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MMMW in kl MM. 53 Wohnhäuser und 120 Nebengebäude eingeäschert — 300 Menschen obdachlos. Bayern scheint in diesem Jahre von Unglück über Unglück verfolgt zu werden. Nach den entsetzlichen Eisenbahnkatastrophen und den fürchterlichen Un wettern, die Nordbayern und Franken verwüstet haben, kommt nun die entsetzliche Meldung, das; ein ganzer blühender Marktflecken buchstäblich vom Erdboden ver schwunden ist. — Im einzelnen verzeichnen wir folgende Meldungen: Nürnberg, 9. August. Ein furchtbarer Brand verwüstete am Donnerstag nachmittag den Markt- f l e ck e n L u h e, der etwa sechs Kilometer von Weiden (Oberpfalz) entfernt liegt. Kurz nach 13 Uhr brach wahrscheinlich infolge Kurzschlusses in einem An wesen der Hauptstraße Feuer aus, das sich mit unge heurer Schnelligkeit ausbreitete. Innerhalb kurzer Zeit wurden 8V Wohnhäuser und Scheunen in Schutt und Asche gelegt. Der Marktflecken Luhe ist so gut wie vernichtet. Infolge des stets wechselnden Windes schlugen die Flammen bald nach dieser, bald nach jener Richtung, so daß alle An strengungen der zahlreichen Feuer wehren, dem wütenden Element Einhalt zu tun, vergeblich waren. Infolge der furchtbaren Hitze muhte man sich schliehlich darauf beschränken, die weiter auherhalb liegenden Häuser zu schützen. Ob Menschen umgekommen sind, kann zur Zeit noch nicht sestgestellt werden. Die Anfräumungsarbeiten sind im Gange. Zahlreiches Vieh ist in den Flammen umgekommen. Der Schaden ist ungeheuer groh. Nürnberg, 10. August. Wie die Polizei in Weiden mitteilt, sind bei dem großen Brand in Luhe insge - samt 100 Gebäude dem verheerenden Element zum Opfer gefallen, darunter befinden sich neben Scheunen, die voll gefüllt waren voll Futtervor- räten, Getreide und Vieh, zahlreiche Wohnhäuser. Der Brand konnte erst in der Nacht gelöscht werden, nach dem die Feuerwehr 10 Stunden lang an der Bekämpfung des Feuers gearbeitet hat. Man weih immer noch nicht, ob unter den Trüm mern Tote liegen. Die Obdachlosen werden teils bei Leuten untergebracht, die vom Feuer verschont blieben, teils mit Lastkraftwagen nach Weiden gebracht. Die Vrandursache ist noch nicht völlig geklärt. Auf jeden Fall steht fest, dah das Feuer auf seinen Herd hätte be schränkt werden können, wenn nicht der tückische Wind die Flammen nach allen Richtungen getrieben hätte. Die Bevölkerung aus der Umgebung ist herbeigeeilt, um Hilfe zu leisten. Das Feuer flammt erneut auf Nürnberg, 19. August. Der grohe Brand, der seit Donnerstag mittag 2 Uhr den Marktflecken Luhe bei Weiden heimsuchte, galt in den ersten Morgenstun den des Freitags eingedämmt. Um 6 Uhr früh wurde jedoch die Weidener Feuerwehr erneut alar miert, da das Feuer wieder auf loderte. Der H a u p t b r a n d h e r d ist die Gegend des Markt platzes. Ein Herankommen ist wegen der unge heuren Hitze noch immer unmöglich. Die Befürch tung, dah auch Menschenleben zu Scha den gekommen sind, scheint sich zum Glück nicht zu erfüllen, da bis jetzt noch nie mand vermißt wird. Eine genaue Angabe über die Höhe des Schadens ist vorläufig noch nicht möglich. Die Bevölkerung hat die ganze Nacht im Freien zuqebracht. Sie steht zum größten Teil buchstäblich vor dem Nichts. Die Aufräumungsarbeilen. Nürnberg, 10. August. Von den rund 105 Häusern sind 53 Wohnhäuser und mindestens 120 Nebengebäude niedergebrannt. Die Ernte, die in den Stadeln untergebracht war, ist sämtlich ver loren. Die Kirche konnte gerette werden, nur der Kirchturm ist abgebrannt. Das Vieh konnte zum Teil gerettet werden. Hab und Gut der vom Brande Betroffenen ist sämtlich verloren. Das wenige Mobiliar, das ins Freie gebracht werden ksnnte, fing infolge der riesigen Hitze Feuer und ist ebenfalls ver brannt. Für die obdachlosen Einwohner sind keine Wohnungen vorhanden. Sie müssen zum Teil in den wenigen stehengebliebenen Häusern untergebracht wer den oder Notquartiere beziehen. Schule und Post - agentur sind ebenfalls nieder gebrannt. Ein Einwohner ist an Rauchvergiftung schwer erkrankt. Der Marktflecken Luhe, der etwa 700 Einwohner zählt, liegt am Einflüsse des gleichnamigen Flüßchens in die aus dem Fichtelgebirge kommende und fast gradlinig nach Süden zur Donau fließende Nab an deren Mittellauf. Ungefähr 10 Kilometer nördlich liegt die Stadt Weiden, der Sitz des zuständigen Amtsge richtes, die zum Regierungsbezirk Oberpfalz gehört. 33 Wohnhäuser und 12V Nebengebäude eingeäfchert. Nürnberg, 19. August. Nach den letzten Mel dungen sind bei dem Brand in Luhe 5 3 Wohn häuser mit 129 Nebengebäuden in Schutt und Asche gelegt worden. Sämtliche Häuser zu beiden Seiten der Hauptstraße sind niedergebrannt. Nur die Häuser an den Außenseiten des Ortes sind heil geblie ben. Personen sind bis auf einen Feuerwehrmann, der leicht verletzt wurde, nicht zu Schaden gekommen. Als Vrandursache wurde Kurzschluß festgestellt. * Die Sladl Loschitz (Mähren) in Flammen OlmUtz, 9. August. In der Stadt Loschitz brach am Donnerstag nachmittag ein Brand aus, der mit rasender Geschwindigkeit um sich griff. Innerhalb kur zer Zeit stand das Iudenoiertel in Flam men. Bald darauf wurden auch das Rathaus und das Postgebäude von den Flammen ergriffen. In folge W asserknappheitistan eine ernergische Be kämpfung des Brandes, der noch immer weiter wütet, nicht zu denken. 12 Feuerwehren aus der Umgebung, zwei Abteilungen der Olmützer deutschen Feuerwehr und ein Motorwagen der tschechischen Olmützer Feuer wehr sind mit den Löscharbeiten beschäftigt. Auch Militär ist zur Hilfeleistung unterwegs. In der brennenden Stadt herrscht furchtbare Panik. * 173 Käufer niedergebrannt Budapest, 9. August. Eine schwere Brand katastrophe hat die Ortschaft Nemet-Szölgyen in der Nähe des 59 Kilometer nordwestlich von Budapest an der Donau gelegenen Parkany heimgesucht. Dem Brande ist ein ganzes Dorf zum Opfer ge fallen. Das Feuer entstand dadurch, daß aus einer Dreschmaschine Feuer in das aufgeschichtete Stroh fiel, das in wenigen Augenblicken in Flammen stand. Der Wind trieb das Feuer zum Dorfe, so daß der Brand auf einige Häuser Übergriff. Die Dächer waren fast durchweg mit Stroh gedeckt, und die Dorfbewohner waren größtenteils auf den Feldern beschäftigt. Das Dorf stand schon in Flammen, als sie zurückkehrten. Dis Löscharbeiten mußten aufgegeben wer den, da das Wasser der Brunnen bald verbraucht war. Auf diese Weise brannte das ganze Dorf nieder, und zwar sind 173 Häuser vernichtet, so daß 6 9 9 Fami lien mit über 2999 Menschen ohne Ob dach sind. Der Gesamtschaden wird auf 19 Millionen Kronen berechnet. Zwei Kinder sind verbrannt. * Wirbelsturm in -er Krim Kowno, 10. August. Wie aus Moskau gemeldet wird, wütet an der Südküste der Krim schon drei Tage lang ein außerordentlich schwerer Wirbel- st u r m. Die Häfen der Südküste sind für die Schiffe gesperrt. Der Sturm hatgroßenSchadeninden Wäldern und den seit Jahren nicht reparierten Schlössern an gerichtet. Von Fischerbooten und Leichtern sind Hilferufe aus dem offenen Meere auf gefangen worden, doch konnten keine Hilfsboote ausge sandt werden. Vulkanische Kalaslrophe in Nie-erlän-rsch-Indien. Tausend Personen verbrannt. Batavia, 9. August. Infolge des Ausbruches des Vulkans Rokatinda auf der Insel Paloeweh, nörd lich der Insel Flores (Niederländisch-Indien), am 4. und 5. August wurden sechs Dörfer der Insel durch Brand zerstört, etwa 1909 Personen lebendig verbrannt und 600 durch herabfallende Steine verletzt. Durch das Erdbeben, das den Ausbruch des Vulkans begleitet«;, sind die Küsten der Insel überschwemmt wor den, wobei andere Opfer zu beklagen sind. Die übrig gebliebene Bevölkerung, etwa 5000 Seelen, zeigt sich ruhig. Man fürchtet, daß neun Eingcborenenschiffe mit ihrer Mannschaft untergegangen sind. Der Resident von Timor ist unterwegs nach dem Schauplatz der Katastrophe. Nach Meldungen aus Neuyork wird der durch den letzten Orkan angerichtete Schaden aus 290 Millionen Mark geschätzt. Ein großer Teil der Westküste von Florida ist Donnerstag vormittag erneut überflutet worden. Wie ans Orlands gemeldet wird, ist die Umgebung der Stadt erneut von einem heftigen Sturm heimgesucht worden. Zahlreiche Häuser wurden ab ge deckt. Ein amtliches Telegramm des Residenten, der sich sofort nach dem Vulkanausbruch auf der Flores-Insel an die Unglüüsstätte begeben hat, bestätigt die bisher vorliegenden Meldungen, wonach rund tausend Men schen der Katastrophe zum Opfer gefallen sind. Wäh rend des Vulkanausbruches sei das Wasser des Meeres auf allen Seiten der Insel um etwa fünf Meter gestiegen. Das Wasser habe sehr hohe Temperatur gehabt. Viele Menschen seien auf der Flucht ertrunken. Die Usberlebendsn seien mit Lebens mitteln ausreichend versorgt. Von neun Schiffen, Vie zur Zeit der Katastrophe in der Nähe der Insel waren, fehle jede Nachricht. Man müsse befürchten, daß sie mit Mann und Maus untergegangen seien. SowjelruhSanL und SsrKellvggpak! Der amtliche amerikanische Standpunkt. Paris, 10. August. Einer Washingtoner Meldung der „Chikago Tribune" zufolge wurde am Donnerstag als amtlicher amerikanischer Standpunkt zu der sowjet russischen Forderung nach Mitunterzeichnung des Kelloggpaktes erklärt, daß alle Nationen der Welt aufgefordert worden seien, dem Pakt beizutreten. Es liege aber für die Sowjetregie rung kein Grund vor, darauf zu bestehen, als Erstunter zeichner zugelassen zu werden. Staatssekretär Kellogg trifft, wie weiter ge meldet wird, zur Zeit seine Vorbereitungen für die auf den 17. August festgesetzte Abreise nach Frank- I reich. In amtlichen amerikanischen Kreisen wurde gleichzeitig das Bedauern darüber ausgesprochen, daß Die Trauer in Agram. Beisetzung Raditsch auf Staatskosten abgclehnt. Agram, 9. Aug. Raditsch Leiche wurde «"' Donnerstag in dem Heim der Bauernpartei auf. de"' Zryni-PIatz öffentlich auf gebahrt. Alle öfDf lichen und privaten Gebäude tragen Trauerschmuck. Eisenbahnarbeiter veranstalteten zum Zeichen der Traue' eine dreistündige Arbeitspause und zogen vor die Vm" des Parteiführers. Auch sämtliche Läden in Agra" waren von 8—11 Uhr vormittags geschlossen. bäuerlich-demokratische Block legte den ersten Kranz "st Sarge Raditsch nieder. Er trägt drei Schleifen in d" serbischen, kroatischen und slowenischen Farben. Die I"" schrift lautet: „Seinem unvergeßlichen Präsidenten, de> Großen des Volkes." Der Vorstand des bäuerlich-df^ kratischen Blockes hat beschlossen, die am Sonntag s^ findende Beerdigung Raditsch aus Kosten de Partei und der Stadt Agram vorzunehnrest Damit ist der Wunsch der Regierung, Raditsch Staatskosten zu beerdigen, zurückgewiesen. Die Kroate Bauernpartei erließ anläßlich des Todes ihres Führest einen Aufruf an das Volk. Darin wird ». " gesagt, Raditsch sei von Verbrechern ermordet wordstst um die festgefügten Reihen des kroatischen Volkes Z lockern und seinen Kampf um Freiheit und GIeickM"st. tigung zu brechen. Man habe sich aber getäuscht- R, ditsch lebe unter seinem Volke fort. Der Kampf west bis zum Sieg weiter gehen. Der Aufruf fordert lich die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren und Parteileitung voll zu vertrauen. An der Leichenfeier für Raditsch in Agram wird^ die jugoslawische Regierung vollzählig beteiligen. König wird einen Vertreter entsenden. Raditsch politisches Testament eröffne! Berlin, 9. Aug. Der „Börsenkurier" meldet Agram: Donnerstag früh wurde das von Raditsch § rückgelassene politische Testament eröffnet. Wie "st lautet, hat Stephan Raditsch den Führer des kroatiM' Blocks, Dr. Tr umbit sch, zu seinem Nachfo>9 in der Führung der Kroatischen Bauernpartei befiel j Ferner enthält des Testament Raditsch einen Appstst. an das kroatische Volk, nach seinem Tode Ruy zu bewahren. Chamberlain nicht persönlich in Paris anwesend sein werde. Man meinte jedoch, es liege kein Grund vor, daß seine Abwesenheit irgend jemand daran hindern könnte, zur Unterzeichnung des Vertrages nach Paris zu gehen. Die natürliche Folge der ErstunterzeichnM werde der Beitritt der übrigen Nationen zum Patt sein. Dieses Ziel könne erreicht werden, ohne daß der Text des Vertrages einer weiteren Aussprache unter worfen werde. Einer solchen würde sich das Staats departement auch mit allen Kräften widersetzen. Be züglich Deutschland habe man das Ver trauen, daß es auch weiterhin aus gan zem Herzen bei Abschluß des Vertrages Mitwirken werde. Wie die „Chikago Tribune" ferner meldet, wurde an Pariser zuständiger Stelle erklärt, daß Cham berlains Abwesenheit der Unterzeich nung des KelloggPaktes keinen Abbruch t u" werde. Der Berliner Berichterstatter des Blattes will genau unterrichtet sein, daß Stresemann doch zur Unterzeichnung des Kriegsverzichtspaktes nach Pa l' i s kommen werde. Die Einladungen zur Unterzeichnung des Kellogg- Paktes noch nicht verschickt? Paris, 10. August. Im Gegensatz zu den übrige" Blättern glaubt „Petit Journal" die Nachricht, d«>! die französische Regierung den interessierten Mächte" bereits die Einladungen zur Unterzeichnung des Kriegsächtungspaktes habe zugehen lassen, als ver früht bezeichnen zu können. Die letzten offi- ziellen Schritte seien noch nicht unternommen worde". Den Grund für diese Verzögerung müsse man in Schwierigkeiten suchen, die sich aus der Ungewißheit er geben hätten, ob man zu der Feierlichkeit nur diejeni gen Länder einladen solle, die zuerst dem Gedanken des Paktes zugestimmt hätten oder ob die Einladungen ausgedehnt werden sollen. Kellogg-Pakt und Völkerbund. Paris, 10 .Aug. Wie der Genfer Vertreter des „Petit Parisien" seinem Blatte mitteilt, kann es als sicher gelten, daß durch den Brief, in dem das Foreig" Office den Tert der beiden Noten vom 19. Mai und 18. Juli an den amerikanischen Staatssekretär als Ant wort auf seine Vorschläge über einen Kriegsverzichts pakt mitteilte, im September im Völkerbunde eine Aussprache über den Kellogg-Pakt statt sind et. Nach dem „Matin" wird es für wahrschem lich gehalten, daß die Vollversammlung den Wunsch aus spricht, den Kellogg-Pakt allen Mitgliedsstaaten des Völkerbundes zugänglich zu machen. Man nimmt an, daß, wenn sich die Septemberversammlung mit dem Kel logg-Pakt beschäftigt, Briand das Ziel darlegen wird, das er mit seinem Vorschlag für den Abschluß eines Ver trages zur Kriegsächtung verfolgte. Die Vorbereitungen für die Unterzeichnung des Kellogg-Paktes. London, 10. August. Der Leiter der westeurv- päischen Abteilung des amerikanischen Staatsdeparte ments Theodore Marriner traf am Donnerst«" auf dem Wege nach Paris in London ein. Marriner stattete dem Foreign Office einen Besuch ab und UN^ heute mit verschiedenen Persönlichkeiten des AusuB tigen Amtes Besprechungen für Lie Unterzeichnung des Kellogg-Paktes haben. Der britische Generalkonsul in Schanghai ist Donnerstag morgen von Schanghai nach Nanking ab gereist, um dort das mit der NankingregierE vereinbarte Abkommen über die Beilegung des Na" - kinger Zwischenfalles zu unterzeichnen.