selten und erst in vieljährigen Zwischenräumen. — Der Leh re rin angel ist im Königreich Sachsen großer, als viele annehmen. Vom Oktober vorigen Jahres bis Anfang März ge langten in der „Sächsischen Schulzeitung" über 300 Stellen zur Ausschreibung. — Eine kühne Tat ist am Sonntag im Gebiete der Sächsischen Schweiz von Schandauer Hochtouristen vollbracht worden. Es handelte sich dabei um die Wiederanbring ung des kürzlich vom Falkenstein abgestürzten und dann aus einer Schlucht hervorgeholten metallenen Falken auf seinen luftigen Stand punkt, von wo aus er nun wieder als bekanntes Wahrzeichen in die Lande schaut. Dresden, 19. März. Der Kaiser hat am Dienstag dem Oberbürgermeister Beutler zugesagt, am 1. September d. I. die deutsche Städte-Ausstellung zu besuchen. Da am 2. September hier ein deutscher Städtetag ab gehalten werden soll, ist anzunehmen, daß zur Begrüßung des Kaisers in Dresden Ver treter aller größeren deutschen Städte anwesend sein werden. Dresden. Das Todesurteil, das von dem hiesigen königlichen Schwurgerichte am 8. Dezember v. I. gegen den vormaligen Straßenbahnwagenführer Franz Andreas Lerch aus Züllkowitz wegen Mordes, begangen am 8. Januar 1900 in Löbtau an dem Fabrik wächter Pratsch, ausgesprochen wurde, hat nun mehr durch seine Majestät den König Bestätig ung gefunden. Die Strafe an dem Mörder fand heute Sonnabend früh 6 Uhr in dem Hofe des hiesigen Justizgebäudes auf der Pill- nitzer Straße seine Vollstreckung. ^Dresden. Die Buden zu dem am Sonntag, Montag und Dienstag hier abzu haltenden Jahrmarkt, sogenannten Ostermarkt, werden auf den dazu bestimmten Plätzen auf gebaut. Die während dieser Zeit vom Alt- Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Scheune noch fünf andere Scheunen einäscherte. Die Glasfabrik Sucker L Co., welche vier von diesen Scheunen gepachtet hatte, erleidet einen Schaden von etwa 30 000 Mark, da die teueren Glaswaren, die dort lagerten, mit vernichtet wurden. Der Schaden ist zum größten Teile durch Versicherung gedeckt. Aussig, 19. März. In Großpriesen an der Elbe ivird mit Sonntag, den 22. d. M. eine Predigtstation für die in Groß priesen Md Umgebung lebenden evangelischen Glaubensgenossen begründet. Der erste Gottes dienst wird an diesem Tage nachmittags um 4 Uhr im Gasthofe „Kaiserlinden" abgehalten werden. Lausigk, 20. März. Einhundert Mark Belohnung hat das Königliche Justiz ministerium für denjenigen ausgesetzt, durch dessen Tätigkeit die Ergreifung des am 9. d. M- aus dem hiesigen Gerichtsgefängnisse ent- prungenen Dienstknechtes Karl Fleischhauer, der einen Mordversuch und mehrere Einbruchs diebstähle begangen hat, herbeigeführt wird. Leipzig, 18. März. Der Schlosser Arthur Behnert aus Magdeburg wurde be kanntlich vor einem halben Jahr zweimal wegen der Ermordung und Beraubung zweier Trödlerinnen (Altwarenhändlerinner) in den Städten Leipzig und Jena zum Tode verurteilt und im Weimarischen Landgerichtsgefängnis eingeliefert. Bald nach seiner Einlieferung machte der gefährliche Mensch in Gemeinschaft mit dem gleichfalls inhaftierten Arbeiter Kräuter einen Ausbruchsversuch und schlug dabei mit einem scharfen Stück Eisen auf den Zellen wärter ein, den Kräuter am Halse würgte- Als Kräuter indessen merkte, daß Behnert Ernst machte, d. h. den Wärter erschlagen wollte, ließ er plötzlich ab, sprang die Treppe hinab und alarmierte die Wachmannschaft. Wäre Behnert der Ausbruch geglückt, so wollte er nach seiner Aussage zunächst in Goslar am Harz einen reichen Rentner und dann in Wien einen Kaufmann ermorden und dort 20000, hier 100000 Mark gut machen. Kräuter lockte nicht nur die versprochene Beteiligung an dem Raube, sondern auch seine „Hochachtung" vor Behnert, der ihm „wie ein Held" erschien, und den er sogar in mehreren „Gedichten" — verherrlichte. Behnert werden ja die zehn Jahre Zuchthaus, die ihm der Ausbruchsversuch in der gestrigen Schwurgerichtsverhandlung ein brachte, nicht weiter alterieren, da er doch ein mal den Kopf verwirkt hat, aber Kräuter kommt seine Heldenverehrung teuer zu stehen, er wurde wegen Gefangenen-Meuterei zu vier Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrechts oerlust und Stellung unter Polizeiaufsicht ver urteilt. Ammelshain. In der Nacht zum 11. dieses Monats sind in dem AmmelShainer Rittergutsforste 256 Stück zehnjährige junge Bäumchen abgeschnitten und mit einem Ge schirre fortgeschafft worden. Durch den Naun hofer Gendarm wurden die Täter in einem gewissen M. G. und H. in Taucha ermittelt, die die gestohlenen Bäumchen als Schippenstiele Herrichten und verkaufen wollten. Glauchau, 19. März. In dem Dienstag Nachmittag kurz nach 3 Uhr aus Gera in Glauchau eintreffenden Personenzuge wurde bei der Absuchung nach Fundgegenständen ein Packet in einem Kupee gefunden, welches den in ein Stück Leinwand eingewickelten Leich nam eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechtes enthielt. Da bereits sämtliche Paffagiere den Zug verlaffen und sich ent fernt hatten, war es nicht mehr möglich, irgend etwas über die Mutter des Kindes festzustellen. Das Kind muß nach Lage der Sache erst im Zuge oder ganz kurze Zeit vorher geboren worden sein. Plauen i. V., 19. März. Gestern Vor mittag wurde auf Station Schönberg der Bahnwärter Sonntag vom Leipziger Personen zuge überfahren. markte verdrängten Blumenfrauen haben wieder um an der Kreuzkirche ihre Standplätze auf geschlagen. Die Leisniger Schuhmacherinnung pt ihre Verkaufsstände für die Folgezeit während der Jahrmärkte nicht mehr auf der Königstraße, sondern an der Dreikönigskirche. Dresden. Bei einem hiesigen Bäcker meister hat vor einigen Tagen ein etwa 18 Jahre alter Unbekannter eins Geldrolle mit dem Aufdruck „5 Mark in 5-Pfennigstücken" in Zahlung gegeben. Als man später die Rolle öffnete, stellte sich heraus, daß in derselben nur 79 Pfennige in Einpfennigstücken enthalten waren Da nicht ausgeschlossen ist, daß der Unbekannte weitere derartige Betrügereien ver- uchen wird, so wird vor demselben eindringlich gewarnt. Bühlau. Donnerstag früh wurde ein in Dresden wohnender, etwa 10 Jahre alter Schulknabe von der hiesigen Schutzmannschafl wegen Herumtreibens aufgegriffen. Der Knabe gab an, er wohne hier, was aber nach den angestellten Erörterungen auf Unwahrheit be ruhte. Der Vater wurde durch die Dresdner Wohlfahrtspolizei benachrichtigt und der Knabe dann von seiner Familie abgeholt. Radeberg, 19. März Eine Differ enz in der Auffassung des H 68 der Revidierten Städteordnung ist zwischen den hiesigen städt ischen Kollegien entstanden. Der hiesige Stadt rat hatte aus der Pensionskasse ohne Zustimm ung des Stadtverordneten-Kollegiums dem Turnvereine als erste Hypothek auf die Turn halle ein Darlehn von 30000 Mark gegeben. Das Stadtverordneten-Kollegium hat infolge dessen die Richtigsprechung der Pensionskasse zunächst beanstandet. Darauf beschloß der Stadtrat. das dem Turnverein gewährte Dar lehn der Pensionskasse aus dem Reservefonds der Stadtkasse zurückzuzahlen, den zurückgezahlten Betrag aber der Vorschrift des Pensionskassen- regulaüvS gemäß in deutscher NeichSanleihe an zulegen; im übrigen aber gab der Rat die Er klärung ab, daß er auf Grund der Anmerkung 5 zu ß 68 der Revidierten Städteordnung für Ausleihungen und ähnliche Geschäfte die Zu ständigkeit auch fernerhin in Anspruch nehme. Das Stadtverordneten-Kollegium genehmigte in seiner jüngsten Sitzung einstimmig die Ueber- nahme des Darlehns auf den Reservefonds der Stadtkasse, beschloß aber einstimmig, wegen der früheren Vornahme des Rates und über den vom Rate jetzt eingenommenen Standpunkt die Entscheidung der Königlichen Kreishaupt mannschaft Dresden anzurufen. Hierauf wurde auch die Rechnung über die Pensionskasse richtig gesprochen. Meißen, 19. März. Aus Furcht vor einer körperlichen Züchtigung wegen gering fügigen Vergehens hat sich am Sonntag abend ein 13 Jahre alter Schulknabe heimlich aus der elterlichen Wohnung entfernt und ist bis her nicht wieder zurückgekehrt. Man vermutet, daß er sich ein Leid angetan hat. Schon vor Jahren suchte und fand ein älterer Sohn der selben Familie den Tod in der Elbe. Niedersedlitz. Der Packmeister Lorenz vom Elektrizitätswerke in Niedersedlitz wurde als Leiche bei Kötzschenbroda aus der Elbe gezogen. Er hatte sich Veruntreuungen zu schulden kommen lassen und hatte aus Furcht vor Strafe den Tod in der Elbe gesucht und gefunden. Pirna, 19. März. Der Leichnam des 14 Jahre alten Schulmädchens Hedwig Tittel von hier, welches am Sonnabend den 7. Fe bruar vormittags wegen Bezichtigung des Be truges durch eine Mitschülerin in die Elbe ge gangen war, ist am Mittwoch abend von Fischern am Pratzschwitzer Ufer aus dem Wasser gezogen worden. Bischofswerda. Am Sonnabend Abend gegen 11 Uhr entstand in Bischofs werda in der Scheune des Schieferdeckermeisters Berthold Eisenbeiß Feuer, das sich mit großer Schnelligkeit weiterverbreitete und außer dieser Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". OerLliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, 20. März 1903. —* Vergangene Nacht kurz vor 1 Uhr ertönte m unserem Orte Feuerlärm. In dem Schuppengebäude des Jänich'schen Grundstückes in Ottendorf war auf noch unaufgeklärte Ur sache Feuer ausgebrochen, das in den darin befindlichen Vorräten und den angrenzenden Wohnhause, welches noch mit Stroh gedeckt war, reiche Nahrung fand. Fast das gesamte Mobiliar wurde durch die in allerkürzester Zeit herbeigeeilte husige Feuerwehr gerettet, jedoch war an eine Rettung des Gebäud s nicht zu denken uud mußten sich die herbeigeeilten Wehren auf die Erhaltung der angrenzenden Gebäude, welche fast sämtlich noch mit Stroh gedeckt sind, beschränken. Von auswärtigen Wehren waren Cunnersdorf, Lomnitz, Seifers dori und t^rünbeeg in verhältnismäßig kurzer Zeit erschienen. ):( Wie durch Inserat in der heutigen Nummer ersichtlich, findet morgeii Sonntag im Gasthof zum „schwarzen Roß" eine Versamm- lung des mugegründetcn G r u n d - u. Haus besitzervereins statt, in welcher die von der Königl. Amtshauptmannschaft genehmigten Statuten den Mitgliedern bekannt gegeben werden. Es sei jedoch noch an dieser Stelle daraus aufmerksam gemacht, daß Gäste keinen Zutritt haben, es kann sich aber ein Jeder, wer sich dafür interessiert und dem Verein, welcher jetzt schon 68 Mitglieder Hal, beizutreten ge denkt, bei dem Gesamt-Vorstand anmelden, aber vor Eröffnung der Versammlung sich direkt bei dem Vorsitzenden zu melden, um an dieser Versammlung schon teilzunehmen. fI Der hiesigen Volksbibliothek wurde vor kurzem eine SiaaiSunterstützung von 30 Mark zuteil. Dadurch ist es möglich ge worden, eine Anzahl von Schriften unserer besten Schriftsteller zu erwerben. Die bekanntesten seien hiermit genannt: Hansjakob, H-, Valentin der Nagler; Ro segger, P., Das zu Grunde gegangene Dorf; Dickens, (Boz): Ein Weihnachtsabend; Stifter, Ad., Der Waldsteig; Jensen, W, Magister Timotheus; Hauff, W., Die Karawane; Heyse, P-, Der verlorene Sohn; v. Ebner-Eschenbach, Krambambuli; Der gute Mond; Vieblg, Clara. Am Totenmaar u. a- Erzählungen; Keller, Gottfried, Das Fähnlein der sieben Aufrechten; Storm, Thwdor, Von Jenseit des Meeres; Raabe, Wilhelm, Tie schwarze Galeere; Gott helf, Jeremias, Elfi, die seltsame Magd; Droste-Hülühoff, Die Judenbuche; Tolstoi, Auf Feuer habe acht; Zwei Greise; Mosen, Heimweh; Rosegger, Waldbauernbub II. und III. Teil; Tennigson, Enoch Arden; Amiois, Herz; Sohmrcy, Landjugend; Alexis, Hosen d. H. von Bredow; Otto Ludwg, Die Heiteretei; Spyri, Heidi I. und II. Teil; Hebel, Schotz- kästlein; Cooper, Lederstrumpsgeschichten I. u. II- Teil; Grimms Märchen; Andersens Märchen. — Frühlings'Anfang im Kalender! Ja, da wären wir denn endlich soweit, und hoffentlich werden wir sagen können, was lange gedauert hat, wird wenigstens gut. Der letzte Winter war vor allem groß durch die historische Tatsache, daß er allen berühmten und un berühmten Wetterpropheten Unrecht gab, keiner von allen hat voll Recht mit seiner Voraus sage behalten. Und selbst, als ein Teil von ihnen im heißen Drange sich bemühte, durch Nach-Prophezeien Recht zu behalten, gings l von ng. -MW Bekanntmachung. Sonntag, den 22. dss. Mts., vormittags Uhr, soll im Gasthof jk Vroß-Vkrista ein noch gut erhaltenes WW" 8prit2envoagengeUeU -WW gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. Ottendorf-Okrilla, am 20. März 1903. Der Feuerlöschverbandsvorsitzeirde. Lincke.