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Ottendorfer Zeitung : 11.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190510113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19051011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19051011
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-11
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.10.1905
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poliriscke k.unölcbau. Deutschlauv. *Der Bundesrat überwieS in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause den Gesetzentwurf wegen Sicherung der Bau- forderungen den zuständigen Ausschüssen. *Fürst Bülow hat zurzeit in Baden- Baden sür französische Journalisten ein offenes Haus. Nachdem er erst vor wenigen Tagen dem Vertreter des ,Petit Parifien' die Grund züge der deutschen Politik gegenüber Frankreich dargelegt hat, sprach er Mittwoch mit einem Redakteur deS .Pariser Temps' über dasselbe Thema; wenn er auch naturgemäß dem Manne des ,Temps' nichts anderes sagen konnte als das, was er bereits dem Manne des ,Petit Parifien' gesagt Halle, so trat doch der Wunsch des Reichskanzlers, das sranzöfische Publikum von der loyalen Gesinnung Deutschlands gegen Frankreich zu überzeugen, in seiner Unterhaltung ganz besonders deutlich hervor. Er versicherte wiederholl, daß Deutschland nicht den leisesten Hintergedanken gegen Frankreich hege, und daß er nur den einen Wunsch habe, die französische Politik möchte ihm auf und nach der Konferenz von Algeciras gestatten, die Politik des guten Ein vernehmens fortzusetzen, wie sie allein zweier großer Nachbarvölker würdig sei, die beide wesentliche Faktoren der Zivilisation seien. Und ein gutes Einvernehmen sei sehr wohl möglich, falls man in Frankreich nicht zu einer Politik zurückkehre, die aus die Isolierung Deutschlands hinarbeite. Fürst Bülow be kämpft auch — und das ist besonders erfreu lich — die Anschauung, als ob ein Krieg zwischen Deutschland und England unvermeid lich wäre. * Der deutsche Gesandte Dr. Rosen, der das Marokko-Abkommen schaffen half, ist am Freitag aus Paris in Baden-Baden eingetroffen, um dem Reichskanzler Fürsten v. Bülow Bor trag zu halten. * Eine Entscheidung über die lippische Thronfolgefrage ist nach der ,Lipp. Tagesztg.' vor Ende des Jahres nicht zu er warten. Das dem Schiedsgerichtshof unter breitete Material hat einen ganz gewaltigen Umfang und seine genaue Prüfung nimmt viel Zeit in Anspruch. * Aus dem Vorstande des Wahlvereins der Liberalen find die führenden Abgeordneten der Freisinnigen Vereinigung Brömel, Pachnicke und Ernst ausgeschieden, weil sie „mit den nationalsozialen Elementen nicht zusammenarbeiten" können. (Danach scheint die vor zwei Jahren vollzogene Ver einigung zwischen der ehemaligen national sozialen Partei mit der freisinnigen Vereinigung nicht von großer Dauer zu sein.) * Die Denkschrift zur Personentarif, reform, die unter Durcharbeitung eines aus führlichen statistischen Materials die Notwendig keit der Reform begründet und zu der Frage der Kilometerhefte und der vierten Wagenklasse Stellung nimmt, ist fertiggestellt. Mit der Ver sendung an die Einzelregierungen soll jedoch gewartet werden, bis sich die Ergebnisse der in der nächsten Woche stattfindenden Betriebs mittelkonferenz übersehen lassen, die insofern von besonderer Bedeutung sein dürften, als dabei über die neuen von der bayrischen Regierung ausgehenden Vorschläge beraten werden soll. Bei dem engen Zusammenhang zwischen Betriebsmittelgemeinschaft und Per- sonentarisreform wird voraussichtlich das Schick sal der ersteren mitbestimmend auch für die Personentarisresorm werden. * InDeutsch - Ostafrika hat der Auf stand in der unmittelbaren Nähe der Regie rungshauptstadt Dar es Salam einen sehr ernsten Charakter angenommen. Der Niederbrennung einzelner Dörfer haben die rebellierenden Neger wiederholte, scharfe An griffe auf eine deutsche Abteilung folgen lassen. Sie wurden glücklich abgeschlagen; größere Ab teilungen find zur Niederwerfung dieses Auf standes unterwegs. Österreich-Ungar». * Kaiser Franz Joseph hat auf Antrag des ungarischen Justizministers die Einstellung des gegen die Angestellten der ungarischen Staatsbahnen wegen der Verweigerung der Dienstpflichten während des ungarischen Eisenbahnerstreiks im April 1904 im Zuge be findlichen Strafverfahrens angeordnet. Die noch nicht eingeleiteten Strafverfahren werden nicht durchgefühlt. Ferner wird den jenigen, die damals wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt rechtskräftig verurteilt worden find, die Strafe erlassen. *Jm österreichischen Abgeord net e n h a u s e gab es am Donnerstag noch ein Nachspiel friedlicher Art zu den schlimmen Szenen vom Mittwoch, in der der Abg. Graf Sternberg dem Abg. Wolf ein Wasserglas an den Kovf warf. Der Präsident erteilte dem Grafen Sternberg einen Ordnungsruf wegen Beleidigung einzelner Abgeordneter und erteilte ihm das Wort zur Fortsetzung seiner Rede, indem er ihn gleichzeitig bat, die parla mentarischen Formen zu wahren. Gras Stern berg bat das Haus wegen des in der Erregung geschehenen Aktes der Brutalität um Entschuldi gung und subr mit seiner Rede fort, ohne daß sich weitere Zwischenfälle ereigneten. Holland. *Mit einer Verschiebung der ge planten Friedenskonferenz muß gerechnet werden. In diplomatischen Kreisen im Haag wird nämlich bezweifelt, ob die Vor bereitungen zur zweiten Haager Konferenz sich so rechtzeitig treffen lassen werden, daß sie vor dem Jahre 1907 zusammentreten kann. (Es ist fast zu befürchten. daß die Konferenz nie zu spät stattstnden könnte, über Vorbe reitungen wird man auch auf der Konferenz selbst nicht weit hinauskommeu.) Rustland. * Gegen Finnland ist man am Zarenhof erbost. Generalgouverneur Fürst Obolenski hat sich energisch geweigert, Petitionen an zunehmen, die dem Kaiser unterbreitet werden sollten. Gleichzeitig machte die Ver waltung den Finnländern bekannt, daß keine ihrer Petitionen in Petersburg angenommen würde und daß die Einberufung der Volksver tretung in diesem Jahre nicht genehmigt werden würde. (Ruhig Blut wird es durch solche Maßnahme auch nicht geben.) *Ein Aufstand der Schuljungen hat in Woronesch stattgefunden. 300 Semi naristen veranstalteten dort einen Ausstand in der Straße. Eine Menge von Schülern anderer Lehranstalten schlossen sich ihnen an, so daß die Menge auf etwa tausend Personen an schwoll. Sie hielten den Verkehr der Straßen bahnen und Wagen auf; Polizei und Kosaken meben schließlich die Menge auseinander. * Wohin man in Rußland blickt, überall sieht man Unerfreuliches, und die Hoffnungen auf eine endliche Klärung der allgemeinen Ver wirrung müssen wieder und wieder zurückgestellt werden. Vor allem im Kaukasus dauern die blutigen Massakers fort, so daß von Ruhe zwischen Tataren und Armeniern keine Rede sein kann. In Baku ist die Lage noch immer nicht normal. Die Einwohner müssen sich von Patrouillen begleiten lassen. Viele Läden sind geschlossen, Plünderung und Morde kommen täglich vor. Der Vizelönig des Kaukasus, Graf Woronzow-Daschkow selbst hat jetzt an den Zaren ein Schreiben gerichtet, worin er die Lage im Kaukasus als höchst ge fährlich erklärt. Er sagt, er sei außerstande, die Ordnung wieder herzustellen, und wünsche deshalb, sein Amt niederzulegen. Der Vizekömg hat seit kurzer Zeit über 100 Briese erhalten, worin ihm von den Revolutionären der Tod angedroht wird, falls er nicht den Kaukasus verlasse. Balkaustaateu. * Die serbische Regierung hat der Einladung des Zaren zur zweiten Haager Friedeuskonferenzzugestimmtund ihre Teilnahme an derselben zugesagt. (Man kann al so beruhigt sein, denn der Friede Europas ist durch die Zusage des Königs Peter auf lange Zett gesichert. Hoffentlich wird auch der Bescheid des Fürsten Nikita von Montenegro nicht lange auf sich warten lassen.) Japan. *Der Verzicht Japans auf eine russische Kriegsentschädigung war eine der Haupt bedingungen, unter der Rußland zum Friedensschlüsse in Portsmouth bereit war. überragt nun auch der Wert des erworbenen Kriegsgewinnes weit den Betrag der von Japan für den Krieg aufgenommenen Anleihen, so erfördert die Verzinsung derselben doch augenblicklich eine schwere Belastung der breiten Massen des japanischen Volkes. Graf Okuma besprach in einer Rede vor den vereinigten Handelskammern die plötzliche Ausdehnung des japanischen Finanzwesens. Er führte aus, daß nach der vollständigen Zu rückziehung der japanischen Truppen die Schuld Japans sich auf 2500 Millionen Jen belaufen werde, deren Verzinsung die runde Summe von 150 Millionen erfordern werde, nahezu das Doppelte der Staatseinnahmen vor zehn Jahren. Der Steuerbetrag auf den Kopf der Bevölke rung sei vor dem Kriege vier Den gewesen, jetzt betrage er zwölf Den; die Nationalschuld habe vor dem Kriege zwölf Den pro Kopf be tragen, nach dem Kriege betrage sie fünfzig Jen. Indessen bettachtet Graf Okuma die Lage nicht pessimistischer; er betonte die Not wendigkeit, daß die Geschäftswelt ihre Tatkraft zur Entwickelung produktiver Unternehmen aller Art verdoppele. — - Graf 9. Mitte. Das Tagesgespräch bildet in Petersburg die Verleihung des Grafentitels an den zurück gekehrten Staatssekretär Witte. In Hofkreiseu behauptet man, daß der Empfang in Rominten sür diese Erhebung in den Grasenstand maß gebend gewesen sei, und fügt hinzu, daß dieser Grafenstand kein erblicher, sondern nur ein persönlicher ist, wie ihn der verstorbene frühere Kriegsminister Wannowski abgelehnt hat, well er darin keine besondere Ehrung erblicken wollte. Das mag alles richtig sein, doch darf nicht ver gessen werden, daß auch wohl Sergei Jul jewitsch Witte herzlich wenig am erblichen Grafenstand liegen mag, da er keinen männ lichen Leibeserben besitzt und seine Tochter aus der ersten Ehe seiner Gemahlin schon verheiratet ist, und zwar mit dem Sproß eines Haufes, das älter als die Romanows und mit diesen verwandt ist. Gerade diese Naryschkins haben stets eine echt russische Neigung gegen alle Titulaturen gezeiat, und als Peter der Große dem damaligen Vertreter des Geschlechts den Fürstentitel verleihen wollte, antwortete er: „Was soll mir dieser Unsinn? Ich bin ein Naryschkin, und das ist genug I" Das haben sich auch die Nachkommen jenes Naryschkin zur Richtschnur genommen, und ein Naryschkin ist der Schwiegersohn des Grafen Witte. Auch Witte selbst kann der Grafentitel ziemlich gleich gültig sein, seit er in Portsmouth bewiesen, daß er tatsächlich der einzige Mann in Rußland gewesen ist, der die Japaner zum Rückzüge ge zwungen bat. Graf Witte hat als Diplomat mehr aus gerichtet, als alle Kuropatkins und Lenewitschs mit einer halben Million von Bajonetten. Dieses Bewußtsein muß dem Staatsmann wert voller sein, weil es auch seine Feinde ge zwungen hat, Achtung vor ihm zu haben und sich vor seinem Talent und Genie zu beugen. Das tun sie wohl auch, aber nebenbei find sie doch noch geschäftig, ihm ein Bein zu stellen. Wohl hat auch Grat Witte einflußreiche Freunde bei Hof, aber die Schar seiner Neider ist wohl größer, und sie werden alles ausbieten, um Wittes Einfluß nicht anwachsen zu lassen. Ob gleich es sür Rußland ein Fehler wäre, wenn es dieses Mal Witte aus kleinlichen Ursachen bei der Wahl eines Premierministers übergehen würde, so ist das noch nicht unmöglich, weil die Stimmungen beim Petersburger Hofe sehr wechseln. Wohl behaupten objektive Leute, daß dem Zar keine Wahl übrig bleibe, daß Witte alle um mehr denn Haupteslänge überrage, aber es hieße den Verhältnissen doch nur sehr wenig Rechnung tragen, wenn man behaupten wollte: Graf Witte wird Premier- und Minister des Innern. Die Wahl kann beispielsweise ganz unerwartet auf den stillen Hofmeister Bulygin fallen, obgleich er selbst wohl die geringste Lust und Begabung für diesen hohen Posten besitzt; aber ihm fehlt auch der Mut, ihn auszuschlagen, wenn er ihm angetragen werden sollte. Man darf nicht vergessen, daß auch für die Verhandlungen in Portsmouth gleich zu Beginn Witte in Vorschlag gebracht worden war, und die Wahl auf den uner fahrenen Murawjew fiel, der schließlich selbst das Einsehen hatte und zurücktrat, weil er eine unsterbliche Blamage fürchtete. Wie der Wind bei Hofe weht, vermag man nur anzudeuten; aber es muß vorausgeschickt werden, daß er wechselt: Witte ist sehr liebenswürdig vom Zaren empfangen worden, aber der Zar ließ ihn ruhig zwei Stunden warten, obgleich er die Stunde seiner Ankunft genau wußte. Darin liegt noch nicht viel, denn die hohen Herr schaften waren an Land gegangen und machten einen Spaziergang, weil das Wetter gerade schön war. So schweigt denn auch die russische Presse über die Erhebung Wittes in den Grasenstand vollständig. Nur der alte Fürst Meschischerski weiß jedenfalls aus dem Munde Wittes selbst nach dem ,B. T.' folgendes zu berichten: Der Witte im Jagdschloß von Rominten zuteil ge wordene Empfang durch Kaiser Wilhelm hat einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Der deutsche Kaiser empfing ihn in Uniform und sagte ihm, daß er ihn als Würdigung seiner Verdienste nicht nur vor seinem Zaren und seinem Vaterlands, sondern auch der ganzen Welt gegenüber mit königlichen Ehren empsange. Hierbei habe der Kaiser die Kette des Schwarzen Adlerordens von sich abgenommen und sie Witte mit den Motten umgehängt, daß diese Kette nur von Prinzen des Kaiserhauses getragen werde. Herr Witte blieb den ganzen Tag über im Jagdschloß und hatte am Abend eine lange Unterhaltung mit dem Kaiser, die dieser mit den Worten schloß: „Nun, jetzt wollen wir meinen Familienkreis aufsuchen," worauf er seinen Gast zur Kaiserin führte. Am Schluß des Abends bemerkte Kaiser Wilhelm, daß es bei ihm üblich wäre, vor dem Auseinander gehen eine lustige Anekdote zu erzählen. Naä diesen Worten sei Witte nachdenklich geworden und habe geglaubt, hineingefallen zu sein, weil die andem Gäste ihre Anekdoten sicherlich schon seit dem Morgen vorbereitet haben. Als der Kaiser sich aber mit den Worten an ibn wandte: „Nun, Herr Witte, werden Sic uns nicht auch etwas erzählen?" da fiel ihm eine Anekdote aus seinem Portsmouther Amenthalt ein (die übrigens steinalt ist). Witte begab ßch eines schönen Tages aus den Bahnhof in Portsmouth und stieß bei der Ankumt eine» Zuges auf folgende Szene: Ein Amerikaner schimpft den Negerschaffner in der gemeinsten Weise dasür herunter, weil er ihn nicht alU einer angegebenen Station geweckt habe. Neger ließ die Flut der Schimpfworte ruhig über sich ergehen und antwortete dann sseleN' ruhig: „Sie können mich ruhig bis zum Weit' untergange Wetter schimpfen, und doch wird es nichts dagegen sein, wie mich der Betreffende geschimpft hat, den ich für Sie gehalten und nachts gewaltsam aus dem Coups gewollt habe l" . . . Diese Mitteilungen klingen so absurd, da Fürst Meschischerski fie m seinem TaaebiM veröffentlicht, so werden fie in Deutschs sicherlich interessieren, auch wenn die Anewou' des Grafen Witte, die Fürst Meschischerski el' zählt, nicht sehr geistreich ist. * Von unci fern Die Cholera. Die Choleragefahr sü^ im großen und ganzen beseitigt zu sein, da"' den energischen Maßnahmen, mit denen »W diese Seuche bekämpfte. So meldet der.Reim-' anz.', daß vom 4. bis 5. Oktober keme choler"' verdächtigen Ertränkungen oder Todesfälle Cholera neu gemeldet worden find. Die 's"' samtzahl der CholeraMe'beträgt bis jetzt 2°'» von denen 89 tödlich verliefen. k2s Rowan von Adalbert Reino Id. «ForNetzung.t Der alte Richter faltete kopfschüttelnd die Hände und stützte die Arme auf die Schreib platte, gedankenvoll vor sich hinblickend. „Dann bleibt unS nichts übrig," bestimmte er, „als ausführlich und vorschriftsmäßig daS Verhör zu eröffnen, und wenn Sie im Verlauf desselben bei Ihrem Entschluß beharren, muß ich Sie zu meinem Leidwesen in UntersuchungS- hatt abinhren lassen." Das zu Protokoll genommene Verhör hatte keinen andern Erfolg. Der Ang eschuldigte ver weigerte entschieden, sein Alibi darzutun, und er ließ die Haft über sich ergehen, nachdem er nach Verlesung seiner Aussagen dieselben mit fester Hand als von ihm gemacht unterschrieben hatte. * * * Erklärlicherweise machte die Verhaftung Eduards in dem Städtchen und weit umher das größte Aufsehen. Der Vater war als früherer königlicher Be amter seit fast dreißig Jahren in Liliental be kannt, und auf dem Sohne, den jedes Kind kannte, hastete bisher auch nicht der geringste Makel. Er hatte frühzeitig feine Studien be endet, wurde als Anwalt seiner Tüchtigkeit und Rechtschaffenheit wegen rasch beliebt und war im Begriff, sich in der Residenz einen größeren Wirlungskreis zu gründen. — Und dieser junge Mann, dem eine glänzende Zutunst in Aus ¬ sicht stand, sollte zum gemeinen Meuchelmörder geworden sein? Der Untersuchungsrichter so wenig wie die übrigen Gerichtspersonen, worunter auch der Staatsanwalt, glaubten an seine Schuld, be griffen aber ebensowenig, weshalb er so hart näckig eine Aufklärung verweigerte, die sofort seine Unschuld bewiesen hätte. Niemand ahnte auch nur das Geheimnis, wogegen die Unter suchung selbst streng geheim blieb und die Öffentlichkeit nicht den wahren Grund erfuhr, weshalb Doktor Kühns eigentlich verhaftet blieb. So entstanden denn die abenteuerlichsten Gerüchte. Das Gericht hatte nicht verfehlt, alles auf- zubieten, sein Schweigen zu brechen. Man hatte eine Zusammenkunft Eduards mit dessen Eltern veranlaßt. Die alten Leute waren ver gebens in ihn gedrungen, doch zu erklären, wo er um die Zeit des Attentats geweilt habe — er hatte auch für die geliebten Eltern nur dieselbe Antwort, die er dem Richter gegeben, die im Protokoll schwarz auf weiß geschrieben stand. Der einzige Zeuge, der wahrscheinlich Licht in das Dunkel der Untersuchung hätte bringen können, war nicht vernehmbar. Der Zustand des Grafen von Rohden hatte sich nämlich ver schlimmert, weil ein heftiges Wundfieber und dann ein Rückfall eingeireten war, der sich durch eine eigentümliche Kedankenvermimmg, Verbunden mit körperlicher Schwäche und Reiz barkeit, charakterisierte. Dis Kugel war glück lich entrernt, die Wunde längst geheilt, und noch immer lag der Graf als Rekonvaleszent aut seinem Siechbett. Man mußte ihm die allergrößte Schonung und Sorgfalt angedeihen lassen. So schwanden Wochen dahin und wurden zu Monden. Während in dem Försterhause die Eltern des Gefangenen in tiefer Betrübnis um den Sohn trauerten, bangte Berta in dem stillen Waldhause in Todesängsten um daS Leben des geliebten Mannes. Das arme Mädchen befand sich dazu in einem steten Kampf mit sich selber, hinzu kam die ihr unbegreifliche Inhaftnahme des Jugend freundes, über deren Grund fie vergebens nach sann. Sie war uneins mit sich selber. — Sollte fie sich in all dem fie umgebenden Wirrwarr an das Vaterherz flüchten, ihm alles gestehen? — Bei ihrer letzten Begegnung mit dem Grafen hatte dieser zu ihr gesagt: „Habe noch eine kurze Weile Geduld, geliebte Berta, dann spreche ich mit deinem Vater." Kurze Zeit darauf hatte ihn ja die tückische Kugel deS Meuchelmörders getroffen. Sein Wille, selber mit dem Vater zuerst sprechen zu wollen, war ihr heilig und verschloß ihren Mund. Nur noch einige Male war fie zum Besuch im „Eichenhof" gewesen. Sie hatte namentlich von feiten ihres Großvaters dieselbe freundliche Ausnahme nefunden, während ihre Cousine eine gemisse Kälte ihr gegenüber zur Schau trug, die fie früher nicht bemerkt batte. In der Familie v. Gkloern war die Rede von der Rückkehr in die Residenz gewesen, der Unfall des Grafen hatte dieselbe verzögert, m»" glaubte, dem vornehmen Nachbar, der in der Baronsfamilie ja ein steter Gast gewesen, düst Rücksichtnahme schuldig zu sein. Der November mit seinen rauhen Stürmen, seinem bewölkten Himmel und langen ü»d' seligen Abenden neigte sich der zweiten Hälw zu, und noch immer lag der Graf auf feine" Siechbett, befand sich Dr. KühnS in Unter' suchungshaft. Da erschien eines Abends der OberlörM KühnS zum Besuch im Rheinsbergschen HE' „Ich bin gekommen," sagte der alte HA „Ihren Rat in Anspruch zu nehmen, liebe» Herr Rheinsberg, indem ich Sie zugleich Vertrauen ziehe. Das ganze Gericht ist E' zeugt, daß Eduard dem Attentat aut den GE gänzlich fern steht. Es war mir eben desha' heute wiederum eine Unterredung mit meine" Sohne gestattet, und sogar eine solche um vier Äugen. Es handelt sich nämlich daE- daß mein Sohn offen angeben soll, wo er n» persönlich um die Zeit deS Attentats befE, hat. Diese Auskunft zu geben, weigert n Eduard hartnäckig, indem er vorschützt, davE eine dritte Person zu kompromittieren. Aus ", Unterredung am heutigen Morgen vermute den Schluß ziehen zu können, daß ME, ihm und dem Grasen irgend ein Geheim bestehen muß. Nun ist aber der arme . ' noch immer leidend. Wenngleich stE ff nicht mehr sür sein Leben türchten, so >st , die äußerste Schonung und Vermeidung Aufregung geboten. — Sie, mein Rheinsberg, genossen daS besondere Verna rm> vvo iß einem wurden von 700000 Mk Nützungen au- wie iotgt: l 33685 Pers. ' unterstütz! w! Mark. Don. linder 87 33 und 533 Pfle, Extraunterstüt ! "nmalige 1 55264 Mark Sonetts, Ane neue E wird zurzeit dortigen Hc brütenden L damvf, bleik Stelle. Di. Aeibungswid Reibunosbre Lokomotive, ftand der 2 Bremsen übe Stelle bewe Motive, der der Bremser daraus Schl Motive zu zt für die Mef der Feuerkif fahren der dadurch imu Gin eig linec Schu Sitzung vo dor wegen Kinder (300 losen Beha Heller hatte wann ihm ! ! den sollen. llbgAshnt Polizei rbenv eine sireitbare E i trage so dr wachende t Lersammlw j in große B auf den T verbitte fiel Durch die Sostaldemr amiö senden müsse er Aenge blie Grafen stü leute, die kamen, rä Graf Pückl I legt, daß „Berlin el taffen". - jede Auslö! Einem Bef Müssen näc kling 50 P der Auflöf Geschäft e' ! Snftu Mitglieder aus dem gesellschaft ffrbeiterun lviesen. 2 Arbeiter I treuen Di. ! Nackt bahn-Un. daß der Schuldige Unglück ( der Eiser Unglücks« gewesene Unbeteilig Uls acht h einen Zu! . des G.a je erfuhr »iehung 'eich! ein Bert, im Zimr grüßung entferner bleiben, Geheimr Wäh Eduards Empfind den Ed freundes Gefängr der Ire Bev- begann davon liekomm letzte k herbeige techr ge mit Edi Mollie z kommen geheim Nitteilr „ -3b edler N bin au Äorwm Kissen,
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