Volltext Seite (XML)
Eine wilde Verbrecherjagd. 4VV Polizisten gegen zwei Raubmörder. 24. Oktober 1928 In Köln in der Riehlerstraße kam es am vergange nen Sonnabend zu einer aufregenden Ler brecherjagd. Die Kölner Kriminalpolizei hatte in Erfahrung gebracht, daß die Brüder Heidger und ein gewisser Karl Lindemann, die die Er mordung eines Polizeibeamten auf dem Gewissen haben, sich in einem Hause in der Riehlerstraße auf halten sollten. Die Kriminalpolizei entsandte sofort fünf Beamte, die das Haus umstellten, und es gelang ihnen, Lindemann zu verhaften. Zwischen den Brüdern Heidger und den Beamten entspann sich ein minutenlanges Feuergefecht, in dessen Verlauf ein Kriminalassistent tödlich verletzt wurde und ein anderer Beamter einen Beinschuß er hielt. Die drei gefährlichen Verbrecher Lindemann und die Brüder Heinrich und Hans Heidger aus Essen wurden wegen zahlreicher Verbrechen, darunter wegen schweren Raubes und Totschlags, verfolgt. Ins gesamt waren bereits 19 000 Mark Belohnung auf ihre Ergreifung ausgesetzt. Ueber die blutigen Vor gänge werden folgende Einzelheiten bekannt: Schwere Slraßenkämpfe. Am 2V. Oktober erhielt die Kölner Kriminalpolizei davon Kenntnis, daß die Verbrecher sich in einem Hause der Riehlerstratze eingemietet hatten. Obwohl die Ge fährlichkeit der Verbrecher bekannt war, wurden nur vier Kriminalbeamte und zwei Landjäger nach dem Hanse entsandt. Als die Verbrecher die Treppe her unterkamen und auf den Ruf: „Hände hoch!" zu den Waffen greifen wollten, schotz Kriminalassistent Vollmer und verletzte den einen Heidger, wie er meinte, schwer. Dessen Bruder wurde von zwei anderen Beamten über wältigt. Man nahm ihm eine Pistole mit 14 Schutz ab. Der dritte Verbrecher, Lindemann, verbarrika dierte sich in seinem Zimmer. Erst jetzt ging ein Be amter weg, um einen Schutzpanzer zu holen. Zwei an deren Beamten gelang es aber inzwischen, Lindemann festzunehmen. Vollmer und der Oberlandjäger Schmidt bestiegen mit den Brüdern Heidger ein Auto, in dem kurz nach der Abfahrt eine Schießerei entstand. Vollmer wurde durch zwei Herzschüsse getötet. Der Fahrer des Wagens hielt an. Der eine Heidger sprang ihm nach und holte ihn ein. Der andere Heidger sprang nun hinter Schmidt heraus, fand sich aber nach zwei Schrit ten wieder zum Wagen, nahm die Pistole Vollmers, gab zunächst einen Schreckschuß ab und traf dann Schmidt mit zwei weiteren Schüssen in den Mund und in die linke Lunge. Zahlreiche Menschen sammelten sich an. Ein Teil fiel über Schmidt, den man für einen Ver brecher hielt ein anderer Teil über den anderen Heid ger her. Die Tumultszenen in allen Einzelheiten zu über sehen, ist der Polizei noch immer nicht möglich. Fest steht jedenfalls, daß von den Heidgers mehrere Schüsse abgegeben wurden. Dabei bekam ein Kraftwagenführer einen Zufallsschuß ins Bein, ein anderer Fahrer einen Schuß in den Oberarm, als ihn die Heidgers anhielten und ihn zwingen wollten, sie zu fahren. Der Tumult endete damit, daß die Heidgers einen dritten Wagen anhielten, den Fahrer und die Insassen zwangen, aus zusteigen und mit dem Wagen in der Richtung nach Köln-Riehl in rasendem Tempo davonjagten: mehrere private Kraftwagen und ein Motorrad der Polizei folg ten, verloren aber die Flüchtenden aus den Augen. Etwa eine Stunde nach der Tat ließen sich die Ver brecher von einem Arzt in Uelz unter dem Vorwand ver binden, sie seien an einer Schlägerei beteiligt gewesen. Am Montag abend um 10 Uhr versuchten in der Riehlerstraße zwei jüngere Leute ein Motorrad zu steh len. Ein Polizeibeamter glaubte in ihnen die beiden Heidger zu erkennen und nahm ihre Verfolgung auf. Die Verbrecher begannen sofort zu schießen, konnten aber das Motorrad zur Flucht nicht benutzen, da dieses an geschlossen war. Der Beamte feuerte gleichfalls und lief den Fliehenden nach. Es kam zu einer erneuten Schie ßerei, an der sich auch ein Mann beteiligte, der auf sei nem Fahrrad die Verfolgung mit ausgenommen hatte. Der junge Radfahrer wurde durch zwei Schüsse in den Unterleib und Unterschenkel erheblich verletzt. Flucht und Verfolgung zogen sich darauf durch die Riehler straße hin. Hier stießen die Verbrecher auf einen dort halten den Wagen der Straßenbahnlinie 12, schwangen sich hinauf und zwangen mit vorgehaltencm Revolver Fah rer, Schaffner und Fahrgäste, den Wagen zu verlassen. Sie löschten sämtliche Lichter in dem Wagen aus und fuhren dem Zoologischen Garten zu. Fast alles hatte sich in wenigen Minuten abgespielt. Vier Minuten nachdem es benachrichtigt worden war, war das Ueber- fallkommando zur Stelle, das den Wagen anhielt. Aber die Banditen ergaben sich noch nicht. Sie verließen im schnellen Lauf den Wagen und eilten feuernd den An lagen zwischen dem ehemaligen Vergnügungspark und dem Nheinufer zu. Inzwischen hatte sich eine große Menge Neugieriger angesammelt, die die schwierige Aufgabe der Beamten in unnützer Weise erschwerte und sich ganz unnötig in Gefahr begab. Die ganzen An lagen wurden umzingelt, und von anderen Beamten wurden die Straßen, soweit es möglich war, von den Straßsngängern geräumt. Das Feuergefecht nahm jetzt an Hef tigkeit zu. » Der Jüngere der beiden Banditen wurde durch zwei Schüsse niedergestreckt und getötet. lWie es sich später hsrausstellte, war es Heinrich Heidger.) Der ältere Bruder ergriff nunmehr die Flucht wie ein Akrobat über das Eisengitter der Villa Zapf, die dem General direktor von Felten L Guillaume gehört. Diese Villa steht in einem Villenviertel, das nach dem Walde an grenzt. Die Villa wurde sofort umzingelt und unter sucht, aber es gelang nicht, den Verbrecher zu entdecken. So wurden das ganze Häuserviertel umstellt und Scheinwerfer und auch Sanitätswagen herangebracht, um zunächst einmal die verletzten Polizisten wegschaffen zu können. Mit den Scheinwerfern wurde das ganze Gelände durchsucht. Es entwickelte sich beinahe ein kriegerisches Bil ¬ det dieser nächtlichen Suche mit allerlei Geräten und kriegsmäßigen Hilfsmitteln. Man hatte Fackeln an gezündet, Barrikaden waren aufgetllrmt worden, die Nebenstraßen waren mit Volk und Wagen dicht ver stopft. Man ging nach einem regelrechten wohldurch dachten Kriegsplan vor und fand auch allerlei von dem Einbrecher, so eine Pistole, einen Koffer mit Einbrecherwerkzeug, falsche Autoschlüssel, falsche Aus weispapiere und allerlei anderes. So verging die Nacht bis Dienstag morgen, wo man noch einmal zu einer genauen Suche vorging und in allen den Villen jeden Winkel bis hinauf unter das Dach und hinunter bis in den Keller, jeden Garten bis in das letzte Gebüsch durchsuchte, aber nichts von dem Einbrecher fand sich. Er war spurlos verschwunden. Man hatte nicht angenommen, daß es ihm irgendwie gelingen könnte, die Sperrkette der Polizei zu durch dringen, und man setzte so die weiteren Durchforschun gen bis in die Mittagsstunden fort. In den Kämpfen seit Sonnabend sind sieben Be amte getroffen worden, davon einer tödlich. Wieviels Zivilpersonen Verletzungen davongetragen haben, hat sich bis jetzt noch nicht ermitteln lassen. Insgesamt sind 400 Mann Polizei gegen die beiden Verbrecher in der Nacht auf die Beins gebracht worden. Vis zum Dienstag in den späten Abendstunden lag noch keine Meldung vor, daß der Polizei die Verhaftung Johann Heidgers gelungen wäre. Die Suche nach Kei-ges. Das Befinden der Verletzten. Köln, 23. Oktober. Die Absperrung und Durch suchung des Häuserdreiecks zwischen dem Niehler Wall und dem Niederländer Ufer dauert fort. Spuren des geflüchteten Heidgers sind bis jetzt nicht gefunden wor den. Aus Stadt und Umgebung von Köln gehen der Kriminalpolizei viele Nachrichten zu, wonach man bald hier bald dort Heidger gesehen habe. Die Nachrichten, die alle geprüft werden, haben sich bisher nicht bestätigt. Von den beiden Passanten, die am Sonnabend von dem Heidger verwundet wurden, steht ein Kraftwagenführer in ambulanter ärztlicher Behandlung. Der Kaufmann Dorrweiler, der einen Oberschenkelschuß erhalten hat, befindet sich noch im Krankenhaus. Es geht ihm aber verhältnismäßig gut. Der am Sonnabend verletzte Landjäger Schmidt ist nunmehr außer Lebensgefahr. Bei dem am Montag getroffenen Oberwachtmeister Stommel besteht keine Lebensgefahr. Im Zustande des Gürtners Willi Peters, der am Montag einen Bauch schuß erhalten hat, ist leider noch keine Besserung ein getreten. Die ErrwRZe-Geheim-iplomatte. Seit langem gab es rein so unglückliches Produkt einer diplomatisch-literarischen Arbeit wie es das Weiß oder Blaubuch über das englisch-französische Flottenkom promiß ist. Die kürzlich in Paris und London veröffent lichte Aktensammlung glänzt durch Lücken, die nicht ein mal zu verschleiern sind. Und man wundert sich wie derum über die schrie unbegreifliche Leichtfertigkeit, mit der die Diplomatie der Westmächte die ganze Ange legenheit behandelt hat. Die veröffentlichten Doku mente können auf keinen überzeugend wirken, der sie mehr oder minder aufmerksam liest. Man erfährt fast nichts, was man nicht schon vorher durch verschieden artige „Indiskretionen" gewußt hätte. Das Inter essanteste an der Dokumentenveröffentlichung ist das, was verheimlicht wurde. Die interessanteste Stelle der französischen Ver öffentlichung ist die Erläuterung des Quai d'Orsay, die den Einzelverhandlungen gewidmet ist, die der allge meinen prinzipiellen Verständigung folgten. Hier wird hervorgehoben, daß der Vertreter der französischen Re gierung bemüht gewesen sei, in den Verhandlungen über die Flottenabrüstung auch auf die Interessen der anderen Mächte Rücksicht zu nehmen, s!) Und nun wird hier überraschenderweise verkündet, daß nunmehr eine „Phase von Verhandlungen vertraulichen Charakters zwischen den Sachverständigen beider Länder" eingesetzt hat. Unter den Sachverständigen sind natürlich mili tärische Fachleute zu verstehen. Welcher Art diese „Verhandlungen vertraulichen Charakters" waren, welches ihr Inhalt war und welches ihre Ergebnisse — darüber herrscht im Blaubuch ein höchst verdächti ges Schweigen. Anscheinend glaubten Paris und London, hier über die Grenzen der Diplomatie hinaus zugehen und in das „Spezialgebiet" des Militärischen abzuschweifen. Aber das ganze Rüstungskompromiß ist doch eine unzertrennliche Mischung zwischen militäri schen und politischen Momenten. Nichts ist daher be zeichnender dafür, daß England und Frankreich das Wichtigste bei der Veröffentlichung verheimlicht haben. Es klingt daher wie ein Hohn, wenn der Stellver treter Chamberlains, Lord Cushendun, mit einer Zir- kulardepesche an die englischen Botschaften und Gesandt schaften im Auslande hervorhebt, daß England und Frankreich in der Frage der Land- und Seeabrüstung sich nur.deswegen Konzessionen (?) gemacht Hütten, um „den gedeihlichen Fortgang der Arbeiten des Ab rüstungsausschusses in Genf" sicherzustellen. Lord Cushendun hat oft bewiesen, daß er nicht über das Höchstmaß des Taktes verfügt, wie es in der englischen diplomatischen Tradition sonst liegt. Hier aber über schreiten die Plumpheit und die Scheinheiligkeit des englischen Staatsmannes die Grenzen des Zulässigen. Es kann doch nicht bestritten werden, daß das englisch französische „Kompromiß" der größte Schlag ist, der je gegen die Idee der Abrüstung geführt wurde. Und diese bis jetzt unbekannte Depesche Lord Cushenduns bekräftigt nur den allgemeinen höchst ungünstigen Ein druck, den das englisch-französische Abkommen in der ganzen Welt — von den Trabanten Frankreichs ab gesehen — hervorgerufen hat und der nach der Ver öffentlichung der Akten weiter besteht. Fortsetzung -er Flollen-Derhan-lungen zu einem späteren Zeitpunkt Landon, 24. Oktober. Die englisch-französischen Flottenverhandlungen sind, wie der in engerer Verbin dung mit der Regierung stehende diplomatische Korre spondent der „Morningpost" berichtet, noch nicht be endet. Von beiden Regierungen würden gegenwärtig die Antworten Amerikas, Italiens und Japans von dem Gesichtspunkt geprüft, ob die in ihnen enthaltenen Anregungen nutzbringend in weiteren Verhandlungen verwandt werden könnten. Direkte Besprechungen wer den zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausgenommen werden. Was die englische Zusage an Frankreich an langt, die Opposition gegen Nichteinbeziehung der aus gebildeten Reserven in die Landstreitkräfte aufzugeben, so bestätigt der Korrespondent, daß die englische Regie rung sich hieran gebunden erachte, dagegen der Ansicht sei, daß diese Zusage für eine spätere Regierung keine Verpflichtung darstelle. Parker GiSberr in Berlin. Vorverhandlungen mit der Neichsregierung. Berlin, 24. Oktober. Der Neparationsagent Par ker Gilbert ist heute früh von Brüssel kommend wieder in Berlin eingetroffen. Mit seiner Rückkehr dürfte die letzte Phase vor dem Beginn der Sachverständigenbe ratungen eröffnet werden. Wahrscheinlich noch im Lause des heutigen Tages, spätestens aber morgen wird sich Parker Gilbert mit den in Frage kommenden Behörden des Reiches in Verbindung setzen und über das Ergeb nis seiner Besprechungen Mitteilung machen. Die deutsche Regierung wird daun prüfen, ob sich ihre Wünsche hinsichtlich der Zusammensetzung der Sachverständigenkommission bezw. des Tagungsortes mit den in den alliierten Haupt städten geäußerten Vorschlägen in Einklang bringen lassen. Während man in London einer mehr nach wirt schaftlichen Gesichtspunkten zusammengestellten Kom mission das Wort geredet haben dürste, wird die fran zösische Regierung die Delegierung auch von beamteten Persönlichkeiten bei Parker Gilbert in Vorschlag tw bracht haben. Was den Vcrhandlungsort angeht, w ein Ort gewählt würde, der es für die verschiedenen dürfte es im Interesse aller Beteiligten liegen, wenn Sachverständigen unnötig machen würde, ständig Reisen zum Zwecke von Rückfragen zu unternehmen. Es würde trotz entgegenstehender anderer Bedenken vielleicht n'cht unerwünscht sein, wenn die f r a n z ö s i s ch e H a u p t- st a d t zum Tagungsort gewühlt würde, da sich sowohl die Reparationskommission und das deutsche Sachlieferungsbüro noch in Paris befinden. Die Reichsregierung wird prüfen, ob die diesem Vorschläge entgegenstehenden Bedenken nicht schwerwiegender sind, als die genannten Vorteile. Zu Sen Besprechungen Parker Gilberts in Brüssel. London,, 24. Oktober. Im Laufe der Brüsseler Besprechungen Parker Gilberts sind, wie der Brüsseler UMM im Mimn-UM in MW. Der Angeklagte Hußmann (Xl beim Lokal termin an der Moidstslle in Gladbeck. Korrespond len genann der geplant den. Die bc versichert, d die die geg tüerung au Ichen Äbkoi trächtigen wäre die bi genommene gische Regie ger als eir Ander« Regierung Mark ange satzungsbeh deutschen A zusetzen, da liarden Mc leien. Wie Londm Nalta stür Brauerei z getötet und bei dem Vc Kessel unte wurde das Wassen schU »or die doi Ticherheit z Arbeiter sir regung unt iainte oerfi Ein fr aus einer 5 g b g e st ü r 'In B Zum Dienst wurde. In R c ter Autr einen Gral ständig. S teils leichte Durch sind am Tr verletzt wo Rückkehr eii leit. Bei de: Ma) sind r «flugzeug hl len Jungen * Lieb« erschoß in ! «ebte und d dem Wege ?uf sie ab, lange Mani * Ein 5 drang in Breslau des ün Mann < Tischlampe vertretenden Darauf erg Woll 5g) Der B wollen wir nachher l Werner "agen?" Der Br °as ist unnl Vach Hause, v Der jui Braut: „M Vach einem ^schreckt au besehen, nui »Wir w ,, Werner wlchtert auf. . »Ihr m Zu gehl v"t dem Ar . Der V ^chwiegcrtm v Sonnenh Er nah vach dem L M. Als sn vch Leone zi Mann s sv'den führt 'vni der Va »Heute gute« S 'was zu sp Leone ß