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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Dir »Otiendorfer Zeitung' erscheint Diene» -» tag, Donnerstag und Sonnabend. A Der Bezugs-Preis wird mit Beginn jeden Monats bekannt gegeben. " Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. » ü irgendwelcher Störungen de» Betriebes der T L Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»- Z Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An» - spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der » !ü Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise«. - Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. WttWWS- A, M ÄMMM Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen »Neue Illustrierte", »Mode und Heim" und »Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde - Giro - Konto AK. A Anzstxrn . Z bk spät. M s Die L wir» Nummer 50 28. Jahrgang Freitag, den §6. April lY29 OertlicheA und Sächsisches. Vttendorf-Okrilla, am 25. Axril (929. — Der vom Frauenvelein im Saole des Gasthofes zum Roß veranstaltete Unterhaltungsabend war von Mit gliedern und deren Angehöngeu gut besucht und nahm einen recht angenehmen Verlauü Nach begrüßenden Worten des Kurators Piarrer Gräf betrat Herr Max Russius die Bühne und stellte sich in seiner überaus lustigen Art als Ansager vor und erweckte damit von vornherein heitere Stimmung. Zunächst führte er ein Herrn Kouzertsänger Thönen aus Dresden, der seine Kunst zu zeigen begann mit der wunder vollen Gralserzähluug von Richard Wagner. Ihm folgten neuzeitliche Freiübungen von Turnerinnen der Zrauenriege des Turnvereins Jahn, die recht gut gefielen uud mancher Dame ein Ansporn sein könnten, eS den Turnerinnen nachzu- tun in der so nötigen Körperpflege. Nach dem reichen Bei» iall sang Herr Thönen mit leichtem Schwung und innerer Begeisterung einige Rheinlteder, gefolgt von Herrn Russius der in seiner liebenswürdigen Weise einige Scherze zum Besten gab. Sodann kamen durch Herrn Thönen Schlager aus modernen Operetten und Konzertstücken zum Vortrag. Auch hier saug er sich in die Herzen der Zuhörer ein und gewann reiche» Beifall. Ihm war Herr Lehrer Hans Jakob von hier ein feinfühliger und gewandter.Begleiter, dem eben falls für seine Mühe bester Dank gebührt. Den Abschluß bildete ein in seinen Kostümen uud Bewegungen einzigartiger Großmütterchentauz aus alter Zeit, der ebenfalls reichen Bei fall fand. Pfarrer Gräf nahm noch Gelegenheit allen Mit- wirkendeu den herzlichen Dank aller Anwesenden auszusprechen. — DaS Vergleichsverfahren zur Abwendung des Kon kurses über das Vermögen der Schiffl L Sohn Aktiengesell schaft in Liqu. in Ottendorf-Okrilla ist zugleich mit der Be stätigung MS im Vergleichstermine vom 13. April 1929 un- genommenM Vergleichs durch Beschluß vom 20. April 1929 ausgehoben worden, Dresden, ^n der Angelegenheit des Dresdner Wohnungsamtes wurde noch der 38 Jahre alte Lbersekretär Gröger des Wohnungsamtes festgenom men. Auch er steht im Verdacht, für pflichtwidrige Amtshandlungen Geldgeschenke angenommen zu haben. Er wurde dem Gericht zugeführt. Dresden. Wegen fahrlässiger Körper verletzung war der Leipziger Dentist U. vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Angeklagte hatte einer Patientin einen schad haften Backenzahn ansgebohrt und mit einer Arsen einlage ausgefüllt. Als die Frau am nächsten Tage wiederkam und über heftige Schmerzen klagte, erneuerte der Angeklagte die Arseneinlage, obwohl er bet genügender Aufmerksamkeit und Umsicht hätte! erkennen müssen, daß eine Wurzelhautentzündung vorlag, und deshalb eine nochmalige Arseneinlage nicht in Frage kommen konnte. Die Arsenein-age ist die Ursache gewesen, für die alsbald eintretende Ver schlimmerung des Krankheitszustandcs. Das Obeo- landesgericht Dresden hat dis Revision des An geklagten verworfen, das angefochtene Urteil also bestätigt. Dresden. Die 49. Volksschule in Dresden-Nenstadt ist wegen Diphtheritisgefahr auf zunächst 14 Tage geschlossen worden. Es handelt sich um eine vor sorgliche Maßnahme, um den Ausbruch einer Epidemie zu verhindern. Dresden. Vor dem hiesigen Schnn rgerickü kam es bei dem Meineidsprozeß gegen die Händlerin Eckert zu einem Zwischenfall. Unmittelbar nach Ver kündigung des Urteils, bas auf ein Jahr Zuchthaus lautete, ergriff der im Saale anwesende Ehemann der Angeklagten, der Kraftwagenführer Albert Eckert, einen Stuhl und wollte damit auf den Hauvt- belastungszengeu Kaufmann Ernst Angermann ein- dringen. Ein Justizwachtmeister sprang sofort hinzu und konnte Eckert den Stuhl entwinden und so weiteres verhüten. T8bs!u. Eine hiesige Einwohnerin fuhr mit ihrem Rade die Geyersbergstratze hinab. In einer Kurve verlor sie die Gewalt über das Rad, raste mit voller Wucht an ein Haus und durchstieß eine Fensterscheibe. In schwerverletztem Zustand mußte sie ins Krankenhaus gebracht werden. Sie erlitt neben inneren Verletzungen furchtbare Schnittwunden im Gesicht. Leipzig. Der am W. Januar d. I. vom Schössen- ^criclU in Leipzig wegen p a f s i v e r B e st c ch N N g in Hrri Fällen zu einem Jaür fünf Monaten Gefänanis verurteilte Baumeister Viktor Slowig vom Woh nungsamt in Leipzig hat seinerzeit die Einwohner schaft in nicht geringe Aufregung versetzt. Die An gelegenheit zog weitere Kreise, da sich während der Hauptverhanölung gegen Slowig noch andere Beamte des Wohnungsamtes gegenseitig belasteten und neues Material zum Vorschein kam. Die Untersuchungen schweben zum Teil noch. Gegen das Urteil hatten sowohl Ler Verteidiger Slowigs als auch die Staats anwaltschaft Berufung eingelegt. Die Berufungs verhandlung begann am Dienstag vor der Zweiten Groben Strafkammer beim Landgericht Leipzia. — Bei Straßenbauarbeiten in Schönefeld wurden vier menschliche Gerippe freigelegt. Die Skelette lagen in einer etwa 70 Zentimeter tiefen Grube. Die Bergungsarbeiten wurden durch die Kriminalpolizei vorgenommen. Die Knochen und Schädel wurden dem Institut für gerichtliche Medizin zugeführt. Nach dem bisherigen Fund scheint es sich umUeberrc st e aus -er Völkerschlacht bei Leipzig zu handeln. Die Skelette sind, trotzdem sie über lUi Jahre in der Erde gelegen haben müssen, sehr gut erhalten. — Das Schwurgericht Leipzig hat im Ne«-Baderitzer Braudstifter-Prozetz — auch „Hellseher"-Prvzetz ge nannt — folgendes Urteil gefällt: Die angeklagten Eheleute Köhler und Koda Ha werden wegen geWemschaftlicher und im Zusammenwirken mit dem bereits abgeurteilten Johannes Keller verübter vor sätzlicher Brandstiftung und BersichernngsLetrngS zu je zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Borna. IM den hiesigen Braunkoyienwerken kam es zu schweren Ausschreitungen feiernder Bergleute, die ein gerichtliches Nachspiel haben werden. Eine Anzahl rheinländische und ober schlesische Arbeiter, die im Braunkohlenwerk „Dora" und „Helene" in Groß-Zössen die Arbeit niedergelegt hatten, drangen in die Wohnbaracke der Vornaer Braunkohlenwerke ein, um ihre Landsleute auch dort zur Arbeitsniederlegung zu bewegen. Gegen Sen Barackenmeister, der die Eindringlinge aus den Baracken verwies, gingen die Eindringlinge sofort tätlich vor. Auch ein Polizei- und ein Gendarmerie beamter ans Lobstädt, die zu Hilfe gerufen worden waren, wurden angegriffen. Erst nach Eintreffen von Polizei-Verstärkungen gelang es, die Rädelsführer der Zusammenrottung, insgesamt acht Personen, fest zunehmen. Die Verhafteten werden sich wegen Auf ruhrs und Landfriedensbruchs zu verantworten haben. Chemnitz. In der letzten Sitzung der Stadt verordneten stellten die Kommunisten den Antrag, am 1. Mai Las Rathaus rot zu flaggen und Len Betrieb der städtischen Straßenbahn einzustellen. Bei Stimmenhaltung der Sozialdemokraten, gegen die Stimmen der Demokraten und bei Abwesenheit aller übrigen bürgerlichen Parteien, wurde der Antrag auf rote Beflaggung angenommen, der Antrag der Betriebseinstellung aber, da auch die Sozialdemokraten dagegen stimmten, abgelehnt. Plauen. Einbrecher stahlen aus dem Geschäfts zimmer des Bürgermeisters in Syrau eine Kasfette, schleppten sie in den Wald und erbrachen sie dort. Die Kassette enthielt nur 100 Mark bares Geld, einige Scheckbücher und den Dienstrevolver des Bürger meisters. Bad Elster. Das Sächsische Staatsbad wurde vor 8 o Iahren, am 1. Mai 1849, als Bad mit allem ZubHör vom damaligen sächsischen Staat für eigene Rechnung übernommen. Die erste Urkunde vom „Gesundbrunnen an der Elster" stammt aus dem Jahre 1324. Aus dem Wahlkampf. Um Bucks Kandidatur. Kreishauptmann Buck teilt dem Telunion- Sachsendienst mit, daß die in einem Teil der Presse aufgestellte Behauptung, seine Aufstellung als Kan didat der Alten Sozialdemokratischen Partei sei nicht ernstlich gemeint, und er werde nach erfolgter Wahl das Mandat nicht ausüben, nicht den Tatsachen ent spricht. Er werde das Mandat pflichtgemäß über nehmen und ausüben. Die Kandidatur des sächsische» Handwerks. Der Landesausschuß des sächsischen Handwerks hat Ler Deutschen Volkspartei offiziell mitgeteilt, daß er die HandwerkerLanLidatur auf der Liste der Deutschen BolkSpartei (Jnnungsobermeister Und Stadtverord- nc euvorsteher Luntze - Bautzen) unterstütze. Aeue Entlastung des MsWMMcö. Seit dem Höhepunkt der Arbeitslosigkeit in Sachsen, der auf den 28. Februar fällt, ist der Arbeits markt um rund 70 800 Personen, also fast um 30 v. H., entlastet worden. Davon beträgt der Abgang in der Zeit von Anfang bis Mitte April 25 707 männliche, jedoch nur 877 weibliche Personen. Die bessere > Witterung erlaubt nunmehr eine weitere Inangriff nahme der FrühjahröarbeiLsn in der Landwirtschaft. Auch die bisher zum großen Teil noch stillicgenden Ziegeleien haben ihre Betriebe geöffnet und eine regere Nachfrage nach Arbeitskräften entfalten Im Baugewerbe herrscht schon lebhafte Vermmlungs- tätigkeit, Lie auch auf den Arbcitsmarkt der Metall industrie etwas mehr übsrgsgriffen hat als in der Vorwoche. Einer stärkeren Entlastung Les weiblichen Arbeitsmarktes wirkt, wie schon mehrmals betont, die ungünstige Lage der Textilindustrie entgegen. Dir KroluSwiesen in DrehüH. Von Horst Henschel-Schwarzenberg. Zu den Merk- und Sehenswürdigkeiten der erz- gebirgischen Flora gehören u. a. die Krokuswicsen in Drebach. Das langgestreckte Dors liegt im westlichen Erzgebirge, nahe bei Ehrenfriedersdorf uud Wolken stein. Während Ler Krokusblüte verkehren auch sowohl von Annaberg als auch von Scharfenstein regelmäßig Sonderwagen Les staatlichen KrafirvageNverkehrs, so daß das etwas abgelegene Dorf leicht und bequem zu erreichen ist. Der Frühlingskrokus (Croeus vernus), im Erzgebirge auch unter Lem Namen „Nackte Jungfer" bekannt, kommt im Erzgebirge geivöhnlich nur als Zierpflanze im Garten vor. Allein in Drebach wächst der lila Krokus in vielen Gärten und aus mehreren Wiesen wild, und zwar in einer ungeahnten Menge und Schönheit, die alljährlich im Frühling Tausende von Beschauern aus nah und fern hinlockt. Der Besuch ist so stark, daß der dortige Erzgebirgs zweigverein mit Unterstützung des Sächsischen Heimatschutzes diese Blütenwiesen schützen lassen mutz. Das Äbpflücken oder Ausgraben des Krokus' auf diesen Wiesen ist daher verboten. Früher hat sich niemand um diese Blumen geküm mert- noch weniger fragte man danach, wie denn die Krokusse nach Drebach gekommen seien. Ueber ihre merkwürdige Ausbreitung wußte man ebenso wenig Auskunft zu geben. Welches aber ist nun die Geschichte Ler Drebacher Krokuswiesen? Vor etwa 300 Jahren lebte und amtierte in Drebach ein Pfarrer namens David Reüentro st. Dieser Mann war zugleich auch Arzt und Alchimist, und hatte sich in Drebach einen Garten angelegt, in dem er allerlei seltene und schöne Blumen, Sträucher und Bäume anpflanzte. Sein Garten galt weit und breit als ein „Wunderwerk der Garten baukunst" und wurde darum oft ausgesucht und bewundert. Wie man sich noch heute erzählt, leistete Rebentrost einst dem Kurfürsten Johann Georg n. bei einem Jagdunsall an der Heinze-Bank die erste, ärztliche Hilfe. Zum Danke dafür durfte sich Rebentrost drei Pflanzen aus dem kurfürstlichen Garten in Dresden auswählen. Er erbat sich eine Eibe (Taxus baccata), die Krokusblumc und die doldigs Vogelmilch (Ornithogalum umbellatum), die er in seinen Garten verpflanzte. Seit dieser Zeit blühen in Drebach die Krokus blumen, die sich im Laufe der Zeit stark vermehrten und wahrscheinlich durch Maulwürfe, die die Knollen mit der Erde herauswarfen, verbreitet wurden. Man zog die Maulwurfshaufen breit über die Wiese, und besorgte damit unabsichtlich die Ausbreitung der Krokusse. Auf diese Weise entstanden allmählich ganze Krokusfelder, die dem Beschauer heute einen wunder vollen Anblick bieten. Die alte Eibe ist auch noch zu sehen. Sie hat einen Stammumfang von ca. vier Metern und ist eins der wenigen Exemplare der im Erzgebirge so sehr selten verkommenden Eibenbäume. Der Krokus hat übrigens in Drebach innerhalb der drei Jahrhunderte infolge der Selbstverbreitung besondere Merkmale angenommen und unterscheidet sich dadurch deutlich von seiner Stammform, so daß die von Prof. Dr. A. Naumann gebrauchte Benennung Croeus vernus forma drebachensis wohl berechtigt ist. Merp, PrWze.