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Japan und China Scharfe Kritik an -er Politik Tanakas — Wie aus Tokio gemeldet wird, teilte der parlamen tarische Unterstaatssekretär im japanischen Außenmini sterium am Dienstag der Presse mit, daß die letzten Nachrichten aus Mukden widersprechend seien. Er er klärte, die japanische Regierung habe keinen diplo matischen Schritt ergriffen, um eine Vereinigung Mi schen Nanking und Mukden zu verhindern. Aber sie nehme das Recht für sich in Anspruch, ihre Auffassung über diese Angelegenheit darzulegen, ohne daß diese Darlegungen als eine Einmischung in die inneren An gelegenheiten Chinas aufgefaßt werden. Die Haltung der Negierung wird in der Presse weiterhin scharf kriti siert und das japanische Vorgehen in Mukden als un nötig und für Japan nachteilig bezeichnet. Während die Ansichten über die Notwendigkeit der Wahrung der japanischen Interessen übereinstimmen, ist die Auf fassung vorherrschend, daß die Politik Varon Tanakas manchmal zu positiv sei. Man stellt das Verlangen Japans in Gegensatz zu dem geschickten Vorgehen der englischen Regierung gegenüber der Nanking-Regie rung. Die letzte Note Japans an Nanking in der Frage der Zurücknahme der Nichtigkeitserklärung der Verträge durch Nanking, ist bisher von der natio nalistischen Regierung noch nicht beantwortet worden. Der japanische Generalkonsul in Schanghai, der sich gleichfalls auf dem Wege nach Tokio befindet, hat wichtige Besprechungen mit dem nationalistischen Außenminister Wang gehabt. Einer chinesischen Agentur-Meldung zufolge hat Marschall Tschanghsueliang dem japanischen Unterhändler, Baron Hayaschi, mitgeteilt, daß in Uebereinstimung mit den Entscheidungen der mandschu rischen Behörden die nationalistische Fahne nach Ver lauf von drei Monaten in der Mandschurei gehißt wer den wird. Während dieser Zeit werde Japan, wie man hoffe, zu einer Verständigung mit der Nanking-Regie rung gelangt sein. Sichere Berichte aus Mukden besagen, daß der japanisch-mandschurische Konflikt ver tagt worden sei. Japanischerseits neigt man stark dazu, Rücksicht auf die Stimmung der übrigen Mächte zu nehmen und will die Vertagung hinnehmen, ohne Maßnahmen zu ergreifen. Die Chinesen deuten diese Haltung Japans als Rückzugsmanöver. Die allge meine Situation kann als recht gespannt betrachtet werden. Zurückziehung japanischer Truppen aus China. London, 15. August. Wie aus Tokio gemeldet wird, hat der j a p a n i s ch e K a i s e r dem Kabinetts beschluß bezüglich der Zurückziehung eines Teiles der in China befindlichen japanischen Truppen zugestimmt. Demgemäß wird in Kürze eine grö- Die Nettuno - Abkommen von der SkupschUna ratifiziert Belgrad, 14. August. Nach der Erklärung des stell vertretenden Außenministers Schumenkowitsch schritt Lie Skupschtina um 9^> Uhr abends zur Abstimmung über die Annahme der N e t t u n o - A b k o m - men. Charakteristisch war, daß kein einziger kroati scher Abgeordneter, auch nicht die der Regierungspartei angehörenden Kroaten, bei der Abstimmung zugegen war. Sie verließen kurz vor der Abstimmung den Saal und entschuldigten sich mit dringenden Geschäften. Für die Ratifizierung der Nettuno-Äbkommen wurden 15 8 Stimmen abgegeben. Der Minister erläuterte dann die einzelnen Konventionen und wies die gegen sie erhobene Kritik der Opposition als unbegründet zurück, da die Bestimmungen der Verträge keine Gefährdung der Interessen Jugoslawiens bedeuteten. Unmittelbar vor der Abstimmung verließen die Abgeordneten des Serbischen Landwirtebundes den Sitzungssaal. Die Deutsche Partei war bei der Debatte überhaupt nicht anwesend. .Messagers" zur Ratifizierung des Nettuno-Vertrages. Rom, 15. August. Zur Ratifizierung des Nettuno- Vertrages beginnt erst am Mittwoch früh der „Messa- gero" mit den Meinungsäußerungen der italienischen Presse. Das Blatt erklärt den Akt als ein Zeichen der Loyalität seitens des jugoslawischen Kabinetts. Diesen Akt müsse Italien in seinem vollen Umfange zu würdigen wissen, besonders im Hinblick auf die Schwierigkeiten, mit denen das jugoslawische Kabinett seit seinem Be stehen zu kämpfen hätte. Diese Loyalität sei unentbehr lich für die Beziehungen zwischen Italien und Jugosla wien und würde seine günstige Wirkung nicht verfehlen, wenn Jugoslawien voll und ganz seinen übernommenen Verpflichtungen, die nunmehr Rechtskraft erhalten hätten, nachkommen werde. Italien habe unzählige Beweise seiner ernstgemeinten Freundschaft zu Jugoslawien geliefert. Die Hindernisse in den gegenseitigen Beziehungen seien stets nur von Belgrad in Erscheinung getreten. Strakenkundgebungen wegen -er Rati- fizierung -er Nelluno-Berttäge Belgrad, 15. August. In Spalato kam es in der Nacht zum Mittwoch wegen der Ratifizierung der Net- tuno-Verträge durch die Belgrader Skupschtina zu Stra ßenkundgebungen. Trotz der Versuche der Polizei, die Demonstranten zu zerstreuen, sammelten sich diese immer wieder. Es kam zu einem Handgemenge zwischen der Polizei und den Demonstranten, in dessen Verlauf die Polizei mehrere Schreckschüsse abgab. Es ge lang schließlich, die Ruhe wieder herzustellen. Einige Ver haftungen wurden vorgenommen. Die nationalistische Fahne in -er Mandschurei ßere Truppenabteilung aus Tientsin in die Heimat zurückkehrcn. Die Abberufung der in Schantung liegen den 6. japanischen Division soll bevorstehen. Japan bietet Mukden finanzielle Unterstützung an. Tokio, 15. August. Nach Meldungen der Blätter ist Tschanghsueliang bereit, von dem zwischen Nanking und Mukden erzielten Kompromiß zurück- zutreten. Die Blätter sind der Auffassung, daß in diesem Falle ein Zusammenstoß zwischen Mukden und Nanking unvermeidlich sei und weisen daraus hin, daß das japanische Außenministerium der Mandschurei finanzielle Unterstützung angeboten habe. Der Aufbauminister -er Nanking- Regierung bei Kellogg. London, 15. August. Bei einer Aussprache, die Staatssekretär Kellogg am Montag mit dem gegen wärtig in Washington weilenden Aufbauminister der Nanking-Regierung, Sunfo, hatte, unterstrich Kel logg die freundschaftliche Einstellung der Vereinigten Staaten gegenüber China. Kellogg und Sunfo hatten später eine Aus sprache mit anderen amtlichen Persönlichkeiten im Staatsdepartement, die, wie verlautet, einer Erörte rung der geplanten amerikanischen Wieder- aufbauanleihe für China galt. In London werden diese Anleiheverhandlungen mit großem Interesse verfolgt. Irgendwelche chinesischen Schritte, auch in London einen Teil der Wiederausbau anleihe unterzubringen, sind bisher nicht unternommen worden. In englischen Finanzkreisen vertritt man die Ansicht, daß die politische Entwicklung in China noch nicht weit genug gefördert sei, um bereits heute eine Neufundiernng der chinesischen Ausländsanleihen vor nehmen zu können. Frankreich wird mit der Nanking-Regierung ver- , handeln. Paris, 15. August. Wie mitgeteilt wird, wird der französische Generalkonsul in Schanghai in allernächster Zeit mit der Nanking-Negierung wegen Regelung Ler Nanking-Zwischenfälle Fühlung nehmen. Wie der halb amtliche „Matin" erklärt, wird auch die Frage der etwaigen Revision der Verträge hierbei zur Sprache kommen. In diesen Punkten habe sich die französische Auffassung nicht geändert. Frankreich sei bereit, sobald die Umstände es gestatten, mit den verantwortlichen chinesischen Behörden Verhandlungen zu führen. Alles hänge von der versöhnlichen Haltung des nationalisti schen Kabinetts ab. Die französischen Vertreter in China würden nicht verfehlen, mit den offiziellen Stel len von Nanking zusammenzuarbeiten. an die Vertreter der Zeitungen in Agram noch ausge führt, daß die nächste Sitzung der Parteileitung des bäuerlich-demokratischen Blockes in Laibach abgehalten weiden würde, um zu zeigen, daß die Aktion des Blockes sich nicht etwa auf Kroatien beschränke, sondern auch alle Gebiete diesseits der Save und Vrina umfasse, insbe sondere auch die slovenischen. Pribitschewitsch bestritt, daß es innerhalb der Koalition irgendwelche Unstimmig keiten gebe. Auch die Serben verschiedener Teile des jugoslawischen Staates, besonders in Kroatien, ständen hinter der Koalition. MiMliW kr KnseMlttMW.. Berlin, 14. August. Vor seinem Auseinander gehen hatte der Reichstag eine Entschließung angenom men, in der er die Neichsregierung ersucht, gewisse Ver besserungen auf dem Gebiete der Krisenuntersttzungen einzuführen. Der Neichsarbeitsminister hat nunmehr die not wendigen Anordnungen dazu erlassen. Der Kreis der Personen, die zur Krisenunterstützung zugelassen sind, war bisher im wesentlichen beschränkt auf die Arbeitslosen bestimmter Verufsgruppen. Zu diesen Berufsgruppen tritt nunmehr noch die Glas- i n d u st r i e sowie das Bühnenpersonal der Theater- und Lichtspielunternehmungen hinzu. Un- und angelernte Fabrikarbeiter werden zukünftig Krisenunterstützung erhalten, ohne daß es einer beson deren Zulassung durch das Landesarbeitsamt bedarf. Die Landesarbeitsamtsvorsitzenden können auch Ange hörige des S p i n n st o f s g e w e r b e s zur Krisen Unterstützung zulassen, soweit ein Bedürfnis dazu be steht. Die Vorsitzenden der Landesarbeitsämter dürfen ferner die Krisenunterstützung auf weitere Verufs gruppen für Gemeinden mit nicht mehr als 25 000 Ein wohner ausdehnen, in denen infolge außergewöhnlicher Ereignisse oder Umstände ein lang anhaltender schwerer Notstand auf dem Arbeitsmarkt besteht. Für größere Gemeinden behält sich der Reichsarbeitsminister vor, entsprechende Maßnahmen selbst zu treffen. Die Höchstbezugsdauer der Krisenunterstützung betrug bisher grundsätzlich 26 Wochen, jedoch für Ar beitslose, die das 40- Lebensjahr überschritten haben, ausnahmsweise 39 Wochen. Der Neichsarbeitsminister verlängert für diese älteren Angestellten die Höchftbe- zugsdauer nunmehr auf 52 Wochen. Hinsichtlich der Arbeitslosen unter 40 Jahren hatte der Reichstag den Wunsch ausgesprochen, die Unterstützungsdauer von 26 auf 39 Wochen auszudehnen. Das Reichskabinett hat grundsätzlich beschlossen, dieser Forderung nachzu kommen. Die Frage, zu welchem Zeitpunkt eine solche Maßnahme in Kraft treten soll, ist aber noch im Ka binett anhängig. Die Neuregelung tritt am 2 0. August in Kraft. Zum 70. Geburtstage des österreichischen Bundes präsidenten. Wien, 15. August. Bundespräsident Dr. Michael Hainisch begeht seinen 70. Geburtstag auf seinem Besitz in Aichberg in aller Stille. Am Dienstag begab sich Bundeskanzler Dr. Seipel nach Aichberg, um dem Bundespräsidenten persönlich die Glückwünsche der Re gierung zu überbringen» Im Namen des Nationalrates sandte Präsident Miklas ein Glückwunschtelegramm an Dr. Hainisch. Hindenburgs Glückwunsch an Hainisch. Verkitt, 15. August. Reichspräsident von Hinden burg hat an den österreichischen Bundespräsidenten Hainisch anläßlich der Vollendung des 70. Lebensjahres folgendes Glückwunschtelegramm gesandt: „Der heutige Festtag gibt mir Gelegenheit, Ihnen, verehrter Herr Bundespräsident, in treuem Gedenken meine aufrichtig sten Glückwünsche auszusprechen. Mit dem deutschen Volke hoffe ich von ganzem Herzen, daß Ihnen das gütige Schicksal erlauben möge, noch viele Jahre Ihres Lebens der unermüdlichen und aufopfernden Arbeit zum Segen des österreichischen Brudervolkes zu widmen." Typhus in Ostfriesland. Hannover, 15. August. Wie der Kreisarzt des Kreises Norden sOstfriesland) mitteilt, ist in einigen Ortschaften des Kreises Typhus ausgebrochen. Die Gesamtzahl aller an der Seuche erkrankten Personen beträgt bisher 42. Bislang seien zwei Todesfälle zu beklagen. Die Erkrankungen sind aber meistens leich terer Art, so daß die Vorbeugungsmaßnahmen ein weiteres Umsichgreifen verhindern dürften. Aus Sem Gerichtssaal. ü. Unangenehme Folgen einer Speifewagendeballe. Das Schöffengericht Dresden verurteilte den 1887 zu Breslau geborenen, daselbst auch wieder wohnhaften Kaufmann Reinhold Karl Mar Glied wegen öffentlicher verleumderischer Beleidigung — der Staatsanwalt hatte 300 RM. Geldstrafe beantragt — zu drei Wochen Ge fängnis und erkannte auch auf Publikation des Urteils im Dresdner Anzeiger und Berliner Lokalanzeiger. Der Angeklagte, der früher in Niedersedlitz wohnte, hatte am 29. September 1926 während einer Fahrt im D-Zug Dresden—Berlin vorübergehend den Speisewagen be nutzt. Er trank dort eine Flasche Bier, die er nicht für gut befand. Darüber sehr ärgerlich geworden, äußerte er sich zunächst einmal ganz mißliebig über den herrschenden Bahnbetrieb, bezeichnete die Zustände als echt rus sische Verhältnisse und erklärte schließlich zwei höhere Be amte des Neichsbahn-Zentralamtes in Berlin für Lum pen, die keine reine Weste hätten. Ein gleichfalls im Speisewagen aufhältlicher Reichsbahndirektor Dr. Berg mann stellte Glied, erhielt als Namen für seine Behaup tungen den Direktor bei der Reichsbahn Fülle und den Oberreichsbahnrat Oehmigen genannt. Die weitere Folge dieser Speisewagendebatte war ein Verfahren gegen den Verurteilten, der damals eine Strafanzeige wegen Be stechung erstattet, damit aber genau so abgefallen war wie der jetzt gegen ihn durchgeführte Strafprozeß. Er ver mochte keinerlei Wahrheitsbeweis zu erbringen. Die bei den vorgenannten Rcichsbahnbcamten hatten sich dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen. Strafantrag war vom Vizepräsidenten des Zentralamtes Berlin g^ stellt worden. — Soweit noch Beleidigungen in Eingaben an die Dresdner Staatsanwaltschaft.enthalten waren, und die sich gegen einen Neichsbahnoberrat in Opp^ gerichtet, mußte das Verfahren abgetrennt werden, da hierzu noch weitere Zeugen zu hören sind. Pribitschewitsch bestreitet Unstimmigkeiten innerhalb -er Koalition Wien, 15. August. Wie die „Neue Freie Presse" meldet, hat Pribitschewitsch in seiner Erklärung Unsere Aufnahme zeigt die „Bremen" auf der Werft in Bremen.