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Ottendorfer Zeitung : 09.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190211098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19021109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19021109
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-09
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.11.1902
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Politische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser hat am Donnerstag der Marinerekruten-Vereidigung in Kiel beigewohnt und sodann auf der „Hohenzollern" seine Fahrt nach England angetreten. * Wie gerüchtweise verlautet, wird der deutscheKronprinz noch in diesem Jahre einen Gegenbesuch am dänischen Königs Hofe machen. "König Georg von Sachsen hielt am Dienstag nachmittag seinen feierlichen Einzug in die Stadt Leipzig. Der König wird drei Tage dort verweilen. *Die nunmehr amtlich beschlossene Be teiligung Deutschlands an der Weltausstellung in St. Louis 1904 soll sich hauptsächlich auf folgende drei große Gruppen beschränken: die bildenden Künste, das Kunstgewerbe (einschließlich Spielwaren) und das Unterrichts- und Erziehungswesen (unter Einbeziehung gewisser Zweige des Buch gewerbes). * Ueber die Verfiändigungsversuche in Sachen des Zolltarifs ist es, nachdem die wider sprechendsten Meldungen in Umlauf gesetzt wor den waren, wieder still geworden. Abg. Gothein veröffentlicht in den Mitteilungen des Handels vertragsvereins eine Betrachtung über die Aus sichten des Zolltarifs. E: ist der Ueberzeugung, daß der Tarif gar nicht in die dritte Lesung komme. Von Tag zu Tag werde es klarer, „daß der Zolltarif gefallen ist, gefallen an seiner eigenen Schwere." Gothein empfiehlt die Ver längerung der Handelsverträge auf mindestens 10 Jahre. "Zum Reichshaushaltsetat für 1903 weiß die .Nationallib. Korresp.' zu berichten, daß namentlich im Heeres-und Marine-Etat keine Forderungen enthalten find, welche lange Auseinandersetzungen beanspruchen. "Der oldenburgische Landtag ist Dienstag abend mit einer Thronrede eröffnet worden. Dieselbe kündigt u. a. eine Vorlage an, betreffend > den weiteren Ausbau des oldenburgischen Eisenbahnnetzes, und bezeichnet die gesamte Lage der oldenburgischen Finanzm als verhältnis mäßig günstig. "Zur Entscheidung im Samoastreit teilt die ,New Parker Staatszeitung' mit, daß es sich bei den Ent s ch Ld i gu n g s ° For de r u n g e n im ganzen um die Summe von 450 345 Dollar handelte, wovon auf deutsche Unterthanen 103 918 Dollar, amerikanische Bürger 77 605 Dollar, Franzosen 26 321 Dollar, Briten 6285 Dollar, Schweizer 7181 Dollar, eingeborene Samoaner 221 979 Dollar und der Rest auf Angehör ge von Portugal, Oesterreich, Dänemark, Schweden und Norwegen und China kommen würde. Der Schieds gerichtsvertrag setzte fest, daß der König von Schweden ermitteln solle, ob die Amerikaner und Engländer für den durch das Bombar dement verursachten Schaden überhaupt ver antwortlich seien und, wenn daS der Fall, wie hoch der Betrag ihrer Haftbarkeit zu bemessen sei. Ueber letzteres ist bis jetzt noch nichts be kannt geworden. Otsterreich-Ungarrt. * Brüsseler Blätter melden, daß das Ober hofmarschallamt von Brüssel durch den König angewiesen wurde, seiner Tochter, der jetzigen Gräfin Lonyay, zu eröffnen, sie habe, da sie ihres Ranges und all ihrer Rechte verlustig gegangen sei, nicht mehr das Recht, unter c.nem anderen Namen inkognito zu reisen und sie werde im Wiederholungsfälle gericht lich verfolgt werden wegen Führung eines falschen Namens. Die Ver öffentlichung dieser seltsamen Kundmachung an die Gräfin Lcnyah wird im belgischen Publi kum und in der Presse sehr unfreundlich be sprochen ; das in der guten Bürgerschaft Brüssels verbreitete Blatt .Gazette' sagt dazu: „Diese Ankündigung und Androhung hat einen solch knabenhaften Charakter, daß wir uns weigern, an die Echtheit des Dokumentes zu glauben." Frankreich. * Die Gendarmerie in Brest hat Befehl er- Mellender Engel. A) Novelle von Alfred Kahle. lSchlub.) „Topp,Schwester," sagteLudwig, indem er mit der Rechten in die dargereichte Hand der Prin zessin schlug und ihr mit der Linken die Bank noten reichte. „In der großen Oper tanzt man mir die Gavotte für weniger." Elisabeth nahm das Geld und drückte ihren Bruder stürmisch an ihr Herz. Hierauf verließ die Prinzessin das Zimmer ihres Bruders. In den Vormittagsstunden des nächsten Tages herrschte im Schloß Montreuil ein reges Leben. Der Subhaftationstermin war auf 12 Uhr anberaumt, und bis dahin kamen Kauf und Schaulustige, Advokaten und Rechts anwälte, Kommissionäre und Gerichtsdiener von allen Seiten herbeigefahren, um sich in einem geräumigen Zimmer des Erdgeschosses zu ver- f sammeln. Im Gartenhause herrschte die größte Nieder- . geschlagenheit. Raigecour begab sich kurz vor zwölf Uhr in das Terminzimmer, um mitzubieten, und den , Preis möglichst in die Höhe zu treiben. , Der mit dem Verkauf beauftragte Richter ' stand, die Uhr in der Hand, hinter einem mit vielen Aktenstücken beschwerten Tisch und wartete auf den Glockenschlag der bezeichneten Stunde, um die Gebote entgegenzunehmen. Auf einem ' Seitentische lagen die Kaufbedingungen zur Ein sicht für die Käufer bereit. i Raigecour trat an diesen Tisch, um sich mit den Bedinaunaen bekannt zu machen: aber nach- , halten, festzustellen, welche Personen ihre E i n- lagen aus der Sparkasse zurückziehen und durch wen sie dazu veranlaßt worden find. Gegen letztere soll dann sofort ein gerichtliches Verfahren eingeleitet werden. England. * Das irische Parlamentsmit glied William Redmond wurde am Dienstag vormittag, als er in Kingstown (Irland) ans Land stieg, in Haft ge nommen und in das Gefängnis von Kil- mainham gebracht, um daselbst eine Strafe von 6 Monat Gefängnis zu verbüßen. Die Strafe ist ihm seiner Zeit auferlegt, weil er die Bürg schaften für gutes Verhalten, die wegen einer von ihm gehaltenen einschüchternden Rede ver langt waren, nicht finden konnte. Italien. * Obgleich ein bestimmter Zeitpunkt für die Ankunft des Zaren in Rom noch nicht be stimmt ist, werden doch auf der russischen Bot schaft in Rom alle Empfangsvorberettungen getroffen. Ein hoher Beamter hat sich nach Neapel begeben, um den dortigen Königs palast für den Zaren und seine Begleitung in- standzusetzen. Portugal. * Der König Karlos von Portugal soll am 17. November in Dover eintreffen. Der königliche Sonderzug wird ohne Berührung Londons direkt nach Windsor geführt werden, wo der König voraussichtlich bis zum 24. No vember verbleiben dürfte. Auf der Rückfahrt wird der König vielleicht auch London einen Besuch im strengsten Inkognito abstatten. Balkanftaaten. * Auf der Pforte wird erklärt, diePiraten>> Angelegenheit im Roten Meere sei als geregelt angesehen worden, daher müsse die Pforte annehmen, daß der Kommandant des „Piemonte" willkürlich gehandelt habe. (Der selbe hatte ein Piratendorf beschossen.) Das sei höchst gefährlich; denn diese internationale Rechtsverletzung könnte leicht die dorthin ent sandten vier Bataillone und zwei Batterien zur Erwiderung der Feindseligkeiten veranlassen und einen ernstenStreit- faIl heraufbeschwören. Amerika. "Laut dem jetzt vorliegenden Bericht find in dem mit dem 30. Juni beendeten Fiskaljahr 1901—1902 insgesamt 648734 Personen in die Ver. Staaten eingewandert, 466 360 männlichen und 182 374 weiblichen Geschlechts. Zu der Gesamtzahl hat Italien allein 178 375 Einwanderer beigesteuert. Von Ler Gesamtzahl aller Einwanderer konnten 162188 weder lesen noch schreiben, doch schließt diese Ziffer 74063 Kinder im Alter bis zu 14 I.hren ein. Von den Eingewanderten wurde 4974 Personen die Erlaubnis zur Landung verweigert. *Jn Venezuela haben nach amtlicher Mitteilung die Regierungstruppen die Streit kräfte der Aufständischen bei San Mateo vollständig geschlagen. General Matos habe, von den Seinigen getrennt, Lie Flucht ergreifen müssen und werde jetzt eifrig verfolgt. (Die amtlichen Stellen in Venezuela schwindeln nur 5» häufig.) *Wie ans Kingstown berichtet wird, find die Beziehungen zwischen den Ver. Staaten und Kolumbien sehr gespannt. Die kolum- bische Regierung fordert die Zurückziehung der amerikanischen Garnison aus Panama. Afrika. "Der „tolle Mullah" hat sich nach englischen Mitteilungen nun auch die Italiener und vielleicht auch den Negus Menelik auf den Hals geladen. Der Gouverneur der italienischen Kolonie Erythräa, reiste nach seiner letzten Beratung mir dem Ministerpräsidenten Zanardelli von Rom nach Paris ab, um dort mit dem schweizerischen Jngenier Jlg, dem diplomatischen Agenten des Negus Meuelck von Abessinien, über die etwaige Notwendigkeit eines italienisch - abessinischen Vor gehens im Somaliland für den Fall zu verhandeln, daß es den britischen Truppen dem er den ersten Paragraphen gelesen, wußte er genug. Dieser lautete: „Jeder Mitbietende hat vor Beginn des Termins in die Hand des abgeordneten Richters fünfzigtausend Frank niederzulegen." Hierdurch war dem jungen Offizier die Möglichkeit abgeschnitten, sich zu Gunsten der Frau von Canzan bei dem Verkaufe zu be teiligen. Er verließ daher das von Menschen überfüllte Zimmer und ging, von trüben Ge danken gemartert, das Gartenhaus vermeidend, tief in den Park hinein. Da er den beiden Damen nicht helfen konnte, so wollte er sie wenigstens in ihrem Schmerze nicht stören. So viel stand fest, daß die Qual bald ihr Ende finden mußte. Erst nachdem er lange planlos umhergelaufen und sodann auf einer eisernen Bank grübelnd gesessen, trat er den Rückweg nach dem Garten hause an. Mer noch ehe er es erreicht hatte, kamen ihm zwei Damen entgegen, von denen die größere eine Papierrolle in der Hand trug. Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, doch er irrte sich nicht, es war die Prinzessin mit ihrer Ehrendame. Verwundert blickte er sie an. „Sie verstehen doch die Landwirtschaft?" fragte die Prinzessin ihn wie vom Zaune ge brochen. „Ich bin der Sohn eines Gutsbesitzers," gab Raigecour zur Antwort. „Nun, dann kornmeu Sie schnell mit zu Frau von Cauzan." nicht bald gelingen sollte, den „tollen Mullah" zu unterdrücken. Ans dem Reichstage. Der Reichstag setzte am Dienstag die zweite Beratung des Zolltarif-Gesetzes bei dem von den Sozialdemokraten und der Freisinnigen Vereinigung beantragten § 1b fort, der sich gegen die Kartelle und Syndikate richtet und dem Bundesrat die Er laubnis gibt, falls dieselben nach dem Auslande billiger verkaufen als im Jnlandc, die Zölle herab zusetzen bezw. ganz auszuheben. Je nach ihrer Auf fassung von der Notwendigkeit, der Nützlichkeit oder Schädlichkeit der Syndikate beurteilten die ver schiedenen Redner diese Angelegenheit; dement sprechend war auch die Stellungnahme zu den er wähnten Anträgen. Schließlich wurde bei der Ab stimmung über einen vom Abg. Barth eingebrachten Vertagungsantrag die Beschlußunfähigkelt des Hauses konstatiert, worauf das Haus sich vertagte. Am 5. d. wird die zweite Beratung des Zoll tarifgesetzes fortgesetzt und die Erörterung der als 8 1b von den Abgg. Albrecht und Genoffen und den Abgg. Barth und Brömel beantragten, gegen die Kartelle, Trusts, Syndikate, Ringe rc. ge richteten Bestimmungen wieder ausgenommen. Abg. Müller- Sagan (fr. Vp.) gibt der Hoff nung Ausdruck, daß die Anträge im Laufe der Be ratungen eine Formulierung finden mögen, welche die offenbaren Mißstände der Kartelle beseitigt. Seine Partei werde in erster Linie sür den Antrag der Sozialdemokraten, in zweiter für den Antrag Barth stimmen. Abg. Graf Kanitz (kons.) bemerkt, über diesen Gegenstand sei jetzt schon so viel gesprochen worden, daß seine Freunde nur auf ein beschlußfähiges HauS warteten, um einen Schlußantrag zu stellen. Die Erneuerung der Handelsverträge könne natür lich durch einfache Verlängerung geschehen, aber er glaube nicht, daß die verschiedenen Länder mit einer Verlängerung auf ein Jahr zufrieden sein werden, und sür eine weitere Verlängerung werde im Reichstag keine Mehrheit zu haben sein. Ruß land und Oesterreich hätten neue Tarife, daher kein Interesse an den gegenwärtigen Handelsverträgen. Die Grundlage neuer Verträge sei auch sür uns ein neuer spezialisierter Tarif. Abg. Gothein (fr. Vgg.) wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Beumer über die eng- ltchen Kartelle. In England seien die Syndikate nur einfache Fusionen, um gemeinsam gegen den unlauteren Wettbewerb vorzugehen, ähnlich wie bet und in der Schokoladenfadrikation. Gegen solche Kartelle habe er nichts einzuwenden. Hierauf wird ein Kchlußantrag in einfacher Ab stimmung angenommen. Es folgt die namentliche Abstimmung über den 8 1 in der von den Sozial demokraten beantragten Fassung, der mit 68 gegen 166 Stimmen abgelehn 1 wird. Ebenso fällt der Antrag Barth (fr. Vgg.) in namentlicher Abstimmung mit 80 gegen 155 Stimmen. Die Zollfreiheit für Waren, die von VerkaufSver- einigungen nach dem Auslande billiger verkauft werden als im Jnlande, ist also überhaupt ab gelehnt. Er folgt die Beratung des von dem Abg. Albrecht (soz.) beantragten 8 1o, wonach ein zu Unrecht entrichteter Eingangszoll gerichtlich eingeklagt werken kann. Zuständig soll, ohne Rücksicht auf den Wert des Streitgegenstandes, das Landgericht des Bezirks sein, wo die Einfuhr der Waren er folgte. Der diesem Anträge entgegenstehende 8 12 des Vereinszollgesetzes von 1869 soll aufgehoben werden. Abg. Stadthagen (soz.) führt aus, das HauS habe ja schon durch einmütige Zustimmung zu der von der Kommission als 8 1» beantragten Zoll- auSkunftSbehördc sein Mißtrauen gegenüber der bis- herigcn behördlichen Erledigung von Zollstreitfragen bekundet. Dieses Mißtrauen, das ja erfahrungs gemäß ein sehr berechtigtes sei, müßte doch nun auch das Haus veranlassen und geradezu nötigen, für alle Zollstrcitfachen einen Rechtsweg zu eröffnen. Und zwar den ordentlichen Rechtsweg. In einem Rechtsstaat müsse eine solche gesetzliche Möglichkeit gegeben sein, daß man sein Recht, sei eS auch nur ein vermeintliches Recht, verfolgen könne. Vizepräsident Büsing teilt mit, daß ein An trag Singer auf namentliche Abstimmung über den Antrag Albrecht eingegangen ist. Ferner ist ein Amendement v. Dziembowski- Pomtan eingegangen: ein'ach das Landgericht als zuständig zu bezeichnen ohne den Zusatz: „des Be zirks, wo die Ware eingcsührt ist." Abg. Broemel (fr. Vgg.): Der Herr Vor redner hat in seinem Vorträge mir den größten und schwierigsten Teil meiner Ausführungen vorwegge nommen. Seit 1893 ist dieser Antrag von unserer Seite wiederholt gestellt worden. Ich bitte Sie, chm Ihre Sympathie zu schenken mit den Worten Damit ging sie hastig voran, und Raigecour folgte ihr. Die Bewohnerinnen des Gartenhauses schwammen in Thränen, als die Prinzessin bei ihnen eintrat. „Frau von Cauzan," sagte diese, „trocknen Sie Ihre Thränen. Die Subhastation ist vorüber. Die neue Besitzerin von Montreuil steht vor Ihnen. Der König hat es für mich ankaufen lassen. Ich habe das Gartenhaus und seine nächsten Anlagen abzweigen und Ihnen auf Lebenszeit zuschreiben lassen. Empfangen Sie aus meinen Händen den gerichtlichen Befitz- titel!" Damit übergab sie der früheren Besitzerin von Montreuil die Papierrolle. Frau vonCauzanfiel der Prinzessin schluchzend zu Füßen. „Stehen Sie auf liebe Nachbarin," sagte diese, indem sie die Knieende emporhob. „Ich werde in Beziehung auf Montreuil sehr oft Ihres Rates bedürfen und mir erlauben, ihn fleißig in Anspruch zu nehmen. Jetzt aber hören Sie erst weiter. Der König, in Betracht der ersprießlichen Dienste, welche Ihr ver storbener Gatte ihm geleistet, hat unter den obwaltenden Umständen die Pflicht gefühlt, auf eine Mitgift für Ihre Tochter Bedacht zu nehmen. Er hat den Preis für Montreuil um hundertundfünfzigtausend Frank höher ange schlagen, als es ihm zu stehen gekommen ist. Er bittet Sie daher, diese Summe, die Ihnen gleich sam gebührt, für Fräulein Adele anzunehmen, ohne der Sache gegen ihn im allermiudesteu zu gedenken." OthelloS: „Seid ihm nicht abhold seiner Farbe wegen I" Das Tarifgefitz ist die geeignetste Stelle für eine solche Bestimmung. DaS Zentrum würde seine Vergangenheit verleugnen, wenn es an dieser Stelle seine Hand zu dieser Reform nicht bieten wollte. Schatzsekretär v. Thielmann: Der Antrag will für die Behandlung von ZollsaLen Rechts einheit schaffen. Aber wir haben doch Hunderte von Landgerichten, es würde also durch den Antrag noch keine Einheit in der Behandlung der Zollsachen ein treten, freilich ist noch daS Reichsgericht da, aber ehe dieses eintritt, würde doch immer eine lange Zeit vergehen. Für eine einheitlichere Erledigung streitiger Zollangelegenheiten ist ohnehin schon etwas geschehen, durch die Auskunftsstellen, die nach Aus weis dreijähriger Erfahrungen jetzt bereits sehr ein heitlich vorgehen. Deshalb glaube ich, daß die an- gestrebte Rechtseinheit auf diesem Gebiete schon be steht, und daß der Antrag Albrecht deshalb keine Notwendigkeit ist. Tie Bezugnahme auf Stempel- steuersachen trifft nicht zu, denn da handelt es sich nicht um technische, sondern um Rechtsfragen, welche die Richter selbständig zu entscheiden vermögen. Hier dagegen handelt eS sich um mehr technische Fragen, die der Richter ohne Hinzuziehung von Sachverstän digen gar nicht lösen könnte. Lehnen Sie also den Antrag ab. Abg. v. Dziembowski-Pomian (Pole) befürwortet sein Amendement, durch das Kompetenz streitigkeiten zwischen verschiedenen Gerichten aus geschlossen würden. Abg. Bassermann (nat.-lib.): Wir werden für den Antrag Albrecht stimmen. Die Ausführungen des Staatssekretärs haben mich nicht überzeugen können. Ich ziehe das gerichtliche Verfahren vor, auch dann, wenn eS etwas längere Zeit in Anspruch nimmt als das Verwaltungsverfahren. Damit schließt die Diskussion. Abg. Singer (zur Geschäftsordnung) zieht den vorletzten Satz des Antrages seiner Freunde zu Gunsten des Antrages Dziembowski zurück. Hierauf wird über den so amendierten Antrag Albrecht namentlich abgestimmt. Er Wird mit 131 gegen 112 Stimmen bei einer Stimmenthaltung a b- gelehnt. Darauf vertagt sich das Haus. -— Uon Unft und Fein. Eine BerlobungSgeschichte. Die Mel dung von einem angeblich noch in diesem Jahre stattfindenden Gegenbesuche des deutschen Kronprinzen am Kopenhagener Hofe beutet das dänische Blatt .Politiken' zu einer Verlobung des deutschen Kronprinzen mit der Prinzessin Thyra, der Tochter des dänischen Kronprinzen- Paares, aus. Die Prinzessin sei zwar zwei Jahre älter als der Kronprinz, doch daS schade nicht und sei in der preußischen Königsfamilie nicht selten. Was die Wahl gerade einer dänischen Prinzessin angeht, so finde sich zunächst in Deutschland keine geeignete protestantische Prinzessin, und die katholischen kämen von vornherein nicht in Betracht. Dann aber spreche man von der feinen Politik, die darin bestehe, daß der Tochtersohn des Herzogs von Augustenburg sich mit einer dänischen Prinzessin verloben werde. Dänemark und Schleswig-Holstein fielen sich auf diese Weise um den Hals, und durch den ganzen alten Streit mache man auf diese Weise einen dicken Strich I Das von dem Gewährsmann des dänischen Blattes selbst angezweifelte Gerücht wurde schon vor längerer Zeit einmal in Umlauf gesetzt. Eine verhängnisvolle Explosion hat in New Park meyrere Personen getötet und viele andere schwer verwundet. Der Zeitungsbesitzer Heaift hatte aus Anlaß der Feier seines Wahl sieges und desjenigen der demotratischen Partei in New Jork in der unmittelbaren Nähe des Madison Sqare Garden eine große Menge Feuerwerkskörper aufftapeln lassen, die am Dienstag um 10V- Uhr abends aus unbe kannter Ursache explodierten. Die Folge war ein entsetzliches Unglück. 12 Menschen wurden in Stücke gerissen, während 82 Personen schwere Verletzungen davontrugen. Der Platz war von einer dicht gedrängten Menschenmenge umlagert. Etwa 40 060 Personen hatten sich dort Kopf an Kopf zusammengedrängt. Als die Explosion er olgte, bemächtigte sich eine ungeheure Panik der Menge, welche die Verletzung vieler anderer zur Folge hatte. Die Polizei rückte mit 500 Mann an und sperrte den Platz ab. 12 Per sonen, welche die Oberaufsicht über das Feuer werk fühlten, wurden verhaftet. Jetzt stürzte Adele der Prinzessin zu Füßen. Diese hob sie auf, um sie zärtlich zu küssen. „Endlich," fuhr sie fort, „hat mir der König gestattet, einen von ihm zu besoldenden Inten danten für Montreuil anzustellen und diesen Posten einem der Landwirtschaft kundigen Offi zier zu übertragen. Wollen Sie die Stelle an nehmen, Herr von Raigecour?" „Mit tausend —" „Nicht zu vorschnell!" fiel die Prinzessin ihm in die Rede. „Es ist eine Bedingung daran geknüpft, die Sie vielleicht nicht geneigt find, M erfüllen." Raigecour stutzte. „Mein Intendant muß verheiratet sein." Raigecour und Adele sahen sich schüchtern an und richteten sodann einen fragenden Blick auf die Mutter. „Was nicht ist, kann werden," sagte diese, die Gedanken der Prinzessin erratend. „Ich bin von allem unterrichtet und mit allem von Herzen einverstanden." Da stürzten sich Raigecour und Adele in die Arme, um sich fest umschlungen zu halten, bis die Prinzessin sie mit komischer Gewalt anseinanderschob. „Davon später," rief sie; „meine Geschäfte find noch nicht zu Ende. Und nun, Frau von Cauzan, wollen Sie Ihrer Tochter, sobald sie verheiratet sein wird, gütigst erlauben, die Ehren damenstelle bei mir anzunehmen?" „Ich wünsche nichts sehnlicher als das. Sie erhält dadurch Gelegenheit, ihre und meine Dankbarkeit an den Tag zu legen. Lies HauS beherbergt drei Glückliche. e
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