Volltext Seite (XML)
v°» 5c^u(^i vr»»«LLMiwiL»oun»v<lir«<>Li?»^s os^a «ci§7Lk.vei!i>^u Einen Augenblick saß Tobias völlig regungslos da, dann aber sprang er auf: „Und der Onkel glaubt, daß ich daraus eingehe, daß ich darauf eingehen kann? Bin ich denn ein Verbrecher, der sich in eine Garnison versetzen läßt, in der es außer dem Nachtwächter überhaupt keinen Zivilsten gibt und in der die Laternen nur an Sonn» und Feiertagen sn- gebrannt werden? Ich soll mich in eine noch kleinere Gar nison versetzen lassen? Ja, gibt es die denn überhaupt^ Und plötzlich sein Mariechen ansehend, die keinen Blick von ihm abwandte und die schon deshalb voller Spannung an seinen Lippen hing, weil das Wort „Abschied" gefallen wat, rief er ihr jetzt zu: „Dahin soll ich mit dir, o du GelieLt«. ziehen? In die Gegend, wo nicht einmal die Orangen blühen? Ich denke ja gar nicht daran, da soll der Mann ge trost sein Geld behalten. Haben meine Lieferanten und sie Kaufleute so lange mit Engelsgeduld gewartet, da warten dk auch noch länger." „Aber einmal müssen die Schulden doch bezahlt werden," »yahnle Aritz von Ziegeldach, „jetzt ist die Gelegendett gün- Mg, greff zu, Gustav, schluck die bittere Pille htaunE, und MMN SS gar nicht anders geht, dann ziehe den bmstm Rsck aus. Dein Ontel will dir behilflich sein, dir eine neue Po sition zu verschaffen, er hat ausgedehnte Fabriken, in denen sich unschwer eine Tätigkeit für dich finden läßt." „Und dazu rätst du mir, Fritze, du, mein bester Freund?" meinte Tobias ganz entsetzt, und sich auf die Brust schlagend, fuhr er fort: „Was verlangt ihr da von mir? Ich soll den bunten Rock ausziehen, den ich seit Jahren in Ehren trage, diesen Rock, den ich auch jetzt anhabe? Ach so," verbesserte er sich, nachdem er an sich herunter gesehen und bemerkt hatte, daß er eine dünne Zioilhausjacke trug, „ich meine na türlich nicht diesen Rock, sondern den, der nebenan in mei nem Schlafzimmer hängt. Und den soll ich nicht mehr an ziehen? Den ioll ich für einen Taler acht Groschen ver kaufen oder ihn womöglich den Motten als Schlangenfraß überlassen? Und soll zum Ueberfluß auch noch bei dem Onkel Kommis oder sonst was werden, um mir bei jeder un passenden Gelegenheit von dem vorhalten zu lassen, wieviel ich ihm verdanke und daß ich ohne seine Hilse gänzlich unter den Schlitten geraten wäre? Nee, Fritze, das Geschäft ist nicht zu machen, lieber schieße ich mich tot." Unwillkürlich schrie Mariechen vor Angst laut auf und klammerte sich an ihren Tobias: „Gustav, schwöre es mir, daß du das nicht tun wirst, weder jetzt noch später, was sollte ich wohl auf der Welt ohne dich?" Und auch Ziegelbach rief dem Freunde zu: „UeberlegS dir, was du da sagst, auch im Scherz darfst du nicht so etwa» sagen." „Es war aber ganz ernsthaft gemeint," verteidigte To bias sich, bis er dann, um die beiden zu beruhigen, hinzu» sctzte: „Habt keine Angst, heute oder morgen schieße ich noch nicht, denn vorläufig bin ich zum Sterben noch zu dick. So, wie ich hier stehe, gehe ich ja gar nicht in einen Sarg hin ein, und ich kann mich doch nicht in zweien begraben lassen. Was würde das für ein Aufsehen machen? Da liefen hier ja die Menschen aus der ganzen Welt zusammen: Ein Toter und zwei Särge. Nein, seid unbesorgt, ich bleibe schon noch am Leben, aber ehe ich in die Verbannung gehe oder bei dem Onkel Ladenschwung werde, eher ja, was eher? So viel weiß ich nur, berappen muß der Onkel, die FreM gönne ich ihm. Das soll seins Strafe dafür sein, daß ir überhaupt Bedingungen stellt. Dann aber " In tiefem Nachdenken saß er da, bis er sich auf einen Stuhl niederfallen ließ und, das Gesicht in den Händen be grabend, vor sich hinbrütete, während Ziegelbach und Ma riechen voller Teilnahme, aber auch voller Spannung auf ihn blickten. Die wußten ja beide, was ihn im stillen be schäftigte. Es galt für ihn, sich darein zu finden, daß es nun aus war mit der Leutnantsherrlichkeit. Eine große militä rische Zukunft würde der Oberst ihm auf Befragen des On kels sicher nicht verkünden. Und wenn er nicht in eine . kleine Garnison wollte, aber trotzdem den Kommerzienrat bezahlen ließ, dann blieb ihm ja nichts anderes übrig, als den bunten Rock auszuziehen. Und was dann? Für Mariechen war die Frage gelöst, nickt aber für Ziegelbach und erst recht nicht für Tobias. Der saß da und zermartete sich sein Gehirn, bis es dann endlich anfing, in seinem Schädel hell und immer Heller zu werden, bis er schließlich die Hände von seinem Gesicht nahm und das Mariechen mit immer verklärter werdenden Augen ansah. Das Mädel war weiß Gott gar nicht so dumm, wie es ihm kürzlich erschienen war. Im Gegenteil, das war so gar sehr schlau, und so fragte er denn jetzt: „Sag' mal, Ma- riechen, war das wirklich dein Ernst, als du mir erzähltest, es gäbe auf der Welt nur einen Menschen, den du gern heiraten möchtest, und das wäre ich?" , . , . Was, du willst das Mariechen doch nicht etwa heiraten? wollte Ziegeldach fragen. Auf die Lösung war er nicht vor- bereitet, obgleich ihm das Mariechen sehr gut gefiel und er sich offen eingestand, daß er sich von der ein ganz falsches Bild gemacht hatte. -Trotzdem wollte er dem Freunde zu- rufen: „Ueberlege dir noch einmal in aller Ruhe, was du da eben sagtest," aber Mariechen kam ihm zuvor. Mit einem Iubelschrei flog sie auf Tobias zu und schlang ihre Arme um seinen Hals, während sie mit glückseliger Stimme ausnef: „Gustav, sprichst du auch nicht im Scherz willst du mich wirklich heiraten?" .. „Natürlich will ich das," stimmt« er ihr bei, „und ich wäre doch ein Ochse, wenn ich es nicht moSte. Du bist jung, du bist hiibsch, wir haben uns lieb, Geld host du auch, ad«r du brauchst nicht zu befürchten, daß ich dich denvsyen n»hme. Aber wenn der Onkel berappt hat, dann werden wir beide dem schon beweisen, daß wir auch ohne ihn durch die Welt kommen. Wir ziehen von hier fort und wie du es wolltest, kaufst du dir ein Geschäft, natürlich eins, in dem auch ich mich wohlfühle, ein recht sauberes und appetitliches. Viel leicht eins, an dessen Schaufenstern mit großen, goldenen Buchstaben geschrieben steht: ff. prima Delikatessen, feinste Wmstwaren und prima Aufschnitt." „Und dann wirst du später dein bester Kunde und gehst nach deinem Tode nicht in drei Särge hinein," rief Ziegel dach fast wider Willen belustigt. Auch Mariechen lachte, aber mehr aus Freude über das ihr widerfahrene Glück als über seine Worte, dann aber meinte sie, zu Ziegelbach ge wandt: „Seien Sie unbesorgt, Herf Leutnant, ich morde schon dafür sorgen, daß mein Gustav eine anders Arbeit findet als nur die, sein bester Kunde zu sein. Ich werde schon das Passende kür uns finden." Otttzlläork-OLri1lL-8ü6, 14. Nov. 1928. Lrnst Qünrs! nsdsl Xinäsrn u. Lnksln. LPr äie uns beim HeiwAanA meiner lieben Oattin, unserer treusor^enäen Nutter nncl Grvssmutter, cier ?rau Usrtds Marv! Zeh. 8witk bewiesene Teilnahme sa^en wir hiermit allen MchMzstaW S ube, Kammer, Küche usw. Mitte des Ortes, wird von einzelnen Ehepaar gegen ähn liche zu tauschen gesucht. Werte Angebote an die Ge- schäftsstelle dss. Bl. erbeten. Sonnabend Aerkanf non Schweine- Fleisch Pfund von 1.— Mk. an WMis«) zum Kochen Pfd. 90 Pfg. zum Braten Pd. l.10 Mk bsu;l»la»t. Wurst Pfund 1.LO Mk. slzeder, Südstraße. GMWarm M Sonntag, den 18. n. Montag, de» 19. Won. zronr Isimn-^irr An beiden Tagen von nachm. 4 Uhr an die altbekannte feine Ball - Musik Küche und Keller bieten das allerbeste. Mute kutii-InnINN s« Mr«. Es ladet freundlichst ein Arthur Kania u. Iran. WwlM - MkWk ««», «?L «.»«, I.L«, I S« Mk SeMeltr Wen, WarrMro, vsmiiMrs. SMiia-, Mm-, MWMtei- MM». SrMtr Lmmergaraiwren «. vrLen u. v. a. Hefte sowie Lieferung sämtlicher Moden- Handarbeits- u. illustrierter Zeitschriften empfiehlt VuWlAllllg Hem. MH le. Vorrmrvix«: Gasthof zum Kirsch Sonntag und Montag Kimchi«». KimM. Orts u. Lurxerversm Ottenckork-Okrilla RAUM - 15. >ov. »benä» 8 lldr im Oastdvt ram Hirse k. Tagesordnung: Berichte. Wahlen. Gemeinde- u. Verkehrsangelegenheiten Son stiges. Allseitigen Besuch erbittet der Mo,sitzende. ZÄr- Zis -sn- uufer-er. rr. §L- fcAenAs ine -unfern Johannes La- Aonr- Aran ZLr.tr.n3 HL-6. Atsr-r^«^.. <9dtsn3orf-<9^i^tce, 14. Mx>v6r-. 1928. „Und ich werde mich als ein ausgezeichneter Kaufmann enipuppen," stimmte Tobias ihr bei. „Herr Hansen soll mir nicht umsonst gesagt haben, daß an mir ein äußerst tüchtiger Geschäftsmann verloren gegangen ist. Ich nehme die Kasse und die Buchführung unter mich. Soll und Haben, Aktiva und Passiva, einfache und doppelte Buchführung, Prokura und Wechseldiskont, über alles, was es gibt, bin ich schon heute unterrichtet, sogar über das Akkordicren mit den Gläubigern und über das Konkursmachen. Und wenn ich da erst meine theoretischen Kenntnisse in die Praxis über trage " „Dann müssen wir ja Millionäre werden," stimmte Ma riechen ihm fröhlich bei, um ihn dann zu bitten: „Nun aber sage mir noch einmal, daß du mich wirklich ganz bestimmt heiraten wirst." „Um dir das zu beweisen, werde ich dir sogar einen förm lichen Heirntsantrag machen," rief Tobias übermütig, „denn daß wir uns nur so heiraten, weil wir gewissermaßen schon oe-beirotet waren, das geht nicht. Ordnung muß sein, im Echchäst, aber auch in der Liebe, aber bevor ich dich um deine Hand bitte," und sich an den Freund wendend, meinte er setzi: „Hör' mal, Fritze, wenn zwei Menschen glücklich stzch, dann ist jeder dritte überflüssig. Ich will damit natür- tzch nicht sagen, daß du überflüssig bist, wohl aber, daß Mo» .-stU rn und ick sehr glücklich sind. Mochtest du da nicht mal draußen Nachsehen, ob es regnet, oder noch besser, tue mir dm Gefall-ri, Fritze, aebe nach Hause und schreibe gleich dem Onkel, daß ick den Abschied einreiche und daß er dos G'd stricken soll. Aber tue mir den Gefallen und erwähne nichts von Mariechen, sondern schreibe nur, das Weitere über meine Zukunft würde sich schon finden und ich würde mich später gern seiner Zusage erinnern, mich unter seine schützenden Fittiche zu nehmen. Daß der Fall nie eintreten wirb, braucht er heute ja noch nicht zu wissen. Nun aber gehe, Fritze, es ist schon sieben und der Tag ist bald zu Ende, und Moriecken und ich haben uns noch viel zu saaen." WortMnS Ml.) Der oberschlestsihe Wanderer Sei rvettem verdretwtstt Tageszeitung Vderschteftens erfolgreichstes Anzeigenblatt 500 unä 600 vom Das Qualitäts-Produkt 30 jähriger Erfahrung' Meck kiseker, llerwsckvrt.