Volltext Seite (XML)
Morgan und Owen Bonng sagen zu. Paris, 18. Jan. Nach dem „Excelsior" hat der Ne- parationsagent Parker Gilbert die Reparationskommis sion und die deutsche Reqieruna verständigt, das Owen Pounq und Pierpont Morgan bereit sind, an den Be ratungen des Sachverständigenausschusses teilzunehmen. Die Reparationskommission hat die beteiligten Regie rungen sofort davon in Kenntnis gesetzt. Am Sonn abend vormittag 10 Uhr wird die Reparationskommis sion zu einer Sitzung zusammentreten. Es wird ange nommen, daß die Kommission, die bereits mit der deut schen Negierung in Verbindung getreten ist, im Laufe dieser Sitzung gemeinsam mit der Reichsreaieruna Sie offizielle Einladung an die beiden amerikanischen Sach verständigen ergehen lassen wird, die dann mit einer endgültigen Annahme antworten werden. Wie der „Excelsior" weiter berichtet, ist mit dem Zusammentritt des Sachverständigenausschusses nicht vor dem 9. Fe bruar zu rechnen. Die Eröffnungssitzung werde wahr scheinlich in der Bank von Frankreich stattfinden, in der im Vorfahre die Konferenz der Vertreter der großen Emissionsbanken stattfanden. Washington gegen die Ausgabe von Reparationsbonds. Paris, 18. Jan. Die „Chikaqo Tribune" meldet aus Washington. Poung und Morgan würden dem Sachverständiqenausschuß den Standpunkt der Regie rung der Vereinigten Staaten mitteilen, das; kein Ver such gemacht werden dürfe, die deutschen Reparations bonds zum Zwecke der Liquidierung der deutsche Re parationsschuld auszugeben. Die amerikanische Regie rung wünsche, daß der Sachverständiaenaüsschuß seine Beratungen darauf beschränke, den Gesamtbetrag der deutschen Schuld sowie den Zeitabschnitt, über den sich die Zahlungen erstrecken sollen, festzusetzen. Poung und Morgan seien völlig einig mit der Haltung der ameri kanischen Regierung. Man könne unter Umständen annehmen, das? der Ausschuf; es vermeiden werde, den Plan einer Ausgabe der Reparationsbonds zu be sprechen. Sobald die endaültiae Reparationssumme festgesetzt sei. könne nach Ansicht der amtlichen amerika nischen Stellen Deutschland seinen Verpflichtungen an die Alliierten weiter nachkommen. Die Mobilisierung -er deutschen Schuld. Ein Schachergeschäft. Die Mobilisierung del deutschen Reparationsschuld soll bewirken, das; die aus dem Friedensvertrag von Versailles resultierende Schuld Deutschlands aus einer öffentlich rechtlichen in eine private umge wandelt wird. Während also bisher Deutsch land als Staat anderen Staaten verpflichtet ist, tritt an die Stelle der Eläubigerregierungen ein Konsor tium von Inhabern von Schuldtiteln. die sich aus allen denen zusammensetzen, die Neparationsanleihe ge zeichnet haben. Aus einer staatsrechtlichen Schuld, die auf dem Verhandlungswege immerhin irgendwann einmal geändert werden könnte, tritt nun die unab änderliche endgültige privatrechtliche Verpflichtung eines Schuldners zu seinen Gläubigern. Man kann sich denken, das? aus diesem Grunde gegen die Mobili sierung in Deutschland manche Bedenken geäußert werden. Ein weiteres kommt hinzu. Einen Transfer- ;chutz für von Privaten gezeichnete Reparationsobliga tionen kann es nicht geben. Denn niemals wird ein Kapitalist sich zu der Zeichnung einer Anleihe verstehen, deren Zinsendienst unter Umständen kraft einer Klausel inhibiert werden kann. Aufhebung des Transferschutzes und Privatisierung der deutschen Schuld sind die uner läßlichen Vorbedingungen der Mobilisierung. Frankreich hat als erstes Gläubigerland das Wort von der Mobilisierung eines Teiles der deutschen Re parationsschuld in die Debatte geworfen, und zwar dachte man damals an die F l ü s s i g m a ch u n q der Eisenbahn-Obligationen, die bei den aus ländischen Treuhändern, die für die Reichsbahn bestellt sind, ruhen. Die Mobilisierung konnte ohne eine End- reoelung der Revarationsschuld erfolgen, da laut Da wesplan die Begebung der Obligationen dem Ermessen der Gläubiger anheimaestellt ist. Zum ersten Mal tauchte der Plan auf. als man mit Hilfe des Geldes das man durch eine Teilmobilisierung der Eisenbahn obligationen erhoffte, die französische Wäh rung sanieren wollte. Dann wurde es nie ganz still um diese Frage, da Frankreich sich die Rheinlandräumung durch finanzielle Opfer seitens Deutschlands erkaufen lassen wollte. Und auch letzt ist es wieder Frankreich, das am meinen an einer Mobilisierung interessiert ist. Denn in dieses Jahr fällt die 400 Millionen Dollar Zahlungsver pflichtung an Amerika, für die noch keine Deluna im französischen Budget vorhanden ist. Neben der Fest setzung der Zahlungsfähigkeit Deutschlands wird die Frane nach der Art und Höbe der Kommerzialisieruna der deutschen Revarationsschuld das Hauvttbemy der kommenden Pariser Revarationskonserenz bilden. Ban-Uenherrschast in Afghanistan. Kairo, 17. Jan. Wie aus Kabul gemeldet wird, hat König Inayat Ullah abgedankt. Ueber dem könig lichen Schloß wehe die Flagge der Aufständischen. Ein Teil der Negierung fei verhaftet und in die Sommer residenz des Königs Pagman geschafft worden. Der Stab der Aufständischen sei im Krieqsministerium untergebracht. Ein Aufruf des neuen „Königs" von Afghanistan. Kowno, 18. Jan. Nach dem amtlichen russischen Bericht hat, wie aus Moskau gemeldet wird, der neue König bereits einen Aufruf an das afghanische Volk erlassen, in dem er erklärt, es sei damit zu rechnen, das; mit seiner Ausrufung zumKönig alle Kämpfe undStrei- tigkeiten in Afghanistan und damit der Bürgerkrieg, der Afghanistan in große Unruhe und Unordnung gestürzt habe, beendet seien. Die ausländischen Gesandtschaften, insbesondere die englische und sowjetrussische, würden von den Aufständischen scharf bewacht. Der Funkverkehr zwischen Taschkent und Kabul sei wieder ausgenommen worden. „König Kabibulla " Kowno, 17. Jan. Wie aus Moskau gemeldet wird, befand sich Kabul am 15. Januar 10 Uhr vormittags in den Händen der Aufständischen. Der größte Teil der Negierungstruppen hat sich ergeben und wurde ent waffnet. Nur geringe Truppenteile hielten noch einige Befestigungen. Der Flugplatz sowie alle Artillerie stellungen sind von den Aufständischen besetzt. Die Re sident des Königs, wohin sich Inayat Ullah mit einem geringen Truppenteil zurückgezogen hat, ist von den Aufständischen umzingelt. In den Straßen Kabuls patrouillieren starke Truppenteile der Aufständischen, die die Ordnung aufrecht erhalten. Dir Truppenteile der Aufständischen haben den ausländischen Vertre tungen und Kolonien volle Sicherheit gewährleistet. Der Führer der Aufständischen. Batschisakao, hat die Oberherrschaft des Landes unter drin Namen Habibulla Khan Easi übernommen. Die Einzug von Batschisakao wurde am 15. Januar erwartet. Inayat Ullah und seine Truppen wurden aufqefordert sich zu ergeben, widrigenfalls die Residenz gestürmt werde. Wie nunmehr gemeldet wird hat sich der neue König am 17. Januar um 10 Uhr gegen die Zusicherung des Schutzes für seine Person und kür alle Personen, die sich in der Resident befanden ergeben. Die Ueber- gabe der Residenz solle am Donnerstag erfolgen. In der Stadt herrscht völlige Ruhe. Während der Kämpfe ist von den Ausländern keiner verletzt worden. Aman Ullah in Kandahar. London, 17. Jan. Der frühere König Aman Ullah hat nach den in London eingeqanaenen amt lichen Nachrichten Kandahar, 300 Meilen südlich pon Kabul, erreicht. Ueber die weiteren Pläne Aman Allahs ist Noch nichts Bestimmtes bekannt. In einer Mel dung au? Peschawar heißt es, daß Aman Ullah nach seiner 'Ästkünft' in 'Kandahar^,Hs y^üg l i Kd Flagge hißte. Der ehemaüge König werde nun zwei Monate für die Zusammenstellung einer neuen Streitmacht aus den Reihen der ihm freundlich ge sinnten Stämme zur Verfügung haben. In zahlreichen Kreisen, so heißt es weiter, werde Aman Ullah als der einzige Mann in Afghanistan angesehen, der in der Lage wäre, geordnete Verhältnisse wieder herzustellen. Mi t Ausnahme der Zitadelle befinde sich die Stadt vollständig in den Händen der Aufständischen. Für die Sicherheit der Europäer in Kabul bestände vorläufig keine Besorgnis. Eine Flugzeuqverbindung zwischen Indien und Afghanistan sei wegen des schweren Schnee sturmes unmöglich. Aman Allah rüstet in Kandahar. Uneinigkeit unter den Rebellen. London, 18. Jan. Berichte aus Karatschi bestätigen, daß Aman Ullah in seinem Zufluchtsort Kandahar be reits wieder bemüht ist, eine neue Truppenmacht zu sammenzubringen, um gegen Kabul vorzugehen. Es scheint sogar, daß der frühere König in Kandahar eine Art Regentschaft ausübt, und das ein großer Bezirk um Kandahar hinter ihm steht. Da Kandahar der Schlüssel zu der gleichnamigen Provinz und der Provinz Herat In der Nacht zum Montag wurden die Dükerrohre, die das Wasserwerk bei Niederpoyritz mit dem linken Elbufer der Stadt Dresden verbinden, in die Elbe ein gelegt. Der Vorgang hatte trotz der scharfen Kälte tausende Zuschauer angelockt, die das romantische nächt liche Bild mit. seinen technischen Einzelheiten aufmerk sam beobachteten. — Unser Bild zeigt das schwieritze Werk; Der Kampf gegen das Treibeis welches das ganze Werk in Gefahr bringen und zur zeitweiligen Einstellung der Arbeit zwingen konnte. ist, die normalerweise den größten Teil der Regier rungscinnahmen aufbringen, ist' die finanzielle Stel lung Aman Allahs nicht ungünstig. Die Abdankung seines Bruders, hat ihn in seinem Beschluß, sich erneut zum rechtmäßigen Herrscher in Afghanistan prokla mieren zu lassen bestärkt. Dem in Kabul regierenden Banditenführer Vascha Sakao sder Name dieses Ban diten, der in keinem Geburtsregister steht, wird ver schieden geschrieben. D. R.) droht keine Gefahr von den geschlagenen Regierungstruppen, dagegen hat er sich nur mit den Rebellen im Bezirk von Dschellalabad auseinanderzusetzen, die kürzlich den strategisch sehr wichtigen Punkt Jagdalak einnahmen und sich nun auf Kabul zu bewegen. Sie werden zweifellos ihren An teil an dem Aufstand verlangen. Auf die Uneinigkeit im Nebellenlager stützt Aman Ullah seine Hoffnungen, bei nächster Gelegenheit einen erfolgreichen Vorstoß gegen die Rebellen vornehmen zu können. Aman Allahs Glück im Unglück. Konstantinopel, 18. Jan. Der englischen Gesandt schaft in Kabul ist die Nachricht zugegangen, daß'sich Aman Ullah und seine Gemahlin in Kandahar be finden. Seine Gemahlin sehe einem freudige n Ereignis entgegen. Von Indien seien zwei Aerzte nach Kandahar entsandt worden. Aman Ullah hat der englischen Gesandtschaft in Kabul mitgeteilt, daß er seinen Kampf gegen die Aufständischen noch nicht auf gebe. Er beabsichtige, ein Freikorps zu bilden, um seine Macht in Afghanistan wieder aufzurichten. Auch Omar Khan will König werden. Konstantinopel, 18. Jan. Nach Meldungen aus Kabul, hat der neue König Befehl zur Verhaftung des afghanischen Prinzen Mohamed pmar Khan gegeben, der sich in der Nähe von Dschellalabad aufhält. Der Prinz soll versuchen, mit einem Truppenteil nach Kabul zu marschieren, um sich dort zum König ausrufen zu lassen. Wie weiter gemeldet wird, hat der neue König am Donnerstag die Vertreter der Stämme empfangen und erklärt, er wolle eine militärische Expedition nach Kandahar entsenden, um auch Aman Allah verhaften zu lassen. Die Expedition werde von einer Division Infanterie und Mit Artillerie und Fliegern durchge führt werden. Balschifakao der Vernichter Aman Allahs. An der afghanischen Erenze liegt ein kleines Stück Eebirgsland, in Indien als Nieinandland bekannt, weil cs sich bisher der Herrschaft irgendeiner anerkannten Macht zu entziehen verstanden Hal. Der wirkliche Herr scher, der seine Macht über die Einwohner mit Faust und Kugel aufrecht erhält, ist der Räuberhauptmann Batschisakao. Eine Schilderung dieses Mannes und des räuberischen Lebens in diesem Lande, wo der Führer nicht nur der überlegene Kopf und Stratege ist, sondern auch der körperlich Stärkste und Gewandteste im Waffengebrauch, gibt in einer englischen Zeitung Sir dar Jkbal Ali Schah, in der er die Beratung beschreibt, in der die aufständischen Stämme den Heiligen Krieg gegen Aman Ullah, den Emir von Afghanistan, be schlossen. Gerade als der Mullah in dem Dorfe zum Abendgebet rief, flackerten auf den Höhen ringsum Feuerzeichen auf: Batschisakao kehrte zurück. Ein feier licher Zug von den Aeltesten des Dorfes und den Ge sandten der Stämme jenseits der Grenze mit den Mullahs an der Spitze formte sich und ging dem Räuber entgegen. Reiche Beute brachte er mit: aber daß es harte Arbeit gekostet hatte, sah man aus seiner Hal tung, wie er lässig die Windungen des Turbans um seinen Kopf flattern ließ. Er selbst sowie seins Be gleiter sahen aus wie ein wandelndes Arsenal: in der Hand ein modernes Gewehr wie einen Spazierstock, zwei Revolver an den Seiten, drei Patronengürtel um den Körper geschlungen, dazu eine breite afghanische Klinge an der Seite. Nach der Bewillkommnung durch den ältesten Mullah, der ihn auf die Wange küßte und seine Waffen segnete, und nach einem kräftigen Mahl wurde die entscheidende Versammlung einberufen. Vatschi- sakao hielt nicht lange mit seinen Absichten zurück. Er forderte sofort zum Heiligen Krieg auf, um die Ein führung all dieser ungläubigen Neuerungen zu ver hindern. Von den Anwesenden widersprach niemand, besonders als noch von den Mullahs Vatschisakaos An sichten unterstützt wurden, während , den Kriegern die Aussicht auf die reiche Beute in der Hauptstadt und auch der Gedanke an den Krieg an und für sich angenehm war. Nur einer widersprach. Er erzählte von den bösen Erfahrungen, die er selbst schon bei dem ungleichen Kampf geaen den Emir gemacht hatte, von dem er als einzigen Erfolg verkrüppelte Glieder mitgebracht batte. Die Wirkung seiner Rede hatte er nicht vorausgeiehen. Er wäre fast gelyncht worden. Nur die Mullahs Schützten ihn. um nicht gleich das wichtige Unternehmen mit einem Mißklang beginnen zu lassen. Batschisakao hielt dann noch eine feuriae Rede, in der er ausführte, daß der Gläubige im Heiligen Krieg nicht aus die irdische Belohnung rechnen dürfe: Märtyrertum sei der schönste Lohn. Außerdem widerspreche es den Ueherlieferungen des Stammes, überhaupt Gefahren in Rechnung zu setzen. So wurde dann der ..Heilige Krieg beschlossen, und einiae Tage später marschierte Batschisakao mit steb^ebnbundert Aufständischen aeaen Kabul. In Eis und Schnee. Siebenstündige Zugverspätungen in Hamburg. Hamburg, 17. Jan. Infolge der großen Schnee verwehungen sind auch in Hamburg im Laufe des Mitt wochs und Donnerstags verschiedene Personen- und Eüterzüge mit zum Teil erheblichen Verspätungen in Hamburg eingetroffen. So kam z. B. der Stockholmer Wagen, der bereits am Mittwoch um 20.10 Ahr ein- treffen sollte, erst am Donnerstag früh um 3 Uhr mit einer Sonderlokomotive in Hamburg an. Die bereits am Mittwoch 20.10 Uhr fälligen Kopenhagener und