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Kurze Mitteilungen. Gegenüber dem im Auslande verbreiteten Gerücht, wonach ein Attentat auf Burosf und Zankofs verübt worden sei, kann festgestellt werden, daß sich ein loiches Vorkommnis nicht ereignet hat. . Die Totenzahl des Unglücks in Monza hat Ich auf 23 erhöht. Am Sonntag veranstaltete der Verlag der Sport leitung Cyklista in Prag ein Radrennen, an dem 150 Radfahrer teilnahmen. Während des Rennens kam es zu zahlreichen Zusammenstößen und Stürzen, wobei licht weniger als acht Teilnehmer schwer und 15 leicht verletzt wurden. Am Sonntag ereigneten sich in den Vereinigten Äaaten an verschiedenen Plätzen fünf Flugzeug abstürze. Mfall des Vrennerschnellzuges v 39. Mninchen, 10. Sept. Der Brennerschnellzug v 39, bei fahrplanmäßig am Sonntag 6.15 Uhr in München Einlaufen sollte, ist am Sonnabend abend bei Trient Wit einem Güterwagen zusammengestoßen. Der Loko motivführer wurde schwer verletzt, zwei Güterwagen ge rieten in Brand. Das Feuer griff von der Lokomotive auch aus die ersten drei Wagen über. Die Fahrgäste konnten sich jedoch aus den brennenden Wagen retten. Todesopfer sind nicht zu beklagen, wohl aber zahlreiche Verletzte. Siebenter Allgemeiner Bankiertag. Kölln, 10. Sept. Die sachlichen Verhandlungen des Allgemeinen Deutschen Bankiertages nahmen heute vor- wittag in dem großen Saal des Messehofes ihren Anfang. Es stand zunächst das Thema „Die deutsche Finanzwirt- Ichaft zu Beginn des fünften Jahres 'des Dawesplans" jur Erörterung. Hierzu sprach zunächst Geheimer Rat Dr. Haaen. Darauf folgten Reden von Hans Fürsten berg und Dr. Eberstadt. Unangenehmes Erlebnis eines Berliners in der Schweiz. Basel, 10. September. Auf der Straße zwischen ^othenturm und Sattel im Kanton Schwyz geriet ein berliner Automobilist mit den Begleitern einer von btt Alp kommenden Viehherde in Streit. Die Hirten behaupteten, daß ihr Vieh beschädigt worden sei und Affen den Automobilisten tätlich an und schlugen auch auf die im Auto sitzende Dame ein. Im Handgemenge log der Automobilist einen Revolver und verletzte einen Hirten leicht. Der Berliner Automobilist wurde in Schwyz verhaftet. Schweres Unglück beim Autorennen in Monza. 19 Tote. Am Sonntag um 11,39 Uhr ereignete sich ans der Autorennbahn von Monza, wo das Rennen um den Ochsten grohen Preis von Europa stattfand, ein schreck- Aes Unglück. Der Rennfahrer Maserati fuhr aus Einer Kurve heraus und direkt in die Ehrentribüne. 19 Personen fanden dabei den Tod, unter ihnen Mase- kati selbst. Weitere fünf Personen wurden schwer ver- ketzt, 36 Personen leichter. Die Toten und Verletzten Wurden sofort in das Humbertspital gebracht. Zu dem furchtbaren Unglück auf der Todesbahn Monza werden nunmehr folgende Einzelheiten be kannt: Schon kurz vor dem Start der 22 Rennwagen Me das Rennen mit einem sehr schnellen Tempo ein. Dtt bekannte italienische Rennfahrer Maserati, der auf ^nem Talbot fuhr, mußte bereits in der zweiten Runde Anen Radwechsel vornehmen. Er konnte dann wieder Aholen und war bis zur 17. Runde, in der sich das kMliick ereignete, fünfter. In dieser Runde kamen Ar Rennwagen unmittelbar hintereinander in die Age Gerade vor der Tribüne eingebogen. Maserati Ar mit einer Geschwindigkeit von 180 Kilometern, ^tt dem Versuch Foresti auf Bugatti zu überholen ge- Wolken und Sonnenschein. Roman von Emilie Sich«. (Nachdruck verboten.) Leone hatte es in den ersten Tagen als schweres Opfer Einpfunden, unter den mehr oder weniger kranken Frauen Ü?d Mädchen zu leben, und sie dachte oft mit glühender Sehnsucht und Heimweh an Sonnenheim, an die drallen, rotwangigen Mädchen dort. Sie begriff, warum Melitta Ast allein hatte gehen wollen. Nach einiger Zeit wurde fertig mit ihrer unbehaglichen Stimmung; sie freute A, -ass sich Melitta sehr gut erholte und schon ziemlich genommen hatte. Die Wangen der jungen Frau waren lauge nicht mehr so blaß und sie war auch nicht mehr so ^kr mit Schlaflosigkeit gequält. Sie war sehr dankbar Aen Leone, Vie ihr in dieser Zeit alles ersetzen mußte. An Jranksurt kamen täglich Briefe, die oft nur von der "Einen Anita handelten, manchmal war auch eine Photo- ?äwhje des Kindes dabeü Dann weinte Melitta oft ^udenlang und Leone mußte alles aufbieten, sie zu be- Aigen, denn sie sollte sich ja nicht aufregen; manchmal Ah lachw Melitta über eine drollige Bemerkung in den liefen, küßte die Bilder der kleinen Anita. . Tie Frankfurter waren alle schon hier gewesen. Ger- Jrd kam gewöhnlich alle vierzehn Tage. Am kommenden Anntag wollte er wieder kommen und Anita mitbringen. Melitta brach das gegenseitige Schweigen: „Ich will nur sehen, ob mich Anita noch kennt." Leone fuhr aus ihren Gedanken auf und sagte: „Sie AK ein großes Mädel sein, wenn sie schon vier Zähn- Mn hat" Melittas Augen leuchteten: „O Leone, wie ich mich ""s den Sonntag freue." . Leone lächelte: „Dein Mann wird sich «ich freuen, enn du siehst schon wieder ganz gesund aus." i-i> »7^ kn» "uch gesund und kann nicht einsehen, warum " den ganzen Sommer über hierbleiben soll." »Schaden kann es dir nicht, Melitta, nnd wenn dein ia>m mit Anita hier ist, wird es dir auch besser gefallen." riet sein Wagen ins Schleudern und flog über ein drei Meter hohes Rasenband und einen Drahtzaun in die Zuschauermenge hinein, die in mehreren Reihen dicht gedrängt standen. Trotz dem schweren Unglück wurde das Rennen nicht unterbrochen. Es ereigneten sich dann noch zwei weitere Unfälle. Der französische Fahrer Bla- quesbelair fuhr mit voller Wucht gegen einen Markie rungsstein, wobei die rückwärtige Achse in Trümmer ging. Wie durch ein Wunder blieb der Fahrer unver letzt. Dann erlitt der Fahrer Borsachini einen Unfall. An dem Rennwagen platzte ein Reifen. Der Wagen schleuderte auf die Tribünen zu, konnte aber noch recht zeitig zum Halten gebracht werden. Trotz den Rufen „Genug" wurde das Rennen zu Ende geführt. Der Sieger Chiron auf Talbot erreichte eine Durchschnitts geschwindigkeit von 158 Kilometern. Aus aller Well. * Panik auf einem Ausflugsdampfer. Der Aus flugsdampfer Potsdam, der sich auf der Fahrt nach Potsdam befand, stieß in der Nähe der Pfaueninse! gegen eine Boje. Infolge der Erschütterung des Dämpfers entstand unter den Fahrgästen eine sehr große Aufregung. Der Dampfer ge riet unmittelbar darauf auf Grund. Aus die Hilfe rufe der Fahrgäste eilte ein anderer Dampfer herbei und-übernahm die Fahrgäste. Eine Frau erlitt bei dem j Uebersteigen auf den anderen Dampfer einen Bein- I bruch. Vom Ufer aus hatte man in der Annahme, daß der Dampfer dem Sinken nahe wäre, die Polizei alar miert. Auch der Polizeipräsident Zörgiebel, dem man einen Dampferzusammenstoß gemeldet hatte, erschien an der Unglücksstätte. Ferner waren die Berliner Feuer wehren mit mehreren Wagen und auch das Rettungs amt mit mehreren Rettungswagen nach Potsdam ge eilt. Die gesamten Hilfskräfte konnten bald wieder abrllckcn, nachdem sich die verhältnismäßige Harmlosig- , keit des Unfalles herausgestellt hatte. ! " Dampferzufammenftoß vor Blankenese. Nach : Beendigung des Feuerwerkes zum Schluß der Altonaer- Blankeneser Woche wurde auf der Elbe vor Blankenese der Dampfer Königin Luise der Ostlinie von einem anderen Dampfer, vermutlich einem englischen Kohlen dampfer, von Steuerbordseite hinter dem Radkasten ge rammt. Auf dem übervoll besetzten Dampfer Königin Luise entstand sofort eine große Panik. Viele Personen sprangen über Bord. Im Augenblick ist noch nicht be kannt, ob alle Passagiere gerettet werden konnten. Die Königin Luise wurde hinter dem Elbkurhaus Docken huden auf den Strand gesetzt. " Zusammenstoß des Fährschiffes Schwerin mit einem Frachtdampfer. Das Hochseefährschiff Schwerin, das auf der Strecke Warnemünde—Ejedser und zurück regelmäßig verkehrt, ist in der Nacht zum Sonntag kurz vor Gjedser von dem Frachtdampfer Liro gerammt wor den. Während das Fährschiff Schwerin nur oberhalb der Wasserlinie geringe Beschädigungen erhielt, wurde der Vordersteven des Frachtdampfers schwer beschädigt. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. * Grubenunglück in Östoberschlesien. In den Abendstunden des Sonnabends ereignete sich auf dem Ostfeld der Cleophasgrube bei Kattowitz ein schweres Grubenunglück. Durch einen außerordentlich starken Erdrutsch stürzte eine Strecke zusammen. Fünf Arbeiter wurden durch die herabfallenden Kohlen- und Gesteinsmassen verschüttet. Trotz der sofort einsetzenden Nettungsarbeiten konnten nur zwei der Verschütteten lebend geborgen werden. Da die Einstürze der Kohlen massen fortdauern und somit eine Wetterführung der Bergungsarbeiten unmöglich ist, hat man die Hoffnung auf die Rettung der drei noch im Schacht eingeschlosse nen Arbeiter aufgegeben. Ersenbahnunfall in Südtirol. Nach Berichten von Reisenden soll der Schnellzug v 39 bei Mattarella, zwischen Trient und Noverento, auf einen GLterzug aufgefahren sein. Fünf Reisende sollen ver letzt und drei Wagen verbrannt sein. Wie die Neichs- bahndirektion München auf Anfrage mitteilt, spricht für die Wahrscheinlichkeit, daß sich ein Unfall ereignet hat, die Tatsache, daß eine Reihe deutscher Reichsbahn wagen an dem Zuge gefehlt und durch italienische Wagen ersetzt waren. Eine offizielle Bestätigung durch die italienischen Bahnbehörden war nicht zu erlangen. Britisch-sränzösische Manöver auf deutschem Boden Mn Jahre nach Kriegsende! Nichts hätte dem Begehren der deutschen Delegation in Genf aus Räumung der Rheinland» mehr Nachdruck verleihen können, als die Tatsache, daß genau während der Tagung des Völkerbundes — dessen Ausgabe es doch sein soll, den Frieden der Welt zu sichern und die „Ge meinschaft der Nationen" herbeizuführen — in der Eifel, dem Gebiet zwilchen dem linken Moselufer und der bel gischen Grenze, Manöver der französischen und englischen Besatzungstruppen stattsinden. An diesen Manöver» nehmen ungefähr 50 000 Mann teil, was also der Hälfte der gesamten deutschen Heeresmacht entsprechen würde. Als 'Manövergelände wurde die Eifel ausgesucht, eine landschaftlich sehr schöne Gegend, die aber wirtschaftlich zu den ärmsten deutschen Gebieten gehört. Den kleinen Dörfern in der Eifel werden Quarticrlasten aufgcbürdet, die weit über die Tragfähigkeit des einzelnen und der Gemeinden hinausgehen. Es ist selbstverständlich, daß die Bevölkerung der von den Manövern betroffenen Ge biete dieser Kriegsspielerei mit sehr gemischten Gefühlen gegenübersteht. Unsere Aufnahme zeigt einen französischen Tank, um ringt von den Einwohnern des Ortes, die das unsym pathische Ungetüm betrachten, das die Ueberlegenheit der franco-britischen Militärmacht dartun soll. Zehn Jahre nach dem Krieg tummeln sich auf deutschem Boden noch die Sieger — obwohl Deutschland alle Vertrags bedingungen erfüllt hat und die Räumung der Rhein lande verlangen muß und kann, da schließlich der Ver trag von Versailles nicht nur einseitig Geltung für Deutschland besitzt. Fremde Truppen haben kein Recht mehr auf deutschen Boden. Melitta wurde rot und schwieg eine Weile, dann griff sie nach Leones Hand: „Leone, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, daß du mit mir gegangen bist, ich wäre sicher gestorben ganz allein hier oben." Leone lachte. Nach einer Weile fragte sie: „Nicht wahr, im Juli kommt dein Großvater?" „Ja! Er will warten, bis es wirklich warm ist." „Dann bist du daheim, Melitta, hast alle deine An gehörigen um dich." „Das schon, Leone, aber doch mag ich dich nicht gern gehen lassen; ich werde dich oft vermissen, aber ich darf dich nicht länger zurückhalten, habe schon zuviel Opfer von dir verlangt." Leone lachte: „Mach' dir darüber nur keine Sorgen, Melitta, die Hauptsache ist, daß du wieder gesund bist, und wenn dein Mann und dein Kind hier sind, bin ich un nötig." Der Abend war vorgerückt und sie wandten sich dem Heimweg zu. Es war nun fast unheimlich, unter den Tannen zu gehen, die Sonne stand schon tief am Himmel und der Weg war ganz dunkel. Als das von grünem Laubwerk beschattete Sana torium sichtbar wurde, fragte Melitta mit einem Seufzer: „Du willst wirklich schon Anfang nächster Woche nach Hause gehen?" „Ja, Melitta, ich habe meinen Eltern so geschrieben." Sie erreichten das Haus, das einen vornehmen Ein druck machte. Nur reiche Frauen konnten hier Erholung suchen, denn Dr. Kleinschmidt verlangte einen sehr hohen Preis, aber er war eben ein berühmter Arzt und sein Haus war behaglich und modern eingerichtet. Die beiden stiegen die Treppe zum ersten Stock hinauf, betraten Melittas Stube. Es war ein großes, Helles Eck zimmer mit einem Balkon, wohl eines der schönsten des ganzen Hauses. Von den Fenstern oer einen Seite konnte man das tieferliegende Städtchen übersehen, die anderen schauten ans den großen Park hinab, an dessen Ende ein reizender, von hohen Tannen überschatteter Pavillon war. Der Naum selbst war durch onnkelrote Plüschvorhäuge in Wohn- und Schlafzimmer abgeteilt. Aus dem Tisch des «———IN > N. Wohnzimmers stand eine Vase mit Blumen und ein kleines, silbernes Tablett, darauf lag ein Telegramm. Melitta griff hastig danach und sagte zu Leone: „Das ist die Nachricht von Gerhard, wann sie an kommen." Sie erbrach das Siegel und las, dann sank sie mit einem Stöhnen aus den Diwan. „Was ist, Melitta?" Leone eilte auf sie zu. Melitta erwiderte mit Anstren gung: „Lies." Leone ergriff das Telegramm, das Melittas zitternde Hand auf den Boden hatte fallen lasten, und las: „Ger hard ist verhindert, zu kommen. Erwarte weitere Nach richt. Mutter." Zwanzigstes Kapitel. Unterdessen ging auch in Frankfurt das Leben seinen Gang. Die kleine Anita war mit ihrer Wärterin, der alten Marie, von der Villa Ellinger zur Villa Julie überge siedelt und fühlte sich ganz wohl. Es fehlte ihr nicht an zärtlicher Sorgfalt, Großmutter und Tante Nora ver götterten das kleine Mädel, sogar der Großvater hatte ihr verziehen, daß sie kein Junge war. Gerhard hauste mit seinem Chauffeur, oer Köchin und dem Zimmermädchen allein in der Villa. Er kam nicht oft zu seinen Eltern, nahm selten deren Einladung zum Essen an. Herr Hermann Ellinger war wirklich ganz aus der Firma Ellinger u. Co. ausgeschieden und hatte sich an einem anderen Unternehmen beteiligt, er war nun Teilhaber der Rheinisch-Mainifchen Mühlenwerke. Mit seinem Sohn kam Herr Hermann nicht viel zu sammen, er gab sich jedoch Mühe, an ihn zu glaube». Er hatte ein so grenzenloses Vertrauen in Gerhard gesetzt, ihm mit der Übergabe des alten Geschäfts eine große, heilige Pflicht übertragen, daß er den Gedanken, Gerhard möchte vielleicht fehlen, nicht aufkommen ließ. Das manch mal leise in ihm aufsteigende Bedauern über seine schnelle Handlung gegenüber der Jugend und UnerfahrenheL seines Lohnes bekämpfte er tapfer. lüwnsetzung wyn!