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Unwetter in ganz Mittel- und Süddeutschland Furchtbares Unwetter in der Oberpfalz Drei Todesopfer. Nürnberg, 4. Zuli. Zn der Oberpfalz wütete am Donnerstag nachmittag ein schweres Unwetter, dem die ganze Ernte zum Opfer fiel. Zn einem Orte wurden zwei Landwirte durch Blitzschlag getötet, in einem anderen eine Frau und eine Kuh durch Hagelschlag er schlagen. Zn der Nähe von Deinschwang wurden 50 Schafe tot auf dem Felde gefunden. Der Schaden ist unermeßlich. Schwere Unwetterschäden in Bayern. München, 4. Juli Die am Donnerstag nachmittag über verschiedenen Teilen Bayerns hinweggegangenen Gewitter haben zum Teil durch heftigen Sturm, Hagel und Blitzschlägen großen Schaden angerichtet. In München selbst ging ein unter vollständiger Verdunke lung des Himmels hereinbrechendes Gewitter recht glimpflich ab. Am schwersten wurde nach den bisher vorliegenden Meldungen, die Niederbayrische Korn kammer bei Straubing heimgesucht. Auch in Mittel franken und in der Oberpfalz wurden schwere Schäden ungerichtet.. Zn Mittelfranken und Württemberg. Nürnberg, 4. Juli. In der mittelfränkischen Ge gend ereignete sich Donnerstag nachmittag ein schweres Unwetter. Nach bisher vorliegenden Meldungen aus Schwabach und Altdorf wurden diese Orte von einem schweren Unwetter heimgesucht. Es fielen Hagelkörner bis zu Hühnereigröße. Das Unwetter vernichtete in Altdorf dis gesamte Obst- und Gemüseernte und ist das schwerste seit Menschengedenken. Stuttgart, 4. Juli. In Entringen und Hohen- Entringen richtete ein Wirbelsturm großen Schaden an. Der Sturm setzte so plötzlich ein, daß die Bauern auf dem Felde dann überrascht wurden. Tausende von Dach platten wurden auf die Straßen geschleudert. Mehrere Häuser sind völlig abgedeckt. Eine neue Scheune wurde wie ein Kartenhaus in die Luft geschleudert. Ueber 100 Obst-, Nuß- und Kastanienbäume wurden ver nichtet. Ein Dienstmädchen wurde fast 20 bis 30 Meter durch die Luft getragen. Wie durch ein Wunder kamen Menschen und Tiere nicht zu Schaden. Große Unwetterschäden bei Bad Reichenhall. Bad Reichenhall, 4. Juli. Das schwere Unwetter am Donnerstag nachmittag nahm, wie die Reichen haller Morgenpost meldet, in der Gegend von Reichen hall ganz außergewöhnliche Ausmaße an. Die Stärke des herrschenden Sturmes wird mit 40 bis 70 Sekunden meter angegeben. Stadtgebiet und Umgebung von Bad Neichenhall wurden schwer heimgesucht. Am Sa- binen-Kebäude wurde das Dach des Mittelbaues abge deckt, ebenso an einer Gaststätte am Salach-See, sowie an verschiedenen anderen Anwesen. Zn Karlstein wur den zahlreiche Bäume umgclegt. Der Parksee mußte polizeilich gesperrt werden, da er in kurzer Zeit in ein Urwalddickicht verwandelt war. Auch die Kirche von St. Zeno wurde schwer beschädigt. Am Krankenhaus neubau wurde das provisorische Gerüst wegqerissen. Zn ganz Reichenhall blieb kaum ein Haus unbeschädigt. Die Predigtstuhlbahn stellte sofort nach Einsetzen des Sturmes den Betrieb ein, wobei die Insassen der Gondel unterhalb der Stütze 1 abgeseilt werden mußten. Der Sturm hob das Hilfsdrahtseil, das zu Montagezwecken diente aus dem Lager. Jedoch konnte bereits nach 8 Uhr abends der Betrieb wieder in vollem Umfange aus genommen werden. Die Unwetterverwüstungen in Bayern. München, 5. Juli. Das Unwetter am Donnerstag hat auch die unterwegs befindlichen Eisenbahnzüge stark mitgenommen. Viele Fensterscheiben wurden ein geschlagen, darunter an einem Berlin—Münchener Zug allein etwa 75. Zn München eingetroffene Me» düngen sprechen von insgesamt 35 verletzten Reisenden. Auch die bayrische Donaugegend ist schwer betroffen worden. Zn Schalding bei Passau wurden zahlreiche Häuser abgedeckt. Zn der Gegend von Neu-Ulm wurde die Getreideernte bis zu 100 Prozent vernichtet. Zn Deggendorf hat der Orkan den Schornstein einer Ziegelei umgeleat, Dabei gab es einen Toten. Zn Aiterhofen sei Straubing wurden sieben Scheunen durch den Sturm vernichtet, in Ztting vier Scheunen, in Nied ling zwei Scheunen. Zn der Ortschaft Thannanger wurde ein Wohnhaus durch den Blitz eingeäschert. Bei Obcrach wurde ein Mann mit seinem Fuhrwerk in die Donau geschleudert und ist wahrscheinlich ertrunken. Zn Plattlinq ist fast kein Haus unbeschädigt geblieben. Auf den Straßen liegen zahlreiche umgeworfene Heu wagen. Das Heu wurde kilometerweise fortgewirbelt. Zn der sogenannten Niederbayrischen Kornkammer ist die Getreideernte zum großen Teil vernichtet. Schweres Bootsunglück auf dem Chiemsee. Zwei Schüler der Hanseatischen Zagdschule vermißt. München, 5. Juli. Wie die Münchener Neuesten Nachrichten aus Priem am Chiemsee melden, ging am Donnerstag nachmittag halb 6 Uhr ein Sturm von un erhörter Wucht aus Nordwesten kommend, über dem Chiemsee nieder. Das Unwetter setzte unvermittelt rasch ein, so daß eine Anzahl der Segelboote, die sich in dem unter normalen Verhältnissen ziemlich geschützten Insel- ! dreieck Fraueninsel-Krautinsel-Herreninsel befanden, nicht mehr rechtzeitig an Land kamen. Es waren zwei ? 40 Quadratmeter Schärnkreuzer und vier Zollen der in ' Stock ansässigen Hanseatischen Zagdschule, die von einem ' Ausflug auf die Fraueninsel zurückkehrten. Während cs ! den beiden großen Booten gelang, unter Segel Land- § und Windschutz zu gewinnen, mußten die vier Zollen das ' Tuch reffen. Es muß hier gesagt werden, daß die Führer und Mannschaften sämtlicher Boote seglerisch richtig und ein wandfrei handelten. Die Jollen trieben zunächst ohne Segel vor Wind auf auf die Südoftspitze der Herreninsel zu, und es war anzunehmen, daß sie unbeschädigt das Land erreichten. Was folgte, steht in der Geschichte des Segelsportes einzigartig da. Trotz eingeholten Tuches brachte offenbar eine der vielen auf dem Wasser sicht baren Wasserhosen die vier Boote zum Kentern. Der auf gewühlte See verhinderte die Mannschaft, sich an den wälzenden Booten festzuhalten. Die Leute mußten immer wieder loslassen, um nicht in das Tauwerk verwickelt zu werden. Zehn von der zwölf Mann starken Besatzung der vier Zollen konnten sich unter Aufbietung aller Kräfte solange halten, bis die Boote in Landnähe trieben. Sie wurden zum kleineren Teile von Ruderbooten auf gefischt. Die übrigen bekamen Boden unter die Füße. Dagegen ist das Schicksal der beiden Primaner Bruno Dewitt-Verlin und Ernst Scheffler-Berlin bis zur Stunde noch nicht bekannt. Letzterer wurde vom Boot abgetrieben und wurde von seinen Kameraden nicht mehr gesehen. Dewitt scheint kein besonders ausdauern der Schwimmer gewesen zu sein. Er wurde ein Stück von seinen Bordkameraden geschleppt, verlangte dann aber selbst, losgelassen zu werden und wollte schwimmend das abgetriebene Boot wieder erreichen. Das ist ihm nicht gelungen. Die gekenterten Boote trieben später un bemannt in den sogenannten Weit-See. Die Bergung konnte bei dem noch lange stehenden Seegang noch nicht vorgenommen werden. Zn den betreffenden Gebieten wurden über manns starke Bäume geknickt und ganze Hausdächer abgedeckt. Die Bewohner der Fraueninsel erklären, daß der Sturm der schwerste seit mehr als zehn Zähren gewesen ist. Eine Anzahl von Ruderbooten, die sich beim Eintreffen des Gewitters noch auf dem See befanden, wurden glücklicher weise von den noch auf dein See befindlichen Dampfern gesichtet und die Insassen meist in letzter Minute gerettet. * Ein Dorf in Schutt und Asche. Zn Seehausen bei Ruhpolding brach während des Sturmes ein Eroßfeuer aus, das infolge des starten Sturmes rasch um sich griff. Sämtliche Anwesen von Seehausen wurden in Schutt und Asche gelegt. Das Feuer griff auch sofort auf die umliegenden Wälder über und konnte trotz tatkräftigen Eingreifens nicht ge löscht werden. Schwere Sturm- und Hagelschäden auch im Bodenseegebiet. Konstanz, 5. Zuli. Aus der Schweiz kommend, ging Donnerstag nachmittag über dem ganzen Boden- seegebiet ein schweres Unwetter mit Hagelschlag nieder, wie es seit Menschengedenken nicht mehr zu verzeichnen war. Der Himmel verdunkelte sich so stark, daß überall die Lichter angezündet werdon mußten. Die Schweizer versuchten mit Hilfe von Böllern den Niedergang des Unwetters zu verhindern, was jedoch offenbar nur teil weise gelang. Dann setzte ein furchtbares Hagelwetter ein.das in den Gärten und OSstkulturen und an den Zndnstriegebäuden großen Schaden anrichtete. Auf der linken Rheinseite bot die Landschaft ein geradezu winterliches Bild. Aehnliche Verheerungen werden aus dem ganzen Vodenseeqebiet gemeldet. Bern, 5. Juli. Das Schweizer Mittelland vom Genfer See bis zum Bodensee wurde gestern nachmittag von einem Gewitter von ungewohnter Heftigkeit heim gesucht. In vielen Gegenden, besonders in den Kan tonen Bern und Zürich, fielen starke Hagelschloßen, die an den Kulturen erheblichen Schaden anrichteten. Die Schloßen erreichten stellenweise Walnußgröße. Unwetterschäden in Schlesien. Liegnitz, 5. Juli. Am Donnerstag abend zog über der Stadt Liegnitz von Nordwesten nach Südosten eine Windhose, die insbesondere in der nördlichen Stadt schwere Schäden anrichtete. Jahrzehnte alten Bäumen - wurden die Wipfel abgeknickt, so daß auf den Straßen i und Alleen das Vorwärtskommen überaus erschwert war. An einer Straßenkreuzung drehte der Wirbel wind einen etwa meterstarken Baum von ansehnlichem Alter heraus, so daß ein tiefer Trichter im Erdreich ent stand. Der Baum durchschlug beim Fallen die Drähte des Elektrizitätswerkes, so daß aus den Drähten Feuer garben schossen. Die Feuerwehr sperrte die gefährdete Gegend ab. Durch Beamte des Elektrizitätswerkes wurden die gerissenen Drähte heruntergeschmissen. In dem berühmten Liegnitzer Palmenhain wurden zahl reiche Palmen umgeworfen. Mehrere Personen wur den leicht verletzt. Gegen 9 Uhr abends brachen über Liegnitz schwere Gewitter los, die von wolkenbruch artigen Niederschlägen begleitet waren. Ganze Straßenteile wurden überschwemmt und zahlreiche Keller unter Wasser gesetzt. Lange Zeit hindurch waren große Teile der Stadt vollständig ohne elektrisches Licht, darunter auch der Bahnhof. Ein solch schweres Un wetter ist in Liegnitz seit Menschengedenken nicht.beob achtet worden. Wirbelsturm über Salzburg. — Mehrere Tote. Wien, 5. Juli. Wie die Blätter berichten, sind Stadt und Land Salzburg am Donnerstag von einer furchtbaren Wirbelsturmkatastrophe heimgesucht wor den. Zn Salzburg verdunkelte sich plötzlich der Himmel, Staubmassen wurden in die Luft getrieben, so daß man nicht die Hand vor den Augen sehen konnte. Von den Dächern wurden Ziegel gerissen, von den Fenstern Noll- länden auf die Straße geschleudert. Die Fußgänger mußten sich an die Bäume klammern, um nicht nmge- worfen zu werden. Ungeheure Verwüstungen wurden angerichtet. Zn den Mirabellengärten, wo viele Bäume umgeworfen wurden, tötete ein stürzender Baum den Professor Dr. Franz Fiala. Auf dem Bahnhof in Zschl wurde ein Beamter durch einen herabstürzenden Draht schwer verletzt. Aus Zschl werden noch zwei weitere Todesopfer gemeldet. Auf dem Wege nach Lindau wur den zwei junge Holzarbeiter von einem umstürzenden Mast der Stromleitung getroffen und waren sofort tot. Auf dem Königssee wird ein Boot vermißt, in dem sich ein unbekannter Mann und ein Kind befanden. Auf dem Salzburger Flugplatz standen zwei Flugzeuge zur Abfahrt bereit, als der Sturm einsetzte. Sie mußten von je acht Mann gehalten werden. Trotzdem wurde das eine Flugzeug von dem Sturm drei Meter hoch em- porgerissen und zehn Meter weit fortgeschleudert, konnte dann aber von der Mannschaft wieder feftgehalten wer den. Sturm über Wien. Wien, 5. Juli. Die den ganzen Donnerstag über anhaltende drückende Hitze wurde in den Abendstunden von einem orkanartigen Sturm verdrängt. In wenigen Augenblicken waren die Straßen und Plätze menschen leer. Dichte haushohe Staubwolken rasten durch die Straßen. Der orkanartige Sturm dauerte etwa eine Stunde und legte sich erst allmählich. Er hat an ver schiedenen Stellen der Stadt an Häusern usw. Schäden angerichtet. Nächtlicher Wolkenbruch über Danzig. Danzig. 5. Juli. Zn der vergangenen Nacht ging über dem Gebiet der Freien Stadt Danzig ein wolken- bruchartiger Regen mit einem ungewöhnlich heftigen Gewitter nieder. Insgesamt fielen 41 Millimeter Regen. Der Wolkenbruch richtete hauptsächlich in Lang- fuhr großen Schaden an. Hier wurden viele Keller und Kellerwohnungen in ganz kurzer Zeit völlig unter Wasser gesetzt, so daß die von dem Unwetter überraschten Bewohner sich bis an den Leib im Wasser watend ins Freie retten mußten. Zn den Gärten sind ungeheure Verwüstungen angcrichtet worden. Die Feuerwehren hatten die ganze Nacht mit dem Auspumpen der Keller- raume zu tun. Die tiefer gelegenen Straßenzüqe weisen teilweise Schlamm- und Geröllschichten von 20 bis 30 Zentimeter Höhe auf. Schiffe in Seenot. Kowno, 5. Juli. Nach Moskauer Meldungen aus Wladiwostock herrscht im dortigen Küstengebiet furcht bares Sturmwetter. Im Hafen wurden sämtliche Schiffe von den Ankern losgerissen. Der schwedische Dampfer „Siam" ist gestrandet. Die Funkstationen erhalten fort gesetzt S.O.S.-Rufe von den in Seenot befindlichen Schiffen. Mehrere Schifferboote sind untergegangen. Der russische Dampfer „Losowski", mit Holz nach Japan un- rerwegs, wurde in schwerbeschädigtem Zustande von Kriegsschiffen in den Hafen von Wladiwostok einge schleppt. Das neue Heim -es Völkerbundes. dargestellten Entwurf geeinigt. Rechts sieht man die Für den Bau des neuen Völkerbundspalais in Eens Bibliothek, in der Mitte den Großen Sitzungssaal und hat man sich nunmehr endgültig auf den in unserem Bilde links den Natssaal.