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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Gemeinde«Giro - Konto Ast ÄR Schriftleitung., Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer 75 Freitag, den 28. Juni 28. Jahrgang Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen « des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen ,N-ue Illustrierte', »Mode und Heim' und »Der Kobold', M L Dntestr» » -" 2 Die ,OIt«ndorf«r Deitunq' erscheint Die»»- tag, Donnerstag nno Sonnabend. " Der Bezugs-Preis wird mit Beginn jeden Monats bekannt gegeben. » - Jin ssolle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. " ü irgendwelcher Störungen des Betriebe» der »i 2 Leitung, d. Lieseranten od. d. Besördenings« Ginrichtungenj hat der Bezieher keinen Dn« »» spnlch auf Lieferung oder Nachlieferung der ü Zeitung oft. Rilckzahlung d. Bezugspreises. « Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Bkrilla, am 27. Juni (929. — Morgen Freitag ist es Herrn Fleischcrmeistcr und Gasthossbesitzer Paul Klatsche und Gemahlin vergönnt, daß schöne Fest der Silber - Hochzeit zu begehen. Auch wir ent bieten Dem Jubelpaar hiermit herzliche Glückwünsche. — Am Freitag findet oui dem Friedhof die Johannis seier und zugleich die Trauerftier anläßlich der 10. Wieder kehr der Unterzeichnung des Friedensvertrages statt. (Näheres siehe Inseratenteil.) — Orient-Licht-Schauspiele. Dieser Charlie Chaplin- Film ist rasend komisch, den großen Humoristen in spanischer Offiziersform zu sehen, mit einem Helm, den er zum Prügeln, mit einem Degen, den er zum Kratzen und Essen benutzt. Zur Melodie „Auf in den Kampf, Torero" erscheint der Göttliche mit gewandten Piiouten, zum Rendezvous mit der geliebten Carmen kommt er eingehüllt in eine Wolldecke. Den Schluß führt er nahe an die Grenze der Tragik, um dann mit einer sanften Heiterkeit über den Tod zu triumphieren. — Siebenschläfer. Sieben Wochen Regen und schlechtes Wetter verspricht uns der heutige Tag. Doch schon manches Mal hat so ein Wetteitag schlechtes Wetter versprochen und doch sind ihm schöne Tage gefolgt. Hoffen wir, daß es auch diesmal der Fall sein möge. Denn wir haben doch schon schlechte wirtschaftliche Zeiten genug, so daß wir nicht noch wochenlanges schlechtes Wetter gebrauchen können. Dresden. Seit Herbst vorigen Jahres wurden eine hiesige Versicherungsgesellschaft und deren Ver treter dauernd durch anonyme Drohungs- und Er presserbriese, in denen auch mit einem Spreng st ofs- attentat gedroht wurde, beunruhigt. Der Krimi nalpolizei ist es nun gelungen, den anonymen Brief schreiber in der Person eines 23 Jahre alten Wirt- schastsgehilsen in Großerkmannsdorf bei Radeberg zu ermitteln und sestzuneh men; er leugnet zwar noch, ist aber durch das bei ihm vorgefundene Beweismaterial tiberführt. Dresden. Die diesjährige Jahres-Hauptversamm lung des Landesverbandes Sächsischer Jäger fin det Sonntag, den 15. September 1929, 10 Uhr vor mittags im Gasthaus zum Löwen in Leisnig statt. Alle Kameraden der grünen Farbe sind herzlichst ein geladen. Königsbrück Vergangen« Sonntag trafen meh rere Hundertschaften des Stahlhelm aus Dresden im Kraftwagen hier ein und legten am Ehrenmal aus dem Truppenübungsplatz Königsbrück einen Kranz nie der. Nach der Kranzniederlegung führten die Hundert schaften einen Parademarsch vor dem Ehrenmal durch und fuhren im Kraftwagen sofort nach Dresden zurück. Kirchberg. Im Anschluß an eine Besichtigung des städtischen Gaswerks lehnte das Stadtverordnetenkol legium den Anschluß an den Ferngasversorgungs verband ab. Tas Gaswerk soll der Stadt erhalten bleiben und ausgebaut werden. Der Beschluß wurde nach mehrstündiger Debatte mit 12 gegen 8 Stimmen gefaßt Niesm Dcr 57 au des heftig umstrittenen Volks- h e. uses soll setzt, nachdem neben der Grundstücksfrage auch die viel schwierigere Finanzierungsfrage gere gelt werden konnte, sofort in Angriff genommen wer den. Tie Vorarbeiten sind bereits im Gange. Bei dem Bau sollen 100 bis 150 Bauarbeiter beschäftigt wer den. Ms zweites großes öffentliche Gebäude soll in Riesa in dresem Jahr noch ein neues Arbeitsamt entstehen. Hohclrftciit-LrnstLche.il. Hier geriet der 24 Jahre alte verheiratete Willi Wagner aus Oberlungwitz auf der Oststratze mit seinem Motorrad ins Schleuder» und stürzte. Mit einem Schädelbruch und anderen schweren Verletzungen wurde er ins Krankenhaus ge schafft. Es handelt sich um denselben Wagner, der am 9. Juni, wie seinerzeit berichtet, mit feinem jün geren Bruder auf dem Motorrad kollidierte, wodurch letzterer stürzte und ums Leben kam. Wilkau. Die eingesetzte NerhandUmzSrommission der Gemeinden Boawa, Cainsdorf, Culitzsch, Nisder- haßlau und Wilkau hat sich nach eingehenden Verhand lungen bei zwei Summeneythaltungen dafür ausge sprochen, die Bild mg einer Grotzgemeinde miL dem 1. Januar 1930 zu befürworten. Die Gemeinde verordneten dcr fünf Gemeinden werden im Laufe des Monats Juli endgültig über den Zusümmenschluß Beschluß zu fassen Huben. Leipzig. Der „Kaufmann" Jakob Müller er-i warb bei Eisengießereien gebrauchten Formsand zu 1 Pfennig Pro Pfund, gab ein wenig Schlemmkredos und etwas gemahlenen Bimsstein dazu, rührte das s Ganze gut durcheinander und tat es dann in alte Kon- f servenbüchsen. Auf die Konservenbüchsen aber kam ein sehr buntes und sehr langes Etikett: „Hervor ragendes Metallputzmittel. Garantiert kein Nachrosten! Alleinvertrieb Iakob Jüller." Das lange bunte Eti kett brachte dem „Kaufmann" eine Anklage wegen unlauteren Wettbewerbs ein. Während zwei an der „Putzmittelfabrik" beteiligte Frauen zu kleinen Geldstrafen verurteilt wurden, wurde Jakob Müller selbst freigesprochen. Auf die Revision der Staats anwaltschaft beschloß das Reichsgericht, das sreispre- chende Urteil aufzuheben und zur nochmaligen Ver handlung zurückzuverweisen. Die Bezeichnung „Her vorragendes Putzmittel" sei eine Irreführung, die Auf fassung des erkennenden Gerichts, jeder Scheuersand sei ein geeignetes Putzmittel, sei demgegenüber nicht durchschlagend. Eine weitere Irreführung liege in dem Vermerk „Gesetzlich geschützt", da Müller in Wirk lichkeit nur ein Warenzeichen besaß. Leipzig. An der Kreuzung der Kronprinz- und Kaiser Wilhelm Straße stießen zwei Kraftwagen zu sammen. Der eine Wagen wurde gegen die an der Kreuzung befindliche Plakatsäule gedrückt, wobei noch eine Fernsprechersäule umgerissen wurde. Dann fuhr der Wagen auf eine dort haltende Autodroschke aus. Alle Wagen wurden stark beschädigt und mußten abgeschleppt werden. Einer der Insassen hat durch Glassplitter erhebliche Verletzungen erlitten, während drei weitere Personen mit leichteren Verletzungen da- , vonkamen. Leipzig. Beim Ueberholsn eines Automobils blieb ! der Motorradfahrer Kaufmann Felix Mohaupt mit i seinem Kraftrad in den Straßsnbahnschienen in der s Eisenbahnsrraße hängen. Das Rad schlug um. Mo- ! Haupt und sein Beifahrer Erich Schuppe wurden aus! den Sätteln geschleudert. Beide zogen sich Gehirn- ! erschütterungen zu und wurden nach ihren Wohnungen gebracht Leisnitz i. E. Die Stadtverordneten hatten sich mit der* Besetzung der Stadtarztstelle und mit dem Haushaltsplan zu beschäftigen. Es stellten sich zwei Bewerber um die vakante Stadtarztstelle vor und re erierten über ihrs bisherige Tätigkeit sowie über ftusorgcärztliche, schul- und sportärztliche Fragen. Eine Wahl wurde bisher noch nicht getroffen. — Zu Beginn der Haushaltplanberatung beantragte die kom munistische Fraktion, das Gehalt des Bürgermeisters 'und de: beiden besoldeten Stadträte zu streichen, j dafür ai er die Aufwandsentschädigungen für die Stadt- z verordneten auk 7000 Mark zu erhöhen, ferner die f Hebamn en und Heimbürgerinnen zu kommunalisieren, f Der letz wre Antrag w«r-e angenommen. E Zw -La«. Die Bergakademie Freiberg hat Kounner- s zienrai Paul Wolf, in Firma Friemann L Wolf f G. m. b. H., Zwickau, wegen seiner Verdienste auf dem ! Gebiete der Grubenbeleuchtung, insbesondere durch Einführung der Altalilampc mit Nickel-Cad- W.ium-Elektroden, die für die beste elektrische Gruben lampe ter Gegenwart gilt, die Würde eines Dr.-Jng. ehrenhalber verliehen. Eine schwöre Schlägerei. ^skirei gegen Gesindel au? Sen Vogelschießen in Meerans. Auf dem Vogelschießen in Meerane, das alle zwei Jahre in großzügiger Form abgehalten wird, kam es zu einer sehr schweren Schlägerei. Mehrere auswärtige lichtscheue Elemente, vermut« Nch Polen, suchten mit mehreren Ausstellern eineu Streit, der gar bald in Tätlichkeiten ausartete. Zwei Polizeiknamtc, die sich gerade in unmittelbarer Nähe des Kampfplatzes befanden, griffen in den Kamps ein. Tie Vagabunden nahmen sofort gegen die Polizei beamten eine ss-urfelige Haltung ein und gingen ans die Beamten los, die sich mit Gumuüinüppcln vertei digten. Ein Polizeibeamter wurde von mehrere» der Elemente umringt nnd niedergeschlagen, ?o daß der Beamte von seiner Schußwaffe Gebrauch machen mußte. Erst nach halbstündigem Ringen gelang es den vereinten Kräften der Beamten und der Schausteller, drei der Rauflustigen festzunehmew, die anderen ent flohen. Aus beiden Seiten gab es Verletzte. NkiLßeVH-Großechsin. Ein Jubiläum der ersten sächsischen Lokalbahn- Am 1. Juli 1869, vor mithi i 60Jahren, ging die heutige Reichsbahnstrecke P ri est ewrtz — G r o ß en - Hsin als damalige überhaupt erste sogenannte Lo kalbahn in Sachsen an die Leivzig—Dresdner Bahn über. Tie Geschichte dieser ehemaligen sächsischen Eisen bahnlinie ist nicht uninteressant. Zwecks Anschlusses der Station Großenhain an die „Leipzig—Dresdner Eisenbahn", bei deren Station Priestewitz hatte sich 1861 bereits in Großenhain eine Aktiengesellschaft zur Hersiefiung einer Zweig bahn gebildet. Die damalige kgl. Sächsische Staats regierung genehmigte 1862 dieses Vorhaben. Man begann mit dem Bau der Bahn, die am 14. Oktober 1862 als fertige Zweig- und erste Privatbahn in Sachsen dem Verkehr übergeben werden konnte. Ten Betrieb selbst übernahm die Direktion der Leipzig- Dresdner Eisenbahn für Rechnung der Eigentümerin. Diese hatte nun auch ein Interesse an einer Fort setzung dieser Zweigbahn. Sie beteiligte sich daher finanziell 1868 an der Kottbus —Große uh ai- ner Eisenbahn und führte deren Strecke von Großen hain bis Ortrand durch. Da die Leitung dcr Leipzig—Dresdner Eisenbahn schließlich durch die Verhältnisse gezwungen war, auch die Kottbus—Großenhainer Eisenbahn vertragsmäßig zu übernehmen, jedoch sich finanziell dazu außerstande sah, so einigte man sich schließlich nach längeren Ver handlungen dabin, Laß die Leipzig—Dresdner Eisen- bahngesellschaft wenigstens die Zweigbahn Priestewitz— -Großenhain mit dem 1. Juli 1869 in ihre Hände i übernahm. Als dann die Leipzig—Dresdner Eisenbahn ver staatlicht wurde, ging auch diese Strecke am 1. Januar > 1876 an die Gcneraldirektton der Sächsischen Staats- i bahnen über, um später gleichfalls als jetzige Reichs- l bahnstreüe betrieben zu werden. E. H. Die Wahl Dr. Sängers. Endlich ein Ministerpräsident. — Beratung zahlreicher Anträge. — Dresden, 25. Juni 1828. Zum dritten Male stand auf der Tagesordnung der . heurigen Landtagssitzung die Wahl des Ministerpräsidenten. ' ES wurden 96 Stimmzettel abgegeben, es waren also samt« s liche Abgeordnete anwesend. Von den abgegebenen Stimmen ' entfielen 44 auf Dr. Bünger (DVP.P 83 auf Fleißner (Soz.h 5 auf Apelt (Dem.) und 2 auf Heldt Mtsoz.j. Außerdem 'wurden 12 unbeschriebene Zettel abgegeben. l Das Haus bekundete durch einfache Abstimmung mit D gegen 47 Stimmen, daß die Wahl Dr. Büngers ZUM l Ministerpräsidenten gelten solle. Daraufhin wurde Dr. Bünger als Ministerpräsident vereidigt. Ferner wurde auf Antrag des Prüfungsaus schusses die Landtagswahl für alle drei Wahlkreise für gül tig erklärt. Eine ganze Reihe kommunistischer Anträge zur Arbeitslosenversicherung usw. wurden abgelehnt. Der Aus schuß empfiehlt ihre Annahme in folgender Fassung: Bei der Arbeitslosenversicherung dürfe durch Zunahme des Vcr- sicbertenkreiscs an der Unterstützungsleistung nichts cin- gespart werden, jedoch sollten zur sonstigen Linderung der Not unverzüglich durch gesetzgeberische Maßnahmen beschlos sen werden, daß im Rahmen der Reformmaßnahmen für geeignete Berufe slandwirtschastliche Angestellte) Berufs- ersatzkasfen zugelassen würden: dazu unbefristete Kriscn- nuterstützung nnter Einschließung aller Berufsgruppen und Erleichterung der Bedürftigkeitsprüsung. Weiter soll die Regierung folgende Maßnahmen treffen: weitere Borberei- iung zum Bau der Talsperren im Gottleuba- «nd Müglitztal, ferner soll zur Förderung des Wohnungsbaues ein Wohnungsbaudarlehen von 80 Millionen Reichsmark berettgestellt werde«, das de« Gemeinden «nd Bezirken im vollen Umfange zur Verfügung gestellt werde« '""'Abg. Winkler sDVP.) forderte die KUafsung vv« Ersatz- kaffen zur Erwerbslosenverfichersng. Abg. Eckardt jDnat.) forderte die Beseitigung der Miß stände in der Arbeitslosenversicherung. Abg. Geiser lSozp lehnte Ersatzkaffe« ab und verlangte den weiteren Ausbau der Arbeitslosenversicherung. Abg. Opitz sKom.) trat für die Anträge seiner Partei ein. Abg. Fritzsche lDnat.) lehrtte die kommunistisch«« Agitationsanträge ab, die 50 Millionen Reichsmark für de« Van vo« Arbeiterwohuungett gefordert hatte«. Selbst di« von de« Sozialdemokraten verlangte« 80 Millionen Reich»- mark seien gegenwärtig nicht artszubringen. Abg. Huh« lTBP.f warnte die Kommunisten vor m»- sinnigen Anträge«. Sie fülle« Neber praktisch an der Ba« Hebung der Not der Arbeitslose« Mitarbeiten. Damit schloß die Debatte. Die Anträge der So««» nisten wurden ab gelehnt «vS btt LMtzohgMrqatz gngenvmvte«^