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Ottendorfer Zeitung : 26.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190211261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19021126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19021126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-26
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.11.1902
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Eduard Hiller, der schwäbische Dichter, ist im Alter von 83 Jahren in Buoch (Württ.) gestorben. Eine kleine Erdumwälzung soll, wie der ,Tgl. Rundsch.' geschrieben wird, sich bei dem Dorfe Czirsowitz bei Loslau ereignet haben. Zu dem Dorie gehört eine kleine bewaldete An höhe, Tscbatscha genannt. Diese ist vor einigen Tagen völlig zusammengefallen. Auf den rings um liegenden Feldern, die meist nur als Hütung benutzt wurden, ist auf einem Flächenraum von etwa 20 000 Geviertmetern das Erdreich auf gewühlt worden, und es haben sich bis 20 Zen timeter breite Riffe gebildet; wie tief diese find, ist noch nicht festgestellt worden. Der Wald hügel, der ziemlich steil anstieg, ist jetzt treppen- iörmig abgestuft. Zwischen den einzelnen Ab sätzen bilden sich Schluchten von ungefähr 7 Meter Breite und bis 200 Meter Länge. Die Wände der Schluchten find bis 8 Meter hoch. Der Weg zu den anliegenden Feldern ist gleichfalls völlig eingestürzt. Wodurch die Rutschungen entstanden find, wird die Unter suchung ergeben. An den tiefliegenden Stellen find neuerdings wiederum schluchtenartige Riffe entstanden. Weitere Rutschungen scheinen nicht ausgeschlossen zu sein. Bo« einer Treibjagd im Lengeselder Walde machte ein Schütze namens Balmer aus Lengefeld dem Waldwärter M. Vorwürfe darüber, daß dieser zwei Rehe verpaßt habe. M. wurde wütend, schrie dem B. zu: „Lump, ich schieße dich übern Haufen!" legte an und schoß aus kurzer Entfernung den B. in die Schulter. Durch den Schuß waren drei Menschenleben gefährdet, denn zwei Treiber befanden fich noch in der nächsten Nähe des Thatortes. B. wurde sofort nach Dingelstedt (Eichsfeld) zu einem Arzt geschafft. Dem ver wegenen Schützen wurde, um weiteres Unheil M verhüten, das Gewehr entrissen; er sieht seiner Bestrafung entgegen. Nicht z« bekehre«! Zur Zeit beschäftigen fich in München einige Menschenfreunde mit einer neuen Gründung, die auf den Ausschank von nur alkoholfreien Getränken in einem eigens zu diesem Zwecke fein eingerichteten Restaurant hinzielt. Als Pächter und Wirt hierfür fand fich. nebenbei bemerkt, mit einer Einlage von 10000 Mark, ein biederer Schwabe. Sämtliche Bedingungen waren gegenseitig bereits zur vollen Zufriedenheit erledigt — bis aus eine, die vorschrieb, der Herr Wirt und Pächter müsse fich schon von wegen des Renommees und der Reklame selbst zum Abstinenzler be kehren und dürfe fich nur alkoholfreie Getränke zu Gemüte führen. An diesem Punkt scheiterte aber der ganze Vertrag, denn der biedere Schwabe äußerte fich nach den ,Münch. N. N.' wörtlich: „Ja wisset Sie, meine Herra, Ms- schenka und verkaufa thu i dös Zeug scho, aber selber sawa thu is net ums Verrecka." Mit Pferd u«d Wage« ertrunken. Auf der Straße zwischen Diedenhoien und Sier? ereignete fich am Dienstag ein schweres Unglück. Durch den Pfiff einer Lokomotive scheuten die Pferde eines Fuhrwerks, in dem drei Herren aus Trier saßen und liefen direkt in die Mosel. Herbeieilende Schiffer retteten den Kutscher, während die drei Herren ertranken. Pferde und Wagen verschwanden in den Fluten. Ei« Zusammenstotz zwischen einem Auto mobil und einem Leichentransport ereignete fich auf der von Jungen nach Sartowitz führenden Chaussee. Der Bäckerlehrling Krause aus Sartowitz war im Krankenhause zu Schwetz verstorben und es sollte seine Leiche zur Be erdigung . nach dem Heimatsorte übergeMrt werden. Zu diesem Behufe hatten die Ange hörigen des Verstorbenen ein Fuhrwerk requi riert, auf welches dir bereits eingesargte Leichs gestellt wurde, während die Leidtragenden selbst im Vorderteil des Wagens Platz nahmen. Als nun das Fuhrwerk die erwähnte Chaussee ent- lang kam, wurde es von einem im scharfen Tempo dahersausend'en Automobil plötzlich ange fahren. Bei dem heftigen Zusammenstöße wurde der Sarg fast völlig zertrümmert und die darin befindliche Leiche zum Teil arg beschädigt. Der Vater des Verstorbenen erlitt einen doppelten f Armbruch und die Schwester eine Schulter- ! Verrenkung. Wie verlautet, soll das betreffende Automobil Eigentum eines im Schwetzer Kreise ansässigen Rittergutsbesitzers sein. Der traurige Vorfall dürste noch ein Nachspiel vor Gericht zur Folge haben. Ein grausiges Gestäudnis. Die acht Ueberlebenden vom Dampfer „Elingamite", die von dem Floß, auf welches sie fich gerettet hatten, aufgcstscht worden waren, gestehen jetzt, daß sie im Zustande geistiger Zerrüttung gegen seitig ihr Blut tranken. Zwei Personen ver abredeten fich. einander Einschnitte in den Körper zu machen und dann gegenseitig ihr Blut zu saugen, diejenigen, die fich dessen weigerten, wurden im Schlafe überfallen. Es wird be hauptet, die Stewardeß der „Elingamite" sei infolge des auf diese Weise erlittenen Blut verlustes gestorben. I« der Menagerie der früheren „Moulin- Rouge".Tänzerin „La Goulue", die zur Zeit ihr Zelt auf der Kirmeß von Montmartre (Paris) aufgeschlagen hat, kam es am Sonn tag zu einem entsetzlichen Kampfe zwischen einem Bären und einer Hyäne, die in einem Käfig zusammengesperrt waren. Der Bändiger stand noch draußen auf dem Podium, um die Menge anzulocken. Die beiden Tiere brummten und heulten inzwischen vor dem im Innern des Zeltes angesammelten Publikum. Plötzlich versetzte der Bär der Hyäne einen Tatzenschlag, sodaß die „Entweiherin der Grüfte" in die Ecke des Käfigs flog. Sie stand wieder auf, schlich fich heimtückisch hinter den Bären, schlüpfte unter seinen Hals und sprang ihm an die Gurgel, an der fie fich festbiß. Vergeblich suchte der riesige Bär fie abzuschütteln; das Blut rann ihm in Strömen vom Halse, während im Zuschauerraum mehrere Frauen ohnmächtig zusammenbrachen. Als der Bändiger herbei eilte, um die beiden Bestien voneinander zu trennen, war es zu spät. Der Bär war von dem heimtückischen Widersacher erwürgt worden und lag tot am Boden. Es kostete ungeheure Mühe, die Hyäne von dem riesigen Körper, an dem fie fich festgesogen hatte, durch Peitschen- und Stockschläge zu entfernen und in einen andern Käfig zu treiben. Ein Riesenbrand in Odessa. Seit Mittwoch abend brennt die Ladestation der Firma Mantaschew in Odessa, in welcher die Zisternenwaggons gefüllt werden. Es brennen sechs große, je 50000 Puds fastende Petroleum- basfins und fünf kleinere. Das Bkreau, das Maschinenhaus, die Arbeiterkaserne, sowie sechs Zisternenwaggons find bereits niedergebrannt. Das Feuer hat fich über eine Fläche von 3600 Quadrat-Faden ausgebreitet. Die Station war nicht versichert. Der Schaden wird bis jetzt auf eine Million Rubel geschätzt. Mysteriöser Todesfall. Wieder macht eine angebliche Mord-Affäre in den obersten Gesellschaftskreisen von New Jork gewaltiges Aufsehen. Robert Remington war mit der vielfachen Millionärin May van Alen verlobt, aber die New Harker Vierhundert betrachteten ihn als einen Proletarier, weil er bloß 30 000 Dollar Revenuen hatte. Vor drei Monaten sollte er heiraten. Da fand man ihn eines Abends tot in seinem Klub zu Newport. Es hieß, er habe fich das Leben genommen. Allein dieser Tage schrieb sein Bruder Edward dem ,New Jork Journal', er befitze dokumentarische Beweise, wonach Robert nicht von eigener, sondern von fremder Hand gestorben sei. Für die Thäterschaft will er bestimmte Anzeichen besitzen, und er nennt führende Mitglieder der höchsten Gesellschaft New Jorks, die beteiligt feien. Eine Stadt in Persien niedergebrannt. Eine drei Tage währende furchtbare Feuers brunst vernichtete, wie die,Daily Mail' aus Petersburg meldet, die Stadt Rescht in Persien. 1500 Wohnhäuser und viele Speicher find niedergebrannt. Ein schwerer Verlust an Menschenleben ist zu beklagen; soweit bis jetzt bekannt ist, find 200 Personen umgekommen. Schneefälle in Deutsch-Südweftafrika. Die Wetterwarten im mittleren und südlichen Teile deS deutsch - südwestafrilanifchen Schutz gebietes berichten von einer Mitte Juni ein- getretenen und verschiedene Tage anhaltenden starken Kälte und von beträchtlichen Schnee fällen, so daß unsere Landsleute drüben in diesem Jahre deutsche Winterfreuden genießen konnten. Der Schnee blieb dort allerdings nur ganz kurze Zeit liegen. Die größte Schnee höhe mit 10 Zentimeter wurde in Hoachanas beobachtet. Die ,Deutsch-Sudwestafrikanische Zeitg.' fordert die älteren Anfiedler auf, der Leitung des Wetterdienstes in Windhoek mitzu teilen, ob und wann in früheren Jahren Schnee fälle beobachtet wurden. Bekannt ist nur, daß am 7. August 1891 in der Nähe Windhoeks ein starkes Schneegestöber gewesen ist. Gerichtslialle. Dresden. Der GrundstückSaaent Ernst Benno Uebermann machte auch mit Offizieren Geschäfte, denen er auf Wechsel und Schuldscheine Darlehen vermittelte. Er hat nun zwei dieser Herren sehr hoch genommen und hat einen von ihnen um eine große Summe betrogen. Er wurde deshalb zu zwei Jahr Gefängnis verurteilt. Posen. Wegen Vatermordes hatte sich der Maurergeselle LaduSzynski vor dem hiesigen Schwurgericht zu verantworten. Die Zeugenver- vernehmungen entrollten ein trübes Sittenbild. Der Verstorbene war ein zanksüchtiger, liederlicher Mann, ein Trunkenbold, der seine Familie ost schlug und mißhandelst und mit leichtfertigen Mädchen verkehrte. Das Urteil lautete auf 4 Jahr Gefängnis wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang unter Zubilligung mildernder Umstände. Der Mord der „Loreley". Nach Beendigung der Voruntersuchung über den Mord wird der Mörder von den griechi schen Behörden dem deutschen Kriegsgericht an Bord der „Loreley" zur Aburteilung ausge liefert werden, danach dem bestehenden Handels vertrag zwischen Deutschland und Griechenland beide Reiche die Verpflichtung übernommen haben, auSgerissene Matrosen auszuliesern. Da die That auf deutschem Grund und Boden ge schah — ein Kriegsschiff ist immer ein Stück Deutschlands —, so find für die Aburteilung Mr die deutschen Marinekriegsgerichte zuständig. Der Matrose Kohler stammt aus Württemberg. Nach den Mitteilungen des ,Berl. Lok.-Anz.' haben fich die Vorgänge an Bord der „Loreley", die dem Unteroffizier Biederitzky das Leben kosteten, folgendermaßen abgespielt: Nach den Aussagen des Kohler habe ihn nur die Geldgier zu der That getrieben. Köbler, der seit neun Monaten an Bord der „Loreley" dient, hatte fich seit langem mit dem Gedanken an den Diebstahl getragen, besonders seitdem er vor der Abiahrt des Schiffes aus Konstan tinopel einen Blick auf die Goldstücke geworfen batte, die ihm Ms dem in seinem Beisein zu fällig geöffneten eisernen Kasten im Rauchsalon entgegengeflimmert harten. In der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag, wahr scheinlich der letzten, in der er bis zur Beendigung der Schiffsausbefferung Nachtdienst haben würde, führte er nun sein Vorhaben aus. Sobald die Wache im Hinterdeck schlafen gegangen war, holte er Hammer und Brecheisen herbei. Als die für die Abhaltung der ersten Runde festgesetzte Stunde verronnen war, ließ er eins der Schiffsboote ins Meer und nahm ein unlängst im Piräus gekauftes, dem Schiff gehörendes großes Messer an fich. Es war halb zwei Uhr; voll stand der Mond am dunklen Himmel, als Kohler sein Licht auslöschte, fich ein Bündel aus den Kleidern machte, die er bei der Ver haftung trug, und es im Boote barg. Bei seinem Eintritt in den Rauchsalon, dessen Thür offen stand, regte fich plötzlich der auf dem Diwan eingeschlafene Unteroffizier. Kohler hatte ursprünglich keinen Mord geplant, aber jetzt, von wilder Angst vor möglicher Ent deckung auf frischer That gepackt, stieß er das Messer, das ibm für später zum Durchschneiden der Bootsstricke hatte dienen sollen, dem Schlafenden in den Hals. Um die Vermutung zu erwecken, Biedritzki sei infolge eines räube rischen Ueberfalls, dem auch er, Kohler, zum Opfer gefallen, ermordet worden, und man habe ihre beiden Leichen ins Meer geworfen, schleppte er den Leichnam zur rechtsseitigen Fallreeptreppe, von der herab er ihn ins Meer warf, dann rückte er den Kasten, den er bei seinem großen Gewicht unmöglich heben konnte, vorsichtig ebenfalls zur Fallreepstreppe und umwand ihn mit Tauen, die er dmn zerschnitt. Kohler hielt die Richtung zum Leuchtturm ein. Beim Anblick einer nahenden Fischerbarke trieb er hier das Boot ans Land, zog die mit genommenen Sachen an, warf seine von dem miteingepackten Messer beschwerte Uniform ins Meer und ergriff schleunigst die Flucht, da die Fischerbarke inzwischen ganz nahe gekommen war, ohne einen Pfennig, nur ein vom Schiff mitgenommenes Stück Brot in der Tasche, wir wahnsinnig in die Nacht hinausstürzend. Der Rauchsalon der „Loreley" liegt auf dem Vorderdeck des Schiffes, tieischwarze Diwans umziehen den von einem viereckigen Tisch in der Mitte ausgefüllten Raum. Blvt- spuren find an den weißlackierten Thürpfosten, ebenso auf dem Fußboden, Tisch und dem Diwan zur rechten Hand zu sehen. An Bord, wo jetzt Matrosen mit aufgepflantem Bajonett an den Fallreepstrcppen stehen, nehmen die Ausbesserungsarbeiten ihren Fortgang. Frei gelassen wurden der wegen Verdachts der Mit schuld in Megara verhaftete und nach Piräus geschaffte Joseph Konrad und der Däne Ander sen, die, Ms Aegypten kommend, in PatraS Arbeit suchen wollten. Bei der Beerdigung Biedritzkis, bei der deutsche, russische, öster reichische und griechische Matrosen-Abteilungen mit ihrer Schiffsmufik dem Toten die letzte Ehre erwiesen, hatten König Georg und der Kronprinz durch ihre Adjutanten fich vertreten und die Kronprinzessin einen kostbaren Kranz an der Bahre niedertegen lassen. Die griechische Regierung, die ein Gefühl der Erleichterung über die so schnelle Aufhellung des düsteren Vorganges empfindet, drückte dem deutschen Ge sandten ihre aufrichtige Teilnahme aus. Graf v. Plessen äußerte zum Minister-Präsidenten die für den schrecklichen Vorfall charakte ristischen Worte: „Die Verbrecher haben kein Vaterland." Die öffentliche Meinung steht noch unter dem Einfluß einer vom Komman danten der „Loreley" zum Hafenkapitän an geblich gemachten Aeußerung. Herr v. Reuter soll nämlich dem Hafenkapitän, der die Mög lichkeit andeutete, daß der verschwundene Posten das Verbrechen begangen haben könnte, angeb lich geantwortet haben: „Die Deutschen find keine Griechen," doch hat der Kommandant mit allem Nachdruck bestritten, die Erklärung gethan zu haben. Dis griechische Presse führte wegen dieses Mißverständnisses schon eine etwas er regte Sprache, doch ist erfreulicherweise dazu schon eine Aufklärung erfolgt. Legationssekretär Frh. v. Langwerth hat nämlich dem Minister präsidenten den wärmsten Dank der deutschen Gesandtschaft übermittelt für den außerordent lichen Eifer und die Bereitwilligkeit, die die Behörden zur Ergreifung des TWers bewiesen haben. Das Hafenamt veröffentlicht eine amt liche Erklärung, daß die mißverstandenen Neuße- rungen des Kommandanten v. Reuter keinen- falls die ihnen von der Athener Presse ge gebene, gänzlich falsche Auslegung zulassen. Der Kommandant der „Loreley" wurde über dies vom König Georg empfangen, dem er versicherte, daß die ihm zugeschriebenen, das griechische Volk beleidigenden Aeußerungen nie mals von ihm gemacht worden seien. Bmtles Allerlei. Et« neuer Titel. Der Großherzog von Hessen hat dem Bildhauer Joh. Scherrer den Titel „Hofmarmorist" verliehen. Auch eine Neubildung auf dem Gebiete der Sprache. * * Unerhört. Frau: „Was hast du da für sonderbare Pflanzen bekommen ?" — Botaniker: „Auf diese besondere Spezies hab' ich mich schon lange gefreut! Das find fleischfressende Pflanzen!" — Frau: „Um Himmelswillen, den Luxus auch noch bei deu hohen Fleisch preisen!" l,N-»l.-) Uebertrnmpst. „Mein Junge hat Ostern eine Prämie von 20 Mk. gekriegt." — „Das ist 'n rechte Lumperei. Auf meinen hatten fie schon mal eine Prämie von 2000 Mk. gesetzt." ». Exm; »«Li«. (Lust. Bl.") olle Pforten geöffnet hatte! Mit welcher un sagbaren Verehrung hatte er zu dem Bilde des Verstorbenen emporgesehen. Die Stimme der Mutter ließ ihn heftig zu sammenschrecken. „Setze dich zu mir, mein Sohn — du weißt ja noch nichts. . .. Dein Vater besaß einen intimen Freund." „Professor Götte," stammelte Ewald, dem eS nicht anders war, als treffe ihn ein blendender, vernichtender Strahl. „Jawohl; und an Arno Götte, welcher wie kein anderer Papas gute Eigenschaften zu schätzen wußte und in welchem dein Vater sein Ideal verehrte, wurde er zum Betrüger! Götte wußte, daß er nicht wieder genesen konnte, und übertrug auf seinem Schmerzenslager die Ver- öffentlichung dieses Werkes, sowie daS Ordnen seines geistigen Nachlasses dem einzigen Freunde. Götte starb, Papa nahm fich mit liebevoller Sorgfalt, ganz im Sinne des Heimgegangenen, seiner Werke an, nur die letzte Arbeit, die Götte ihm besonders ms Herz gelegt hatte und die fast vollendet, nur im Manuskript vorhanden Var, unterschlug er, schrieb fie ab und gab das Werk — vier Jahre nach Göttes Tode — als sein geistiges Eigentum heraus — es machte ihn mit einem Schlage zum berühmten Mann." Die Matrone schwieg, und auch Ewald starrte in finsterem Schweigen vor fich hin. „Papas Annahme, daß niemand um den Betrug wisse," fuhr fie nach einer Weile stockend fort, „erwies fich als irrig, und zwar hat der Zufall in dieser Angelegenheit sein verhängnis volles Spiel getrieben." Das Weitersprechen wurde der alten Dame sichtlich schwer, und doch durste fie auf halbem Wege nicht stehen bleiben. Ewald hob vor Spannung den Kopf. „Baron Albers wußte um das Geheimnis? Du hast niemals den Namen des Barons aus gesprochen, Mama!" „Und doch kenne ich ihn seit meiner frühesten Jugend! Er war — er bewarb sich einst um meine Hand, Ewald I Vielleicht habe ich, ohne es zu wollen, Hoffnungen in ihm geweckt, die fich nie erfüllen konnten. Als ich ihn zurückwies, schwur er, fich für die erlittene Demütigung zu rächen. Trotzdem blieb er meinem Elternhause nicht fern, sondern wußte fich Papas Vertrauen zu erringen, der damals schon bei uns verkehrte. Auch später war der Baron unser bester Freund und ich Kurzsichtige ließ mich durch seine stets gleiche Ergebenheit täuschen. Ich vergaß den Schwur und glaubte an feine Freundschaft. Eines Tages, als er in Papas Abwesenheit in dessen Arbeitszimmer fich aufhielt, um ihn zu erwarten, und Papa verabsäumt hatte, den Schreibtisch zu verschließen, spionierte er, was er wohl sckon ost gethan hatte, in demselben herum und entdeckte das von Götte geschriebene Manuskript, dessen Handschrift ihm den Betrug verriet, denn auch Professor Götte war ihm, als Papas Freund, wohlbekannt gewesen. Der Baron nahm daS 'Originalwerk an fich und ängstigte von nun an durch anonyme Zuschriften den armen Papa in der grausamsten Weise. — Albers hat auch Papas frühen Tod auf dem Gewissen. Erst als ich Witwe war, offenbarte er mir sein verabscheuungswürdiges Treiben unter erneuten Drohungen, den Betrug aufzu decken. In meiner Seelenangst beschwor ich ihn, auch ferner zu schweigen, und, um das Andenken meines Gatten, um die Ehre unseres Namens vor dem Urteil der Welt zu retten, erklärte ich mich zu jedem Opfer bereit. Meine Furcht, der Baron werde auch jetzt noch eine Heirat mit mir wünschen, erwies sich als un begründet, doch er sah Lisa, welche damals zwölf Jahre alt und ein liebliches, entzückendes Kind war. Nie werde ich den Blick vergessen, mit dem er von dem Kinde auf mich sah, um mich dann in dem zu treffen, was mir das Liebste, Heiligste war, in meiner einzigen Tochter. . . Sobald wir uns allein im Zimmer be fanden, sprach er mir kurz und bündig seine Bedingungen aus. „Wenn Sie mir dereinst die Kleine zur Gattin geben, mich als Schwiegersohn will kommen heißen wollen, meine gnädige Frau, so bewahre ich bis in alle Ewigkeit unver- brüchliches Schweigen und gebe am Hochzeits tage Ihrer Tochter das bewußte Manuskript unbeschadet in Ihre Hände zurück l" „Meine arme, liebe Mama!" bemerkte Ewald tief erschüttert, „das war eine wahrhaft teuflische Rache! Wie furchtbar mußt du in all den Jahren unter diesem Verhängnis ge litten haben!" Die alte Dame legte ihre zitternde Hand in die kraftvolle Rechte ihres Sohnes. „Ich fand nicht den Mut, den Anmaßenden zurückzuweisen, Ewald. Ich hoffte auch auf die Gnade des Himmels! Lisa war damals ein unmündiges Kind. Was alles konnte bis zu ihrem achtzehnten Jahre geschehen! .... Ich bezwang meine Verbitterung und Verachtung und gab das geforderte Versprechen, meine Tochter von jenem Moment ab als verlobte Braut zu betrachten ... Die Jahre schwanden und ich hörte nicht das mindeste don Albers. Ich hatte längst mein seelisches Gleichgewicht zurückgewonnen, jeder hoffnungsfrohe Gedanke war mir willkommen. Vielleicht, so meinte ich, hatte der Baron mich nur erschrecken, mir meinen Frieden stören wollen, vielleicht auch wellte er nicht einmal mehr unter den Leben den oder er hatte die unselige Geschichte über haupt vergessen. Durch solche Mutmaßungen beruhigte ich gelegentlich in mir emporstcigende Angstgefühle. Ihr beide wäret mein höchster Stolz, meine ganze Freude! Und wer glaubt denn auch an Gespenster, wenn die Sonne scheint! Lisas Konfirmationstag, an dem ich, ganz von meinem mütterlichen Glück durchdrungen, erwachte, sollte mich eines andern belehren. Ich erhielt ein Schreiben von Albers, in dem er mich in spöttischer Weise beglückwünschte und mich ermahnte, dafür Sorge zu tragen, daß das Herz seiner kleinen Braut fich keinem andern zuwende. Von da ab begannen doppelte Qualen für mich. Die schreckliche Angst, Lisa könne viel leicht Zuneigung für einen Mann aus unserem Bekanntenkreise hegen, sowie die Furcht vor des Barons Rückkehr folterten mich unausgesetzt." Tr e (Fortsetzung folgt.)
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