Volltext Seite (XML)
Kurze Mitteilungen. 10 April ip>.8 Reichspräsident v. Hindenburg, der die Oster tage in Hannover verbracht hat, kehrt morgen abend nach Berlin zurück. König Aman Ullah traf gestern morgen mit dem fahrplanmäßigen Zug von Paris kommend inBerlinein und begab sich sofort zur afghanischen Gesandtschaft, wo er während seines Aufenthaltes Woh nung nimmt. Nach einer Meldung des „Giornale d' Italia" sollen in der zweiten Hälfte dieses Monats in Ro m Besprechungen zwischen den führende n Industriellen Deutschlands, Italiens, Eng lands, Frankreichs, Spaniens, Dänemarks, Belgiens und Schwedens stattfinden. In einer Versammlung in Erajova erklärte Gene ral Averescu, daß der Rücktritt der rumä nischen Regierung als bevorstehend angesehen werden könne. Mexikanische Banditen plünderten gestern auf der Straße zwischen Mexiko-Stadt und Cuer navaca f ü n f z i g A u t o m o b i l e aus. In Brummondville im Staate Quebec verun glückte e i n P e r s o n e n z u g als er über eine vom Hochwasser unterspülte Brücke fuhr. Aus aller WeU. 10. April '028 * Die Jugendfreundin aus Eifersucht erschossen. In einem Hause im Norden Berlins erschoß in der Nacht zum Montag ein 27 Jahre alter Friseur ein 19jähriges Mädchen. Er versuchte nach der Tat zu fliehen, wurde jedoch von einem Passanten, der ihn mit einer Schreck pistole in Schach hielt, festgehalten und der Polizei über geben. Das Mädchen, das man mit einem Bauch schuß im Hausflur aufgefunden und in ein Kranken haus eingeliefert hatte, wo es bald darauf verstarb, konnte noch angeben, daß ihr ehemaliger Freund, den es von Kindheit auf kannte, die Tat aus Eifersucht be gangen habe. * Großfeuer in München. Am Ostersonntag gegen i,04 Uhr entstand in einem Wirtschaftsgebäude an der Landsberger Straße in München ein Großfeuer, das in kurzer Zeit das ganze Gebäude ergriff und die Be wohner mehrerer Wohnungen in große Gefahr brachte. Die Feuerwehr arbeitete mit 15 Schlauchanlagen und rettete aus dem ersten Stock des Gebäudes vier Frauen und einen Säugling durch das Fenster. Der Brand schaden ist bedeutend, die Brandursache unbekannt. * Ein angetrunkener Franzose erschießt zwei Deutsche. Wie die Neunkirchener Zeitung meldet, er schoß in Namborn am Sonnabend abend ein angetrun kener französischer Zollbeamter zwei junge Deutsche und verbarrikadierte sich daraus in seiner Wohnung, wo er von deutschen Landjägern belagert wurde. Er gab dar aus etwa 80 Schüsse auf die Straße ab, ohne jedoch jemand zu verletzen. Schließlich zündete er sein Bett an und erschoß sich selbst. * Unglücksfälle aus Dergnügrmgsplützen. Am Sonn tag nachmittag stürzte aus der Place de la Nation in Paris die Plattform eines Karussells ein. Hierbei wur den zahlreiche Personen verletzt. Zwei der Schwerver letzten mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Zahl der Leichtverletzten wird verschieden zwischen zehn und 40 angegeben. Nach einer Meldung des Petit Parisien aus Lahors stürzte die Zuschauertribüne eines Wanderzirkus gegen Ende der Vorstellung ein. Hierbei wurden zwölf Personen verletzt. * BsmbenaUcntat in Innsbruck. Wie aus Jen bach gemeldet wird, wurde dort auf den Präsidenten des Tiroler Jndustriellenverbandes Reitlinger ein Bom benanschlag verübt. Als Präsident Reitlinger aus seinem Hause in den Garten trat, wurde über die Gartenmauer ein eiserner Sprengkörper geschleudert, der unweit des Hauseinganges explodierte. Reitlinger blieb unverletzt. Der Sachschaden ist gering. Die sofort eingeleiteten Er hebungen führten zunächst zu zwei Verhaftungen, die aber nicht aufrechterhalten werden konnten. Lieber die Täterschaft fehlt bisher jeder sichere Anhaltspunkt. Präsi dent Reitlinger ist aber der Ueberzeugung, daß die Täter keineswegs in der Jndustriearbeiterschaft zu suchen sind. * Motorrad vom Zug überfahren. Bei Tackoma- torp stieß ein Handwerker aus Helsingborg, der mit seinem Motorrad eine Eisenbahnüberführung überquerte, mit eineni Eisenbahnzug in voller Fahrt zusammen. Das Rad, auf dessen Soziussitz die Frau des Handwerkers saß, wurde zehn Meter weit ins Feld geschleudert. Der Fahrer sand sofort den Tod, während seine Frau sterbend in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. * Ein Auto durch rutschende Erdmassen verschüttet. Infolge anhaltenden Regens kamen in der Straße von Bagnara nach Savazzina in Kalabrien Erdmassen ins Rutschen, die die Straße in 150 Meter Länge verschüt teten. Von der Katastrophe wurden zwei vorüber- sahrende Autos überrascht; das eine wurde mit seinen Insassen vollständig zugedeckt, das andere nur be schädigt. * Unwetterverheerungen in Amerika. Die schweren Regengüsse der letzten Tage haben in Neuengland, Süd- Kanada, Neuyork und im mittleren Westen erheblichen Schaden angerichtet. In Quebec stürzte eine Eisen bahnbrücke bei Newhampshire ein. Nur mit größter An strengung konnten Dammbrüche vermieden werden. Der Zugverkehr ist an vielen Stellen unterbrochen. Mehrere Städte im Staate Neuyork und Michigan sind über schwemmt. * Ein Amokläufer tötet drei Personen. In Sura baya (Java) hat ein Gefangener mit der Waffe eines Polizisten drei andere Gefangene getötet und einen schwer verwundet. Der Amokläufer wurde von der Polizei niedergeschossen. Neue Erdstöße in Smyrna. — 2000 Gebäude zerstört. London, 10. April. Wie aus Konstantinopel be richtet wird, sind durch weitere Erdbeben in Smyrna etwa 2000 Gebäude in den Dörfern rund um Smyrna zerstört worden . Unter der Bevölkerung ist eine Panik ausgebrochen. Verluste an Menschenleben werden bis her nicht gemeldet. Das Hauptquartier des Reichswahlleiters Der Präsident des Statistischen Reichsamtes ist zum dritten s Male Leiter der Wahlen zum deutschen Reichstage. Im Ge bäude des Statistischen Reichsamtes (unser Bilds wird während der Wahlen also ein ziemlich lebhafter Betrieb herrschen, der allerdings dadurch erleichtert wird, daß zur Verarbeitung der einzelnen Resultate Rechenmaschinen usw. in großer Zahl vor banden sind. Aus dem Gerichtssaal. K. Das Schwurgericht Dresden tritt am Donners tag, dem 19. April (wie bereits kurz gemeldet worden ist) zur zweiten diesjährigen Tagung zusammen. Von den sieben zur Verhandlung angesetzten Strafsachen be treffen nicht weniger wie fünf, davon Delikte, wo es sich um Verletzung der Eidespflicht dreht. Was die bei den anderen Anklagedelikte anbelangt, so hat sich am 20. April der Dekorationsmalermeister Friedrich Ernst Böhler aus Mühlberg a. d. E. wegen versuchten Tot schlags und verbotenen Waffenbesitzes zu verantworten. Es handelt sich hier um eine ernste Ehetragödie, die sich am Abend des 8. Dezember v. I. in Kötzschenbroda in der Lange-Straße zugetragen hat. Der am 7. De zember 1891 zu Mühlberg geborene, daselbst in der Schloßstraße 13 auch wohnhafte Angeklagte hatte seine getrennt in Kötzschenbroda wohnhafte ''0 Jahre alte Ehefrau Marie Böhler geb. Kohlberg aufgesucht, um mit ihr eine Aussprache herbeizuführen. Eine solche fand auch statt, sie mochte aber Böhler nicht befriedigt haben. Angeblich von Eifersucht erfüllt, zog er plötzlich eine Pistole Hervor und gab drei Schüsse aus seine Frau ab, die schwerverletzt zusammengebrochen war, und später nach dem Ländlichen Krankenhaus in Meißen überführt wurde, wo sie längere Zeit in ernster Lebensgefahr schwebte. Der Täter hatte sofort die Flucht ergriffen, man glaubte ganz allgemein, er habe sich in der Elbe ertränkt oder auf andere Weise Selbstmord verübt. Dem war aber nicht so. Am Morgen des 15. Dezember hatten der Gutsbesitzer Bruno Zeidler und sein Sohn beim Heu holen aus einer in der Nähe der Buschhäuser bei Oberau gelegenen Feldscheune einen verdächtigen Mann ange- troffen, der sich dort niedergelassen. Eendarmeriehaupt- wachtmeister Leuschner nahm den Unbekannten fest, der sich als der gesuchte und vermißte Dekorationsmaler- meister Böhler entpuppte. Von den Beamten der Mord kommission des Kriminalamtes Dresden später eingehend vernommen, erklärte er, daß keine Tötungsabsicht vor gelegen habe. Der Ehefrau sollte nur ein Denkzettel verabreicht werden. Andererseits will Böhler wirkliche Selbstmordabsichten gehegt, in der Verwirrung aber nicht gleich die übrigen Patronen gefunden haben, und später sei er dazu ganz mutlos geworden. Man darf aus das Urteil gespannt sein. — Der zweite bemerkenswerte Ter min betrifft eine Anklage wegen Totschlags und Kindes tötung. In diesem Falle richtet sich die Verhandlung gegen die aus Döbeln gebürtige Fabrikarbeitersehefrau Lina Amalie Marie Sickert geb. Seifert und gegen deren Tochter, die Fabrikarbeiterin Ida Anna ledige Sickert, geboren zu Zunschwitz, wohnhaft beide in Plosch- witz bei Falkenhain, Post Weesenstein. Hier dreht es sich um die Tötung eines von der Tochter Anfang De zember 1927 geborenen Kindes. Diese Verhandlung findet am 30. April statt. — Was die übrigen Ver handlungen betrifft, so hat sich am 19. April der Photo graph Richard Walter Matthes aus Dresden wegen Zeugenmeineides zu verantworten. Wegen des gleichen Deliktes" stehen am Montag, dem 23. April, die Fabrik arbeiterin Anna Elsa ledige Hückel aus Meißen, und am Dienstag, dem 24. April, der Handarbeiter Alfred Bruno Starke aus Dresden unter Anklage. Am Don nerstag, dem 26. April, haben sich der Musiker Nicolai Marinescu, gebürtig aus Ploesti, wegen Meineides, und am Tage darauf, Freitag, den 27. April, der aus Mariahöchen stammende Landarbeiter Erich Stähr wegen Zeugenmeineides zu verantworten. In den Terminen gegen Matthes, die Fabrikarbeiterin Hückel und gegen Stähr wird voraussichtlich die Oesfentlichkeit ausge schlossen. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Dr. Knoth, die Verhandlungen beginnen jeweils vormittags ' 10 Uhr. Besondere Einlaßkarten werden zu keinem der angesetzten Termine ausgegeben. Als Geschworene wurden bestimmt: Tischlermeister Gustav Gerlach und Arbeitersekretär Fritz Albert Hermann Berndt, beide aus Dresden, Guts- und Ziegeleibesitzer Franz Heinrich Hermann Faust in Omsewitz, Regierungsrat Richard Biebrach, Frau Anna Frömme und Kaufmann F. Os wald Eckardt, sämtlich aus Dresden. LeiUEuiHZ vcvi l_ s kn 75 s. 41. Fortsetzung. Nachdruck verboten In unvermuteter Nähe zügelte da plötzlich Hellmut sein Pferd, und scharf ruhten seine Augen aus den beiden. Doch unbefangen blickte Gerda zu ihm auf. „Fertig. Hellmut? Danke, Herr Inspektor, dann kann es ja losgehen — sei gut, „Lola" —." Sie klopfte ihrem Pferde begütigend den schlanken Hals, das sich bei Hellmuts Nahen etwas er schreckt hatte — „Papa ist ja soweit — dann sn avant!" Mit einem leichten Schlag spornte sie ihr Pferd an, und lustig sprengten die drei in den schönen Morgen hinein Hellmut hatte seine eigenen Gedanken Die Blicke, die die von ihm begehrte Cousine mit dem schönen Inspektor austauschte, wollten ihm nicht gefallen. Er kannte Gerda und ihre Koketterie, die jeden, der ihr einigermaßen an nehmbar erschien, als Verehrer und Anbeter haben mußte. Wer weiß, ob sich in den verfloßenen Sommermonaten nicht eine heimliche, romantische Liebschaft zwischen den bei den angesponnen hatte — o, er wußte, Gerda war nicht >o — mehr als einen Kuß hatte er schon von ihr bekom men — alles nur zum Amüsement; er kannte ja ihren Wahlspruch — „lieber will ich schlechter werden, als mich ennuyieren" — sie haßte ja nichts mehr als die Lange weile — da war ihr der hübsche Hausgenosse in der länd lichen Einsamkeit gerade recht gekommen — und ihm ins Gehege! Denn er begehrte das berückende Mädchen für nch, weil er ihre reichen Mittel dringend brauchte, sich zu rangieren und über Master zu halten, denn das Mester mß ihm an der Kehle. — Und da sollte ihm so ein simpler Inspektor im Wege sein? — Dessen Aehnlichkeit mit Prinz Magnus fiel ihm wieder ein — nun, da wollte er morgen schon, wenn es paßte, darüber an seine Mutter schreiben — und Fräulein Gerda wollte er auch schon kriegen' Seine Taktik stand schon fest: er würde sich einfach nicht um sie kümmern, ihr nicht den Hof machen, was sie so sehr liebte — sondern sich einer anderen zuwenden, viel leicht dem Fräulein von Buchwaldt — dann kam ihm Gerda schon ganz allein — zahm sollte sie werden — er sollte die Weiber nicht kennen! Ganz befriedigt von seinen Schlußfolgerungen, ritt er an der Seite des Barons einher, der ihm voller Stolz seine Aecker und Wiesen zeigte; eingehend vertieften sie sich in ein Gespräch darüber. In einigen Tagen sollte aus Brestenhof großes Jagdesten sein; die ganze Umgegend würde sich dort tresfen. „Ihr habt's gut, ihr notleidenden Agrarier! Wäh rend wir armen Hungerleider " Na, na, Hellmut, der Schuh drückt wohl? —" Hellmut seufzte komisch und blickte dem andern ehrlich ins Gesicht. „Und wie drückt der Schuh, Onkelchen!" sagte er. „Es wird wohl nicht gar so arg sein, daß sich nicht dar über sprechen ließe! — Wollen mal sehen!" sagte der Baron sehr wohlwollend; denn Hellmut gefiel ihm ganz gut. „Das kommt davon," ries Gerda spöttisch, „ja, wenn die drei großen W nicht wären — „Was verstehst du Krabbe davon — „Genug, um mir sehr zu überlegen, jemand zu hei raten, der jenen Buchstaben huldigt." Spöttisch sah sie ihn an. Er biß sich auf die Lippen, verflucht noch mal, das war deutlich! Na warte, Fräulein Uebermut, das sollst du büßen! „Sehr lobenswert," entgegnete er, „und sehr vernünf tig — so vernünftig, wie man es bei meinem Cousinchen gar nicht anders ooranssetzen kann!" „Glaubst du, ich ließe mich nur um mein Geld hei raten? Nein, ich heirate nur aus Liebe, und wenn wir gar nichts hätten!" „Wieder sehr richtig! Genau so denke auch ich! Und wenn meine Zukünftige und ich gar nichts hätten, und schließlich — Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glück lich liebend Paar" Ein überlegenes Lächeln spielte um seinen Mund, und spöttisch fuhr er fort: „du, liebe Gerda, bist besonders dafür geeignet, jenes Dichterwort zu illu strieren. Ich denke es mir idyllisch, meine verwöhnte Cou sine am Kochherd stehend, höchst eigenhändig Kartoffeln schälend, Gemüse putzend oder was dergleichen Arbeiten mehr sind. Dann kommt der Gatte heim, meinetwegen aus dem Geschäft oder vom Felde —" und wieder lächelte er in mokanter Weise. „Was willst du damit sagen?" Zornig funkelten ihn ihre Augen an. „Nichts Besonderes, Cousinchen," und treuherzig blicku er sie an; nur um seine Mundwinkel zuckte es, „ich male dir nur das Bild aus, wie es jein wird, wenn man aus Liebe heiratet, wenn man auch gar nichts hat! Schließ lich war das auch nicht dein Ernst, wie ich dich kenne!" Entgegen ihrer sonstigen Art zog sie es vor, zu schwei- gen; sollte Hellmut etwas gemerkt haben? Ah bah, er war eifersüchtig, weil sie nicht ihm, sondern Krafft die Rose gegeben hatte. Trotzig warf sie den Kopf in den Nacken — sie konnte tun und lasten was sie wollte, es ging nie mand etwas an! — Und wenn es wirklich ihr ernstlicher Wille war, Krafftt zu heiraten, so sollte sie niemand daran hindern, am allerwenigsten aber Hellmut! Nach dem Spazierritt hatte sich Gerda umgezogen; sie war in ihr weiß- und blaugestreiftes Tenniskostüm ge- chlüpft und sah wieder sehr schick und hübsch aus. Das agte ihr auch Hellmut, als sie sich an den Frühstückstisch etzte — „einfach zum Anbeißen". Sie ging aber nicht darauf ein, sondern wies ihn kurz zurecht. „Aha, ver stimmt, Cousinchen," dachte er, „dann mästen meine Be merkungen dich auch getroffen haben, na warte — Der Ritt batte ihnen Appetit gemacht, und sie sprachen dem Frühstück fleißig zu. Da wurde Fraulein von Buch wald! gemeldet. „Ah, Käthe," rief Gerda aufspringend und ihr ent gegeneilend, „das ist nett, daß du da bist; komm nur gleich mit 'rein, du mußt noch etwas mit uns essen, — bitte, keinen Korb!" (Fortsetzung folgt)