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Gas- un- Luftschutz !ui nol. Alle anderen Staaten Deutschland weit voraus. Die furchtbare Giftgas-Explosion in Hamburg sollte auf das ganze deutsche Volk wie ein drohendes Fanal wirken. Denn auf eindringlichste Weise haben wir eine Warnung vor den entsetz lichsten Wirkungen des künftigen Gaskrieges erhalten. Seine Gefahren sind zwar niemals unterschätzt worden. Aber das trau rige Hamburger Ereignis zeigt zum ersten Male deutlich die furchtbaren praktischen Folgen. Andere Länder haben schon längst Maßnahmen ergriffen, die Bevölkerung gegen Giftgase zu schützen. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß nicht auch Deutschland hierzu berechtigt wäre. Denn nach- dem Versailler Friedensoertrag ist es uns gestattet, zivile passive Schutzmaß nahmen gegen feindliche aktive Luftangriffe zu ergreifen. So viel steht heute schon fest: Sollte es wieder zu einem Krieg kom men, so wird er nicht durch Geschütze, nicht im Kampf von Schützengraben zu Schützengraben, nicht durch Einsetzen der mili tärischen Macht entschieden werden, sondern im wesentlichen durch Luftangriffe der Flieger und Gasangriffe. Der nächste Krieg ist nicht ein Kampf der wehrfähigen Männer gegeneinander, sondern der gesamten Bevölkerung eines Staates gegen die des anderen. Es hat keinen Zweck, die Schrecken eines künftigen Krieges auszumalen. Wir wollen vielmehr hoffen, daß es da zu überhaupt nicht mehr kommt. Trotzdem besteht die dringende Notwendigkeit, die Bevölkerung über die gefährlichen Wirkun gen von Giftgasen aufzuklären und ihnen Schutzmittel in die Hand zu geben. Denn die Gefahren einer Vergasung großer Städte und weiter Landstriche besteht ja nicht nur im Kriegs fälle, sondern kann auch durch Unglücksfälle wie die Hamburger Giftgasexplosion eintreten. Es sei daran erinnert, daß im Jahre 1928 schon vor der Hamburger Katastrophe zwei andere schwere Explosionen eingetreten find, und zwar die Leuchtgasexplosion in Berlin in der Landsberger Allee und die Explosion eines fahr lässig untergebrachten Sprengstoffbetriebes in Dahlem. Die moderne Industrie, die Wissenschaft und Technik können auf Zu hilfenahme solcher für die Menschen gefährlicher Gase und Spreng stoffmittel nicht verzichten, und wenn auch die größtmöglichsten Sicherungsmaßnahmen getroffen werden, besteht doch immer die Möglichkeit von Unglücksfällen. Schon aus diesem Grunde muß die Bevölkerung durch Aufklärung und praktische Hilfsmaßnah men geschützt werden. Es gibt kaum ein Land in der Welt, das nicht schon in großem Maßstabe Gegennüttel eingeführt hat. Man muß unter scheiden zwischen individuellem und kollektivem Gasschutz. Die Sicherung des Einzelnen kann durch den individuellen Gasschutz heute schon mit guten Erfolgen gewährleistet werden, während man Methoden für den generellen Gasschutz noch ausarbeiten muß. Hier sei auf das Beispiel anderer Staaten verwiesen. Be sonders das neue Rußland hat es sich angelegen sein lassen, seine Bevölkerung gegen Gasangriffe zu schützen Bei den letzten Flottenmanövern in Odessa wurde Tränengas abgelassen, so daß die Bewohner dieser Stadt, die vorher mit Gasmasken versehen worden waren, gezwungen wurden, sich ihrer zu bedienen. Auch in anderen Städten sind an die Bevölkerung Gasmasken ver teilt worden. Die Massen werden in ihrer Handhabung unter richtet. Bei Sportfesten, militärischen Veranstaltungen finden regelmäßig besondere Wettbewerbe für Gasmaskenbenutzer statt, und häufig werden große Gasschutzübungen abgehalten. In ganz großzügiger Weise hat Frankreich die Abwehrmaßnahmen gegen einen Giftgaskrieg eingeleitet. 15 Millionen Gasmasken sind für das Jahr 1928 bestellt worden und sollen bis Ende des Jahres abgenommen und an die Bevölkerung geliefert werden. Daneben finden zwangsweise Unterrichtskurse über Benutzung und Auf bewahrung der Gasmasken statt. In Stockholm hat man eine originelle Art der Warnung der Bevölkerung vor Luftangriffen sich ausgedacht. Eines Tages stieg ein Flugzeuggeschrvader auf, und es wurden zu Knäueln gebündelte Flugblätter abgeworfen, die sich kurz vor Erreichung der Erde auflösten. Auf den Flug blättern stand: „Bürger Stockholms! Wenn dieses Flugblatt ein Bombensplitter wäre, würdest du getötet worden sein. Darum unterstütze die Luftverteidigungsgssellschaft Stockholm." Auch in den Randstaaten, Polen und der Tschechoslowakei sollen in diesem Jahre große Uebungen stattsinden. Ganz besonders wichtig ist das Problem des Eiftgaskrieges für England. Hier steht man den Erfolgen des individuellen Gasschutzes skeptisch gegenüber, und man ist mehr für kollektive Schutzmaßnahmen. Dazu gehört der systematische Aufbau der Fliegerabwehrtruppen, außerdem aber auch die Anlage von gassicheren Räumen in den einzelnen Häusern und große Verieselungsanlagen, die die verseuchte Luft von den Giftgasen reinigen sollen. Gegenüber all diesen Schutzvorrichtungen ist Deutschland weit zurück. Es gibt bisher nur eine einzige Vereinigung, die sich mit Abwehrmaßnahmen gegen Giftgas befaßt, und zwar der Deutsche Luftschutz E. V., dessen Präsident der ehemalige Reichsverkehrs minister Dr. ing. Krohne ist. Dieser Verein hat sich jedoch bis her nur mit der theoretischen Ausarbeitung von Schutzmaßnah men für die Bevölkerung im Falle von Gasangriffen oder Gas explosionen befassen können, da er nicht genügend Unterstützung fand, die praktische Arbeit leisten zu können. Die Hamburger Giftgasexplosion dürfte die Behörden und die Oeffentlichkeit ge nügend gewarnt haben, um sie von der Notwendigkeit sofortiger Hilfsmaßnahmen zu überzeugen Es ist höchste Zeit, dast man auch in Deutschland endlich Abwehrmatznahmen trifft. Verbesserungen -er AngesLeMenversichsrung. Durch die Novelle zum Angestelltenversicherungs gesetz vom 29. März 1928 wird die Aufwertung der Vorinflationsbeiträge auf alle Beitragsklassen ausge dehnt. Dies und die Erhöhung der Auswertungssätze in den bisherigen Klassen wird für alle Rentenemp fänger zu einer Erhöhung ihrer Bezüge führen. Die Erhöhung wird im günstigsten Falle 206 Mark im Jahre ausmachen. Da gleichzeitig aber auch die Aufwertung der alten Beiträge in der Invalidenversicherung ver bessert worden ist und die meisten Rentenempfänger früher auch Beiträge zur Invalidenversicherung gezahlt haben, ergibt sich daraus eine weitere Steigerung. Bezieht der Rentenempfänger ferner Kinderzuschläge, so tritt infolge der Erhöhung von 90 auf 120 Mark jährlich auch hier eine Besserung ein. Von besonderer Bedeutung ist, daß durch die verbesserte Aufwertung auch die Anrechnung der Kriegsdienstzeit wieder ihre volle Bedeutung erlangt. Nach dem neuen Gesetz werden nunmehr sämtliche Kriegs dienstmonate mit den entsprechenden Steigerungssätzen gutgeschrieben, und auch diejenigen Angestellten, die durch einmalige größere Einzahlungen in den niederen und mittleren Klassen eine Wartezeitabkürzung vorgenommen haben, kommen nunmehr noch nachträglich zu ihrem Rechte. Von außerordentlicher Wichtigkeit ist weiter die Ver längerung der Bestimmung, nach der alle Anwartschaften ohne Rücksicht auf die Zahl der geleisteten Beiträge als aufrecht erhalten gelten. Diese Bestimmung hatte bis her lediglich Geltung für die Zeit bis zum 31. Dezem ber 1923. Nach dem neuen Gesetz ist sie um zwei Zahre, also bis Ende 1925, verlängert, so daß alle die jenigen, die mit ihren Rentenanträgen wegen Anwart- schaftsverlust innerhalb der fraglichen beiden Zähre ab gewiesen worden sind, unter Umständen noch nachträglich Rentenansprüche geltend machen können. Zn der gleichen Weise sind die Ende dieses Zahres ablaufenden Bestim mungen über die abgekürzte Wartezeit für Hinterblie benenleistungen auf 60 Beitragsmonate sowie über die Ermächtigung der Reichsversicherungsanstalt, in Härte fällen unter gewissen Voraussetzungen auch nach Ein tritt der Berufsunfähigkeit noch die Wartezeit vollenden zu lassen, verlängert worden. Schließlich verdient die Vorschrift Beachtung, nach der die freiwillige Beitrags zahlung nunmehr in jedem Falle den Einkommensverhält nissen angepaßt sein, mindestens aber in der Gehalts- klasse k erfolgen muß. Eine freiwillige Beitragszahlung in der Klasse ist also künftighin nicht mehr zulässig. Aus <Mer WeU. 29. Mai ,928 * Der Berliner Rot-Front-Kämpfertaq ruhig ver- lausm. Der Rot-Front-Kämpfertag in Berlin ist gestern ruhig verlaufen. Am Morgen durchzogen die Demonstrationszüge die Stadt, am Nachmittag sammelten sie sich im Lustgarten zu einer großen Kundgebung für die Weltrevolution. An der Elbinger Straße im Ber liner Nordosten nahmen die Führer der Tagung die Parade der Massen ab. * Schwerer Unfall eines Poftomnibusses. Wie der MLD. berichtet, fuhr am Abend des ersten Pfingstfeier tages ein Personenkraftwagen der Reichspost infolge Ver sagens der Steuerung bei Lenzen a. d. Elbe gegen einen Baum. Vier Fahrgäste wurden schwer und eine Anzahl leicht verletzt. Der Wagen wurde stark beschädigt. * Enthüllung eines Ebertdenkmals in Dortmund. Von herrlichem Frühlingswetter begünstigt, wurde am ersten Pfingstnachmittag das von Prof. Hoetger entworfene Denkmal für den verstorbenen ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert enthüllt. Die Einweihungsfeier gestaltete sich zu einer Kundgebung für den republikanischen Ge danken. * Das afghanische Königspaar in Konstantinopel. Das afghanische Königspaar traf am Pfingstmontag in Konstantinopel ein, wo es bis Freitag zu verbleiben ge denkt. Die russische Schwarzmeerflotte ging gestern vor Konstantinopel vor Anker und wird von der Türkei das afghanische Königspaar nach Datum begleiten. * Kemal Paschas Gastgeschenk für Aman Allah. Mustafa Kemal Pascha hat König Aman Allah sein Bild in einem goldenen Rahmen, mit Diamanten und Rubinen besetzt, geschenkt. Ferner ein türkisches Schwert in silberner Scheide, mit einem goldenen, mit acht einzeln gefaßten Diamanten besetzten Handgriff, dessen Wert allein auf 400 000 Mark geschätzt wird. * 15 Ozeandampfer liegen vor Neuyork fest. Vor dem Neuyorker Hafen werden 15 Ozeandampfer infolge Nebels an der Einfahrt verhindert, darunter der Hapag- dampfer „New Porl" mit 2500 Personen an Bord. * Ein französisches Flugzeug in die Zuschauermenge gestürzt. — Eill Toter, acht Schwer- und fünf Leicht verletzte. Einen tragischen Ausgang nahm der von der Vereinigung der Zivilslieger Frankreichs am Pfingst sonntag veranstaltete Flugtag in Orly bei Paris. Bei dem Landungswettbewerb raste ein Marineflugzeug in die Menschenmenge. Insgesamt wurden 13 Personen verletzt, von denen acht schwerere Verletzungen davonge- tragm haben sollen. Ein Verletzter verstarb bei der Ueberfühmng in das Krankenhaus. * Voll Piraten aufgebracht. Ein in Hongkong ein gegangener Funkspruch besagt, daß der britische 2200- Tonnen-Dampfer „Tean" auf dem Wege nach Hong kong von Piraten aufgebracht worden ist. Einzelheiten fehlen bisher noch. * Schlagwetterkatastrophe in Pennsylvanien. Wie der Berliner Börsenkurier aus Wilkesbarr (Pensylvanien) meldet, sind aus dem Lonyngham-Schacht der Hudson- Coal-Company durch ein schlagendes Wetter füns Berg leute getötet und mehrere verletzt worden. * Wieder ein Bombenattentat in Buenos Aires. Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, wurde am Pfingst montag auf das Zaus des italienischen faschistischen. Obersten Afeltra in Buenos Aires ein Bombenattentat verübt. Es wurde niemand verletzt, doch richtete die Bombe großen Schaden an. * 36 Ausständische in Mexiko getötet. Das mexi kanische Kriegsministerium hat eine Erklärung veröffent licht, wonach 36 Aufständische im Staate Jalisko im Kamps mit mexikanischen Regierungstruppen getötet wurden. Aus dem Gerichtssam. K Drei Monate Gefängnis für einen unvorsichtigen Kraftdroschkenführer. Das Gemeinsame Schöffengericht Dresden verurteilte den 48 Jahre alten Kraftdroschken führer Martin Woldemar Lohse aus Kötzschenüroda wegen fahrlässiger Tötung und Uebertretung der Be stimmungen betreffend den Verkehr mit Kraftfahrzeu gen zu drei Monaten Gefängnis. Der Verurteilte be fand sich am 13. April mit seiner Kraftdroschke in der 4. Morgenstunde — er hatte Nachtfahrten ausgeführt — auf der Fahrt nach der Garage, fuhr aber in der Wet tinerstraße in Dresden den im Anfänge der sechziger Jahre stehenden Händler Alexander Hamitzsch an, der mit seinem Handwagen nach der Hauptmarkthnlle fahren wollte. Hammitzsch erlitt dabei tödliche Ver letzungen. Die Zeugenvernehmung ergab, daß Lohse grob fahrlässig als Kraftdroschkenführer gehandelt hatte. K. Empfindliche Strafen für Zuhälter md Kup pelei. Zn geheimer Sitzung verhandelte das Schöffen gericht Dresden gegen den 1901 zu Aachen geborenen Tischler Matthias Kleebank wegen Verbrechens nach § 181 StGB. Der Angeklagte, der wegen Diebstahls, Hehlerei, Urkundenfälschung und Betrugs wiederholt und empfindlich vorbestraft ist, hatte sich in ganz übler Weise der Zuhälterei schuldig gemacht, weshalb der Staats anwalt eine zweijährige Gefängnisstrafe beantragte. Das Urteil lautete aus ein Zahr drei Monate Gefängnis. Wer ist klüger: „Er" oder „Sie"? Von der geistigen Veranlagung der Frau. Von Eva Langen. Wenn man die geistige Veranlagung der Frau be urteilen und mit der des Mannes vergleichen will, muß man sich zunächst darüber klar werden, ob es überhaupt eine typisch weibliche geistige Veranlagung gibt. Nimmt man den Begriff „geistig" als Zusammenfassung aller inneren Kräfte, als Gegensatz zu den körperlichen, schließt man also die Psyche mit ein, so ist es selbstver stündlich, das dann zwischen dem weiblichen und männ lichen Geist ein grundlegender Unterschied besteht. Faßt man aber den Begriff „Geist" enger, als gleich bedeutend mit Verstand, Intellekt, so wäre der Beweis erst nachzuliefern, daß wir es tatsächlich mit einem höherwertigen männlichen und einem minderwertigen weiblichen Verstand zu tun haben. Selbst wenn wir von der üblichen Behauptung ab sehen, daß die Frau der Logik ermangle, eine Behaup tung, die in die Witzblätter und an den Biertisch ge hört, wohl auch kaum von einem ernstzunehmenden Manne ernsthaft vertreten wird, so fehlen auch bisher noch alle Unterlagen um z. B. die fast allgemein be stehende Annahme, der Frau fehle die Begabung für Mathematik, auf seine Richtigkeit zu prüfen. Was die Frau bis vor etwa einem Jahrzehnt fehlte, war die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in der gleichen Weise auszubilden, wie der Mann. Ob durch das dauernde Brachliegen geistiger Kräfte diese all- mählig im Laufe von Generationen verkümmern, wie das bei körperlichen nachgewiesen ist, kann man viel leicht annehmen, doch wird cs kaum möglich sein, es einwandfrei festzustellen. Trotzdem hat man nie davon gehört, daß etwa in den Ländern, wo Koedukation besteht, die Leistungen der Mädchen in der Mathematik hinter denen der Knaben zurückbleiben. Ob überhaupt Statistiken darüber be stehen, ist mir unbekannt,' so viel ist aber sicher, sollten sie über das weibliche Geschlecht ungünstig lauten, so würde man bestimmt davon gehört haben! Selbst verständlich ist es auch nicht als absolutes Plus auf das weibliche Konto zu buchen, daß z. V. in den weiblichen Eymnasialrursen, die unter Dr. Käthe Windscheids Leitung in Leipzig bis zur Eröffnung der staatlichen Studienanstalten bestanden, gerade in der Mathematik ganz hervorragende Leistungen erzielt wurden, denn hier handelte es sich natürlich um eine Auslese der Allertüchtigsten. Ueber die Resultate der Studien anstalten kann wegen der Kürze ihres Bestehens noch kein abschließendes Urteil gefällt werden. Das gleiche gilt in Bezug auf die politischen Lei stungen der Frau, denn, ähnlich wie für die Mathematik, wird ihr von gewissen Seiten auch die Fähigkeit für Politik abgesprochen. Wer aber die Broschüre von Regine Deutsch über parlamentarische Frauenarbeit zur Hand nimmt, der wird doch einigermaßen Hoch achtung empfinden, wenn er daraus erfährt, welche Fülle positiver Arbeit in dem relativ kurzen Zeitraum politischer Betätigung von den Frauen geleistet wurde. Tatsache ist natürlich, daß sich Frauen wie Dr. Gertrud Bäumer und Dr. Marie Lüders — und von der Arbeit dieser beiden Frauen handelt der größte Teil der er wähnten Broschüre — auch schon bevor sie im November 1918 politisch mündig gesprochen wurden, sehr ein gehend mit den in Frage kommenden Gebieten be schäftigt hatten, und es ist ein Glück, daß ihre wertvolle Arbeit nun dem Paterlande Nutzen bringen kann. Man könnte vielleicht einwenden, daß zwei Schwalben noch keinen Sommer machen, aber man muß dagegen unsere Versicherung auf Treu und Glauben all nehmen, daß wir doch viel mehr „Schwalben" zur Ver fügung haben, wenn sie auch vielleicht nicht völlig a» die Bedeutung der beiden erstgenannten heranreichen. Aber sie erreichen und überragen doch zum Teil sogar daß geistige Durchschnittsniveau der männlichen Ab geordneten, und den Beweis dafür zu erbringen, scheitert nur an der heute noch bestehenden Schwierigkeit, Frauen in führende politische Stellen zu bringen. Hoffen wir, daß diese Schwierigkeiten in dem Maße schwindet, wie das Vorurteil gegen weibliche Leistungen auf geistigem Gebiete überhaupt. Die Bresche hierzu ist gelegt, einmal auf die Gleichberechtigung der Fran auf gleiche Ausbildung und durch die politische Gleich berechtigung. Daß diese Errungenschaften ausgebaut und aus- genutzt werden, dazu kann jede Frau im täglichen Leben beitragen, einmal dadurch, daß sie sich nicht scheut, de» öden Witzeleien über die geistige Minderwertigkeit widersprechen, wozu sie sich in jeder Gemeinschaft, in dm Männer und Frauen zusammen beraten, die nötigen Unterlagen verschaffen kann, (denn es ist fast in jede' Sitzung zu beobachten, daß die männlichen Aeußc- rungen den weiblichen zwar an Quantität, aber dun! aus nicht an Qualität durchweg überlegen sind!) une zweitens dadurch, daß sie selbst lebendigen Anten nimmt, in allen Fragen des öffentlichen Lebens, die ihr Gelegenheit bieten, ihre typisch weibliche Eige" art zum Wohle des Ganzen auszuwirken. Denn nur darauf kommt es an, daß gerade die Eigenschaften, die dem Manne fehlen, und die der Fra» in größerem Maße zu eigen sind, und die nicht auf dew Gebiete des Verstandes, sondern auf dem des Gemütes liegen, der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden. Hierzu ist es aber selbstverständlich nötig, daß au»! der Verstand der Frau die allerbeste Ausbildung er fährt. Dann wird wohl allmählig die jetzt noch, wss zwar nicht nur bei Männern, in Erscheinung treten^ Auffassung schwinden, die von der Annahme auszugehe scheint, daß der dümmste Mann noch immer klüger ü als die klügste Frau!