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Osloer Wagen sind bis zur Stunde überhaupt noch nicht eingetroffen. Während somit die Eisenbahnver bindung Kopenhagen—Hamburg unterbrochen ist, konnte der Zugverkehr von Hamburg nach Kopenhagen, wenn auch mit großen in Dänemark erlittenen Verspätungen, durchgeführt werden. Auch auf der Insel Fehmarn blieb infolge des heftigen Schneesturms ein Zug in dem 2 Meter hohen Schnee stecken und konnte erst durch eine zweite Lokomotive weiterbefördert werden. Der Fährbetrieb über den Fehmarnsund ruht, so daß die Post nach der Insel nicht bestellt werden konnte. Auf der Fahrt von Lübeck nach Kopenhagen stran - dete im Schnessturm bei Fehmarn das holländische Motorschiff „Jamma", konnte jedoch später von einem Lotsen geborgen und in den Hafen von Burgstaaken ein geschleppt werden. Auch der schwedische Dampfer „Allegro" ist bei Fehmarn gestrandet, jedoch durch einen Bergungsdampfer bereits wieder abgeschleppt und nach einem dänischen Hafen bugsiert worden. Schneeverwehungen im Mecklenburgischen und Lübeckschen. Lübeck, 17. Ian. Infolge neuer Schneewehen ist der Verkehr in der Umgegend Lübecks fast ganz zum Erliegen gekommen. Die Postkraftwagen blieben auf den Landstraßen im Schnee stecken und mutzten den Ver kehr einstellen. Auf den mecklenburgischen Eisenbahn strecken ist es in den letzten Tagen vorgekommen, datz Zugstange und Kuppelung zwischen zwei Wagen plötz lich rissen und die Lokomotive mit einem Teil der Wagen allein weiterfuhr. Signale und Weichen können infolge der Vereisung vielfach nicht bedient werden, wodurch der Eisenbahnverkehr in hohem Maße gefährdet wird. Starke Schneeverwehungen im Harz. Halle, 18. Ian. Am Nordostharz haben die an haltenden starken Schneefälle Schneeverwehungen hervor gerufen, die bis 1Vs Meter hoch sind. Die Fahrzeuge der Kraftpost sind an vielen Stellen im Schnee stecken geblieben. Einige Dörfer sind vollkommen vom Verkehr abgeschnitten. Auch der Eisenbahnverkehr ist gestört. Unmittelbar vor Halberstadt liegen drei Fernzüge fest. Der Zug der Kleinbahn Heudeber— Mattierzoll ist vor Darlesheim stecken geblieben. Kopenhagen im Schnee und Frost. Kopenhagen, 17. Ian. Der durch den Schneesturm der letzten Tage fast gänzlich lahm gelegte Eisenbahn verkehr auf Feeland konnte heute zum Teil wieder aus genommen werden. Vom frühen Morgen an wurden alle zur Verfügung stehenden Schneepflüge auf der Süd west- und Nordwestlinie eingesetzt. Es gelang, eine ganze Reihe steckengebliebener Züge nach Kopenhagen durchzu- führdn, darunter auch den Erpreßzug aus Deutschland mit einer Verspätung von 18 Stunden. Der Schneesturm in Norwegen. Oslo, 17. Jan. In verschiedenen Städten Finn- markens hat der Schneesturm der letzten Tage ebenfalls bedeutenden Schaden angerichtet. Die Wasserleitung nach der Insel Vardö ist durch die Anker englischer oder deutscher Schlepper geschädigt worden, so daß Wasser mangel droht. An der Küste und auf der See sowie auch im Innern Norwegens sind durch Schneelawinen bedeutende Zerstörungen ungerichtet worden. Gesunkenes Motorboot. Kopenhagen, 17. Ian. Nach einer Meldung aus Hangö in Finnland ist ein Motorboot in einen Schnee sturm geraten und gesunken. An Bord befanden sich fünf Personen, darunter zwei verlobte Paare, die alle ertrunken sein dürsten. Ein schwedisches Torpedoboot gestrandet. Kopenhagen, 17. Ian. Nach Meldung aus Stock holm ist das neueste Torpedoboot der schwedischen Flotte bei Kalmar auf Grund geraten. Neuer Frost in Oesterreich. Wien, 17. Ian. Nach einigen Tagen milderer Wit terung ist am Donnerstag in Oesterreich neuerlicher Frost eingetreten. Aus den Ländern werden Tempe raturen bis zu 15 Grad unter Null gemeldet. Wien hatte als höchste Tagestemperatur minus 9 Grad Celsius. Neue Kältewellen in Italien. Rom, 18. Ian. In Italien ist eine neue Kältewelle, begleitet von heftigem Schneefall, ein- gekreten. Auch in Mittelitalien, sogar in Rom, ist das Thermometer unter Null gesunken. In Rom findet man im Schatten noch Spuren von gefallenem Schnee. Bei Mori ist die Etsch auf 600 Meter zugefroren. Die Temperatur betrug in Como 8, in Parma 6, in Trient 12 Grad unter Null. In Ancona ist Schnee von 30 Zen timeter Höhe gefallen. 5 Meter hoher Schnee in Dalmatien. Agram, 18. Ian. Infolge ungewöhnlich heftiger Schneeverwehungen ist die Eisenbahnverbindung mit Dal matien vollständig unterbrochen. Reisende, die am Mitt woch mit dem Schnellzug nach Dalmatien abgereist sind, mußten am nächsten Tage mit dem Personenzug von der Hälfte der Strecke zurückkehren. Der Schnee liegt stellenweise 5 Meter hoch. Aus aller Welt. * Betrüger, die mit Eiftdämpfen arbeiten. Die Berliner Kriminalpolizei beschäftigt sich, wie die „Vos- sische Zeitung" erfährt, mit der Aufklärung eines der rätselhaften Fälle, die sich in der letzten Zeit in der Reichshauptstadt ereignet haben. Ein ausländisches Händlerkonsortium, das zuvor in Frankfurt a. M. mit einer angeblichen Falschmünzermaschine Interessenten geprellt hatte, ließ aus der gleichen Maschine in Ber lin giftige Dämpfe in Anwesenheit der Geldgeber ent weichen. Die Geldgeber mutzten in drei Fällen, nach dem sie aus ihrer Betäubung erwacht waren, erkennen, datz sie um Beträge in Höhe von 52 000 Mark, 30 000 Mark und 5000 Dollar bestohlen waren. * Ein vollbesetztes Personenauto vom Schnellzug überfahren. In der Nähe von Straßburg geriet ein Personenauto bei einem Bahnübergang unter einen Schnellrug, wobei mehrere Personen getötet wurden. * Der 27. Januar in Doorn. Die Generalverwal tung des vormals regierenden preußischen Königs hauses teilt mit: Aus Anlaß des 70. Geburtstages des Kaisers werden bereits im Laufe der Woche vor dem 27. Januar einige Vertreter größerer Organisationen, u. a. der Eeneralfeldmarschall von Mackensen als Ver treter der alten Armee und Herren der alten Umgebung dem Kaiser persönlich in Doorn ihre Glückwünsche dar bringen. Der 27. Januar selbst wird in aller Stille ausschließlich als ein Familienfest beaanaen werden. Dazu werden außer den Geschwistern des Kaisers sämt liche Kinder, selbstverständlich aus dieieniaen der Kaiserin, Schwiegerkinder und Enkel des Kaisers er wartet und voraussichtlich auch der König von Sachsen. Alle größeren Veranstaltungen, insbesondere Kund gebungen aus Anlaß dieses Geburtstages sollen im Hin blick auf die Umstände, unter denen der Kaiser diesen Tag in Holland begeht, auf seinen ausdrücklichen Wunsch unterbleiben. * Eine Kinder-Einbrecherbande in Lodz verhaftet. Der,, Lokalanzeiger" berichtet aus Warschau: In der letzten Nacht wurde in Lodz eine aus sieben Kindern im Alter von elf bis fünfzehn Jahren bestehende Ver brecherbande, die schon seit langem ihr Unwesen trieb, unschädlich gemacht. Die Jugendlichen haben eine ganze Reihe ungewöhnlich verwegen durchgeführter Einbrüche und Diebstähle verübt. * Ein reicher Armer. Dieser Tage ist in Warschau ein allen Warschauern wohlbekannter Bettler ge storben, der seit Jahren auf dem Napoleonsplatz die Geige spielte. Nach seinem Tode stellte sich heraus, daß er mehrfacher Hausbesitzer war und ein Gesamtver mögen von etwa 1 Million Zloty hinterläßt. * Selbstmord eines polnischen Majors. In der Nacht auf Donnerstag hat sich der Major eines Grau denzer Regiments, Konstantin Harting in Warschau vor dem Restaurant Royal erschossen. Der aufsehen erregende Selbstmord verlief folgendermaßen: Major Harting nahm in Gesellschaft eines Kameraden und einer Dame gegen 1 Uhr nachts an einem Tische Platz. Am Nebentisch saßen drei stark angeheiterte Herren in Zivil unter denen sich der Beamte des Kriegsministe riums, Adziarczyk, befand. Letzterer trat an den Tisch der neu angekommenen Gesellschaft heran und erlaubte sich eine unverschämte Bemerkung auf Kosten der Dame. Der Kamerad des Majors, ein Rittmeister, erhob sich, führte den Angetrunkenen beiseite und erklärte ihm in scharfem Tone, daß er sich ruhig zu verhalten habe. Der Beamte ließ sich jedoch nicht zur Ruhe bringen, sondern verließ unter Schimpfreden das Restaurant. Nach Verlauf einer halben Stunde kehrte er in Beglei tung eines Rittmeisters der Warschauer Earnison- inspektion zurück. Es entwickelte sich abermals eine scharfe Auseinandersetzung, in die sich schließlich auch die Dame einmischte. Der Jnspektionsoffizier verlangte, daß die Gesellschaft sich aus die Kommandantur begeben sollte, um die Angelegenheit zu klären. Der Major weigerte sich jedoch, mitzuaehen. Daraufhin mischte sich die Dame in den Konflikt ein und versetzte dem Major in großer Erregung zwei Ohrfeigen. Der Major ließ das schweigend geschehen, zog aber darauf seinen Revolver aus der Tasche und schoß sich eine Kugel durch den Kopf. * Der „Flieger" überfährt ein Auto — Fünf Tote. Durch den sogenannten „Flieger" einen Erpreßzuq auf der Insel Long Island wurde ein Auto bei einer Bahn überführung in der Nähe von Vrentwood erfaßt und alle fünf Insassen getötet. Der Lenker des Autos hatte zu bremsen versucht, aber auf der gefrorenen und ab schüssigen Landstraße rutschte das Auto etwas weiter, so daß es noch vom Zuge erfaßt wurde Vollendung der Lahnkanalisierung. ; 67 Kilometer langen Strecke von der Mündung bei Lahn- Durch umfangreiche Baggerungen und den Bau ! s^in bis oberhalb Limburg schiffbar gemacht worden, von 13 Stauwehren und Schleusen ist die Lahn auf der j Das Bild zeigt Stauwehr und Schleuse bei Baldumstem. Josephas WchisL' Roman von Lola Stein. Hl (Nachdruck verbalen.) »Aber Kind, dazu hast du doch keinen Grund. Du bist doch wirklich noch eine junge Frau und hast auch deinen Mädelchcn nur Gutes getan, als du wiedei heiratetest. Doch nun tue, worum lch dich bitte. Schick sie nach Berlin, laß uns allein miteinander sein. Nur diese eine frühe Morgenstunde, wenn die Mädchen noch schlafen, habe ich dich jo allein. Sonst sehe ich dich nur in ihrer Gegenwart. Jeden Gedanken, deine ganze Liebe, deine Fürsorge, alles, alles muß ich mit ihnen teilen." „Bist du eifersüchtig auf die Kinder, Ernst? Zuerst freutest du dich doch so sehr, zwei Töchter zu bekommen, wie du sagtest." „Ja, damals, als mir der Junge den furchtbaren Streich spielte, als ich ihn verlor, freute ich mich über deine guten Kinder. Ich habe sie auch von Herzen lieb, Josy. Aber sie nehmen mir zuviel von dir, von deiner Perlon. Ick) mutz deine Liebe zu sehr mit ihnen teilen. Cie sollen doch auch nicht für immer fort, nur für einige Wochen. Liegt dir denn gar nichts daran, mit mir allein zu sein, meine Wünsche zu erfüllen, mich ganz glücklich zu machen, Josu?" „Doch, doch," sagte sie unsicher. „Ich möchte euch allen gerecht werden, und das ist sehr schwer. Später im Hoch sommer wollen wir doch reisen, Ernst. Und dann wären die Kinder wieder allein." „Tann schicken wir sie auch in ein hübsches Bad. An schlutz für sie werden wir schon finden. Ich bitte dich, Josh, nimm diese Einladung deiner Kusine an. Du sollst sehen, erst wenn wir allein sind, werden wir wahrhaft glücklich sein. So liegt doch immer ein Zwang über unserm Zusammensein. Meinst du. ich merkte nicht, wie peinlich es dir ist, wenn ich dich vor den Kindern küsse? Wenn ich zärtlich zu dir bin? Und ick bin nun einmal kein Mensch, der seine Gefühle eindämmen, der sich jedes Won vorher überlegen kann. Ick bin impnlsiv und zeige mein Glück, das mich so erfüllt." Er erhob sich, trat hinter ihren Stuhl und küßte sie zärtlich. „Ich liebe dich so sehr, Josy, daß ich selbst den Verlust meines Jungen in deiner Gegenwart ost vergesse, was mir zuerst unmöglich schien. Ich habe ibn verloren, weil ich dich wollte. Nun wirst du doch eine kurze Trennung von deinen Töchtern ertragen, um die ich dich bitte." Er küßte sie noch einmal. Dann ging er. Das große Erporlgeschäft brauchte seine ganze Kraft, er war sehr fleißig. Gegen sechs erst kam er zum Essen zurück. Der ganze Tag gehörte Josepha und den Mädchen allein Und am Abend, wenn Einst Sehnsucht nach seiner Frau hatte, uach einem Alleinsein mit ihr, waren sie immer dabei. Seine Zärtlichkeit dämmte sie ein mit Worten und Blicken in Gegenwart ihrer jungen Töchter, zu eine' völlig ver traulichen Aussprache kam eS auch nicht in ihrer Gegen wart. Wenn sic versuchte, sich in seine Seele zu versehen, mußte Josepha anerkennen, datz er recht hatte mit dem, was er sagte. Sie seuszte. Der Zwiespalt in ihrem Leben, den sie gefürchtet und dessen Vorhandensein ihr Ernst Allwari dann lachend ausgeredet hatte, als er um sie warb, war nun doch gekommen. Sie stand zwischen Gatten und Kindern. Sie liebte Ernst von ganzem Herzen, sie war ihm unendlich dankbar für das schöne, sorglose, reiche Leben, bas er ihr und ihren Mädchen bereitete, aber sie empfand diese Liebe zu ihm ost wie ein Unrecht an ihrem Muttertum. Die Kinder waren nicht mehr ihr ein und alles. Sie liebte sie nicht weniger als je zuvor, aber sie liebte sie nicht mehr ausschlietzlich. Und sie merkten es und litten in ihrer Sensibilität, in ihrer Verwöhntheit darunter. Ja, Josepha mutzte, datz ihre Töchter jetzt, wo das Dasein sich äußerlich so schön für sie gestaltet hatte, nicht völlig glücklich waren, sich nickt völlig heimisch fühlten in ihrem neuen, prächtigen Zuhause. Frau Josepha seufzte und lehnte den Kops auf den aufgestüyten Arm Sie saß in der Loggia ihrer Villa, wo sie mit ihrem Mann an diesen wundervollen Juni tagen das erste Frühstück einzunehmen pflegte. Rings um sie her blühende Gärten, grüne, schattige Baume, ein ent zückendes, beglückendes Bild. Vor ihr der mit Silber und kostbarem Porzellan gedeckte, mit Blumen geschmückte Tisch. Sie selbst in einem entzückenden Hausgewand, geliebt, verwöhnt, plötzlich aller Sorgen entrückt. Nur noch aus der Welt um Glück und Freude zu geben und zu empfangen. Sie schellte und ließ das benutzte Geschirr abräumen. Der Tisch blieb noch für die Mädchen stehen, die das un geheure Glück, ausschlasen zu können, reichlich ansnutzten. Frau Josepha sah aus ihre Armbanduhr. Nun könnten sie doch endlich kommen, die Langschläferinnen. Sie nahm den Bries und erhob sich, um zu ihnen zu geben. Sie durchschritt die Räume der Villa im Erdgeschoß. Dos große Speisezimmer, an dem die Loggia lag Das Herrenzimmer, den Empfangs- und den Musiksalon. Immer wieder überkam sie die Freude an ihrem schönen Heim. Und nur der Gedanke, daß sie den rechtmäßigen Mitbesitzer dieses Haufes, den einzigen Sohn — ohne ihre Schuld freilich und ohne ihr Wollen — daraus vertrieben haue, lastete auf ihrem Glück. Und daneben das bis heute nur unklar Empfundene, fetzt von Ernst deutlich Ausge sprochene: die ständige Gegenwart der Kinder, die ihr Glück waren und ihm beinahe nun eine Störung zu sein schienen. Er hatte die Mädelchen gern, daran war nicht zu zweifeln, er würde freudig alles nur Mögliche für ihre Zukunft tun. Aber in seinem jungen Eheglück waren sic ihm lästig. Nachdenklich, unfroh stieg Frau Josepha die Treppe zum ersten Stock hinaus. Hier lagen die Schlafzimmer, das jetzt unbenutzte große Gemach, das dem Sohn des Hauses gehörte und vergebens auf sein Heimkommen wartete, und noch ein kleineres Arbeitszimmer Ernst Allwarts. Und oben im zweiten Stock war das eine Fremdenzimmer, das schönste und größte, in das Reich der Zwillinge umgewandelt worden, das Josepha jetzt betrat. - (Fortsetzung folgt.)