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Die Zweite Zone ist frei! Nach einer Mitteilunq des Reichskommissars hat der französische Außenminister Briand dem Reichslom- miisar mityeteilt, daß die zweite Zone freigegeben mor den sei. Deutschlands Grutz an das befreite Gebiet. Vertin, 30. Nov. Der Oberpräsideut der Rhein provinz sandte heute nachmittag folgendes Telegramm an den Reichspräsidenten: „Berichte gehorsamst, französische Flagge vom Ehrenbreitstein »m 11,15 Uhr niedsrqeholt. Letzte Truppen rücken ab. Zweite Zons frei. Oberpräsident Fuchs." , ,, D Der Reichspräsident erwiderte dem Ober präsidenten Mt folgendem Telegramm: „In der Stunde, da die Näuinung der zweiten Zone beendet und diesem Gebiet die Freiheit wieder- gegeben ist, gedenke ich in Dankbarkeit der treuen rhei nischen Bevölkerung. Sie hat in den elf Jahren frem der Besatzung schweres Schicksal erduldet, aber die Treue zznn Vaterlande in harten Tagen erprobt. Das soll ihr unvergessen bleiben! Allen denen, die im Klange der Freiheitsglocken sich heute zur Erneuerung ihres Be kenntnisses zum Vaterlands in dem nun befreiten rhei nischen Gebiet versammeln, entbiete ich in enger Ver bundenheit herzlichste Grütze. Ich verkniivfe damit die Hoffnung, daß auch dem noch besetzten Teil deutschen Landes bald die. Stunde der Freiheit schlagen möge. v. Hindenburg, Reichspräsident." Berlin, 30. Nov. Der preußische Ministerpräsident Dr. B r a u n hat an den Oberpräsidenten der Rheiu- provinz das folgende Telegramm gesandt: Der Bevölkerunq des nunmehr geräumten rheini schen und Wiesbadener Gebiets spreche ich auch noch persönlich meins herzlichsten Glückwünsche und meinen wärmsten Dank für die in schwerster Zeit dem Vater-, land gehaltene Treue aus. Die Haltung der rheinischen Bevölkerung wird für immer ein Ruhmesblatt des Nheinlandes bleiben. Dr. Braun, Ministerpräsident. Kundgebung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Koblenz, 30. Nov. Der Oberpräsident der Rhein provinz Dr. Fuchs hat aus Anlatz der Befreiung der zweiten Zone folgende Kundgebung erlassen: „Die zweite Besatzungszone ist geräumt, in der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember werden zwei Millionen Deutsche die Freiheit wiedererlangen. Vom Ehrenbreitstein und dem Dienstgebäude des Oberpräsi- denten, das mehr als^ehn Jahre der Rheinlandkommis sion als Unterkunft gedient hat, wird wieder die deutsche Flagge wehen. Zn diesen Stunden gedenken wir zu nächst der Brüder und Schwestern, die in der dritten Zone des besetzten Gebietes und der Saar weiterhin für Volk und Vaterland fremde Macht zu ertragen haben. Ihnen gilt unser herzlicher Grutz. Wir fühlen uns mit ihrem Schicksal nach wie vor innig verbunden. Wir hoffen zuversichtlich, datz auch ihnen recht bald dieStunde der Freiheit schlägt. Mit offenen Armen werden wir die Getreuen von der Saar im Vaterlande empfangen. Der Bevölkerung des nunmehr befreiten Gebietes spreche ich aufrichtigen Dank und wärmste Anerkennung aus für die würdige Haltung, die sie in langen Jahren der Be setzung gezeigt haben. Dank der Einsicht aller Beteiligten hat sich auch die Räumung der zweiten Zone ohne jeden Zwischenfall vollzogen. Unsere Opfer sind nicht vergebens gewesen. Heute sehen wir die dunkelste Strecke des einst endlos scheinenden Weges hinter uns. In dieser großen Schick salsstunde geloben wir, auch weiterhin treu zur Regie rung und Volksvertretung zu stehen, sie in ihrer aus restlose Räumung und Rückgabe des Saargebietes ge richteten Politik nachdrücklich zu unterstützen. Nur auf freiem deutschen Boden können Frieden und Wohlfahrt gedeihen." Aus aller Wett. * Schwerer Schiffszusammenstotz auf der ttnterelbe. Am Sonntag ereignete sich auf der Unterelbe bei Bruns hausen im dichten Nebel ein schwerer Schiffszusammen- stoß. Ein nach Hamburg bestimmter 5300 Tonnen großer rumänischer Tankdampfer wurde von einem ausgehenden amerikanischen 5000 Tonnen großen Frachtdampfer ge rammt und so schwer beschädigt, datz er bei Ditzfleth auf Strand gesetzt werden mutzte. Durch den Zusammen stoß wurden dem Dampfer mehrere Benzintanks aus gerissen, so daß sich der Brennstoff in die Elbe ergoß, was zur Zeit eine schwere Gefahr für die Schiffahrt bedeutet, da unter Umständen das Benzin in Brand geraten kann. Auch der amerikanische Dampfer wurde beschädigt, so daß er seine Fahrt nicht fortsetzen kann. * Schweres Einsturzunglück. — Ein Toter, vier Verletzte. Sonntag mittag stürzte ein schweres Well blechdach auf dem Hasper Eisen- und Stahlwerk, Ab teilung Gießerei, das abmontiert werden sollte, ein und begrub fünf Arbeiter unter sich. Einer wurde auf der Stelle getötet, während zwei weitere schwer und zwei leicht verletzt wurden. Bei einem der Schwerverletzten besteht Lebensgefahr. * Der verschwundene Oberregierungsrat von Samson anfgefunden. Der seit etwa zehn Tagen vermißte Ober regierungsrat von Samson, Vortragender Rat im thürin gischen Justizministerium, konnte am Sonnabend auf Grund polizeilicher Feststellungen in Süddeutschland auf gefunden Und seinen in der gleichen Gegend weilenden An gehörigen wieder zugeführt werden. Der Grund seiner Entfernung ist nach wie vor ungeklärt, zumal von den Angehörigen, entgegen anderslautenden Meldungen, auf das Bestimmteste versichert wird, das unglückliche Ver hältnisse nicht in Frage kommen. * Furchtbarer Selbstmord im Zuchthaus Sonnen burg. Nach einer Meldung des „Montag" hat, wie erst jetzt bekannt wird, am Freitag ein zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilter Verbrecher im Zuchthaus Sonnenburg auf furchtbare Weise Selbstmord verübt. Er hat im Arbeitsraum der Buchbinderei seinen Kopf unter die große Papierschneidemaschine gesteckt und sich selbst enthauptet. * In Marseille hat sich ein furchtbares Einsturzunglück ereignet. Zwei Häuser stürzten ein und begruben ca. 30 Personen unter ihren Trümmern. Die Aufräumungsarbeiten wurden die ganze Nacht hin durch bei Scheinwerferlicht und am ganzen Sonntag mit großem Eifer fortgesetzt. Bisher wurden elf Tote und elf Verletzte geborgen. Nach Ansicht der Sachverstän digen hätten die beiden eingestürzten Häuser sowie eine Anzahl anderer Bauwerke in derselben Straße wegen der drohenden Einsturzgefahr schon längst geräumt werden müssen. Die schwersten Vorwürfe richten sich gegen den Hausbesitzer, der von den Behörden vernommen werden wird, da er Warnungen, die ihm bereits 24 Stunden vor der Katastrophe zugegangen sind, einfach unbeachtet ließ. * Politisches Sprengstoffattentat in Kowno. In der Nacht zum Sonntag wurde gegen die Redaktion der landwirtschaftlichen Zeitschrift „Musu Rytojus" in Kowno ein Sprengstoffattentat verübt. Die Bombe war unter einem Fenstersims untergebracht und ist durch eine Zündschnur zur Erplosion gebracht worden. Die Erplosion zertrümmerte Mauerteile und zahlreiche Fensterscheiben des Hauses und der Nachbargebände, unter anderem der Universität. Personen kamen nicht zu Schaden. Obwohl der Tatort dicht neben der Haupt verkehrsader der Stadt Kowno liegt, die zur Zeit des Attentats stark belebt war, gelang es den Tätern , un bemerkt zu entkommen. Ueber das bisherige Ergebnis der sofort aufgenommenen polizeilichen Ermittlungen wird bis jetzt Stillschweigen bewahrt. Es handelt sich bei der Zeitschrift um die größte ganz Litauens, mit einer Auf lage von etwa 80 000 Exemplaren, die politisch der Tautininkai nahe steht, aber sehr wenig politisch hervor getreten ist. In den beiden letzten Wochen war die Zeit schrift nicht erschienen, weil eine Umordnung der Redak tion vorgenommen wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß das Attentat sich gegen die Zeitung selbst gerichtet hat. Wahrscheinlich war es gegen ganz bestimmte poli tische Kreise gerichtet, die in der Redaktion der Zeit schrift häufig zusammenzukommen pflegten. Die Atten täter dürften in rechtsradikalen Kreisen zu suchen sein, unter denen in letzter Zeit eine starke Meinungsverschie denheit über die Haltung zur jetzigen Regierung einge treten war. * Französisches Postflugzeug über Spanien abgestürzt und verbrannt. Ein französisches Postflugzeug der Linie Latecoere, das sich auf einem Flug von Marseille nach Casablanca befand^ stürzte über Spanien kurz vor der Stadt Malaga ab und verbrannte vollständig. Die bei den Insassen kamen dabei in den Flammen um. * Ein Petroleumzug in Flammen. Wie aus Mos kau gemeldet wird, ist in der Nähe von Novorossihsk ein Petroleumzug in Brand geraten. Es wurden 17 Petro leumbehälter in Brand gesetzt. Im Augenblick des Aus bruchs des Brandes befand sich der Zug auf einer Holzbrücke, die ebenfalls von den Flammen ergriffen wurde und schließlich zusammenbrach, so daß der Nest des Zuges in die Fluten stürzte. Nach einer amtlichen Verlautbarung über das Unglück sind diesem auch mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen, darunter auch der Leiter der Eisenbahntruppen der GPU., Grigorjew, der sich zufällig in dem Znge befand. * Schweres Eisenbahnunglück in USA. — Bisher acht Tote und 17 Schwerverletzte. Nach Berichten aus Onley in Virginia ist ein Aus flüglerzug der Pennsylvania-Eisenbahn in -er Richtung nach Neuyork bei Onley entgleist. Dabei kamen, wie bisher feststeht, acht Menschen ums Leben, während 17 schwer verletzt Wurden. Fünf Wagen des Zuges sprangen, wie man annimmi, infolge Beschädigung der Schienen aus den Gleisen und im Anschluß daran überschlugen sich zwei Wagen. Die Arbeiten der sofort entsandten Nettungskolonnen wurden durch die herrschenden außer ordentlichen Schlechtwetterverhältnisse beeinträchtigt. Meh rere Stunden nach dem Unglück waren die Schienen noch nicht wieder freigemacht. Die Verwaltung der Pennsyl vania-Eisenbahn teilt weiter mit, daß wahrscheinlich unterbrochene Telegraphenlinien als Ursache des Unglücks anzimehmen sind. * Moskaus Hand in Indien. London, 2. Dez. Aus dem in Nagpur tagenden indischen Gewerkschaftskongreß kam es zu ernsten Mei- nungsverschiedenheiteu zwischen den verschiedenen poli tischen Gruppen. Verschiedene hervorragende Führer der Bewegung haben Zich von dem Kongreß zurückgezogen und eine gesonderte Zusammenkunft veranstaltet. Ihr Ziel geht auf Schaffung einer neuen Organisation. Die Abtrennung ist in erster Linie wegen der verhältnismäßig engen Beziehung zwischen der indischen Gewerkschafts bewegung und der dritten Internationale erfolgt. Dss einsame Haus. Roman von M. Nicholson. 4?- iNachdruck verboten.) Vom Hause bei ertönten fortgesetzt Rufe von Bate. „Lausen Sie, so schnell Sie können," ries Stoddard John zu, während er sich zwischen ihn und die Leute warf, die Morgan zu Hilse kommen wollten. John sprang auf seinen Gegner zu, entriß ihm seinen Revolver und lief zum Haus, dicht gefolgt von Stoddard, der sich zwischen John und den Verfolgern hielt. „Schießt, ihr Dummköpfe, schießt!" heulte Morgan und kurz darauf schlug der erste Schuß aus einer Schrot flinte in das Stcinmauerwerk des Wasserturms ein. Zur selben Zeit traten der Sheriff und sein Gehilfe aus der Tür, die zur Schule führte, und die von Morgans Truppe abgezweiglcn Leute drangen entlang der Schul mauer vor, um sich mit ihm zu vereinigen. Noch zweimal krachten Gewehrschüsse hinter John und Stoddard her, die nunmehr mit voller Aufbietung ihrer Kräfte dem Hause zu rannten. Die von dem Sheriff ge führten Leute kamen über die Wiese gelaufen, um die Heide» Flüchtigen vom Haus avzuschneiden. Dadurch ge staltete sich die Lage für diese sehr schwierig, was John veranlaßte, eine List zu gebrauchen. „Los aus deu Sherifs," ries er Stoddard zu, worauf sich die beiden den Anschein gaben, einen Angriff auf die Gruppe um den Sheriff machen zu wollen Als sie jedoch die Ecke des Hauses dicht bei der Terrasse erreichten, schwenkte John plötzlich herum und rief Stoddard zu, ihm zu folgen. In demselben Augenblick öffnete sich eine der Glastüren, die von der Bibliothek auf die Terrasse führ ten, Donovan und Bate traten heraus und zogen die beiden über das Geländer, wonach alle vier sich in die Bibliothek zurückzogen und die Tür hinter sich zuschlugen. Während Bate die Riegel vorschob, ließ Morgan seine ge samte Artillerie aus das Haus abfeuern. Zu gleicher Zeit begann der Sheriff ein Gepolter an der Vordertür. „Meine Herren, wir befinden uns im Zustand der Belagerung," erklärte Donovan und füllte sich die Pfeife. Ein Hagel von Schrot prasselte gegen die Mauer und einige der großen Fensterscheiben splitterten in Trümmer. „Wo ist dein Gefangener, Larry?" fragte John. „Besten Dank für die Nachfrage. Im Kartoffclkcller." Es war inzwischen zehn Uhr geworden. Mit dem Schlag der Turmuhr zogen sich die Angreifer zurück und hielten Kriegsrat. Die Sonne beschien mit Hellen Strah len das Schlachtfeld. John benutzte die Ruhepause, um aus den Turm zu steigen, von wo aus er die Stärke des Gegners feststellen konnte. Er hatte jedoch nicht lange Zeit für seine Beobachtungen, denn schon nach kurzem hörte er Donovan sein Namen durch das untere Stockwerk brüllen. „Der Sheriff und Morgan sind auf den See hinans- gegangen," berichtete Donovan, „offenbar um sich mit Picke ring zu beraten. Hoffentlich leitet dieser nun den Angriff; tatsächlich trugen Morgan und der Sherifs einen schweren Balken er würde der Sache ein gesellschaftliches Prestige ver leihen." — Stoddard lag auf einem breiten Lederdiwan, mit einigen seiner schweren Knüppel handgerecht zur Seite, und las in voller Seelenruhe in seinem griechischen Testa ment. Von Bate jedoch war die unerschütterliche Ruhe gewichen; er schien nervös und ängstlich zu sein. Als Donovans Augen einmal auf ihm ruhten, zuckte er merk lich zusammen „Ich glaube, ich sollte lieber nachseheu gehe», wie es draußen steht, Herr," sagte er zu John, dessen Argwohn hierdurch aufs neue erwachte. „Sie bleiveu, wo Sie sind," herrschte John ihn an und betastete nervös seinen Revolver. „Sehr wohl, Herr," kam Bates Antwort in dem ge kränkten Ton, den John schon des öfteren an ihm bemerkt hatte. Sechsundzwanzigstes Kapitel. Der Kampf in derBibliotheL. Es wurde elf Uhr, bevor die Angreifer von ihrem Kriegsrat zurückkehrten. Sie stürmten, geführt von Mor gan und dem Sheriff, durch den Wald und mäßigten ihre Schritte auch nicht, als sie auf die Wiese und in den Schußbereich der Verteidiger kamen. „Sollen wir ihnen unser Pulver zu riechen geben?" fragte Donovan. „Nein, wir überlassen es ihnen, das Feuer zu er öffnen," erwiderte John. „Das haben sie doch schon getan," wandte Donovan ein. „Ich bin dafür, sie etwas Blei aus deinen groß kalibrigen Elefantenflinten kosten zu lassen." Vom Kellergeschoß her kam das Heulen und Fluchen des englischen Detektivs, das sich unter das Geschrei der Angreifer mischte. „Diesmal dürste es Ernst werden," rief Donovan. „Kommt auf die Terrasse hinaus mit euren Knüppeln, wir wollen den Leuten, die ihre Köpfe über die Balustrade stecken, eine Dosts Hickoryholz versetzen." „Seht euch das an," schrie Donovan, „sie tragen einen Sturmbock. Habe ich nun eurer Majestät Genehmigung, die Gewehre in Betrieb zu setzeu?" Tatsächlich trugen Morgan und der Sheriff einen schweren Balken, mit dem sie die Stufen des Eingangs- tores hinaufliefen. Unmittelbar darauf ertönte ein Krachen an dem Holzwerk des Tores, das durch das ganze Haus schallte. Während die drei Freunde besorgt aufsahen, schien Bate von höchster Raserei erfaßt zu werden. Er stürmte mit dem Revolver in der Hand durch die Bibliothek über die Treppe, in das Zimmer, das über dem Eingangstor lag. Als John, der ihm folgte, das Zimmer erreichte, hatte Bate bereits das Fenster aufgerissen und schrie den Angreifern mit gellender Stimme eine Warnung zu. Im selben Augenblick hob er seinen Revolver und wollte eben abdrücken, als John ihm in den Arm fiel. Bates Gesicht war von Wut verzerrt. (Fortsetzung folgt.)