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Deutscher Reichstag. - Sitzung vom 2. Mai. Der Beginn der für 2 Uhr antzeräumten Reichs tagssitzung verzögerte sich um einige Minuten. Von den Kommunisten wurde gerufen: Wo ist der sozialdemo kratische Kosakenhauptmann? Schließlich übernahm Vize präsident Gräf das Präsidium und eröffnete die Sitzung. Kommunistische Agitationsantriige. Abg. Pieck (Komm.) erhielt vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort und erklärte, von der Berliner Polizei unter Führung des sozialdemokratischen Präsi denten sei gestern bei der traditionellen Maidemonstra tion des Berliner Proletariats ein ungeheures Verbre chen verübt worden. Neun erschossene Arbeiter (Pfui rufe bei den Kommunisten), über hundert Schwerver letzte, über tausend Verhaftete, die schwer mißhandelt worden seien, seien die Opfer dieses Verbrechens der Polizei. Die Tatsache, daß sich unter den Verbrechern nicht ein einziger Toter befinde, beweise, daß hier in fri voler, frevelhafter Weise von der Polizei an der fried lich demonstrierenden Arbeiterschaft gehandelt worden sei. (Lebhafte Zustimmung bei den Kommunisten, von denen den Sozialdemokraten Beschimpfungen zugerufen werden, wie „Verbrecherhauptmann Stampfer!" usw.). Der Redner verlangte, daß der Reichstag sofort zu die sem Verbrechen Stellung n ehme auf der Grundlage des kommunistischen Antrags auf Aufhebung des Demon strationsverbots. Die Arbeiterschaft werde dem sozial demokratischen Polizeipräsidenten beweisen, welche Macht sie besitzt, um diesen Kerl von seinem Platze zu verjagen. Die Polizei und die Sozialdemokratie treffe die Blut schuld an den Vorgängen. (In diesem Augenblick drän gen die kommunistischen Abgeordneten auf den sozial demokratischen Abgeordneten Künstler ein und werfen ihm ein Paket Zeitungen ins Gesicht.) Der Redner er klärte, der Abgeordnete Künstler sei der Kumpan, der die Lüge von den zweihundert Toten in die Welt gesetzt habe. Diesem Kumpan sei das Kainszeichen auf die Stirn gedrückt. (Der Redner erhielt einen Ordnungsruf. — Der Abg. Künstler, der von den Kommunisten be drängt wurde, wurde von seinen Parteifreunden in Schutz genommen.) Unter lebhaftem Beifall der Kom munisten schloß der Redner mit dem Ausruf: Es lebe die proletarische Diktatur! Der Abg. Heckert (Komm.) erhielt zwei Ordnungsrufe. Gegen die sofortige Beratung des kommunistischen Antrags wurde aus dem Hause Widerspruch erhoben. Die Kommunisten begleiteten diesen Vorgang mit lär menden Kundgebungen. Abg. Geschke (Komm.) be antragte darauf, daß sich der Reichstag angesichts des Blutbades sofort bis morgen vertage. Gegen die Ar beiter sei nicht nur Schupo eingesetzt worden, sondern auch Reichswehr in Schupouniformen. Hört, hört! bei den Kommunisten. Der Vertagungsantrag wurde gegen die Stimmen der Nationalsozialisten und der Kommu nisten bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen ab gelehnt. Abg. Stöcker (Komm.) erklärte, als Protest gegen diese unerhörte Ablehnung werde sich die kommunistische Fraktion nicht weiter an den Beratungen des Reichs tages beteiligen. (Gelächter.) Die Kommunisten stimmten darauf die Internatio nale an. Vizepräsident Gräf unterbrach die Sitzung. Als die Kommunisten ihren Gesang beendet hatten, verließen sie unter Rufen: Pfui den Mördern und dem Mörder reichstag! geschlossen den Sitzungssaal. Nach halbstündiger Pause wurde die Sitzung wieder eröffnet. In der fortgesetzten Aussprache über das Kapitel „Wohnungs- und Siedlungswesen" beim Haushalt des Reichsarbeitsministeriums dankte Abg. Tremmel (Ztr.) der Regierung dafür, daß sie durch ihre Initiative den Wohnungsbau wieder in Gang gebracht habe. Die Hauszinssteuer habe sich als eine durchaus soziale Steuer erwiesen. Allerdings dürfe man nicht durch Erhöhung der Hauszinssteuerhypotheken dem Baugewerbe jegliche Sorge um den Wohnungsbau ab- nehmen. Der Redner begründete einen Antrag, durch Beihilfen die Mieten für minderbemittelte kinderreiche Familien zu ermäßigen. Die Zwangswirtschaft müsse so lange aufrechterhalten werden, bis ein Ausgleich auf dem Wohnungsmarkt eingetreten sei. Abg. Ebert-Potsdam (Soz.) trat für die För derung der Landarbeitersiedlung ein und wies darauf hin, daß das angeblich landoolkfeindliche Preußen von 1920 bis 1927 insgesamt 42 000 Landarbeiter angesie delt habe. Im ganzen Siedlungswesen müsse mehr Spar samkeit Platz greifen. Es gehe nicht an, daß jede Sied lerstelle 20 000 Mark öffentliche Mittel erfordert. Sehr zweckmäßig sei die sparsame Siedlung in Ostpreußen, un zweckmäßig dagegen die in Schleswig-Holstein. — Abg. Troßmann (BVP.) erklärte, die Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft könne nur allmählich erfol gen und zwar möglichst ohne Schaden für Hausbesitzer sowohl wie Mieter. Vor allem dürfe man daraus keine politische Frage machen. — Abg. Rönneburg (D.) bezeichnete als besonders dringlich die Schaffung eines Dauerpachtschutzes. Die Frage der Flüchtlingssiedler müsse noch vor dem Sommer geregelt werden. Der Red ner trat weiter für Förderung der Anlieger- und Land arbeitersiedlung ein und sprach die Erwartung aus, daß die Frage der Dauerkredite unter Ausschluß der Kom petenzstreitigkeiten baldigst geregelt werde. Eine Entschließung zugunsten der Sekretäre der Ver- sorgungsbehörden wurde angenommen, ebenso die Aus schußentschließung über die Verlängerung der Krisenfür sorge Lis Ende Juni. Ein demokratischer Antrag auf baldige Vorlegung eines Wohnheimstättengesetzes wurde abgelehnt. Der Etat des Reichsarbeitsministeriums wurde in der Fassung der Ausschußbeschlüsse angenom men. Endgültig verabschiedet wurde das internationale Uebereinkommen über das Mindestalter für die Zulas sung von Kindern und Jugendlichen zur Arbeit auf See usw. Das Haus vertagte sich auf Freitag 1 Uhr: Haus halt des Reichsernährungsministeriums. Schluß 5,15 Uhr. Ms „WM" in WeWMsen MM. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist um 18.47 Uhr in Friedrichshafen glatt gelandet. Fahrtbericht über den Oesterreichflug. Das Luftschiff „Gras Zeppelin" ist, wie bereits kurz gemeldet, um 18.47 Uhr nach 131/2stündiger Fahrt glatt gelandet. Da die Schiffsleitung die Absicht gehabt hatte, eine Fahrt durchs Gebirge zu machen und auch die entfernteren österreichischen Städte wie Klagenfurth und die südsteirische Grenzstadt Rackersburg zu besuchen, war das Luftschiff mit geringeren Traggasmengen gefüllt wor den, um größere Höhen besuchen zu können. Dadurch war ! es möglich, in einer Höhe von 1300 Metem zu fliegen, ! ohne Gas zu verlieren. Den ursprünglichen 'Plan, der s Drau bis zur Grenze zu folgen, mußte die Schiffsleitung ! aufgeben, wenn das Luftschiff noch vor Dunkelheit landen sollte. So wurde die Fahrt bereits in Graz abgebrochen und der Heimweg angetreten. Dadurch wurde es aber möglich, das Salzkammergut zu berühren und über die Höhenzüge hinwegzufahren. Heber Mtersee und Mondsee hinweg und unter dem Gipfel des Schafberges entlang führte der Kurs des Luftschiffes später auch nach Füssen und das Rheintal. So eröffnete die Fahrt schöne Aus- Ausblicke in die Alpenlandschaft. Aus aller Welt. " Aufhebung des Haftbefehls gegen Graf Christian. Der erste Strafsenat des Oberlandesgerichts hat in Sachen des Grafen Christian Stolberg folgenden Be schluß gefaßt: Der angefochtene Beschluß wie der Haft befehl des Amtsgerichts Hirschberg vom 19. März d. I. und der die Haftfortdauer anordnende Beschluß des Un tersuchungsrichters beim Landgericht in Hirschberg vom Josephas Töchter Roman von Lola Stein. 56j (Nachdruck verboten.) Sie schritten dem Ausgang zu. Voran das Braut paar. Gerling hatte Lonnys Arm in den seinen gezogen, führte sie an ein lichtgraues, offenes Auto, einen elegan ten, leichten Stadtwagen, und sagte lächelnd: „Mein erstes Geschenk diesmal für dich, Lonny. Es ist dein Auto." Sie blickte verwirrt und unruhevoll auf das kostbare Gefährt. „Wozu brauche ich es? Eines deiner Autos hätte für meine Anwesenheit hier doch wirklich genügt." „Ich wollte, daß du dein eigenes Auto hier haben solltest. Freut es dich nicht?" Er hob sie in den Wagen. Der war mit Blumen ge schmückt, wunderbar gepolstert. Sie nahm mit Hubert und der Mutter darin Platz. Ralph fuhr mit dem jungen Ehepaar in einem zweiten Auto. Er blieb ziemlich still während der Fahrt und wäh rend des Frühstücks im Bargfeltschen Hause. Theo fragte ihn nach seinen Plänen. „Ich will hier ausstellen und arbeiten." „Wo werden Sie wohnen? Dürfen wir Ihnen Gast freundschaft für die erste Zeit anbieten?" Ralph suchte Lonnys Auge. Er fühlte ihren er flehenden Blick. „Sie sind sehr liebenswürdig, ich danke Ihnen. Aber so ein Künstler ist kein gesitteter Gastfreund. Er bringt nur Unruhe und Last. Ich habe so viele Freunde hier, ich werde bei einem von ihnen wohnen und arbeiten, bis ich ein eigenes Atelier gefunden habe. Das wird nicht schwer sein." Er sah Lonnys Aufatmen bet seinen Worten. Er beobachtete sie unausgesetzt. Und sie wurde immer ver wirrter unter seinen Blicken. Auch sonst war sie nie mals frei und unbefangen in Hubert Gerlings Gegen wart, seit sie seine Braut war Er tat alles, um sie zu erfreuen, aber seine Nähe ängstigte sie und seine immer wieder durchbrechende, beinahe tierhafte Leidenschaft stieß sie ab. Auf ihrem Platz hatte ein Brillantreif gelegen. Sie hielt ihn ohne Freude in der Hand. Das zweite fürstliche Geschenk seit ihrer Ankunft. Der Mann verwöhnte sie maßlos, überhäufte sie mit Kostbarkeiten, aber nichts freute sie, nichts entlockte ihr ein Lächeln. Und dieser Widerstand in ihrem Wesen, dieses Zurückbeben vor ihm machte ihn immer nur toller und aufgestachelter in seinem Verlangen nach ihr. „Ich habe heute abend großen Empfang bei mir," erzählte er. „Ich habe ihn auf heute verlegt, weil ich dachte, liebe Mama, daß es Sie interessieren würde, ihm beizuwohnen. Was überhaupt von Rang und Klang jetzt im Hochsommer in Berlin ist, wird natürlich bei mir erscheinen. Um acht Uhr pünktlich, meine Herrschaften, bitte. Sie machen mir doch auch die Freude, Herr Allwart?" Ralph verbeugte sich. „Selbstverständlich gern, Herr Gerling." Lonny sah ihn überrascht und ängstlich an. Er war ruhig, beinahe liebenswürdig zu Hubert Gerling. Was verfolgte er damit? Was wollte er tun? War es bester so, als offener Hatz, offener Kampf? Aber was konnte er so erreichen? „Dich, Lonny, wünsche ich in großer Toilette und mit deinem schönsten Schmuck zu sehen," sagte Gerling zu seiner Braut. „Ich habe dir eine Auswahl Roben her schicken lasten. Das Atelier kennt deine Figur ja, sie werden passen. Wähle die schönste und schmücke dich für mich und meine Gäste." Sie antwortete nicht. Viertes Kapitel. Lonny begrüßte am Arme ihres Verlobten seine Gäste. Als Ralph Allwart das alte Palais im Tiergarten betrat, das der große Finanzmann einer verarmten Adelsfamilie abgekauft hatte, waren die hohen Emp fangsräume schon gefüllt Hubert Gerling hatte nicht 21. März werden ausgehoben, weil dringender Tatver dacht eines Verbrechens zur Zeit nicht vorliegt und der dringende Tatverdacht der fahrlässigen Tötung Flucht verdacht nicht rechtfertigt. * Verhaftung einer vielfachen Giftmörderin. Die 50jährige Hofbesitzerin Frau Anna Lutzenberger aus Schwabmünchen wurde unter dem dringenden Verdacht, eine ganze Reihe von Giftmorden und Mordversuchen begangen zu haben, in das Augsburger Untersuchungs gefängnis eingeliefert. Vor einiger Zeit starb ihr Vater und acht Wochen später ihre Mutter, ohne daß sie vor her krank gewesen waren. Durch den Tod ihrer Eltern kamen Frau Lutzenberger und ihre vier minderjährigen Kinder in den Alleinbesitz eines Gutes und eines Bar vermögens von 25 000 Mark, über das vor kurzem der Konkurs, eröffnet wurde. Zu Ostern starben plötzlich alle vier Kinder der Lutzenberger, angeblich an einer Darmkrankheit, worauf sie einen Selbstmordversuch un ternahm. Da sie fürchtete, daß bei einem gegen sie schwebenden Entmündigungsverfahren der Stadtober sekretär Schrott, bei dem sie kleine Hausarbeiten ver richtete, zum Kurator bestellt werden würde, versuchte sie, diesen und seine aus vier Personen bestehende Fa milie zu vergiften. Die Untersuchung erstreckt sich jetzt auch auf die vorhergehenden Todesfälle in ihrer Familie. * Die mißglückte Flucht. Ein 19jähriger Tape ziererlehrling aus Karlsruhe hatte zusammen mit sei nem Freunde, einem 18jährigen Flugmechanikerlehr ling, die kühne Idee gehabt, Europa den Rücken zu kehren und sich in Afrika als Farmer zu versuchen. Sie planten, mit einem gestohlenen Flugzeug das alte Europa zu verlassen. Zunächst stahlen sie eine Kasette mit 70 Mark, holten sich aus der Polizeikaserne Karls ruhe Munition und Pistolen und kamen endlich im schönen Darmstadt an. Hier begaben sie sich auf den Flugplatz und warteten den Abend ab, um ihren Harry- Piel-Coup durchzufllhren. Sie erbrachen eine Tür des Schuppens und entdeckten einen „Flamingo", der ge rade frisch getankt hatte. Als sie mit „ihrem" Flugzeug den Schuppen verlassen wollten, tauchte jedoch leider ein Nachtwächter auf. Die Pistolen slogen heraus, doch als man abdrücken wollte, bemerkte man, daß man... zu laden vergessen hatte. Die Ueberwältigung geschah nunmehr schnell, und mit den Afrikaplänen nahm es ein vorschnelles, unvorhergesehenes Ende vor dem Ju gendgericht. * „Darf ich morden?" Die Straßburger Polizei wurde Montag abend von dem Besitzer einer Garage am Börsenplatz namens August Kaendler angerufen, ob er seine Frau töten dürfte, weil sie ihn mit einem Säbel bedrohe. Als Beamte nach dem Hause eilten, fand man die Frau bereits durch einen Revolverschuß getötet auf dem Boden liegend vor. Der Mann saß teilnahmslos in der Küche und hielt das acht Monate alte Kind auf dem Schoß. Er wiederholte, daß seine Frau ihn bedroht und er sie deswegen erschossen habe: er ließ sich willig abführen. Der Gattenmörder schien angetrunken zu sein. * Oberst Bauer vor einer neuen Krise. Wie aus Schanghai gemeldet wird, ist im Gesundheitszustand des Oberst Bauer ein Rückschlag eingetreten. Die Aerzte stellen das Herannahen einer neuen Krise sest. die für den geschwächten Organismus gefährlich werden könnte. Es wird mit der Anwendung künstlicher Mittel zur Erhaltung der Körpersunktionen gerechnet, dennoch glauben die Aerzte, daß der an sich gesunde Körper Bauers auch diese Krise überwinden werde. * Ein holländisches Marineflugzeug über dem Tigris abgestürzt. Nach einem Reuterbericht aus Bag dad ist das holländische Marineflugzeug v 22, das mit zwei anderen Flugzeugen nach Batavia unterwegs war. auf der Brücke über dem Tigris mit den Telegraphen drähten in Berührung gekommen und abgestürzt. Der Flugzeugführer wurde getötet, die beiden Begleiter ver letzt. In Holland hat das Unglück, das am Nachmittag im Haag bekannt wurde, große Bestürzung hervorge rufen. Die Flieger hatten bis dahin von der 15 610 Kilometer weiten Strecke schon 4895 Kilometer zurück gelegt. übertrieben: alles, was Namen und Würde hatte und augenblicklich in Berlin weilte, war zu seinem Abend empfang erschienen. Man sah viele Minister, hohe Verwaltungsbeamte, Regierungsräte, Größen aus Finanz- und Jndustrie- kreisen, königliche Kaufleute, deren Namen man in der ganzen Welt kannte, Angehörige alter Adelsgeschlechter, Grafen und Fürsten, ausländische Diplomaten, russische Aristokraten, die bei der Revolution nach Berlin ge flüchtet waren, Künstler der Bühne und der Palette von erstem Ruf, namhafte Schriftsteller, wunderbar gekleidete, schöne Frauen. Ralph Allwart überflog das bunte gesellschaftliche Bild, begrüßte den Hausherrn, küßte Lonny, seiner Stief mutter und Lily die Hand, mischte sich dann unter die Gäste. Natürlich traf er auch hier wie überall Bekannte, wurde Freunden vorgestellt, kam so von Gruppe zu Gruppe und fand gar keine Gelegenheit, Lonny oder ihre Angehörigen allein zu sprechen. Er hatte mittags mit Theo Bargfelt und Hubert Gerling gemeinsam die Bargfeltsche Villa verlassen und Lonny erst hier wiedergesehen. Immer wieder kehrte er in den Saal zurück, in dem sie neben ihrem Verlobten Cercle hielt. Sie hatte die Allüren der großen Weltdame überraschend schnell gelernt. Nichts von Unerfahrenheit, von Kindlichkeit war mehr an ihr zu merken. Sie sah nicht mehr so abgespannt aus wie heute mittag. Vielleicht war es auch nur Erregung oder Fieber, was diese lichte Röte auf ihre Wangen gezaubert hatte. Ralph kannte sie bisher nur als das kindliche Mädchen, das sie ja auch bis vor kurzem gewesen war. Nur ein mal auf dem Kostümball hatte er sie im Festkleid gesehen, aber damals wirkte sie wie ein süßes, aus dem Rahmen geschnittenes Bild eines Rokokomalers. Zum erstenmal sah er sie heute in großer Abendtoilette und staunte ihre Schönheit wie eine Offenbarung an. (Fortsetzung folgt.)