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Neueste Nachrichten. Notsignale am Zwölfer Kogel. — Schwere Erfrierungen der Hilfsmannschaft. Wien, 20. F:br. Auf dem Zwölfer Kogel bei Bad Aufsee wurden Notsignale gesehen, de man auf im Schneetreiben verirrte Bergsteiger und Holzfäller zu- rückführte. Die Gendarmerie sandte eine tzilfstruppe ans, die jedoch keine Spuren von Verunglückten finden konnte. Infolge der furchtbaren Kalte — es wurd:n nachts bis 33 Grad gemessen — erlitten fünf Teilnehmer der Rcttungserpcdstion schwere Erfrierungen. Einem Gendarmen sind beide Füße erfroren, andere haben Er frierungen an Nase, Ohren, Händen und Füßen erhalten. Einem Hüttenwirt ist der rechte Fuß abgefroren. Erfolgreicher Hilfsflug. Hamburg, 20. Febr. Am Dienstag führte die Zunkersmafchine 13" der Luftverkehrsgesellschaft Hamburg einen neuen Hilfsflug zu den in der westlichen Ostsee im Eise festsitzenden Schiffen erfolgreich durch. Vier deutsche Dampfer wurden im Auftrage ihrer Reede reien mit Post und Nahrungsmitteln durch Abwurf ver sorgt. Der Dampfer „Goeta-Elf" konnte nicht gesichtet werden, da er seinen Standort verändert hat. Große lleberschwemmungen in Mazedonien und Thrazien. London, 20. Febr. Der durch die letzten Ueber- schwemmungen in Mazedonien und Thrazien angerichtete Schaden wird nach Meldungen aus Athen auf etwa 30 Millionen Mark geschätzt. Rund 50 000 Hektar Land stehen unter Wasser. Zahlreiche Familien sind ge zwungen, in den oberen Stockwerken der Häuser Zuflucht zu nehmen. Fitzmaurice will an einem neuen Ozeanflug teilnehmen. London, 20. Febr. Wie der „Daily Herald" be richtet, beabsichtigt Oberst Fitzmaurice, der kürzlich die Führung der Luftstreitkräfte des irischen Freistaates auf gegeben hat, im kommenden Juni erneut an einem Ozean fluge in ost-westlicher Richtung teilzunehmen. Fitzmaurice erklärte, der Flug werde wahrscheinlich von Deutschland nach Neuyork über die Azoren gehen. Erdbeben in Spanien. Paris, 20. Febr. Nach einer Meldung aus Madrid ist in der Nähe von San Sebastian und in der ganzen Provinz Logrono ein starkes Erdbeben verzeichnet wor den. An verschiedenen Orten haben die Einwohner ihre Häuser verlassen und sind ins Freie geflüchtet. Bisher wurde in der Hauptsache Gebäudeschaden gemeldet. Eine Kirche soll eingestürzt sein. Aufhebung des diplomatischen Zirkels in Peking am 1. Mai. Peking, 20. Febr. Wie aus Nanking gemeldet wird, hat die Nankingregierung beschlossen, am 1. Mai das diplomatische Zirkel aufzuhebcn. Die ausländischen Mili tärwachen müssen sofort aus Peking zurückgezogen wer den. Außerdem werden sämtliche Vorrechte abgeschafft, die bisher für die Ausländer bestanden. Die Nanking- j regierung ist der Ansicht, daß sich die Aufhebung des ' diplomatischen Zirkels ohne Schwierigkeiten durchführen ! lassen werde. Streik der chinesischen Polizei im Pekinger Gesandt- i schaftsviertel. London, 20. Febr. Nach Meldungen aus Peking , ist im dortigen Gcsandischaftsviertel ein Streik der chine- fischen Polizei ausgebrochen. Die Polizisten verlangen s eine Erhöhung ihrer Gehälter. Französische Posten haben die Bewachung des Osttores des diplomatischen Viertels übernommen, während Japaner das Nordtor und Ame rikaner und Engländer die Tore im Nordwesten und W bewachen. Aus atter* Wett. * Die Ursache der Berliner Gasametererplosion. Die Unieriuchung über die furchtbare Gasexplosion am Wedding har ergeben, daß aus dem Gasbehälter auf bisher unaufgeklärte Ari Gas entwichen und zwischen der Gasometerglocke selbst und dem sie umfassenden Mauerwerk explodiert ist. Es wird die Auffassung ver- UMM. daß die brennenden Gaslaiernen. die sich in un mittelbarer Nähe des Gasbehälters befinden, die Ex plosion herbeiqeiührt haben. * Auf der Spur der Berliner Posträuber. In Burg bei Magdeburg wurden in der letzten Zeit Postwert zeichen und Steuermarken aus privater Hand zum Kauf angeboten. Da man vermutete, daß die Wert zeichen aus dem vor einigen Wochen verübten Ein bruchsdiebstahl in ein Berliner Postamt herrühren könnten, entsandte das Berliner Polizeipräsidium einen Kriminalkommissar nach Burg, der die Untersuchung führte. Im Verlauf dieser Ermittlungen wurden jetzt der Fleischer und Hausmakler Selmar Schmiel und dessen Buchhalter Bruno Langner festgestellt, die beide bereits mit Zuchthaus vorbestraft sind. Man fand bei ihnen für etwa 1000 Mark Postwertzeichen und Steuer marken, die aus dem Einbruchsdiebstahl herzurühren scheinen. Ob die beiden Verhafteten an dem Diebstahl unmittelbar oder mittelbar beteiligt sind, konnte noch nicht festgestellt werden, doch nimmt man an. daß sie nur als Hehler in Frage kommen. * Winterregenboqen und Sonnenhof. Im Laufe des Dienstag har sich der Frost in weilen Teilen des Reiches erneutverschärft. In Berlin und Um gebung, konnte man am Dienstag zwei seltene Himmelserscheinungen beobachten. Am Vormittag zeigte sich zunächst ein Winterregen bogen am Rande einer stärkeren Nebeldecke, hervor gerufen durch die Strahlenbrechung auf den Schnee- kristallen. In den Mittagsstunden machte sich ein Sonnenring mit mehreren soge nannten Nebensonnen bemerkbar, die schwach die Farben des Regenbogens erkennen ließen. Auch diese Erscheinung war auf die Beugung des Lichtes an den seinen Eiskristallen der dünnen Nebelschicht, die vor der Sonne lag, zurückzuführen. Das schöne Schau spiel wurde bei dem lebhaften Treiben in den Straßen der Großstadt leider nur von wenigen beobachtet. * Unter dem Eis verschwunden. In Miltenberg- Lrack die Eisdecke des Mains und / Mädchen im Alter von 10—12 Jahren versanken im Strom. Es gelang sechs Kinder zu retten, während die 12jährige Mari anne Liebreich vor den Augen der Mutter von der Strö mung unter das Eis gerissen wurde und ertrank. — Bei Ueberqueren des zuqefrorenen Neckars brachen zwei junge Leute ein. Während der eine gerettet werden konnte, ist ein 19 Jahre altes Mädchen aus Mannheim unter dem Eis verschwunden. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden. * Das Rheineis bricht. Auf einer Strecke von etwa drei Kilometern ist auf der Ludwigshafener Seite das Eis gesprungen und wird in großen Stücken rheinab wärts getrieben. Glücklicherweise befand sich niemand auf der Fläche. Auch aus Oppau wird gemeldet, daß die Eisdecke mit einem großen Knall gesprungen und abgetrieben ist. Mehrere Leute, die sich aus dem Eise befanden, konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. * Millioneninsolvenz im westdeutschen Textilgroß- tzandel. Wie der Deutsche Handelsdienst meldet, lind die Textilgroßhandelsfirmen Heinrich Küchel in Köln und M. Rothmann L Co. in Gelsenkirchen in Zahlungs schwierigkeiten geraten. Nach bisher noch unbestätigten Meldungen aus Köln sollen die Verbindlichkeiten der Gruppe sich auf zehn Millionen RM. belaufen. "Explosion in Solingen — Mehrere Schwerverletzte. Gestern nachmittag gegen 3 Uhr ereigneten sich kurz nach einander auf der Haupt straße der Innenstadt in Solingen zwei Explosionen der Ferngasleitung. DieStraßewurdemeter- weise aufqerissen, durch herumfliegende Expls- sionsmassen wurden die Schaufenster der anliegenden Geschäftshäuser vollständig zertrümmert. Die Straßen sind dicht mit Glassplittern bedeckt. Da die Explosionen zur Zeit des lebhaftesten Verkehrs erfolgten, sind leider auch mehrere Schwerverletzte zu beklagen, die sofort in ärztliche Behandlung gebracht wurden. * Rohrbruch in Trier — Drei Tote. Infolge Gas rohrleirungsbruches drang in Trier in ein Haus Gas ein. Als sich Arbeiter der Gaswerke, die von Nachbarn auf den starken Gasgeruch im fraglichen Hause aufmerk sam gemacht worden waren. Eintritt in die Wohnung verschafften, fand man ein Ehepaar mit schwerer Gas vergiftung bewußtlos vor. Beide wurden nach dem Krankenhause gebracht wo sie bald das Bewußtsein wiedererlangten. Unbegreiflicherweise war es jedoch von den Arbeitern des Gaswerkes unterlassen worden, in einer zweiten, gleichfalls zu ebener Erde gelegenen Wohnung in dem Hause nachzuforschen, ob die Be wohner nicht auch hier vom Gas überrascht worden waren. Als sich niemand von dieser Familie gezeigt hatte, benachrichtigte man die Polizei, die, als sie in die Wohnung eindrang, die ganze Familie, Mann, Frau und Kind, tot im Schlafzimmer vorfand. * Der Tod in der Zuckertrommcl. In Walschleben bei Erfurt kamen zwei jugendliche Arbeiter auf den Ge danken, in einer Zentrifuge, einer sogenannten Zucker trommel, die in der Minute etwa 850 Umdrehungen macht, einmal Karussel zu fahren. Sie stellten die Ma schine an und legten sich in die Trommel. Die beiden Leichtsinnigen wurden so heftig herumgeschleudert, daß sie wahrscheinlich durch den großen Luftdruck getötet wurden. Als ein Arbeiter Len Hebel abstellte, sah er die beiden Arbeiter in der Trommel liegen. Erst als sie der Aufforderung, aufzustehen, da die Frühstückspause und damit die „Schlafzeit" vorbei sei, nicht nachkamen, merkte man, daß die beiden Lot waren. 27000 Kubikmeter Gas explodiert. In der Nacht zum Sonntag ist, wie bereits ge meldet, in Berlin ein riesiger Gasbehälter explodiert. - Unser Bild zeigt die Ueberreste des zerstörten Gaso meters. Im Hintergrund rechts der unversehrt gebliebene zweite Gasometer, der einen Eindruck von der Größe seines explodierten Nachbarn vermittelt. Josephas Töchter Noman von Lola Stein. LS) (Nachdruck verboten.) Lonny mochte nicht mehr tanzen. Sie zog sich zurück. Ging in den kleinen Wintergarten und seyu sich dort an einen versteckten Platz. Aber nach wenigen Minuten stand Hubert Gerling vor ihr. „Störe ich Sie oder darf ich mich ein wenig zu Ihnen setzen, gnädiges Fräulein?" Sie nickte und er setzte sich ihr gegenüber. „Ich suchte Sie überall Endlich sah ich Sie. aber sofort waren Sie wieder verschwunden. „Ich habe meiner Schwester beim Umkleiden ge holfen" „Oh, das junge Paar ist fort? Es fährt seinem Glück entgegen. Die zwei Menschen scheinen für einander ye- schaffen zu sein. Aber Sie sind traurig, gnädiges Fräulein." „Ich will es nicht mehr sein," sagte sie mit Anstren gung. „Sie lieben Ihre Frau Schwester sehr, Fräulein Lonny?" „Ja, wir waren unzertrennlich bisher. Es ist unsere erste Trennung. Und so wie früher wird es ja nie wieder werden zwischen uns Zuerst kommt ja nun doch für Lily ihr Mann." „Aber ich wüßte einen Weg, daß Sie immer beiein- ander sein könnten und sich nie zu trennen brauchten. Einen Weg, der es auch Ihnen nicht mehr schwer erscheinen lassen würde, daß ein Mann als Hauptsaftor im Leben Ihrer Frau Schwester ist." „Solchen Weg gibt es nicht, Herr Gerling." „Doch, gnädiges Fräulein. Sie müßten eS ebenso machen. Auch beiraten Und auch nach Berlin. Dann wären Sie dein» rn ganz gleicher Lage, hätten wohl jede einen Mann, abcc doch Zeit genug für einander und brauchten sich nicht zu trennen Es müßte ein guter Freund Ihres Schwagers sein, den Sie sich erwählen. ! Fräulein Lonny." Sie lächelte. „Ja, das sagt sich alles ganz hübsch," meinte sie, ein wenig besangen von dem Brennen seiner ! Augen und diesem funkelnden, quälenden Licht, das wie- der in ihnen war. „Aber so einfach ist dieser Weg wohl ! nicht. Kommen Sie. Herr Gerling, wir wollen wieder tanzen." „Bleiben Sie doch noch einen Augenblick, gnädiges Fräulein. Der Weg, den ich meine, ist sehr einfach und klar vorgezeichnet für Sie. Sie brauchen nur Ja zu sagen. Nur zu wollen. Fräulein Lonny, ich bitte Sie, werden Sie meine Frau." Sie sah ihn ganz entgeistert an, so überraschend kam ihr seine Werbung. Sein starkes Interesse hatte sie in Berlin und heute wieder gemerkt. Aber sie hatte es doch für oberflächlicher gehalten. An die Möglichkeit, daß Huben Gerling sie heiraten wollte, hatte sie nicht gedacht „Aber, aber," stotterte sie sehr befangen. „Alex sagte mir doch, Sie wollten niemals heiraten, Herr Gerling." „So, hat Alex das gesagt? Nun, es war auch meine Absicht, Fräulein Lonny. Ich meinte immer, ich könne keine Frau gebrauchen, ich hätte auch gar keine Zeit für sie. Solange glaubte ich das, bis . . . bis ich Sie kennen- lernte. Oder, um ganz ausrichtig zu sein, bis ich er kannte, daß meine Liebe zu Ihnen stärker ist als jedes andere Gefühl in mir, als jeder andere Wunsch meines bisherigen Lebens. Sie haben mir noch nicht geantwortet, gnädiges Fräulein, aus meine Frage." Aber er war ihrer Antwort ganz sicher. Er lehnte sich zurück und betrachtet sie mit !)en Blicken des Siegers. „Wie eine Beute sieht er mich an," ging es durch Lonnys Kopf. An die Möglichkeit, daß ein Mädchen ihn, Hubert Gerling, abweisen könnte, dachte er gar nicht. So was gab es einfach nicht Das war undenkbar. Sie sah ihm seine Gedanken deutlich an. Sie überlegte in diesen kur zen Minuten auch, was dieser Mann ihr bot. Er wollte sie zur reichsten Fran des Landes machen. Er wollte un ermeßliche Schätze zu ihren Füßen binbreiten und sie einhüllen in den Mantel seiner Leidenschaft und den Purpurstrom seines gleißenden Goldes. Tie wußte, daß sie von Hunderttausenven glühend beneidet sein würde um das Glück, das dieser Mann ihr bieten konnte Tie empsand seine Werbung als etwas Außergewöhnliches und sehr Seltsames, als etwas Beklemmendes. Aber sie dachte nicht eine Sekunde daran, sie anzunehmen. Sie sagte leise und ein wenig traurig: „Es ist schwer, auf solche Frage zu antworten, Herr Gerling." Ihr Ton ließ ihn betroffen aufhorchen. „Schwer, warum, Fräulein Lonny?" „Weil — es nicht sein kann, Herr Gerling." „Nicht sein kann ." wiederholte er mechanisch. Er glaubte, nicht recht verstanden zu haben. Aber der Aus druck ihres süßen Gesichtes nahm ihm seinen Zweifel. „Sie sind schon gebunden, Fräulein Lonny," rief er heftig- „Das hätten Sie mir nicht verschweigen dürfen!" „Ich bin nicht gebunden, Herr Gerling," sagte sie, er staunt über seinen empörten Ton. „Aber Sie lieben einen anderen Mann!" „Nein, ich liebe keiren anderen. Aber ich liebe auch Sie nicht. Und schließe keine Ehe ohne Liebe." Sie erhob sich. Sie wollte diese Unterredung beenden. Aber er vertrat ihr den Weg. „Lonny," sagte er fast klebend, „wenn das die Wahr- heit ist, so weisen Sie mich nicht zurück. Sie werden mich bald liebenlernen. Alle Schönheiten der Welt, alle Schätze der Erde kann ich Ihnen ja bieten. Und ich bete Sie ani Ich will Sie zur reichsten, zur glücklichsten Frau machenI" „Zur glücklichsten? Das können Sie nicht, Herr Gerling." „Fräulein Lonny, bedenken Sie alles! Entscheiden Sie sich nicht sofort," ries er außer sich. „Besprechen Sie meine Werbung mit Ihren Eltern, mit Ihrer Schwester!" „Ich habe nichts zu besprechen. Ich bitte Sie, Herr Gerling, lassen Sie uns diese Unterredung beenden. Es tut mir unendlich leid, Ihnen nein sagen zu müssen, aber ich kann nicht anders." (Fortsetzung folgt.)