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Nachgeben Deutschlands in Paris? Paris, 18. März. Die zuversichtlichere Beurteilung der Verhandlungen der Sachver ständigen in Paris, datiert nach übereinstimmenden englischen Berichten seit der Rückkehr Dr. Schachts aus Berlin. Die deutsche Abordnung ist, wie Pertinax im „Daily Telegraph" berichtet, bis her nicht zu bewegen gewesen irgendeine bestimmte Zahl wie sie verschiedentlich in der französischen Presse ge nannt wurde, anzugeben. Dr. Schacht vertrete seit seiner Rückkehr aus Berlin insofern gemäßigtere Ansichten, als er z. B. nicht wie bisher darauf be stehe, daß die deutschen Verpflichtungen auf höchstens 37 Jahre Laufzeit begrenzt werden müßten. Die deutsche Abordnung werde jedoch auch weiterhin zweifellos in dieser Frage sehr zäh kämpfen. Die von der französischen Abordnung gegenüber den Amerikanern vorgebrachten Forderungen um schreibt Pertinax wie folgt: 1. Frankreich müsse neben den für die Durchführung seiner Schuldenverpflichtungen an England und Amerika notwendigen Summen einen Betrag von nicht weniger als 15 Milliarden Papierfranken erhalten, der auch nicht durch spätere Diskontsätze verringert werden dürfe. 2. Der Teil, der deutschen Jahresleistungen, der auf die Tributgrundleistunq entfalle, soll eine Art Vor recht erhalten, insofern, als er erst nach einer Befriedi gung der überschüssigen deutschen Zahlungen für die Ab tragung der interalliierten Schulden verwandt werden soll. Diese Forderung habe wie Pertinax weiter be richtet. zur Folge gehabt, daß man auf die britische Ab ordnung einen Druck auszullben versuche. 3 800 OVO OOO Mark ihrer Forderungen, die rückständige Zahlungs verpflichtungen im Sinne der Balfournote darstellen, aufzugeben. Bei einer fünfprozentigen Verzinsung während 37 Jahren würde diese Summe einer Jahres rate von 240 Millionen Mark qleichkommen. Da die Alliierten anscheinend an einer Mindestrate von zwei Milliarden festhalten, würde nach diesem französischen Plan die an sich allerdings kleine Verringerung aus schließlich auf britische Kosten gehen. Zweiteilung -er Tribulzahlungen. Ein Teil für die Kriegsschäden, der andere Teil für die Kriegsschulden. In einem Pariser Bericht der „Times" wird gleich falls darauf hingewiesen, daß sich die Dinge nach der Rückkehr Dr. Schachts günstiger entwickeln. Der schwierige erste Verhandlungsabschnitt nähere sich seinem Ende. Der in der vorigen Woche veröffentlichte Plan wird in dem Timesbericht weitgehend bestätigt und ergänzt, so daß bei den zuverlässigen Quellen, über die die „Times" in allen Tributfragen verfügt, an seiner Richtigkeit nicht zu zweifeln ist. Danach läuft die gesamte Frist der Jahresraten 58 Jahre. Die Zahlungen sollen in zwei Klassen ein geteilt werden. In beiden Klassen hätten die Zahlungen sofort zu beginnen. Die einen würden sich auf volle 58 Jahre erstrecken, die anderen auf 37 Jahre. Die Zah lungen aus dem letzteren Teil würden keiner Beschrän kung unterliegen. Sie würden eine Kapitalzahlunq von einer Milliarde im Jahre darstellcn, die kommer zialisiert und in der Form von in 37 Jahren rückzahl baren Bonds übertragen würden. Dieser Teil der Tributzahlnng würde dazu dienen, daß Frankreich Ent schädigung für die Schäden in den verwüsteten Gebieten erhalte. Der andere über 58 Jahre laufende Teil würde für die Zahlungen der Kriegsschulden verwendet werden und wie zu hoffen sei. der Höhe nach mit den Summen Lbereinstimmen, die jährlich von den einzelnen europä ischen Schuldnerstaaten an Amerika zu zahlen seien, d. h. in Beträgen zwischen 960 Millionen Mark gegenwärtig bis zu 1,6 Milliarden am Ende der Periode schwankend. Diese Zahlungen könnten im Notfall für Zwei Jahre ausgesetzt werden, in Uebereinstimmung mit den ent sprechenden Bestimmungen des französisch-amerikanischen Schuldenabkommens. Gegen diese Bevorzugung der Tribute über die Schuldenrückzahlungen an die Vereinigten Staaten wendet sich der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph". Weit nachdrücklicher wendet sich der Be richterstatter aber gegen eine Ausdehnung der deutschen Sachlieferungen und die diesbezüglichen Bestrebungen der Verbündeten in den Pariser Verhandlungen. Die Saarbevölkerung wünscht baldige Rückkehr zum Vaterland. Saarbrücken, 18. März. Am Sonntag tagte hier der Parteiausschuß der Zentrumspartei des Saar gebietes und faßte eine Entschließung, in der es u. a. heißt: In der letzten Zeit befaßt man sich in Frankreich auffallend viel mit dem Saargebiet. Die Aufmerksam keit der französischen Oefsentlichkeit wird wiederum stark auf vermeintliche Rechte und Interessen, die Frankreich im Saargebiet zu vertreten habe, gelenkt. Die Erörterungen fordern in der Hauptsache die Wah rung der vermeintlichen Rechte und Interessen Frank reichs bei der Lösung der Saarsrage. Es werden für die endgültige Regelung der Saarfrage verschieden artige Vorschläge politischer wie wirtschaftlicher Natur gemacht, die zum Teil mehr oder weniger verschleierte Aussaugungsbestrebungen darstellen. Allen diesen fran zösischen Erörterungen und Vorschlägen gegenüber er klärt die Zentrumspartei des Saargebietes, daß Frank reich keinerlei Ansprüche weder geschichtlich noch wirt schaftlich auf das Saargebiet hat. Die Saarbevölkerung will die baldige Rückkehr zum Vaterland, die voll kommene Wiederherstellung des politischen und wirt schaftlichen Zustandes wie es vor dem Weltkriege be standen hat. Jede andere Lösung der Saarfrage lehnt sie mit aller Entschiedenheit ab. Kein Saardeutscher, kein Fußbreit saarländischen Bodens, kein Pfund Sanr- kohle darf dem Vaterlande entzogen werden. Churchill in Paris. Paris, 19. März. Wie „Echo des Paris" zu berich ten weiß, soll das Kapital der geplanten Ausgleichsbank von den Privatbanken gezeichnet werden, da weder die Bank von Frankreich noch die Federal-Reservebank nach ihren Satzungen Aktionäre sein dürften. Die Emissions banken würden sich darauf beschränken, die Direktoren zu ernennen. Für den Sitz der Bank solle Brüssel vor geschlagen werden. Der englische Schatzkanzler Winston Churchill hat einen Tag in Paris zugebracht und sich mit der englischen Abordnung über die zur Verhandlung stehenden Fragen unterhalten. ir Mm Im MM MWWUU Met. London, 18. März. Bei dem Absturz eines großen Passagierflugzeuges in der Nähe des Flugplatzes Newark in New-Jersey sind nach Berichten aus Newark 13 Per sonen getötet und zwei verletzt worden. Das Flugzeug wurde im Zusammenhang mit regulären Vergnügungs fahrten über die Insel Manhattan benutzt und stürzte drei Meilen nordöstlich vom Flugplätze ab. Mit einem Guterwagen zusammengepraltt London, 18. März. Zu dem schweren Flugzeug unglück, daß sich am Sonntag in Newark bei Neuyork ereignete, wird ergänzend gemeldet, daß es sich um ein Riesen-Fordflugzeug handelte, das mit drei Motoren und 15 Personen zu einem Rundflug über New-Jersey und Neuyork aufgestiegen war. Schon beim Start der Maschine bemerkte man, daß die Motoren nicht ganz einwandfrei arbeiteten und der Apparat schwer abkam. Als sich die Maschine in etwa 200 Fuß Höhe befand, setzte einer der drei Motoren aus und der Führer schickte sich an, zu landen. Der Abstieg ging auch soweit glatt von statten bis der Apparat plötzlich über den Eissn- bahnanlagen derJersey-CentralRailwaq ins Schwanken geriet. Auf den Schienen stand ein Güterwagen und dem Führer gelang es nicht mehr, diesen zu überfliegen. um auf dem dahinter liegenden freien Gelände die Not landung vorzunehmen. Das Flugzeug raste mit aller Gewalt gegen den Güterwagen und wurde voll kommen zertrümmert. Der Führer und Begleiter, die sich im offenen Führersitz befanden, wurden herausge schleudert und blieben etwa 20 bis 30 Meter weiter schwer verletzt liegen. Die sich in der Kabine aufhalten den Personen, darunter eine Frau, wurden buchstäblich zermalmt. Der Anprall war so stark, daß selbst der schwere mittlere Motor herausgeschleudert wurde und wieder auf die Passagiere fiel. Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine der größten amerikanischen Transportmaschinen, die .m Kolonial-Flugdienst Verwendung finden sollte. Die Maschine machte eine der letzten Rundflüge vor ihrer endgültigen Indienststellung. Sie war ausgerüstet mit drei Wrigh-Whirlwind-Motoren. Der Konflikt zwischen Feng und Tschiangkaischek. Peking, 18. März. Wie aus Nanking gemeldet wird, hat der Kongreß der Kuomintangpartei den Ge neral Feng von dem Posten des Kriegsministers ent hoben. Außerdem wurde der Innenminister General Jensifchang seines Amts entkleidet. Die beiden Gene räle haben der Partei eine Erklärung übermittelt, daß sie aus der Kuomintang austreten und nicht mehr die Beschlüsse dieser Partei ausführen werden. Sie sträu ben sich gegen eine Diktatur des Marschalls Tschiankei- schek und forderten dessen sofortigen Rücktritt von dem Posten des Staatsrates der chinesischen Republik. Fer ner verlangen die beiden Generale die sofortige Auf lösung des Kuomintangkongresses, da er nicht den natio nalen Gedanken der Republik entspreche. Dieser Kon greß bestehe nur aus Anhängern TschiangLeischeks, da es den anderen Parteien verboten worden sei, Vertreter zum Kongreß zu wählen. Dieser neue Konflikt zwischen Tschiangkeischek und seinen Generalen bedeutet eine große Gefahr für die chinesische Republik. Die beiden Generale befinden sich in der Provinz Tschili und wollen von dort aus ihre militärischen Unternehmungen gegen Nanking leiten. Die Lage ist sehr gespannt. Der Krieg in Mexiko Wechselndes Glück der Schlachten. Neuyork, 18. Mürz. Die Regierungstruppen haben im Laufe des Sonntag Torreon von Flugzeugen aus mit Bomben belegt. Vier Personen wurden dabei ge tötet und ein französischer Staatsangehöriger, der sich im amerikanischen Konsulat aufhielt, verwundet. Ein Flugzeug wurde von den Aufständischen herabgeschossen. Die Aufständischen haben Torreon ge räumt und sich in der Nähe von San Pedro östlich der Stadt zum Kampf gestellt. Nach erbitterter Schlacht, während der es ungefähr 200 Tote gab, gelang es den Aufständischen, 300 Regierungssoldaten gefangen zu nehmen. Siege auf beiden Seiten. London, 18. Mürz. Aus dem Hauptquartier der mexikanischen Aufständischen in Juarez wird bekannt- gegeben, daß die Regierungsstreitkräfte im Staate Aguascalientes entscheidend ge schlagen worden seien. Die Aufständischen haben die Stadt gleichen Namens besetzt. Die Verluste der Re gierungstruppen sollen beträchtlich sein. Mehrere hun dert Mann wurden getötet und eine große Anzahl ge fangengenommen. Diesem Siege der Aufständischen stehen auf der anderen Seite mehrere Erfolge der Regierungstruppen gegenüber. Durango wurde zurückerobert und die Aufständischen unter Gene ral Escuba entscheidend geschlagen. Die gesamte Streit kraft der Bundestruppen für den Endkampf beträgt 30 000 Mann, denen etwa 6000 Aufständische gegen- llberstehen sollen. M ÄMßWMMsW Spei — SMMl MolM Berlin, 17. März. Die Verhandlungen der General Motor Corporation mit der Adam Opel AG., sind; wie der Deutsche Handelsdienst meldet, am Sonntag zum Abschluß gekommen. Die General Motor Co. hat ein ansehnliches Aktienpaket der Adam Opel AG., er worben, über dessen Höhe allerdings von beiden Par teien Angaben verweigert werden, wenn auch zugegeben wird, daß der amerikanische Anteil an Opel mehr als 50 v. H. des Nominalkapitals von 60 Millionen Reichs mark beträgt. Die Uebernahme des Aktienpaketes durch General Motors hat eine Interessengemeinschaft geschaffen, die die Investierung von zunächst etwa 120 Millionen Reichsmark mit sich bringt, worin der Kauf preis für die Aktien enthalten ist. Eine Vereinigung der General Motor GmbH, in Berlin-Vorsigwalde mit den Opelwerken kommen nicht in Frage. Die Familie Opel bleibt als Großaktionär an der Adam Opel AG. beteiligt und behält in der Leitung maßgeblichen Ein fluß. Der Beitrag von General Motor wird darin be stehen, daß technische, fabrikatorische, finanzielle und organisatorische Sachverständige im deutschen Unter nehmen unter Verantwortung seiner deutschen Leiter zur Einarbeitung deutscher Kräfte zur Verfügung ge stellt werden. Das Produktionsprogramm der Opel- Werke wird auch in Zukunft sich ausschließlich auf Opel wagen beschränken. Eine Aenderung ist nicht vor gesehen. Bor der Bildung eiuer neueu uWuWn Regierung Konstantinopel, 17. Mürz. Wie aus Teheran ge meldet wird, sind dort amtliche Nachrichten aus Kan dahar eingetroffen, wonach Nadir Khan der in Kohst weilt, Aman Ullah den Treueid leistete. Nadir Khan erklärte in den Diensten des Königs Aman Ullah bleiben zu wollen und ihm zu helfen, seinen Thron zurückzuerobern. Er beabsichtigt Kohst am Dienstag zu verlassen und sich nach Kandahar zu begeben, wo in aller nüchster Zeit die afghanischen Botschafter aus Moskau, Angora und Konstantinopel eintreffen, Um an der Bildung der neuen afghanischen Regierung teil zunehmen. Der afghanische Botschafter in London, Dschelani Khan, ist als Außenminister der neuen Re gierung Aman Ullahs vorgesehen. Die Kämpfe gegen Habib Ullah werden fortgesetzt. Bis jetzt ist es den Truppen Aman Ullahs gelungen, feste Stellungen in der Nähe von Kabul zu schaffen. Man erwartet einen Generalangriff der Truppen Aman Ullahs. Die wirt schaftliche Lage des Königs Habib Ullah hat sich in der letzten Zeit wieder verschlechtert. Ein Nat der afghanischen Stämme. London, 17. März. Dem am Montag in der Nähe von Dschellalabad zusammentretenden Rat der be- deutensten afghanischen Stämme, der Schinwary, Moh- mands und Kunahianis, wird große Bedeutung beige messen. Nach Berichten aus Bombay hofft man, daß die kriegerischen Stämme in diesen Verhandlungen zu einer Beilegung ihrer eigenen Meinungsverschieden heiten kommen und in der Frage der Neubesetzung des afghanischen Thrones zusammenarbeiten werden. Als Kandidat dieser Stämme wird der Bruder Nadir Khans, Hashim Khan genannt. Die afghanische Zen tralstelle in Kandahar veröffentlichte gestern eine Er klärung, wonach zwei Flugzeuge aus Kandahar in der Nühe von Dschellalabad mit dem Außenminister Aman Ullahs eintrafen, dessen Aufgabe darin bestehen soll, die Mohmands für einen Angriff aufKabulzu gewinnen. In verschiedenen Teilen des Landes haben nach Beendigung der Fastenzeiten die Grenzpostenge- plünkel begonnen. Kandahar ist mit Schützengräben nach der Südseite hin befestigt. Man rechnet damit, daß Aman Ullah den Angriff eröffnen wird, da Habib Ullahs Armee von etwa 9000 Mann in Kabul wegen der steigenden Knappheit an Nahrungsmittel und Geld Zersetzungen zeigt. WimgMn der WWm Regiemg. London, 17. März. Der Schanghaier Sonderbericht erstatter des „Observer" berichtet, daß die Truppenbe wegungen an den Grenzen der Provinzen Honan und Kiangsi trotz der Vermittlungsversuche andauern. In gut unterrichteten chinesischen Kreisen rechnet man da mit, daß eine Einigung, die gegenwärtig von dem Kon greß der Kuomintang in Nanking angestrebt wird, nur sehr kurzlebig sein werde und den Ausbruch der Feind seligkeiten nur um eine Woche hinausschiebe. Die Re gierung unternimmt unbeschadet der Vermittlungs verhandlungen weiterhin alle Vorsichtsmaßnahmen und hat in der Nühe von Kiukiang bereits 120 000 Mann zusammengezogen, wührend die Kwangsi-Gruppe vorlüufig noch 5Ö00Ö Mann stark ist. Aus der Um gebung von Nanking werden Zusammenstöße berichtet. Wie man annimmt, handelt es sich nicht um Kampf handlungen zwischen regulären Truppen beider Seiten, sondern um einen Zusammenstoß mit einer sehr großen Räuberbande. Die Gerüchte von einem Anschlag auf das Leben des Finanzministers Jvong in Nanking, werden bestritten, finden aber in chinesischen Kreisen Glauben, da Tschiangkaischek bereits zweimal Anschlags versuchen ausgesetzt war.