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Eisenbahn - Unglück bei Düren. Köln, 25. Auq. Bei der Einfahrt in den Bahn hof Buir (Bez. Köln) ist heute früh 3,04 Uhr derSchnell- zng Paris—Warschau mit der Lokomotive und sieben Wagen, darunter drei ausländischen, entgleist. Nach den bisherigen Feststellungen wurden acht Personen ge tötet, 17 Fahrgäste, meistens Ausländer, schwer und 25 Personen leicht verletzt. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht festgestellt. Düren, 25. Auq. Der bei Buir verunglückte D-Zug 23 war mit Reisenden bis auf den letzten Platz besetzt. Die Unfallstelle liegt etwa 500 Meter von der Station Buir entfernt. Auf der Strecke wer den Gleisarbeiten vorgenommen, so das; der Verkehr auf ein Nebengleis umgelegt werden muhte. Der Lokomotivführer hat in Düren schriftliche Wei sung erhalten, auf dieser Strecke langsam zu fahren. Augenzeugen berichten aber, daß die Stundengeschwin digkeit schätzungsweise 90 Kilometer betragen habe. Es müsse daher angenommen werden, das; der Lokomotiv führer sich an die Weisung nicht gehalten habe. Die Unfallstelle selbst bietet ein Bild grauenhafter Zerstörung und unbeschreib lichen Durcheinanders. Die Maschine, die aus den Schienen geworfen ist, liegt mit den Rädern neben der Strecke. Der Pack- und der Postwagen sind eine acht Meter hohe Böschung hinauf geworfen und ineinandergeschachtelt. Der nächste Wagen, ein Wagen zweiter Klasse, ist vollständig zer trümmert. Die folgenden Wagen wurden mehr oder weniger beschädigt, während der Schlafwagen quer über den Schienen steht. Ein Angenzeugenbericht. Düren, 26. August. Ein Augenzeuge des schweren Eisenbahnunglücks von Buir erzählt, das? er im Seiten gange eines Wagens am Fenster gestanden habe, als die Katastrophe hereinbrach. Ihm sei die schnell stei gende Fahrtgeschwindigkeit des Zuges aufgefallen. Plötzlich habe sich der Wagen zur Seite geneigt, er sei mit dem Kopf gegen das Fenster geschlagen und habe dann noch gesehen, wie die Lokomotive zur Seite ab rutschte. Nachdem er wieder zu sich gekommen sei, sei er auf das Dach des Wagens geklettert. Von allen Seiten hörte man die Schmerzensschreie der Verwun- Die Heldengedenkfeier nm Tannenbergdenkmal. Hohenstein, 25. August. Aus Anlatz des 15. Jahres tages der Schlacht bei Tannenberg fand am heutigen Sonntag am Tannenberg-Nationaldenkmal die Helden- gedenkseier statt, bei der 60 Gedenktafeln enthüllt wur den, die von ost- und westpreutzischen Regimentsvereinen den in der Schlacht bei Tannenberg Gefallenen gewidmet sind. Schon lange vor Beginn der Feier war die Zu- fahrtsstratze zum Denkmal von Taufenden belebt. Unter den Ehrengästen sah man Eeneralseldmarschall von Mackensen, Generalleutnant von Esebeck und die aktiven Generale und Kommandeure der ersten Division, die auch die Ehrenkompagnie stellte. Um 11.30 Uhr be traten die Ehrengäste und die Vertreter der Reichs-, Staats- und Provinzialbehörden den Vorhof des Denk mals, in dem die Fahuenabordnungen Aufstellung ge nommen hatten. Nachdem Generalfeldmarschall von Mackensen die Front der Ehrenkompagnie ab geschritten hatte, spielte die Kapelle den Choral „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre". Im Namen des Tannenbergdenkmal-Vereins begrützte Generalmajor a. D. Kahns die Erschienenen. In längerer Ansprache gedachte deten. Aus der umgestllrzten Lokomotive schlugen hohe Flammen. Die unverletzt gebliebenen Passagiere leiste ten die erste Hilfe und brachten die Verwundeten aus das neben der Bahnlinie befindliche Stoppelfeld, wo aus Getreidegarben ein Lager errichtet wurde. Die Ursache des Eisenbahnunglückes. Zu schnelles Fahren des Lokomotivführers trotz Vorsichtsbefehl. Buir, 25. August. Das schwere Eisenbahnunglück bei Buir ist daraus zurückzuführen, datz der Lokomotiv führer des Unglückszuges namens Nordhaus, der aus Hamm (Westfalen) stammt,in ein Ueberholungsgleis. das wegen eines Brückenbaues auf der Strecke bei Buir angelegt war, zu schnell hineinfuhr. Noch auf dem Bahnhof in Düren hatte der Lokomotivführer einen Vorsichtsbefehl erhalten, in dem ihm aufgegeben wurde, in das Ueberholungsgleis bei Buir langsam zu fahren. Der Lokomotivführer Nordhaus, der mit schweren Ver letzungen geborgen wurde, ist mittlerweile im Kranken haus Buir gestorben. Der Heizer des Zuges konnte sich noch im letzten Augenblick durch Abspringen retten. 13 Todesopfer der Eisenbahnkataftrophe von Buir. Düren, 26. Aug. Während der Nacht-vom Sonn tag zum Montag wurden die Aufräumungsarbeiten an der Unglücksstätte in Buir mit grösstem Nach druck fortgesetzt. Beim Heben des Lokomotivdenders durch einen eigens zu diesem Zwecke aus Essen her- beigefchafften schweren Wagenkran fand man unter den Trümmern noch weitere vier bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen vor. Man hat die Namen dieser Verunglückten bisher noch nicht feststellen können. Außerdem ist in der Nacht zum Montag im Kranken haus Düren der Lokomotivführer des Unglückszuges Nordhaus (Hamm) seinen schweren Verletzungen er legen. Die Zahl der Todesopfer hat sich somit auf 13 erhöht. Der Zustand der in den Krankenhäusern Dürens und Buirs sowie im Kölner Vürgerhospital unterge brachten Schwerverletzten ist den Umstünden nach ver hältnismäßig günstig. Lediglich die im Dürener Kran kenhaus untergebrachte Frau Letz, die aus Poitiers stammt, gibt zu Besorgnis Anlaß. Die Ursache des Un glücks ist, wie nunmehr einwandfrei feststeht, auf zu schnelles Durchfahren einer ab,zweigenden Weiche ,zu- rückzusühren. er des vor 15 Jahren erfochtenen gewaltigen Sieges von Tannenberg und der gefallenen Helden, die in opfer freudiger Pflichterfüllung in den Tod gesunken seien. „Wir dürfen", so fuhr der Redner u. a. fort, „nicht rasten, bis das deutsche Volk mit dem schärfsten Schwert der Wahrheit, den bisher nicht gelösten gordischen Knoten der infamen Schuldlüge zerhauen, die doch allein aus dem Schuldbewußtem unserer Feinde geboren ist." Nach weiteren Ansprachen des Wehrkreispfarrers Müller (Königsberg) und des Standortpfarrers Poschmann er griff Generalfeldmarschall von Mackensen das Wort. Er wies darauf hin, datz es nur die restlose Hingabe an das Vaterland gewesen sei, mit der es sich die ehe malige Armee zur Aufgabe gemacht hatte, die Ehre des Vaterlandes zu verteidigen. Den Gefallenen gebühre Dank und Ehre, denn sie seien für das Vaterland gestorben. Nur im Vertrauen aus Deutschlands Kraft könnten wir einig sein. Nach einem Weihegebet erfolgte die Enthül lung der Ehrentafeln und die Kranzniederlegung durch die Vertreter der Behörden und Vereine, während die Ka pelle das Lied vom guten Kameraden spielte. Ein Vor trag des Sängergaues Tannenberg und der gemeinsame Gesang des Liedes „O Deutschland hoch in Ehren" be schloß die Feier. Aus aller Welt. * Zwei Kinder ermordet aufgefun den. — GroßeErrequngderBevölkerunq. Aus Düsseldorf wird gemeldet: Zn der Nacht zum Sonn tag wurden auf der Polizeiwache durch die Eltern die sechsjährige Gertrud Hammacher und ihre 13jährige Stiefschwester als vermißt gemeldet. Zn den Morgen stunden wurden beide Kinder etwa 200 Meter von der elterlichen Wohnung entfernt in einem Garten aufge funden. Dem sechsjährigen Kinde war mit einem Mes ser der Hals durchschnitten, während das 13jährige Mädchen durch Messerstiche in den Rücken ermordet war. Der Bevölkerung des Stadtteils hat sich eine außerordentliche Erregung bemächtigt, zumal es auch bisher nicht gelungen ist, den gefährlichen Messerstecher, der vor einigen Tagen einige nach Hause gehende Per sonen verwundete, zu verhaften. * Verhaftung eines Fassadenkletterers. Der Frank furter Kriminalpolizei ist es gelungen, in Amsterdam einen berüchtigten Fassadenkletterer Hanack zu verhaf ten, der zusammen mit einem anderen Einbrecher in verschiedenen Städten elegant gekleidet in den besten Hotels wohnte und sich auf diese Weise Eingang in die anderen Zimmer verschaffte. Der Verhaftete hat zu gegeben, in Frankfurt a. M. 43, in Berlin 40, in Stutt gart 25, in Stettin 40, in Dresden 32 Einbrüche aus geführt zu haben. Die Kriminalpolizei ist der Mei nung, daß die angegebenen Zahlen bei weitem nicht ausreichen. * Vallonunglück bei Sarrasani. Am Sonntagvor mittag gegen 10,30 Uhr war man auf dem Zeltplatz in Regensburg mit dem Füllen des Reklame-Fesselballons der Sarrasani-Schau beschäftigt. Ein in der Nähe stehender Angestellter klammerte sich an den Ballon und rief weitere Mannschaften um Hilfe. Bevor aber einer der herbeieilenden Leute zugreifen konnte, schwebte der Ballon bereits in Haushöhe und stieg, den Mann mit sich nehmend, in die Höhe. Wie man vom Boden aus beobachten konnte, versuchte der Artist die Reiß leine zu ziehen, um den Ballon zu entleeren, konnte aber nicht an die Leine herankommen. In etwa 100 Meter Höhe verließen den Unglücklichen die Kräfte und er stürzte auf das Zirkusfeld, durchschlug die starke Zelt decke und blieb bewußtlos in der Manege mit starken inneren Verletzungen liegen. Der Verunglückte wurde in das Krankenhaus eingeliefert. * Fischsterben in der Saale. Das Wasserunter suchungsamt in Magdeburg hat Vas am Sonnabend in Halle in noch nie bisher beobachtetem Umfange aufge tretene Fischsterben einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Das bisher vorliegende Ergebnis, das noch in Form eines Gutachtens veröffentlicht werden wird, besagt im wesentlichen, daß Tausende von Fischen in folge katastrophaler Abnahme des Sauerstoffes, die wiederum durch das Sinken des Wasserspiegels begrün det sei, zu Grunde gegangen seien. Die Mindestmenge Sauerstof, die die Fische brauchten, betrage etwa fünf Milligramm im Liter Wasser. Am 10. August betrug sie nur noch 0,9 Milligramm, an manchen Stellen so gar nur 0,6 Milligramm im Liter. In Fachkreisen führt man das rapide Sinken des Sauerstoffgehaltes auch auf atmosphärische Einflüsse (Luftdruckschwankun gen) zurück. * Schweres Fährungkück. Am Donnerstag fuhr eine mit 10 Personen besetzte Fähre gegen die Brücke bei Tittmoning, zerschellte und ging unter. Acht Personen konnten von bayrischen und österreichischen Wasserbau arbeitern gerettet werden. Zwei Insassen ertranken. * Zugzusammenstoß in Frankreich. Auf der Strecke Uriage—Grenoble stießen zwei Züge zusammen, wobei 15 Personen schwer verletzt wurden. Ein Sturmvogel. Roman von Bernt Liest Einzig berechtigte Übersetzung aus dem Norwegischen von F. Gräfin zu Reventlow. U (Nachdruck verboten.) Andreas lächelte und blieb am Brückengeländer stehen. „Wie gut haben Kasper und ich uns manchmal hier unten am Hafen amüsiert. Ja, ja — besonders an Herbst tagen, wenn der ganze Hafen voll fremder Schiffe lag, die unterwegs Havarie erlitten hatten. Gott weiß, ob das ganze Leben und Treiben hier noch ebenso ist wie damals. Ich glaube kaum. Wir sprangen in all dem buntbewegten Räuberleben herum wie in einer Märchenwelt — es war wirklich manchmal wild und phantastisch genug mit all den Raufereien und dem Spektakel — einmal dort unten an der Landspitze mit Pechfackeln und blanken Mestern. Es waren ein paar Portugiesen dabei, irgendein schwedischer Raufbold und einige von unsern einheimischen Helden/ „Was für Angst haben wir nachträglich ausgestanden, als wir hörten, daß es eine große Geschichte geworden war mit Polizei, Hardesvogt und einem ordentlichen Ver hör. Wir gingen ein paar Tage ganz eingeschüchtert her um und glaubten, daß man uns als Zeugen vernehmen würde. Ich weiß nicht, wer uns diesen Unsinn eingeredet hatte. Einmal wäre das ja schon an sich schrecklich ge wesen und dann hätten ja auch Sie, gnädige Frau, und meine Eltern erfahren, daß wir mit dabei gewesen waren, und wir hatten zu Hause gesagt, daß wir nur unsere Lek tionen zusammen lernten." In Frau Bugges Züge kam plötzlich etwas Starres. Sie kniff die Augen zusammen und horchte gespannt. Andreas Neerdrum fuhr fort, während er sich immer mehr in seine Erinnerungen vertiefte. „Und dann in der Kajüte mit den Steuermännern und Matrosen. Was wir da alles für seltsame Sachen zu sehen und zu hören bekamen. Wenn ich jetzt so daran znrückdenke, scheint es mir, wir haben manches Gute davon gehabt - und manches war auch nicht gut für uns Alle möglichen Dinge natürlich — aber das ging zum Glück ganz an uns vorbei. Zum größten Teil verstanden wir es ja nicht einmal. Und daun habe ich auch immer ge- lnnden, datz diese An von Leuten Kindern gegenüber eine -'wisse Ritterlichkeit an den Tag legen Zcb kann mich noch wnn deutlich erinnern, datz sie allerhand verblümte Worte und Anspielungen gebrauchten, über die sie untereinander unbändig lachten, aber nicht glaubten, daß wir etwas da von verständen. In der Beziehung waren sie dumm genug. Und wir — ja, Kinder sind oft schlauer als man denkt — wir taten so, als ob wir es nicht verständen, und waren selbst froh, daß wir das konnten. Selbst wenn wir dann wieder allein unter uns waren. Wir schüttelten es einfach von uns ab. Es war ja auch genug anderes da — Bilder von fremden Städten, Schiffe auf hoher See, Die rauchten wir dann auf dem Bergrücken hinter der Stadt. Mädchen und Frauen von ausländischem Aussehen — und dann traktierten sie uns mit Kokosnüssen, Bananen und seltsamen eingemachten Früchten. Branntwein und derartige starke Sachen gaben sie uns nie. Nur ein einziges Mal war da ein Spanier, der uns Wein und eine Ha vanna gab. Die rauchten wir dann nachher aus dem Bergrücken oben hinter der Stadt. Und da wurde uns so schlecht, datz wir dachten, es wäre aus mit uns. Schließ lich lagen wir beide hinter einem großen Stein und hiel ten uns fest umschlungen, um wenigstens zusammen zu sterben Ach du lieber Gott ja! Und dann waren da Papageien aus Brasilien und ein Affe aus Borneo und einmal zogen sie uns ein paar echte Jndinanermokassins an. Noch lange nachher sparten wir all unser Geld zu sammen, um sie uns zu kaufen. Denken Sie sich nur, bet den Jndianerspielen nächstes Frühjahr im Stadtwald in echten Mokassins auftreten zu können. Aber ehe wir eine Summe beisammen hatten, die wir anständigerweise dafür hätten bieten können, war das Schiff schon wieder in See gegangen. Ja, wie wir uns da miteinander amüsiert yabenl Natürlich war Kasper immer der Anführer bei all unsern Streichen. Und alle hatten ihn gern, sehen Sie, er hatte ein so merkwürdiges Talent, mit den Leuten umzugehen, und wußte so gut Bescheid in allem, was mit Schiffen zusammenhing. Wie er sich für alles interessierte und nach allem fragte. Ich konnte mich nie entschließen, auch einmal zu fragen, um meine bodenlose Unwissenheit nicht zu ver raten. Ich konnte mich auch nie recht darin orientieren und deshalb bewunderte ich Kasper so. Es war Mir förmlich Bedürfnis, mich in seinem Glanz zu sonpen. Ich habe später so oft darüber nachgedacht, was mich eigent lich damals so in seinem Bann hielt, ohne daß ich es selbst wußte. Es war eben sein moralischer Mut. Ich selbst war ziemlich feige aus lauter Eitelkeit. Kasper war ge wiß auch eitel, aber feig war er niemals. Er wußte sich immer in aller Ruhe aus der Affäre zu ziehen. Wenn er ausgelachi wurde, und das ist das schlimmste, was einem Jungen passieren kann, so schlug er gleich drauflos. Ob sein Gegner groß oder klein, stark oder ein Schwächling war, das ließ ihn ganz kalt Denn, sehen Sie, sein rein physischer Mu«, das war einfach etwas Unglaubliches. Es macht einen geradezu schwindlig, daran zu denken. Wenn er so aus dem Bauch auf dem Mastknopf lag und sich wie ein Kreisel rundum drehte oder sich im Mastkorb auszog, eine Zeitlang aus der Rahe balancierte und dann kopfüber in die See sprang " Frau Bugge schauderte und Andreas lachte. „Ja, und das war noch nicht einmal das schlimmste. Da war noch die Geschichte mit dem Holländer, mit dem wütenden Hol länder, die werde ich nie vergessen. Wir hatten, Gott weiß wo, einen schwungvollen hol ländischen Fluch aufgeschnappt. Ich glaube, er hieß etwa so: „Da dick de Dyvel hooel" und sollte jedenfalls be deuten: „Daß dich der Teufe! hol'". iFortjetzung folgt.)