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ISZ^- ^stii'sspkoil. so ooo vr wvä Koläammer vsrrvirt vom 1.—A. ZuU. Vertreter: vr. meä. körstvr. Df8 Probejahr der Dolores Renowl. Roman von Fr. Lehne. L as Weihnachtsfest war vorüber. Ein seltenes Weih- nachtc-wu für sie, und doch rührend. Sie hatte mitgehol- fen, es so sinnig wie möglich zu gestalten, und es war sür die Familie Westermann, als ob der Festesglanz von ihrem neuen Fräulein und nicht von dem Lichtbaum ausstrahlte. Ihr Platz war nicht leer gewesen. Drei sehr schöne Weiße, gestickte Battistschürzen für den Laden, der Stoss zu einer schwarzseidenen Bluse, ein Geldtäschchen mit fünf Mark, ein Weihnachtsstollen, sowie Schokolade und Marzi pan waren die Gabe der Gärtnersleute gewesen. Einen Augenblick schweiften ihre Gedanken zurück an das vorjährige Weihnachtsfest — ein kostbarer Brillan- 'n I'M Hänger war des Vaters Liebesgabe gewesen. Und was hatte sie von diesem Weihnachtsfest geträumt? Mit dem geliebten Mann unter dem kerzenschimmernden noch, als sie gedacht, gute Leute gewesen ganz anderen Verl war hier auch schon Wellfleisch, frische Wurst, Bratwurst, EEm gutgepflegte Niere Hierzu ladet freundlichst ein Robert Lehnert «. Frau. 6ie xrSKtobringt Me ?rl>- xrsmme uml xroken vnterdsttunAs- Lsttlerteil. 50 ?k. jecle Wocke. nemeQtsjrelteHullA frei jedem öriektrsAer Probenummern kostenlos vom Verlag Berlin N 24 KaDos zum Kirsch Donnerstag, den 1. J„li Fedor, der Buchhandlergehilfe, hatte ihr Heine? «Buch der Lieder" in reichem Band mit Goldschnitt über- Dncht mit schwärmerisch verzücktem Mick; er war so hoff- nungslos in das neue Fräulein seiner Eltern verliebt vnd trug eine schwermütige Miene zur Schau, wenn er Dolly ansah. Sie konnte ihn ja nicht ernst nehmen, und im Stillen belustigte sie sich über den schmachtenden Jüngling. Recht sympathisch war H der altere Sohn Wester manns, der, ein hübscher, natürlicher, bescheidener Mensch >n dem in Gerstodt garnisonierenden Regiment seiner Militärpflicht genügte. Feror Westermann genierte sÄ beinahe, daß sein Bruder zwei Jahre dienen mußte, wäh rend er sich auf der Realschule das Einjährige geholt hatte. Dolores sprach gern mit Richard, dem Soldaten! es war ihr neu und interessant, Menschen anderer Gesell- schaftsschichten kennen zu lernen, deren Anschauungen und Wünsche. Und sie fand, daß wertvolle Menschen nicht nur in ihren Kreisen zu finden waren! Durch die Bedienung der Kundschaft im Laden hatte sich ihre Men schenkenntnis bereichert; sie lernte Leute kennen, M Venen sie früher nie in Berührung gekommen wäre, und sie mußte gegen Hoch und Niedrig, Arm und Reich gleich gefällig, zuvorkomend, freundlich sein, durste nie unge- vuldig werden, wenn jemand über einen Einkauf gar nicht schlüssig werden konnte, oder wenn man sie in rück sichtsloser Weise hin und her jagte oder durchaus vom Preis etwas abhandeln wollte! Da lernte man Selbst beherrschung, und sie sagte sich manchmal, wie gedanken los viele Damen in Geschäften beim Einkauf sind, welche Zumutungen sie an die Geduld der Verkäufer stellens Denen würde solche Lehrzeit, wie sie, Dolores Renoldi, freiwillig auf sich genommen, ganz heilsam sein! Frau Westermanns ganzer Stolz war seht ihr Schau fenster. Wie eigenartig es immer gestellt war — kein anderes in der Stadt kam ihr gleich, und es machte ihr Vergnügen, die Vorübergehenden zu beobachten, die über rascht und mit Ausdrücken des Lobes und der Bewun derung über die geschmackvolle Anordnung der blühen den Blumen und Topfgewächse stehen blieben. Baum zu stehen — ach, Träume —! Sie wischte ver stohlen die Tränen aus den Augen; sie mußte sich be herrschen; fühlte sie doch die mütterlich besorgten Blicke Frau Westermanns, die jedoch taktvoll schwieg, auf sich ruhen! Das neue Fräulein war wirklich eine schätzbare Kraft! sie besaß eine so vornehme Art mit der Kundschaft uw- zugehen, daß die Damen sich sehr gern von ihr bedienen ließen, und Frau Westermann stellte fest, daß der Kun den wieder mehr wurden und der Konkni-rent Holznel nicht mehr den Zulauf wie anfangs hatte. Es kamen anH mehr junge Herren als früher in ihren Laven, nm Blu men zu kaufen; aber wenn sie irgend eine GelegcnM suchten, mit dem schönen Fräulein mehr als daß Ge schäftliche zu sprechen und Schmeicheleien anzubringe"- stießen sie auf vollkommene Verständnislosigkeit. Frau Westermann hatte Dolly für den ersten iVi brnar zehn Mark zugelegt, damit sie es „etwas leicht? habe"; für Wohnung, Wäsche und Kost brauche sie d'« nichts auszugeben, unv das müsse sie sich doch mindestes mit sechzig Mark berechnen, meinte sie beinahe verlegen- Mit wunderlichem und stolzem Gefühl hatte Dolors das erste, selbstverdiente Geld betrachtet, und sie w<n über sich erstaunt, wie wenig sie eigentlich brauchte! dabei hatte sie im ganzen Monat nur so viel zur Ver fügung, wie sie sonst fiir Mei Paar Handschuhe aE geben, die sie auch nur vier oder fünfmal trug, um dann wieder fortzutun. Von dem ersten Monatsgehan hatte sie sich einige Kleinigkeiten gekauft, und sogar nM zwei Mark fünfünddreißig Pfennige übrig behaitem Wie bald hatte sie Sparsamkeit gelernt! Sie setzte Ehrgeiz darein, nicht in die Lage kommen zu müssen, daß sie an den Justizrat um Geld schrieb.^ Er sollte nE Recht bekommen, daß das Dorgenommene über Kräfte ging und sie die Flinte ins Korn werfen wE Dolores gestand sich zu, daß es schwer war. schwer» noch, als sie gedacht. Wenn Westermanns nicht gar l? gute Leute gewesen wären, wer weiß, ob sie sich w A ganz anderen Verhältnisse hiueingefunden hätte! war hier auch schon so vieles, was sie, die an die femm Formen und Lebensbedingungen im Esten, bei TE im ganzen Verkehr gewohnt war, doch peinlich beruh"' Aber sie hüte AU vorgenommen; A hieß: tmrchhaUA und ihr zäh« Wille, gepaart «mt Trotz siegte über Ao sKortsetzung fov' W-AtzUMr«:;» Kaufmännische u. gewerbliche vcuckssckenjed.wt liefert schnell, sauber unS billig, in ein- unS mehrfarbiger Ausführung Sie LuchSruckerei von Hermann lMIe, Ottendort-OkriHa Var Probejahr oer Dolores Kenoldi, Roman von Fr. Lehne. ?leril« kaust zum höchsten Preis M I.SM Guterhaltenes Hntlerbetl Zporlwage« M IWdtiKrM zu verkaufen. Näheres zu erfragen in der Geschäftsstelle dss. Bl. Der kalMtm LordwLllll kommt. l3. Tolly Reinhold hatte sich bei Westermanns schnell ein gelebt, schneller» als sie selbst gedacht, und sie freute sich icken Tag. wie gut sie es bei Viesen einfachen, warmherzi- . Leuten getroffen. Und der Umgang mit den Blumen machte ihr Freuve; sie arbeitete gern und hatte bald ihre ^hruieisierin im Kräuzebiuden und Körbefüllen übertrof fen, nachdem sie ihr das „Technische", wie sie es scherzend nannte, abgesehen. Ihre leichte Hand, ihr vornehmer Ge schmack und ihr seiner Farbensinn kamen ihr dabei zu Hilfe. Und sie hatte sich durch ihre bescheidene, liebenswürdige Art in das Herz ihrer Brotgeberin gestohlen. „Wie eine verwunschene Prinzessin ist unser Fräulein!" sagte Frau Westermann, „ich möchte zu gern mehr von ihr wissen! Doch sie vermeidet, von sich zu sprechen! Vielleicht hat sie recht Trauriges erlebt! Denkst du nicht auch, Wester mann? Sie ist ganz an' "s als sonst die Fräulein? sind." Und Herr Westermann mußte seiner Fra» Recht geben, v!.' alles mögliche tat, der neu-m Hausgenossin den Auf enthalt angenehm zu maMm. Dollys Zimmerchen wurde gegen abend geheizt, damit sie es ein bißchen gemütlich hatte. Das Essen schmeckte Dolores, obwohl es einfache Kost war. Und Vie geregelte, pflichtvolle Tätigkeit bekam ihr körperlich gut, und seelisch gesundete sie allmählich, ob wohl die Erinnerung an Rogers Verrat schmerzlich brannte. Sie hatte den Mann sa über alles geliebt! Toch ihr Stolz bäumte sich auf, wenn er überdachte, wie man sie als Gegenstand kühlster Berechnung betrachtet hatte da wo sie sich ganz gegeben. Glühend flutete zornige Scham über sie hin, daß sie sich ibm — in dem Glauben an seine scheue, stolze Liebe — selbst angeboten, und das war ihr daS peinigendste Bewußtsein! Eine kleine Genugtuung gab es ihrem Stolz, ihn dann so kurz verabschiedet zu haben. Was weiter geworden, wußte sie nicht: sie hatte sich vom Justizrat jede Mitteilung über Vorkommnisse in Z. verbeten. Sie wollte nichts wißen, gar nichts! lForlletzung lolgG kau! küttLvr -tteMrt-vkiM. iWf* Lieferung erfolgt zu zeitgemäßen Zahlungsbedingungen. Luld-mn verkauft zu,, billigen Preisen. Joh. Schneider, Gärtnerei Ottendorf-Okrilla-Süd. iü-o mir sofort Ein unbändiger Trotz erfüllte sie; sie wollte das Leben zu ingen, nollie des selbstgcwähttru Schicksals Herr wer- ven — das Prüttmgssahr, das sie sich au'erlegt, wollte sie vurckbalwn, unler allen Umständen! Sollte ein fester Wille ihr nicht dazu betten, die Schwurigkeiten zu über-! u mveu§ Ihr, Vie bisher aui Ver Sonnenseite des Lebens! mimuden, u ürven aber voeh sicher Vie Cchatten der anderen! -ene umio niblbarer nerven wenn auch! Lu- batte es sieb einmal io ausgevacht, und nun hieß es: urch! Wo ein Wille ist, va ist auch ein Weg! Für a.i. 2-B mitten uuv Freuuve war sie mit der Mutter nach seren Heumu abgertttt. Cie -.rollte von niemand etwas bereu: Uw näheres Leben war versunken. Sie fuhr drit- n.r Y'aüe, wobule in billigen Pensionen; ihre kostspielige Wäiebe und Garverol rubte wohlverwahrt in den Schrön- keu lbres HauieS — sie wollte konsequent in allem sein! Zuerst ivar sie uack Berlin gefahren, um sich dort Ar- bett in weben und in ver Weltstadt unterzutauchen. Aber Vann kam we Furckn. Bekannte würden sie dort vielleicht stbeu. so vaß sie nach wenigen Tagen wieder abreiste, ins Vlaue biuem. Schließlich landete sie in Gerstadt, der mit- r tgroßen. al'äts voin Welwc.'chr gelegenen anmutigen Prmüuzstadt. Sie batte eigentlich nach Frankfurt gewollt, vow eine Unpäßlichkett halte sie gezwungen, die Fahrt zu uitterbreeben; ihre Nerven versagten, da sie doch nicht ge- wohnt ivar, so eiusach zu reisen, auf Schlaf- und Speise wagen verstchtenv. In vem kleinen Gasthaus, in dem sie Unterkunft und Erholung gesucht, bekam sie zufällig das Tagesblättchen in sie Hand, und als sie da die Annonce des Gärtners Wettermann gelesen, stieg ihr der Gedanke auf, sich um die Stelle zu bewerben. Denn sie mußte ernstlich daran den ken, Geld zum Lebensunterhalt zu verdienen, das Wenige, Vas sie sich ausgesetzt, ging zur Neige, und sie hatte es sieb zur Bedingung gemacht, niemals oder nur im aller- l,ochsten Notfall an den Justizrat um Geld zu schreiben. Jl m hatte sie auch ihren kostbaren Schmuck in Verwah rung gegeben, bis auf einen wertvollen Ring, den sie sich uul emgepackt „für alle Fälle!" Irgend eine Stellung mußte sie bald annehmen. Aber als Gesellschafterin zu gehen, was ihren Kenntnissen und Fähigkeiten angemessen war, davor graute ihr; es schien ihr Vas Schwerste von allem, abhängig von den Launen verwöhnter Damen zu sein, von früh am Morgen bis spät am Abend immer zur Verfügung zu stehen — oh, sie konte das aus Erfahrung beurteilen und fühlte sich da nicht ganz frei von Schuld: es waren in ihrem Hause ge- nügend Gesellschafterinnen gewesen — nein, das konnte sie nicht, dann lieber erst versuchen, eine Stelle in einem Geschäft auszufüllen, dort hatte sie wenigstens einige Stunden des Tages für sich! Aber in welcher Art konnte sie sich betätigen? Ueberall wurden Kenntnisse verlangt, im Kaufmännischen, Schreibmaschine, Stenographieren, Rechnen, und darin war sie so unerfahren, man hätte sie sofort wieder entlasten müssen! In einer Gärtnerei und mit Blumen — das würde ihr sympathisch sein. Sie betrachtete es als einen Wink des Schicksals, als sie zufällig die Annonce Westermanns ge lesen und mit der Frau stermann sich verständigt hatte. Und nun hing alles von ihr ab, wie weit ihre Kraft ging, j Vas selbstgewählte schwere L.ben zu ertragen! Dolores Renolvi, „die verwunschene Prinzessin", wie man sie ge nannt, hatte sich in eine schlichte Dolly Reinhold verwan delt, und die Vergangenheit mußte tot für sie sein! Sickl, Vr. Rat«!» öertta X.W. 87. . klsfernsloser »nrrskttsbnk LW.Keickendsck Na, über drn vom 30 iintßeue! auf 40 o Dit ab 100 < Dir an die i rlchltndti Di- Ste ««macht« Lltunb« Vftnnigt abjusühr Htt Ralhau« S bi, 6 Frauen ! Zeit ist vnboten. in dir zi Monat I Kalender war er 1 »u Ehre, diesem 3 Thr. geb jetzt mitl blauen § «tt dem Laudwtr wett«, i« Juli und «Jl »trd. ; »Hundsr »h-umoi 1S26 ve tage, di« die heiß' auch die Naße. Kalender Wetter - am 6. L zum En 2o. und lich hets Juli oo> Dem pa ium Er! allem b< friste uv fetzt 8 de« ve, einen sti tag, wer lang rex usinisttri t« 8o» ul» ang! von Bi derartig' Trundfl da» Mt «nettste U«h«ea FangprS