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Ottendorfer Zeitung : 11.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191602117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19160211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19160211
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-11
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.02.1916
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Luftangriffe auf bnglanä. — Zur neuesten Zeppelinfahrt nach England. — Wieder haben unsere „Zeppeline" das eng lische Jnselland besucht. Das erste Mal erfuhren wir am 19. Januar 1915, daß unsere „Zeppeline" eine Reise nach England angetrcten haben, um hier wichtige dem Kriege dienende Gebiete mit Bomben zu belegen. Eine ungeheure Aufregung bemächtigte sich der Engländer, da sie erkannten, daß sie nicht mehr in strahlender Unnahbarkeit in dem Weltmeere lagen, denn ihre starken Motten, der wichtigste Schutz Englands, konnten gegen Luftwaffen nichts ausrichten. England war einem Feinde erreichbar, auch ohne daß die Flotte besiegt worden war. 7 Wochen konnten sich ungefähr die Engländer der Ruhe erstellen, ober am 12. März hörten sie wieder das Surren der Propeller unserer Riesenkreuzer bei Spurn Point. Nun ging es schneller und immer häufiger mit den Angriffen gegen das englische Jnsel land vorwärts. Am 14. April wurde wieder die Tyne-Mündung mit Bomben bedacht. In ter Nacht vom 15. zum 16. April erfolgte ein neuer Angriff gegen Maldon, Effax, Lowestoft und Southwood. 14 Tage später, am 30. April, wmden die Dock- und Hafenanlagen von Jpewich und Whitton zum Teil zerstört. Am 3. Mai wurde ein englisches Unterseeboot von unseren Zeppelinen vernichtet. Eine Woche später, am 10. Mai, erfolgte der erste Angriff auf London selbst. Wiederum eine Woche später, am 17. Mai, wurde die Grafschaft Kent, besonders Ronnsgate, mit Zeppelinbomben bedacht. Am 31. Mai 1915 hörte London zum zweitenmal über sich unsere Zeppelinpropeller. Bei diesem Angriff wurden eine Reihe von Londoner Docks und Werften durch unsere Zeppeline zum Teil zerstört. Schon wenige Tage später in der Nacht vom 4. zum 5. Juni wurden die Gasbehälter und Öltanks von Harwich vernichtet. In der Nacht vom 6. zum 7. Juni machten unsere Zeppeline einen neuen Besuch in der Gegend am Humber und zwar zerstörten sie die Docks und Werften von Grymsby. In der Nacht vom 15. zum 16. Juni wurde die Nordsee küste von England besucht und eine Reihe wich tiger Anlagen von Newcastle mit Bomben be worfen. Am 4. Juli gab es eine seltsame Schlacht Zwischen Zeppelinen und englischen Kriegsschiffen (Kreuzern und Torpedobooten), in der unsere Luftschiffe den Sieg davontnigen. In der Nacht vom 9. zum 10. August wurde ein Torpedostützpunkt und andere Kriegsanlagen von Harwich zerstört. Drei Tage später erhielt der Kriegshafen von der englischen Ostküste einen erneuten Besuch unserer „Zeppeline", dem mehrere militärische Anlagen zrim Opfer fielen. Die Nacht vom 17. zum 18. August ist dämm- bedeutsam, weil zum ersten Mal die City von London von unseren „Zeppelinen" ange griffen worden ist. Dieser Besuch unserer Riescn- kreuzer zeitigte in dem englischen König den Wunsch, das etwas unsicher gewordene Gelände der englischen Hauptstadt zu verlassen. Nachdem in der Nacht vom 8. zum 9. September der vierte Angriff auf London und der zweite auf City geschah, wurden auf dieser Reise große Fabrikanlagen von Norwich und Eisenwerke von Middesboruogh mit gutem Erfolge angegriffen. In der Nacht vom 11. zum 12. September er folgte wiederum ein Angriff auf die Ostküste und in der Nacht vom 12. zum 13. wurden die Befestigungsanlagen von Southent durch Luft schiffbomben teilweise zerstört. Es folgte nun am 13./14. Oktober 1915 ein neuer Angriff auf London, Jspwich UNd Hampton. <Z«n^ Bln.1 Von unä fern. Gegen die Verwahrlosung der Jugend. Der stellvertretende Kommandierende des 18. Armeekorps erließ eine Verordnung, wo nach Jugendlichen unter 17 Jahren der Besuch von Wirtschaften, Kaffeehäusern, Automaten restaurants, Kinos, sowie der Aufenthalt auf der Straße nach acht Uhr abends (im Winter) verboten wird, Wenn' sie sich nicht in Be- glettung ihrer Eltem oder sonstiger Aufsichts personen befinden. Auch ist ihnen daS Rauchen m der Öffentlichkeit verboten. Ferner ist das entgeltliche oder unentgeltliche Verabfolgen von Rauchwaren an Jugendliche unter Strafe gestellt. Der Oberkirchenrat als Landsturm rekrut. In der Versammlung des Altstädter Bürgervereins in Schleswig verlas der Vor sitzende einen an ihn ergangenen Kartengruß des früheren Senatssekretärs in Lübeck, späteren Bürgermeisters in Schleswig und jetzigen Ober kirchenrats Dr. Brückner in Schwerin. Dr. Brück ner, der vor einiger Zeit als Landsturmrekrut bei einem Garderegiment eingezogen wurde, teilte ihm darin mit, daß er jetzt als Train reiter Dienst tue und den Dienst verhältnis mäßig gut versehen könne. Ein deutsches Soldbuch von 187V in Frankreich gefunden. Ein interessanter Fund wurde in Frankreich von einem im Felde stehenden Mecklenburger gemacht. Als einige Soldaten den Boden eines alten Hauses ab suchten, fand er zwischen Schutt und altem Ge rümpel ein altes deutsches Soldbuch, das die deutsche Einquartierung im Feldzuge 1870 dort- selbst zurückgelassen hatte. - Das Soldbuch lautete auf den Namen Trainsoldat Stoff, geb. am 8. Dezember 1836 zu Schlempen, Kreis Kasch nowitz, Regierungsbezirk Königsberg. Am 31. Juli 1870 war es in Königsberg dem In haber ausgestellt worden. Es ist somit nach 46 jähriger Vergessenheit ans Tageslicht gefördert worden. Jugendliche Mordbuben. Nach einem Wortwechsel tötete in Mainz der 16 jährige Lehrling Spielmann aus Mosheim den 14jährigen Volksschüler Nauheimer durch zwei Stiche in den Unterleib. — In Lünen erschlug der 16 Jahre alte Arbeiter Lange seine Blutter mit einem Beil und entfloh. — Der Landwirt Heinrich Wedler aus Obergebra wurde von seinem Bruder auf offener Landstraße erstochen. Der Mörder ist verhaftet. Eisenbahnunglück in Deutsch-Südwest afrika. Wie aus einem der ,Tgl. Rdsch/ zur Verfügung gestellten Privatbrief hervorgeht, hat am 30.. Oktober 1915 auf der Strecke Usakos— Otavifontain ein Eisenbahnzusammenstoß statt gefunden. Ein Güterzug rannte in einen auf der Station stehenden Pdrsonenzug. Auch Menschenleben sind dem Unfall zum Opfer ge fallen. Ein deutscher Reservist, außerdem ein englischer Offizier, ein englischer Soldat und ein Handwerker verunglückten tödlich. Vier andere Europäer wurden schwer verletzt und eine An zahl Eingeborener leicht. Die Schuld an dem Zusammenstoß soll der völlig betrunkene eng lische Führer des Güterzuges gehabt haben. Der Vriefschreiber klagt darüber, daß, seit die Engländer im Lande seien, auf den Bahnen eine unglaubliche Unordnung herrsche. Großer Waldbrand. Wie Schweizer Blätter melden, gerieten die umfangreichen Waldungen an der Grenze des französischen Departements Jsöre in Brand. Das Feuer konnte nicht eingedämmt werden. Der Schaden ist sehr beträchtlich. Sturmschaden in Ceuta. Ein Sturm wind riß das Dach eines militärischen Ge bäudes los, in dem das Regiment von Ceuta untergebracht ist. Ein Leutnant und ein Soldat von den Kolonialtruppen wurden getötet, fünf Soldaten schwer, 70 leicht verletzt. Alle tele graphischen Verbindungen mit dem Innern des Landes sind unterbrochen. Die russische Eismeerbahn. Nach einer Meldung der .Nationaltidende' aus Peters burg ist am 3. Februar der erste Personenzug auf der neuen Eisenbahn von Petersburg nach . der Soroka-Bucht am Weißen Meer abgegangen. - Das ist eine bewußte, Irreführung. Der Zug kann nur die verhältnismäßig kleine fertigge- wordene Strecke zurückgelegt haben. Der Bau an den nördlichen Sektionen der Bahn ist für die nächste Zeit überhaupt aufgegeben worden. Brand in einer kanadischen Munitions fabrik. Wie aus Hespeller (Ontario) gemeldet wird, ist die dortige Munitionsfabrik in Mammen aufgegangen. — Nach einer Reutermeldung ist ferner eine Fabrik, die militärische Uniformen herstellt und 100 Personen, meistens Frauen, beschäftigt, durch Feuer zerstört worden. Zusammenstoß zweier japanischer Dampfer. In der Nacht fand 80 Meilen von Swatau entfernt ein Zusammenstoß zwischen den Dampfern „Linjn" und „Daijin Maru" -statt. Der letztere sank. 21 Menschen wurden gerettet, 160 ertranken. Beschießung italienischer Städte. Die österreichisch-ungarische Motte hat während beS ganzen Österreichisch - ungarisch - Italienischen Krieges ihre vollständige Überlegenheit gezeigt. Nicht nur, was das schwimmende und artilleristische und Menschenmaterial anbelangt, sondern vor allen Dingen, was Kühnheit, Unternehmungsgeist und Angriffslust anbetrifft. So hat eine österreichisch ungarische Kreuzergruppe kürzlich an der italienischen Ostküste die Bahnhöfe von Ortona und San Dito, mehrere Magazine und eine Fabrik im Bereich dieser Orte sowie einen Schwimmkran durch Beschießung schwer beschädigt und die Eisenbahnbrücke über den Muß Ariello nördlich Ortona zerstört. Daß die Beschießung erfolgreich war, beweisen die vielfachen Brände, und die unbelästigte Rückkehr der Kreuzer zeigt, daß die italienische Flotte nicht in der Lage war, eingreifen zu können. VolksnirtsckaMicbes. Anrechnung von Lohnbeihilfen auf bas militärische Witwen« und Waisengeld. Der Finanzminister hat die Zivilbehörden in Preußen angewiesen, die den Angehörigen der zum Kriegs dienst einberufenen Lohnangcstcllten bewilligten Bei hilfen nach dem Bekanntwerden des Todes oder des Vermißtseins des Einberufenen als Vorschuß auf die militärischen Hinterbliebcnenbezügc bis zu deren end gültiger Anweisung wetterzuzahlen. Die Zivil- behörden sind beauftragt, Abschrift der Anweisung über die Vorschußzahlung dem Bezirkskommando zu zustellen, in dessen Bezirk die Hinterbliebenen oder die Angehörigen wohnen oder sich vorübergehend aushalten. Gericbtskalle. Berlin. Die Firma Sl. soll wissentlich Mar garine bezogen haben, die 35 Wasser enthielt, und diese bereits verfälschte Margarine durch Wasser zusatz noch weiter verfälscht haben. In der Ver handlung erklärte der Sachverständige Prof. Juckenack, daß er in seiner langjährigen Praxis derartige Ver fälschungen noch nicht beobachtet habe. Der Wasser gehalt der Margarine habe zwischen 35 und über 60°/, geschwankt. Zur Verdeckung, des übermäßigen Wassergehalts sei die Margarine zum Teil mit Stärke versetzt worden, zum Teil habe auch daS für Margarine vorgeschriebene Erkennungszeichen (Sesam öl) gefehlt. In einigen Fällen sei die Margarine direkt verdorben und ungenießbar gewesen. Der Angeklagte bestritt die ihm zur Last gelegten Straf taten. Das Gericht erachtete ihn jedoch für über ¬ führt. Der Gerichtshof erkannte auf fünf Monat« Gefängnis und 1000 Mk. Geldstrafe. 6o1äene Morte. Kann die deutsche Sprache schnauben, Schnarchen, poltern, donnern, krachen, Kann sie doch auch spielen, scherzen, Lieben, tändeln, kosen, lachen. Logan. Dem Muttgen hilft Gott! -- Schiller. Vermischtes. Wie man 7^ Millionen Frank ver dienen kann! „Wer will 7V- Millionen Frank verdienen?" fragt der ,GauloisL Nichts ist leichter als das. Man braucht nur die beste Geschichte Alexander I. zu schreiben. Das ist kein Scherz. Der Gmndstein zu diesem großen Preise wurde 1883 bei der Petersburger Reichs- bank hinterlegt, und der glückliche Sieger wird an Kapital und Zinsen 7,500 000 Frank er halten. Nur einen Haken hat die Sache. Der günstige Augenblick ist noch in blauer Ferne. Die Manuskripte müssen der Akademie der Wissenschaften vor dem 1. Dezember 1925 abgeliefert werden. Wer Lust hat, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen, behält also noch genügend Zeit, um sich über Alexander I. gründlichst zu informieren und im Geist die ver heißenen goldenen Berge zu genießen, die ihm die Wirklichkeit noch vorenthält. Rücktet liegen. Neue Mittel zur Fleischversorgung- Von seilen der Verwaltung wie von inter essierten Kreisen werden neuerdings Versuchs gemacht, die Zucht der Ziegen zu fördern. Sie hat zwar in den letzten Jahrzehnten Fortschritt» gemacht, aber sie steht noch lange nicht auf der Höhe des Erreichbaren. Das große Hindernis, die Ziegen für die Volkswirtschaft nutzbar zu machen, liegt in dem Umstand, daß alle Ziegen zu gleicher Zeit ablammen, und zwar gerade dann, wenn dies am wenigstens zweckmäßig ist. Alle Milchziegen lammen im Frühjahr, haben also den Sommer über Milch, in dem auch die Kuh milch am reichlisten zur Verfügung steht, wäh rend sie in derjenigen Jahreszeit, wo sie ge braucht wird, im Winter, garnicht vor handen ist. Deshalb hat die Ziegenmilch es auch nicht vermocht, sich Eingang in die Säuglingsnahrung zu verschaffen, obgleich sie doch der beste und ähnlichste Ersatz für die Muttermilch ist. Auch die Fleischversorgung könnte durch ausgiebige Ziegenzucht unterstützt werden. Bis jetzt werden Tausende von Lämmern am zweiten oder dritten Lebenstage geschlachtet, nur um das Fett Zn gewinnen. Das dann noch allerdings nicht sehr nahrhafte Fleisch wird höchstens verschenkt. Eine bessere Ausbeute an Fleisch würde man erhalten, wenn man die Lämmer einige Wochen aufzöge. Mit dem Wachsen des mehr gartenmäßigen Bodenbaues in Deutschland wird sich auch leicht das Futter für die Ziegen schaffen lassen. Das wichtigste ist jedoch, daß das Ablammen vom Frühjahr über das ganze Jahr verlegt wird. Im Frühjahr ist der Futtervorrat in den Wirt schaften ziemlich gering, sodaß die Lämmer schon deswegen geschlachtet werden müssen. Zu anderen Jahreszeiten stehen reichlichere Futter mittel zur Verfügung. Erst, wenn die Ab lammung über das ganze Jahr verteilt ist, wird die Ziege sich überall in Deutschland ein bürgern. Die moderne Zuchtrichtung bevorzugt die hornlose Ziege, angeblich, weil die Milch der hornlosen Ziege stärker schmeckt. Auch sieht sie schöner aus. In den letzten Tagen sind von den Ziegenzüchtern durch die Einkreuzung von Schweizerziegen, sog. Saanenziegen, gute Er folge, was Körperbau und Milchgewinnung be trifft, erzielt worden. Als Ideal schwebt den Züchtern die Gradlinigkeit von Rücken und Schwanz vor. Bei der heutigen Knappheit der Futtermittel wird es allerdings nötig werden, mit der intensiveren Ziegenzucht bis nach dem Schluffe des Krieges zu warten. langst; und daß mir das manchmal Kopfzerbrechen können Sie sich auch denken, Herr Graf. Tenn ich kann mich ziemlich genau an die Zeit zuruckermnern, wo Sie ein ganz kleiner Steppke Ja. Und Ihre Frau Mutter hat mir " -»c - ne, Not gellagt, was Sie für eine qmruge kleine Range gewesen sind." — Er legte bi? leicht Uff das Knie. — „Hier haben Sie Ihre ersten Rettversuche angestellt — Sie und Herr Grona, alle beide. Und wenn man sich bsis um.;ahr mit ansieht, dann kriegt man schließlich so "onkelhaftes Gefühl, als gehörte man beinahe selbst mit Zur Familie. Mit Ihrem Herrn Vater hab ich mich ja eigentlich nie so gut gestanden. Aber das Interesse ist darum doch ge blieben. Und als ich sah, daß hier alles nicht so ging, wie es gehen sollte, da hab' ich mir im stillen manchmal schwere Sorgen gemacht, wie das später werden sollte, wenn Sie mal erst an die Reihe kamen. Ja. Und jetzt ist es so weit, und ich weiß auch einen Ausweg. Ganz durch Zufall bin ich darauf gekommen. Beinahe, als sollte es so sein. Folgendermaßen, Herr Graf: Ich reit' gestern ein bißchen die Rog- genthiner Feldmark ab, um zu sehen, ob auch alle Gräben intakt sind, die im Frühjahr das Schneewasse'r abführen, damit es sich nicht auf den Feldern staut und uns die jungen Saaten ersäuft. Komm' dabei auch bei Ihrem Vorwerk Hohen-Buchen vorbei. Denk' mir: wirst doch mal ein lütten Schuß spionieren, wie's da eigentlich ausschaut. Entschuldigen Sie, Herr Graf, aber für so was gibt's nur einen Ausdruck: hanebüchen! Eine Verwahrlosung, um auf die Akazien zu klettern." In das Gesicht des Ulanen war ein leises Rot gestiegen. Fast, als fühle er sich selbst ver antwortlich für den Vorwurf. „Weiter, Klaassen I" — sagte Albrecht Grona ungeduldig. Der Inspektor nickte wieder in seiner be dächtigen Art. „Das gehört wohl eigentlich nicht hierher, Herr Graf, sondern ganz was andres. Nämlich in Hohen-Buchen steht ja noch die Brennerei, die Ihr Herr Großvater mal einrichten ließ und die seit seinem Tode ein beschauliches Dasein führt. Schon halb zerfallen, aber die Maschinen und der übrige Krempel ziemlich in Ordnung. Und wenn man da drei- bis viertausend Mark für Reparaturen anwendet, ist sie wieder ganz schön betriebsfähig." HanS Scharrehn begriff augenscheinlich noch nicht recht. Der Roggenthiner Albrecht aber war aufge sprungen und ging, die Hände in den Taschen vergraben, mit großen Schritten hin und her. „Guck an l" sagte er ein über das andre Mal halblaut. „Das wäre zu überlegen." Peter Klaassen halte wieder sein leises Lächeln. „Das Dings liegt etwas abseits vom Dorfe und hat sich hinter Bäumen und Sträuchern so versteckt, daß ich's erst bemerkte, als ich schon halb daran vorüber war. — Na, was halten Sie von meiner Idee, Herr Grona?" Der war vor ihm stehen geblieben. „Können Sie sich noch an die damaligen Erträgnisse erinnern, Klaassen?" „Nur so ungefähr, Herr Grona. Aber diese i Erträgnisse müssen wohl nicht ungünstig gewesen «! I v«»I >. sein, denn die Brennerei war vollauf beschäftigt. Außerdem liegen heute die Verhältnisse doch noch besser, weil wir direkte Bahnverbindungen nach Stettin und Stralsund besitzen. Wenn Sie dann noch Ihre geschäftliche Beziehungen zu Hilfe nehmen uud bedenken, daß wir in der Provinz fast gar keine Konkurrenz haben " Albrecht Grona hörte gar nicht mehr hin. Er hatte sich umgedreht, ging zu dem Offizier und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Hans! — Kerlchen!" — Seine mächtige Stimme dröhnte. „Der Klaassen ist eine Perle. Und mit dieser ollen Brennerei, die er da entdeckt hat, ziehen wir die Karre aus dem Dreck. Paß auf, was ich dir sage." „Wer die Mittel, die zur Renovierung der Brennereigebäude erforderlich sind?" fragte der .junge Erbe bang. Und wie ein dunkler Schatten fiel es in das aufteimende Hoffnungsleuchten. „Leihe ich dir zu drei vom Hundert," ergänzte der Roggenthiner abschließend. „Und was uun die Bewirtschaftung von Trerow anbelangt, so werde ich sie von Roggenihin aus mit dem Klaassen leiten. Unter deine* Leuten werde ich wahrscheinlich ein bißchen stark aufräumen müssen, aber solch Aderlaß zur rechten Zeit tut manchmal Wunder. Bei deinem Vater haben sie's zu gut gehabt; da geht das Verantwortungsgefühl verloren — Ich selbst versteh', denk ich, ja auch so ein bißchen von Ackerbau, Viehzucht und verwandten Ge werben. Und wenn du nachher im Herbst zu uns zurückkommst und fest mit zupackst, dann kriegen wir schon Zug in die Kolonne. Und dann wird Trerow vielleicht doch noch mal wieder die alle Musterwirtschaft, die sie früher gewesen und nach deren Vorbild ein« Königlich preußische Staatsregierung jahrzehntelang ihre Domänen einrichtete." „Dunnerlüchttng noch mal!" — brummte Peter Klaassen als Bestätigung. „Solch Gütchen und dazu drei Kerls, die bis zur letzten Pattone stehen — da müßte es doch mit dem Deiwel zugehen, Herr Graf, wenn Sie nicht bald wieder lustig und sorgenlos aus den Augen sehen könnten!" Und als der junge Scharrehn, einen warmen Schimmer in den Augen, sich von seinem Platze löste und mit dankbar ausgestreckter Hand auf die beiden zukam — wurde der alte Inspektor verlegen wie ein PensionSmädel. Albrecht Grona aber schnauzte, «m seine Rührung zu verbergen: . „Bis morgen hast du dich gefälligst aus Trerow verzogen, sonst zeig' ich dich unweigerlich wegen Hausfriedensbruch» an. Übermorgen wünsch' ich aus HerzogHwalde die erste Ansichtskarte zu haben oder e» fährt dir ein solch Wetter zwischen die Beine, daß du dich dein Lebelang auf keinen Gaul mehr ranf- findeft. So! — Und jetzt sorg' freundlichst für ein solides Abendbrot und einen kulturwkrdizcn Grog. In einer halben Stunde müssen wir fahren, damit meine .Kracken in der Dunkelheit den Weg noch finden." Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen verließ der Ulan das Zimmer, um dem Dicuer wegen des Abendbrots Bescheid zu gebe«. Scho a (Fortsetzung iotgt.)
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