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Ottendorfer Zeitung : 27.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190510273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19051027
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19051027
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-27
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.10.1905
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und ernst, „ich bin gewohnt, stets nur die Wahrheit zu sagen." „Dann sind wir rasch miteinander fertig," entgegnete finster Graf Rohden, „Sie allein wissen, wo Fräulein Berta Rheinsberg sich be findet. Ich stelle an Sie das Gesuch, mir deren Adresse anzugeben." „Leider kann ich Ihren Wunsch nicht er füllen," gab Dr. Kühns zur Antwort. „Aber Sie," fügte er mit bitterer Betonung hinzu, „sollten doch wenigstens über den Verbleib des edlen, bedauernswerten Mädchens sich unter richtet haben, nachdem Sie dasselbe ohne jeden Grund verließen I" „Herr Doktor," fuhr der Graf auf, „aus Ihrer Antwort geht hervor, daß Sie wissen, wo das Mädchen ist. Sie mögen Ihre Gründe haben, über ihren Aufenthalt den Schleier des Nichtwissens gedeckt zu sehen. Ich als ihr früherer Verlobter habe aber das Recht, eine ehrliche Antwort und keine zweideutige von Ihnen zu verlangen." „Sie mißverstehen mich. Ich kann wirklich Ihren Wunsch nicht erfüllen," erklärte mit eiserner Ruhe Doktor KühnS, „ich weiß nicht, wo Fräu lein Rheinsberg sich befindet." „Herr Doktor!" rief der Graf, „Ihre Mannes- ehre steht auf dem Spiele — man hat Sie mit Berta gesehen I" „Woher haben Sie diese Nachricht?" fragte entrüstet der Anwalt. Der Graf stutzte. Dann aber sagte er: „Sie haben recht, diese Frage zu stellen. Meine Nachricht entstammt der besten nächsten Quelle, dem Hause des Herrn von Geldern." „Ach so, auS dieser lauteren Quelle V be tonte der junge Advokat mit bitterem Lächeln und fügte mit Schärfe hinzu: „Nun denn, so erkläre ich Ihnen auf Ehre, daß die Ihnen ge wordene Mitteilung erfunden, erlogen ist. Seit dem Tode ihres VaterS, der ja kurz nach der Zeugenaussage des unschuldigen, herrlichen Mädchens erfolgte, bei welcher Gelegenheit ich sie zum letzten Male erblickte, habe ich sie nicht wiedergesehen. Ich bot ihr durch meine Eltern meinen Rechtsbeistand an, selbst diesen wies fie zurück. Ich allein weiß, wie gut und unschuldig fie ist." Der Graf warf hastig seinen Mantel ab und in die Brusttasche seines GesellschaftSfrackes grei fend, öffnete er eine sorgfältig geschlossene Brief tasche, auS der er eine Snveloppe zog, der er zwei Briefe entnahm. „Unschuldig — unschuldig wagen Sie das Mädchen zu nennen?" rief er, „da wagen Sie auch vielleicht diese Briefe abzuleugnen?" Und der Graf überreichte dem Rechtsanwalt die beiden ihm anonym zugesandlen Briefe. Doktor Kühns nahm die Schrittstücke und ließ sich ruhig auf seinen Schreibseffel nieder. Er entfaltete die Briefe. „Also meine Ahnung hat mich nicht ge täuscht," sagte er fast unhörbar und laS auf merksam beide Schriftstücke. Dann hob er das Haupt und seinen offenen, flammenden Blick gerade auf den Grafen gerichtet, erklärte er fest und bestimmt: „Beide Briefe find gefälscht! Ich schrieb fie nicht — mithin empfing fie Fräulein Rheinsberg auch nicht. Ich muß aber sagen, daß eine sehr geschickte Hand im spiele ist." „Können Sie das beschwören?" fragte mit bebender Stimme der Graf. „Beschwören," rief Doktor KühnS, „und nebenbei, was Ihnen eine unbedingte Gewiß heit meiner Versicherung gibt — beweisen. — Ja," fügte er mit Schärfe hinzu, „Herr Graf, Sie haben ein großes Unrecht an dem edel-' herzigen Mädchen wieder gut zu machen — Sie waren mit ihr verlobt —" .Woher wissen Sie daS?" fiel ihm der Graf inS Wort. „Von ihr selbst. Ich gestand ihr meine Liebe — fie wies mich, den Jugendgespielen, den treuesten Freund, ab, fie gestand mir offen, daß Sie fie zum Weibe begehrt, daß ihre Liebe Ihnen und nur Ihnen gehören könne." „Täuschen Sie mich — — oder iräume ich?" hastete erregt der Graf. „Großer Golt — welche abscheuliche Hand konnte solche Schänd- lichkeiten knüpfen?" „Wie muß daS arme Mädchen gelitten haben, — noch leiden!" fuhr der Anwalt, in einen weichen Ton fallend, fort. „Verlassen von Ihnen, — den letzten, einzigen Halt in dem Vater verlierend, ihres kleinen, mütterlichen Vermögens, das der vorsorgliche Vater gm oer- wayrt bei der Baukierfirma Behrenfeld und Sohn glaubte, durch den an betrügerischen Bankrott streifenden Konkurs des BanthauseS beraubt — geht das unglückliche Kind in die tremde Welt ohne Schutz, ohne jeglichen An halt mit einer winzigen Summe, dem Nachlaß ihres Vaters. — Wahrlich, Graf, Sie haben sich schwer an Berta versünoigt —" Wz lForyetzung folgt.) m Lehren :ten.', Die als einer i ist das ie hat be- > gezählt. Moskau wählten, cht haben, enheit der persönlich- als die von der cht abge- mit den zu lassen, daß die Schichte« gewinnen, Druck als Der Ver lschließen, Liberalen klar zu 'beiter in schwerden en. Vom cht, auch nicht zu Mäßigung ceten ist. für eine Oberhand r greifen chnell um igspolitik en Rand M. ffahrtS- 'es Lust- "uilerien- . brachte an 160!) öeutschau Luftlinie g wurde r wurde uro, der neter in ar. Den wllenger lnnaberg nkurrenz. der den l Paris, m. Die fähigkeit sm Auf- Nenschen hen Be erhoben ' Woh- Arbeiter« !. Jede adeftube errungen etspreiS Sprem- >r vom Inklage« mberger enfteller emberg, ttproM ms zur Unter- schSdi- NüMe elamlik- ,el ver- Unter- 18 Em- chrecken en ver- Straf prozesse, i seiner ; durch zu eine ugender ochenem lerksam- vie daS er ge« anz be- ast und sm Ge- ade die r damit chschritt sie Tür jungen be noch, nnen!" wieder Besuch. KühnS rat ein e über- sinfache ieb un- i. Der Hwei Hnndertfährige. Der Privatmann Apelt, der vor wenigen Wochen 100 Jahre alt geworden war, sandte der Fräu Rudeau in Mörchingen in Lothringen zu ihrem 100. Ge burtstage seine Glückwünsche und sein Bild. Die Altersgenosfin hat nicht verfehlt, ihren Dank zu übermitteln, indem sie Apelt ebenfalls ihr Bild zusandte mit der Widmung: „Erkennt« ÜchkeitSbezeigung einer Hundertjährigen an einen Hundertjährigen, Herrn Gottfried Apelt." Hamburgs zukünftiger zoologischer BoltSgartea. Nach einer ebenso eigenartigen wie praktischen Idee wird der weltbekannte Tierhändler Karl Hagenbeck in Stellingen bei Hamburg einen zoologischen Volksqarten ein richten. Auf einem 9 Hektar großen Terrain wird Hagenbeck dem Publikum die Tiere in doller Bewegungsfreiheit vorführen. Kein Gitter wird die Tiere von ihren Beschauern trennen. Die Raubierte nur find von den Besuchern durch breite Gräben geschieden. Auf einer Felsgruppe bewegen sich, nur an dünnen Ketten befestigt, große Adler und Geier in Freiheit. Man wird in diesem sogenanwen Tierparadies Mindestens 600 Vögel und Säugetiere der ver schiedensten Art auf einem freien felsigen Terrain sich tummeln sehen, ohne daß man von Gittern oder einer sonstigen Absperrung etwas merkt. Im Hauptgebäude befindet sich auch eine Arena, die als Drefsuranstalt dient. Jedenfalls wird diese Anlage in der Welt einzig dastehen. Abriß eines historische« Hauses. In Reichenbach U.-E. wird demnächst ein Haus ab gerissen werden, das im Jahre 1813 drei der gefeiertsten Dichter der Befreiungskriege be herbergte: Theodor Körner, Max von Schenken dorf und Ernst Moritz Arndt. Sie wohnten damals bei dem Grafen Goßler, einem Paten Theodor Körners. „Vetter Joha«««s" vom Eichskeld. 3m Alter von 92 Jahren ist der Gastwirt Iohannes Drößler in der „Erholung" bei Bodenrode gestorben. Einer der ältesten Leute des EichSseldes ist Mit ihm dahingegangen. Auf dem ganzen Eichsfelde und darüber hinaus kannte man ihn nur unter dem Namen „Vetter Iohannes". Eins der besten und letzten Originale bat das Eichsseld durch seinen Tod verloren. Gern kehrte jeder durstige Wanderer in der einsam an der Landstraße nach Nord hausen gelegenen Schenke ein und lauschte den Erzählungen des hinter dem Ofen bei seinem „Stengelpeter" (dem eichSfeldischeu National« getränt) sitzenden Alten von der „guten alten Zeit", als noch keine Eisenbahnen gingen und die zur Messe nach Leipzig ziehenden Kaufl-ute die Handelsstraße von Frankfurt nach Leipzig belebten. Zu jener Zeit war die Wirtschaft »8ur Erholung", wo auch der Chausseezoll er« doben wurde, bei der Kaufmannswelt sehr be« lärmt. Die alte Zeit ist längst dahin und der letzte lebende Zeuge auS jener Zeit, der sich den modernen Verhältnissen nicht anpassen wollte, ist nun auch dahingegangen. Zwei Kinder erstickt. In Mombach bei Mainz erstickten zwei 13jährige Knaben beim Spielen in einem Sandhaufen. DaS „süße Lottchen". Die Selzialbahn dat wie alle Kleinbahnen ihrer Idylle. Dieser Tage hielt das „süße Lottchen" plötzlich wieder finmal auf freiem Felde zwischen Groß« Mimerheim und Schwabenheim. Was ist denn «Un wieder los? fragten die Fahrgäste und 'Ren an die Fenster. Da sahen fie die Ursache: »imlich einen Bahnbeamten, der hinter seiner vorn Sturme emführten Dienstmütze her war. «in solcher Dienstgegenstand darf natürlich nicht verloren .gehen, denn der Etat deS BähnleinS H knapp bemessen. Deshalb wartete man geduldig, bis der Mann seine Kappe wieder Me. Dann raste das „süße Lortchen" mit dem Sturmwind um die Wette weiter. «in Nachspiel zum Kwileeki-Prozeß. Tie Verhandlung in der Prozeßsache der Bahn« ^ärterfrau Cecilie Mayer in FreihermerSdorf Segen den Grafen Zbigniew und Gräfin Sabella WenfierSki - Kwilecki in Wroblemo ^egen Herausgabe des kleinen Grafen Joseph liwllecki ist nunmehr auf den 17. November i „Ich lasse den Herm bitten, einzutreten," We der Doktor. Der Graf trat gleich darauf inS Zimmer. Die beiden jungen Männer standen einander gegenüber — ihr gegenseitiger Gruß war eine slumme Verbeugung. Der Graf ergriff nach kurzer Pause das Mort. Seine sonst so wohltönende Stimme tahm einen harten Ton an, indem er sagte: - .Laos xSnv — Herr Dektor, es bedarf keiner Mftcllung; — wir kennen uns." Er stand hochaufgerichtet vor dem RechtS« wiwalt. . „Herr Graf," erwiderte dieser, und auch sMe Stimme zitterte, „womit kann ich Ihnen dienen?" .. „Ich komme in einer tiefernsten Angelegen» deil," lautete die Antwort, die mit leisem Ton- '"echsel gegeben wurde. „Darf ich bitten —" und Dr. Kühns wies "vs einen Sessel hin. Der Graf schien keine Notiz davon zu ?Hmen, er blieb in seinen Kaisermantel gehüllt, Hut in der Hand behaltend, in seiner Schengen Stellung. . »Ich wünsche nur von Ihnen die Beant« Mlung einer Frage. Und' diese Frage zu ^en, dazu bin ich, wie ich Ihnen erklären ^rde, vollkommen berechtigt. Wie Ihre Ant- „vlt auch aussällt, ich bin auf alles gefaßt, die Wahrheit möchte ich vernehmen." k Es lag in dieser Auseinandersetzung, welche Af Rohden gab, gewiß etwas Peinliches, ja "v an Beleidigung Streifendes für den Anwalt. «Herr Graf," antwortete dieser unerschrocken vor der vierten Zivilkammer des Posener Land gerichts anberaumt worden. Schlechtes Geschäft. Wegen eines Gut habens von drei Pfennigen musste die Stadt Barienstein kürzlich noch zwei Pfennige zu zahlen. Die Militärverwaltung hatte nämlick nachträglich entdeckt, daß der Magistrat dre Pfennige an Quartiergeldern zu wenig erhalten hatte. Um nun nicht der Stadt gegenüber als Schuldner zu gelten, sandte das Regiment die reftierenden drei Pfennige mittels Post anweisung dorthin. Für diese Postanweisung aber mußte die Stadt bestimmungsgemäß fünf Psennige Postbestellgeld bezahlen, so daß fie alio tatsächlich einen Verlust von zwei Pfennigen erlitten hat. Grenzverletzung. Ein empörender Fall von Grenzverletzung ist von den russischen Grenz behörden verübt worden. Zwei junge Leute, ein 17 jähriger Bergprakiikant und ein gleich altriger Schlosser, wurden auf einem Spazier gange von MySlowitz nach Schoppinitz auf preußischem Gebiet von Kosaken verhaftet und nach dem Gefängnis in Bendzin gebracht, wo sie schwer mißhandelt wurden. Erst nach 48 Stunden wurden fie aus dem Gefängnisse entlassen, wo fie fast gar nichts zu essen be kommen hatten. Ei« ungarischer Abgeordneter er schlage«. Der Reichstagsabgeordnete Advokat MiloszawljewitS wurde am 2l. d. nachmittags von dem Pferdehändler Ulrich auf offener Straße mit einem eisernen Socke erschlagen. Ulrich gab bei seiner Verhaftung an, er habe die Tat vollsührt, weil MiloszawljewitS ihn bei einem Zivilprozsß übervorteilt habe. Hakon So wird sich der neue König von Norwegen nennen und seine Herrschaft damit geschichtlich an die frühere Selbständig keit Norwegens anknüpfen. Seine acht Vor gänger gleichen Namens haben alle ein mehr oder minder gutes Andenken hinterlassen. Hakon I. der Gute führte zwischen 935 und 950 das Christentum in Norwegen ein. Hakon II., sein Sohn starb 985. Der dritte und vierte Hakon starben eines gewaltsamen Todes. Hakon V. unterwarf JSland und Grönland. Hakons VIII. Gemahlin stiftete nach ihres Sohnes Olaf Tode die Kolmarische Union (1397), die die ewige Zusammengehörigkeit der drei nordischen Reiche aussprach. Nach Ver fall der Union kam Norwegen am schlechtesten weg, indem es lange Zeit als dänischer, dann als schwedischer „Besitz" galt. Jetzt find die drei nordischen Reiche wieder völlig selbständig. Auf wie lange? Das Banditenunwesen in Spanien macht schon wieder von sich reden. Ein ganz ähnlicher Fall wie neulich in Andalusien wird aus der Provinz Malaga gemeldet. Der Sohn eines reichen Grundbesitzers aus Cartania wurde von Banditen gefangen und in eine Höhle ver schleppt. Piese verlangten 35000 Pesetas Löse« n-ld. Der Gefangene aber entkam am dritten Tage, und die Gendärmerie faßte einen der Räuber ab. Die Presse verlangt angesichts des zunehmenden Banditenunwesens die Wieder einführung des strengen Ausnahmegesetzes von 1877. Logos Dank a« die Götter. Admiral Togo hat küizlich in Armada, an der Stätte des Attars, wo die Geister der Ahnen des Kaisers von Japan angebetet werden, den Göttern Dank gesagt für seine Siege über die Russen. Zuerst verrichtete Admiral Togo Gottes dienst am inneren Altar des Tempels, danach seine Offiziere und Leute. Admiral Togo nahm seine Kopfbedeckung ab, beugte daS Haupt und verrichtete seinen Gottesdienst in der vorge schriebenen Form. Danach legten alle Admirale und Oistriere ihre Kopsbedcck.inq und Fuß- betleidung ab und schritten die Stufen zu dem Altar hinaus, um ebenfalls dort zu beten. Nach ihnen marschierten 2500 Matrosen, das Gewehr über der Schulter, in Kolonnen an den Altar. Admiral Togo hatte inzwischen seine Andacht an dem inneren Altar beendet und begab sich an den äußeren Altar, um dort ebenfalls einen stillen Gottesdienst zu halten. Mit dieser Schilderung stimmt nur wenig die kürzlich in auswärtigen Blättern gebrockte Meldung ützer ein, nach der Togo zum Christentum über getreten sein soll. GericktsdaUe. Koblenz. Das Schwurgericht verurteilte den Kassengehilfen Klose auS Kreuznach wegen Unter schlagung im Amte zu einem Jahre Gefängnis. K. hatte sieben Jahre lang falsche Aufnahmen der Wasseruhren gemacht, unrichtige Rechnungen für Wasserverbrauch aufgestellt und dadurch 6577 Mk. unterschlagen. Lyck. Ein Gatienmordprozrß beschäftigte dieser Tage das hiesige Schwurgericht. Auf der Anklage bank befand sich die Tochter des Antsvorstehers Hoppe, Frau Manco. Sie war zuerst mit einem Kaufmann Zeisig verheiratet, dec nach kaum vier- jähriqer Ehe plötzlich starb. Nach zwei Jahren ver- mäh te sich die Angeklagte mit dem Kaufmann Janson, der sich bereits nach sechs Monaten wieder schewen ließ. In dritter Ehe war die Angeklagte mit dem Kaufmann Manco verheiratet, der sich im Delirium erschoß. Schon während der letzten Ehe waren Gerüchte in Lyck und Umgebung verbreitet, daß Zeisig keines natürlichen Todes gestorben sei. Eme von der Staatsanwaltschaft anqeordnete AuS- arabung der Leiche und die nachfolgende Sektion bestätigte die Gerüchte. Frau Manco wurde ver kästet und wegen Gattenmordes unter Anklage ge stellt. Nach einer umfangreichen Beweisaufnahme verneinten aber die Geschworenen die Schuldsrage, worauf die Angeklagte freigesprochen wurde. A berliner Üumor vor 6eriM, Der Korallenschmuck. Fräulein Jette P., der man unschwer die Beherrscherin der Küche ansieht, sitzt auf der Anklagebank. Sie hat eines AuSgeh- Sonntags Nachmittags daS als Zeugin erschienene Stubenmädchen Lotte T. in einem Niederschön hausener Tanzlokal mit einem Regenschirm attackiert, wobei nicht nur Jettes Schirm und Lottes Feder hut flöten gingen, sondern auch die Geschlagene — buchstäbl-ch genomn en — mit einem blauen Auge davon'am. Vors.: Nun Angeklagte, wie kamen Sie zu dieser Roheit? Sie konnten doch großes Unheil anrichten, wenn Sie die Zeugin mit der Schirmkrücke direkt ins Auge trafen? — Anz-kl. Jette: W-e ick dazu kam? Weil ick im höchsten Jrade jereizt worden war durch meinen Korallrnschmuck, den die Zeujin trug. — Vors.: Weshalb versetzte Sie der Schmuck in einen solche Zorn? — Angekl.: Dst hat eene längere Bewandt nis. Der Schmuck jehorte nämlich von Rechts wejen mir, und zwar aus sollenden Jründen: Ick hatte um de damalije Zeit eenen Menschen meine Liebe for wü'dij schatten, der sich nacther als total unmürdis hcrausjestellt hat. Fritze hieß det Scheusal un war von Ansehn so scheen wte-rbon Charakter schlecht war. W r singen etwa dreibiertel Jahre zusammen und et rückte mein Geburtsiach näher. Da fragte er mir eeneS Abends, wat er mir denn schenken sollte. Ick hätte ihn doch eene Ziehsarntasche und eenen Spazierstock jeschenkt und davo> wolle er sich rewangschieren. — Ick war janz jerühtt und sagte zu ihn: Lieber Fritze, ick bade zwar eenen Wunsch, nämüch eenen Korallenschwuck, den ick im Fo!d- warenjeschäft um de Ecke habe auSlieim sehn. Wennste mir jlücklich machen willst, schenke mir den. Er versprach et mir, machte aber so een m-eßet Jesichte dabei, det ick Angst kriejte, er könnte mir dad uff hin sitzen lassen. Ick lief deswejen am andern Morsen zu den Jold- arbeeter und zahlte uff den Schmuck 25 Mark an; 85 Mark kostete er. Den Joldarbeeter schärfte ick in, wenn een Herr käme und nach dem Schmucke fragte, so sollte er sagen, det Ding kostet 10 Mark. Ick dachte, so Ville werd' ick ihm doch wert sind. Fritze blieb von dem Dage ab verschwunden. Bei't Einholen brmettkte ick, det ooch der Schmuck aus det Schaufe- ster ver schwunden war. Ick schloß daraus, tut Fritze ihn jekooft hätte und an mcm Jebunstag damit an- danzen würde. Wat soll ick Ihnen sagen, der Dag war der sch ecklichne meines Lebens. Fritze kam nich. Er iS ooch bis hette noch nich dajewesen, sm dern h t mir sitzen lassen. Lange habe ick mir versedlich oen Kapp zerbrochen, wat er Woll mit den Schmuck, den er vor 10 Mark jekooft halte, jemachr haben könnte. Det Rätsel löste sich in Nieberschönhausen. Dort sehe ick zu weinen Schrecken, det die Lotte T, die Fritze am Arme sühtte, dinSymrck dr-g. den ick mit 25 Mk. bezahlt hatte. Her-- Jerichtshot — schließt die An geklagte unter Tränen — können Sie mir't ver denken, wenn ick darieber in Wut jeriet? — Ais sie Zeugin T. diesen Sachve-Halt vernimmt, zieht ie ihren Sirafarnrag zu ück und erklärt: „Nee, onne Schl chltgkeet! Den Kerl jede ick den Loof- mß, sodalo er sich bei mir tl-cken läßt!" Dann verlassen beide Gegnerinnen versöhnt den Ge- richtSsaal. zmchtbare Leiden aus hoher Zee haben zwei schiffbrüchige Matrosen, William Thomas und William Warner, überstanden, die als die einzigen Überlebenden der Mannschaft des amerikanischen Schiffes „Van King" nach New Jork gekommen find. Sie wurden im nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans von dem Schooner „Kelly" gerettet, nachdem fie fünf Tage und vier Nächte auf dem Meere zu gebracht und so entsetzlich unter Hunger, Durst und Kälte gelitten haben, daß die übrigen sechs Mann der Besatzung wahnsinnig wurden und sich ins Meer stürzten oder vor Erschöpfung starben. Der Kapitän des „Van King" Maxwell und sein Steuermann Eduard Chase waren Amerikaner; der Schiffstechniker war ein Deutscher, dessen Name unbekannt ist, und außerdem bestand die Besatzung noch aus einem Negerkoch, zwei Matrosen und den beiden ge retteten Regem. Vor zwei Wochen wurde daS mit Holz beladene Schiff leck und erlitt bei einem großen Sturme Schiffbruch. Zuerst banden sich die Leute zur Sicherheit an der Reeling fest und blieben dort den ganzen Tag, von der See umhergeschleudert und bis aus die Haut durchnäßt. In der Nacht kam eine große Welle über Bord, die einen Mann hin wegfegte und einem zweiten namenS Arthur die Beine brach. Am nächsten Tage kehrte sich das Schiff vollständig um; als einzige Zuflucht blieb ihnen ein Sück deS Achterhauses, das nun zur Not als Floß dienen konnte. Arthur hatte schreckliche Leiden zu erdulden, trotzdem ließ er sich an Bord deS FlosseS ziehen, das stündig von Sturzwellen überschwemmt wurde; er starb aber noch in derselben Nacht in den Armen deS Kapitäns. Am Tage nach dem Schiffbruch, an einem Sonntag, sichtete man ein Fahrzeug, aber ihre Hoffnung auf Rettung war vergebens, daS Schiff fuhr vorbei, ohne die mit den Armen winkenden Schiffbrüchigen zu sehen. Jetzt bemächtigte sich aller die furcht barste Verzweiflung. Abends warf sich der Steuermann, dessen Verstand sich verwirrt hatte, ins Meer. Die Wellen legten sich zwar, die schreckliche Spannung wurde aber immer uner träglicher. Dann wurde der Kapitän wahn sinnig und stürzte sich wie der Steuermann inS Meer. Der Deutsche war bei Verstand ge blieben. als er aber mitangesehen hatte, wie die beiden Leute freiwillig in den Tod gegangen waren, wirkte das so stark auf ihn, daß er auch ins Wasser! sprang und ertrank. Da jetzt auf dem Floß nur noch drei Mann waren, schwamm eS besser. Das letzte Opfer war der Kock, der Montag abend starb, und dessen Leiche von den beiden Überlebenden über Bord geworfen wurde! Nach zwölf Stunden kam Hilse. Der Schoner „Kelly" segelte vorbei und zog die beiden bewußtlosen Neger mit Schlingen über Bord. In den fünf Tagen war jeder um dreißig Pfund leichter geworden. buntes Allerlei. Im Kunsteiier. Theaterschwärmer: „Ich bin noch ganz hin! Gnädige haben gestern die Isolde so wunderbar gesungen . . ." — Sängerin: „Ach, Um die Isolde vollendet zu geben, muß man eigentlich jung und schön sein." — Schwärmer: „Im Gegenteil — man muß genau so aussehen wie Sie!" c^ust- »l-o Moderne Ehe. Mann: „Nach Norderney willst du? Das erlauben meine Mittel nicht!" — Frau: „Faule Ausrede; an die Riviera könntest du mich im Winter schicken ... ich habe mich im Auskunstsbureau über dich er kundigt l" (.Meg«.-) Die großen Hände. Dorfbader: „Den Zahn kann ich leider nicht reißen — daß ist zu gefährlich?" — Bauer: „Hast d' Angst, daß d' mir 'n Kiefer sprengst ?" — Dorfbader: „Das net — aber daß du mir a' Watfch'n gibst!" c,Fi. »l.i Bescheiden. Doktor: „Ihr Husten gefüllt mir nicht." — Patient: „Einen bessern habe ich leider nicht."
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