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Ottendorfer Zeitung. Dir „Mtlenborfcr Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, lag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Vttendors-Gkrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Annahme v»n Inseraten bi» »»»mittag s» Uh». Inserate werden mit w Pf fitr di» Spaltzetir berechnet Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Tabellarischer Latz nach b«. s»nder»m Tarif. k. an. >8«n, Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Sonnlag, den 5. November 1905. 4. Jahrgang Nr. 133 n- - trisod I» ir Kaä, ltiw i greis) Ua. Bernstadt. Tödlich verunglückt ist am Montag Nachmittag der Tischler Heinrich Glaser. Er war mit dem Einpassen eine» Doppelfenster» beschäftigt und hatte dabei ein» Leiter benutzt, an der eine kürzere Leiter be« estigt war. Während der Arbeit brach dir Leiter und Glaser stürzte so unglücklich herab, )aß er einen schweren Schädelbruch erlitt, der den Tod des Verunglückten sofort herbeigeführt satte. Hohenstein'Ernstthal. Zu der Kinder« auSsetzung in Hohenstein-Ernstthal, über welche einerzeit berichtet wurde, ist letzt zu melden, laß die gewissenlose Mutter unterdessen er« mittelt und in Haft gebracht worden ist. Es ist, wie ebenfalls bereits mitgeteilt, die 27 Jahre alte Dienstmagd Klara Schneider aus Marienweiber in Bayern, die früher in )er Hohenstein-Ernstthaler Gegend, insbesondere in St. Egidien längere Zeit in Stellung gewesen ist. Nachdem ste das Kind in dem Wagenschuppen niedergelegt hatte, ist sie nach einem Dorfe bei Weida gereist, woselbst sie bei einem Gutsbesitzer in Dienst getreten ist. Dort erfolgte auch ihre Verhaftung. Buchholz. Eine verhängnisvolle Ver wechselung hat den Tod einer hiesigen 40 jährigen Fleischerachegattin herbeigesührt, Anstatt Zucker hatte die Aermste Gist zu sich genommen, daß zum Vertilgen von Ratten und Mäusen bestimmt war. Leipzig. Dem Beispiel von Hannover, Berlin und Dresden folgend', beschloß der Stadtrat, das Automobil in den Dienst der Feuerwehr einzustellen. Für die neuzuerrichtende 5. Bezirksfeuerwache im Norden der Stadt wird ein Löschzug, bestehend au» einer Dampf« spritze, einem Mannschafts- und einen Leiter wagen, und für die Hauptfeuerwache ein weiterer Wagen mit Elektro-Automobilbetrieb angeschafft werden. Die Geschwindigkeit der Fahrzeuge wird sich von 15 bis auf 30 Kilo meter in der Stunde steigern lassen. — Infolge der Entscheidung des sächsischen Oberverwaltungsgerichts über die Zulässigkeit ber Feuerbestattung ist der hiesige Verein für Feuerbestattung bereits mit einem Ausruf an die Oeffentlichkeit getreten, in dem alle Freunde der neuen Bestattungsweise um Uebernahmr von Anteil-Scheinen zur Erbauung eine» Krematoriums ersucht werden. Die Baukosten sind auf 100000 Mk. veranschlagt und di« mit 3 o/g zu verzinsenden Anteilscheine sollen auf 100 M. und auf 500 M. lauten. Sie sollen nach und nach durch Auslosung getilgt werden. Ferner beabsichtigt man die Ausgabe unverzinslicher Vorschußscheine über je 80 Mk. die später bei Einäscherungen im hiesigen Krematorium in Zahlung genommen werden. — Hier war der Fensterputzer Wilhelm Schuster mit dem Putzen der großen Scheiben eines Photographie-Kiosk beschäftigt, plötzlich verlor er das Gleichgewicht und stürzt« von seiner Leiter herab, und zwar so unglücklich daß er mit dem Bein auf da» unten an gebrachte eiserne Gitter aufschlug. Die Spitze desselben drang tief in den Oberschenkel, sodaß Sch. hängen blieb und mit dem Kopf auf den Boden schlug. Der Verunglückte wurde von Vorübergehenden aus seiner schrecklicher Lage befreit. Plauen i. V. Die vom Zähltische der Vogtländischen Bank in Plauen am Sonnabend gestohlenen 2000 Mark in Gold sind am Donnerstag früh im Briefkasten de» Bank geschäftes wiedergefunden worden. Der ver haftete Geschirrführer, der verdächtig ist, das Geld gestohlen zu haben, bleibt auch weiter in Haft, da sich der Verdacht gegen ihn noch nicht erledigt hat. Er scheint Helfershelfer gehabt zu haben. — Der 21jährige stellenlose Drogist Karl Warneke aus Zwickau hat sich Mittwoch nacht in seiner Wohnung erschossen, nachdem er zu vor seine 16 jährige Geliebte durch einen Schuß in den Kopf verletzt hatte. »mn»; mgen sch"" ULSt sonderten Vorgehen mit Baden und Württem berg bereit wäre, würde abzuwarten sein. Dresden. Es gibt zu viel Rechtsanwälte in Sachsen, Dieser Klage gab der Vorsitzende : der Anwaltskammer, die jetzt in Dresden tagte Justizrat Mittasch, Ausdruck. Die Zahl der i Rechtsanwälte habe sich in den letzten zwei § Jahren wieder um 80 vermehrt und betrage in Sachsen jetzt über 800. Das riesige An- schwellcn dieser Zahl — im letzten Monat . seien 15 neue Zulassungen erfolgt und diesen Monat seien wieder sieben neue Zulassungen zu erwarten — bedeute eine ernste Gefahr , nicht nur für den Anwaltsstand, sondern auch für das rechtsuchende Publikum. — Von einem Aufsehen crregenten Trans port auf der Elbe berichtet das „Meißn. Tagebl" wie folgt: Auf zwei großen Fracht- ähnen oerladen, von einem Dampfer geschleppt wurde der aus der Schiffswerft in Uebigau erbaute und für Südamerika bestimmte Küsten dampfer „Sao Leopoldo" am Freitag Vor mittag hier durchgebracht. Die Reise er- ordert wegen der Breite und Höhe des zu ransportierenden Dampfers größte Vorsicht. Der große Schornstein war ebenfalls auf einem Kahne befestigt und schwamm an der Seite des Transportdampfers. Aus der Lößnitz. Die Weinlese in unserer Lößnitz hat mit Ablauf der vergangenen Woche ihr Ende erreicht und ist im großen und ganzen für die Besitzer der Berge zu- riedenstellend ausgefallen, wenn auch die Witterung im Hochsommer der gedeihlichen Entwicklung der Trauben nicht besonders fördernd war, denn der Sonnenbrand, der falsche Mehltau der Reben und die Hartsäule nahmen anfangs einen bedrohlichen Charakter an. Das Wetter war fast während der ganzen Dauer der Weinlese ungüstig, so daß dann und wann, auch infolge der ost aus getretenen Regengüsse, eine Unterbrechung im Einernten statlfinden mußte. Die Mostgewichte variierten beim Spät-Burgunder von 70 bis 85 Grad nach Oechsle und bei den weißen Trauben von 50 bis 75 Grad nach Oechsle; rote Traminer Trauben erreichten ein Gewicht von 87 Grad nach Oechsle. Bei sorgfältiger Kellerpflege wird es also doch noch einen guten Tropfen Lößnitzer Wein geben. Coswig. Die 9 und 13 Jahre alten Schulknaben Karl und Arthur Gräßler wurden auf dem Wege nach den Friederikcnbade von zwei anderen Knaben überfallen und durch Messerstiche im Gesicht schwer verletzt. Der jüngere von den überfallenen Knaben erhielt dabei so erhebliche Verletzungen, daß er ohne Besinnung liegen blieb. Siebentehn. Am Reformationsfeststage instand hier unter donnerähnlichem Getöse eine 30 Meter tiefe Erdsenkung in dem Gehöft des Restaurateurs Otto. Die Bewohner des Hauses waren aufs äußerste erschrocken und die an grenzenden Hausbesitzer sind in großer Auf regung; besonders soll die Ecke des nächst liegenden Andersschen Wohnhauses vollständig freistehen. Da ein Wassertrog an der Stelle mit in die Tiefe gestürzt ist, so ist anzunehmen daß das Abfallwasser durch den Erdboden in einen ehemaligen Schacht gesickert und das Erdreich nach und nach fortgespült worden ist, bis die schwächer gewordene Erdschicht die eigene Last nicht mehr zu tragen vermochte. In Siebenlehn, das ganz auf altem Berkwerk gelände steht, sind derartige Senkungen schon oft vorgekommen, z. B. im Garten des Pfarr hauses. Einmal schien dabei die Kirche gefährdet, sodaß die Sakristei neu unterwölbt werden mußte. Bei einem anderen Schacht- einbruch in einem Stalle wurden ein Pferd und eine Kuh mit in die Tiefe gerissen. Die Wiederausfüllung bezw. Auswölbung der Einbruchsstellen erfolgt durch das Bcrgamt bezw. den Pächter des Mutungsrechtes des Siebenlehner Bezirkes. — Hier brannten am Freitag früh sieben MNg ,-r AuSE cchMrilla- a. ltz n- 'p 8t )N Häuser vollständig nieder. Das Feuer brach um 3 Uhr im Ottoschen Restaurant am Markt aus Dieses Haus wurde am Abend ' vorher von den Bewohnern geräumt, weil, wie gemeldet, im Hofe ein Erdeinbruch erfolgt oar. 14 Familien sind dadurch obdachlos geworden. Roßwein. Am Resormationsfest nach Schluß des Gottesdienstes traten hier zwölf Katholiken, elf Männer und eine Frau, zum evangelischen Glauben über. Mühlberg a. d. E. Durch einen un glaublichen Leichtsinn wurde in Naundorf ein entsetzlicher Unglücksfall herbeigeführt. Der dortige Fleischermeister Pfennig besitzt ein Motorrad und bewahrte den dazu gehörigen Benzinbehälter in der geheizten Küche in der Nähe des Ofens auf. Als er am Mittwoch ,en Motor mit Benzin füllen wollte, hatten ich infolge der Wäcme im Behälter Gase ge- nldet, die sich unter furchtbarer Explosion ent zündeten. Pf. rettete sich zwar ins Freie, jat aber doch so schwere Brandwunden im Gesicht und an den Händen davongetragen, daß er schwerkrank darniederliegt. Die Küche wannte vollständig aus. — Zu der Benzin-Explosion in Naundorf wird noch berichtet, daß infolge des furchtbaren Luftdrucks die Küchensenster sofort hinaus geschleudert wurden. Zwei noch anwesende Personen erlitten im Gesicht erhebliche Brand wunden. Der Zustand des schwerverletzten Fleischermeisters Pfennig ist immer noch sehr ledenklich. Glashütte. Die Hinrichtung des Stall- schweizerS Thienel von Glashütte, welcher wegen der Ermordung seiner Ehefrau zum Tode verurteilt worden war, dessen geistiger Zustand jedoch als nicht normal erkannt wurde ist unterblieben. Er wird einer Heilanstalt überwiesen werden. Von den vier Kindern Thienels, für deren Pflege die Stadt zu sorgen hat, ist jetzt das älteste, im zehnten Jahre stehende Mädchen gestorben. Das Kind hatte die Mordtat mit angesehen und konnte sdie Erinnerung an die Schreckensnacht nicht loö- werden; diese beängstigte es oft im Traume. Brand. In völlig bewußtlosem Zustande wurde am Freitag früh auf dem Brandberge dsr 32 Jahre alte Bauarbeiter Emil Liebscher von Brand aufgefunden. Liebscher, welcher sich mittels Rades zur Arbeitsstätte nach Frei berg begeben wollte, verlor kurz hinter Brand die Gewalt über sein Rad und fuhr mit aller Schnelligkeit den ziemlich steilen Berg hinab. Hierbei überfuhr er in der herrschenden Dunkelheit einen älteren Mann, welcher mehrere schwere Verletzungen erlitt. Liebscher selbst stürzte und erlitt so schwere Verletzungen daß er alsbald verstarb. Der Verunglückte war verheiratet und Vater zweier Kinder. Starb ach. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich am Montag Abend zwischen Ober- flößwitz und Starbach. Die Pferde eines Gutsbesitzers, welcher sechs KirmeSgäste nach der Bahn in Starbach fahren wollte, scheuten, gingen mit dem Wagen durch und jagden die steile Straße hinab, wobei der Wagen Um stürzte, und die Insassen unter denselben zu liegen kamen. Da auch hierbei die Pferde noch nicht zum Stehen kamen, so wurden die unter dem Wagen liegenden Personen eine Strecke mitgeschleist wobei diese mehr oder weniger schwere Verletzungen davontrugen. An einem Bahnübergänge gerieten die Pferde in einen Weiher und nahm hierbei eins der wertvollen Tiere so schweren Schaden, daß es an Ort und Stelle getötet werden mußte. Mittweida, Hier wurde der 18 Jahre alte Expedient Alfred Clauß verhaftet, welcher in der Nacht zum Montag auf den Gastwir Krübler in Hainichen einen Ueberfall aussührte und ihm zwei Messerstiche beibrachte. C. wil > den Anschlag aus Rache getan haben, weil K. dem jungen Mann den Verkehr mit einer i Kellnerin untersachte. Oertlichrs und Sächsisches. Dtten-orf-Vkrilla, -z. November >qo5. — Wit aus dem Inseratenteile der heutigen Nummer ersichtlich, wird morgen Sonntag nachmittags 4 Uhr im Gasthof zum schwarzen Roß ein vom hiesigen landwirtschaftlichen Verein veranstalteter Vortrag über „Saat und Ernte im allgemeinen abgehalten. Zu diesen Vortrag hat Jedermann Zutritt — Auch der grieagrämliche Geselle unter den Monaten, der November, kann ein recht freundliches Gesicht machen, und wir würden ihm sehr dankbar sein, wenn er so weiter unter uns wandeln wollte, wie er es bei seinem Anfang getan hat. Warum? Vielleicht weil er mehr Mitleid mit der miß vergnügten Menschheit hatte, wie sein Vor gänger, vielleicht auch, weil er den vielen Tausenden von Martins-Vögeln, die am Tage des braven Heiligen oder kommenden Sonntag gut gebraten auf den Tisch kommen, noch einen vergnügten, sonnenhellen Lebcnsrest gönnen wollte. — Am 1. November hat die Schonzeit für Krebse begonnen, die bis zum 31. Mai des nächsten Jahres andauert. Während dieser Z«it dürfen in fließenden Gewässern Krebse überhaupt nicht gefangen werden, und auch die aus geschlossenen Gewässern herrührendeu dürfen Weder feilgeboten noch verkauft werden. Für Weibliche Krebse mit Eiern erstreckt sich dieses Verbot auf das ganze Jahr, Es wäre sehr zu wünschen, daß diese gesetzlichen Bestimmungen allerorts recht genau eingehalten würden, da der frühere Krebsretchtum in allen Gewässern Mitteleuropa» infolge der Krcbspcst. die wohl in erster Linie durch vermehrte Fabrikanlage, Flußregulierungen, Dammbauten usw. entstanden sein dürste, fast überall ganz erheblich ab genommen hat und die Wiederbesetzung ver ödeter Gewässer mit Krebsen sich deshalb sehr langsam vollzieht, weil das von Feinschmeckern stet» vielgesuchte Krustentier zum Wachsen recht langer Zeit bedarf. Schon ein gewöhnlicher Speisekrebs ist in der Regel 6 bis 8 Jahre alt und besonders große Exemplare pflegen stets ein Alter von 15 bis 20 Jahren zu haben. — Auch in dem verflossenen Sommer halbjahre sind die Preise sehr hohe gewesen, da Galizien und die angrenzenden russischen Gebiete nur wenig Ware lieferten und zudem in vielen Landseen Ostpreußen» usw. sich er neut wieder die leidige Krebspest bemerkbar gemacht hat. — Eine Kuriosität bei der zu Ende ge gangenen Ziehung der Sächsischen Landes lotterie war insofern zu verzeichnen, als die höchst« Nummer der Lose, die „100000", dies mal noch am letzten Ziehungstage mit dem Teldeinsatz herauSgekommen. Auch die „1" als erste Losnummer war in der 5. Klasse derselben Lotterie mit dem Geldeinsatze gezogen worden. — Wie aus einem Artikel der amtlichen „Leipz. Ztg." hervorgeht, hat sich in der Frage der Betrtebsmittelgemeinschaft auch Sachsen dem von Bayern vorgeschlagenen und von Preußen gebilligten Plane angcschlossen, sodaß Baden Und Württemberg mit ihren weitergehenden wünschen und Plänen sehr in die Minderhei geraten, Genaueres weiß man ja noch nicht über den bayrischen Plan, doch soll er nicht sehr weit über eine bloße gemeinsame Be- Uützung der Güterwagen hinausgehen. Preußen steht der ganzen Angelegenheit ziemlich un interessiert gegenüber und wird sich gern den nutzeren Bundesstaaten anschließen, um deren Eisenbahnbetrieb rentabler zu gestalten. Die Deutsche Partei in Württemberg hat eine Resolution angenommen, in der sie erklärt: '-Die Partei würde zur Verwirklichung des ur- wringlichen Vorschlages der württembergischen Mierung auch ein gesondertes Vorgehen Württembergs mit Preußen und Baden für HUt gehalten," Ob Preußen zu einem ge-