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Yang-Tse-Kiang, Chinas Schicksalsstrom. Bang-Tsc-Kiang. der längste Fluß Asiens, der wertvollste Strom Chinas, dessen Stromgebiet 2 Mil lionen Quadratkilometer übersteigt, ist wieder Zeuge blutiger Kämpfe, die sich an seinen Ufern abspielen. Wieder tragen seine blaugrauen Wellen zahlreiche Leichen chinesischer Soldaten. Wieder wagt sich lein Schiff den Fluß hinauf. Wieder herrscht in seiner Nähe Grauen und Schrecken. Der B ii r g e r k r i e g , dessen Weg bis jetzt von Süden nach Norden ging, quer über die drei mächtigsten Ströme Chinas, Sikiang, Bangtse und Hwangho, breitet sich jetzt von Westen nach dem Osten aus, am mittleren und größten dieser Ströme. Während Schanghai am Delta des Bangste noch außerhalb der Gefechte liegt, beginnt schon bei Nanking die Kriegswelle, die dann stromaufwärts über Taiping und Kiokiang nach Wut- schan und Hankau hinübergreift und sogar Itschang er faßt, um erst bei Tschunking, der Halbmillionenstadt des mittleren Bangtse, zum Stillstand zu kommen. Die reichsten und die meistbevölkertenPro- vinzen Chinas mit unschätzbaren Denkmälern uralter Kultur, mit einer Bevölkerung, die in jeder dieser Provinzen so groß ist wie die Bevölkerung ganz Deutschlands, stehen im Banne des neuen Bürger krieges, eines Krieges, der im Zeichen des Vangtse's wütet. Der Bang-Tse-Kiang weist an seinen Ufern die größte Bevölkerung auf, die von keinem Fluß der Crde erreicht wird. Diese Bevölkerung ist sogar größer als die Bevölkerung an den Ufern der zehn mächtigsten Ströme unseres Erdballs (ohne Hwangho). Die zweite Eigentümlichkeit des, Bangtse besteht darin, daß er der gefährlichste Strom ist, der ein Kulturland durchfließt. Noch vor wenigen Jahren war nur das untere Drittel des Bangtse (von Schanghau bis Itschang) für Schiffe fahrbar. Oberhalb Itschang beginnen die ungeheuren Bangtse-Schluchten, wo das brausende Wässer beinahe unter einem geraden Winkel meilenweit niedersaust. Es ist die größte Errungenschaft der ausländischen Schiffahrt der letzten Jahre, daß es wieder gelungen ist, diese Schnellen des Bangtse, die in ihrer Art wohl ihresgleichen suchen, zu bewältigen. Die Chinesen ringen seit Jahrtausenden in ihren leichten Bambusbooten (Dschunken) mit dem mörderischen Fluß. Die Energie, die Geschicklichkeit und die Willenskraft der chinesischen MdmWm der MO in WmW. Kowno, 2. April. Wie aus Moskau gemeldet wird, haben die Truppen Aman Ullahs den Vormarsch auf Kabul angctreten. In einigen Tagen wird eine entscheidende Schlacht erwartet. Habib Üllah hat das Eigentum aller Verwandten Aman Ullahs beschlag nahmen lassen. Keine Zusammenziehung russischer Truppen an der afghanischen Grenze. Kowno, 2. April. Wie aus Moskau gemeldet wird, stellt die Cowjetregierung amtlich fest, daß die im Auslande verbreiteten Nachrichten über eine Zu sammenziehung russischer Truppen an der afghanischen Grenze nicht der Wahrheit entsprächen. Der Gouverneur von Herat und sein Neffe von auf rührerischen Soldaten ermordet. London, 2. April. Der Gouverneur von Herat, Mohamed Abrahim Khan, und sein Neffe Abdur Nahman, die dem persönlichen Stabe Aman Ullahs nn- gehörten, sind von aufrührerischen Truppen ermordet worden. Nach Berichten aus Quetta, wurde Nahman von 80 Soldaten nach ihren Baracken gebracht. Auf dem Wege dahin suchte ein Oberst ihn zu retten, wurde aber von einem Soldaten belästigt, auf den er dann schoß. Der Schuß verfehlte den Soldaten, tötete aber einen anderen Offizier. Daraufhin wurde der Oberst sofort erschossen. Auch ein Priester, der sich zugunsten Rahmans einsetzte, erfuhr ein ähnliches Schicksal, und der Gouverneur selbst, der dann um die Freigabe seines Neffen nachsuchte, wurde im Anschluß an die Mittei lung, daß sein Neffe bereits tot sei, gleichzeitig erschossen. Loi einer WuMOmW in der östmeiWen MMOWe? Wien. 2 April. Infolge des Teilstreiks in der österreichischen Automobilindustrie, soll am Sonabend nach Arbeitsschluß in den Wiener Automobil fabriken, die nicht bestreikt sind, die Aussperrung in Kraft treten. Sollte der Lohnstreik bis 6. April nicht beigelegt werden, so wird dann auf Grund des Be schlusses des Hauptverbandes der Industriellen die Aus sperrung der gesamten Wiener Metallindustrie er folgen, wovon 35 bis 40 000 Arbeiter betroffen würden. Ein zweiter Termin für den Fall, daß vorher keine Einigung zustande kommt, ist der 13. April. Für diesen Fall ist die Aussperrung in der gesamten österreichischen Metallindustrie beschlossen, wodurch 90 000 Arbeiter betroffen würden. Für diesen außerordentlichen Fall ist aber beabsichtigt, die Betriebe der Alpinen Montan- Ecsellschaft weiter arbeiten zu lassen. Wien, 2. April In den Froß-Büssing-Werken und in der ihnen angegliederten Firma Götz L König, sind am Karfreitag die Arbeiter in den Streik gerreten. Sie erklärten, .die für Sonnabend angekündigte Aus sperrung durch die Unternehmer nicht abwarten zu wollen. Die Aussperrung wird daher nur bei den Fiat werken durchgeführt werden. Im allgemeinen ist die Streiklage in der Wiener Autoindustrie unverändert. Es fand keine Fühlungnahme zwischen den beteiligten Verbänden statt. Am Dienstag werden demnach sämtliche fünf Auto- mobilfabriken in Wien stillstehen. Der Steyrische Jndustriellenvcrband hat die Aussper rung der Grazer Waggon- und Maschinenfabrik und der Schiffe sind nicht zu überbieten. Obwohl die Jangtse- Schluchten alljährlich tausende und abertausende Opfer an Menschenleben fordern, gleiten die kleinen Dschunken immer wieder stromaufwärts, obwohl jeder Insasse weiß, daß es für ihn keine Rettung gibt, wenn seine Dschunke umkippt. Der Todbringer Bangtse wird in China mit Ehr furcht genannt, die Seele des riesigen Stromes gilt für die alten Chinesen als Heiligtum. Bangtse ist die Herz ader Chinas. DasSchicksal der chinesischen Kultur und der chinesischen Geschichte ist seit Jahrtausenden mit dem großen Fluß verknüpft. Im steten Wechsel seiner Wogen bleibt der Bangtse immer der alte, in seinen Wellen spiegeln sich die uralten Tempel und Paläste, die hier schon zu Zeiten bestanden, als in Europa noch Wildnis herrschte. Und wie vor Jahrtausenden steht der Bangtse im Mittelpunkt der Ereignisse in China. So war cs — und so wird es bleiben. Erbitterte Kämpfe. London, ? April. Die Kämpfe zwischen den Streitkräften der Nankinger Regierung und der Wu- Han-Eruppe, haben nach Berichten aus Schanghai nun mehr begonnen. Die Nankinger Regierung veröffent lichte gestern einen Bericht, wonach die Regierungs truppen ihre Gegner an der Kiangsi-Hupeh-Erenze, 25 Meilen oberhalb Kiukiangs geschlagen haben und zahl reiche Gefangene und Munition erbeuteten. Unter den Generälen, die die Nankinger Streitkräfte ansühren, befindet sich auch einer der Unterführer General Fengs, Han-Fu. Tschiangkaischek wird erst heute von Nanking nach Kiukiang abreisen, wo er sein Hauptquartier auf- schlagcn wird. Die Nankinger Truppen setzen ihren Vormarsch auf Hankau und von Kwangsi aus auf Hunan fort. Eine Vergeltungsmaßnahme Kantons gegen die Nan kinger Regierung. Peking, 2. April. In Kanton ist der Vertreter des Außenkommissariats der Nankingregierung, Dr. Wang, verhaftet und zum Tode verurteilt worden, als Vergeltungsmaßnahmen gegen die Erschießung des Generals Lischaisun in Nanking. Das Urteil soll heute vollstreckt werden. Maschinenfabrik in Andritz verfügt, weil die sozialdemo kratischen Betriebsräte die Entlassung mehrerer Ar beiter, die dem Heimatschutz angehören, verlangten. Am Karfreitag ist es dann in Graz verschiedentlich zu Aus schreitungen jugendlicher Sozialdemokraten gekommen. Der Metallarbeiterverband soll das Ansuchen auf Er öffnung von Einigungsverhandlungen an die Unter nehmer gestellt haben. Er verlangt vom Jndustriellen- verband die Ansetzung einer Aussprache nach Ostern. Polarslug -es „Gras Zeppelin" 1930. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Inter nationale Gesellschaft zur Erforschung des Arktis den Polarflug mit dem „Graf Zeppelin" auf den März 1930 festgesetzt. „Graf Zeppelin" soll in Leningrad starten und über die Arktis nach Nordamerika fliegen. Unweit Leningrads werden Werkstätten, ein Vrenn- stofflager und ein Ankermast errichtet werden. Ueber das Programm der Polarflüge des „Graf Zeppelin" schreibt der geschäftsführende Vizepräsioent der Aeroarcktic (Internationale Gesellschaft zur Erfor schung der Arktis mit Luftfahrzeugen), Prof Dr. Georg Wegener, folgendes: Die großen polaren Forschungsreisen mit dem deutschen Luftschiff „Graf Zeppelin" werden im April und Anfang Mai 1930 stott- finden, d. h. in der Zeit, wo die Polarnacht größtenteils vorüber, das Eis aber noch gut, die Luft am ruhigsten und der Sommernebel noch nicht da ist. Der wissenschaftliche Leiter der Expedition ist Fridtjof Nansen, unfraglich der größte Polarforscher der Gegenwart: Führer des Luftschiffes wird wahr scheinlich Dr. Eckener selb st sein, der "Lesen Fahrten mit dem größten Interesse und mit der größten Zuversicht entgegensieht. An den umfangreichen wissen schaftlichen und technischen Vorbereitungen beteiligt sich ein Stab hervorragendster Fachmänner verschiedener Nationen: ganz besonders aber deutscher. Die Fahrten sollen über das Polargebiet hin- und hergehen, zwischen einem von der Sowjetregierung gestellten Sinter rast in Nord-Nußland und einem solchen der Vereinigten Staaten in Alaska, also sowohl im Norden Nord- Amerikas wie Sibiriens. Dazu sind auch Schleifen- sahrten über dem innersten Polarmeer gedacht. Die Hinfahrt geht über Berlin—Leningrad—Murmansk— Nordkllste Grönlands- Nome (Alaska). Die Rückfahrt führt über Nome—Küste des Andrejewlandes entlang nach Nordland und weiter nach Murmansk. Als dabei zu lösende Aufgaben wissenschaftlich allerersten Ranges stellen sich vor allem die folgen den dar: Entdeckungsfahrten in dem noch völlig unbekannten Naum zwischen dem Pol, dem westlichen Nord amerika und dem östlichen Sibirien. Noch ist die Frage offen, ob das hier von Harrisse aus den Gezeitenbewegungen an der sibirischen Küste er rechnete großeFestlandexistiert, oder ob das von Nansen seinerzeit auf der anderen Seite des Pols entdeckte Tiefmeer sich auch dorthin ausdehnt. Bei dieser Forschung wird man zugleich Klarheit gewinnen über die Existenz verschiedener noch un ent deckter Inseln oder Inselgruppen, die man auf dem Schelfsockel vermutet. So über das pro blematische Andrejewland im Norden Ostsibirientz. So über die Gestaltung des bereits erblickten, aber poch ganz ungenügend bekannten Nikolaus-II.-Landcs ljetzt Nordland) nördlich von Asiens nördlichster Spitze. Es soll von der Luft aus kartographisch ausgenommen werden. Lauler Widersprüche in Jannowitz. Hirschberg, 2. April. Aus Jannowitz wird ge drahtet: Die Vernehmung der Komtesse Antonie im Schloß Jannowitz dauerte bis Donnerstag 23 Uhr. Die Ermittlungen ergaben, daß nicht die Komtesse, sondern die Eräfinmutter die Briefe verbrannt hat, somit die Komtesse zuerst falsch ausgesagt hat. Graf Christian hat sich nach der Tat keinem Ver wandten, sondern dem Ortsgeistlichen anvertraut, der diese Beichte aber als Amtsgeheimnis betrachtete. In zwischen hat Graf Christian seine exsten Aussagen revi diert. Es ist ihm u. a. vorgehalten worden, daß seine Angaben über seinen Standort bei Abgabe des Schusses nicht stimmen konnten. Der Graf bezeichnete darauf einen anderen Punkt als Standort. Aber auch dort kann der Schuß nicht abgegeben worden sein. Weiter wurde ihm vorgchalten, daß er die Parktür bereits vor dem Tode des Vaters, falls dieser, wie angegeben, er folgt ist, geöffnet hat und nicht erst nach der Tat, wie der Graf bekundete. In die Enge getrieben, mußte dies der Graf gleichfalls zugeben. Alles in allem sind die Angaben der Vernommenen äußerst widerspruchsvoll. Die Berliner Beamten müssen daher Schritt für Schritt vorgehen, um das Gewebe von Unrichtigkeit allmählich zu lichten. Der Ring schließt sich aber nach ihrer Ansicht immer dichter um den oder die Schuldigen. Gräfin Antonie macht einen guten Eindruck. Die Trauergäste, die noch auf dem Schloß weilten, sind am Donnerstag im Kraftwagen von Jannowitz weggefahren. Es herrschte offenbar eine sehr nieder geschlagene Stimmung. Aus der langen Dauer der Vernehmung und aus manchen anderen Aeußertich- keiten könnte man den Schluß ziehen, daß sich ent scheidende Dinge abspielen. Die Gräfin, deren Vernehmung kurz nach 4 Uhr beendet war, hat in einem verhängten Auto das Schloß verlassen und sich nach Hirschberg begeben. Die Verhörungen haben eine ganze Anzahl inter essanter Feststellungen gebracht. Die Kommission ge wann von der Komtesse Antonie während des Verhörs den allerbesten Eindruck. Was sie erzählte, scheint dem tatsächlichen Ablauf der Dinge zu entsprechen. Sowohl die Komtesse als auch ihre Mutter bestritt übrigens ganz entschieden, daß eine von ihnen diejenige sei, der Gras Christian, wie er aus sagte, sich offenbart habe. Die von der Eräfinmutter verbrannten Schriftstücke waren angeblich privater Art und gehörten der Gräfin. Neueste Nachrichten« Elbe- und Kaiser-Wilhelm-Kanal eisfrei. Hamburg, 2. April. Nach dem Cisbericht der Deutschen Seewarte sind heute auf der Unterelbe nur noch bei Vrunsbüttelkoog sowie im Fahrwasser vor der Ostemündung geringe Eisreste vorhanden, durch die lediglich die Segelschifsahrt erschwert wird, während der Dampsschiffverkehr völlig unbehindert ist. Die normalen Bedingungen sind sonst überall hergestellt. Auch der Kaiser-Wilhelm-Kanal ist nach langer Zeit zum ersten Male wieder eisfrei, so daß auch hier der normale Schiffsverkehr wieder ausgenommen werden kann. Folgenschwere Explosion. Kattowitz, 2 April. Im Dorfe Podlacsie in der Wojwodschaft Kielce explodierte durch unvorsichtiges Umgehen mit Feuer in einem Kolonialwarengeschäft eine größere Menge Kali-Chlorium, das zum Osterschie ßen Verwendung findet. Die Explosion war so gewal tig, daß der Ladeninhaber getötet, drei Personen schwer und vier Personen leicht verletzt wurden. Die Laden einrichtung wurde vollständig zertrümmert. Berbrecherschlacht in Lodz. Warschau, 2. April. In Lodz ist es zu einem Ge fecht zwischen zwei Verbrecherbanden gekommen. Die Führer beider Banden gingen mit Messern aufeinander los und brachten sich so grauenhafte Wunden bei, daß die Eingeweide aus dem Leibe schwollen. Einer von ihnen ist bereits gestorben, während der andere schwer verletzt ins Gefängnislazarett überführt wurde. Der Verfall der tschechischen Kommunistischen Partei. Prag, :. pri'. Einige tschechische Blätter berich ten, daß die Abgeordneten und Senatoren der tschecho slowakischen Kommunistischen Partei im Falle eines Ausschlusses aus der Partei beschlossen hätten, eine neue Kommunistische Partei oder einen Klub zu gründen. 26 Abgeordnete und Senatoren seien gegen die Partei leitung und 19 dafür. Die Swoboda veröffentlicht eine Erklärung der oppositionellen Abgeordneten, in der fest- gestellt wird, daß die Abwanderung aus der Partei nicht nur keine Aenderung erfahren habe, sondern ständig zu nehme. Der einst mächtigen und starken Partei drohe vollständiger Verfall und politischer Bankerott. Diese Abgeordneten und Senatoren sprechen dem Politbüro ihr Mißtrauen aus und stellen eine Reihe von Foroc- rungen, darunter die Einstellung aller Ausschließungen' aus der Partei wegen abweichender Ansichten. Bombengeschwader der mexikanischen Rebellen. London, 2. April. Nach einer in Neuyork cinqe- gangenen Mitteilung veröffentlicht das Hauptquartier der mexikanischen Rebellen eine Erklärung, wonach cs 25 Kampfflugzeuge und 12 Bombengeschwader für den Hauptangriff auf die Regierungstruppen besitzt. Dis mexikanische Regierung hat nach Berichten aus Mexiko- Stadt die Bevölkerung vor den zu erwartenden Bomben abwürfen gewarnt.