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geböte sobald als möglich durchzuführen. Die Eeld- beschassung für sämtliche Wohnungen soll auf einheit licher Basis erfolgen. Üeber die Einzelheiten der ab- zuschließenden Verträge soll noch verhandelt werden. Alsdann werden die Verträge der Stadtverordneten versammlung zur Genehmigung vorgelegt. * Gestüt Schwaigwall eingeäschert. Wie die Abendblätter aus München berichten, ist das staatliche Gestüt Schwaigwall bei Wolfratshausen bei einem Brande vollständig eingeäschert worden. Das Vieh, ins besondere die 30 wertvollsten Zuchthengste, konnten ge rettet werden. * Ein Auto vom Zuge überfahren. Die Presse stelle der Reichsbahndirektion teilt mit: Beim Bahnhof Eutfeld an der Strecke Neidenburg—Mlenstein wurde gestern nachmittag von einem Personenzug ein mit vier Personen besetzter Kraftwagen überfahren, wobei ein Insasse Dr. Eckart aus Weidenburg getötet, der Chauf feur und ein Insasse schwer und ein Kind leicht verletzt wuden. Die Verletzten wurden dem Hohensteiner Kran kenhause zugeführt. Das Unglück ist darauf zurückzu führen, daß der Chauffeur noch vor dem Herankommen des Zuges die Gleise passieren wollte. Das Auto wurde vollständig zertrümmert. * Durch Autoraserei in den Tod. Am Dienstag versuchten auf der Landstraße Nordhausen—Sonders hausen zwei aus Nordhausen kommende Autos in rasen der Fahrt sich dauernd zu überholen. Hierbei achtete der in Nordhausen wohnende Führer Kieseler nicht auf ein drittes, in gleicher Richtung vorwegfahrendes Auto der Frma Schulze, Nordhausen, und fuhr in rasendem Tempo in dessen Seite, wodurch sich letzteres überschlug. Der Führer kam dabei mit einer leichteren Beinver letzung davon. Kieselers Wagen überschlug sich dagegen dreimal. Besinnungslos, mit zerbrochenen Rippen und inneren Verletzungen, wurde dieser Führer hervorgeholt. Nach zehn Minuten schon verschied er. * Ein Elfjähriger erschießt den Beleidiger seiner Matter. Die Abendblätter geben eine Meldung der Saarbrücker Zeitung aus Besserungen wieder, wonach ein elfjähriger Knabe, der einen Wortwechsel zwischen seiner Mutter und einem 61jährigen Arbeiter beiwohnte, plötzlich zu einem Revolver griff und auf den Arbeiter einen Schutz abgab, an dessen Folgen dieser gestorben ist. * Für drei Millionen Franken Schmucksachen ge raubt. Im Hotel „Ostende" im Seebad Ostende wur den der aus Wien stammenden Frau Wolff Schmuck sachen im Werte von drei Millionen Franken aus ihrem Hotelzimmer gestohlen. * Verbot von Weltkriegsfilmen in Dänemark. Von der Filmzensur ist ein Verbot hinsichtlich der Vorführung aller Filme beschlossen worden, die Episoden aus dem Weltkriege darstellen. Als Grund wird angegeben, daß in der letzten Zeit eine große Menge von Hropaganda- filmen an die dänischen Kinotheater verkauft worden ist. Den eigentlichen Anlaß zu dem Verbot dürfte jedoch der „Emden"-Film abgegeben haben. * Die dänische Ernte schwer bedroht. Die dies jährige dänische Ernte ist durch andauernden wolken bruchartigen Regen schwer bedroht. In den letzten Tagen wurden in mehreren Gegenden bis zu 100 Milli meter Regen innerhalb weniger Stunden gemessen. Val-- 1927 russisch richten totz, der >e weist c Toten sich in ig wird > von i, die r Be- »iwostol Arbei- flandes äts von I ist in Flücht- t völlig n. Bei und die cg werke brachen. :ste Ün- nd von 00 sind Natur- Gegend nken; nge aus dachlos. d durch Ussuri ren sind m unte- ber Er- d fehlen Bauern verkaufe >en An- rhalten, um die zu Zu- gekom- ietreide- It, falls n. Dis zu nied- cht ver- Haltung ieln be richteter ler. Korsika md dein Cheron d völlig Riviera ätzungcn gen den ner des Brand- 5 We in der gen der emeldct er Nähe tsächlich- rdc wer- >. ferner Valdern eres ge lon und worden. Korsika Schaden >r.s Zn ig über res Un- gen und »etrossen wo eine Häusern, :nd des sich der wn wird an das mzieren- :s geriet urde ge° Kurze Mitteilungen 19. August 1927 Reichspräsident von Hindenburg begab sich gestern von Dietramszell aus zur Eemsenjagd ins bayrische Hochgebirge. Wie verlautet, sind Vorbereitungen im Gange, die den Zweck verfolgen, in Weimar ein Denkmal der Versas sung zu errichten. Wie das „Mecklenburger Tageblatt" erfährt, hat die Haft besch werde, die in der Strafsache gegen Roßbach und Genossen eingelegt worden ist, den Erfolg gehabt, daß die Haftbefehle gegen sämtliche Angeschuldigten aufgehoben sind. Die Innung der Vereinigten Kraftdroschken besitzer in Berlin hat heute vormittag bis 1 Uhr einen Demon st rations streik durchgeführt. Sie vollen, daß der Kleindroschkentarif wieder abgeschafft und Ee Fahrten zum Mitteltarif ausgesührt werden. Nach einer Meldung aus Mexiko City sind in einem Gefängnis im Staate Jalisco 24 Rebellen durch mexi kanische Regierungstruppen getötet worden. Versuchtes Bombenallentat aus ein italienisches Konsulat. 19 August 1927 Gegen das italienische Konsulat in Nancy wurde gestern nachmittag ein Vombenartentat versucht. Der Konsul konnte im letzten Augenblick die bereits brennende Schnur entfernen und dadurch die Explosion bei Bombe verhindern. — Als gestern gegen 4 Uhr nachmittags der Konsul seine Wohnung betrat, erblickte er emf seinem Tisch ein kleines Handköfferchen aus gel bem Leder, auf dem sich ein Blumenstrauß befand. Bei näherer Besichtigung bemerkte er, daß aus dem Blumenstrauß Rauch aufstieg. Er entdeckte eine Zünd schnur, die er sogleich entfernte. Der Konsul verstän digte sofort die Polizei, die das Handköfferchcn mit großer Vorsicht in das pyrotechnische Institut der Stadt brachte, wo festgestellt wurde, daß es eine Bombe in der Form von sieben großen Schoko ladentafeln enthielt. Die Polizei hat bereits eine Dpur von dem Ueberbringer des Köfferchens. Eine kommunistische Verschwörung in Italien auf- gedeckt. In Tarent wurde eine kommunistische Verschwö- rung gegen den faschistischen Staat entdeckt. 14 Kom- »nmistcn wurden verhaftet, die den Sondergerichten zur Aburteilung überwiesen wurden. Der englisch-französische Nolen- Austausch. 19. August 1927 Der Pariser Times-Korrespondent bezeichnet die -berichte, nach denen die britische Regierung zwei Noten ^ach Paris entsandt habe, als nicht ganz richtig. Im Verlaufe der Verhandlungen habe die britische Regie rung vielmehr nur eine Note abgesandt, die später durch Anhänge erweitert worden sei. Die „Times" berichtet ferner im Zusammenhang »lit den Besatzungsverhandlungen, daß der britischen Legierung gegenwärtig die Antwortnote der französi- Ihen Regierung auf den letzten britischen Vorschlag vorliegt/ Das Blatt weist dabei unter Wiedergabe der Tatsachen auf das bereits bestehende Mißverhältnis in ber Verteilung der Vesatzungstruppen hin — 46 000 Panzosen, 7000 Engländer und 6000 Belgier! — und jagt, daß durch Annahme des letzten französischen Vor- !chlags dieses Mißverhältnis noch vergrößert würde. Die britische Regierung lege aber besonderen Wert dar auf, den internationalen Charakter der Besatzung zu erhalten. Diesem Gesichtspunkt Aerde in der britischen Antwort an Paris, die gegen wärtig noch zur Erörterung stehe, Rechnung getragen werden. 10 —12 00« Mann Truppenvermin-erung. 19. August 19^7 Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" sagt bei Besprechung des englisch-französischen Notenaustauschs über die weitere Herabsetzung der Rheinlandbesatzung, daß man in London eine Truppen herabsetzung um 10- bis 12 000 Mann der Zurück ziehung von 5000 französischen Soldaten vorgezogcn hätte. Die deutschen Forderungen in Ler Besatzungsfrage wiederum kämen fast auf eine Räu mung hinaus. Wenn auch der Text der französischen Antwortnote auf die britischen Besatzungsvorschläge geheim gehalten werde, so sei doch damit zu rechnen, daß die Antwortnote wieder von den französi schen Sicherheitsforderungen, den schlecht erfüllten deutschen Abrüstungsverpflichtungen und be unruhigenden deutschen Kundgebungen sprechen wird. Demgegenüber will Reuter wissen, daß die fran zösische Note außer der Verringerung der französischen Besatzung um 5000 Mann die Zurückziehung von ins gesamt 5000 englischen und belgischen Soldaten vor- schläat. Aus aller Welt. 19. August 1927 * Funkentelegraphische Bildübertragung Berlin- Moskau. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist zwischen dem Post- und Telegraphen-Kommissariat der Sowjet union und der deutschen Firma „Telefunken" ein Ver trag abgeschlossen worden, demzufolge sich die Firma ver pflichtet, für die regelmäßige Vermittlung von Bildüber tragungen in Moskau und Berlin Apparate aufzustellen. Das Post- und Telegraphenkommissariat hat sich da- ! gegen im Vertrage mit der „Telefunken" das Recht vor- i behalten, Apparate der Telesunkenkonstruktion für die ! Uebertragung von Photographien in der Sowjetunion ! in russischen Fabriken herzustellen. Für den Fall, daß die Versuche der Bildübertragung zwischen Berlin und Mos kau erfolgreich verlaufen, sollen ähnliche Apparate in anderen Zentren der Sowjetunion ausgestellt werden. * Berlin baut 6000 Wohnungen. Das Nachrichten- amt der Stadt Berlin teilt mit: Der Magistrat hat in ! seiner Sitzung am Mittwoch, den 17. August, ent sprechend den Vorschlägen seines Ausschusses und der Deputation für das Ansiedlungs- und Wohnungswesen beschlossen, den Bau von 6000 Wohnungen zu 2, 3 und 4 Zimmern auf der Grundlage der eingezogenen An- Das SSL -es Verkehrs. Einheitliche Warnungstafeln für ganz Deutschland. Am 1. September 1927 treten neue Warnungstafeln für den Klaftwagenoeikehr in Kraft, die das bisherige Durcheinander be seitigen und die verschiedenartigen Tafeln der einzelnen Gemein den oder Organisationen, die manchmal nicht recht verständlich, manchmal unübersichtlich angebracht waren, ersetzen sollen. Die neuen Zeichen sü d vom Reichsverkihrsministerium ausgearbeitet worden, wobei Wert auf möglichste Eiwachheit gelegt wurde. Die Anbringung der Tafeln soll, um ein Zuviel zu vermeiden, von den Ae'inden der einzelnen Länder vor erommen werden. Kunst UN- Wissenschaft. Professor Sascha Schneider ch Kunstmaler Professor Sascha Schneider ist in Swinemünde auf der Heimkehr von einer See reise plötzlich gestorben. Dem Assistenten am Institut für Steuerrecht Dr. jur. Ar nold Liebisch ist die Lehrberechtigung für Deutsches Bürger liches Recht und Steuerrecht in der juristischen Fakultät der Universität Leipzig erteilt worden. Bon der Dresdner Staatsoper. Die Leitung der Dresdner Ttaatsoper hat für die Spielzeit 1927/28 folgende Neuinszenie rung vorgesehen: Mozarts „Cosi fan tutte", Wagners „Tann häuser" und „Walküre", Peter Cornelius' „Der Barbier von Bagdad", Lortzings „Undine". Die neue Oper von Jan Bandts- Buys „Traumland" wird zur Uraufführung gelangen. Ueber mehrere weitere Pläne schweben zurzeit noch Verhandlungen. — Um den Nachwuchs im Tenorfach zu sichern, hat die Leitung der Staatsoper Herrn Max Lorenz als jungen Heldentenor, Herrn Karl Köstler als jugendlichen lyrischen Tenor verpflichtet. Aurores Hochzeitsreisen. Koman von Ulrik Uh land. Berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen von Rhea Sternberg. k) (Nachdruck verboten.) „Ich bin eigentlich der intelligenteste Mensch, den ich kenne," sagte sie ruhig, wenngleich mit Herzklopfen. „Donnerwetteri" konnte der Doktor nicht umhin, aus- Musen. „Ja," fuhr sie mit größerer Sicherheit fort. Sie be gann die Situation drollig zu finden. „Das glaubt na- birlich jeder Mensch von sich, obwohl es keiner zugesteht." „Sie scheinen die Tugend, die sich Bescheidenheit »ennt, nicht zu kennen." Der Doktor war offenbar be lustigt. „Tugend? Das ist doch wohl eine kleine Unwahr- heii - Sie lächelte und der Doktor sah sie nun fast tnter- Gert an. „Sie sind mir mal ein Rechtsverdreher!" „Ich mag die Bescheidenheit nicht, wenigstens nicht °ie, von der man so oft Proben hat." Unerschrocken be gegnete sie nun seinem Blick. Er hatte einen ganz neuen Ausdruck in den Augen und sie war ordentlich stolz, weil es ihr gelungen war, solch einen alten Philister zu verblüffen. „Wenn man weiß, daß man intelligent ist, warum soll man dann nicht auch davon sprechen dürfen, ganz so, wie man von eines anderen Intelligenz spricht?" „Da haben Sie eigentlich recht. Warum soll man sich leibst berabsetzen, meinen Sie?" Sie nickte. „Nun ja!" sagte er. „Soll ich von den Unruhen auf der Balkanhalbinsek esen?" fragte sie daraus geschäftsmäßig und setzte sich iurecht. „Ja, nehmen Sie alles Politische." ,, Agneta laS vor. Sie hatte eine tiefe, klare, sympathk- 'We Stimme. Und sie las vorzüglich. „Mögen Sie Politisches?^ sragt« er, alS st« fertig .Nein!" antwortet« st« bestimmt und lächelte. „Warum nichts „Ja, das weiß ich selbst nicht, aber ich interessiere mich absolut nicht dafür." „Sie drücken sich sehr kaiegorisch aus." Er steckte sich seine Pfeife an. „Lesen Di« nun ein paar Neuigkeiten aus der Stadt!" sagte er. Und sie las Ernennungen u. dergl. mehr. Als Agneta mit den Zeitungen fertig war, reichte der Doktor ihr ein Buch in schwarzem Ledereinband. Es War ein französisches, wissenschaftliches, geologisches Werk. Sie fand es zwar nicht sehr unterhaltend, begann aber unerschrocken, las deutlich und mit schöner Aussprache. „Sie lesen Geologie wie «inen Roman," sagte der Doktor plötzlich. Sie suhr aus und sah ihn an: «r betrachtete sie, un- ergründlich wie eine Sphinx, und das unwiderstehliche Verlangen überkam sie, eine ander« Miene bet ihm zu sehen. „Ja, ich finde, es ist auch wie ein Roman." „Sie haben wirklich Ihre höchsteigenen Gesichts- punkte und lieben es, Ihre Umgebung zu verblüffen." „Nein," sagte Agneta und errötete leicht. „Ich meine nur, die ganze Entwicklung der Erde ist wie ein Roman." „Und jeder Gelehrte vielleicht ein Romanschrift steller?" „Ja, beinahe. Wenigstens di«, die etwas Neues fanden." „Wiffenschast ist Logik." „Logik enthält aber auch einen gewissen Grad Phan tasie." „Meinen Sie?" „Ja, denn um logisch zu sein, muß man zusammen stellen, vergleichen, hinzudenken können, und das, meine ich, ist Phantasie/ „Ich weiß nicht," sie lächelte, „aber es könnte Wohl passieren, daß ein anderer Gelehrter — einer, der noch strenger ist — eines Tages auftrttt und behauptet, das hier s«t di« ?«in« Dichtung." Nun lachte der Doktor. Sie war wirklich amüsaiu Und sah so unerhört kindlich aus, wie sie da saß. Aber Frau Julia, die in diesem Augenblick aus dem Eßzimmer kam, fand sie durchaus nicht amüsant. Sie blickte von einem zum anderen. Wie gelang es nur dieser kleinen Person, den Doktor zum Lachen zu bringen? Das geschah wirklich nicht alle Tage. „D^" Frühstück ist bereit," sagte sie kurz. „Es ist ein Uhr? „Schon eins?" fragte der Doktor. „Ja-" „Wie schnell die Zeit vergangen ist! - Das ist Fräu lein Reif," stellte er dann vor, „und hier ist meuie Schwester, Frau Baronin Bencken." Agneta stand auf und verbeugte sich. „Also morgen um elf Uhr," verabschiedete er sich von ihr. Sein Ton klang wieder mürrisch. Agneta legte das Buch aus den Tisch und ging hin aus. Sie fand, daß die Baronin ein böses Gesicht habe. Da sah der Doktor doch gütiger aus, viel gütiger. Vor der Tür begegneten ihr zwei Leutnants in Uniform. Der eine von ihnen drehte sich um und sah ihr nach. „Verflucht hübsche Krabbe," sagte er zu seinem Ge fährten. „Ich sah sie mir nicht an," erwiderte Axel Bencken. „Da hast du etwas versäumt," meinte Leutnant Brenntng. „Wohnt sie hier tm Hause?" „Wie soll ich das wissen, wenn ich sie nicht einmal sah?" antwortete Axel ungeduldig. „So leb' denn wohl. Bis auf Nachmittag. Es ist doch auch sicher?" fragte er. „Das Geld? Ja, auf Ehrenwort," antwortete Axel. „Also sagen wir im „Du Nord", nicht wahr?" Gustas hatte es sehr eilig. „Ja, um sechs Uhr," erwiderte Axel, indem er durch die Tür verschwand. (Fortsetzung solgt.)