Volltext Seite (XML)
Die Malmgreen - Gruppe gerettet! Malmgreen selbst gestorben. 13. Juli 1928 > Wie aus Moskau gemeldet wird, ist es dem russi schen Eisbrecher „Krassin" gelungen, die Malmqreen- Gruppe zu erreichen. Malmgreen selbst soll schon seit einem Monat tot sein. Seine Leiche wurde geborgen. s Die beiden Italiener Mariano und Zappi wur- ' den gerettet. Malmgreen erfroren Wie aus Virgo-Vay gemeldet wird, haben die beiden Ueberlebenden der Malmgreen-Eruppe, Ma riano und Zappi, erklärt, daß Malmgreen am 15. Juni erfroren sei. Beim Niedergange der „Italia" auf das Eis hätte er sich bereits eine Hand gebrochen gehabt. Bald darauf seien ihm beide Beine erfroren. Er sei auf seinen ausdrücklichen Wunsch in der Nähe der Brooks-Insel zuruckgelassen worden, als Mariano und Zappi ihren Weg fortgesetzt hätten. Später seien sie! dann wieder zu ihm zurückgekehrt, da das offene Wasser I ihnen das Erreichen des Festlandes unmöglich machte. ! Beide erklärten weiter, das; sie dem Wahnsinn nahe ge- ' wesen seien und daß sie höchstens noch drei Tage ausge halten hätten. Während ihres Marsches hätten sie ! nicht weniger als acht Flugzeuge bemerkt., die ihnen s jedoch nicht so nahe gekommen seien, daß sie von ihnen s bemerkt werden konnten. Sie seien überglücklich ge- s wesen, als endlich Tschuchnowski durch das Umkreisen angedeutet Hütte, daß er sie gesehen habe. Dann seien - sie von der Zuversicht erfüllt gewesen, das; sie gerettet j würden. Der tragische Tod Malmgreens rief in Schweden i allgemeine Landestrauer hervor. Alle Eesellschafts- s schichten geben ihrem tiefsten Schmerz Ausdruck. s Malmgreen, der trotz seiner Jugend ser wurde 1895 ge- ! boren) schon Dozent an der Universität in Upsala war, erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit. Die meteoro logische Wissenschaft erfährt durch seinen Tod einen un ersetzlichen Verlust. Der „Krassin" nur noch 5 Kilometer von - -er Viglieri-Gruppe entfernt. 13 Juli 1928 ! Der Eisbrecher „Krassin" befand sich gestern nach mittag 3 Uhr nur noch fünf Kilometer von der Viqlieri- Gruppe entfernt. Am Strandungsort der „Italia" sichtete der „Krassin" Menschen und erwiderte auf deren Signale, daß er sie auf dem Rückwege aufnehmen werde. Samojlowitsch glaubt, daß dies Alpenjäger sind, die die Viglieri-Gruppe suchen. Nachricht von der Sora-Expedition. Infolge Nebels, Regens und starker Winde war es den Fliegern gestern nicht möglich, aufzusteigen. Wie berichtet, hatte das Ausbleiben jeglicher Nachricht von der von dem italienischen Hauptmann Sora geführten Hilfsexpedition Anlaß zu Besorgnis gegeben. Jetzt wird gemeldet, daß der polnische Ingenieur Varming, der ein Mitglied der Sora-Expedition ist, von dieser am Kap Bruun mit einem Schlitten und einem Hundege spann zurückgelassen wurde. Es heißt, daß Varming unterwegs erkrankt ist, doch legt man hier seiner Er krankung keine ernste Bedeutung bei, da seine beiden Begleiter Sora und der Holländer van Dongen ihn sonst wohl kaum im Stich gelassen und ihren Marsch fortgesetzt Hütten. Auch die Biglieri-Gruppe gerettel Oslo, 13. Juli. Am Donnerstag abend um 8 Uhr ist es dem russischen Eisbrecher „Krassin" ge lungen, die aus fünf Mann bestehende Viglieri-Gruppe zu retten. Diese ist bekanntlich zusammen mit General Nobile nach dem Absturz der „Italia" aus einer Eis scholle abgetrieben. Es ist anzunehmen, daß der „Krassin" nunmehr sofort die Bergung der Alpenjäger versuchen wird, die am Donnerstag auf der Hinfahrt zur Viglieri-Gruppe bereits gesichtet wurden. Ro m, 13. Juli. Die „Citta di Milano" bestätigt die Rettung der Viglieri-Gruppe durch den Eisbrecher „Krassin". Die Morgenblätter geben ihrer Freude über die zielbewußt durchgesührte Rettungsaktion Ausdruck und heben hervor, Laß es auch ein Russe war, der die ersten Nachrichten über die Schiffsbrüchigen brachte. Ein Funkspruch Tschuchnowskis. Oslo, 13. Juli. Wie aus Spitzbergen gemeldet wird, befindet sich der russische Flieger und seine Be gleiter einige Seemeilen nördlich von Kap Platen auf dem Eise. Sie haben durch Funkspruch mitgeteilt, daß sie gesund sind. Zugleich baten sie, zuerst die Italiener zu retten und sich erst dann um ihr Schicksal zu kümmern. Unsere Ausnahme ist, wie man deutlich erkennen kann, worden sind. Die auf dem Eis befindlichen Mannschaften vom Flugzeuge aus gemacht worden. Links vom Zelt suchen durch Winken die Aufmerksamkeit des Fliegers zu liegen einige Tücher, die als Fliegerzeichen ausgelegt fesseln. Vorbesprechung über -en Dawesplan Dor -er Lösung -es gefamlen Schul-enproblems Paris, 13. Juli. Zu dem Besuch, den der deut sche Botschafter von Hoesch gestern dem französischen Ministerpräsidenten ab stattete, erklärt der der Regierung nahestehende „Excel- sior", er hänge wahrscheinlich mit der Evolution des Dawesplanes zusammen. Uebrigens, so führt das Blatt fort, werde Parker Gilbert im Lause der kommenden Woche in Paris eintreffen. Man er wartete gleichfalls die Ankunft des Gouverneurs der Bundesreservebank Strong und Schatzsekretärs Mel lon, die wie jedes Jahr nicht verfehlen werden, den Ministerpräsidenten aufzusuchen. Parker Gilbert werde der Reparationskommission über seine Geschäftsführung berichten und aller Wahrscheinlichkeit nach mit Poincare, Briand und den Politikern und Fi- nänzleuten Fühlung nehmen, die sich seit Jahren mittelbar oder unmittelbar mit dem Dawesplan beschäftigen. Man könne sich auch daraus gefaßt machen, daß Deutschland sehr bald auf der Eröffnung von Verhandlungen für die vorzeitige Rheinland- rüumung und der Abänderung des Dawesplanes bestehen wird. Aus persönlichen Erwägungen und Gründen von allgemeinem Interesse dürfte Parker Gilbert wünschen, daß die an den Reparationen beteiligten Mächte sobald wie möglich den Weg zu einer allgemeinen Schulden- rcgelnng einschlagen, in die Prüfung der an die Nhsm- landbesetzung geknüpften Fragen eintreten und eins Gesamtlösung ins Auge zu fassen. Da die Präsidentenwahlen in den Vereinigten Staaten erst im November stattfinden und der neue Prüsident erst sechs Monate später antritt, werde man nicht vor März wissen, wie das amtliche Amerika sich hierzu stellen wird. Da im August 1929 die Zahlung der französischen Handelsschuld für die amerikanischen Kriegslager fällig wird, müsse die französische Regie ¬ rung sich entweder zur Zahlung von 400 Millionen Dollar oder zur Ratifizierung des Mellon-Beranger- Abkommens bequemen. Es sei vorauszusehen, daß der Ministerpräsident vom Parlament die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens nur verlangen werde, wenn er vorher die Zusicherung der amerikanischen Re gierung habe, daß diese dem Senat der Vereinigten Staaten gegebene moralische Genugtuung nur der Auf takt für eine Gesamtregelunq der Kriegsschulden sei. eine Regelung, deren große Linie im voraus zwischen allen an den Reparationen beteiligten Mächte!« fest- qclrqt werde. Der „Eaulois" sieht in der gleichzeitigen An wesenheit hoher Persönlichkeiten der deutschen und der ausländischen Finanz eine Bestätigung, daß Verhand lungen stattgsfunden haben. Das Blatt weist in diesem Zusammenhang aus die Erklärung Poiacares am Vor abends der Frankenftabrirsiecunq hin, daß jede Strei chung an den« Betrage der deutschen Rsparatronsschuld als Gegenleistung eine entsprechende Verringerung der französischen Schuld gegenüber England und den Ver einigten Staaten haben müsse, unter dem Vorbehalt der Sicherung einer Nestsumme für die Verzinsung der inneren Anleihe zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete. Der Wettfrisdeuspakt wirS Wirklichkeit Frankreich macht keine Vorbehalte. Neuqork, 13. Juli. Nachdem sich die deutsche Negierung an« Donnerstag bereit erklärt hat, den Kellogg-Vertrag in seiner jetzigen Gestalt zu unterzeich nen, hat der französische Botschafter in Washington, Claudell, Staatssekretär Kellogg mitgeteilt, daß Frank reich den Vertrag ebenfalls ohne Vorbehalte annimmt. Die französische Note wird dem amerikanischen Bot schafter in Paris, Herrick, am Freitag übermittelt wer den. Die Antworten zwölf weiterer Staaten werden in Washington in Kürze erwartet, so daß mit einer baldigen Unterzeichnung des Gesamtvertragswerkes zu rechnen ist. Englands Vorbehalte zum Kellogg-Pakt. Paris, 13. Juli. In diplomatischen Kreisen wird lebhaft die Frage erörtert, ob nach der Annahme des Kellogg-Paktes durch Frankreich das englische Außen amt seine Vorbehalte bezüglich seines Jnterventions- rechtes in den Gebieten, deren Sicherheit und Wohl fahrt für Großbritannien eine Lebensfrage bedeute, aufrecht erhalten wird. Dem „Echo de Paris" zufolge sollen die juristischen Sachverständigen der französischen, englischen und deut schen Regierung bei ihren Berliner Besprechungen die Ansicht vertreten haben, das von England beanspruchte Jnterventionsrecht sei in dem von Kellogg zugestande nen Verteidigungsrecht enthalten. Die überraschende Schnelligkeit der französischen Antwort sucht nach An ficht des Blattes, Chamberlain die Hände in d,er Rich tung zu binden, daß er nicht mehr auf seinen ursprüng lichen Vorbehalten besteht. Unterzeichnung des Kriegsverzichtspaktes Anfang August? Paris. 13. Juli. Wie aus Washington gemeldet wird, hofft man in amtlichen amerikanischen Kreisen, daß der Krieqsverzichtspakt Anfang August unterzeich net werden kann. Die Ämttfche Antwort an Amerika Die am 11. Juli dem amerikanischen Botschafter in Berlin überreichte deutsche Antwort aus die letzte Kellogg-Note hat folgenden Wortlaut: Herr Botschafter! Eurer Exzellenz bestätige ich den Empfang der Note vom 23. Juni d. I. über den Ab schluß eines internationalen Paktes zur Aechtung des Krieges und beehre mich, darauf im Auftrage der deut schen Negierung folgendes zu erwidern: Die deutsche Re gierung hat die Ausführungen der Note und den ihr bei gefügten revidierten Entwurf des Paktes mit größter Sorgfalt geprüft. Sie stellt mit Genugtuung fest, daß der in der Note dargelegte Standpunkt der Regierung der Bereinigten Staaten von Amerika der grundsätzlichen deutschen Auffassung entspricht, wie sie in dkr Note vom 27. April d. I. mitgeteilt wurde. Auch mit den Aende- rungen in der Präambel des Entwurfes des Paktes ist die deutsche Negierung einverstanden. Sie freut sich da her, erklären zu können, daß sie von den in der Note Eurer Erzelleift vom 23. Juni enthaltenen Darlegungen der Regierung der Vereinigten Staaten Akt nimmt, daß sie der Auslegung zuftimmt, die darin den Bestimmungen des in Aussicht genommenen Paktes gegeben wird und daß sie demgemäß bereit ist, diesen Pakt in der jetzt vor geschlagenen Form zu unterzeichnen. Genehmigen Sie, Herr Botschafter, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung gez. Schubert. Zu Ser Unlerre-ung Kossch mit Poinearö. 13 Juli 1928 Dem Besuch des deutschen Botschafters v. Hoesch beim Ministerpräsidenten Poincare ist sicherlich besondere Bedeutung beizumessen, da er auf de» Wunsch der französischen Regierung zurllckzuführen sein dürfte, über die neue deutsche Regierungsbildung und über das Regierungsprogramm nähere Einzelheiten vB zuständiger Seite zu erfahren. Wie das von der Bot schaft ausgegebene amtliche Communique besagt, haben die diesbezüglichen Aufklärungen, die Herr v. H o e sm geben konnte, einen wesentlichen Teil der einstllndigrN Unterhaltung ausgemacht. Dem Communique ist ferner zu entnehmen, daß der allgemeine Stand der deutsch-französischen Beziehungen i» ihrer Gesamtheit erörtert wurde. Diesel Teil der Unterhaltung dürfte sich, wie der Vertreter der TU. zu wissen glaubt, auf alle Einzelheiten erstreat haben, die in dem deutsch-französischen Beziehungen eine wichtige Rolle spielen, darunter vor allem auch die Frosts des Dawesplanes und der Rheinland:än° mung. Doch soll mit aller Bestimmtheit festgestew werden, daß positive Vorschläge in dieser Richtung oo" Herrn v. Hoesch nicht überbracht wurden, v. HoeD Aufgabe war es vielmehr, dem französischen Minister präsidenten diejenigen Richtlinien der neuen deutsche» Regierungspolitik zu entwickeln, die einer besonderen Er läuterung bedurften. Bei dem französischen Minister präsidenten ließ sich im Laufe der Unterhaltung d e r gute Wille der f r a n zö s i s ch e n R e g i e r u "S feststellen, auf dem einmal betretenen Wege der oo» Briand emgeleiteten Verständigungspolitik forft^ schreiten. So dürfte denn die Aussprache, wenn sie «"7 keine faßbaren Ergebnisse brachte, sicherlich zu einer D^ rung Ler Beziehungen zwischen der neuen' Regierung E den« französischen Mrnisterpräfidentep bsiastE^ haben. Der 11» AugM wirZ Vorläufig mehl NMmiMssLerlag. Im Rechtsausschuß des Reichstages erklärte Helin der Vorsitzende Dr. Kahl sDemsche Volkspartei), oan der Gesetzentwurf betreffend den Nationals e i e :' tag vor der Sommerpause nicht mehr zur Erledigung kommen könne. Der Rechtsausschuß stimmte sodann der nochmaligen Verlängerung des Gesetzentwurfes über die Erstatt»^ von Nechtsanwaltsgebühren in Armensachen bis ZN 31. Dezember 1928 zu und nahm ferner ohne Ausspram den Gesetzentwurf zur Aenderung der Gebührenordnw für Gerichtsvollzieher an. Hierauf vertagte sich der Ausschuß bis zum He: !'