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OitmhUfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend 2 Die «Ottendorfer Zeitung' erscheint Diene» tag, Donnerstag und Sonnabend. » ff Der Beznge-Pret, wird wit Beginn jeden Monats bekannt gegeben. » Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. » „ Iroeinnnclcher Störungen de« Betriebes der », L Zerrung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»« L 2 Enriichtungen) hat der Bezieher keinen Än« « sprnch auf Lieferung oder Nachlieferung der - >- Fettung od. Rückzahlung d. Bezugspreise». Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 58 Mit den Beilegen »Neue Illustrierte*, »Mode und Heim* und »Der Kobold*. Schriftlntrmg, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde - Giro - Konto Rr. 1-L Freitag de^ ^7. Mai ^Y29 28. Jahrgang Amtlicher Teil. VollstreckirugSbeamter. Herr Polizeihauptwachtmeister Gustav Tamme hier ist als weiterer Verwattungs-Vollstreckungsbeamter iür die Ge meinde Ottendorf-Okrilla bestellt und verpflichtet worden. Httendorf-HLrissa, am 14. Mai 1929. Der Bürgermeister. OertlicheS und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, am (S. Mai (929. — Für den Bezirk der Amtshouptmannschaft DieLdm wird die Polizeistunde und die Schlußzett für öffentliche Tanzvergnügungen für Pfingstsounabend, sowie den 1. und 2. Pfiugstfeiertag 1929 auf 3 Uhr morgens festgesetzt. Dresden. Von der Kriminalpolizei wurde der flüchtige Führer des Motorrades, ein 20 Jahre aller Monteur von hier, ermittelt und sestgeuommen. Durch daL am Sonntag- Nachmittag auf dem Altmarkt ungesichert stehende Motorrad will er auf den Gedanken gekommen sein, eine Fahrt zu unternehmen. Kurzerhand sei er mit dem Motorrad losg:- fahren und habe zunächst seinen Freund aus der Wohnung abgeholt. Beide hätten nunmehr die unglückliche Spazierfahrt durch die Stadt unternommen, die dein Freund das Let-n kostete. Ec bestreitet, die Absicht gehabt ,,u haben, das Kraitrad zu stehlen. Dresden. Der 89. Verbau-Stag der laudwirtfchR - Uchen Genossenschaften im vormaligen Königre-L Sachsen findet Freitag, den 24. Mai, in Dresden stait. Unter anderen wird Dr. Schindler- Berlin iDeul- scher Landwirtschaftsrat) einen Vortrag halten über „DaS Absatzproblem, die Schicksalsfrage der dentschLn Landwirtschaft". Dresden. Spaziergänger fanden im Schützcnpark «in Paket mit der stark verwesten Leiche eines -indes. Der Körper war in graue Windelt' genäht und mit braunem Packpapier umwickelt. D<!S Kind ist offenbar sofort nach der Geburt gestorben. Dir Leiche wurde an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Dresden. Vom Autobus tödlich überfahren wurde auf der Schloßstraße ein noch unbekannter Rab. fahrer. Schmer verletzt brachte man ihn nach dcm Yohannstädter Krankenhaus, wo er iuzwischen gestv:» den ist. Der Verunglückte hatte entgegen den Polizei- Uchen Bestimmungen auf der Fahrt durch die Sporer- gasse die Schloßstraße gekreuzt ohne vom Rade ab- »»sitzen. Penig. An der Kreuzung der Straßen Leipzig— Chemnitz und Rochlitz—Waldenburg hat sich ein Zusammenstoß zwischen einem Kraftomnibus und einem Personenkraftwagen ereignet. Ein mit 29 Personen besetzter Omnibus einer Oschatzer Firma gieß in dieser Kreuzung mit einem kleineren mit drei Personen besetzten Kraftwagen zusammen. Durch den Anprall wurden zwei Personen aus dem kleinen Auto «nf die Straße geschleudert und schwer verletzt. «Sie wurden in das Chemnitzer Krankenhaus eiw- geliefect; von den Insassen des Omnibus wurd« niemand erheblich verletzt. Chemnitz. In einem Hause der Westvorstadt würbe die 82jährige Ehefrau eines Betriebsleiters tot au ft gefunden. Die Frau litt an Ohnmachtsanfällen u^s hat beim Umfallen einen Tisch und Stuhl umgerisskN, wobei ihr die Stuhllehne auf den Hals fiel. Der hinzu- gerufene Arzt stellte fest, daß der Tod Lurch Ersticken eingetreten ist. Chemnitz. In einer Schankwtrtschaft LeS Süd. Viertels ist zwischen drei Skatspielern eine Differenz entstanden, die ein Mitspieler durch eine Ohrfeige abtun wollte. Der Geschlagene nahm aber ein Bft:- Mas und wollte Len Inhalt dem Schläger ins Gefickt schütten. Er stieß jedoch hierbei so stark mit dem Glas an dessen Kopf an. daß dies zerbrach und von den Scherben die linksseitige Halsschlagader des Geschlagenen, eines hiesigen 40jährigen Hilfszug schaffners, durchschnitten wurde. Obwohl sich die Au- wesenden sofort um den Verletzten bemühten, ist dieser alsbald durch Verbluten den Verletzungen erlegen. Der Täter wurde festgenommen. Falkenstein. Im östlichen und nördlichen Vogtland sind Mittwoch vormittag ä.45, 9.55, 10.10 und 10.43 Ubr Erdstöße wahrgenommen worden, und zwar in Falkenstein, Bad Brambach, Muldenberg, KUnacutdai Nsw. Es machte sich ein unterirdisches Rollen bewerft bar. Die Fensterscheiben klirrten. Sächsische WM. Verminderung des Fehlbetrages im sächsischen Haushalt. Nach der vorläufigen Uebersicht über die sächsischen Staatseinnahmen und Ausgaben für den Monat März ergibt sich statt des im Haushaltsplan 1928/29 vorgesehenen Fehlbetrages von 25,5 Millionen nur ein olcher von rund 15)H Millionen Reichsmark. Die Verminderung' erklärt sich aus höheren Ein nahmen und geringeren Ausgaben. Keine Aenderung des Wahlergebnisses. Das in der Nacht zum Montag festgestellte vor läufige amtliche Wahlergebnis wird keine wefentliche Aenderung erfahren. Es sind nur noch die Ergebnisse kleinerer Gemeinden nachträglich eingegangen, die 'edvch das Endresultat nicht beeinflussen. Die öffentliche Verkündung des endgültigen amtlichen Wahlergebnisses für den Wahlkreis Dresden-Bautzen findet am 23. Mai, mittags 12 Uhr, in der Kreishaupt- ma inschaft Dresden statt. Das Ergebnis für den Wt ft kreis Leipzig dürfte bereits am 22. Mai ver- ö's-mtlicht werden, während für den Wahlkreis CH muitz-Zwickau der Tag noch nicht bestimmt wo den ist. Keine feste Bindung der SPD. Der Landesausschuß der Sozialdemokrati schen Partei Sachsens hat in Dresden getagt, um zum Ergebnis der sächsischen . Wahlen. Stellung zu uel'mcn. Bestimmte Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Die SPD. stellt folgende Forderungen auf: Umgestaltung der Steuergesetzgebung, Ausbau der sozialen Fürsorge, Verbesserung des Arbeitersckutzes, Demokratisierung und Vereinfachung der Verwaftuaft Aenderung der Gemeindeordnung, fortschrittliche Um gestaltung der Justiz und der Polizei, Neuorganisanou der Ministerien und Staatsbehörden nach sozialen und sachlichen Notwendigkeiten, Förderung des Wohnungs baues und Ausbau der gemeinwirtschaftlichen Staats- betriebe. Ob eine Geneigtheit der Sozialdemokraten zur Großen Koalition besteht, ist sehr zweifelhaft. Die Sozialdemokraten wollen aber einen Kandidaten für die M i n i st e r p r ä s i d e n t s ch a f t Vorschlägen, was vorläufig wohl nur demonstrativen Charakter haben dürste. Reisen und Wandern. Die Eröffnungsfeier -er Dresdner Jahresschau. Die Jahresschatt deutscher Arbeit „Reisen und Wandern" in Dresden wurde in der gleichen Weise wie die früheren Jahresschanen am Mittwoch vor mittag feierlich eröffnet. Gemäß Ler Bedeutung dieser zroßartigen Ausstellung waren von der Reichs regierung sowie den Landesregierungen, von Behörden, Verbänden und Städten zahlreiche Vertreter erschienen. Der Präsident der Jahresschau, Stadtrat Dr. Krüger, führte in seiner Eröffnungsrede u. a. aus: Keine reine Jndustrieschau ist es, Lie wir bieten, wir habc n „Reisenund Wandern" auf unsere Fahne geschrieben und hoffen, damit ein Werk geschaffen zu haben, das nicht nur deutschen Gewerbesleiß und deut sches technisches Können versinnbildlicht, sondern darüber hinaus den Besucher hinweift auf Deutschland selbst, seine Schönheit und -ie Bedeutnng des Reisens in Deutschland für Herz, Gemüt und Verstand, sowie auf den ethischen und gesundheitlichen Wert des Reisens und Wanderns überhaupt. Deutschland, es ist doch seit Jahrhunderten das gleiche, schöne, frucht bar: und lachende Land geblieben, das sich weithm zum Meere bis zu den Alpen breitet und in Berg nnd Wald und Flur und Feld unvergängliche, jährlich erneute Schönheit zeigt, bas uralte Kulturdenkmal neben den Errungenschaften deutschen Fleißes und Erfindungs- geites in seinen Strömen spiegelt: Dieses Land wollen wir als „deutsche Heimat" dem Besucher ttüherbringen.^, . Der erste Niundgang durch die Ausstellung „Reisen und Wandern", Ler sich unmittelbar an die Eröffnungs feierlichkeiten anschloß, zeigte die Bedeutung und besondere Schönheit dieser Jahresschau. Sie befaßt sich mit der Fremdeniuduftrie und Fremden» verkehrswerbung. Weder oas Jn-Bewegung-L-eyen des einheimischen Reiseverkehrs noch das Jns-Land-Bringen des Aus länderverkehrs hat bisher in Deutschland genügen- Beachtung gefunden. Wenn ein Land und seine Reise einrichtungen nicht mehr hinreichend von den Ein heimischen benutzt werden können, dann bedeutet das Herein holen von Fremden ins Land: Export im eigenen Lande betreiben. Zum Beispiel entfallen von 1890 Millionen Reichsmark, die von reisenden Ame rikanern in einem Jahre nach Europa gebracht werden, 42 Prozent allein auf Frankreich, 50 Prozent auf die übrigen europäischen Länder und nur rund 8 Prozent auf Deutschland. Die Ausstellung zeigt nun, zu wessen Nutzen Verkehrswerbung ge trieben wird: Es sind die Kurorte, Bäder, Wintersport plätze, die Geschäftshäuser, Gaststätten, Eisenbahn, Kraftverkehr, Schiffe, Flugzeuge, Theater und Ver gnügungsstätten und nicht zuletzt Industrie und Gewerbe. Endlich ist der Fremdenverkehr auch von nicht zu unterschätzender Bedeutung für unsere Außenpolitik, die uns erleichtert wird, wenn der Aus länder unser Land achten und lieben lernt und sich mit Sitten und Bräuchen unserer Landsleute vertraut macht. Die Ausstellung zerfällt in drei Hauptgruppen: ^Deutsche Heimat", „Die Reise", „Die Wanderung". Die große Kuppelhalle zeigt Berkin als Weltstadt in Ordnung und Schönheit, als europäisches Verkehrs- uud Wirtschaftszentrum und als Stadt der schönen Künste. In Halle 14 wird Sachsen am laufenden Baude vorgeführt, das tausendjährige Meißen, Dresdens reizvolle Umgebung, die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge, die Mcstestadt Leipzig usw. Schlesien, die Mark Brandenburg, die Ostmark, Pommern, Ost- und Westpreutzen, Danzig, Unterweser« und Jadcgebiet, Hamburg — Lübeck, Schleswig- Holsteiu — Uuterelbe, Mecklenburg, Bayern, Baden, Württemberg, Mitteldeutschland, Thüringen, Hessen- Waldeck, Westfalen, Weserüergland, Niedersachsen unü Rheinland bergen in prächtigen Bildern, Dioramen, Reucfs ufw. die übrigen Hallen. Die Hallen der anderen Hauptgruppe „Das Wandern" bieten dem Beschauer Einblick in die Organisationen des Wanderns, die Wirkungen -es Wanderns aus Körper, Geist Und Gemüt, eine Ehren halle großer Wanderer nnd geschichtliche Merkmale de« Wanderung, die Technik des Wanderns, Wander ausrüstungen, eine Wanderbühne und schließlich die Musterjugendherbcrge an der Herkules-Allee. Die dritte Hauptgruppe „Die Retse" enthält eine Zentrale für Verkehrs- und Reiseauskunft. Ser Wildreichium vor ZOO Zähren. Wenn wir heute als harmlose Sonntagsausflüg ler durch die heimischen Grenzgebiete schweifen und auf Berggipfeln rasten, wo die fortschreitende Kultur Bergwirtschaften, ja, Hotels errichtet hat, so können wir uns schwer einen Begriff von jenen Zeiten machen, da die heimatlichen Waldungen um das Kummergebirge, nm die Lausche, die Taler und Schluchten der böhmisch sächsischen Schweiz und deS Daubaer Berglandes sich noch gewissermaßen im Ur zustände befanden, und das Ueberlaydgehen zur Winterszeit mitunter eine recht gefährliche Sache war- Wölfe nnd Bären hausten noch vor 300 Jahren in den Grenzgebirgen, ja, selbst in der Umgebung des Pelzentales, und wir können die Leidenschaft der fürst lichen Jäger wohl verstehen, wenn wir beispielsweise aus den Aufzeichnungen im Jagdbuche des Kurfürsten Johann Georg i. erfahren, daß dieser in der ersten Hälfte Les 17. Jahrhunderts im Erzgebirge nicht weniger als 203 Bären, 1543 Wölfe und außerdem die. „Kleinigkeit" von rund 29 000 Wildschweinen, 15 200 Hirschen, 18 900 Füchsen und 200 Luchsen geschossen hat, Einen wenig rühmlichen Anstrich erhält allerdings dieses unerhörte „Jagdglück", wenn bekannt wird, daß die bereits lange vorher eingcfangenen Tiere einfach an dem hohen Jagdherrn vorbeigetrieben und von ihm mit Unterstützung der Büchscnspanner, die fortwäh rend die Gewehre luden, blindlings niedergeknallt wurden. Mit Neid und Staunen werden die heutigen Weidmänner vernehmen, daß sich nnter der kurfürst lichen Jagdbeute an Hirschen drei 24-Ender, neun 22- Ender, 25 20-Ender, 233 18-Ender, 374 16-Ender be fanden. Der sächsische König Albert hat im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts auf Anstanü, Birschgang uud Treibjagd im Rehefelder Revier im Erzgebirge eiuen 18-Euder, zwei 14-Ender, elf 12- Ender uud achtzehu ftftEudcr erlegt. Wir ersehen daraus deutlich Len Nückgag des Hochwildes.