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Die Mielzinssteuer im Wohnungs nöex. Die Pressestelle des Verbandes der Sächsischen Grund- und Hausbesitzervereine schreibt: Das Statistische Reichsamt, Abtei lung III Sozialstatistik, teilt mit, daß es die sogenannte Reichs indexziffer für Wohnungsausgaben auf der Grundlage der Real miete und der Hauszinssteuer berechnet, ohne zwischen diesen beiden Leistungen des Mieters die im Sinne der Gesamtmeß zahl notwendige Trennung vorzunehmen. Dieses Verfahren er scheint nicht haltbar; denn es muß den Eindruck erwecken, als ob die unmittelbaren Wohnungsausgaben der Bevölkerung gegen über der Vorkriegszeit erheblich gestiegen wären. So stellt sich die Wohnungsmeßzifser des Statistischen Reichsamtes denn auch seit längerer Zeit auf mehr als 125 Einheiten. In Wirklichkeit sind aber die Ausgaben für Wohnung und Unterkunft gegenüber dem Vorkriegsstand erheblich zurückgegangen, wie es sich ja auch aus dem gegenwärtig im Reichsdurchschnitt auf 70 Prozent der gesetzlichen Miete normierten Betrag ergibt, den der Hauseigen tümer als Miete erhält. Die Mielzinssteuer stellt eine indirekte Einkommens- oder Vermögensabgabe dar, die nur von Lenen erhoben wird die nach Ansicht der Steuerbehörden zu ihrer Leistung in der Lage sind. Sie dürfte demnach statistisch auch nicht anders behandelt werden rvie die übrigen öffentlichen Ab gaben, die bei Festsetzung der Reichsindexziffer für die Lebens haltungskosten nach Maßgabe der Mitteilungen des Statistischen Reichsamtes über die Reform der Reichsindexziffer im 5. Heft des 5. Jahrgangs 1925 der Zeitschrift .Wirtschaft und Statistik" nicht in Erscheinung treten. Die durch die statistische Sonder behandlung der Mietzinssteuer erfolgende, zu irrtümlichen Schlüßen Anlaß gebende künstliche Hinaufschraubung der Ge- samtmeßzahl der Lebenshaltungskosten kann schwerlich im In teresse breitester Bevölkerungskreise und vor allem der Wirt schaft liegen. Aus aller Well. 22 November 1928 * Vater und Sohn in der Elbe ertrunken. Zwei Altenwerder Fischer, Vater und Sohn, die beim Fischen auf der Elbe vom Sturm überrascht wurden, sind er trunken. Die Leiche des Sohnes ist bereits geborgen worden. * Die Ueberschwemmungen in der Eiderniederung. Wie bisher festgestellt werden konnte, haben die Eider deiche bei der Sturmflut am Sonnabend an vielen Stellen dem starken Anprall der Wogen nicht stand halten können. Besonders groß sind die Schäden und Deichbrüche in dem Eidergebiet zwischen Sorgemün dung und Rendburg; an etwa 14 Stellen sind hier die Deiche gebrochen, zum Teil auf 60 bis 70 Meter Breite, Wie viel Hektar Land unter Wasser gesetzt worden sind, läßt sich noch nicht übersehen. Jedenfalls hat aber auch diese Sturmflut bewiesen, daß die Regulierung der Eider eine unbedingte Notwendigkeit ist. * 18 Wohnhäuser und 8 Scheunen abgebrannt. In Schwaigern im Württembergischen Unterland brach ein Feuer aus, das mit rasender Geschwindigkeit um sich griff. Innerhalb zwei Stunden wurden 10 Wohn häuser und 8 Scheunen eingeüschert. 22 Familien sind ! obdachlos geworden. Der Eebäudeschaden wird auf 80 000 Mark geschätzt. Vieh und Mobiliar konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden; man vermutet Brandstiftung. * Ein blutiger Zwischenfall. In Wipperfürth kam ! es zu einem blutigen Zwischenfall. Mehrere junge Burschen, die von dem Landjäger Pflug wegen Ueber- tretung der Polizeistunde aus einer Wirtschaft heraus gewiesen wurden, bewarfen den Landjäger mit Steinen. Der wiederholten Aufforderung mit dem Steinwerfen aufzuhören, leisteten die Burschen keine Folge. Der Beamte gab daraufhin einen Schutz ab und traf dabei einen 20 Jahre alten Landwirt so unglücklich, daß dieser tot umsank. * Eine Vankierstochter betrügt ihren Vater um 208 808 Mark. Aus Freiburg in Schlesien wird ge meldet: Die Tochter des Bankiers Julius Waldmann. Marianne, die in dem Bankgeschäft ihres Vaters be schäftigt war, hat diesen durch falsche Eintragungen um rund 200 000 Mark geschädigt. Diese Veruntreu ungen haben das kleine Bankgeschäft so ruiniert, datz es Konkurs anmelden und schließen mutzte. Die Bücher Wolken und Sonnenschein. Roman von Emilie Sich«. 68) (Nachdruck »erboten.) Wie lebensvoll manche Frauen waren! Sie erwogen nicht immer, was erlaubt und was nicht erlaubt war, konn ten einen Diann alles vergessen lassen! Wenn Melitta so wäre! Aber sie war eben nicht so! — — Warum hatte er sie überhaupt geheiratet? Ja, damals, als er sie kennenlernte, gefiel ihm gerade ihre Differenz von den anderen Frauen und Mädchen, die er vorher gekannt hatte, da lebte er gerade in einer Krisis, war so vollge füttert von kleinen und großen Abenteuern, daß ihn Me littas kühles, mädchenhaft scheues Wesen außerordentlich anzog. Er hatte sie geliebt und bestimmt geglaubt, daß diese Liebe beständig sei und nun? War es möglich — — sie war verflogen wie eine seiner zahl losen Jugendtorheiten! — — Und das schlimmste, Me litta Ivar noch immer wie im Anfang; sie errötete heute ncch wie als junges Mädchen bei jedem Kuß von ihm, war immer gleich freundlich, machte ihm nie Vorwürfe — — — nur ihr Gesicht war oft so traurig und ihre Augen vom Weinen gerötet. Es könnte alles anders sein, wenn Melitta verstünde, ihn zu fesseln, wenn sie den un widerstehlichen Reiz anderer Frauen hätte! Dann würde er sich in ihrer Gesellschaft nicht so zu Tode langweilen, wäre auch nicht der ständigen Gefahr ausgesetzt, bei anderen Frauen zu suchen, was er an ihr vermißte. Sollte es wirklich keine Möglichkeit geben, diesen unbehaglichen Verhältnissen zu entfliehen? Mußte er ein fach hierbleiben bei seiner Frau, deren trauriges Gesicht, deren Tränen ihn aus dem Hause trieben ? — Und auch oer anderen sollte er nicht entfliehen können, jener weichen, schmeichelnden Katze, vor der er sich fürchtete, weil er wußte, daß er ihren Bitten gegenüber willenlos war, daß sie den letzten Pfennig von ihm nehmen konnte, und von der er sich doch beim besten Willen nicht lossagen konnte? — — — Herrgott, war das ein Leben! Ihm ekelte davor! Gerhard stand auf, durchmaß mit langen wurden beschlagnahmt. Marianne Waldmann, die geflüchtet war, konnte in Zirlau verhaftet werden. Sie wurde in das Polizeigefängnis Freiburg eingeliefert. * Gedächtnisfeier in Schuberts Sterbezimmer. Am Montag nachmittag 3 Uhr, zu der Stunde, da Schubert vor 100 Jahren starb, fand in seinem Sterbezimmer eine vom Schubertbund gemeinsam mit dem Männer gesangverein veranstaltete Gedächtnisfeier statt. Vurg- schauspieler Reimers sprach die Eedächtnisworte, die seinerzeit der Freund Schuberts, Franz Schober, dem Toten gewidmet hatte. Auch zwei Quartette wurden zur Ausführung gebracht. An diese Feier schloß sich in Gegenwart einer großen Menschenmenge eine Kund gebung vor dem Wohnhaus Schuberts an. Die beiden Vereine brachten mehrere Chöre Schuberts zum Vor trag. In der Lichtentaler Kirche, an der Schubert als Regens Chori gewirkt hatte, wurde eine Messe von Schubert aufgeführt. * Schiffsuntergang auf dem Züricher See. — Sechs Personen ertrunken. Wie erst jetzt bekannt wird, geriet am Sonntag nachmittag auf dem Züricher See ein Frachtschiff in einen schweren Sturm und ging unter. Während sich der Schiffsführer retten konnte, sind sechs Personen ertrunken. Die Leichen konnten bis jetzt noch nicht geborgen werden. * Ein Auto in eine Schlucht gestürzt. In der Nähe von Grenoble stürzte ein mit fünf Personen besetztes Auto in eine acht Meter tiefe Schlucht, durch die ein Ge birgsbach fließt. Zwei Insassen ertranken, die drei anderen konnten gerettet werden. Versammlungen und Kongresse. Der Ev.-kuth. Landesschulverein für einen Staats vertrag und für Schulfrieden durch Schulfreiheit! Der Ev.-luth. Landesschulverein für Sachsen hat auf seiner diesjährigen Haupttagung Anfang d. M. in Chemnitz in nachfolgenden Entschließungen zur kirchen- und schul politischen Lage Stellung genommen: „Der gegenwärtig religiös-neutrale Staat kann noch immer nicht durch ein gerechtes Reichsschulgesetz der Kirche und dem christ lichen Elternhause die Sicherung der christlichen Erzieh ung in einer Schule mit Bibel, Katechismus und Ge sangbuch verbürgen. Wir sind vielmehr noch immer von der wechselnden Parlamentsmehrheit abhängig. Darum fordert der Ev.-luth. Landesschulverein für Sachsen einen zwischen Kirche und Staat auf der Grund lage der Gleichberechtigung der Konfession zu schließen den Staatsvertrag." „Noch haben wir kein Reichs- schulgesetz. Eine wesentliche Zusage der Neichs- verfassung ist noch immer nicht verwirklicht! Darum fordern wir für Sachsen freie Schulen öffentlichen Rechtes mit einheitlichem Lehrer-Kollegium. Darüber hinaus rufen wir ohne Unterlaß: Gebt dem christ lichen Hause durch Reichsschulgesetz den ersehnten Schul frieden!" Deutsche Lehrerversammlung. In der Pfingstwoche nächsten Jahres wird die Allgemeine deutsche Lehrer versammlung in Dresden zu einer Tagung zusammen treten. In Dresden wurde vor 80 Jahren, im Jahre 1848, der deutsche Lehrcrverein gegründet. Auf der Tagung werden zur Verhandlung stehen: „Die Schule im Dienste der Volks- und Völkerversöhnung" und „Schule und Wirtschaft". Es wird mit einer Teilnehmer zahl von 8000 bis 10 000 gerechnet. Aus öem Gerichtssaal. k Nachklänge zum Mordprozetz Böhme. Ende Mai 1926 wurde bekanntlich der in Großröhrsdorf, Amts- hauptmannsch. Pirna wohnhafte Sanitütsrat Dr. Justus Robert Böhme unter dem dringenden Verdacht festge nommen, vor zehn Jahren, am 22. September 1916 ge legentlich eines Jagdganges seine dritte Frau Anna Böhme verw. gewesene Trips geb. Landrock vorsätzlich erschossen zu haben. Dieser angebliche Jagdunfall war schon damals Gegenstand eines kriegsgerichtlichen Ver fahrens gewesen, das mit der Einstellung endete. Sani tätsrat Dr. Böhme, ein Bruder des früheren konserva- Schritten einmal das Zimmer. Dann griff er nach der schwergoldenen Uhr, die er ohne Kette in der Tasche trug schon drei Uhr! Und er hatte noch nicht einmal Toilette gemacht, viel weniger etwas gegessen, wie wollte er sich bei Melitta entschuldigen? Sollte er wieder zu Bett gehen und versuchen, zu schlafen? Aber es war so kalt und ungemütlich hier oben und dann fühlte er auch Hunger. Er trat ans Fenster, schaute auf die tief liegende Straße hinab. Das Auto des alten Herrn hielt noch immer vor dem Hause, nun gingen die Eltern darauf zu und — Gott sei Dank! — Melitta mit Anita und Leone waren auch dabei. Er wurde plötzlich lebendig, schlüpfte rasch in die eleganten Lackstiefel und verließ die Stube, um die versäumte Mahlzeit einzuholen. Neunundzwanzig st es Kapitel. Die kleine Anita war an den Masern erkrankt und Leone, die nach der Hochzeit gleich wieder heimgehen wollte, gab Melittas Bitten nach und blieb noch einige Zeit in Frankfurt. Ende Januar war ein Kostümball in der Villa von Herrn Ferdinand Eißner und selbstver ständlich war auch Gerhard mit Melitta und Leone ge laden, da aber Anita noch nicht gesund war, wurde ab gelehnt. Sonst ging in der Villa Ellinger alles seinen gewohnten Gang. Gerhard war abends ost nicht daheim; wenn es aber einmal der Fall war, war er so zärtlich und aufmerksam gegen seine Frau, als sei eE der denkbar beste Ehemann. Melittas sonst immer blasses Gesicht zeigte dann immer eine frische Röte und sie konnte so herzlich lachen und fröhlich sein, daß sich Leone oft wunderte und nicht begreifen konnte, wie die bleiche, nervöse junge Frau, die immer über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit klagte, und die heitere, scherzende Melitta ein und dieselbe sein konnten. Auch aus Gerhard wurde Leone nicht klug. Wenn er abends, wie er sagte, in den Klub ging und sehr spät nach Hause kam, wurden am Tage darauf von einem der besten Blumengeschäfte gewöhnlich Blumen für Melitta gebracht und jedesmal war eine Karte mit einigen zärt lichen Worten dabei, oder er kam unerwartet nach Hause, tiven Landtagsabgeordneten Böhme, bestritt von An fang an den Tod seiner dritten Frau weder fahrlässig noch vorsätzlich verschuldet zu haben. Er will seinerzeit auf geöffnete Schnürsenkel getreten, und dadurch ge stolpert sein, wobei sich das entsicherte Gewehr ent laden habe. Die ganze Schrotladung war der neben ihm herschreitenden Frau in den Kopf gedrungen, was zu derem sofortigen Tode führte. Dieser Jagdunfall kam nie zur Ruhe. Gerüchte aller Art tauchten auf. Die Angelegenheit wurde schließlich nach fast 10 Jahren erneut wieder aufgerollt, so daß gegen Sanitätsrat Dr. Böhme ein Strafverfahren wegen Mordes einge leitet wurde. Am 8. Oktober 1926 beschäftigte sich das Schwurgericht Dresden in fünftägiger Sitzung damit. Dieser Mordprozeß erregte das lebhafteste Interesse. Selbst die Auslandspresse berichtete eingehend über den Verlauf der umfangreichen Hauptverhandlung. Sanitätsrat Dr. Böhme wurde weder verurteilt noch freigesprochen. Das Schwurgericht erkannte auf Ein stellung des Verfahrens. Der Vertreter der Anklage Staatsanwalt Hartmann hatte, da der Indizienbeweis nicht als voll geglückt anzusehen war, keinen Antrag auf Bestrafung wegen Mordes gestellt, sondern die Ent scheidung dem Ermessen des Schwurgerichts überlassen. Justizrat Dr. Knoll, der Verteidiger des wegen Eatten- mordes angeklagten Sanitätsrates plädierte auf Frei sprechung. Neben dem strafgerechtlichen Verfahren lief aber noch ein Zivilprozeß, der von den Erben der er schossenen dritten Frau angestrengt worden war. Letztere besaß als Witwe eines verstorbenen Möbel fabrikanten Trips ein sehr beträchtliches Vermögen. Die erhobene Zivilklage bezweckte den Sanitätsrat Dr. Böhme für erbunwürdig zu erklären und demgemäß auf Herausgabe des Besitztums seiner einstigen dritten Frau zu verurteilen. Bereits nach dem Tode der selben war ein solcher Zivilprozeß eingeleitet worden, der aber mit Abweisung dieser Klage endete. Auch der neue Zivilprozeß mit dem gleichen Ziele, der anläßlich des erneuten strafgerichtlichen Verfahrens wiederum angestrengt worden war, endete mit Abweisung der Klage seitens der 1. Zivilkammer des Landgerichts Dresden. Die Erben respektiv die Klagepartei, ver treten durch den Kaufmann Georg Landrock, einem Bruder der erschossenen dritten Frau fochten das Urteil des Landgerichts mit der Berufung an. Der 2. Zivil senat des sächsischen Oberlandesgerichts ordnete einen Lokaltermin an, der wohl einige geänderte respektiv er weiterte Zeugenaussagen als in der Schwurgerichts verhandlung erbrachte, die aber das im Strafverfahren auf Einstellung lautende Urteil nicht zu erschüttern ver mochten. Die Zivilklage Landrocks, die sich u. a. auf arglistische Täuschung mit stützt, unter der überhaupt jene eheliche Verbindung und die dann erfolgte Unter zeichnung des Testaments zustande gekommen sei, wurde auch in der Berufungsinstanz vom Oberlandesgericht kostenpflichtig abgewiesen. Gegen diese im Januar d. I. ergangene anderweite Entscheidung wurde vom Rechts mittel der Revision Gebrauch gemacht. Am gestrigen Montag von vormittags 9 Uhr ab hat sich nunmehr noch der 4. Zivilsenat des Reichsgerichts als höchste gericht liche Instanz mit dieser Angelegenheit, dem Geheim nis von Großröhrsdorf zu befassen gehabt. Der Bruder der Verstorbenen, Kaufmann Johann Landrock in Dres den-Neustadt, hatte gefordert, daß der Sanilätsrat als erbunwürdig erklärt werden müsse. Dieses Verlangen wurde vom Landgericht Dresden und vom Oberlandes gericht Dresden abgewiesen und der 4. Zivilsenat des Reichsgerichts hat nun die von Landrock gegen diese letzte Entscheidung eingelegte Revision ebenfalls zu- rückgcwiesen. * Verurteilung eines ungetreuen Bürgermeisters. Das Gemeinsame Schöffengericht Bautzen verurteilte den Bürgermeister Otto Jurdzik aus Rascha bei Bautzen wegen Amtsunterschlagung und unrichtiger Buchführung in Tateinheit mit schwerer Urkundenfälschung zu neun Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust. Der Verurteilte hat etwa 6000 M. Gemeindegelder unter schlagen. nahm Melitta mit in die Stadt, kaufte ihr ein neues Kleid, einen Hut oder dergleichen, und die junge Frau ließ sich durch das oberflächlich aufmerksame Wesen ihres Mannes beruhigen. Der Februar kam und brachte milde Tage wie im Frühling. Im Wintergarten der Villa Ellinger blühten Veilchen und Maiblumen und im Garten kamen die bunt- farbigen Blüten der Krokusse zwischen den grünen Büschen der Tulpen und Narzissen hervor. Herr Hermann Ellinger war an der Grippe erkrankt und für einige Zeit schien es, als wolle sich Lungenent zündung dazugesellen. Der alte Herr hustete stark und hatte hohes Fieber, aber die milden Tage des Vorfrüh lings brachten eine Besserung seines Zustandes. Gerhard war während der Krankheit seines Vaters sehr besorgt um ihn, er besuchte ibn jeden Tag, saß abends ost stundenlang bei ihm und erzählte ihm mit Eifer vom Gang des Geschäftes. Das hörte der alte Herr am liebsten. Es ging nicht sehr schnell, Gerhard mußte wochenlang Geduld haben, aber eines Tages dankte er mit zitternder Stimme und mit vielen heiligen Ver- sprechungen dem Vater. Herr Hermann Ellinger war zum zweitenmal für einen hohen Betrag gutgestanden! Gerhard war mit einem Schlag monatelanger schwerer Sorgen enthoben! Er war so glücklich, küßte die Mutter wiederholt, während sie ihn bis zu der Freitreppe be- gleitete; als er im Auto saß, schwenkte er noch einmal übermütig seinen Hut und die alte Dame lächelte vergnügt. Auf der Fahrt nach der Fabrik kam Gerhard an einem der bekannten Blumengeschäfte vorbei. Er ließ halten, betrat den Laden und forderte einen Strauß prächtiger rosaroter Rosen für Melitta. Nachdenklich hielt er eine der zarten Blüten, in deren Kelch Wassertropfen wie Dia- manten glänzten sollte er ? Da aber fiel ihm ein, was er dem Vater kurz vorher so heilig versprochen hatte. . (Fortsetzung wlgt.)