Volltext Seite (XML)
tieren. Schließlich wird die bei der Schönheitskonkur renz von Galveston mit dem zweiten Preis gekrönte Vertreterin Frankreichs, Miß France, in einer Pariser Revue auftreten und spielt außerdem die Hauptrolle in einem augenblicklich vorbereiteten großen französischen Film. * Goldtrainsport auf dem Luftwege. Londoner Blättern zufolge hat am Mittwoch ein britisches Groß flugzeug in einem direkten Fluge über eine Tonne Gold von London nach Köln befördert. Die Taisurrkalaslrophe in Japan 3. August 1928 Aus Tokio wird gemeldet: Ein verheerender Taifun, der schlimmste, der Japan in den letzten 18 Jahren heimgesucht hat, tobt seit drei Tagen in der Nähe des Landes. Er hat jetzt die Küste erreicht und obwohl die Berichte nur spärlich eingehen, kann man schon feststellen, daß er eine große Reihe Todesopfer gefordert und ungeheuren Schaden an gerichtet hat. Nach bisher eingelaufenen Meldungen sind 20 Todesopfer festgestellt worden, doch fürchtet man, daß die Zahl sich bedeutend erhöhen wird, da aus den Landbezirken teilweise wegen Unterbrechung jeglicher Ver bindung keine Nachricht zu erhalten ist. Die Verwüstungen sind teilweise furchtbar. Durch den Taifun sind viele Flüsse angeschwollen und haben Anlagen am Ufer zerstört, Eisenbahntunnels vollkommen unter Wasser gesetzt und Landrutsche verursacht. Der Eisenbahnverkehr ruht infolgedessen auf vielen Strecken vollkommen. Man schätzt den bisher bekannten Schaden aus ungefähr 40 Millionen M. Die Regierung hatte sofort, als die Wetterstationen des Landes das An nähern des Taifun meldeten, alle Schiffe auf See funken telegraphisch gewarnt und ihnen empfohlen, nicht japa nische Häfen anzulaufen, die in den Taifun hineingezogen werden können. Außerdem waren die Dampfer gebeten worden, wenn irgendmöglich, an kleinere Fahrzeuge, vor allem Fischerfahrzeuge, die nicht mit Funkenstationen ausgerüstet sind, die Nachricht weiterzugeben. Die Behörden haben auch sofort, nachdem es zur Gewißheit wurde, daß sich der Taifun aus dem japa nischen Festlande austoben würde, einen umfassenden Hilfsdienst organisiert, um überall, wo erforderlich, schnell stens eingreifen zu können. Es waren Truppen (Infan terie, Pioniere und Trains) bereitgestellt worden. Mili tär- und Zivilärzte waren aufgefordert worden, sich so fort auf Abruf zur Verfügung zu stellen, und die Gen darmerie hatte Anweisung erhalten, einen umfassenden Sicherheitsdienst zu organisieren. Die Eisenbahnbehörden hatten Arbeitsgruppen zusammengestellt, damit Störungen im Verkehr möglichst vermieden werden können und der Hilfsdienst glatt arbeite. Aber alle diese Bemühungen haben nur teilweise Erfolg gehabt, da die Katastrophe einen bedeutend größeren Umfang angenommen hat, als man vermutete. Kurze Mitteilungen. 3. August 1928 Der Stadtrat von T e p l i tz - S ch ö n a u hat be schlossen, die Teilnehmer an den Rettungsexpe- ditionen für die Nobilemannschaften einschließlich der Mannschaft des „Krassin", zu einem unentgelt lichen Kuraufenthalt einzuladen. Der Pariser Mitarbeiter der Morningpost hört von maßgebender Seite, daß Kellogg vom Quai d'Orsay die Versicherung erhalten habe, daß während seines Pariser Aufenthaltes keine anderen Fragen ange schnitten werden. Es sei deshalb also nicht mit einer Erörterung der Räumungsfrage m rechnen. Ein aus Novara kommender Zug stieß bei einem Eiscnbahnübergang in der Nähe von Castellanza mit einem Zug der elektrischen Bahn zusammen. 20 Per sonen wurden verletzt, davon 6 schwer. Wie aus Moskau gemeldet, beginnt dasWasser des Amur und des Seja bei Blagoweschtschensk sinken. Der durch das Hochwasser angerichtete Schaden wird auf 10 Millionen Rubel geschätzt. 11 Dörfer wurden vollständig vernichtet. Beider Explosion in der Oelraffinerie in Lawren- ZevM in Jndianopolis, sind 8 Arbeiter getötet morden, 15 Personen werden noch vermißt. Courtney in Seenot Der englische Flieger Courtney, der am 28. Juni in Horta (Azoren) landete, ist am Mittwoch zum Weiter flug nach Neufundland gestartet. Am Donnerstag gab die Radio-Marine-Lorporation in Neuyork bekannt, sie habe von dem Schnelldampfer „Berengaria" und von der Funkstation aus Cape Race (Neufundland) Mel dungen erhalten, aus denen hervorgehe, daß Courtney gezwungen war, 500 englische Meilen von den Azoren entfernt auf See niederzugehen. Courtneys Flugzeug aufgesunden. Nach einem Funkspruch des Dampfers „Columbus" hat der Dampfer „Minnewarka" Courtneys Flugzeug auf 42,27 Grad nördlicher Breite und 39,05 Grad vestlicher Länge aufgefunden. Courtneys Flugzeug in Brand geraten. London, 3. August. Der „Star" veröffentlicht folgenden Funkspruch Kapitän Courtneys: „Nach furcht baren Erlebnissen sind wir von der „Minnewaska" auf- Mommen worden. Die Maschine fing um Mitternacht 50V Meter Höhe Feuer. Landeten in Flammen auf schwerer See. Courtney." * Zwei polnische Flieger nach Neuqork gestartet. Paris, 3. August. Die polnischen Flieger Jdzi- iowski und Kubala, die in dem französischen Flughafen Le Bourget seit längerer Zeit einen Flug nach Neuyork vorbereiteten, sind am heutigen Freitag vormittag von vort aus aufgestiegen. Auch Mariano auf ver Heimreise. Oslo, 3. August. Wie aus Narvik gemeldet wird, hat die „Citta di Milano" am Donnerstag mittag den Hafen verlassen. Die Gerüchte, daß auch der linke Fuß Garianos abgenommen werden mußte, haben sich als falsch erwiesen. Der rechte Fuß ist an Bord des Krassin" abgenommen worden. Mariano hat bereits "ie Reise nach Stockholm angetreten. Aus aller Well. 3 August 1928 * Flucht aus dem Gerichtssaal. Wie Berliner Blätter Melden, ist es nach Schluß der Donnerstagverhandlungen Angeklagten gelungen, zu fliehen und aus dem ^timinalgericht zu entweichen. Man hat zwar das ganze ^'bäude nach dem Flüchtling durchsucht, aber keine Spur ^hr von ihm gesunden. " Schweres Automobilunglück. Auf der Fahrt von Hannover nach Klötze geriet das Auto desGrotzkaufmanns und Ratsherrn Adolf Fettig in der Nähe der Kreis stadt Gifhorn ins Schleudern. Die Insassen stürzten kopfüber auf die Straße. Während drei Personen mit leichten Verletzungen davon kamen, fand Adolf Fettig durch Schädelbruch auf der Stelle den Tod. * Mit dem Auto gegM einen Baum. Am Donners tag abend fuhr aus der Landstraße zwischen Gollnow und Naugard ein mit vier Personen besetztes Auto mobil aus Stettin in voller Fahrt gegen einen Baum. Der Chauffeur, der Frau und zwei Kinder hinterläßt, war sofort tot. Die übrigen Insassen, zwei Aerzte und ein Gastwirt aus Stettin, wurden in schwerverletztem Zustand in das Krankenhaus in Gollnow eingeliefert. * Typhusepidemie in Hohenlimburg. In Hohen limburg wurden in den letzten Tagen etwa 20 Typhus fälle festgestellt, von denen bisher zwei tödlich ver laufen sind. * Bon der Rheinlandkommission verboten. Die Interalliierte Rheinlandkommission hat das Buch „Der Prozeß und die Erschießung Albert Leo Schlageters", her ausgegeben vom Neubrückenverlag in Düsseldorf, für das besetzte Gebiet verboten. * Gelbe Rüben als Scheioungsgrund. Jn Debreczin wird ein interessanter Scheidungsprozeß verhandelt, dessen Ursache der „Biczerdysmus" ist. Der Kommunalbeamte Bela Kovacs reichte die Scheidungsklage gegen seine Frau mit der Begründung ein, daß diese seit zwei Jahren den Haushalt streng nach den Regeln des radi kalen Vegetarianers Biczerdy führt und nun auch ihr zweijähriges Kind zwinge, nach diesen Regeln zu leben. Zu Mittag, so heißt es in dem Scheidungsbegehren, sende ihm seine Frau zwei rohe gelbe Rüben, einen halben rohen Kürbis, zwei rohe Kohlrüben und als Dessert zehn Datteln ins Büro. Er sei deshalb zum Gespött seiner Kollegen geworden. Ms er jüngst seiner Frau einen Auftritt machte, ließ diese den Trödler kom men und verkaufte ihm für ein Spottgeld die gesamte Kücheneinrichtung, Sparherd und alles was zum Kochen gehört. Dem Prozeß wird in juristischen Kreisen mit Interesse entgegengesehen, da es der erste dieser Art in Ungarn ist. * Pariser Attraktionen. Der „Paris Midi" kündigt für die nächste Pariser Variete-Saison das Aufgehen von vier neuen Sternen an, die bisher nicht auf den Brettern, sondern in der Welt selbst geleuchtet haben und nur diesem Umstand ihre Engagements verdanken. Herr Zoubkoff, der Schwager Wilhelms II., wird be reits im Oktober mit einer Nummer moderner Tänze im Moulin Rouge auftreten. Die Tochter Rasputins, die übrigens Schülerin der berühmten Ballettmeisterin De viller sein soll, wird als Tänzerin russischer National- s tänze im Oktober in Berlin debütieren und ist für Ja nuar nach Paris verpflichtet. Die Tochter des für die Geschicke Rußlands so verhängnisvollen Staretz hat sich dem Publikum kürzlich durch einen vor den Pariser Ge richtsbehörden eingeleiteten Schadensersatzanspruch an die Mörder ihres Vaters in Erinnerung gerufen. Ferner wird die Enkelin Ibsens in einer Pariser Music Hall unter dem Namen Lilli Bill moderne Sängerinnen imi KarlenMzze zum neuen Eisen bahn-Unglück in Bayern. Die Bahnlinie von Ulm nach Augsburg, eine Teilstrecke der großen internationalen Linie Eng land — Frankfurt und Paris —Straßburg —Süd- dentjchland—Österreich, führt erst durch das Donau- tal, folgt dann hinter Neuosfingen dem Tal der Mindes und wendet sich hinter dem Ort Dinkel- scherben östlich nach Augsburg. Von Dinkel- scherben aus führt eine Zweigbahn nach Thann. Hausen an der Mindel. Der beschleunigte Personenzug Sn, der Ulm um 2,33 Uhr nachmittags verläßt, hall nur in Günzburg und Neu-Offingen. Von dort aus legt er die etwa 55 Kilometer bis Augsburg ohne Aufenthalt in 68 Minuten zurück. Fast genau in der Mitte der Strecke überholt er in Dinkelscherben einen Güterzug, der solange auf ein Nebengleis geschoben wird. Durch irgendwelche Zufälle hat die Weichenstellung nicht funktioniert, so daß der Personenzug, statt am Güterzug vorbeizufahren, aus das falsche Gleis kam und auf den Güterzug in voller Fahrt auffuhr. Wolken und Sonnenschein. »omaa von «milte Sich«. Wachdruck verboten.) yausrur s DU selbstverständlich nur ocm lungen MUNN me fleinerncn Ersten hinab. Sie trug keine« Mantel. Die Gebirgler- hatte sie gegen ein leichtes seidenes Kleid ver- ,Mt und die kühle Winterlust strich um ihre weißen, flößten Arme, aber sie achtete nicht daraus. Sie gingen xMam unter den winterlich kahlen Kastanienbäumen d^er, dje j„ einer Reihe vor dem stattlichen Hause stan- Plötzlich blieb Heintzen stehen, zog Leone in seine und küßte sie, dabei murmelte er: „Du süßes weißt du, daß du einen Mann um sein bißchen Island bringen kannst?" lies a^one hatte sich nur zum Schein etwas gewehrt, dam» s„» üe sich hie Liebkosung des jungen Mannes ruhig ge- Er «/Zehnte sogar ihren weichen Körper leicht gegen ihn. lü» Mterte wieder: „Kannst du nicht küssen? Komm, sse mich — nur einmal —" Tr ließ ihre Hand los, schlang seinen Arm um ihre Me. Tie hatte gar nicht beachtet, daß ste an der Wirt- Mststür vorbeigegange« waren und nun unter der weit Ane« Haustür standen. Leone wehrte nicht ab, schritt Ast selbstverständlich mit dem jungen Mann die steinernen la»^le zögerte noch einen Augenblick; aber das Ver- 's nÄ den Mann zu küssen, war so stark in ihr, daß ste sch ''M überwinden konnte. Sie nahm seinen Kops zwi- ihre Hände und preßte ihre Lippen ans seinen Mund. ig Tie hatte außer dem Vater und den Brüdern noch eia.einen Mann geküßt und es beherrschte ste ein ganz s Gefühl. Sie war so unbeschreiblich glücklich und war ihr heilig ernst zumute. Es war ihr, als müsse Manne sagen, wie lange sie sich schon nach diesem Ho" .ick gesehnt hatte, aber sie bezwang sich mrd Kin "ber ihre Lippe,». — Er gab sich plötzlich einen atmete tief und ließ ste los, dabei sagte er: ha„?Sie haben keinen Mantel wir wollen ins zurückgehen." Leone hörte nicht den nüchternen Ton dieser Worte, in ihrem Herzen zitterte zu sehr eine große Erregung nach. Sie wußte, daß sie den vor ihr stehenden Mann liebte wie nichts auf der Welt, daß es nichts Schöneres geben konnte, als bei ihm zu sein. Sie kehrten langsam dem Hause zu, keines sprach ein Wort. Von dem Bürgermeister und dem Direktor Raß mus war in der Wirtschaft nichts zu sehen, so gingen ste in den Tanzsaal. Dort sanden ste die Herrschaften. Otto tanzte mit der »och kindlich ausseheude« Berta Raßmus, der Bürgermeister mit der Frau des Direktors. Der Raum war für die viele« Anwesend«« M »eftl, manch mal stieße« die Paare aneinander. Direktor »aßmus wurde vor der Zeit atemlos und hielt d«, Tang nicht ganz aus, er und die Bürgermeisterin warteten an der Tür, durch die soeben Leone und Heintze« ointrate«. Run kam auch der Bürgermeister mit Frau Direktor Raßmus. Den beide« war keine Anstrengung anz«m«rk« mtt> der Bürgermeister sagte zu seiner Begleiterin: „Sie tanzen sehr ant, Frau Direktor." Die »och sehr hübsche und jung aussehend« Fra« lächelte. Run sah der Bürgermeister sein« Tochter: MH, da seid ihr ja! Leone, ich habe dich schon lange vermißt.^ Er griff nach ihrer Ha«d, wandte sich zu ihrem Be gleiter: „Sie erlauben, Herr Heintzen —' Dann ging er mit seiner Tochter am Arm zu den Musikanten hinüber: „Eine Freitour, bitte, diesmal will ich mit meine,« Mädel tanzen." Die Musikanten und alle Anwesenden lächelten: das war man gewöhnt. Ein Tanz müßte gerade noch einmal abgehalten werden, wenn Bürgermeister Thomas mit seiner Tochter nicht getanzt hätte. Er war sonst ein ernster Mann und tüchtig und gewissenhaft in seinem Amt, hatte während seiner Tätigkeit als Bürgermeister schon mit mancher Schwierigkeit fertig werden müssen. Er kam sehr gut aus mit den Sonnenheimern, war mit Ausnahme einer kleinen Zahl ewig Unzufriedener von allen geachtet und beliebt; aber seine Schwäche gegen seine schöne Tochter kannte jedermann. Man wußte, wie stolz er auf das Mädchen war und wie er sie vergötterte, wie sie von ihm viel mehr verwöhnt wurde wie von ihrer Mutter. Der Bürgermeister und seine Tochter tanzten, es mischte sich kein anderes Paar ein. Als Leone dann wieder neben Oberingenieur Heintzen stand, vermißte sie plötzlich Martin Richter. Sie sah sich suchend im Saal um, erblickte ihn aber nicht. Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken; sie war so glücklich und sein sonder- ba«s Benehmen ihr gegenüber hatte ste peinlich berührt. Zehntes Kapitel. Marti« Richter hatte mit schnellen Schritten den Schwanen verlastm und stampfte achtlos durch den Schmutz der Straße. Dabei kam ihm wie zum Hohn in den Sinn, was er kurz zuvor in dem hell erleuchteten Tanzsaal ge träumt hatte. Er lachte hart und schritt schneller aus, griff mit der Hand an die Brust, als fühle er da einen Schmerz. Er kam am Anker vorbei, wo es im Gegensatz zum Schwanen heute sehr ruhig war. Er trat ein und ließ sich Wein bringen, nahm cm einem leeren Tisch Platz. Der Wirt blieb eine Weile bei ihm stehen, um ihn zu unterhalten; aber Martin gab nur einsilbige Antworten. Er berührte auch kaum sein Glas und stand bald wieder aus. Hinter den letzten Häuser« des Städtchens ging der Muß. Er war hoch angeschwollen u«d die schmale Brücke, die um für Fußgänger bestimmt war, war überschwemmt. Marti« ging Wetter nach der eigentlichen Brück. Lange lehnte er an dem Geländer undZtarrte hinab aus das in der Nacht unheimliche dunkle Master, lauschte der ein tönigen, nervenbetäubenden Melodie der Wellen. Dann marschierte er am Kanal entlang seinem väterlichen Hause zu. Er blieb mehr wie einmal stecken i« dem feuchten, weichen Wiesenboden, aber es fiel ihm nicht ein, auf den breiten Fahrweg zu gehen. Vor ihm tauchten die be häbigen Gebäude der Talmühle auf: das neue Wohnhaus, dahinter die Scheuer mit den Stallungen, die Mühle, die jetzt über die Feiertage stillstand, die Wagenremtse. (Fortsetzung folgt.)