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Stresemanns neuer Vorstotz. 7. Mai 1928 Gelegentlich der feierlichen Ehrenpromotion des Leiters der deutschen Außenpolitik, des Reichsautzen ministers Dr. S t r e s e m a n n, und des amerikanischen Botschafters in Berlin, Schurmann, in Heidelberg, hielt Dr. Stresemann eine bedeutsame politische An sprache, in der er auch auf Fragen des Völkerbunds und der Abrüstung zu sprechen kam. Er sagte u. a.: Es ist ein unseliges Mißverständnis, das Nationale und das Internationale als Gegensatz hin z u st el le n und mit dem Be griff des Internationalen den Vorwurf des Nichtnatio nalen zu verbinden. Es hieße, die Institution des Völkerbundes zu einem bloßen technisch-administrativen Apparat herabzuwürdigen, wollte man es als einen erträg lichen Zustand bezeichnen, daß eine Völkerbunds macht auf denk Territorium einer anderen Truppen unterhält. Die Welt wird sich auch darüber keiner Täuschung hingeben dürfen, daß der Völkerbund gewer tet werden wird nach seinen Erfolgen in der Frage der Abrüstung und der Beseitigung der ungeheuren Rüstungsungleichheit, wie sie heute noch besteht. Das deutsche Volk hat nicht viele Jahre hindurch die kaiserliche Regierung unter der Anklage des Wett rüstens und der „kriegprovozierenden Abrüstungssabo tage" branndmarken sehen, um jetzt, da diese Regierung und ihre militärische Macht nicht mehr bestehen, still schweigend und mit Gleichmut zuzusehen, wie an dere Mächte sich eine Rüstungsüber legenheit bewilligen, an die das kaiserliche Deutschland nicht in den kühnsten Träumen jemals ge dacht hat. Noch nie in der Geschichte hat man es verzeichnet, daß ein Volk mit solcher Vergangenheit, mit kriege rischen Lorbeeren bedeckt und in allen Werken der Wissenschaft, Kunst und Technik hoch geachtet, nachdem es von einer übermächtigen Koalition überwältigt und an Land und Volk, an Gut und Ruf aufs schwerste ge troffen worden, der kriegerischen Vergeltung absagt und mit keinen anderen Mitteln als denen friedlicher Ver ständigung die Berichtigung unseliger Irrtümer und Mißgriffe anstrebt. Anders als in den Zeiten, in denen der Staats mann nur das Vertrauen seines Königs oder seine Gleichgültigkeit gegenüber den großen Fragen der Außenpolitik brauchte, um seine Ideen durchzusetzen, stehen wir heute in einer Situation, in der große neue Ideen zu einer Durchsetzung des mit fühlenden Verständnisses, der Mit ar beitunddesMitkämpfensderjenigen bedürfen.dieeinVolkleitenundbeein- f l u s s e n. Niemand ist mehr dazu berufen als das kommende Geschlecht der geistig Führenden in Deutschland. Des halb stellt die Zeit, in der wir leben, die gebieterische Forderung an die akademische Jugend, sich nicht an alten Schlagworten zu berauschen. Die Erhaltung des Friedens und die darauf gerichteten Bestrebungen sind nicht Feigheit, find nicht Schwäche, sie sind realpolitische Erkenntnis unserer eigenen nationalen Interessen. Wie kein anderes ist das deutsche Volk berufen, in friedlicher Verständigung mit anderen Völ kern wieder zur Größe emporzuwachsen. Möchten die Bestrebungen, die von deutscher studentischer Seite aus gehen, im engen Konnex mit den Studen ten anderer Länder Erfahrungen auszu tauschen, von glücklichem Erfolg begleitet sein. Möchten alle Ströme der Verständigung zwischen den Völkern schließlich darin einmünden, daß dem heu tigen Geschlecht, das so unendlich viel gelitten hat, eine lange Periode bevor st eht des Frie dens und der Freiheit, eine wirkliche Durch führung des Selbstbestimmungsrechts der Völker, einer Achtung der Kultur, der Religion und Sprache jedes Menschen, in welchem Staat immer er lebt. Möchten alle Ergebnisse einer solchen Politik vor sich sehen ein freies, in seiner Souveränität nicht be schränktes, dem Frieden und der Fortentwicklung der Menschheit dienendes, geistig mitführendes Deutschland. Das „Echo de Paris" zur Slrefemann-Rede. 7. Mai 1928 Unter dem Eindruck von Dr. Stresemanns Heidel berger Rede entwickelt das „Echo de Paris" die Auf fassung, daß die Besetzung des Rheinlandes vom wirtschaftlichen Standpunkt kaum ein nennens wertes Hemmnis für Deutschland darstelle. Dagegen wäre es unnütz, dis moralischen Unannehmlichkeiten leugnen zu wollen, die in verschiedenem Maße die An wesenheit der französischen Truppen im Rheinlande für Deutschland bedeute. Was die politischen Un annehmlichkeiten anbetreffe, die sich aus der Be setzung ergeben, so existierten diese nur für die Deutschen im besetzten Gebiete. Unter den zahlreichen Osteraus- flüglern, die sich nach dem Rheinlande begaben, Hütten sich sicherlich auch Wähler Stresemanns befunden. Wenn sie wirklich vom Geist von Locarno beseelt seien, sollten sie den Mut haben, die Wahrheit über die „Rheinland- not" ihren Landsleuten zu sagen. Es wäre eine aus gezeichnete Gelegenheit, um ihren aufrichtigen Wunsch für eine Annäherung kundzutun. Das „Echo de Paris" zieht aus der Heidelberger Rede Dr. Stresemanns die Schlußfolgerung, daß im Laufe der Ratstagung im Monat Juni die Näumungs- ftags aufgerollt werden dürfte. Stresemann würde sich wohl keinen übertriebenen Hoffnungen hingeben hin sichtlich der unmittelbaren Ergebnisse seines Schrittes. Aber was sich im Juni ereignen werde, könnte nach seiner Auffassung eben nur eine Einleitung für die Voll versammlung des Bundes im September bilden. Wenn das das Programm sein sollte, so hätte sichdiefran - zösische Regierung arg verrechnet, da sie noch vor kurzer Zeit eine Diskussion des Nüu - mungsproblems erst zu einem viel spä teren Termin erwartete. Was in den Erklä rungen Stresemanns weiter auffalle, sei, daß sich Stresemann hüte, eine Verbindung zwischen der sofor tigen Räumung und der sogenannten Flüssigmachung der deutschen Kriegsschulden auszusprechen. Gerade um diese Frage hätte sich aber die Unterredung in Toiry gedreht. Poincare habe in seiner Rede in Carcassonne auf diesen Umstand hingewiesen. Strese mann sei aber darauf nicht eingegangen. Deutschland, das sich seit Locarno vollkommen friedliebend gezeigt habe, halte scheinbar den Augenblick für gekommen, diplomatische Früchte zu ernten. Große Waldbrände in Sachsen. Brand im Grillenburger Glast? forff. 7 Mai 'M 8 Ein ausgedehnter Waldbrand wütete am Sonn abend in den staatlichen Forsten zwischen Tharandt, Grillenburg und Spechtshallfen. Es wurde erheblicher Schäden verursacht. Dem Waldbrande fielen rund 50 Hektar, zumeist 10—20jähriger Baumbestand, zum Teil auch Hochwald und Schonungen zum Opfer. Ueber die Ursache war etwas Näheres noch nicht in Erfahrung zu bringen, man nimmt aber an, daß eine grobe Fahr- lässigkeit den Anlaß zum Brande gegeben hat. Der Brand war gegen 12 Uhr an der bekannten Warnsdorfer Quelle entstanden. Einige Telegraphen arbeiter, die mit ihren Rädern zum Mittagessen fahren wollten, bemerkten zuerst das sich rasch ausbreitende Feuer. Ihre Bemühungen, den Flammen Einhalt zu tun, waren vergeblich. Sie setzten dann sofort die näch sten zuständigen Stellen in Kenntnis. Inzwischen hatte sich das Feuer mit unheimlicher Schnelligkeit ausge breitet. In der 14. Stunde waren bereits riesige Wal dche stände ergriffen. Eine ungeheure Rauch säule stieg empor. Kerdebranö zwischen Zeithain und Iakshscha!. Ein größerer Heidebrand entstand ebenfalls am Sonnabend in den Vormittagsstunden nördlich des Lagers Zeithain, unweit der ehemaligen Artilleriestellung. Aasend schnell verbreiteten sich die Flammen in west licher Richtung. In den Mittagsstunden hatte das Feuer den Höhepunkt erreicht. Zumeist war es Ginster, der ven den Flammen ergriffen wurde. Vielfach ver brannten auch kleineres Buschwerk und sonstiges Nieder holz. Am zeitigen Nachmittag lief der Brand auch durch Hochwald, dessen Stämme angekohlt wurden. Ob die in Mitleidenschaft gezogenen Waldparzellen deshalb nie dergelegt werden müssen, läßt sich gegenwärtig noch nicht sagen. Zur Bekämpfung des Heidebandes waren die ge samten Feuerwehren der Riesaer, Großenhainer und Liebenwerdaer Gegend ausgerückt. Sie griffen, soweit sie im Besitze von Motorspritzen waren und Wasser zur Verfügung stand, wirksam ein, während sich sonst die Eindämmung des Brandes durch Auswerfen von Gräben und Ausschlagen der Flammen vollzog. An den Ret tungsarbeiten beteiligten sich auch größere Abteilungen Landespolizei und Reichswehr, die in Großkraftwagen von ihren Standorten nach der ausgedehnten Brandstelle befördert worden waren. Auch die Bevölkerung nahm daran lebhaften Anteil. In den Nachmittagsstunden zählte man mehr als 20 Freiwillige Feuerwehren, die teilweise im Verein mit Landespolizei und Reichswehr bis gegen Abend tätig waren. Als Ursache wird auch hier Fahrlässigkeit ange nommen. Wenn auch der Schaden bei weitem nicht so erheblich ist wie bei dem in den Tharandter Wäldern wütenden Brande, so dürften sicher viel junge Hasen, Brut von Rebhühnern usw. mit umgekommen sein. Die Rauchentwicklung des Brandes war auf sehr weite Ent fernungen wahrzunehmcn. Brennendes Wieöerhslz Ler Könuffwm Ein dritter Waldbrand war am Sonnabend in den zeitigen Nachmittagsstunden in der Umgebung von Königstein entstanden. Unweit vom Quirl und der Freiwilligen Feuerwehr gelang es in kürzer Zeit jede weitere Gefahr zu beseitigen und die Flammen auszu- Cwcitere Gefahr zu beseitigen und die Flammen auszu- schlagen. Auch hier gilt Fahrlässigkeit als die Ursache. Grohe Schäden im Reichs und in Holland. Auch in anderen Gegenden des Reiches wüteten Waldbrände. Am Sonnabend mittag wurde durch Funken einer Lokomotive südlich von Nürnberg in der Nähe der Ortschaft Fischbach ein Waldbrand entfacht, der rasch um sich griff. Die Eesamtbrandfläche erstreckt sich auf sieben bis acht Kilometer in der Länge und einen halben Kilometer in der Breite. — Am Freitag nachmittag brach in Heck im Kreise Münster ein Waldbrand aus, der bedeutende Holzbestände der Schöp- pinger Kirchengemeinde und des Freiherrn v. Oer-Leg- den vernichtete. Etwa 100 Morgen Waldbestände fielen dem Feuer zum Opfer. — Aus bisher noch unbekannter Ursache entstand in der sogenannten Marler Heide bei Recklinghausen am Sonntag nachmittag gegen 3 Uhr ein Brand, der sich infolge des starken Ostwindes schnell ausnehnte. Trotz sofortigen Eingreifens von fünf Feuer wehren fielen dem Brand ungefähr 60 Morgen 20jäh- riger Kiefern und 40 Morgen Kiefernschonung und Heide zum Opfer. Erst nach angestrengten Löscharbeiten unter Zuhilfenahme von 40 Mann Schupo und meh reren Sanitätskolonnen aus dem Umgebung konnte das Feuer gelöscht werden. Die Moorbrände in Holland haben an scheinend ihren Höhepunkt überschritten. 22 Wohnhäuser und ein Schulgebäude sind ein Raub der Flammen geworden. An vielen Stellen frißt sich das Feuer in dem Torfboden unterirdisch weiter, um plötz lich etwa 100 Meter weiter wieder aufzutauchen. Feuer wehren aus Amsterdam und dem Hag sind unaufhalt sam mt den Löscharbeten beschäftgt. Chinesische Empörung über Japan 7. Mai 1928 Der Oberbefehlshaber der nationalistischen Streit kräfte, General Tschiangkeischek, hat von Tsinanfu aus an die Regierung in Nanking ein Telegramm gesandt, in dem es heißt: „Die japanischen Truppen haben uns ohne jeden Grund herausgefordert. Die Zahl unserer getöteten Beamten, Soldaten und Zivilisten beträgt mehr als 1000. Die Bosheit der Japaner übersteigt jede Veschreibungsmöglichkeit. Einer solchen Heraus forderung kann ich mich nicht beugen." Die chinesischen Zeitungen und Studentenverbände und selbst die chinesischen Handelskammern und die lokalen Beamten haben sich zusammcngeschlossen, um die chinesische Oeffentlichkeit gegen Japan mobil zu machen. Ein Manifest der allgemeinen Handelskammer be schuldigt Japan, Truppen nach Schantung gesandt zu haben, in der ausgesprochenen Absicht, den nationalisti schen Vormarsch zum Stehen zu bringen und wirft den japanischen Truppen gleichzeitig vor, den Kommissar für auswärtige Angelegenheiten in Tsinanfu Kung-Chih ermordet zu haben. Die Japaner hätten ihm dir Augen ausgestochen und die Nase abgeschnitten. Die Hauptquartiere der Schanghaier und Wu- sunger und die Stadtverwaltung von Schanghai ver öffentlichen eine Proklamation, in der es heißt, daß die Metzeleien, Morde und andere Vergehen der japanischen Soldaten in Tsinanfu in striktem Gegensatz zu jeder Moral stehen und ohne Parallele in der Geschichte des internationalen Verbrechens daständen. 61 amerikanische Kriegsschiffe in den asiatischen Gewässern. Das amerikanische Marineministerium kündigt an. daß sich gegenwärtig 1 1 000 Mann amerika ni scher M a r i n e s o l d a t e n und Matrosen in China befinden und sofort verfügbar sind, wenn die Entwicklung der Ereignisse in Schantung das notwendig machen sollte. 61 amerikanische Kriegs schiffe befinden sich in den asiatischen Gewässern. Das Marineministerium betrachtet es als unwahrscheinlich, daß die Vereinigten Staaten gezwungen sein werden, in Tsinanfu oder anderen Teilen Schantungs aktiv ein zugreifen, doch bleibe die Entscheidung dem Chef des asiatischen Geschwaders überlassen. Beilegung des Tsinanfu-Zwischenfalles? Nach französischen Meldungen aus Schanghai iß ein provisorisches Uebereinkommen zwischen den Japa nern und Chinesen wegen Tsinanfu unter der Be dingung erzielt worden, daß die chinesischen Truppen in einen Umkreis von zehn Kilometern um die japa nische Konzession nicht eindringen. Den Japanern wurde das Recht eingerüumt, Plünderer zu verhaften. Der oberste japanische Militärrat in Tokio, dem die Minister und Chefs des Eeneralstabes der Land- und Marinetruppen angehören, verlangt, daß die Chinesen die Feindseligkeiten in Schantung einstellen, und die Japaner diese Provinz besetzen, um die Eisenbahnlinie bis zur endgültigen Regelung des Zwischenfalles z» kontrollieren. Plünderung eines deutschen Hotels in Tsinanfu. Wie der „Montag" aus Peking meldet, ist das deutsche Hotel Stein in Tsinanfu geplündert worden. Die deutsche Kolonie in Tsinanfu sott jedoch wohlauf sein. Nobile in Spitzbergen. Nobiles Luftschiff Italia kam gestern 11.45 Uhr in der Kings bay an. Das Luftschiff hatte bis zur Bäreninsel sehr starke Gegenwinde, von dort aus ging der Wind von Ost nach West, so das, das Luftschiff schnellere Fahrt nehmen konnte. Es pas sierte das Südkap von Spitzbergen um 6.45 Uhr, Js- sjord um 10 Uhr und kam dann 11.45 Uhr in der Kingsbay an. Hier wehte der Wind stark vom Lande nach dem Meere zu. Das Luftschiff begegnete unter wegs starken Schneestürmen, aber die Fahrt ver lief trotzdem gut. Am Landungsmast festgemacht. Um 8.35 Uhr abends hat die Italia am Ankermast sestgemacht. Infolge des Gegenwindes ist es jedoch noch nicht gelungen, das Schiff in die Halle zu bringen. LohZröeWSMNgen unü Streiks. Die Schiedssprüche in der Metallindustrie. Nach Mitteilung der sozialistischen Presse sind die am FreiM gefüllten Schiedssprüche für die sächsische Metallindustrie „e i n st i m m i g" gefällt worden, d. h. mit der eine» Stimme des Schlichters gegen die Stimmen sämtlicher Arbeitgeber und Arbeitnehmer! Am Sonntag tagte iu Dresden die große Tariskonrmission des Metallarbeiter verbands: wie verlautet, beschloß sie einstimmig die Ablehnung der Schiedssprüche. Die Id dustriellen nehmen, wie wir erfahren, heute Montag Stellung. groß ann bau! wur Näh dum Eim Dur den CH L t i r über tag täte: früh dicht hält Füh Mi begr sthlü an k die braci N U! gcko eine diese sie d bürg schnn gieri sprm Mar mars wo da i brim 30 0! Bau bega beset Ei T Ausl Näh, nisch Lonk von nach werd briti ruf ! beste Hilfe recht" Arm Kare ein. Negi teilt, Flug Buka L 51-l geta, wert von an il Mals leicht glau! ken, I ich w S sie a örter daß" j nur j helfet bitter »>o, d< ga tonne war die <-