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Ottendorfer Zeitung und 6nreigebtatt Unterkaltungs- Sonntag, den Juni tW Mit wöchentlich erscheinender Lonntngsbeilage Illustriertes UnterkMungsblatt", sowie öen nbwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Sarten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Bezugs-preis: vierieljLhrlich 1,20 MK. frei ins Haus. In öer öeschäftsstelle abgeholt 1 MK. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Druck unS Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Okrllls. Nummer 66 Anzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oöer öeren Naum 15 Pfg. Neklamen Sie einspaltige petit- zeile oöer öeren Naum 32 Pfg. Lei belangreichen Aufträgen u. Meöer- Holungen entsprechender Nabatt. Verantwortlicher hchriftleiter Hermann Kühle, 6roh-Okrilla. s5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Die große Seeschlacht, die von vielen diesseits und jenseits der Nordsee bereits zu Beginn des Kriege« erwartet wurde, ist nun, nach 2? Monaten, ausgesochten worden. Sie ist, wie die Meldung unseres Admiralstabes besagt, in einer Form ausgelaufen, die in Deutschland lebhafteste Freude und Genug tuung Hervorrufen wird. Ehe genauere Nach richten über den Hergang veröffentlicht werden läßt sich nur ein ganz allgemein gehaltenes Urteil fällen. Es lautet dahin, daß unsere Hochseeflotte einen großen Erfolg über die englischen Seestreitkräft« davongetragen hat. Welche Waffen in erster Linie zum Erfolg geführt haben, ob die Artillerie es war oder der Torpedo, ob Torpedo oder Unterseeboote eine größere Rolle spielten, ist zur Stunde noch nicht bekannt. Nur so viel ist sicher, daß auf englischer Seite die Verluste über aus schwer waren, auch unserer hingegen, im Verhältnis zu den errungenen Erfolgen außer- otdentlich gering. Wie groß die Stärke der auf, beiden Seiten am Kampfe teilnehmenden Streitkräfte war, geht nicht aus der Admiral stabsmeldung hervor. Die Verluste der eng lischen Flotte umfassen zum Teil sogar aller- modernstes Material. Das Linienschiff „War- spite" lief erst am 26. November 1913 von Stapel, es kann also vor gar nicht langer Zeit erst srontbereit geworden sein. Es ver- d rängt 29000 Tonnen und ist armiert mit acht 38,1-Zentimeter, sechzehn 1b,2 Zentimeter Geschützen usw. Die Torpedoarmierung be steht aus acht 5,3-Zentimeter Lancierrohren. Die Geschwindigkeit beträgt 2b Knoten. Der Schlachtkreuzer .Queen Mary, von Stapel gelaufen am 20. März 1912, verdrängte 30000 Tonnen, war armiert mit acht 34,3- Zentimeter-Geschützen usw und hatte eine Geschwindigkeit von 28,5 Knoten. Der Schlachtkreuzer „Jndesatigable" lief Ende 1909 von Stapel, verdrängte 19050 Tonnen wah armiert mit acht 30,b-Zentimeter Ge schützen usw. und war 26,7 Knoten schnell. Die beiden Panzerkreuzer der „Achilles"-Klaffe sind etwa« älteren Datums: Slapellauf 1905 Deplacement 13 750 Tonnen, Geschwindigkeit 23,5 Knoten, Armierung sechs 23,4-Zentimeter- vier 19-Zentimeter-Geschütze usw. Auf deut scher Seite ist das Linienschiff „Pommern" und „Wiesbaden", einer unserer neuesten Kreuzer, er befindet sich noch nicht in den Flottenlisten, die mit Anfang des Krieges abgeschloffen wurden, verloren gegangen. Vermißt wird „Frauenlob", ein kleiner ge schützter Kreuzer älteren Datums. Nach dem Bericht des Admiralstabes ist unsere Hochsee. flotte glücklich wieder in den heimischen Hasen eingelaufen. Sie hat in offener See- scha cht, ohne jede Unterstützung der Küsten befestigung, der mächtigsten Flotte der Welt eine siegreiche Schlacht geliefert. Ihrem Führer wie allem Kommandanten und Schiffs besatzungen sagt ganz Deutschland seinen Dank. — Im einzelnen stellen sich die bisher be kanntgewordenen englischen Verluste folgender maßen dar: Auf englischer Seite ein Linien schiff (Dreadnought) Warspite, ein Panzer kreuzer Queen Mary, ein Panzerkreuzer Jn desatigable, zwei Kreuzer der Achilles-Klasse, ein kleiner Kreuzer unbekannten Namens, drei Zerstörerschiffe: 1) Turbulent, 2) Nestor, 3) Alcaster, ein Unterseeboot, zusammen zehn Gefechtseinheiten. Man sieht aus dieser Zu sammenstellung, wie ungeheuer dte englische Einbuße ist. Die englischen Schiffe sind moderne große Schiffe mit starkem Tonnen gehalt. Mit S. M. S. Pommern haben wir das erste Linienschiff im Weltkriege zu beklagen, während England nunmehr elf Linienschiffe verloren hat. Im ganzen stellen sich Grobbritanniens Verluste während des Weltkrieges auf 11 Linienschiffe, 13 Panzer kreuzer, 10 kleine Kreuzer, 20 Kanonenboote, Minensucher und Monitore, 35 Zerstörer und Torpedoboote, 20 Unterseebote und 15 Hilfs kreuzer, zusammen 124 Gefechtseinheiten. — Das Kopenhagener Blatt „Politiken" erklärt: Der Sieg der deutschen Kriegsschiffe über die britische Flotte am Mittwoch war kein bloßes Seetreffen,, sondern die größte Seeschlacht der Weltgeschichte. Das Blatt veröffentlicht verschiedene Berichte über den Kampf: Der norwegische Dampfer „Ulrikka" traf am Donnerstag abend in Stavanger em. Der Kapitän berichtet: Als das Schiff sich am Mittwoch nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr 57 Grad 50 Minuten nördlicher Breite und 3 Grad 10 Minuten östlicher Länge be fand, wurde plötzlich Kanonendonner gehört, der zunächst schwach war, dann immer stärker wurde und am stärksten gegen 7 Uhr war und abends 10 Uhr ganz verstummte. Die kämpfenden Schisse befanden sich in rasender Fahrt. Nach den vorliegenden Berichten be rechnet man, daß die Hauptschlacht ungefähr 20 Seemeilen südwestlich von Stavanger ge schlagen wurde. Die deutschen ^Kriegsschiffe eröffneten ein heftiges Feuer gegen die Eng länder, die, verfolgt von deutschen Kriegs schiffen, nordwärts flohen, bis alle Schiffe den Blicken entschwanden. Dann wurde eine neue, äußerst heftige Kanonade gehört, die bis gegen 9 Uhr abends andauerte. In der Nähe Skagens begegnete der Dampfer zwei Zeppelinen, die in voller Fahrt nordwärts dem Kampfplatze zusteuerten. — Während in den ersten Tagen dieser Woche die deutschen Linien auf dem linken User der Maas ganz wesentlich verbessert wurden, bringt uns die zweite Wochenhälste auch auf dem rechten Maasufer stattlichen Ge winn. Der seit langer Zeit heftig umstrittene Caillette-Wald, der Douaumont von dem südlich davor gelegenen Dorse Fleury trennt, ist von unseren wackeren Feldgrauen im Sturme genommen worden. Gleichzeitig wurden die Franzosen aus- den rechts und links an den Wald anschließenden Gräben verjagt. Ueber 2000 Franzosen und 76 Offiziere mußten sich ergeben, drei Geschütze und mindestens 23 Maschinengewehre wurden erbeutet. Ein Versuch des Feindes südwestlich des Teiches von Vaux, der 600 Meter östlich des Caillettewaldes liegt, die Deutschen zurück- zutreiben, scheiterte vollkommen. — Die Ruffen scheinen sich nun doch zu der von den Italienern sehnlichst erwarteten Entlastungsoffensioe entschlossen zu haben. Seit einigen Tagen hat ihre Artillerie an dem Süd- und Mittelteil der großen Ost front, in Beßarabien ukd in Wolhynien eine lebhaftere Tätigkeit entwickelt. Am Donners- tag hat sich das Geschützfeuer, das natürlich von unseren Verbündeten kräftig erwidert wurde, zu einer regelrechten Artillerieschlacht ausgewachsen. Vermutlich werden dieser ge waltigen Vorbereitung die Maffenstürme der russischen Infanterie folgen. Der Riesen- aufwand von Mnnition wird bei den Ruffen möglicherweise bald eine Einschränkung er fahren, denn der französische Ministerpräsident Viviani brachte ja aus Petersburg die Ueber- zeugung mit, daß es um die Munitionsfrage und ihre Regelung nicht gerade zum besten bestellt sei. — Die italienische Heeresleitung gibt nun- mehr die öflerreichisch-ungarischen Erfolge zu. Den Fall von Asiago und Arstero verschweigt sie nach wie vor, nennt aber in den Heeres berichten Kampfpunkte, die südlich der Festungs linie liegen. Allerdings scheint auch Cadorna noch mit einer weiteren Zurücknahme seiner Front zu rechnen, wenigstens läßt er halb amtlich den Rückzug als eine Folge der feind lichen Uebermacht ankündigen. Vicenza wird bereits geräumt, obgleich unsere Verbündeten noch etwa 30 Kilometer entfernt sind, der private Verkehr hat in ganz Oberitalien auf- gehört. Inzwischen schreiten die österreichisch ungarischen Truppen langsam von Arsiero in südlicher Richtung vor, während sie sich im Raume von Asiago mehr nach Osten zu aus breiten. OertlicheS und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, z. Juni Wb. — Schulfreier Tag aus Anlaß des deut schen Seesieges. Auf Befehl Sr. Majestäl des Königs haben anläßlich des deutschen Seesieges am Skakerrak am Montag, den 5. Juni in allen Schulen des Landes Schulfeiern statizufinden, in deren Mittel punkt die Bedeutung dieses Sieges und die hohen Verdienste Seiner Majestät des Kaisers um dis deutsche Flotte zu stellen sind. Im übrigen ist der Tag schulfrei. — Die Schäden, die bei den Gewittern am Sonnabend und Sonntag ungerichtet worden sind, erscheinen an vielen Orten weit geringer als dies unter den ersten Eindrücken angenommen worden ist. So teilt man z. B. aus der Gegend von Gott leuba mit, daß der Hagel entgegen der ersten Annahme fast gar keinen Schaden angerichtet habe und die Felder ständen nach dem Regen ganz vorzüglich. An ab schüssigen Stellen, wo das Wasser Erdreich uud Kartoffeln mitgenommen hat, wird sich auch noch manches auSbeffern lasten. Da die reichliche Anfeuchtung der Erde anderseits das Wachstum sehr gebessert hat, werden die lokalen Schäden das Ge samtergebnis der hoffnungsvoll anstehenden Ernte nicht beeinflussen. - Die Morgensuppe. Der KriegSauS- schuß für Kaffee, Tee und deren Ersatz mittel G. m. b. H. hatte vor einigen Wochen einrn Aussatz durch die Zeitungen verbreitet, in dem auf den Wert der früher tn Deutschland allgemein üblich gewesenen Morgensuppe aus Roggen- oder Weizen mehl mit etwas Feltzusatz hingewiesen und die Rückkehr zu der alten guten Ge pflogenheit empfohlen wurde. Dieser er wähnte Aufsatz ist auch vielfach abgedruckt worden, in einigen Fällen wurde aber im Anschlusse daran die Frage aufgeworfen, wo denn das erforderliche Roggen- und Weizenmehl Herkommen würde. Darauf kann nun erfreulicherweise eine bestimmte antwort erfolgen. Unter Mitwirkung der ReichsgetreidesteUe werden in Kürze durch die rn erster Linie dazu berufenen deut« tchen Großgewerbebelrtebe neue Suppen würfel in Vertrieb gebracht werden, die einen Fellzusatz von 4 o. H. haben. Ein solcher Suppenwürfel wird 10 Pfennige kosten und die Herstellung von drei reich» liehen Tellern guter Suppe ermöglichen. Man darf erwarten, daß dieses neue Hilfs mittel zur Ueberwindung der gegenwärtigen Schwierigkeiten aus dem Gebiete der Volks ernährung beitragen wird. — Der Bundesrat beschloß in seiner am 31. Mai 1916 abgehaltenen Sitzung eine Verordnung zur Vereinfachung der Be köstigung. Danach dürfen in den Gast- Schank- und Speisewirtschaften zu einer Mahlzeit nicht mehr als zwei Fleischgerichte zur Ausgabe gestellt werden. Zu einer Mahlzeit darf jedem Gaste nur ein Fleisch gericht verabfolgt werden. — Die festen Speisenfolgen dürfen höchstens aus Suppe zwei Gängen und Nachtisch bestehen. Auch sonst sind noch verschiedene Vereinfachungen vorgesehen. Die Verordnung tritt mit dem 7. Juni in Kraft. Dresden. Am Mittwoch nachmittag sprang von der Friedrich August-Brücke eine unbekannte, etwa 28 Jahre alte Frauensperson, anscheinend ein Dienst» mädchen, tn die Elbe und verschwand in den Fluten. Pegau. Der zwölfjährige Rudolph Opitz, besten Vater im Kriegsdienste steht, verstarb plötzlich, als er nach dem Genüsse von Stachelbeeren Master getrunken hatte. Oederan. In dem Fifcherschen Grund stücke in der Fiedlerstraße fand man am Donnerstag früh die bejahrten Rangeschen Eheleute und ein im gleichen Stockwerk zur Untermiete wohnendes Mädchen namcnS Haubold tot auf. Dec Tod ist infolge von Gasvergiftung eingetreteu. Selbst mord kommt nicht in Frage. Kirchennachrichten. Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 4. Juni 1916. Vorm. 9 Uhr P.^Ligtgoltesdienst. Amtlicher Teil. Montag, den 5. Juni vormittags 8 Uhr Schulfeier in den Klassen I—V anläßlich des gewaltigen deutschen Seesieges. Im übrigen schulfrei. Ottendorf, den 3. Juni 1916. Der Schuldirektor, Bekanntmachung. Nächsten Montag, den 5. dss. Mts. findet die Abgabe von groben Graupen bei den hiesigen Geschäftsleuten statt. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen 100 Gramm. Preis pro Pfund 1 Mark. Ottendorf-Moritzdorf, am 3. Juni 1916. — Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Diejenigen Lanowirte, welche Kriegsgefangene als Erntearbeiter beschäftigen wollen, haben dieses deute noch im Gemeindeamt zu melden. Später eingehende Mel dungen können nicht mehr berücksichtigt werden. Ottendorf-Moritzdorf, am 3. Juni 1916. Dur Gemeindevorstand.