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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Prei5: » vierteljährlich t,2O INK. frei ins Haus, t In öer Veschästsstelle abgeholt 1 Mk., Einzelne Nummer tll pfg. j Erscheint Dienstag, Donnerstag unö r Lonnabenö Nachmittag. Unterkaltungs- und ^nreigeblatt Anzeigen-Preis: Vie einspaltige Zeile oöer Seren Naum 13 pfg. Nektamen Sie einspaltige Petit- Zeile oöer Seren Naum 32 Pfg. Bei belangreichen Nusträgen u. wieöer- holungen entsprechen Ser Nsbatt. M wöchentlich erscheinenöer Lonntngsbeilnge „Illustriertes UnterhaltungsblAtt", sowie öen nbwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilägen »Felö unö Larter? unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrills. Nummer j5 Freitag, den Februar M verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. f5. Jahrgang Sparkasse Ottendorf Moritzdor^f »sqi«st Einlagen bei strenger Geheimhaltung mit 3 V?/«- 'n den ersten 3 lVerk. t»Gen eines Monats eingezahlten Beträge werden für den betreffenden Monat noch voll verzinst. Ginlagen bei auswärtigen Sparkassen werden kostenfrei hierher »übertragen. Deutsche Luftschiffe über knglanü. — Nachdem unsere Zeppeline dieser Tage wiederholt über Paris erschienen sind, um dort ihre Grüße in Gestalt von Bomben ab zuwerfen, haben jetzt deutsche Mariuelustschiffe eine nächtliche Fahrt über den Kanal unter nommen, um auch die Engländer wieder einmal die Schrecken des Krieges im eignen Lande spüren zu lasten. Zwar schon oftmals sind unsere Helden der Luft an Englands Küste erschienen und haben durch ihr Nahen allein schon Furcht und Schrecken verbreitet. Ohne ein ausgiebiges Bombardement der überflogenen Ortschaften ist es natürlich nie mals abgegangen. Auch jetzt hat England wieder gewahr werden müssen, welchen ge waltigen Gegner es in Deutschland besitzt. Nicht nur ein oder zwei Luftschiffe hatten den Flug nach dem Jnselreiche ausgeführt, sondern eines unserer Marineluftgeschwader war es, da- einen Streifzug in feindliches Land unter nahm. Noch niemals bisher ist eine so ge waltige Leistung unserer Luftschiffe zu ver zeichnen gewesen wie diesmal. Nicht nur mit einem Flug über die Küstenortschafien hat sich das Luftgeschwader begnügt, sondern dieser neueste Luftangriff war ein Meisterstück allerersten Nanges. Ganz England wurde durchouert, pon der Nordsee bis zur Irischen See erstreckte sich der Streifzug unseres Lufts geschwaderS. Bei Liverpool und Birkenhead NtUrden die Dock-, Hafen- und Fabrikanlagen wit Bomben belegt, und weiter landeinwärts ging der Flug nach Manchester, wo die Eisen werke und die Hochöfen deutsche Luftgrüße empfingen, die ihnen sicherlich wenig will kommen gewesen sind. Und mitten in das H»z Großbritanniens, in die Fabriken von Nottingham und Sheffields, platzten deutsche Bomben hinein, Verwüstung und Schrecken dervorrufend. Auch die Industrieanlagen am Humber und bei Great Aarmouth blieben Nicht verschont. Ueberall, wohin die deutschen Luftgrüße gesandt wurden, war die Wirkung die erhoffte. Mächtige Explosionen und weit hin sichtbare Feuersüulen legten Zeugnis da von ab. Trotz heftiger Beschießung kehrten die Luftschiffe, wie aus der Meldung des Ehess des Admiralstabs der Marine hervor geht wohlbehalten zurück. Das stolze Albion besten „weltbeherrschende Flotte" aus ihren Schlupfwinkeln sich nicht hervorwagt, das freie England, das sich infolge seiner geographischen Lage so sicher fühlte, bis die Furcht vor deutschen Luftschiffen das Gefühl der Sicherheit in heimliches Grauen ver wandelte, es muß nun immer mehr zur Ein sicht kommen, daß es ohnmächtig ist gegenüber der deutschen Kraft, sowohl zn Lande wie auf dem Meere und in der Luft. Was nützen alle Vorsichtsmaßregeln, was helfen alle Ab- wehrkanonen, wenn man sich vor deutschen Flugzeugen doch nicht sichern kann, wenn man dieser schaurigen, Tod und Schrecken ver breitenden Luftschiffe doch nicht habhaft werden kannl Mit dieser neuesten Glanztal Unserer Lusthelden haben wir den Beweis erbrecht, daß Deutschland anch in der Lust der Meister des Kriegs Handwerkes ist. Der jetzige Besuch war der vierzehnte, den unsere Zeppeline England abstatten. London, das diesmal verschont blieb, hat schon viermal die Wirkungen deutscher Zeppelinbomben ver spürt. Zum ersten Male ist aber der Zeppelin- angrisf auf England so umfangreich gewesen und hat so viele Mittelpunkte des englischen Handels und Verkehrs getroffen wie diesmal. — Die alarmierenden Meldungen Reuters und der Presse, wonach die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutsch- land sich neuerdings wieder sehr zugespitzt hätten, haben jetzt eine wenigstens teilweise Bestätigung erfahren durch eine amtliche Mit teilung der deutschen Regierung aus der ver gangenen Nacht, worin mitgeteilt wird, daß am letzten Sonnabend vom Grafen Bernstorf aus Washington ein telegraphischer Bericht eingegangen ist. Daraus geht hervor, daß es bisher nicht möglich gewesen ist, auf dem Wege des mündlichen und vertraulichen Meinungsaustausches zu einem beide Teile befriedigenden Ausgleich über den „Lusitania"- Fall zu gelangen. Eine Weisung an den Botschafter aber, die eine endgültige Ver ständigung erhoffen laste, fei inzwischen tele graphisch nach Washington übermittelt worden. Das klingt nicht allzu hosfnungssreudig. Wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, mag darin sogar etne ziemlich deutliche Anspielung sehen, worin die Öffentlichkeit auf verschiedene Möglichkeiten vorbereitet wer en soll, die sich ergeben könnten, falls Amerika unseren neuen Vermittlungsvorschlag ablehnt. Ein vor sichtiger Rechner aber — und das muß Deutschland in seiner gegenwärtigen Lage sein — richtet sich auf alle Möglichkeiten ein, und deshalb würden wir auch nicht überrascht sein wenn die Vereinigten Staaten aus der bisher gegen Uns beobachteten, allerdings wenig wohlwollenden Neutralität heraustreten und rhren Platz an der Seite unserer Gegner suchen. — Das „Neue Wiener Journal" erfährt aus Genf: Meldungen aus Paris zufolge find dort beim letzten Zeppelinangriff rn der inneren Stadt nicht weniger als 50 Häuser vollständig zerstört worden. Die Wirkung der Bomben war eine fürchterliche. — Der Schiffsleutnant Janvier, der Che der Fliegrrzentrale von St. Raffael, ist, wie das „Petit Journal" meldet, mit seinem Apparat abgestürzt. Janvier wurde als einer der besten Flugzeugführer der französischen Marine bezeichnet. Er wurde tot unter den Trümmern seines Flugzeuges heroorgezogen. — Laut der „Köln. Volksztg." Meldet der Berichterstatter des „Corriere della Sera" aus Saloniki zum Zeppelinangrisf auf die Stadt, das durch die Bombenwürfe im Hafen ungeheure Explosionen hervorgerufen wurden. Ein englischer Transportdampfer wurde be schädigt. In dec Stadt fielen Bomben au die Bank von Saloniki, die eine Million Schaden vernrfachten. Andere trafen die Präfektur, eine Moschee, und Privathäuser. Ueberall wurden große Verheerungen an gerichtet. Etwa 10 Soldaten und 20 Bürger wurden verwundet. Das Luftschiff verschwand nach 20 Minuten unter dem Feuer der Ge- schütze. — Aus New Dork wird gemeldet: Nac einer Reutermeldung aus Newport News ij der vermißte englische Dampfer „Appam" unter Führung einer deutschen Prisenmannfchaf und unter deutscher Kriegsflagge auf Ol Point an dec Küste von Virginia angekommen Der Dampfer ist auf der Höhe der Kanarischen Inseln von einem deutschen Kriegsschiff auf» gebracht worden. Die „Appam" hatte bei hrcr Ankunft 425 Personen an Bord, darunter 138 von etwa 7 vor der Aufbringung der „Appam" versenkten britischen Schissen. - Der Pariser Berichterstatter des „Cor riere della Sera" hatte in Lyon eine Unter redung mit dem montenegrinischen Minister präsidenten Miuskevitsch, die mit beispielloser Unverfrorenheit die völlige Richtigkeit der österreichischen amtlichen Mitteilungen über Montenegro erhärtet. Miuskevitsch gibt aus- drücklich zu, daß Montenegro um Frieden nachsuchte, einmal, zum Zeit zu gewinnen, dann aber auch in der Hoffnung, Oesterreich werde Montenegro weit entgegenkommen. Gegenüber der Forderung Oesterreichs auf unbedingte Uebergabe flohen der Hof und die Regierung und überließen das Land der Anarchie. Trotzdem besaß Miuskevitsch die Frechheit, in Italien zu erklären, daß nie Verhandlungen stattgesunden hätten. — Aller dings befindet sich Miuskevitsch jetzt in Paris. — In Athen machen die Aeußerungen der in Griechenland weilenden Mitglieder der erbischen Skupschtina, die darauf hinauslaufen daß Serbien jetzt um jeden Preis Frieden schließen und zu dessen Endzweck vor allem die Dynastie Karageorgewitsch und den Ministerpräsidenten Pasitsch opfern will, tiefen Eindruck. — Der in Rom weilende einstige fran zösische Minister des Aeußern, Cruppi, ver öffentlicht im „Matin" einen Artikel, worin er verlangt, daß die Verbündeten, vor allem England, Italien recht bald mit Geld, Ge treide und Steinkohlen beisprmgen muffe. Dies seien alles Dinge, die Italien in ganz dringender Weise benötige. Denn man müsse Maßregeln treffen, um Italien von der Macht der deutschen Banken zu befreien. Cruppi empfiehlt die Schaffung eines Wirt- schaflsverbandes zwischen den jetzigen Ver bündeten, damit diesen auch nach dem Kriege dessen schöne Früchte nicht verloren gehen. — Konstantinopeler Meldungen zufolge ist ein neuer Vorstoß englischer Ersatztruppen gegen Kut-el Amara von den Türken blutig abgewiesen worden. Große türkische Ver stärkungen sind in Bagdad eingetroffen. — Der „Franks. Ztg." zufolge wird aus Budapest gemeldet: Das Organ der rumäni- schen Konservativen, der Bukarester „Steugul" erörtert entgehend den mit England ab geschloffenen Getreidevertrag und führt den Nachweis, daß England ein glänzender Ge schäft gemacht hat. Tatsächlich bestehen zwei Verträge; in dem einen verkauft die englische Regierung der rumänischen Nationalbank 10 Millionen Pfund Sterling zum Kurse von 26,22 Lei. Von diesem Betrage werden 3,3 Millionen Pfund in Gold für rumänische Rechnung als Privatdepot verwaltet. Dieser Goldhinterlag dient gleichzeitig als Reserve für die zu emittierenden rumänischen Werte im Betrage von 262 Millionen Lei. Diese 3,3 Millionen sind der einzige tätsächliche Geldwert an der ganzen Transaktion. Die restlichen 6,7 Millionen Pfund Sterling werden in Raten und Schecks an die rumäni« sche Nationalbank gesandt. In dem zweiten Vertrage kauft die britische Regierung von der Zentralkommission 80000 Waggons Ge treide im Werte von 262 Millionen. Die rumänische Bank bezahlt die verkaufenden Landwirte und emittiert im Sinne des vor erwähnten Betrages auf Grund der 3,3 Millionen Pfund Schatzscheine. England mobilisiert also insgesamt 3,3 Millionen, bindet das rumänische Getreioe, verhindert dessen Verkauf an die Zentralmächte und be- zahlt sich selbst mit jenem Gelbe, welches es zu Beginn des Vorjahres dem rumänischen Staat kreditierte. Falls die Dinge nicht den von England gewünschten Verlauf nehmen, kann es das Depot der rumänischen Staats- bank im Betrage von 3,3 Millionen einfach als staatliches Vermögen konfiszieren. Oertliche- und Sächsische-. Gttendorf-Vkrilla, r. Februar — Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am Montag eine Verordnung über die Herstellung von Fleischkonseroen und Wurst« waren erlassen. Danach ist die gewerbs mäßige Herstellung von Konserven auS Fleisch oder unter Zusatz von Fleisch, die durch Erhitzung haltbar gemacht sind, ver boten. Zur gewerbsmäßigen Herstellung von Wurstwaren darf nicht mehr als ein Drittel des Gewichtes der ausgeschlachteten Rinder, Schweine und Schafe verarbeitet werden. Ausgenommen davon ist die Her« stellung von Fleischkonserven und Wurst waren zur Erfüllung von Verträgen, die unmittelbar mit den Heeresverwaltungen und der Marincoerwaltuna abgeschlossen sind. Für die fabrikmäßige Herstellung von Wurstwaren ist eine andere Berechnung des zulässigen Drittels der Verarbeitung vorgesehen. Für die Herstellung von Frischwurst können die Landeszentral« behörden Ausnahmen zulassen. Die Ver ordnung tritt am 4. Februar in Kraft. Medingen. Für das hiesige Pfarr« amt sind vom Kollator desselben vor geschlagen worden: die Herren Pwrrer Barth aus Berthelsdorf, Pastor Freier aus Dohna und Pfarrer Müller aus Satzung. Die Gastpredigten werden an den nächsten drei Sonntagen staltfinden. Dresden. Das Kgl. Stenographische Institut hat sich auf Ersuchen des Vereins Heimatdank bereit erklärt, einen Steno graphiekursus für Anfänger etnzurichten, der geeigneten KriegSverletzten unentgeltlich ert.ilt werden wird. Meißen. In den Städten Meißen, Nossen, Wilsdruff und Siebenlehn, sowie in den ländlichen Gemeinden der König lichen AmlShauptmannschaft Meißen wird in Uebereinstimmung mit dem Bezirks- ausschusse für Schankstätten allgemein 1 Uhr nachts als Polizeistunde jfestgesetzt. — Die Verstärkungen an der Eisenbahn« elbbrücke schreiten jetzt rüstig ^vorwärts. Während die bisherigen Arbeiten lediglich eine Verstärkung für das künftige zweite Gleis betrafen, werden nunmessr jdie Ar« beiten an den großen Oeffnungen zugleich auch der Anbringung des neuen Fußweg« stegeS dienen. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 3. Februar 1916. Ottendorf Okrilla. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde.