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Politische Rundschau. - Deutschland. * In dem neuenMilitärpensions- qesetz, das in der nächsten Tagung dem Reichstage zugeben soll, wird nach der .Tägl. Msch? die wesentlichste Aenderuna darin be stehen, daß der Höchstbetrag der Pension nach 35 Dienstjahren erreicht werden soll, nicht wie bisher erst nach 40 Menstjahren. *Wie die Münchn. Zig/ aus guter Quelle er ährt, wird trrtz der Ankündigung des Reichs- tagsabgeordneten Dr. Schädler in Tuntenhausen das Zentrum im Reichstage eine Inter pellation über die bekannte Kaiser depesche betr. die Kunstabstriche nicht ein - bringen, da eine einheitliche Auffassung in dieser Sache innerhalb der Partei nicht vor handen ist. * Binnen kurzem beginnen in Preußen die Konferenzen der Ministerien untereinander behujs Aufstellung des Etats. Trotz der durchaus nicht günstigen Finanzlage soll doch versucht werden, einen beträchtlichen Teil der von verschiedenen Ressorts angemeldeten Forderungen festzuhalten. Insonderheit wird peilend gemacht, daß es gerade unter den jetzigen Verhältnissen geboten sei, mit der Ausführung notwendiger Arbeiten nicht zurückzuhalten. * Das ,Berl. Tagebl/ berichtet, daß Minister v. Podbielski wegen des Bekanntwerdens der Aeußerung über den „Lausckanal" mit jenem westpreußischen Großgrundbestzer, dem gegen über er sie auf seiner ostdeutschen Inspektions reise that, eine lebhafte Auseinandersetzung ge habt hat. * Zur Frage der Fl eis ch v ers or gun g hat die Hamburger Bürgerschaft mit großer Mehrheit einen Antrag angenommen, den Senat zu ersuchen, Maßregeln zur Aufhebung der Grenz sperre für Schlachtvieh zu treffen. Ebenso beschloß die Bürgerschaft von Bremen mit großer Mehrheit, den Senat zu ersuchen, durch seimn BundeSratSbevollmächligten unverzüglich zu bean- tragen, angesichts der stetig steigenden Fleischpreist das bestehende Vicheinfuhrverbot für die gesamte ReichSgrenze aufzuhebcn. Anders der Stutt garter Gemeinderat. Der hat nämlich den An trag der Sozialdemokraten auf zeitweilige Auf hebung der städtischen Fleischsteuer mit großer Mehrheit abgelehnt. * Zur Vorbereitung des Gesetzentwurfs wegen Errichtung kaufmännischer Schieds gerichte verlautet, daß finanzielle Bedenken wegen der Verwirklichung nicht mehr geltend gemacht werden. Auch gibt man sich in den Kreisen, die mit der Vorbereitung des Gesetz entwurfs besaßt find, der Hoffnung hin, daß sich die Schwierigkeiten der Angliederung leichter beseitigen lassen werden, als bis vor kurzem noch angenommen wurde. 'Die angelündigte sächsische Tarif- referm schwebt noch vollständig in der Luft. Gegenüber der Meldung, daß die sächsische Staatsregierung die Durchführung einer Per sonentarifreform in den Staatsbahngebieten be schlossen habe, erfährt das .Dresdener Journal' aus zuverlässiger Quelle, daß infolge der in der letzten Sländeversammlung mehrfach ge gebenen Anregung zwar Erwägungen einer Personcmarifreform im Gange find, daß aber noch keinerlei bindende Beschlüsse in dieser Richtung gefaßr worden find. 'Die Wahlmännerwahlen zum Landtage in Oldenburg find so ausgefallen, daß voraussichtlich statt des bisherigen einen fünf Sozialdemokraten in den Land tag einzietzen werden. Oesterreich-Ungar«. *Jn Neusatz (Ungarn) sand eine stark be suchte serbische Protestversammlung wegen der Agramer Exzesse statt. Die Versammlung drückte ihren Abscheu und ihre Entrüstung gegen die kroatischen Gewaltthaten aus und sprach der Landesregierung und der Verwaltung Agrams ihre Mißbilligung wegen deren Haltung während der Exzesse aus. Die Serben fordern Genugthuung und Ent schuldigung in einer Resolution, welche dem Monarchen sowie der ungarischen und kroatischen Regierung unterbreitet werden soll. Frankreich. 'Fürst Meschtschersky, der gegen wärtig in einem französischen Bade weilende bekannte russische Publizist, erklärt, es sei un wahr, daß er jemals von deutschen Intrigen in Petersburg gesprochen. Richtig sei, daß Frankreichs in bezug auf Ruß land begangene Fehler von deutscher Seite sehr geschickt benutzt worden find. Befremdend er scheine, daß in Paris Verständnis fehle für die unwandelbare Freundschaft Kaiser Wilhelms und des Zaren. Frankreich sollte mit diesem wichtigsten Faktor der Welt friedenspolitik besser rechnen und sich nicht durch Zwischenfälle, wie den jüngsten Bot schafterwechsel, sowie durch eine unpopuläre innere Politik sich seine wenigen Freunde ent fremden. Professor Grth, Nachfolger des verstorbenen Prof. Virchow an der Berliner Universität. England. 'Ueber König Eduard von Eng land werden beunruhigendeGerüchte verbreitet. Eine Meldung besagt nichts weniger, als daß der König am Erblinden ist. Im Juli d. wurde der König auf seiner Jacht in Cowes vom Wiesbadener Spezialisten für Augenkrankheiten, Professor Pagenstecher, unter sucht. Diese Thatsache wurde dem Publikum geheim gehalten. Jetzt erhält sich das Gerücht hartnäckig, daß König Eduard an einem K eh l- kopfleiden erkrankt sei, da, wie die Münch. N. N/ erfahren wollen, ein bekannter englischer Kehlkopfspezialist schon mehrere Male zum König gerufen wurde. Die,Polit. Korresp/ freilich ist flugs mit einem Dementi bei der Hand und versichert, daß sich der König durch aus wohl befinde. 'Die .Times' erklären, falls die in dem Aufruf der Burengenerale angeregte Gründung einer internationalen Organisation zur Sammlung von Geldern ernst gemeint sei, müsse die britische Regierung ihr Verhalten gegen die Leiter dieser Organisation einer er neuten Erwägung unterziehen und sie eventuell aus dem britischen Gebiet verbannen. (!!) * Der neue Vizekönig von Irland, Earl Dudley, hielt am Donnerstag nach mittag seinen Einzug in Dublin. Auf den Straßen hielt sich weniger Publikum auf als gewöhnlich. Kundgebungen find nicht vor gekommen. Hier und da ertönten Hochrufe. Aus verschiedenen Teilen von Irland werden Ruhestörungen gemeldet. Das irische Mitglied des Unterhauses O'Donn el ist unter der Anklage der Bedrohung verhaftet worden. Schtveiz. 'Das Befinden Lord Salis burys hat sich nach einem Wölfischen Tele gramm aus Luzern so gebessert, daß man in seiner Umgebung glaubt, er werde bald wieder Ausfahrten unternehmen können. * Ex-Präfident Steijn ist in Begleitung seiner Frau und seiner Kinder in Clarens (Schweiz) eingetroffen. Er wurde in seinem Krankenwagen nach der von ihm gemieteten Villa Dubochet gefahren. Die Bevölkerung be grüßte lebhaft den Präsidenten, der ziemlich wohl aussah. Präsident Krüger wird am 6. Oktober zum Besuch in Villa Dubochet er wartet. Holland. * Den ehemaligen Burendelegierten in Europa Wolmarans, Wessels, Fischer und Potsma find auf ihr Ansuchen um Reise erlaubnisscheine nach Südafrika abschlägige Bescheide zugegangen. Balkanstaate«. 'Die Errichtung eines russischen Konsulats in Mitrowitza gibt noch fortgesetzt Anlaß zu Unruhen und Aus schreitungen, da diese Angelegenheit durch das Exequatur der Pforte noch absolut nicht beigelegt sei. Die Führer des arnautischen Widerstandes in Mitrow tza haben sich vielmehr mit den Arnauten der Bezirke Djalowa, Ipek und Novibazar verbündet und die Erbitterung gegen Rußland sei unter den Mohammedanern aufs Heftigste entfacht. Von allen Seiten strömten bewaffnete Banden von Albanern zu sammen, um gewaltsam die Einsetzung des Konsuls zu verhindern. Die Eisenbahnlinien würoen zerstört und jeder Verkehr mit Mitrowitza unterbrochen. Amerika. * Das Befindendes Präsidenten Roosevelt ist derart, daß die Hoffnung auf baldige völlige Wiederherstellung begründet >st. Der Privatsekretär Cortelyon erklärte, der Präsident ruhe behaglich, man nehme an, daß die lokale Entzündung in einer Woche oder zehn Tagen vorüber sein werde. *An der Landenge von Panama schaffen die Ver. Staaten gründlich Ordnung. Drei Kompanien Marinesoldaten vom amerika nischen Kriegsschiff .Panther* find nach Panama abgegangen. Die Ankunft dieses Kriegsschiffes und die Landung von Seesoldaten hat in er heblichem Maße bei den Fremden wieder zu versichtliche Stimmung erzeugt. Asten. 'Der Pariser .Figaro' veröffentlicht ein Telegramm aus Söul, welches das Gerücht vom AblebendesKaisers vonKorea verzeichnet. Man erwartet Verwicke lungen, da sich in Korea drei Parteien den Einfluß streitig machen, die nationale, die russische und die japanische Partei. Jede derselben hat ihren Kandidaten für die Thronfolge. 'Aus der Südmandschurei meldet das,Büreau Reuter', daß Rußland am Donners tag die SLanhaikwan-Niutschwang-Eisenbahn offiziell an China übergeben hat. Der Aufruf der Kurrugrurrule a« alle grbildeien Natisur«. Die drei zur Zeit in Europa weilenden Burengenerale Botha, de Wet und Delarey haben jetzt ihre Absicht ausgeführt und für ihre leidenden Volksgenossen einen Appell an die gesamte zivilisierte Menschheit gerichtet. Der Aufruf hat folgenden Wortlaut: Es wird der ganzen Welt noch frisch im Gedächtnis liegen, wie die Buren nach einem über zwei und ein halb Jahre an dauernden Kriege für ihre Unabhängigkeit endlich gezwungen wurden, durch Vermittelung ihrer Abgeordneten die ihnen von der englischen Re gierung Sr. Majestät des Königs Eduard VII. vorgelegten Friedeusbedingungen zu Vereeniging anzunehmen. Gleichzeitig wurden wir von den Abgeord neten beauftragt, uns nach England zu begeben zu dem Zwecke, an erster Stelle unsere neue Regierung um Milderung des ungeheuren Elends zu ersuchen, das weit und breit in allen neuen Kolonien herrscht. Gelänge dies nicht, so sollten wir an die Humanität der gebildeten Welt appellieren und mn mildthätige Unter stützung bitten. Bis jetzt aber find unsere Versuche bei der englischen Regierung fehlgeschlagen, und da die Not unbeschreiblich groß ist, so bleibt uns nichts übrig, als uns an alle Nationen von Europa und Amerika zu wenden. In den gefahrvollen Tagen, die wir durch- zukämpsen hatten, war es für uns und die Unsrigen ein wonniges Gefühl, als wir fort während Beweise der Sympathie aus allen Teilen der Welt empfingen. Die von allen Weiltteilen zugeströmteu pekuniären und sonstigen Unterstützungen für unsere Frauen und Kinder in den Konzentrations lagern sowie sür die Gefangenen in allen Erd teilen haben unendlich viel dazu beigetrageu, das harte Schicksal dieser armen Unglücklichen zu erleichtern, und wir ergreifen diese Gelegen heit, im Namen des Volkes beider früheren Republiken unseren innigen Dank abzustatten allen denjenigen, die uns früher mildthätig unterstützt haben. Das kleine Burenvolk kann niemals die Hilf« vergessen, die man ihm in den trüben Stunden seiner Versuchung geleistet hat. Das Volt beider Republiken hatte alles aufgeboten für seine Unabhängigkeit, und jetzt, nach vollendetem Kampfe, steht es vollständig ruiniert! Obgleich wir nicht in der Lage waren, ge naue Angaben der in Leiden Republiken ange richteten Verheerung zusammenzustellen, so find wir doch infolge unserer persönlichen Sach kenntnis überzeugt, daß wenigstens. dreißig- tausend Häuser in den Wohnstätten der Bureu und außerdem eine beträchtliche Anzahl Dörfer von den Engländern während des Krieges ver brannt oder vollständig zerschmettert find. Unsere Wohnungen samt dem Mobiliar find eingeäschert oder zerschmettert, unsere Frucht- bäume gefällt und zerstört, alle Landöaugeräte zerstückelt, Mühlen vernichtet, jedwedes Tier entführt oder getötet und uns — blieb leider nichts übrig! Das Land ist eine Wüste! Der Krieg hat auch viele Schlachtopfer gefordert, und das Land wiederhallt von den Wehklage« der Witwen und Waisen! Ueberdies brauchen wir nicht daran zu er innern, was in Zukunft für die Erziehung der Kinder erforderlich sein wird. In dieser bedrängten Not wenden wir uns an die ganze zivilisierte Welt mit der Bille, durch mildthätige Beiträge unseren Witwen und Waisen, unseren Verstümmelten und anderen Hilfsbedürftigen zu helfen und unseren Kinder» gehörigen Unterricht angedeihen zu lassen. Wir weisen auf die schrecklichen Folgen des Krieges hin, um die ganze Welt von unseren großen Bedürfnissen in Kenntnis zu setzen und keineswegs, um die Gemüter aufs neue zu er schüttern. Das Schwert ruht in der Scheide und alle Differenzen schweigen in der Anwesen heit solch ungeheuren Elends. Der durch den Krieg verursachte Schaden ist unbeschreiblich groß, so daß die kleine Summe, welche England den Friedensbedin gungen gemäß verabreichen wird, selbst wen« sie verzehnfacht wäre, durchaus unzulänglich fein wird, um auch nur die Kriegsverluste zu recken. Die Witwen und Waisen, die Verstümmel ten, die Hilfsbedürftigen und unsere Kinder, zu deren Gunsten wir ausschließlich diesen Aufruf ergehen lassen, werden also davon sehr wenig und in den meisten Fällen nichts genießen. Alle Beiträge werden in eine Kasse einge zahlt werden, „List Oöllerrcls Losrsn-Hlllp- ß'ouäs" genannt, und dieser Fonds wird aus- chließlich zur sofortigen und zukünftigen Be treuung der Bedürfnisse derjenigen Personen angewendet werden, für die die Beiträge ein gesammelt werden. Wir bitten freundlichst um ein inniges, ge meinschaftliches Vorgehen der bestehende» Komllees in den verschiedenen Ländern vou Europa und Amerika und stehen im Begriff, diese Länder der Reihe nach zu besuchen, um eine entsprechende Organisation zu veranstalten und zu fördern. Louis Botha. C. R. de Wet. J.H. Delarey. WnversLanden. 8) Roraan von Marte Weber. Der Doftor und seine junge Begleiterin waren ein schönes Paar, wie geschaffen für einander, aber Lucie fühlte keine Befriedigung durch ihre Seele riehen, als sie beide betrachtete und an die Möglichkeit einer Verbindung zwischen ihnen dachte. „Sie ist stolz und herschsüchtig," dachte sie. „Die Ehe würde nie eine glückliche werden!" Mit zärtlicher Sorgfalt hüllte Waldeck seine Patientin, wie er Jenny scherzend nannte, in Decken und Pelze ein, damit die rauhe Luft ihr keinen Schaden bringe. Lucie sorgte für sich selbst und wehrte ihn sanft ab, als er sich dann auch zu ihr wenden wollte. Der Doktor schwang sich auf seinen Sitz, nahm die Zügel zur Hand und fort ging es unter lustigem Schellengeklingel, hinaus zur Start und die breite Chaussee entlang, die, mit Schnee bedeckt, eine prächtige Schlitten bahn bot. Als Ziel der Fahrt hatte der Doktor eine kleine Restauration ausersehen, die im Sommer ein beliebter Ausflugsort der Bewohner von P. war. Im Winter kamen nur selten Gäste hinaus und nicht ohne Vorbedacht Halle deshalb Waldeck dieses Ziel erwählt. Lucie saß schweigend da und blickte ernst auf die schneebedeckte Landschaft. Jenny plauderte fröhlich mit dem Doktor, der ab und zu den Kopf zurückwandte, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Miß Howard sah heute gerade;» wunderschön aus; die Bezeichnung „hübsch" hätte man für diese stolze Schönheit überhaupt nicht anwenden können. Das erhöhte Roi, das ihre Wangen deckle, verlieh ihren sonst bleichen Zügen einen neuen Reiz; in ihrer großen Augen lag eine Welt von Licht und Glanz und selbst die gewöhnlich ein wenig gekräuselten Lippen kannten heute nur ein frohes, glückliches Lächeln. Robert Waldeck fühlte sich wie berauscht in dem Glück, in dieses reizende Antlitz blicken zu können. Seine Empfindungen übermannten ihn; seine Worte und seine Blicke zeigten deutlich, wie teuer ihm dieses schöne Wesen sei, und wenn Jenny noch Zweifel gehegt hätte, heute mußte ihr die Gewißheit werden, daß sie dieses ehrliche, biedere Mannesherz ihr eigen nannte. Wie leicht ist cs oft, einen Sieg zu er ringen, und wie schwer, denselben fest zu halten! Aber Jenny Howard dachte nicht daran. Sie fand es ganz natürlich, daß Waldeck sie liebte, und in ihrer schnell entschlossenen Weise wollte fie auch baldmöglichst eine Erklärung herbeiführen. Nach einer halbstündigen Fahrt hatten fie ihr Ziel erreicht; der Doktor hob die Damen aus dem Schlitten und geleitete sie in das kleine, sauber gehaltene Gastzimmer. Jenny entledigte sich lacheno ihrer Hüllen und nahm in dem Lehnstuhl Platz, den der Doktor sür fie Halle hereinbringen lassen. Lucie war an das Fenster getreten, während Waldeck einige Erfrischungen bestellte. Dem ernsten Mädchen war bitter weh zu Mute. Sie sah das herankommen, was fie für das Unglück ihres Bruders hielt, aber fie konnte und durfte nicht dagegen ankämpfen; es wäre ja doch ver gebens gewesen. Als der Doktor, der sich für einige Minuten aus dem Zimmer entfernt hatte, zurückkehrte, war Lucie vom Fenster ver schwunden. Sie war hinausgeeilt ins Freie, um mit den trüben Gedanken allein sein zu können, die fie plötzlich mit stürmender Gewalt überfielen. Jenny hatte es sich dagegen möglichst be quem gemacht. D s schöne Haupt ruhte auf der Lehne des Stuhles, die feinen, zarten Hände lagen lässig gefaltet im Schoße. So fand fie Waldeck, dessen Blick entzückt ihre reizende Gestalt überflog. Sie veränderte ihre Stellung auch nicht, als er dicht an fie heran trat und sich über fie beugte. Doch jetzt schlug fie die großen, leuchtenden Augen voll zu ihm auf, ein Lächeln umspielte ihren Mund und ihre Blicke schienen ihn zu fragen: „Was willst du ron nm?" Hingerissen von ihrer Schönheit, von seiner Liebe zu ihr verlor er alle Besinnung. „Jeny, teures Mädchen," flüsterte er, sich ihrer Hände bemächtigend, „ich liebe Sie so sehr, Sie find der Leitstern meines Daseins, mein Glück, mein alles!" Sie hatte die langen Wimpern gesenkt unter seinen glühenden Blicken; eine augen blickliche Verwirrung Halle sich ihrer bemächtigt. Die Nöte kam und ging auf ihren Wangen, ihre Brust hob sich in unregelmäßigen Atem zügen, aber schon im nächsten Moment war fie sich vollkommen klar, was fie zu thun, zu sagen habe. Leise zog fie ihre Hände aus den seinen, indem fie sich zugleich aus ihrer bequemen Stellung auirichtete. „Doktor, wie ungestüm!" flüsterte fie. Er trat betroffen einen Schritt zurück. „Miß Howard, ich bitte um Vergebung t Mein Herz kennt keine andere Sprache!" Sie lachte; es war ein leises, melodisches Lachen, das ihm dennoch tief in die Seele schnitt. Sie konnte lachen in diesem Moment! Jenny sah die Veränderung in seinen Zügen; ein Blitz des Triumphes leuchtete über ihr schönes Antlitz. Sie hatte wissen wollen, wie groß seine Liebe zu ihr sei. Jetzt wußte fie es. „Doktor," sagte fie weich, „haben Sie die Wahrheit gesprochen? Sie lieben mich wirk lich?" „Miß Howard sollte mich genugsam leimen, um zu wissen, daß ich keine Lüge spreche," entgegnete er steif. „So leicht erzürnt?" schmollte fie in zärt- lichem Tone. „Wollen Sie nicht meine Ant wort hören?" „O — Jenny!" Sie streck,e ihm die Hand entgegen. Waldeck ergriff dieselbe und drückte einen heißen Kuß daraus. Im selben Moment ward die Thür geöffnet und Lucie trat über die Schwelle. Ihr Blick glitt flüchtig von beiden zur Seite; fie war zu feinfühlend, um merken zu lassen, daß fie den. Handkuß gesehen habe.