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Neueste Nachrichlen. Eine Schlagwetterexplosion auf der Zeche Westfalen. Ahlen, 20. März. Heute früh ereignete sich auf der Zeche Westfalen eine Schlagwetterexplosion, durch die der Wetterkontrolleur Rau getötet und zwei andere Bergleute verletzt wurden. Die Explosion ereignete sich im Revier 51 dadurch, daß der Wetterkontrolleur Rau beim Buttern am Stapel auf der Wettersohle ver dächtigen Geruch bemerkte und die Stelle mit der Wet terlampe ableuchtete, wodurch die Explosion entstand. Der Wetterkontrolleur wurde auf der Stelle getötet, während zwei in der Nähe arbeitende Bergleute ver letzt wurden. Nur dem tadellosen funktionieren der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen ist es zu ver danken, daß die Explosion nicht größeren Umfang an genommen hat. Ein Teil der Bergleute aus der Racht- schicht soll noch abgesperrt sein. Im Bergwerk verunglückt. Warschau, 20. März. Wie aus Myslowitz gemeldet § wird, sind dort am Dienstag fünf Bergleute infolge i eines Stützenbruches verunglückt. Drei von ihnen sind ! tot, zwei schwer verletzt. ! Die deutsche Neparationskohle soll an dem Massen sterben der Besatzungstruppen schuld sein. Paris, 20. März. Der „Matin" bringt es fertig, für die Sterbefälle in der Besatzungsarmee Deutschland mitverantwortlich zu machen. Die Untersuchung nach schuldigen, die der Strafe nicht entgehen werden, führe vcm militärischen auf das zivile Gebiet und hier müßte auf die schlechte Beschaffenheit der den Besatzungs truppen gelieferten Reparationskohle hingewiesen werden, die oft nicht mehr als Staub war. Eine Reihe von Hospitälern Hütten nur ungenügende Brennstoff- Mengen erhalten. Ernährnngszulaqen für das französische Heer. Paris, 20. März. Die Finanzkommission der Kammer setzte nach einem eingehenden Bericht Pain- leves am Dienstag den beantragten Kredit für die Er höhung der Ernährungszulage der Truppen für das ge samte Heer auf 120 Millionen franken fest. Die Pariser Ausschutz-Beratungen. Paris, 20. März. Am Dienstag hielten der Revel- stoke-Ausschuß, der sich mit der Kapitalfrage der zu künftigen internationalen Rcparationsbank beschäftigt, sowie der Perkins-Ausschuß, der die frage der Sach leistungen behandelt, Sitzungen ab. Im übrigen wurden die Besprechungen Uber die deutschen Tributleistungen in kleinem Kreise fortgesetzt. Der französische Haupt- sachverständige, Moreau, hatte bereits am Montag mit dem Borsitzenden der Konferenz, Owen Young, eine lange Unterhaltung über diese frage. Owen Youngs Besprechungen mit Dr. Schacht. Paris, 20. Mürz. Wie der „Matin" meldet, Hal O w e n Y o u n g seine Besprechungen mit den ver schiedenen Delegierten und vor allem mit Dr. S ch a ch t fortgesetzt. Das Blatt wiederholt dann die von deut scher Seite immer wieder zurückgewiesene Behauptung, daß die T e i l u n g der d c u t s ch e n Z a h l u n g e n j n z w ei Kategorien nunmehr angenommen sei. Ueber die zweite Kategorie, die der Höbe und der Zahl nach den Raten der interalliierten Schulden an Amerika entspreche, gebe es keine ernsten Meinungsverschieden heiten mehr. Der Grundsatz und die Aussührungsart seien angenommen. Anders liege der fall noch mit der ersten Kategorie. Die Deutschen kümpsten Schritt um Schritt, wobei sie setzt nicht mehr auf ihre Zahlungsunfähigkeit hinwiesen, da ihnen in dieser Beziehung die neue Bank Beruhigung gebe, son dern indem sie die Ansprüche ihrer Gläubiger bestritten. Der „Matin" ist der Ansicht, daß in wenigen Tagen Owen Young, nachdem er sich sorgfältig über die inter alliierten forderungen und die deutschen Einwände unterrichtet habe, selbst einen Vorschlag machen werde. Die Verantwortung hierfür sei groß, aber Young werde sich ihr nicht entziehen können, wenn er wünsche, daß die Arbeiten mit einem einmütigen Beschluß zu Ende gingen. — Nach dem „Petit Journal" hat sich der Revelstoke-Ausschuß am Dienstag besonders mit dem Problem beschäftigt, auf welche Weise die von dem neuen Bankinstitut gemachten Ge winne verteilt werden sollen. WMe Wie!« m im MW AW. Führerbesprechungen in Gardez und Mukur. London, 20. März. Aus Quetta eingegangene Be richte sprechen davon, daß in der Nähe der indisch-afgha nischen Grenze Kümpfe zwischen den Ehil- zai- und dem Hazara-Stamm ausge brochen seien. Zwischen beiden Stämmen bestand eine lange Feindschaft, doch ist der direkte Anlaß für den Ausbruch der Kümpfe noch unbekannt. Die Unter stützung König Aman Ullahs durch die Hazaras würde durch eine Fortdauer der Kümpfe wesentlich beein- irüchtigt werden, während auf der anderen Seite die Ghilzais von ihrer Absicht abgehalten würden, aktiv gegen Aman Ullah vorzugehen. Da beide Stämme Ver bündete und Anhänger auf der indischen Seite der Grenze besitzen, besteht die Gefahr der Ausdehnung der Kämpfe nach Indien. Vorsichtsmaßnahmen sind be reits getroffen. Abgesehen von der guf freitag ver schobenen Stammesversammlung in Kada, finden gegen wärtig nach Meldungen aus Dschellalabad eine Anzahl von Zusammenkünften der führer der einzelnen Grup pen statt. In Gardez und in Mukur, einem Posten, in dem von Aman Ullah kontrollierten Gebiet, wird ein zweiter Stammesrat abgehalten. Vertreter aus Kan dahar und Kabul sind eingeladen worden, an den Ver handlungen in Mukur teilzunehmen. General Nadir- Khan hat an Habib Ullah einen Brief gerichtet, in dem er darauf hinweist, daß Habib Ullah einen fehler begangen habe, als er sich zum König machte, ohne die Qualifikation hierfür zu haben und ohne hier für vorher die Zustimmung der Stämme nachzuholen. Wenn Habib Ullah es ablehne, sich an der Konferenz für die Wahl eines Herrschers zu beteiligen, werde er, Nadir Khan seinen ganzen Einfluß dazu benutzen, um die Stämme gegen ihn ins Feld zu führen. Aus aller Well. * Selbstmord eines jugendlichen Liebespaares. In Stargard haben ein 18fähriger Bäckergeselle und eine 16 Jahre alte Arbeiterin in der Wohnung der Mutter des Bäckergesellen durch Oeffnen der Gasleitung Selbstmord begangen, weil die Eltern des Mädchens das Liebesverhältnis nicht billigten. * Massenverhaftungen wegen Kabeldiebstahls. Wegen umfangreicher Diesstühle von Kabeldraht wur den in Köln 18 Personen verhaftet, die seit längerer Zeit die Hauptschalterstelle Brauweiler des rheinisch- westfülischen Elektrizitätswerkes systematisch geplündert und das wertvolle Drahtmaterial in großen und kleinen Mengen weggeschleppt hatten. Weitere 28 Beschuldigte, darunter auch Hehler, werden in das Verfahren mit ein- gczogen werden. Bei dem hohen Wert der Kabel haben die Händler für jedes Kilogramm Gewinne bis zu 6 Pf. erzielt. * Eisenbahnunglück bei Schmentau auf der Strecke Dirschau—Bromberg. Auf der Strecke Dirschau—Bromberg stieß am Dienstag früh bei Schmentau der Schnellzug, der um 6.50 Uhr Schmentau verläßt, etwa 800 Meter vom Bahnhof ent fernt auf einen Güterzug. Infolge des Zusammenpralls wurden mehrere Wagen zertrümmert. Von den Reisen den erlitten 15 mehr oder weniger schwere Verletzungen. Der Sachschaden ist erheblich. Bis zum Abschluß der Auf räumungsarbeiten werden die Züge aus Richtung Bromberg und umgekehrt über Preußisch-Stargard ge leitet. Die Schuld an dem Unglück soll der Führer des Güterzuges tragen. * Zugzusammenstoß in Frankreich. In der Nähe von Marseille stieß der Schnellzug Marseille—Paris mit dem Schnellzug aus Avignon zusammen, wobei 5 Personen verletzt wurden. * Eisenbahnunglück in Rußland. Wie aus Mos kau gemeldet wird, ist der aus Jckatarinenburg kom mende Personen,zug auf der Station Kustanai infolge falscher Weichenstellung entgleist. Neun Fahrgüste wurden lebensgefährlich verletzt. Mehrere Wagen wurden zertrümmert. * Großfruer in Sidney. Wie aus Sidney gemeldet wir, brach ort in einer chemischen Fabrik ein Brand aus, der mit rasender Geschwindigkeit umsich griff. 50 Ar beiter konnten sich nur mit knapper Not retten. Zwei Personen wurden schwer verletzt. Das Feuer bedrohte längere Zeit den ganzen Häuserblock am Broadway. * Trotzkis Name verschwindet. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der staatliche Verlag auf Anordnung des politischen Büros den Druck der Bücher Trotzkis, die er in Alma Asta geschrieben hat, eingestellt. Am 1. Avril d. I. sollen alle Städte und Straßen, die den Namen Trotzkis tragen, umbenannt werden. Ei» beispielloses Bubenstück. Das Schlagcterdcnkmal bei Düsseldorf geschändet. In einer der letzten Nächte ist das Schlageterdenkmal bei Düsseldorf, das schon im Vorjahr einmal beschädigt worden war, erneut geschändet worden. Und zwar wurden die Arme des Kreuzes und die neben dem Kreuz stehende Eiche abgesägt. Daß man es mit einer Tat zu tun hat, die.sorgfältig vorbereitet war, beweist die Tatsache, daß die zur Ausführung des Bubenstücks benutzte Säge mit Fett eingeschmiert war, um das beim Sägen auftretende Geräusch zu dämpfen. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Das Denkmal ist bekanntlich an der Stelle errichtet worden, an Ler Leo Schlageter am 26. Mai 1923 von den Franzosen erschossen wurde. Unser Bild zeigt das ver stümmelte Denkmal. Josephas Töchter Roman von Lola Stein. 371 (Nachdruck verboten.) Sie seufzte. So leicht und schön, wie er alles sah, war es nicht. Sie nahm all ihren Mut zusammen, begann von Hamburg zu sprechen, von ihrer beider Vaterstadt. Nun mußte er doch irgend etwas fragen, nach gemein samen Bekannten vielleicht, nach dem Stand ihres Vaters, nach ihren Geschwistern. Aber er sagte und war plötzlich düster und unmutig: „Ich liebe diese wunderschöne Stadt, in der ich ge boren bin. Aber ich werde sie wohl nie Wiedersehen. Ich bin um einer bösen Sache willen und in einer verzwei felten Stimmung vor einem Jahr aus Hamburg fortge laufen und kann nicht wieder zurück. Und will darum auch nichts von Hamburg höreu und sehen Wir wollen gar nicht von Vieser Stad, und den Menschen, die dort leben, sprechen. Gott sei Dank sind wir beide in Mün chen. Bald ist Ostern, dann komm, der Frühling, dann ist es berauschend hier und im Gebirge. Den Münchener Frühling wollen wir zusammen erleben, kleine Prin zessin, und an den Norden überhaupt nicht denken." Was hätte sie da noch sagen sollen? Sie konnte ihm Yuichi gestehen, wer sie war, und sich das Glück, das seine Nähe ihr gab, nehmen und sich selbst berauben. Sie war jung und zum erstenmal war die süße Trunkenheit einer großen Verliebtheit, einer werdenden tiefen Liebe in ihrem Empfinden. Nahm sie völlig gefangen, erfüllte sie ganz, bebte in jedem Nerv, in jeder Fiber ihres Seins. Nein, sie konnte, konnte nicht sprechen. Sie fragte: „Also Sie wollen jetzt auch in München bleiben?" Er sah sie lange in großer Innigkeit an: „Ja, ich will hierbleiben. Jetzt will ich es. Als ich vorgestern herkam, wollte ich eigentlich nur meine Bilder bringen, ihre Aufstellung überwachen und dann wieder gehen. Wohin? Ich wußte cs nicht. Wieder hinaus in die Welt, fort von Deutschland. Aber dann kam jener Abend, das Fest, dann fand ich Sie, Prinzeßlein. Und nun will ich den Münchener Frühling mit Ihnen erleben. Denn er ist sehr schön." Sie hatten den Karlsplatz erreicht und betraten das Kunstbaus Millinger. Der Inhaber kam ihnen entgegen. Allwart stellte ihm Lonny vor. „Eine junge Kollegin," sagte er von ihr und sie war unendlich stolz auf dieses Wort. Die Bilder hingen in einem kleineren Kabinett, wundervoll belichtet. Allwart war zufrieden. Er sprach einige Worte mit dem Kunsthändler, dann trat er neben Lonny, die versunken vor den Gemälden stand. Sie waren allein im Raum. Die Bekanntmachung von dieser Sonderausstellung sollte erst heute abend in den Blättern stehen, morgen oder übermorgen würde die Presse sprechen, dann würden die Freunde und das Publikum kommen. „Sie sind die erste, die diese Bilder sieht, Prin zeßlein!" „Sie sind sehr schön. Ich freue mich, daß ich sie sehe. Ich freue mich, daß so viel Helle und Licht und Froh sinn in ihnen ist." „Nun, aus diesen Bildern bin ich ja auch nicht," lachte er. „Nur wenn ich mich male, wird das Werk düster. Aber diesen griechischen Himmel, diese griechische Land schaft habe ich eben genau so gemalt, wie ich sie sah, hell, licht und schön, wie ich mich selbst düster und böse dar- stelltc, weil ich mich so sah." „Aber Sie sind doch nicht so," widersprach sie sehr leb haft. „Auch Sie selbst sind hell und froh, ganz anders, als ich Sie mir vorstelltc." „Das macht nur Ihre Nähe, Prinzeßlein. Ich bin ein böser, wüster Gesell! Haben Sie sich denn eine Vor stellung von mir gemacht? Das ist gut zu hören." Sie errötete tief. Sie war sehr verlegen. Was mochte er von ihr denken? Jetzt war der Augenblick, um ihm zu sagen, wer sie sei, in welchem Verhältnis sie zu ihm stand. Sie öffnete die Lippen, sie setzte zum Sprechen an — und schwieg dann doch. Ihre Blicke gingen durch den Hellen Raum, der erfüllt war von seinem Schaffen, von seinem Werk. Schön, schön war diese Stunde. Das Ve»x weilen zu zweien vor den Gemälden, das Gespräch mit diesem Manne. Wenn sie jetzt beichtete, so zerriß sie alle zarten und schimmernden Fäden, die zwischen ihnen ge sponnen waren, so brachte sie einen Mißklang in die Har monie ihres Zusammenseins. Einen Mißklang nur? Vielleicht viel, viel mehr. Vielleicht Zorn, Empörung und — Auseinandergehen! Sie konnte es nicht denken. Er hatte sie aufmerksam beobachtet. Hatte den Wechsel von Helle und Schatten, von Weiß und Rot auf ihren zarten Zügen gesehen, hatte gemerkt, daß irgend etwas sie innerlich tief erregte, brachte es in einem starken Glücks gefühl mit seiner Person in Zusammenhang und wagte nicht weiter zu fragen, weil er das schöne Mädchen nicht verwirren wollte. Weil es ihm auch noch zu früh schien, das, was sich so glückbringend zwischen ihnen schwang, schon anzurühren, mit Worten anzutasten, was noch wie ein seliges Geheimnis ihrer jungen Herzen war. „Sie sind sehr fleißig gewesen, Herr Allwart." „Die Skizzen und Entwürfe stammen aus früheren Jahren, aber ich habe die Gelegenheit wahrgenommen und sie mit ausgestellt. Die fünf großen Bilder habe ich im letzten Jahr in Nom und in Athen gemalt." Sie gingen von Bild zu Bild. Von jedem erzählte er ihr die Entstehungsgeschichte, über jedes hatte er vielerlei zu plaudern. Es waren zwei griechische Landschaften, und er sprach ihr von seinem Dasein zwischen Viesen Bäumen, unter diesem Himmel, an diesem Meer, er sprach ihr von den Menfchen, die unter diesem Himmelsstrich wohnten und wie er mit ihnen gelebt hatte. Dann standen sie vor den Porträts. Ein italienischer Fischerjunge, von blendender Schönheit und von sprühendem Leben erfüllt, eine römische Patrizierin in mittleren Jahren mit einem klassischen Profil, strengen, stolzen Zügen, und ein be kannter Staatsmann, ein Greis mit interessantem Cha rakterkopf waren seine Modelle gewesen. Und auch von ihnen plauderte er lebhaft und fesselnd, berichtete von ihrem Leben und was er mit ihnen erfahren hatte. (Fortsetzung folgt.)