Volltext Seite (XML)
Folgenschwere Explosionen London, 14. April. Im Stadtteile Canningtown ereignete sich infolge Ausströmens von Gas eine heftige Explosion. Mehrere Häuser stürzten zusammen. 20 Personen muhten in schwerverletztem Zustande ins Krankenhaus gebracht werden. Das Unglück ist in seinem ganzen Umfang noch nicht zu übersehen. Sao Paulo (Brasilien), 14. April. Bei einer Ex plosion in einer chemischen Fabrik sind fünf Arbeiter getötet und acht verletzt worden. Der Schaden wird mit 100 000 Mark angegeben. Feuer in einer japanischen Schule. Viele Kinder verbrannt. Tokio, 14. April. In Tschimulpo (Korea) brach in einer japanischen Schule ein Brand aus, der sich bis zum Eintreffen der Feuerwehr auf das ganze Schul gebäude ausdehnte. Bis jetzt werden mehr als elf Kinder vermiszt, die sicherlich verbrannt sind; gerettet wurden bis jetzt 24 Kinder und zwei Lehrer, die jedoch durch Brandwunden schwer verletzt sind. Aus aller Welt. * Liebestragödie in Heidelberg. Am Freilagmorgen sand man am Riesenstein bei Heidelberg einen Mann und eine Frau vor, die durch Schüsse lebensgefährliche Ver letzungen aufwiesen. Der sofort herbeigerusene Arzt konnte bei dein Mann, einem 22jährigen Aulosattler, nur noch den Tod seststellen. während das Mädchen, die 18jährige Martha Lacher, durch einen Schutz in den Mund so schwer verletzt war, datz an ihrem Aufkommen gezwei felt werden mutz. Die Gründe zu der Tragödie konnten nicht sestgestellt werden. * Mordversuch und Selbstmord eines Arztes. Der in Karlsruhe-Beiertheim wohnende Arzt Dr. Fritz Gehring, der mit seiner Frau in Scheidung lebt, ver suchte am Sonnabend seine Haushälterin zu erschietzen. Darauf brachte er sich selbst einen Schutz in den Kopf bei, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Die Hausdame wurde in lebensgefährlichem Zustande in das Krankenhaus gebracht. * Keine neuen Verfahren in Jannowitz. Verschiedene Blätter melden, datz im Verlaufe der Untersuchung gegen den Grafen Christian zu Stolberg den Untersuchungsbe hörden Beschuldigungen zu Ohren gekommen seien, die den Bruder des getöteten Grasen Eberhard, den Grasen Karl zu Stolberg-Wernigerode und den Zweitältesten Sohn, Grafen Theoder zu Stolberg, wegen bedenklicher finanzieller Geschäfte bezichtigen. Da diese Beschuldigun gen nicht unbegründet erschienen, habe sich die Staatsan waltschaft veranlatzt gesehen, gegen den Grafen Karl und den Grafen Theodor ein Verfahren einzuleiten. Wie Oberstaatsanwalt Engel dazu mitteilt, entbehren diese Meldungen jeder Grundlage. * Auf der Spur einer Mädchenhändlerbande. Die ehemalige Artistin Therese Fischer, die vor einigen Tagen die 10jührige Tochter, eines Landwirtes ent führt hatte, wurde am Sonnabend mit dem Kinde iv einem Preßburger Hotel aufgefunden. Es besteht der Verdacht, datz sie im Auftrage einer Mädchenhändler bande, die für Freudenhäuser auf dem Balkan arbeitet, schon mehrere Kinder entführt hat. Als man ihr das Lichtbild eines im August vorigen Jahres aus Wien verschwundenen 7jührigen Mädchens vorhielt, erschrack sie und gab nach einem Kreuzverhör zu, auch dieses Kind entführt zu haben. Sie gab an, datz sich das Mädchen zur Zeit in Magersdorf bei Wien bei einem gewissen Emmerich Donath aushalte. Die Wiener Polizei ist verständigt worden. - * Geständnis eines dreifachen Mörders. Wie die Polizeikorrespondenz aus Prag meldet, hat der 33jühr. Monteur Rudolf Skalsky am Sonnabend gestanden, datz er in einem Borort von Paris im Jahre 1927 die chechoslowakischen Staatsbürger Klika, Macharowsky und Müller ermordet habe. Der dreifache Mord hatte seinerzeit grotzes Aufsehen erregt. * Angebliche Spionageafsäre in Thorn. Wie aus Thorn berichtet wird, soll die dortige Polizei einer grotzen Spionageaffäre auf die Spur gekommen sein. An der Spitze der Spionageorganisation steht angeb lich ein Arzt aus Danzig. Ein Angestellter der dortigen Militürdruckerei soll das Material geliefert haben. Drei Personen sind bereits verhaftet worden. Ihre Namen können jedoch erst nach Abschluss der Unter suchung veröffentlicht werden. Die Spionage soll an geblich zugunsten eines westlichen Nachbarn betrieben worden sein. * Tigerjagd in einer schwedischen Stadt. In Nätzjö spielte sich am Sonnabend eine wilde Tigerjagd ab. Aus dem Transportzuge eines deutschen Zirkus sprang eine Tigerin und lief in die Bahnhofshalle, wo unter den zahlreichen Reisenden eine Panik ausbrach. Der ganze Bahnhof wurde sofort abgesperrt. In dem Augenblick, als das Raubtier sich anschickte, auf einen Wärter loszuspringen, gelang es die Tigerin ein zufangen. * Erdbeben in Nordschweden. Nach Meldungen aus Stockholm wurde in der Provinz Norrland am Sonnabend ein heftiges Erdbeben verspürt, das jedoch nur von kurzer Dauer war. Die Erschütterungen waren so stark, datz die Häuser schwankten, die Scheiben klirrten und in den Wohnungen die Bilder von den Wänden fielen. In der Nähe von Pitea bildete sich ein tiefer Ritz in der Erde. Da er sich über eine Landstraße zog, mutzte der Verkehr unterbrochen werden. * Bombenwurf in eine politische Versammlung. Bei einer politischen Versammlung in Degerfors (Würmland) kam es am Sonnabend zu schweren Aus schreitungen. Nachdem die Polizei eingegriffen und die Ruhe einigermatzen miederhergestellt hatte, wurde plötz lich durch das Fenster eine Bombe in den Saal ge worfen. Glücklicherweise wurde durch die Explosion nur eine junge Frau verletzt. * Riesenunterschlagungen in Wilna. In Wilna ist der Wirtschaftsreferent der Direktion der Staats forsten, Langamer, verhaftet worden. Die Verhaftung weiterer Forstbeamten soll bevorstehen. Wie es heißt, ist die Polizei Unterschlagungen und Betrügereien im Gesamtbeträge von annähernd 50 Millionen Zlotys auf die Spur gekommen. * Kohlenpreisermätzigung in England. Auf den eng lischen Gruben wird vom Monat Mai ab eine Ermützi- ! gung des Kohlenpreises um 2 Schilling je Tonne ab ! Grube eintreten. Versammlungen und Kongresse. 15. April 19 >9. 4. Landesverbandstag der sächsischen Junghand- ' werter. Der Landesverband Sächsischer Junghandwerker hielt am Sonntag, dem 14. April, vormittags 11 Uhr im „Italienischen Dörfchen" zu Dresden seinen 4. Lan desverbandstag ab. Unter den zahlreichen Ehrengästen konnte der erste Vorsitzende Hermann Straube in seiner Eröffnungsansprache u. a. Herrn Oberregierungsrat Dr. von Buch vom Wirtschaftsministerium, Herrn Schulrat Dr. Burkhardt vom Volksbildungsministerium, Herrn Obermeister Witzschel von der Eewerbekammer Dresden, Herrn Obermeister Biener, M. d. R., von der Gewerbe kammer Chemnitz, Herrn Obermeister Kuntzsch, M. d. L., vom Landesausschutz des sächsischen Handwerks sowie Ver treter des Landesverbandes gewerblicher Genossenschaften, der Versicherungsanstalt der sächsischen Eewerbekammern, mehrerer Verbände und zahlreicher Innungen begrützen. Eine Reihe von diesen Ehrengästen sprach dem Verband die herzlichsten Wünsche der von ihnen vertretenen Korpo rationen zu der Tagung aus. Der Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden Straube und der Kassenbericht des Kassen warts Merkert wurden ergänzt durch ein längeres Referat des Syndikus Dr. Zimmer, das unter dem Titel „Un sere Politik" alle für die äuhere und innere Arbeit des Verbandes matzgebenden Gedanken zusammenfahte. Gegenwärtig umschlicht der Verband rund 2000 Mit glieder in 24 anqeschlossenen Vereinigungen. Nach dem Bericht des Rechnungsprüfers Kietzling und Naumann und der Entlastung des Vorstandes folgte ein gedanken reicher Vortrag des Herrn Syndikus Dr. Kunze vom Landesausschuh des sächsischen Handwerks über „Das Junghandwerk im Aufbau der Handwerkswirtschaft", der vor allem den Führergedanken in der Ausbildung des handwerklichen Nachwuchses klar und scharf ins Auge fahle. Ein Antrag Leipzig, den nächstjährigen Verbands lag dorl stattfinden zu lassen, sand einstimmige An nahme. Die Wahlen zum Vorstand ergaben die gleiche Zusammensetzung wie bisher. Verbandstag der sächsischen Polizeibeamten. Wegen der Wahlen ist der Verbandslag des Verbandes Säch sischer Polizeibeamien, der vom 9. bis 11. Mai in Dres den stattfinden sollte, auf den 13. bis 15. Juni ver schoben worden. Der deutsche Luftschiffbau gesährdet. Wie bekannt, hat das Reichskabinett im Etat die drei Positionen für die Luftfahrt, die insgesamt 39 Mil lionen betragen, um 20 Millionen Mark gekürzt. Darun ter befinden sich auch 4,5 Millionen Mark, die der Fried richshafener Werst als Zuschuh für den Bau einer größe- ren Luftschifshalle gewährt werden sollten. Wenn auch damit zu rechnen ist, dah ein Teil dieser Summe für den Luftschiffbau gerettet werden wird, so kann dieser Be- schluh des Reichskabinetts unter Umständen zu einer Ka ¬ tastrophe für den gesamten Luftschiffbau führen, da die Errichtung einer größeren Werfthalle eine unerläßliche Notwendigkeit ist, will die Friedrichshafener Werft den Rau von Zeppelinen weiter entwickeln, und der Kon kurrenz des Auslandes Stand bieten, das jetzt dazu über geht, Luftschiffe von riesigen Ausmaßen zu bauen. Unser Bild zeigt die gefährdete Friedrichshafener Werft. Josephas Töchter Roman von Lola Stein. -!8> iNachdruck verboten.) „Ja, Lonny, es gibt gar keine Worte für dieses Ent setzliche! Theo und Papa machten Gerling zuerst Vor würfe, da sie ihn doch damals gebeten hatten, Alex nichts mehr zu borgen. Daraus sagte er lächelnd, nachdem er Theos Unterschrift gesehen, hätte er natürlich glauben müssen, er handle aus Theos Wunsch, wenn er Alex die Summen gab. An eine Fälschung hätte er selbstver ständlich nicht denken können. Wir aber glauben, er hat von Anfang an gewußt, daß die Unterschrift gefälscht war." Lily schwieg erschöpft. Große Tränen rannen aus ihren Augen, sie zitterte am ganzen Körper. Lonny faßte ihre Hand. „Um Gottes willen, sprich weiter! Was geschah dann?" „Hubert Gerling durchschaute die Situation. Er war so genau orientiert über die schlechte Geschäftslage, daß er wußte, es würde der Firma völlig unmöglich sein, jetzt sogleich zu zahlen. Aufschub wollte er nicht bewilligen. Entweder das Geld oder die Schande für die Familie und das alte vornehme Haus, der Staatsanwalt für Alex. Mein Mann dachte an Flucht. Aber Hubert Gerling sprach auch diesen Gedanken aus. Auch er hatte daran gedacht. Er würde Alex beobachten lassen und jeden Fluchtversuch vereiteln. Mein Schwiegervater fragte ihn. warum er, der schwerreiche Mann, den Untergang einer ganzen Familie plane, was wir alle ihm getan hätten? Und da kam her aus, was er eigentlich wollte und warum er so scharf und erbarmungslos vorging. Lonny, dich!" „Mich?" fragte das junge Mädchen erschauernd. »Was sagst du, Lily, mich?" „Ja, er will dich zur Frau! Zum dritten Male wirbt er jetzt um dich, aber es ist kaum noch eine Werbung zu nennen. Es ist eine Erpressung! Wenn du einwilligst. seine Frau zu werden, so wird er die Wechsel zerreißen, fo wird auch Ale; und unserer Familie die entsetzliche Schande erspart!" „Lily!" „Ja, Lonny, so fassungslos wie du waren wir alle zuerst. Theo wies Hubert Gerling scharf ab. Dann aber, als er gegangen war, als er mit Alex gesprochen, mit seinem Vater wieder und wieder alles erwogen hatte, als er die ganze Furchtbarkeit der Situation sah und erkannte, daß es keine Rettung und keine andere Möglichkeit gab, da hat er mich schließlich gebeten, zu dir zu reisen und dir alles zu sagen. Dich zu bitten, dich anzuflehen, Lonny, uns alle zu retten!" „Lily! Ich kann nicht!" „Als ich herfuhr, wußte ich nichts von deiner Herzens not, Lonny. Ich glaubte dich frei, ich hoffte und dachte, du würdest uns helfen. Hier nun erfahre ich von Mutti, was du inzwischen erlebt hast. Und nun weiß ich nicht weiter . . ." Ihr Kopf sank auf den Tisch, ihr ganzer Körper zitterte in Schluchzen. „Mutti," stammelte Lonny. „Mutti, was sagst du?" „Mein armes Kind. Ich sage, daß du Lily und ihrer Familie wohl helfen mußt, da du der einzige Mensch bist, der es kann." „Mutti, ich liebe Ralph!" „Ich weiß es, meine kleine Lonny. Aber er ist dir doch für ewig verloren Das sagst du dir selbst, das weißt du. Er wird seinen Haß gegen mich und euch nie ver winden, nie zu dir zurückfinden, mein armes Kind. Er ist tot für dich. Du aber, Lonny, mußt für die Lebenden leben!" „Mutti, ich kann mich so nicht opfern! O Gott, ich kann es nicht! Diesen Mann, den ich zweimal abwies, ehe ich seinen Charakter wirklich kannte, der sich jetzt als Erpresser, als niedrig denkender Mensch enthüllt hat, diesen Mann sollte ich „Lonny, du darfst die Dinge nicht verkehrt sehen. Du selbst weißt, was Liebe bedeutet. Du bist ein Mäd chen, ein reines, gutes Kind, Vas durch Vie Liebe vielleicht noch besser geworden ist, in dem vas Gefühl alle schönen Triebe zum Blühen brachte Ich habe es vir schon ein mal gesagt: ein Mann liebt anders. Und nun dieser Mann! Uber Hubert Gerling scheint die Leidenschaft für dich wie eine Krankheit gekommen zu sein, wie ein Wahn sinn. Er bedient sich jetzt schlechter, beinahe verbreche rischer Mittel, um dich zu erringen. Aber darum braucht er doch kein schlechter Mensch zu sein. Nur toll vor Leiden schaft und Verlangen." „Mutti, nur ein Mensch, in dem schlechte Triebe sind, kann so handeln. Lily, was sagst du, wie denkst du über ihn?" „Ich?" Sie hob den weinenden Kopf in die Höhe, sie sah die Schwester aus verzweifelten, rotgeränderten Augen an. „Ach, Lonny, ich bin so in Angst und Ver zweiflung, ich kann gar nicht mehr klar denken. Alex be hauptet, Gerling hätte ihm diese Riesensumme förmlich aufgedrängt, er stellt sich als den Verführten hin. Und wenn er auch nur unsere Verzeihung erlangen will und sicher nicht ganz bei der Wahrheit bleibt, so glaube doch auch ich, daß Gerling von Anfang an einen Plan verfolgte, daß er in irgendeiner Weise Macht über Theo und mich gewinnen wollte, um dich zu erringen, um dich und uns alle seinen Wünschen gefügig zu machen." „So siehst du ihn also, Lily, so schwarz, so schlecht! Und willst doch, daß ich seine Frau werde?" Die junge Frau schrie verzweifelt aus. „Lonny, er liebt dich! Zu dir wird er ja gut sein! Du wirst eine der reichsten Frauen im Lande und bestimmt eine der ge- liebtesten! Du liebst ihn nicht und er ist kein guter Mensch, aber du gehst doch keinem schlimmen Lose ent gegen an seiner Seite." „Lily, ich liebe einen anderen Mann!" „Den du vergessen mutzt, Lonny!" „Ich kann nicht! Kann nicht vergessen! Kann nicht ohne Liebe, mit den Gedanken an einen anderen . . . o Gott, nein, ich kann nicht! Was wird geschehen, wenn ich mich weigere, Lily?" «Fortsetzung folgt.)