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Quer durch Nordamerika. Yuma (Arizona), 27. Aug. Der „Gras Zeppelin" wurde hier um 4,43 Uhr früh (1,43 Uhr mittags MEZ.) gesichtet. Er fuhr augenscheinlich mit erhöhter E e s ch w i n d i g k e i t, die auf annähernd 160 Stun denkilometer geschäht wurde. Man nimmt hier an, das; Dr. Eckener sich mit Rück sicht auf die Schwierigkeiten, die sich für das schwerbe lastete Luftschiff bei dem Versuch, grössere Höhen zu er reichen, ergeben würden, veranlagt gesehen hat, der amerikanischen Grenze z u z u st e u e r n . um das Felsengebirge in seinen südlichen Ausläufern, die eine verhältnismäßig geringe Höhe aufweisen, zu überfliegen. Neuyork, 27. Aug. „Gras Zeppelin" überflog um 14,30 Uhr MEZ. in geringer Höhe Mohawk im Staate Arizona, 50 Meilen östlich Yuma. Demnach hat das Luftschiff bis zu diesem Zeitpunkt etwa 400 Kilometer zurllckgelegt. Die Southern-Pazifikbahn entlang. Phenix (Arizona), 27. Aug. Der „Graf Zeppelin" überflog um 7 Uhr morgens (3 Uhr nachmittags MEZ.) die 100 Kilometer südwestlich von hier gelegene Stadt Aztec und ist in den letzten Stunden der Bahnstrecke der Southern-Pazifik-Vahn gefolgt. Um 7,38 Uhr wurde er in Gila Bend gesichtet. Das Luftschiff flog in etwa 500 Meter Höhe mit einer Geschwindigkeit von nicht mehr als 80 Stundenkilometer. Es hat bei klarem Wetter gegen einen leichten Gegenwind anzu kämpfen. Neuyork, 27. Aug. „Graf Zeppelin" überflog Mari copa (im Staat Arizona), das 64 Kilometer von Gila- Bend entfernt liegt, um 3,55 Uhr MEZ. Das Luftschiff wich über Arizona einem Gewitter- sturm aus und flog vor den. Orte Aztec zeitweise in einer Höhe von 5000 Fuß. Jetzt wird gutes Flugwetter gemeldet. HUfsgeneralpostmeister Glover kündigt an, der Zeppelin werde in Lakehurst 3 5 000 Postsachen abliefern. Das Luftschiff brachte 2522 Postsachen von Friedrichshafen für Los Angeles und 1819 für Los An geles aus Tokio. Für Friedrichshafen hat „Graf Zep pelin" zwei Postsäcke an Bord, die die Fahrt um die Erde mitmachen. Neuqork, 27. Aug. „Graf Zeppelin" befand sich um 16,54 Uhr MEZ. über Maricopa, etwa 50 Kilometer südöstlich von Phenir (Arizona). Das Luftschiff fliegt sehr hoch. Benson (Arizona), 27. Aug. „Graf Zeppelin" über flog Benson um 8,27 Uhr nachmittags. Wie gemeldet wird, hatte er gegen heftige Winde anzukämpfen. Willcor (Arizona), 27. Aug. Das Luftschiff wurde heute um 19 Uhr MEZ. hier gesichtet; es flog mit großer Geschwindigkeit in östlicher Richtung. Lordsburq (Neu-Mexiko), 27. Aug. „Graf Zeppe lin" wurde um 20,23 Uhr MEZ. in der Nähe von Steins Paß an der Grenze von Arizona und Neu-Me- xiko in einer Höhe von 450 Meter gesichtet. Neuyork, 28. Aug. „Graf Zeppelin" ist über Neu- Meriko in einen schweren Sturm geraten und führt daKr mit verminderter Geschwindigkeit. „Graf Zeppelin" über Texas. In schneller Fahrt. Neuyork, 28. Aug. Wie aus Sierra Blanca östlich von Fort Worth (Texas) gemeldet wird, wurde das Luftschiff „Graf Zeppelin" dort in schneller Fahrt ge sichtet. Es ist demnach von El Paso aus der Bahnlinie gefolgt, die sich im Tal zwischen dem Guadelouge-Ee- birge und der Apachen-Bergkette hinzieht. Nach der Ueberfliegung des Pecosflusses hat sich das Luftschiff dann nach Norden gewendet. „Graf Zeppelin" hat sei nen Kurs auf Little Rock (Arkansas) gesetzt. Friedrichshafen, 28. August. Ein Funkspruch von Bord des „Graf Zeppelin" an den Luftschiffbau besagt, daß das Luftschiff um 5 Uhr mitteleuropäische Zeit Carlsbad in Teras überflogen hat, an Bord ist alles in Ordnung. Danach scheint Zeppelin den Pecos River bereits überflogen zu haben. In starkem Gegenwind. Neuyork, 28. August. Eine Meldung aus Orla (Texas) besagt, daß das Luftschiff „Graf Zeppelin" den Ort, der 96 Kilometer nördlich von Pecos liegt, in großer Höhe überflog. Der Zepeplin hatte eine Stun- dengeschwindigkeit von etwa 65 Kilometern, da er gegen heftigen Gegenwind an,zukümpfen hatte. Die Wetterlage auf der Flugstrecke. Hamburg, 28. August. Ueber die Wetterlage auf der Flugstrecke des „Graf Zeppelin" teilt das Seeflug- referat der deutschen Seewarte in Hamburg am heutigen Mittwoch um 10.30 Uhr mit: Das Bild der Luftdruck oerteilung über den Vereinigten Staaten ist dadurch ge kennzeichnet, daß ein Hochdruckgebiet mit einem Kern von 767 Millimetern über der amerikanischen Seenplatte liegt. Ueber dem Golf von Mexiko und den westlichen Eebirgsländern befinden sich stationäre Tiefdruckgebiete, Während sich entlang der Ostküste ein Ausläufer des Neufundlandtiefs erstreckt, das langsam in nordöstlicher Richtung abwandert. Dieser Luftdruckverteilung gemäß herrschen an der Ostküste nördliche Winde, die über dem südlichen Teil der Staaten zu östlichen Winden umbiegen, so daß das Luftschiff auf seiner ganzen Fahrt vor wiegend leichte Gegenwinde antreffen wird. Besonders im Osten der Staaten treten Regenschauer auf, die viel fach von Gewittern begleitet sind. Deutsche Gegenforderungen im Haug, Haag, 28. August. Das Eeneralsekretariat der Kon ferenz' gibt NIN 2 Uhr folgenden amtlichen Bericht über die heutigen Nachtverhandlnngen heraus: Die Delegierten der sechs einladenden Mächte sind Dienstag nachmittag nm 4 Uhr unter Vorsitz von Minister Jaspar zu einer Beratung der gegenwärtigen Lage der Konferenz zusammengetreten. Nach einer un unterbrochenen Sitzung bis 1.30 Uhr sind die Delegierten der Hauptmächte nach gemeinsamen Anstrengung en zu einem Uebe rein kommen gelangt, welches der deutschen Delegation zur Zustimmung unterbreitet wurde. Die Aussprache mit der deutschen Delegation wird am Mittwoch vormittag in einer Zusammenkunft der ein ladenden Mächte um 11 Uhr stattfinden. Sobald man ein endgültiges Uebereinkommen erreicht haben wird, wird die Konferenz in der Lage sein, die notwendigen Maßnahmen zur Inkraftsetzung des Young-Planes zu ergreifen. Die entscheidenden Beratungen. Haag, 28. August. Die deutsche Delegation hat heute vormittag noch vor Beginn der zu 11 Ühr einberufenen Sitzung der sechs Mächte eine längere Beratung über die jetzt einzunehmende Haltung abgehalten. Um 11 Uhr traten dann die sechs Mächte zusammen, um die Ver handlungen mit der deutschen Abordnung über die An nahme der beiden Forderungen zu eröffnen, die in dem Angebot der vier Mächte an England enthalten sind: An Deutschland werden auf Grund des Angebots der vier Mächte an England folgende zwei finanzielle Forderungen gerichtet: u) Deutschland verzichtet auf die Mitbeteiligung an dem Ueberschuß des Dawes-Planes in Höhe von 300 Mil lionen Mark. — Deutschland hatte bisher gefordert, daß aus diesem Betrag wenigstens die Besatzungskosten mit 11 Millionen Mark monatlich ab 1. September bis zur Räumung gedeckt werden müßten; b) der ungeschützte Teil der deutschen Tributzah lungen, der bisher 660 Millionen Mark betrug, wird nach dem Angebot der vier Mächte für die Dauer von 20 Jahren auf 702 Millionen erhöht. Im Falle des im Young-Plan vorgesehenen Trans fers oder Aufbringungsmoratoriums müßte dagegen Deutschland unter allen Umständen 702 Millionen an statt 660 Millionen zu zahlen haben. Die Lage stellt sich so dar, daß die gestern nacht erfolgte Einigung zwischen England »nd den übrigen Mächten vollständig ist, bis auf die Zustimmung Deutsch lands zu diesen beiden Punkten. Auf deutscher Seite will man sich aber unter keinen Umständen zu einer sofortigen Entscheidung drängen lassen. Frankreich habe 31/2 Wochen ver streichen lassen, um sich mit England zu einigen. Von Deutschland werde jetzt eine Zustimmung zu einer Er weiterung des Young-Plans zuungunsten Deutschlands in wenigen Stunden verlangt. Es könne nur als selbst verständlich erscheinen, daß demgegenüber eine ableh nende Haltung eingenommen werde. Die Reichs regierung habe seither den Standpunkt vertreten, daß irgendwelche neue Lasten über den Young-. Plan hinaus unter keinen Umständen an genommen werden können. Deutsches Entgegenkommen, aber Gegenforderungen. Haag, 28. Aug. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und den übrigen fünf Mächten über die deutsche Zustimmung zu den beiden neue deutsche Lasten voraussetzenden Punkten der finanziellen Einigung wer den dem Vernehmen nach von deutscher Seite in der Richtung geführt, daß man sich zu gewissen finanziellen Zuaeständ - nisscn bereitfinden wird, falls auf der Gegenseite in den politischen Frage,, Deutschland ein weitgehen de s E n t g e g e n k 0 m m e n b e w i e s e n w i r v. Die Zustimmung zu den beiden finanziellen Forderun gen will inan auf deutscher Seite insbesondere davon abhängig machen, daß in der Frage der NänMUnqs- fristen, der Besatzungskssten, der Regelung der Be satzungsschäden und der Liquidation des deutschen Ei gentums in England wesentliche Asnverungen in den bisherigen Angeboten vorgenvmmen werden. Man nimmt an, daß die Fragen der Besatzungs- kosten, der Besatzungsschäden, der Sachlieferungen und des Liquidationserlöses innerhalb noch einzusetzender Einzettommijsionen geregelt werden dürfte, da es sich hierbei teilweise um schwierige technische Einzelheiten handelt. Wie von den amtlichen Stellen betont wird, würden bei Annahme Vieser deutschen Forderungen also nicht mehr einseitig deutsche Zugeständnisse in den finanziellen Fragen gemacht werden, sondern es würde eine Regeluna sämtlicher schwebenden poli tischen und finanziellen Fragen erfolgen. Der Aufstand im heiligen Land. Immer neue Angriffe. London, 28. August. Das Kolonialministerium ver- veröffentlichte am Dienstag spät abends eine weitere amtliche Erklärung über die Unruhen in Palästina, die besagt: Die britischen Streitkräfte sind Herr der Lage. In Palästina wie in Jaffa, wo die meisten der Ueber- griffe stattfanden, ist die Ruhe wiederhergestellt. Das Land außerhalb dieser beiden Zentren ist gegenwärtig noch unruhig. Arabische Uebergrifse aus zahlreiche zerstreute jüdische Ansiedlungen dauern an. Die Zahl der Opfer wird mit 143 Toten und 426 Verwundeten angegeben. Getötet wurden 46 Moslems, 4 Christen, und 93 Juden. Verwundet wurden 118 Moslems, 39 Christen und 269 Juden. Privatmeldungen aus Jerusalem sprechen von einer weiteren Zuspitzung der Lage. Diese Berichte liegen offenbar später als die amtliche Erklärung. Gleichzeitig wird offiziell mitgeteilt, daß in Haifa ein britischer Eisenbahninspektor am Sonntag von Arabern überfallen und so schwer verketzt wurde, daß er am Dienstag seinen Wunden erlegen ist. In Haifa sind nach der Ankunft bedeutender britischer Truppen am Montag früh größere Unruhen unterbunden worden. Kleinere Zusammenstöße dauern aber un unterbrochen an. Die Haltung der Araber in Trans jordanien ^verursacht weiter starke Besorgnis. Die Araber sind in verschiedenen Gruppen nach der Grenze zu marschiert, offenbar in der Absicht, Palästina zu be treten. Die Grenzpolizei konnte sie bisher zurückweisen. Wie Reuter aus Jerusalem berichtet, sind im Laufe des Dienstag Panzerwagen eingesetzt worden, als eine Ansamm lung von Arabern einen Angriff auf die Regierungs gebäude unternahm. Bei diesem Zusammenstoß wurden drei Araber getötet, 25 verletzt. Die Araber setzten am Dienstag in Kastina ihre Angriffe gegen die Juden fort, von denen fünf getötet wurden. Zur Vergeltung wurde von jüdischer Seite die arabische Niederlassung angezündet. Die Ge samtzahl der Verwundeten soll sehr bedeutend sein. In Jerusalem ist es namentlich in den Außenbezirken trotz der Anwesenheit sehr starker britischer Truppen zu Uebergrifsen gekommen. Aus Beirut wird berichtet, daß am Dienstag im jüdischen Teile von Damaskus eine Demonstration von 20 0 0 0 Arabern stattfand, die der Unterstützung der Araber in Palästina gatt. Starke britische Truppen wurden aufgeboten, um Uebergrifse zu verhindern. Im ganzen wird die Lage noch immer als außerordent lich ernst beurteilt. Ausdehnung der palästinischen Unruhen auf Transjordanien. L 0 nd 0 n, 28. Aug. Nach Meldungen aus Kairo beginnt die Unruhebewegung in Palästina auch auf Tansjordanien. Eine Reihe von Uebergriffen hat sich bereits an verschiedenen Plätzen zugetragen. Ein bri tischer Offizier der transjordanischen Polizei soll hier bei verwundet worden sein. Von den Behörden in Palästina werden besonders scharfe Maßnahmen ge troffen, um die Araber in Transfordanie» an der Ueberschreitunq der Grenze zu hindern. Stärkere Be- dninenverbände haben den Jordan überschritten. Wie die „Times" aus Jerusalem berichtet, sind die gegenwärtigen Unruhen weder als antibritisch noch als antichristlich zu bezeichnen. Die Muselmanen hät ten vielmehr die Abwesenheit hervorragender Vertreter der britischen Verwaltung dazu benützt, um einen An griff gegen die Juden zu unternehmen. Mau ist viel fach der Meinung, daß das Land in seinem Fortschritt durch die Ereignisse um viele Jahre zurllckgeworfen ist. Auch ein französisches Kriegsschis' entsandt. Paris, 28. Aug. Im Zusammenhang mit den Wir ren in Kargina hat der französische Marineminister die Entsendung eines Kreuzers zur Sicherung der Levante küste angeordnet. Der Kreuzer ist bereits in Beirut eingetroffen. Ergebnisloser Ausgleichsversuch des amtierenden eng lischen Oberkommissars in Palästina. London, 28. Aug. Der amtierende britische Ober kommissar in Palästina Luke hat am Dienstagnachmit tag den Versuch gemacht, Ausgleichsverhandlungen in Gang zu bringen. Er empfing den Grand Mufti von Jerusalem und ersuchte ihn, gemeinsam mit ihm die Außenbezirke der Stadt zu besuchen und gleichzeitig einen religiösen Appell an die Araber zu richten. Der Mufti soll abgelehnt haben, in dieser Form einzugrei fen. Er habe erklärt, daß die Bewohner in den Außen bezirken und auf dem Lande noch viel zu erregt seien, um auf diese Weise zur Ruhe gebracht werden zu können. Am das englische Mandat in Palästina. London, 27. August. Im Zusammenhang mit den Ereignissen in Palästina wachst die Bewegung gegen die Zweckmäßigkeit des britischen Mandats über dieses Ge biet. Führend in dem Kampf gegen das Mandat ist die Nothermere-Presse, die in außerordentlich scharf ge haltenen Artikeln aller ihrer Organe darauf hinweist, daß England nur lllngelegenheiten und keinerlei Vor teile aus dem Mandat über Palästina habe. Die schleu nige Abgabe des Mandats wird dringend verlangt. Französische Angriffe gegen England. Paris, 27. August. Die Vorgänge in Palästina werden in Paris mit außerordentlicher Beunruhi gung verfolgt. Die Blätter, die in ihren Angrif- f e n g e g e n E n g l a n d hierbei ein neues Tätigkeits feld erblicken, behaupten, daß der Kampf zwischen den Arabern und Juden unter der türkischen Oberherrschaft niemals ähnliche Formen wie unter der englischen an genommen hätte. Was sich jetzt in Palästina abgespielt hätte; sei nur ein erster Auftakt für noch schwerere Er-