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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,2V MK. frei ins Haus, In öer üeschäftsstelle abgeholt 1 INK. j Einzelne Nummer IO Psg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Unterkaltungs- und finreigeblatt knzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oäer Seren Naum 15 psg. Neklamen Sie einspaltige Petit zeile oSer Seren Naum N Psg. Bei belangreichen Aufträgen u. lvieöer- holungen entsprechenöer Nabatt. Mt wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Latten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Rühle, Ottenöorf-Okrilla. Verantwortlicher 5chriftleiter Hermann Rühle, 6rotz-Okrillr. ----ml—> '-Her-—n- Nummer ^3 / Lonutag, den 9. April W6 s5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Montag, den 10. dss. Mts. von 8—10 Uhr findet für den hiesigen Ort die Ver teilung des Schrotes statt. Verteilungslokal: Bahnhof Ottendorf. Der Zentner Schrot kostet 15,20 Mark. Ottendorf-Moritzdorf, am 8. April 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Erfreulicherweise ist bei dem großen Ringen im Westen auch für die Engländer wieder einmal ein Denkzettel abgefallen. Unser Heeresbericht vom 4. April meldete, daß süd lich von St Eloi die Engländer sich nach starker Feuervorbereitung in den Besitz des ihnen am 28. März genommenen Spreng trichters setzten. Diese Freude ist indes nur von kurzer Dauer gewesen. Heute sind unsre Truppen bereits wieder im Besitze aller Trichterstellungen südlich von St. Eloi, in deren Verteidigung neuerdings zum höheren Ruhme Englands kanadische Truppen bluten. Sie haben anscheinend mit zäher Tapferkeit gekämpft, konnten aber gegen unseren sorg fältig vorbereiteten Angriff nicht aufkommen. — Die Lyoner Dep^che veröffentlicht fol gende Einzelheiten über den Zeppelinangriff gegen Dünkirchen: Das deutsche Luftschiff wurde gegen >/z 12 Uhr abends gesichtet, von mehreren Flugzeugen begleitet, welche die unsrigen zum Kampfe aufforderten. Diese Gelegenheit benutzte der Zeppelin, um die von dem Lichte seiner Scheinwerfer hell be leuchtete Stadt zu überstiegen, auf die er zwei Geschosse schleuderte. Der Luftkreuzer wandte sich alsdann in voller Geschwindigkeit dem anderen Stadtende zu. Mehrere auf einanderfolgende Entladungen durchzitterten die Luft- Jetzt gelang es einem unserer Scheinwerfer, den Zeppelin zu entdecken, der trotz des heftigen Feuers unserer Abwehr- kanonen und der Verfolgung unserer Wasser flugzeuge ungestört entkam. Während der Beschießung, die fünf Minuten dauerte, waren acht Geschosse niedergeworsen worden. Es entstand sehr beträchtlicher Sachschaden, auch wurden mehrere Personen getötet oder verletzt. — Eine Nacht haben unsere Luftschiffe Pause gemacht — man wird in ihr aber deshalb nicht besser geschlafen haben in Eng land — dann sind sie wiedergekehrt und haben ihren sechsten Angriff im April auf englische Jndustriestätten gemacht. Und auch diesmal wieder haben sie dem Feinde ge waltigen Schaden zugefügt. Zunächst ist eine Abwehrbatterie bei Hull durch Bomben zer stört worden, eine von den Verteidigungs anlagen, von denen zur selben Zeit im eng lischen Parlament versichert wurde, daß sie außerordentlich zuverlässig arbeiteten und den Feind sofort wirksam unter Feuer nehmen könnten. Dann war Whitby das Ziel des Angriffes, oder vielmehr das landeinwärts dieses kleinen Seebades gelegene große Eisen werk mit seinen Hochöfen. Dann haben sich Unsere Luftschiffe landeinwärts gewandt und haben die Industriestadt Leeds unter Feuer genommen, einen der Hauptorte dieses eng- lischen Eisengebietes. Außerdem sind eine ganze Anzahl Bahnhöfe dieser interessanten Gegend mit Bomben belegt worden, wobei sehr gute Wirkungen erzielt wurden. Warum gerade Bahnhöfe, das werden sich die Eng länder wohl selber sagen können, wenn sie durch die Unbenutzbarkeit dieser zur Küste führenden Linie in Verlegenheit kommen. Auf alle Fälle scheint auch unser sechster Luft angriff dieses Monats wieder ein guter Trumpf gewesen zu sein. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, 8. April Wb. — Durch eine Verordnung des Bundesrats ist die Frühverlegung der Tageszeit in den fünf Sommermonaten Mai bis einschließlich September 1916 um eine Stunde — also die Einführung der sogenannten deutschen Sommerzeit — verfügt worden. Der 1. Mai beginnt am 30. April 11 Uhr nachmittags, zu diesem Zeitpunkte werden alle Uhren im Reiche auf Mitternacht vorgestellt. Der 30. September endet eine Stunde nach Mitter- nach Mitternacht, zu diesem Zeitpunkte werden sämtliche Uhren auf Mitternacht zurückgestellt. Mit dem 1. Oktober ist also die gegenwärtige Zeitrechnung wiedechergestellt. Der — oft erörterte — Zweck der Maßnahme ist die bessere Ausnutzung des Tageslichts und die gerade im Kriege erwünschte Ersparnis an Rohstoffen und Erzeugnisse« für Beleuchtungs zwecke. Praktisch wird sich die Sommerzeit dadurch bemerkbar machen, daß wir durch sie zum rechten Genuß der Zeit der Morgen- frische kommen und daß es abends länger hell bleibt, daß also, wer heute sein Tage- werk um 8 Uhr abschließt, künftig eigentlich schon um 7 Uhr heimgeht und die Dämmer stunde noch daheim genießen kann. Nur wer gewohnt ist, beim abendlichen Schoppen die Polizeistunde zu erwarten, muß künftig schon „eigentlich" um Mitternacht seine Sitzung abbrechen. — Bei den Postanstalten werden neuer- dings wieder häufig Feldpostbriefe mit Wertangabe ausgeliefert, deren Inhalt aus Waren wie Lebensmitteln, Zigarren und Zigaretten, Tabak, Briefmarken zu Sammel zwecken usw. besteht. Die Versendung solcher Gegenstände in Geldbriefen bringt sür den Feldpostbetrieb arge Mißhelligketten mit sich und ist, wie bereits auch früher bekanntgegeben, nicht gestattet. Die Post- anstalten sind deshalb angewiesen, derartige unzulässige Geldbrieje von der Beförderung auszuschließen. — Die Gewichtsgrenze für Privalpakete nach dem österreichischen Küstenlande ist von 5 aus 10 Kilogramm erhöht. Die Beschränkung der Wertangabe auf 100 L und das Verbot schriftlicher Mitteilungen in den Paketen und aus den Paketkarten bleiben bestehen. — Der Postverkehr mit unseren in Ruß land während des Kiieges als Zivil gefangene zurückgehaltenen Landsleute be gegnet noch immer großen Erschwerungen durch die russische Post. Postanweisungen an diese Gefangenen zahlt sie überhaupt nicht aus, Pakete werden mit so hohen Zöllen belegt, daß die Gefangenen sie nicht emlösen können. Bei gewöhnlichen Bcief- sendungen ist nicht sicher, wie sie von der russischen Post behandelt werden. Es empfiehlt sich, Briefiendungen und Geld beträge von Deutschland aus nicht un mittelbar an die Zivilgefangenen zu richten sondern zur Vermittelung an das Dänische Roie Kreuz in Kopenhagen zu senden. Dieses leitet die Geldbeträge durch Bank überweisung an die Empfänger werter. Auch die Deutsche Bank in Berlin über nimmt die Ueberweisung von Geldbeträgen an Zivilgefangene in Rußland. — Setzt Obstbäume! Pflanzt Obstbäume! Ein alter Obstzüchterspruch lautet.' „Hast einen Raum, pflanz einen Baum Und pflege sein, er bringt dies ein!" Gerade die Jetztzeit ist dazu geeignet, der Obstbaumzucht besonderes Augenmerk zu- zuwenden, da die Früchte derselben eine willkommene Gabe für die Volksernährung bieten. Wie viel Plätzchen, sei es im Gärtchen, sei es am Feldrain, sind noch unbepflanzt und würden einen günstigen Standort bieten für die verschiedenen Obst sorten und Sträucher. Welch reiche Er folge würden sich ergeben, wenn jene Pfleglinge entsprechende Pflege und Ab wartung erhielten und, wie schon gesagt, dann alle Arbeit und alle Mühe reichlich Lohn fänden. Ganz abgesehen von dem großen Nutzen, den Obstbäume und Obst sträucher geben, bietet doch eine mit jenen Kindern der Mutter Natur bepflanzte Landschaft ein angenehmes Bild, an dem sich die Augen und H^zen weiden. Wie herrlich ist doch die Zeit der Baumblut! Da wandern dann die Freunde der Natur hinaus, um in vollen Zügen unter den blühenden Bäumen die bazillenreine Luft zu schlürfen nach der beschwerlichen Alltags arbeit. Zu jenem Landschaftsbilde kommt noch etwas anderes, nämlich dort, wo Obstbäume und Obststräucher angepflanzt sind, da finden sich auch die gefiederten Sänger ein und beleben hier mit ihren herrlichen Melodien die ganze Gegend Darum setzt Obstbäume und pflanzt Obst, sträucher. Die Mühen und Opfer werden reichlich gelohnt. — Greift junges Wild nicht mit den Händen an! Es kommt jetzt wieder die Zeit, das Tummeln der Kinder in Wald und Busch, in Flur und Wiese und da wird man draußen auf Ausflügen und Spaziergängen wohl hin und wieder ein mal junge Tiere finden, Häschen, Reb hühnchen, Fasanenkücken, auch vielleicht ein Rehkälbchen, die von den Müttern an scheinend verlassen worden sind. Doll Mit leid werden die kleinen Dinger meistens aufgehoben und mitgenommen, um sie zu pflegen und dann an geeignet scheinender Stelle wieder auszusetzen, es gibt aber auch Leute, die das junge Wild in der böswilligen Absicht wegtragen, es dann im eigenen Nutzen zu verwenden. Es muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß man das Jungwild ruhig zufrieden lassen soll, die Alten kommen schon wieder zu ihm zurück, außerdem ist das Mitnehmen streng verboten und wird bestraft. Alle Erwachsenen wollen sich das gesagt sein lassen und die Kinder entsprechend belehren und warnen. - Die Unsitte des Eckenabschneidens. Kaum fängt es im Frühjahr an, draußen grün zu werden, dann muß man auch wieder die Beobachtung machen in Feldern und Wiesen, daß unbedachtsame Menschen immer wieder in die alte Unsitte verfallen die Ecken an sich kreuzenden Wegen ab zuschneiden und Richlwege etnzuschlagen, um sich ein paar Schritte zu ersparen. So gehen dann Fußsteige durch Korn und Gras, einer macht es dem anderen nach und die Steige werden immer fester, so daß kein Halm mehr durchwachsen und hochkommen kann. Wenn ein solches Ge bühren schon früher sehr zu mißbilligen war, dann ist eS erst recht in den jetzigen Kriegszeiten, wo wir mit jedem Scheffel Korn, mit jedem Zentner GraS und Heu zu rechnen haben, um für Mensch und Tier Nahrungsmittel zu schaffen, zu ver werfen. Ein solcher Richtweg tutS ja wohl nicht, aber viele Wenig machen ein Viel und daher die dringliche Mahnung: Bleibt hübsch auf dem rechten Wege! Dresden. Eine vierstündige Still- legung des Straßenbahnbetriebes trat am Donnerstag mittag gegen 12 Uhr auf sämtlichen Linien des städtischen Straßen- bahnnetzeS ein. Die Störung wurde be sonders unangenehm von den Tausenden von Geschäftsangestellten empfunden, denen nichts weiter übrig blieb, als zu Fuß den Weg nach Hause zum Mittagstisch und von da wieder zur Arbeitsstelle zurück zulegen. Die wenigen Droschken und Autos waren im Augenblick vergriffen. — KohlenoxydgaSvergistung war, wie durch die gertchtlichtsärztliche Obduktion festgestellt worden lst, die Ursache des Todes der unter Vergiftungserscheinungen in Gittersee verstorbenen SchlofferSehefrau und ihres zweijährigen Töchterchen». Die anfängliche Vermutung, daß der Genuß von verdorbenen Lebensmitteln den Tod herbeigesührt habe, hat sich also nicht bestätigt. Mügeln. Eine teilweise Deckung der von dem hier angestellten Steuerkontrolleur Gelbke veruntreuten Gelder erlangt die Gemeinde wieder durch sofort getroffene Maßnahmen, indem sie Schritte zur In anspruchnahme der beiden Grundstücke GelbkeS (eins in Mügeln und ein GasthofS- grundstück in Dippoldiswalde), sowie deS beweglichen Vermögens Gelbkes unter nommen hat. Auf diese Weise dürfte die Gemeinde 20000 bis 25000 Mark retten können. Meißen. Die König!. AmtShaupt. Mannschaft und die SladtrLte zu Nossen, Wilsdruff und Lommatzsch haben beschlossen vom 1. April bis 15. Mai und vom 15. September bis 31. Oktober d. I. das freie Umherfltegen der Tauben zu verbieten, da dteje großen Schaden am Saatkorn an- richten. Plauen t. V. Wegen Verbreitung des unwahren Gerüchtes, dte hiesige Firma Gebr. Uebel hätte Verbandstoffe nach Eng land geliefert, wurden die Fabrikarbeiter Franz Taver Kerl und Friedrich Gottfried Röder, beide in Plauen wohnhaft, vom dortigen Schöffengerichte je mit einer Woche Gefängnis bestraft. Die beleidigte Firma hatte bekanntlich seinerzeit 500 Mk. Belohnung sür denjenigen ausgesetzt, der ihr den Verbreiter des Gerüchts so nahm- Haft machen würde, daß seine Bestrafung erfolgen könne. Kirchennachrichte«. Sonntag, den 9. April 1916. Ottendorf-Okrilla. Vorm. V, 10 Uhr Predigtgottesdienst.