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va^ Probejahr der Dowre- Reuord!. 62 Roman von Fr. Lehne. Ani nächsten Tage kam er natürlich wieder, um das übliche Blumensträußchen zu kaufen. Als seine hochge wachsene Erscheinung den Eingang zum Laden verdun kelte, fühlte sie bei seinem Anblick zum ersten Male ein beschleunigtes Herzklopfen. Ihre bis dahin kühle Sicher heit schwand vor dem zärtlichen Blick seiner ehrlichen Äugen, und eine leise, ihr ungewohnte Befangenheit be mächtigte sich ihrer, als er sie mit einem Händedruck be grüßte. „Da bin ich schon Wiederi" lächelte er. „Westermanns bester Kunde!" „— bester —? Bei meinen großen Einkäufen?" „— nun denn: getreuester — und das will auch etwas heißen! Die sind einem doch lieber als die Zusallslun- den —" „Wirklich? Sehen Sie mich denn gern kommen?" Nein, so durfte er nicht fragen, so mit dem heißen, ver haltenen Ton und Blick — das machte sie zu unsicher. „Jede Kundschaft ist einem doch willkommen!" ent gegnete sie etwas verlegen. „Bin ich fo schlechtweg bloß Kundschaft wie feder an dere? Wird mit mir wirklich keine Ausnahme gemacht?" Mit leisem, schalkhaftem Lächeln erwiderte sie: „Das muß man doch fühlen!" „Mein Gefühl spricht auch ganz deutlich! Dach mein Verstand schilt mich gleich einen eingebildeten Narren! Darum möchte ich von unparteiischer Seite ein Bestäti- gung hören von Ihnen, Fräulein DollyI* „O, ich bin auch nicht unparteiisch —* , „Also hat mein Gefühl recht?" Sie suchte erglühend zwecklos unter ihren Blume». „Ich möchte nicht widersprechen!" In seinen Augen leuchtete es auf. Toch er sagte nichts weiter. Er durfte ihre scheue Seele nicht erschrecken. Und er fühlte, daß dieses Mädchen immer mehr Macht über seine Sinne und Gedanken gewann; fe öfter er es sah — mit unwiderstehlicher Gewalt zog es ihn zu ihr, und ein Dagegenkämpfen war schon vergebens. Er zählte die Tage zu den verlorenen, an denen er sie nicht sah. 17. „Sie hören mir ja gar nicht zu, Bruckhoff! Woran denken Sie denn?" Etwas unwillig runzelte Frau Fränze von Höflinger die Stirn, neigte sich gegen den Angeredeten und rührte leicht an seinem Arm. Er fuhr erschreckt auf; der Redeschwall der hübschen Frau Oberstleutnant war an seinem Ohr vorüberge- rauscht, ohne daß er auch nur ein Wort daraus erfaßt. „Verzeihung, Gnädigste!" „Es ist unverantwortlich von Ihnen, Bruckhofs — Ihre Zerstreutheit, die die eines Professors noch übertrifft, läßt mich darauf schließen, daß Sie — verliebt sind." Ihre runde, weiße, duftende Hand lag noch immer auf seinem Arm, und sie näherte sich seinem Gesicht noch mehr', in ihren Augen schimmerte es heiß und lockend. „Ah, verliebt, Gnädigste! Den Lurus darf ich mir nicht gestatten — bei meinen einfachen Verhältnissen —" „Bester Bruckhosf, wie sind Sie naiv! Außerdem hat Annette Virkhamer viel Geld jedes Hindernis fiele doch da weg —" Lauernd sah sie ihn dabei an. „Gnädige Frau, Sie wissen, ich freie nicht nach Geld." Fast schroff, feindselig sagte er das. „Sie haben das auch nicht nötig, Bruckhosf — ein Mann wie Sie —! Jede wäre froh und Annette Virkhamer ist rettungslos in Sie verschossen — und be denken Sie, die große chemische Fabrik Virkhamer u. Co." -„Warum wollen Sie mich durchaus verheiraten, Gnä digste, da ich nicht die mindeste Lust dazu verspüre — trotz Virkhamer u. Co.?" „Ah, da wird sich die hübsche Annette die Zkuglein rot weinen —" „Bedaure ich! Doch ich — kann nicht helfen!" Sie erhob sich rasch, worauf er gleichfalls aufstand, dicht drängte sie sich an ihn — „ah, anderweitig gefesselt?" flüsterte sie mit verhaltener Stimme, seine Augen suchend, die den ihren ausweichend Die flüchtige Röte, die sein ge bräuntes Gesicht überlief, entging ihr auch nicht. Sie lä chelte befriedigt und in leisem Triumph — denn sie war sich der Macht ihrer pikanten Persönlichkeit wohl bewußt, die schon manchen vor ihren Triumphwagen gespannt — und dieser eine hier, um den sie sich ernsthaft bemühte, sollte sich ihrem Reiz entziehen können? Das war wohl schwer anzunehmen! Die Buchenscheite knisterten im Kamin und die große, mit roten Schleiern verhängte Stehlampe füllte den ele ganten, kosigen Raum, dem ein bizarrer Frauengeschmack seinen Stempel aufgedrückt, mit gedämpftem Licht. Ueberall standen bequeme, mit weichen, seidenen Kissen be- legte Sitzgelegenheiten. An der seidenen, mit phantasti schen Vögeln und Ranken durchwebten Wandbespannung hingen Bilder in den kühnsten, gewagtesten Farbenzusam menstellungen, deren Motive man erst bei genauester Be trachtung herausfinden konnte. Phantasietische, mit aller lei zerbrechlichen Kostbarkeiten beladens standen in den Ecken — die ganze Einrichtung wirkte unruhig wie die quecksilberne Erscheinung der jungen Witwe. Sie trug ein fließendes Teekleid aus weicher orange farbener Seide, die gut zu ihrem brünetten Typus paßte. Tas dunkle Haar hatte sie über der zierlich niedrigen Stirn glatt abgeschnitten, wodurch ihre dunklen, mandel förmigen Augen größer, geheimnisvoller wirkten. fFortsehnng folgt.» Mi-WUU'L«.- LurüclLAelcebrt vom Grabe unseres im hündlicben erster durcb HnAlüclrstatl so xlötabcb dabinAescbiedeneu Löbncbeus ft s 1 M t sa^eu wir Hüten kür ckie erwiesene Teil nahme unä den Zahlreichen Llumen- schmuch unseren ksrÄiokM Druck. Besonders danken wir aber noch allen denjenigen die hiltsdereik uns rur Leite standen. Dir aber lieber Helmut ruten wir ein „Rmbe sankt" in dein allrmkrühes Orab nach. Otttzodork-OkrjUa, am 26. ^uli 1926. ?au1 Naus» u. krau »wZO VV SVZxINE MS xer 7, 8 E> S7N «I» Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig gu beziehen durch jede Buchhandlung S In Leinen gebunden . In Halbleder gebunden 64 Reichsmark « Reich-marl DrehmsTierlebenLLLL AnterMitarbeitbedeutenderIoologen herausgegeben von Professor vr. Otto zur Straffen. Mit 3231 Ab bildungen im Text und «uf 346 schwarzen Tafeln sowie 279 farbigen Tafeln und 13 Karten. 13 Bände. In Leinen gebunden IS4 Reichsmark Sn tzalbleder gebunden 28g Reichsmark Brehms Lierlebe» und Schule. Dritte, neubear eitete Auflage von Or. Walther Kahle. Mit 587 Abbildungen im Text und 142 Tafeln in Farbendruck, Ätzung usw. 4 Bänd«. 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Ein eigener Reiz, dem sich kaum ein Mann zu ent» ziehen vermochte, ging von ihr aus, und sie ivar wcg-N ibrer sprupellosen Koketterie, die aber doch nicht die Grenze des Erlaubten überschritt, von den Damen ebenso gehaßt wie von den Herren gesucht oder verehrt. Sie wollte ge fallen und ihr Leben genießen, so lange sie jung war; das sagte sie mehr als einmal. Toch konnte ihr niemand nachsagcn, daß sic je vergessen, was sie dem Bruder, dessen frauenlosem Haushalt sie Vorstand, schuldig war. Gut mütig ließ der Major, der außerdienstlich sehr bequem war, sie gewähren, wohl in der leisen Hoffnung, daß sie bald einen Mann finden würde, der ihrem Leben wieder einen Inhalt gab. „Nun, Sie antworten nicht. Bruckhoff — also hab' ich Rocht —" „Es ist unhöflich, einer Dame zu widersprechen, auch wenn sie im Unrecht ist!" entgegnet er. „Also nicht gefesselt? Nein? And; nicht in Gedan ken? — Gehen Sie, Bruckhosf, seien Sie doch nicht garst schwerfällig! — Soll ich Ihnen etwa? Vorsingen?" Sie nahm ihre Laute zur Hand, und begann zu tral- lern --- »Die Sterne, die begehrt man nicht,'. Man freut sich ihrer Pracht — —" ' Denken Sie so, Bruckhof»? Aber warum soll man die Sterne nicht begehren? Wonach ich Verlangen habe, Baron, danach greise ich auch — dein Kühnen gehört die Welt!" Fragend sah sie ihn an; er sagte nichts; ver drießlich rief sie — „Sie sind ein gräßlicher Pedant, Bruck- Hoff! So schwerfällig " „Gnädigste vergessen: in meinen Adern fließt nord deutsches Bauernblut —" Mit flirrendem Blick streifte sie ihn. „Warum betonen Sie das so? Es au? seiner Ruhe zu b„...gen, würde mich freuen! Ich als Rheinländerin hasse Leute mit Fischblut in den Adern! Merken Sie sich das!" Tann sang sie zu ihrem Lautenspiel mit gut geschulter, doch soubrettenhast klingender Stimme — „Wer weiß, ob nicht die Welt morgen in Schutt zerfällt wenn sie nur heul' noch hält — heute ist heut' —" Er stand mit leicht verschränkten Armen am Kamin ihr gegenüber und schien ihrem Vortrag aufmerksam z» lauschen. . Toch vor seinem geistigen Auge stand ein ander Bild: ein schönes, dunkelhaariges Mädchen, mit großen, frommen Madonnenaugen — — die verkörperte Keusch heit. Eine warme Welle strömte zu seinem Herzen sie »var die eine, die er gesucht als Ergänzung seines Be sens, die eine, die er sich nur als sein Weib denken konnte -- in diesem Augenblick wurde er sich darüber ganz klar- Und mußte doch auf sic verzichten, wenn er, um siez« besitzen, nicht alles aufgeben wollte, was bisher seine»! Leben Inhalt gewesen. Schwer war es — er wußte und fühlte es wohl. Aber dem Mädchen entsagen, dessen un beschreibliche Süße ihn in Fesseln geschlagen? Er war nm seinen vierunddreißig Jahren doch kein junger Dachs mehr, der sich in das erstbeste Gesicht verliebte! Aber das hier, was noch gar nicht war, das mit Dolly Reinholdt, das war ernsthaft-, er kam nicht mehr los ihr, und er mußte sie doch meiden, weil es keinen Zweck hatte. Ob e» nicht aber doch schon zu spät war? Ganz kübl und sachlich betrachtete er die Schwester seines Vorgesetzten. Nein, solche gefallsüchtigen, nur am da-L Aeußerliche bedachte Frauen konnten ihn niemals fest sein, und wenn hier je eine Gefahr für ihn gewesen, M wäre er ihr nimmer erlegen — so viel Mühe sich Fränze auch um ihn gab, wie er mit leisem Spott bei sm dachte. Er fühlte sich nicht dazu berufen —"jetzt wenige! als je — ihrem Witwenstand ein Ende zu machen! , „Nun Sie legte die mit einem breiten, orangefarbenen Daft' geschmückte Laute neben sich auf den Divan, auf dem ft soß, und, we Hände um das Knie geschlungen^Lih sie ihn forschend an. „Ich bewundere das Talent der gnädigen Frauk- Gnädigste haben so viele Talente —" Ungeduldig schlug ihr Fuß den weichen Teppich. „Schmeicheleien aus Urem Munde, Bruckhoff, klingt erzwungen — * ---— Er verneigte sich leicht. „Ich schmeichle nie, Gnädigste, ich sage stets, wie ich denke!" Unmutig faßte sie die Laute und warf sie heftig wieder hin, daß die Saiten leise klangen. „Sie sind heute unausstehlich, Bruckhosf! Wenn mew Bruder Sie nicht erivartete, würde ich sagen —", sie brach ab; Klugheit ließ sie schweigen. Lächelnd sah er sie an. „Warum vollenden Sie nicht, gnädige Frau?" „Weil es etwas Unangnehmes war, das ich saft" wollte —" ,, „Ich kann die Wahrheit hören, Gnädigste, so wie ft sie auch stets sage —", versetzte er mit unerschütterlicher Ruhe. Sie warf ihm ihr Spitzentüchlein vor die'Brust. „Nun denn: gehen Sie, wollte ich sagen, gehen und kommen Sie dann erst wieder, wenn Sie bessert. Lonne sind! So lange soll Leutnant Löwenheim mft unterhalten —". Herausfordernd sah sie ihn dabei an- „Wenn Gnädigste es wünschen, werde ich gern den Ka meraden das Felo räumen, um Gnädigsten zu Dienst^ Zu stnn —" tironseviuw