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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und U M OttmdochOkrilla. der Gemetndenür» 8 Freitag, den 25. Juni M6 Mit d« v«ü«s« .Re»" Illustrierte", ,W»d« »nd AN«' »ck ,V«r SchrifÜMmg, Var» mü> B«!as H«rm»«« «ühl», Ott«ck«kf-0kriSa. »Ätamü s Am -«I« -Shrnn; G«o«S lZtrkg s«ch. D Sill»»»,«« d« Nrtki-»« d« 25. Jahrgang - lliltriillii^ .K, «i AWU Diese Leitung veröffentlicht die «ntlichrv DeLsmMnkchungen z SM«, »» «LL^dm, » L Postscheck-Konto Leipzig Nr. 2S14L Nummer 73 Oertliches uud Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, den 2^. Juni ,d2S. — Am Dienstag fand unter Vorsitz de« Herrn Zech eine öffentliche Sitzung der Gemeindeverordnrien statt. Die Wahl de« Henn G. Tamme in den Grundwertaurschuß ist be- anstandet worden, da er polizeilicher Vollzugrbeamter ist. Gewählt wurde Herr Uhlig. Herr Bürgermeister Richter berichtete über den Stand der Turnhallenbauangelegenheit. Die Reichsarbeit«Verwaltung verharrt auf ihrem ablehnenden Standpunkt, daß Hochbauten aus Mittel« der produktive» ErwerbUosensürsorge nicht gefördert werden sollen. Da« Arbeit-Ministerium hat sich dagegen bereit erklärt, ein Darlehn von 15 000 Mark zu 6 °/o tilgbar in 8 Jahren, iU gewähren. Weiterhin steht ein Darlehn von der !Wschen Kcedithilsr in Höhe von ca 15000 Mark in Autflcht. Einstimmig wurde beschlossen, mit dem Bau sofort M beginnen, da der Rohbau finanziert und da die Be schaffung von Arbeit für die Erwerbslosen dringend not- wendig ist. Der Naturheiloerein bat in einer Eingabe um Erweiterung de« Auskleideraume« im Rödrrbad und um Anführung besonderer Badezeiten für Frauen und Mädchen. Zu den Kosten will er 100 Mark beitragen. Die Sache wurde dem Bauausschuß überwiesen. -- Hundesperre. Am 6. Juni 1926 wurde bei einem in der Dresdner Heid« und in Drr«den«Albertstadt frei um- -erlaufend betroffenen herrenlosen Schäferhunde di« Tollwut sestgrstrllt. In den bi« auf weiteres gebildeten Sperrbezirk gehören u. a. auch die Ortschaften Ottendorf-Okrilla, Herms- bars, Lausa, Grünberg, Schönborn und Seifersdorf. Die Hundesperre veranlaßt zu folgend« Maßnahmen; Sämtliche Hunde find sestzulegen. Alle Katzen find einzusperren. Au- gekettet« oder «ingesperrte Hunde und Katzen find so abzu- sondern, daß fremde Hunde und Katzen mit ihnen nicht in Berührung kommen. Zughunde müffeu fest angrschirrt und «it einem sicheren Maulkorb versehen sein. Befreit von der Sperre find während ihre« Dienstes bei der Polizei, der Heere-vttwaltuag und zur Führung von Blinden verwendeten Hunde. Di« Polizeibeamtrn find beauftragt, frei umher- laufende Hunde und Katzen abzuschießen. Gewarnt wird auch vor der Ausnahme herrenloser Katzen und Hunde. Alle Bißverletzung«« von Menschrn und Tieren durch Hunde und «atzen find sofort der Ortspolizeibehörde zu melden. — Der LandtSaurschuß de« sächsischen Handwerk« hat ach der Mühe unterzogen, eine bis in« kleinste begründete mugabe an den sächsischen Landtag zu mach«n. Die Ein gabe betrifft die Entwürfe des neuen Gewerbesteuergefetze« Und de« neuen Grundsteuergesetzes. Diese Entwürfe sehen bekanntlich für Kleinbetrieb« ein« Mehrbelastung von ca. 150 Prozent und für Mittelbetrirbe immer noch eine solche von ca, 50 Prozent vor, wohingegen für Großbetriebe eine Ent lastung eintreten soll. Der Landerausschuß weist in seiner Angab« aus Grund der Buchführungen nach, das diese er- Wien Steuern für das Handwerk ganz untragbar sind. Der weiteren hat der Landesausschuß ein Werk zusammen- gestellt, welcher die Reinertrags-Durchschnittssätze in den ver schiedenen handwerklichen Berufen betrifft. — In letzter Zeit find hier und da bei Umzügen l>ad dergleichen Uniformähnliche Stücke, bei denen die Unter- schiede zur Gesamtunisorm der Wehrmacht nur sehr gering waren, getragen worden. E« wird darauf hiugewiesen, daß vir, nach § 368 Ziffer 8 Reichsstrafg«setzb. strafbar ist. Wollersdorf. Während de« Gewitters am Dienstagnachmittag traf ein Blitzstrahl da« Meißmesche Gut stad legte da» Wohnhau« in Asche. Den Wehren von hier, Bärnsdorf und Rähnitz gelang e«, die bedrohten Nebengebäude ist retten. Auch da« Mobilar konnte durch hilfsbereite Nachbarn und Ort«einwohuer zum großen Teil in Sicherheit gebracht werden. Schwepnitz. Hier wie auch im nahen Schmorkau Arden in der vergangenen Woche durch unbekannt« Täter «ircheneinbrüch« verübt. Dabei wurden Sammelbüchsen, die "r waren, gewaltsam geöffnet und zwei alte, aus dem Jahrhundert stammend« Zinnaltarleuchter entwendet. Freital. Bei der Witwe Huber in Freital-Döhlen "äs ein Brief ihre« Sohn«« au« Rußland ein, der laut ältlich«« Totenschein im Juli 1916 an der russischen Front g'sallen sein sollte. Der Totgeglaubte ist seit 1916 mit «Ner Russin im Uralgebirge verheiratet und will demnächst Mne Mutter besuchen. . Glashütte. Die Stadt, die durch da« Danieder- l'vPn ihrer Präzifionsuhreniudustri« in schwere Ftnauznöte geraten ist, soll nunmehr saniert werden. Die Haupt gläubigerin hat sich unter gewissen Bedingungen zu einem zweijährigen Zahlungsaufschub unter Zinrstundung bereit er klärt. Die Konkursgesahr kann al« beseitigt angesehen werden. Klingenthal. Die Fleischerei, die da« trichiuen- haltige Fleisch geliefert hat, ist geschloffen worden. Der schuldige Fleischbeschau«, ein Tierarzt, befindet sich in Haft. Die Krankheit hat sich sogar bi« nach Eibenstock ausgedehnt. Dort sind allein in einer Familie acht Personen erkrankt und in« Krankeustist in Zwickau gebracht worden. Auch in Schönheide und Schönheiderhammer find Erkrankungen vor gekommen. Rabenstein. Am Montag früh landete hier ein mit drei Herren und einer Dame besetzter Freiballon glatt, der am Sonntagnachmittag 5 Uhr, in Münster i. W. ab- gelassen worden war. Der Ballon hatte die Strecke in vierzehn Stunden zurückgelegt. Elterlein. In einer hiefigeu Gerberei wurde der 80 jährige Vater de« Besitzer» von einem abgleitendeu Treibriemen so unglücklich an di« Brust getroffen, daß er auf der Stelle tot »ar. Chemnitz. Auf der hiesigen Slockeustraße erschoß sich eine 30 jährige Ehefrau infolge der Vorwürfe, dir st« von ihrem Gatten erhielt, als st« sich einen Bubikopf hatte fchneiden lassen. Der Bubikopf, der an sich so manch«» Mädtlangeficht so niedlich kleidet, scheint allmählich zum furchtbaren Verhängnis für die deutschen Fraurn werden zu wollen! Schwarzenberg. Zwei Bahnschutzbeamt« sahen am Sonnabendabend am Güterbahnhof Personen unter ein«m Wagen herumkriechen. In d«r Annahme, da» «s sich um Diebe handele, riesen st« an. Auf «in Signal stürzten sich die Gestalten auf die beiden Eisenbahner und schlugen mit Zaunlatten auf st« ein, wobei der «ine «rhebltch am Kopf vrrlrtzt wurde. Ls handelte sich um Rote Frontkämpfer, die dort national«» Zeltelanklebern auflauerttu. Die Polizei war rasch zur Stelle. Plauen i. V. Weil sie abgerahmte Milch al« Vollmilch an ein« Milchhändlerin zum Verkauf abgegeben hatte, wurde die Gutsbesitzerin R. in Meßbach, die fchou vor zwei Jahren wegen Milchpantscher«i zu 300 Mark Geld strafe verurteilt wurde, vom Schöffeng«richt Plauen jetzt zu sechs Wochen Gefängni« und 100 Mark Geldstrafe v«r- urteilt. Plauen. In der Nacht zum Sonnab«nd sand hi«r «ine SchlSg«r«i zwischen Angehörigen der Reichsflagge und Komunistrn statt. Das Poltzeiamt teilt mit, daß es sich um einen planmäßigen Ueberfall auf den Sptelmann«zug der Reichsflagge gehandelt habe. Di« Angreifer war«« mit Stöcken, Totschlägtrn nnd Messern ausgerüstet. Bei der Schlägerei erhielt einer der Beteiligt«! einen Messerstich in« Gesicht. Einem hrrbeigerusenen Ueberfallkommando gelang e«, die Hauptbeteiliglen srflzunehmen. Eibenstock. Ein fi«bzehnjähriger Arbeiter aus Neidhardtstal hatte sich anläßlich seine« Geburtstag«» am Sonntag so sinnlos betrunken, das er in die Mulde fiel. Nachdem er wieder herausgeholt worden war, stieß er ohne «in Wort zu sagen seinem Bruder da» Taschrnmeffir in die Brust, so da« er schwrr v«rl«tzt zusammenbrach. Glücklich«- weise war rasch ärztliche Hilfe aus Eibenstock zur Stelle. Geper. Auf der Straße nach Ehrenfriedersdorf wurde am Dienstagmorgeu im Gestrüpp das Auuabergrr Sanitätsauto gefunden. Der Wagen war stark beschädigt. Wie nachträglich sestgestellt werden konute, war e« Führ« und Begleiter gelungen, noch im letzten Augenblick abzu- springrn, so das sie unverletzt blieben. Die Frau im Verus. Es ist gewiß noch nicht allzu lange her, da man vom Verus der Frau in unserm lieben Vaterland noch mit einem nur etwas überlegenen Lächeln sprach und überhaupt nur die Berufe „anerkannte", die direkt oder doch indirekt mit dem Haushall'^der doch wenigstens mit der Kinder- oder Krankenpflege zusammenhingen. Das ist nun nach dem Kriege ganz anders geworden, und selbst die Familien der „besten" Kreise halten es durchaus für keine Schande mehr, wenn ihre Töchter einen praktischen Beruf erlernen und auch ausüben, wenn nicht gerade das Schicksal einen „gut situierten" Freiersmann beschert hüt. Die Vorstellung von der Klassifizierung der Frau in ihrer Berufstätigkeit ist aber dennoch auch heute noch ziemlich verworren, und so ist es zweifellos zu begrüßen, wenn einmal eine Statistik auch auf diesem Gebiete, das wirtschaftlich wie kulturell von gleich hoher Bedeutung für uns ist, etwas Aufklärung gibt. Lienzidolen leuüinil b.üL Nsnöe> ^.5 bek Skmk k.k>2 AZ SsktMZttAkZffüsk krsu, lisch korenlenvertxisMchesirsllenZrbestko^e^ : Leider vermissen wir dabei die ziffernmäßige Eriassung der von Frauen ausgeübten wissenschaftlichen Berufe, ebenso, wie nicht deutlich hervorgeht, wieviel Frauen bzw Mädchen im kaufmännischen Berus allgemein, also als Maschinen- schreiberinnen oder kaufmännische Angestellte tätig und. Sehr beachtenswert ist jedenfalls: daß auch heule der Hauptberuf der deutschen Frau in der landwirtschaftlichen Arbeit zu suchen ist Nich! weniger als 60 Prozent der Frauenarbeit liegt auf diesem Wirtschaftsgebiet. Erst in erheblichem Abstand folgen die Dienstboten oder „Haus angestellten", wie man diese heute titulieren muß, mit 20 Prozent. Die Bekleidungsindustrie nimmt 10 Prozent auf, wobei man wohl auch die Hausindustrie der Schneiderei usw. eingerechnet hat. Die Textilindustrie verwendet weitere 6,6 Prozent. 4 Prozent sind in Gastwirtschaft«- betrieben tätig, wohl in der Hauptsache in Südddeutschland. Der Handel nimmt 4,5 Prozent für sich in Anspruch, womit wohl in der Hauptsache das Heer der Verkäuferinnen er faßt ist. Freie Berufe (Künste aller Art, wie Malerei. Gesang, Theater usw.) werden auf 2,6 Prozent errechnet, eine Zahl, in der die akademischen Frauenberufe und deren verschiedene Abarten wohl kaum mit erfaßt sind. Die Nahrungsmittelbranche rechnet mit 2,1 Prozent der Frauen- erwerblerinnen, ünd die zahllosen nicht allgemein erfaß baren Berufe werden unter Diverses mit 19 Prozent an gegeben. Alles in allem ist ein solcher Ueberblick nicht un interessant: zeigt er doch, daß unsere deutschen Mädchen unter dem schweren wirtschaftlichen Druck dieser Zeitläufte es verstanden haben, sich als produktive Glieder in die große Wirtschaftskette einzureihsn und einen Faktor darzu stellen, mit dem heute im wirtschaftlichen wie kulturellen Aufstieg unseres hartgeprükten Volkes und Vaterlandes wohl gerechnet m- ' n darf.