Volltext Seite (XML)
Die „Mttcu-orscr Zeitung" erscheint Dienstag, Denners, tag und ^onnadcnd abends. Bezugspreis viertehrihrllch l Mark. Durch die Poft gezogen 1,20 Dlark. Lokalzeitung für die Ortschaflon Ottendorf-Okrilla mit Alorrtzdors und Ilingeaend. Nfit wö hentli b erscheiucilder L-oiliikagsbuilagd „Illustriertes Nuterhultuugsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Mandelch „^§eld und Garten", „öpiel und L>port" und „Deutsche Diode". Annahme von Inseraten Ins vormittag w Uhr. Inserate werden mit io ps. für die LpaUzellc berechnet. TabeUarischcr Satz nach be sonderem Taris. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Mrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Vr. 0. Freitag, den 26. September 1902. 1. Jahrgang. Gtteudorf-Rloritzdorf. Oie Leseholzzeichen für (902/5 können im Gemeindeamt während der Lrpeditionszeit abgeholt werden. Mttendorf-Moriizdorf, am 25. September 1902. Der Gemeindevorstand. Lincke. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Dkriüa, 25. September >902. Am Montag, den 22. September a. c, fand im Saale des Gasthofes zum Hirsch in Groß-Ok illa eine Besprechung über cke Inter essen der hiesigen Orte und deren Umgebung Natt. Die Teilnehmer aus allen Schichten der Bevölkerung waren vollständig eines Sinnes in Bezug auf folgende Gedanken: 1. Eö sind (mehr, als das bish r geschehen ist) Sommerfrischler heranzuziehen, da die Um gebung der husigcn Ortschaften dazu geeignet ist, denn l. die hiesu.en Orte werden durch Sommerfrischler bekannter, es siedeln sich dann schließlich kapitalkräftige Leute hier an; 2 der Umsatz an G.ld, überhaupt Handel und Wandel wird gehoben, der Verdienst der hiesigen Land wirte Geschäftsleute wird größer, die Steuern geringer; 3. die Lebensführung wird eine bessere, der Ort wird kultivierter. 2. Es sind für den Ori nützliche Fablikwesen heianmzühcn, schädliche abzuhatlcn; denn I auch dadurch wird Handel und Wandel reger, die Arbeitsgelegenheit vermein t, der Verdienst reicher; 2. die Laßen werden nicht größer. Die Fabriken bringen gute Elemente in den Ort und zwar in weit höherem Maße gute wie schlechte. 8. Die Einwohnerschaft hat Fühlung mit dem Gemcinderat zu nehmen. 4. Eö ist überhaupt dafür zu sorgen, daß alles, was den hiesigen Orten und ihrer Um gebung schadet, abzuhaltea. alles fördernde aber hcrangczogen werde. Nachdem man sich durch Ausspr. che und Abstimmung mit vorstehenden Gedanken ein verstanden erklärt hatte, wurde beantragt, zur wirksamen Förderung dieser Ziele sich zu- sammenzuschließcn und eine Vereinigung zu bilden. Darüber entspann sich eine lebhafte Debatte. Insbesondere überlegte man sich reiflich, ob es überhaupt gut setz die reiche Anzahl der hier bestehenden Vereine durch Bildung eines neuen noch zu vermehren. Vian fand es nach vor sichtigem Abwägen des Für und Wider aber doch für geraten, unter dein Namen „Ortsverein für Oltendorf-Okrilla und Umgegend" eine Vereint ung gründen. Es meldete sich die größte Anzahl der erschienenen Herren zum Beitritt an, nicht nur ans den hiesigen Ort schaften, sondern auch aus deren Umgebung. Zum Vorsitzenden wurde Herd Fabrikbesitzer Schiffl gewählt. — Da der Verein die Hebung der hiesigen Ortschaften nebst Umgebung aus seine Fahne geschrieben hat, so kann man sich — ja, man müßte sich — ihm unbedenklich anschlichcm Jeder findet darin seine Interessen vertreten, auch die Bewohner der Umgegend. Daß der Verein in gutem Fahrwasser segelt, daß man bei der Gründung keinerlei Hintcr- gedank-en gehabt bat, oder etwa gar neue Lasten den vorhandenen hinmiügcn will, dafür b rgt schon der Name deijeuigen Herren, die sich mit der Gründung befaßt haben, sowie auch der Name des Vorsitzenden, der hier und in der Umgegend das höchste x.nsel»» und das all gemeine Vertrauen genießt. Wir wünschen dem jungen Verein aufrichtig Glück zu seine» au das allgemeine Wohl gerichteten Bestrebungen . — <§e, Majestät der König wohnte gestern Vormittag von Freiberg aus nochmals den Manöver» ter 8. Division Nr. 32 westlich Nud'.l-Colmnitz bei und kehrte nach Beendigung rerselb-n m.t Soncerzug 12 llhr 30 Min. ab Klmgcnvcrg - Eotmmtz nach Niedersedlitz bez. Villa Hosicrwitz zurück. — Der herrannahende Umzugstermiu äßt die für die sächsischen Ctaatüeiseu bahnen giltigen Bestimmungen „Umzugsgut" in Erinnerung bringen. Zu diesem werden gerechnet: Möbel, Hausgeräte, Haushalttmgs- zegenstände, die bei Veränderung des Wohn- itzeS behufs Bewirkung des Umzuges aufgegeben werden und zum Haushalte des Umziehenden gehören. Möbel gelten nur dann als UmzugS- zul, wenn sie bei der Anlieferung zur Bahn rereitü dem Haushalte des Umziehenden cm- gehören und nach beendigtem Umzuge auch ver- ünben. Auch neue Möbel können unter diese» Voiaussetzunge» als Umzugsgut behandelt werten. 'Nach dem ersten Wohnsitze eines Ehe paares verschickte Ausfmuuuasg'gcnsiände werden nicht als Umzugsgut angesehen, gie.chviel, ob sie alt oder neu sind. Die dein Umzugsgutc beigeladenen Kartoffeln, Gemüse, Kohlen n. s. w. werden ebenfalls als wlchcü behandelt, ferner HauS- und Arbeitsgeräte, Betten, Kleidungs stücke u. s. w-, welche Personen ansgebcn, die gemeinschaftlich in größerer Anzahl (Lachsen- günger) für längere Zeit auswärtiger Arbeits gelegenheit nachgchen. Sowohl an Binnen verkehr« der sächsischen Staatsbahnen wie auch im Verkehre mit preußischen Bahnen werde» diese Gegenstände bei Aufgabe in Wagenladungen zu den Frachtsätzen des Spczialtarises 111 be rechnet- Beabsichtigt inan, eine» vom Wohnort entfernten Sommcraufcnthalt zu nehme», so werde» Möbe. ls Umzugsgut nicht berechnet, ebenso ivcnig trifft diese Bestimmung bei Maschinen, Materialen, Vorräten von Fabriken, Buchhandlungen, Lad.ncinnchtungcn, Schank- zelteir u. s. w. zu. — Ueber die h o h e » F l ei sch p r e i se seufzen unsere Hausfrauen. Jhmm ist cs im Grunde gleich, ob die Herren Landwirte oder die Herren Schlächtermeister, der Reichskanzler oder sonst jemand au den hohen Fleischpreisen schuld habe», sie rechne» nur mit der nackten Thasiache, daß die Fleisch- und Wurstprerse nachgerade unerschwinglich gcww.dm sind. Und wirklich, eö ist bei der Teuerung kaum ein Vergnüge» mehr, „kochende Hauösrau" zu sein. „Was nützt mir all die Streiterei und Schreiberei", meinte neulich eine resolute Haus frau, wenn'S Flersch dabei immer teurer wird? Man traut sich kaum mehr, einen Küchenzettel zu entwerfen, der Fleischspeisen enthält, vor Angst darüber, daß dann das Wirtschaftsgeld nickt reicht." So unberechtigt sind nun aller dings die Klagen der Hausfrauen nicht und namentlich in den Familien, wo tagtäglich sechs oder noch mehr 'Mündchen gesätigt sein wollen, bildet die Fleischteucrung eine Harle Nuß. Bel den jetzigen Fleischpreisen kommen übrigens die Gänsebraten sehr zu Ehren. Manche Haus- iraucn haben ausgerechnet, daß sie bei sparsamer und vraktisMr Verwertung besser ihn», Gänse braten aus den Tisch zu bringen, als das Rind- und Schweinefleisch unheimlich teuer zu bezahlen. Auch die Fischspeisen bilden ein Auühilfsmittel; aber der Geldbeutel kommt bei all den Künsten der Hausfrau immer noch zu kurz. Es ist zu verstehe», wenn man sich hinsichtlich der Fleisch preise allseitig eins weiß in der Hoffnung: „Möchte es doch bald wieder anders werden!" — Beschädigte und unbrauchbar ge worden e R e i ch s - K a s > e n s ch eine. Das Reichs- g sitz ichrcibl vor: „Alle Reichs- und Landes- tasien haben die ihnen vciZahlmmen angeboienen beschädigten ooer unbrauchbar gewordenen Reichs- Kassenscheine, deren Umtauschsähigkcit zweifellos >st, anzunehmen, aber nicht wieder zu veraus gaben, sondern an Sammelstellcn (das sind die Reichs-Hauptkasse und die Ober-Poslkassen, sür Preußen die General - Staatskasse und die Regierungs- bez. Bezirks - Hauplkassen, für die übrigen Bundesstaaten die Landes-Centralkassen) obzuführen. Solche Reichs-Kassenscheine sind, außer von der Reichs-Hauptkassc, auch von den lezeichnete» übrigen Sammelstellcn gegen um- laussfähige Reicks - Kassenscheine oder baareü Geld umzntauichen." Hiernach wird stder be schädigte Reichs Kassenschein, auch wenn auf der Nück>eite des Scheins die Pflanzenfasern zum größten Teile verloren gegangen sind, und wenn von di in beschädigte» Stück mehr als die Hälfte vorhanden ist, ohne weiteres durch einen neuen ersetzt. Es kommt also nur darauf an, daß der Schein eckt ist und daß man noch genau unter scheiden kann, daß er in Druck und Papier lecke Abweichung von den echten Scheinen auf weist. Die Ansicht, daß besonders auch die Nummer des Scheines erhalten lein müsse, wenn er wieder ersitzt werden soll, ist durchaus irrig. Scho» ost ist der Fall namentlich auf dein Lande vmgekommcn, daß Leute ihr ge- sparies Papiergeld in die Erde vergraben ha' en, dieses aber dann durch die Manie so zersress n woidcn ist, daß die Leute Meinung bekamen, sie seien um ihr gespartes Geld gekommen. Aber auch diese Stücke werden gegen neue Kassenscheine umgelanscht. Jin. letzterem Falle wendet man sich am besttn unmittelbar an die Reichsschuldrnvenvaltung in Berlin, Oranien- siraßc- — Ter Reservist erscheint nun bald wieder auf der Straße. Eine anstrengende, ernste Zeit hat der Reservist hinter uck, darum »'andern auch die meisten uu! frohen Gefühlen o r trauten Heimat zu, namenllnh die, welche zu Hause ein Besitzturn, ein fester Wohnsitz er wartet; aber ein großer Teil ist nun bloü auf die eigene Kraft angewiesen. Soldatenzeit ist eine schwere Zeit, aber sie Hal auch so manches Gute; der Soldat braucht rucht zu sorgen um 'Nahrung, Kleidung urrd Wohnung, und die Disziplin wirkt erfrischend aus Geist und Ge mut, ebenso wie die Bewegung in der freie» Luft auf den Körper. Der Soldat bat nur auf de» Dienst zu achten, ihn pünktlich zu er füllen, in: übrige» aber ist er frei und unbe kümmert, „für das andere läßt er fein den lieben Staat sorgen." Statt des Dienstes tritt nun dw Sorge um das Dasein an ihn Horan, allem er tritt auch mit einem erhöhte» Erwerbs fand miede, ins offene Leben. Die Militürzeit ist eme praktische Schule sür jedermann. Ein „gedienter Soldat" wird vielfach gesucht, und selbst bei seiner gewöhnlichen Thätigkeit hat er gewiß an Zuverlässigkeit gewonnen. Der Ein fluß der Dienstzeit bleibt für das ganze Leben. — Radeburg. Der hiesige Geflügel züchterverein wird in nächster Zeit wied r rege Thätigkeit entfalten, da im Januar nächste» Jahres die 3. Geflügcl-Ausstellung veranstaltet werben soll, womit auch eine Verlosung von Geflügel in Aussicht genommen ist. — Eisenberg-Moritzburg. Die Gründungsarbeiten zu dem Neubau unserer Kirche und Pfarrhausis sind bereits soweit vor geschritten, daß nächsten Freitag, den 26. d. M., in feierlicher Weise die Grundstcinleguiig stnit- finden soll- An der Feier, welche an diesem Tage iiackmittagS 3 Uhr stättfinden wird, ist voraussichtlich recht lebhafte Beteiligung seitens der hiesigen Einwohnerschaft zu erwarte». — Freiberg. Der Gefreite Lehmann der 2. Batterie des 2. königlich sächsischen Feldarttllerie-Regimeitts Nr. 28, der durch fahr lässiges Laden mit einer geladenen Man över- kartnsche schweres Unglück hcibeisührtc, bar sich, ivie mit aller Bestimmtheit verlaute» im Laufe deü Montags durch Erhängen den Tod gegeb n. Leipzig. Der Termin zur Verhandlung über die Revision der im Leipziger Bank prozesse Verurteilten findet am 4.Oktober statt. Die Reinigung des Obstes vor dem Genüsse. Ueber dieses Thema hat Dr. Bernhard Ehrlich, approb. Arzt aus Straßburg, im Institut für Hygiene und Bakteriologie au der Universität Straßburg eine Arbeit durchgeführt, deren Ergebnis er im Archiv für Hygiene medcrgelegt hat, und worüber Dr. Lentz in der Ztschr. für Med.-Bcamte referiert: Es ist eine bekannte Thatsache, daß das Obst, wie es heutzutage zum Verkauf angeboten wird, auf seiner Oberfläche vielfach beschmutzt ist und eine große Anzahl kleiner und kleinster Lebewesen behervergt, die zum Teil direkt ge sundheitsschädlich wirken tonne». Fälle von Uedcitragung von Chollra, Typhus, ja von Tuderkulvse, durch Obst sind bekam» geworden. Einen gewissen Schutz gegen derartige Vor kommnisse büdet das Schälen und Wa;chen des Obste». Es fehlten bisher »och exakte Unter iuchimgeu darüber, ob in der Trat und m welchem Ma-ze Schmatz dem käuflichen Ob» anhaftet, und ob eine 'Reinigung des Obstes vor dem Genüsse zn erziele,i ist. Um den Grad der B sch.Nutzung s sizunellen, wusch V.r.assec das Obst und stellt, ourch das Ptauenverfm re» oie Zahl der im Was»,wasser vorhandenen Bakterie» scsi, ans eheud von der TlMüche, oaß Sa, wo Schmutz ist, auch Batterien sind. Auf etwa 200 § des Obstes berechnet, sand Ehrlich folgende Zahle» der in das Wasser übergcgaiigenen Bakterien: Heidelbeeren 400,000 Keime, Zweischcn 470,000, Mirabellen 700,000, Birnen 800,OOo, Stachelbeeren 1,000,000, Gaitenerdbeeie»2,000,000,Himbecreiill,000,000, Wmnuauben 8,000,000, Johanmsöeeren 11,000,000 und Kuschen 12,000,o0o Kenne. Aus ästthettsche» wie hygienjchen Giünden zwingen diese Zahlen zu der Forderung, alles Obst vor dem Genüsse zu reinige». Lie lichtem aber auch gleichzeitig, Laß schon durch einfaches Abwaschen des Obstes eine große Menge von Bakterien und somit von Schmutz von bet» Obste emferm weide» kann. I» einer zweiten Versuchsreihe wanoce Ehrlich die gebräuchlichsten 'Methoden der Remigung des Obfics, ivie sie un Haushalt geübt werden, an und prüfte Lurch Platten- mrfahren dieselben auf ihren Werl. Dabei sand er: Einfaches Avreiben der Früchte mit einem trockenen Lappen verringerte die Zahl der am Obst haftenden Bakterien nur unwesent lich; es ist aber eine gute Vorbereitung für eine auf das Abreibcm folgende Waschung, bei der dann eine beträchtliche höhere Zahl von Bak erie» emfcnu wird, als durch eine einfache Waschung. Bloßes Eintauchen des Obstes in Wasser, wie es besonders bei Weintrauben ge übt wird, hat nur eine» minimale» Werl. Da gegen hat mehrfaches Waschen des Obstes, be sonders in fließende!» Wasser, den günstigste» Einfluß auf die Entfernung der Batterien. Auch Wasche» in 0,oproze»ilgcr Zurommsäurelösung wirkte sehr gut. War der Sckmutz am Ob» angctrocknel, so haftete» auch die Bakterie» jener. Was die Arle» der von Obst gezüchtete» Bakterien betrafst, so wurden au Birnen und Aepfeln häufig Coli- und Proteusarte», bis weilen auch chromogene Baklerlen, an Traube» besonders Schimmelpilze gefunden. Verfasser empfiehlt auf Grund seiner Ver suche, Obst vor dem Geimsse einer gründlichen Waschung, am besten in strömendem Wasser, zu unlcrziehen, wenn viel trockener Schmutz an dem Obst tlevt, die Waschung zu wieoecholen. Birne» und Aepfel, oie uul der schale genossen werden sollen, empfiehlt er, vor ocr Waschung init einem trockenen Lappen tüchtig abzurei en. Dr. Lentz bemerkt hierzu: „Im Allgemeinen haben also die Versuche von Ehrlich ei geben, Laß de praklische Lum unseier Hau-flauen zu meist die richtige Methode getrosten Hal, oas Obst von dem auhastiMüeu Schmutze zu fäuberm"