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Kurze Mitteilungen. 29 Juni 1928 Wie die Morgenpresse aus Lissabon meldet, gelang es dem früheren portugiesischen Ministerpräsidenten Do mingos Sancho, der am 22. d. M. wegen heimlicher Rück kehr noch Portugal verhaftet wurde, aus dem Gefängnis Zu entweichen. Wie aus Wellington gemeldet wird, betonte der neuseeländische Eeneralgouverneur die Bereitwillig keit Neuseelands, in Zusammenarbeit mit den an deren Teilen des britischen Weltreiches an den Verhand lungen über den Abschluß eines Kriegsverzichts vertrages teilzunehmen. Aus dem demokratischen Parteitag in Houston wurde Gouverneur Smith zum Präsidentschafts kandidaten ernannt. Zu einer regelrechten Schlägerei kam es heute auf der demokratischen Parieitagung in Houston, als Senator Robinson vom Staate Arkansas den Posten eines ständigen Vorsitzenden des Konvents übernahm. Der republikanische Präsidentschaftskandi dat Herbert Hoover gab heute bekannt, daß er von dem Posten des Handelsministers zurückzutreten gedenke. * Der italienische Ohne-Halt-Fliig Rom—Homchurch geglückt. Loindon, 29. Juni. Am Donnerstag sind in Horn- Hurch jn der Grafschaft Esser neun italienische Kampf flugzeuge gelandet, die an der morgen stattfindenden großen Luftschau in Hendon teilnehmen werden. Die Maschinen haben die Strecke Rom—Hornchurche in einem ununterbrochenen Fluge zurückgelegt. Mit den Flug zeugen sind General Balbo, der italienische Luftfahrts minister und eine Reihe Persönlichkeiten des italienischen Luftfahrtministeriums eingetrofsen. Rücktritt der griechischen Regierung. — Venizelos wieder a-n der Macht? Paris, 29. Juni. Wie aus Athen gemeldet wird, !!k das griechische Gesamtkabinett unter dem Eindruck der Harfen Finanzkritik Venizelos zurückgetreten. Der frühere Ministerpräsident bereitet eine neue Kundgebung gegen me bisherige Regierung vor, in der das griechisch-fran- Mche Schuldenabkommen verurteilt wird, da dieses Griechenlands Papierfrankenschulden gegenüber Frank- ^ichs Eoldfrankenschulden an Griechenland zu hoch fest gesetzt habe. Jn Athener politischen Kreisen wird an genommen, daß Venizelos die Neubildung der Regierung übernehmen wird. Nobilefemdliche Stimmung in Norwegen. Oslo, 29. Juni. Jn Norwegen herrscht über Nobiles Polarflug, der so viele schwere Opfer gekostet hat, und wahrscheinlich noch kosten wird, stärkste Verbitterung. Es Macht sich um das Schicksal des norwegischen National- helden Amundsen verzweifelte Besorgnis bemerkbar. Bei Mobile stellt man als seinen einzigen Erfolg fest, daß er sm Kreuz über den Nordpol abgeworfen habe. Amund- lens Neffen, dem Fliegerleutnant Amundsen, ist es ge lungen, binnen zwei Tagen 70000 Kronen für seine hilfserpedition zusammenzubekommen. Ein deutsches Flugzeug »ach Spitzbergen unterwegs. Stuttgart, 29. Juni. Auf Anregung schwedischer Interessentenkreise hat die Firma Gleitflugzeug-Bau memm GmbH., Sindelfingen, der schwedischen Regie- zur Rettung des schwedischen Fliegers Lundborg Hb der Mitglieder der Nobile-Erpedition ein Klemm- Heitfiugzeug ft 25 mit einem 40 ?8 luftgekühlten Sam- Motor und vollständiger Ausrüstung zur Verfügung Mellt. Das Flugzeug kann auf einer Fläche von H Metern landen, weshalb es für besonders geeignet für M genannten Zweck angesehen wird. Diplomingenieur Güther ist mit der Maschine von Stuttgart abgeflogen wird sich über Kopenhagen nach Stockholm begeben. ^Aowjew, Kamenew und 36 Genossen wieder in die Partei ausgenommen. . Kowno, 29. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, die Zentralkontrollkommission der Allrussischen iMmunistischen Partei beschlossen, 38 bekannte An- üvnger der Opposition, darunter Sinowjew und Kame- ney in die Partei wieder aufzunehmen. Der Beschluß wird mit der Tatsache begründet, daß sie ihre Irrtümer bekannt und sich von der Tätigkeit der Opposition los- gcsagt haben. Das Zentrum zieht seine Klage zurück. 29 Juni 1928 Bekanntlich hatte die sächsische Zentrumspartei beim Staatsgerichtshof eine Klage gegen das Land Sachsen Erhoben auf Ungültigkeit verschiedener Bestimmungen des Landeswahlgesetzes, so namentlich auf Aufhebung der Zahlung von 3000 M. Sicherheit bei Aufstellung von Kandidaten durch Parteien, die bisher im Landtag nicht vertreten waren. Dementsprechend hatte das Zentrum auch die Rückzahlung der 1926 vor den Landtagswahlen eingezahlten 3000 M. der Zentrumspartei gefordert, die verfallen waren, weil das Zentrum kein Mandat er langt hat. Diese Klage hat begreiflicherweise in Regie rungskreisen manche Sorge hervorgerufen, denn sie hätte leichr nicht nur zur Ungültigkeit der angefochtenen Bestim mungen, sondern der Landtagswahlen von 1926 über haupt führen können. Deshalb hat die sächsische Regie rung Verhandlungen mit dem Zentrum wegen Rücknahme der Klage geführt und die Rückzahlung von 3000 M, sowie eine Aenderung des Wahlgesetzes, in Aussicht gestellt. Wie nun die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz von unterrichteter Seite erfährt, hat der Vorsitzende der säch sischen Zentrumspartei, Negierungsrat a. D. Dr. Flüg- ler, am gestrigen Donnerstag die Zentrumsklage zu rückgezogen. Maßgebend hierfür war, außer den an geführten Tatsachen, vor allem die Befürchtung, daß die Aufhebung der angefochtenen Bestimmungen durch den Staatsgerichtshof die Ungültigkeitserklärung der Land- tagswahlen, damit Neuwahlen und eine Linksmehrheit im neuen Landtag herbeiführen könnte. Damit ist die größte Gefahr für den Landtag und das Kabinett Heldt beseitigt. Allerdings schwebt noch eine gleichartige Klage der Unabhängigen Sozialdemo kratischen Partei; aber sie kann kaum zu denselben weit gehenden Folgerungen führen, wie die Zentrumsklage, weil die USP. unter keinen Umständen 1926 ein Man dat erlangt hätte, während dies beim Zentrum nicht un möglich gewesen wäre, da ihm nur etwa 500 Stimmen an einem Mandat gefehlt haben. Termin vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig steht bekanntlich am 7. Juli an. Aus aller Mell. * Schiffsunfall in Berlin. Durch Herumschlagen der Ruderpinne eines Transportkahnes ereignete sich am Donnerstagvormittag auf dem Landwehrkanal ein Unfall, bei dem neun auf einem Ausflugsdampfer be findliche Frauen und Kinder verletzt wurden. * Ein vorgetäuschter Eeldschrankeinbruch? Jn Kattowitz (Oberschl.) wurde in den Kassenräumen der Jndustrie-Vaugesellschaft, die sich im Verwaltungsge bäude der Fürstlich Pleßschen Verwaltung befinden, der Geldschrank mit Sauerstoffgebläse erbrochen und daraus das gesamte für die Lohn- und Gehaltszahlung bereit- liegende Geld in Höhe von über 100 000 Zloty gestoh len. Merkwürdig bei dem Einbruch berührt es, daß den Wächtern der Pleßschen Verwaltung, deren Kassenräume sich in demselben Gebäude befinden, während der gan zen Nacht nichts aufgefallen ist. Man vermutet daher einen vorgetäuschten Einbruch. * Ein Arzt von Einbrechern erschossen. Jn der Nacht von Donnerstag zu Freitag wurde in Putbus auf Rügen der Arzt Dr. Brandenburg von Einbrechern, die in das von dem Arzte bewohnte Landhaus eingedrungen waren, durch zwei Bauchschüsse getötet. Die Stettiner und die Stralsunder Kriminalpolizei haben bereits die Fahndung nach den Mördern ausgenommen. * Eine ganze Familie mit durchschnittenen Puls adern aufgefunden. Am Donnerstagvormittag wurde in Wandsbeck in seiner Wohnung der Verwaltungs direktor Tegtmeyer mit seiner Frau und seinen drei Kindern im Alter von 5, 7 und 10 Jahren mit durch schnittenen Pulsadern besinnungslos aufgefunden. Allen Personen war die linke Pulsader durchschnitten. Sie mußten in vernehmungsunfähigem Zustande dem Krankenhaus zugeführt werden. * Zwei Todesopfer des Unwetters in Schlesien. Durch die schweren Unwetter der letzten Tage in den Kreisen Reichenbach, Vrieg und Oels ist die Ernte stel lenweise vollständig vernichtet worden. Im Kreise Brieg forderte das Unwetter auch zwei Todesopfer durch Blitz schlag. Eine Anzahl von Feldarbeitern wurde durch Schloßen, die teilweise die Größe von Hühnereiern hat ten, verletzt. * Zu dem Eisenbahnunglück bei Darlington. Von den bei dem Eisenbahnunglück bei Darlington verletzten 47 Reisenden konnten 20 das Krankenhaus bereits wie der verlassen. Es wird befürchtet, daß noch immer Per sonen unter den Trümmern begraben liegen. Der Hei zer gibt an, daß der Lokomotivführer alles getan habe, um das Unglück zu verhindern. Der Zusammenstoß habe sich jedoch nicht mehr verhindern lassen, da die entgegen kommende Lokomotive nicht rechtzeitig genug bemerkt werden konnte. Die Zahl der bei dem Eisenbahnunglück ums Leben gekommenen Personen hat sich durch den Tod eines Schwerverletzten auf 23 erhöht. * Ein französischer Kunstflieger verbrannt. Der französische Kunstflieger Fronval ist auf dem Flugplatz Villars Coublay bei Paris durch einen eigenartigen Unfall getötet worden. Fronval rollte mit seinem Flug zeug über das Feld, als ein anderes Flugzeug bei der Landung abstürzte und auf Fronvals Apparat fiel, der in Flammen aufging. Fronval ist bei lebendigem Leibe verbrannt. * Courtney in Horta gelandet. Nach einem Funk spruch aus Horta ist Kapitän Courtney mit seinem Flug zeug um 17 Uhr in Horta gelandet. * Der Blaubart von Marseille. Die Spalten der fran zösischen Presse sind von Berichten über die Verbrechen des „Blaubart von Marseille" angefüllt. Es scheint festzustehen, daß er mindestens sechs Frauen ums Leben brachte, die auf seine Heiratsanzeigen hin mit ihm in Verbindung traten. Eine der Frauen, die mit ihm in Briefwechsel standen, ist nur durch den Zufall und nur durch ihren Aberglauben vor dem schrecklichen Ende der anderen be wahrt geblieben. Es handelt sich um eine Pariserin, die mit dem angeblichen Gaillard in einem Pariser Restau rant eine Zusammenkunft hatte. Der „Heiratslustige" legte ihr nahe, 20 000 Franken flüssig zu machen, damit sie eine kleine 8Wa und ein Auto kaufen könnten und versprach ihr, sie nach Tunis zu führen, wo er Geschäfte habe. Aus seinen Vorschlag eingehend, befragte sie eine Kartenlegerin, die ihr aus dem Kaffeesatz von einer Reise über das Meer abriet, da sonst ein Unglück auf sie warte. Kunfk und Wtsfenschafl. Filchners Bericht. Der Asienforschec Wilhelm Filchner ist, wie bereits gemeldet, am Sonntag früh nach München von seiner Forschungsreise in Zentralasien zurückgekehrt. Er emp fing einen Vertreter der Münchner Telegrammzeitung, dem er ausführliche Mitteilungen über seine Expedition machte. Da nach handelte es sich Lei dieser Reise um die Durchführung erd magnetischer Messungen. Zuerst führte den Forscher der Weg durch Rußland. Zm Winter 1926/27 war er völlig mittellos. Er hatte so gut wie nichts zu essen und mußte barfuß gehen. Trotz dieser bedrückenden Umstände hat er seine Arbeiten lücken los durchgeführt. Er war oft 12 bis 14 Stunden am Tage mit seinen Messungen beschäftigt. Auf dem Wege nach Lhasa setzte Filchner unter außerordentlichen Schwierigkeiten seine Messun gen im Hochland von Tibet fort. Hände und Füße waren ihm erfroren. Er erlitt einen Bruch an der rechten Hand und später noch verschiedene Verletzungen, Rippenbrüche und einen Bruch am rechten Fuß. Trotz alledem gelang es ihm, seine vorgenom menen Arbeiten zu vollenden. Vom Dalai Lama erhielt Filch ner, vermutlich auf Aufforderung von englischer Seite her, groß zügige Hilfe. Im März 1928 überquerte der Forscher den Hima laja. Daß man ihn einige Zeit für ermordet hielt, war auf ein Mißverständnis zurückzuführen. Es wurden damals zehn französische Missionare von tibetanischen Priestern umgebracht. Außer den erdmagnetischen Messungen hat Filchner das gesamte Reisegebiet kartographisch aufgenommen und 23 000 Meter Film aufnahmen für die Ufa gemacht. Wolken und Sonnenschein. Roman von Emilie Sicha. H (Nachdruck verboten.) y. Aber dieser schüttelte den Kops: „Rein, Hermann, MeUese und ich sind nicht mehr passend für das große Zhen: Leone kommt und wir zwei Alten werden euch 'Pater mal besuchen.- . Nachdem das Auto mit den Besuchern nicht mehr zu 'Mn war, wandte sich der Bürgermeister an seine Frau: »Anneliese, ich muß geschwind nochmal aufs Rathaus, Me das Essen und stelle einige Flaschen Wein bereit, die "ttren werden gegen einhalb acht da sein." Drittes Kapitel. . Das Eßzimmei bei Bürgermeisters war znm Empfang .fr beiden Gäste gerichtet, der Tisch gedeckt und Leone eben noch einige Basen mit den letzten Rosen des .artens Zie wai gut gelaunt und summte ein Liedchen °r sich hp, ahxs plötzlich dachte sie wieder an Nora und urve sehr ernst Es war doch fast undenkbar, daß Nora "ck immer uni oen Mann trauerte Er war ja gar nicht w ihr gewesen, baue ne immer ans die Seite gesetzt, schüitxnx von Kopf, sie konnte es nicht begreifen, hau freilich nichl gerade schön, aber sehr gut; sie 1 Ein weiches, tief empfindendes Herz. Warum hatte w unglücklich sein müssen? Durch vas weil offene Fenster kam ein Geräusch hin^ ^"b die Vorhänge etwas auseinander und schaute j„ ?^^Ia, es waren die Gäste Sie warf einen Blick siegel und ging hinaus. Aus dem Flur hörte sie ^. ,^bmme ihres Vaters, wie er die beiden Herren be- e, Sie ging in die Küche Die Muttei schaute mit aufgeregtem roten Kops, wie Frieda das Essen an- sonst aber sah sic sehr nett aus und kam der >vip " lächelnd entgegen Leone sagte: „Du stehst aus junges Mädchen, Mutter, das hellgraue Kleid stelu doch am besten." Nu,« '?^'Oter lachte: „Kind, du wirst doch deine alte "Er nicht zum besten haben wollen" Sie gingen m den Salon, wohin der Bürgermeister seine Gäste bereits geführr hatte. Die Herren standen aus, als die beiden Frauen einnaten. Der jüngere, Ober ingenieur Heintzen, war für die Familie des Bürger meisters kein Fremder; er war schon länger als ein halbes Jahr in Sonnenheim und man hatte sich bereits ab und zu gesehen. Den älteren Herrn stellte Leonhard Thomas seinen Damen vor als künftigen Direktor der neuen Zucker fabrik, Herrn Raßmus Die kleine Gesellschaft saß fröhlich beieinander. Der Bürgermeister führte einen guten Wein lm Keller und der Geist desselben munterte die beiden Gäste zu lebhafter Unterhaltung aus. Direktor Raßmus erzählte, daß er noch nicht lange von Ungarn zurück sei, daß seine Gesellschaft dort viel Land ausgekauft habe und ebenfalls drei Zucker fabriken bauen werde. Leone wandte sich an den jungen Mann, der ihr gegen- über saß: „Herr Heintzen, wissen Sie noch? Sie haben meiner Mutter und mir versprochen, uns die neue Fabrik anlage zu zeigen, wenn sie fertiggestellt ist.* „Gewiß, gnädiges Fräulein, ich stehe zu Ihrer Ver fügung, das heißt, es dauert noch etwa vier Woche«, bis alles betriebsfertig ist. Ich werde es sicher nicht der- gessen." Der Bürgermeister mischte sich ein: „Ich rate euch, selbst mal hinzugehen, ihr könnt sehr viel Interessantes sehen." Direktor Raßmus nahm das Wort: „So etwas haben Sie noch nicht gesehen, meine Damen. Die Fabrik ist mit den modernsten Errungenschaften der Technik ausge- stattet." Er wandte sich an den Bürgermeister: „Unsere Gesell schaft nimmt in der Zuckerindustrie den ersten Platz ein; denn auch die Fabriken in der Psalz und im Rheinland werden renoviert, die alten Betriebsteile durch moderne und mehr wirtschaftliche ersetzt." „Dann gibt es mehr Dividenden, nicht wahr. Herr Direktor?" lachte der Bürgermeister. Direktor Naßmus nickte zustimmend: „Wir sind so- weft zufrieden." Die Herren waren so eifrig im Gespräch, daß sie zum Essen sehr langc Zett brauchten Leone stand leise auf und verließ ungesehen die Tafel Gleich daraus klangen zu den Zurückgebliebenen die vollen Akkorde einer schwär merischen Weise. Nach einigen lauten Melodien wurden die Klänge weich und träumend und dann sang Leone: „Ein kleiner Vogel mil buntem Gefieder, mit jubeln dem Sang fliegt um mein Haus, komm, kleiner Vogel, komm an mein Fenster, richt irgendwo viele Grütze aus." Noch ein feines, sanftes Nachspiel, dann lietz Leone die Hände in den Schötz sinken und träumte. Auf einmal schreckte sie auf; jemand war leise an ihre Seite getreten und Oberingenieur Heintzen sagte: „Sie sind ja eine Künstlerin, gnädiges Fräulein; bitte, spielen Sie noch einmal." Sie streifte sein Gesicht mit einem schnellen Blick, ihre Augen trafen sich. Leone fühlte den sehr interessierten Ausdruck in den Augen des jungen Mannes und fühlte zu ihrem heimlichen Ärger das Blut in die Wangen steigen. „Lieben Sie Musik?" fragte sie und blätterte in ihren Noten. „Ja, sehr! Dars ich Sie begleiten?" Er zeigte auf die Geige, die über dem Klavier hing. „Gewiß, ich freue mich 1" Sie griff nach der Geige und reichte sie ihm. Er probierte die Saiten, während Leone wieder in einem Notenheft blätterte. Sie fragte: „Was wünschen Sie zu spielen?" Er stand nun hinter ihr, schaute über ihre Schulter hinweg in das Heft, dessen einzelne Seiten sie herumschlug. Endlich zeigte er auf das Brautlied aus dem „Zigeuner baron". Sie spielten das Lied. Leone liebte die Geige vor allen anderen Instrumenten und der junge Mann war ein Meister darin: er spielte noch besser wie chr Vater — oder meinte sie es nur? Sie hatte den Vater zu diesem Liede schon ost begleitet, aber noch nie ein so fremdes, zitterndes Sehnen in der Brust gefühlt wie heute. (Forlfeyung folg:.)