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Ottendorfer Zeitung : 17.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190505177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050517
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-17
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.05.1905
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politische Kuncilckau. Der russisch-japanische Krieg. "Die Japaner find im Osten ihrer Stellungen nördlich von Tieling an beiden Flügeln gleichzeitig zur Offensive übergegangen. Die russischen Vorposten wurden zurückgedrängt. Gleichzeitig mit diesem Vordringen findstarkeTschungtschusen- banden aufgetreten. Unter solchen Deckungen werden verschiedene Bewegungen der japanischen Infanterie ausgesührt. Im Westen haben sich die Japaner unter Führung Nogis als äußerst überlegen gezeigt. Sie haben hier zwei Ort schaften von den Russen erobert, die von großer strategischer Bedeutung sein sollen. Infolge des Vordringens der von Tschungtschusen unterstützten Japaner mußten sich mehrere russische Ab teilungen zurückziehen. * Zwei Schiffe des Wladiwostok-Ge schwaders sollen am Dienstag auf der Höhe von Aomori (der nördlichsten Bucht von Nippon) gesehen worden sein. "General Kuropatkin hat bekanntlich auf Befehl aus Petersburg den Kriegsschau platz verlasfen müssen. Nach einer Meldung des ,B. T/ hat fich Lenewitsch zweimal über Kuropatkin beschwert, weil dieser seinen Befehlen nicht nachgekommen sei. Daraufhin ist Kuropaikins Abberufung be schlossen worden. Die Meldung russischer Blätter, daß Kuropaikins Rückkehr auf seinen Wunsch wegen zerrütteter Gesundheit erfolgt, ist alsolediglich eineBeschönigung derwahrenUrsache. "Abwechslung in das sich langweilig hin- zögernde Einerlei in Ostafien bringt eine Spionageaffäre. Der in Tokio an sässige Franzose Bougouin und sein Stiefsohn, der englische Untertan Strange, find in Tokio wegen Verdachts der Spionage verhaftet worden. Bougouin ist französischer Fregatten kapitän a. D. und war bei der französischen Botschaft in Japans Hauptstadt Marinebevoll mächtigter. Sein jetziger Nachfolger im Amte, Kapitän Rousel ist mit Bougouins Tochter ver lobt und hat fich alle mögliche Mühe gegeben, die Verhafteten wieder frei zu bekommen. In Paris vermutet man eine Intrige, da die Ja paner schon seit langem versucht haben sollen, den seit Jahren unter ihnen wohnenden Bougouin weg zu schikanieren. Wegen der Affäre findet gegenwärtig ein lebhafter De peschenwechsel zwischen Paris und London statt. * * Zu de» russischen Wirren. * Der SemstwokongreßinMoskau beschloß, daß seine Mitglieder an den Ver handlungen über eine Volksvertretung nur teil nehmen sollen, wenn sie von den Semstwos dazu gewählt werden, nicht aber etwa auf Berufung der Regierung. "Bei den Unruhen im Kreise Kischinew find etwa auch 4000 Bauern beteiligt, die fich seit Jahren „schon um die Erlaubnis beworben hatten, nach Sibirien aus zuwandern. Nachdem sie endlich ihre Forde rungen von höherer Stelle bewilligt erhalten und fie fich auf den Weg gemacht hatten, trat ihnen der Landeshauptmann entgegen und zwang fie zum Bleiben. Bei solchen Verhält nissen kann man fich über die tiefgehende Unzufriedenheit und Erregtheit der Leute nicht wundern. "Infolge anonymer Anzeige wurden in der Wohnung eines Lodzer Maurermeisters in der Benefizstraße unter dem Fußboden versteckt mehrere Bomben, zahlreiche Revolver und sechzig Sprenggeschosse beschlagnahmt, drei Personen verhaftet. — Große Mengen von Sprengstoffen find in einer Kiste entdeckt worden, die der Bank von Moskau zur Aufbe wahrung übergeben worden war. * H- 2 Deutschland. * In Gegenwart des Kaisers wurde am Donnerstag die Gedenkhalle auf dem Friedhof von Gravelotte eingeweiht. Nach der Feier fuhr der Kaiser nach Metz zuruck. "Zwischen dem König Friedrich August von Sachsen, der zum Besuch an den bayrischen Hof gekommen war, und dem Prinz- Regenten Luitpold wurden in München freundschastliche Trinksprüche gewechselt. "Ein Abkommen, betreffend Gleich stellung der Fl eis ch b es ch au ei n- richtungen, ist zwischen dem Deutschen Reich und Luxemburg abgeschlossen worden. (Die Wirkung des Abkommens ist, daß zwischen dem Deutschen Reich und Luxemburg die Freizügigkeit des Fleisches eintritt.) "Der Reichstag wird sich noch vor den Pfingst- ferien mit einem ihm in den nächsten Tagen zu- gehenden Gesetzentwurf zu beschäftigen haben, durch den die Reichsbank zur Ausgabe kleiner Banknoten ermächtigt werden soll. Der Ent wurf trägt einem wesentlichen Bedürfnis nach Ver mehrung der kleinen Wertzeichen Rechnung. Die Regierung wünscht eine Erledigung dieses Gesetzes noch in dieser Session, schon weil der Druck und die Ausfertigung der Noten eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Die neuen Noten werden in den im Bankgesetze bezeichneten Betrag der im Umlauf befindlichen Banknoten eingerechnet, so daß die bonkgesetzlich vorgeschriebene Deckung sich auf sie mit erstreckt und der metallische Grundcharakter des deutschen Geldumlaufs durch die Notenausgabe in keiner Weise berührt wird. Nach der Einstellung der 50 und 20 Marku oten werden diese im Verkehr die Stelle der entsprechenden Reichskaffenscheine ver treten: es ist daher in Aussicht genommen, die Kassenscheine über 50 und 20 Mk. einzu ziehen und an ihre Stelle solche von 5 und 10 Mk. treten zu lassen. "Zur Ausdehnung der Invaliden versicherung auf die Privatbeamten wird halbamtlich bemerkt, daß die Regierung dem Plane mit großer Wärme aegenübersteht, daß aber eine Vorlage in nächster Zeit noch nicht zu erwarten steht, weil man zu nächst noch mit den vorbereitenden Erhebungen beschäftigt ist. "Die unter den Bundesregierungen verein barten Vorschriften über den Verkehr mit Geheimmitteln und ähnlichen Arznei mitteln find seit mehr als einem Jahre in Kraft und haben, soweit Nachrichten vorliegen, zu einer wesentlichen Einengung des Handels mit den von den Vorschriften betroffenen Mitteln geführt. Daß es an Umgehungsver suchen nicht fehlen würde, war vorauszusehen; namentlich durch Änderung des Namens unter geringfügiger Änderung der Zusammensetzung hat man versucht, solche Mittel dem Wirkungs bereich der ergangenen Verordnungen zu ent ziehen. Es erscheint deshalb an der Zeit, eine Revision dieser Listen vorzunehmen. Das Reichs amt des Innern hat Verhandlungen hier über mit den Bundesregierungen eingeleitet. "Nach dem Vorgang Münchens hat auch der Senat der dortigen Technischen Hochschule beschlossen, mit Beginn des nächsten Semesters die Zulassung ausländischer Stu dierender, besonders von Russen und Polen, durch Erschwerung der Aufnahmebedin gungen allgemein einzuschränken. Österreich-Ungarn. * In Wien istderVizebNrgermeifter Strobach im 53. Lebensjahre gestorben. Strobach war neben Lueger der hauptsächlichste Nufer im Streit gegen das liberale Siadt- regiment. Er hatte in einem kleinen Papier geschäft gelernt und war dann zur Vosttarüere übergetreten. Er wurde durch die Wogen des Parteikampfes auf den Oberbürgetmeisterftuhl von Wien gehoben und hielt diesen Posten für Lueger frei, bis dieser nach dreimaligem Ansturm vom Kaiser genehmigt wurde. Strobach trat seitdem als Vizebürgermeifter in die zweite Stelle zurück. * Das ungarische Abgeordneten haus nahm am Donnerstag den Adrest ent Wurf, der von der vereinigten Linken eingebracht war, mit großer Mehrheit an. Die Adresse wird durch das Präsidium der Kabinetts- kanzlei dem „König von Ungarn" übermittelt werden. Italien. * Nach dem Flottenprogramm, das am Donnerstag der Deputiertenkammer vorgelegt wurde, soll die italienis che Flotte ver doppelt werden. L ch wede«-No rwegen. * Der norwegische Storthing hat mit 96 gegen 19 Stimmen den Antrag des Budgetausschusses angenommen, wonach dem PrinzenGu st av Adolf eine Apanage von 50 000 Kronen jährlich bewilligt wird. (Bisherwar diese Apanage stets abgelehnt worden.) Amerika. "Präsident Roosevelt empfing Mittwoch eine Abordnung der ausständigen Lastfuhrwerkkutscher von Chicago und erklärte ihr auf das bestimmteste, es sei ihre Pflicht, dis Ordnung anfrecktzuerhalten und dem Gesetz zu gehorchen. Affe«. * In Jemen scheint die türkische Sache wirklich sehr faul zu stehen. Das Kriegs ministerium in Konstantinopel gibt zu, daß Marschall Riza Pascha fich in der Gefangenschaft der Aufständischen befinde. -Zus äem Reichstage. Der Reichstag überwies am Donnerstag den Gesetzentwurf betr. Übernahme einer Reichsgarantie für eine Eisenbahn in Kamerun von Duala nach den Manengubabergen an die Budgetkommisfion. Die 50 Jahre laufende Land- und Bstriebskonzession für diese Bahn soll der Kamerun-Eisenbahn gesellschaft übertragen werden. In der Debatte wurde die wirtschaftliche Notwendigkeit und der hohe kulturelle Wert der Bahn von allen Seiten anerkannt. Entschieden bekämpft wurde der Gesetz entwurf nur durch die Avgg. Kopsch (frs. Vp.) und Ledebour (soz.f. Erledigt wurde noch eine Anzahl von Wehlprüfungen nach den Beschlüßen der Kommission bis auf die Wahl des Äbg. Pauli- Oberbarnim (sreikons.) die auf Antrag des Abg. Bebel in namentlicher Abstimmung für ungültig erklärt wurde. Als gleich darauf die namentliche Ab stimmung über die Wahl des Abg. Warbeck (frs. Vp.) wiederholt wurde, stellte sich Beschlußunfähigkeit heraus. Am 12. d. wird das internationale Sanitätsabkommen in dritter Lesung ohne Erörterung angenommen. Es folgen Bittschriften. Die bereits einmal ausgesetzte Abstimmung über eine Bittschrift um Einführung des Befähigungs nachweises für das Handwerk wird auf Vorschlag des Präsidenten wiederum ausgesetzt. Eine Bittschrift um Unterdrückung schlechterLiteratur-undKunsterzeug- nisse beantragt die Kommission, dem Bundesrat zur Berücksichtigung zu überweisen. Abg. Semler (nat.-lib.) beantragt Übergang zur Tagesordnung. Abg. Roeren (Ztr.) tritt für den Kommissions- beschlutz ein, unter Hinweis auf die wiederholten Anregungen im Reichstag und in den Landtagen zur Bekämpfung der schlechten Literatur und Kunst, die unser Volksleben zu infizieren drohe. ES fei leider eine Tatsache, daß sich unsre Literatur in der Richtung des Schmutzes entwickelt habe. Sogar liberale Zeitungen hätten in letzter Zeit nach polizeilichem Schutz gegen die Schmutzliteratur ge rufen, selbst der Goethebund habe einen Beschluß in dieser Richtung gesagt. Schreite aber die Polizei ernstlich ein, so beben die Gerichte die Verfügungen auf, so daß di-Verleger noch damit Reklame machen könnten. Deshalb sei zunächst eine Änderung des Strafgesetzbuches nötig unter Ausmerzung des schwierigen Begriffes „unzüchtig". Es handle sich hierbei nicht um eine neue lex Heinze, sondern nur um einen wirksamen Schutz vor dem Schmutz in Literatur und Kunst. Abg. Heine (soz.) warnt davor, die ein schlägigen Paragraphen des Strafgesetzbuches zu ver schärfen, da keine Gewähr gegeben sei, daß die Ge- i richte sie loyal handhaben. Er gebe zu, daß eine schmutzige und ekelhafte Literatur sich manchmal breitmache, das könne aber nach kein Grund sein, die diskretionäre Gewalt der Gerichte zu erweitern. Solche schwammigen Bestimmungen könnten leicht zu einer direkten Gefahr für die ge samte Literatur und Kunst werden. Der § 184 finde ohnehin schon oft eins merkwürdige An wendung und Auslegung. Selbst Schiller und Goethe müßten es fich auf Grund desselben gefallen lassen, dieifach konfisnert zu werden, wenn man nicht fürchtete, sich lächerlich zu machen. Das Zentrum habe es namentlich auf die Münchener Zeitschriften Mmpliciftimus' und ,Jugend' abge sehen, an denen es sich im Vorjahre so sehr blamiert habe. Redner verliest dann einen sogenannten Beichtzetiel, der 12 jährigen Schülern in der Rhein provinz gegeben wurde und sehr verfängliche sittliche Fragen enthielt. Ec zeigt darin, wie man auf solche Weise den Knaben erst zur Lüsternheit erziehe und ersucht schließlich dringend um Ablehnung der Petition. A flauen. L5j Roman von E. Borchart. (Fortsetzung.) Ottingen spricht so sachlich und ruhig, daß Elisabeth in Sicherheit gewiegt wird, dabei aber so fesselnd und interessant, daß fie es nicht be dauert, in seiner Gesellschaft zurückgeblieben zu sein. Allein schon dem vollen Klang seiner Stimme zu lauschen, ist für fie ein Hochgenuß. Wenn fie ihn doch nur einmal fingen hören könnte! Sie weiß es aus Ediths Munde, daß jede diesbezügliche Bitte und Anfrage vergeblich wäre, darum hat fie ihn auch nicht dazu ermuntert. Aber fie kann eS fich nicht versagen, von Musik zu sprechen, von der Kunst, die fie so lange schon in ihrem tiefsten Herzenswinkel vergraben mußte. Ottingen geht merkwürdigerweise darauf ein. Er braust nicht ans, er wird nicht leidenschaftlich erregt, wie bei der ersten Berührung dieses Gegenstandes. Ruhig und klar spricht er von den bedeuten den Meisterwerken der Mufikliteratur; sein Urteil ist reif und klar und zeugt von tiefem, eingehendem Verständnisse. Auch einige be rühmte ausübende Künstler erwähnt er mit Anerkennung ihrer Leistungen, nur von fich und dem, was er einst geleistet hat, spricht er nicht. Otlingens bestrickende Persönlichkeit und seine feine, geistvolle Unterhaltung verfehlen ihren Eindruck auf Elisabeth nicht. Sie ist da von gefangen und hätte ihren Unfall darüber vergessen, wenn Ottingen fie nicht eben daran erinnerte: .Haben Sie noch Schmerzen?" „Nein, ich fühle fie kaum mehr." „Wollen wir nicht einmal versuchen, ein Stück in den Wald zu gehen?" Elisabeth, die selbst gem versuchen möchte, ob ihr Fuß noch schmerzt, ist gern bereit. Otttingen ist ausgestanden und reicht ihr die Hand. „Nehmen Sie meinen Arm, wenn ich bitten darf, ich bin zwar ein Krüppel, aber viel- leicht dennoch imstande, Sie ein wenig zu stützen." Elisabeth nimmt harmlos und ohne Ziere- rei seinen Arm und macht behutsam einige Schritte. Es geht ganz gut, der Fuß schmerzt kaum noch, und fie ist sehr froh darüber. „Werner," sagt jetzt Ottingen zu dem Kleinen, der bisher nicht von Elisabeths Seite gewichen und aufmerksam ihrem Ge spräch gefolgt war, „sieh einmal, welche köst lichen Blumen dort auf der Wiese stehen. Willst du nicht einige für Tante Elisabeth pflücken?" Werner ist natürlich sogleich bereit und läuft davon, die Blumen zu holen. Da beugt fich Ottingen plötzlich zu Elisa beth herab und steht fie mit seltsam durchbohrenden Blicken an: „Warum find Sie die ganze Zeit über nicht nach Boyneburg gekommen?" Elisabeth erschrickt und wird unwillkürlich rot, nicht über die Frage selbst, sondern über den Ton, in dem fie gesprochen ist. Sie will ihm instinktiv ihren Arm entziehen, aber er hält ihn fest. „Antworten Sie mir, bitte." „Es fand fich keine Gelegenheit," erwiderte fie verlegen und verwirrt durch seinen ihr unverständlichen Blick. „Bedarf es dazu einer Gelegenheit? — Wamm sagen Sie nicht die Wahrheft? Sie wollten mir bitterem Gesellen nicht be gegnen." „Sie find im Irrtum," entgegnet Elisa beth, jetzt wieder vollständig gefaßt; „ich komme auch sonst nicht so oft nach Boyne- burg." „So find Sie doch unversöhnlich?* „Nein, wäre ich sonst in Ihrer Gesellschaft hier zurückgeblieben?" fragte fie zurück. „Dann lassen Sie mich hoffen, daß Sie in der allernächsten Zeit Ihren Besuch nach holen werden." „Das kann ich nicht versprechen. Sie wissen, welcher Unfall mir heute zuge- stoßen ist." „Sie wollen mir ausweichen," ruft er zu rück, „Ihr Fuß ist beinahe gut, und dann gibt es doch Wagen und Pferde, um den Weg fahren zu können. Vermögen Sie denn nicht zu begreifen, wie ich mich danach sehne, mit jemand, der die Kunst, die Musik liebt, wie ich, zu sprechen, nachdem ich jahrelang in der Verbannung gelebt habe?" Elisabeth kann es sehr wohl begreifen; auch in ihrem Herzen drängt es nach Mitteilung, nach gegenseitigem Gedankenaustausch. Seine letzten Worte haben fie wieder völlig beruhigt, und fie glaubt, es wagen zu können, jetzt von seiner persönlichen Kunst zu sprechen. Abg. Lattmann (Antis.) erklärt, daß seine Freunde dem Kommissionsanirage zustimmen werden. Es gehe klar aus der Petition hervor, baß eS sich nicht gegen die Freiheit der Kunst, sondern nur gegen den Schmutz in der Literatur und Kunst richte. Früher kam die meiste Schmutzliteratur aus PanS und Budapest, jetzt werde aber alles in Deutschland selbst hergestellt. Dagegen müsse gesetzliche Vorsorge getroffen werden. Abg. Rören (Ztr.) wirft dem Abo. Heine vor, daß er viel zu weit gegangen sei und Dinge hierher gebracht habe, die mit der Petition nicht das ge ringste zu tun hatten. Wenn Abg. Heine von eine« Beichtzettel spreche, so zeige er, daß er von katho lischen Angelegenheiten keine Ahnung habe. Viel leicht meine er einen Beichtspiegel, durch den die Kinder darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie sich nicht gegen das sechste Gebot vergehen dürfen. Abg. Heine (soz.) betont gegenüber dem Abg. Rörsn, daß die Unkeüschheit gewöhnlich nicht in de« Bilde, sondern im Menschen selbst liege. Der bett. Beichtzettel sei tatsächlich den Kindern in der Schule gegeben worden, und sogar gläubige Katholiken hätten daran Anstoß genommen. Abg. Lenzmann (frs. Vp.) spricht sein Er staunen aus, daß man, nachdem die Isi Heinze ab getan sei, nun auf diese Weise zum Ziele zu ge langen suche. Aus der Petitton könne die Regierung herauslesen, was sie wolle. Abg. Patzig (natl.) befürwortet den national liberalen Antrag auf Übergang zur Tagesordnung, - ' da er absolut nichts von strafgesetzlichen Befliw- ' mungen zur Hebung der Sittlichkeit halte. Die aufsichtführenden Behörden müßten erst zu eine« besseren Verständnis dieser Fragen gelangen. Hierauf, wird der Antrag auf Übergang zur Tagesordnung gegen die Stimmen der gesamten Linken abgelehnt und der Kommissionsanlrag ange nommen. Verschiedene Petitionen werden hierauf von der Tagesordnung abgesetzt, andre von geringere« Interesse nach den Vorschlägen der Kommission er ledigt. Die Petition betr. Einschränkung des Flaschen bierbandels und die Änderung des Schankkonzessions- Wesens beantragt die Kommission als Material zu überweisen. Abg. Pichler (Zentr.) beantragt'Überweisung zur Erwägung, da in der Sache etwas geschehe« müsse. Abg. Heine (soz.) bekämpft beide Anträge- Schließlich wird die Petition dem Bundesrat zur Erwägung überwiesen. Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Präsident Graf Ballestrem schlägt dem Hause vor, einige Tage freizulafsen, teils aus Mangel cm Material, teils aus Rücksicht auf die zahlreiche« Kommissionen. - l Abg. Bebel (soz.) beantragt, vom Dienstag ad sog. Schwerinstage abzuhalten. Dieser Antrag wird abgelehnt und der Vorschlag des Präsidenten angenommen. Nächste Sitzung Donnerstag. — — Von unä fern. Die Berliner Stadtverordneten-Ber- sKMmlnRg bewilligte in geheimer Sitzung 150 000 Mk. für die Festlichkeiten bei der Hoch" ) zeit des Kronprinzen. Eine grosts Talsperre in Westfale«. Eine Riesen-Talsperre ist im Sauerlande D das Tal der Möhne geplant. Sollte das Unternehmen, das vom RuhrtalspenenverB ausgeht, fich verwirklichen, so entstünde ei« Werk, daS an Ausdehnung und Leistungs' sähigkeit das größte Deutschlands würde. D? Sperre soll fich über eine Fläche von 1voo Hektar erstrecken, mit einem Fassungsvermögen von 110 Millionen Kubikmeter, die einen normalen Abfluß von 10 Kubikmeter in der Sekunde ermöglichen und zur Erzeugung voN 1700 Pferdekräften hinreichen würden. 3? Form eines Halbmondes angelegt, würde die Sperre 12 Kilometer lang. Eine Reihe Gk' Höste, die vorher angekaust werden mWA würden verschwinden, auch die Möhnestraff müßte verlegt werden. Zurzeit ist man NiN Schürfarbeiten zur Untersuchung des Boden» beschäftigt. Selbstmord durch Ertränken verübte be> Erfurt ein Musketier des dort garnisonierendsN Infanterie-Regiments Nr. 71. Die Tai ff wahrscheinlich aus Furcht vor Strafe begangen worden, da fich der Soldat am ersten Ostes' feiertag heimlich von seinem Truppenteil eiff sernt hatte und bisher nicht zuröckgekehrt war. Ein ue< Eiraßburg boggerungen dom-nes na Hochwart en Länge von t des Jllkicchi Meier, seine Bis jetzt fi Kiesmaterial wird fich au Gasexp Straße in E log bei der eine Gasexp und zwei ve Ein Sc ermordet, ausgewiesen Gwot wurd wegen verbi nach der T Ewot plötzli dem Stiesel in den Rück tot zusamme wurde abw Wissen. In Pa unter dem L «ne Gasex don über - wurde an Schwere S dämm gesä gerade an erlitten schw der Explssic lein Schade däuden. D eines starke, krzem weg, erfolgt war. Im Au «in Autou Mignac a Motorwagei Dome erklc dortigen Ob meg, über Korden ist. Lawine Pwine wr sillmal gi Men den deutenden L Mcrung l Wüten fick Zauern wr Unze Tag« . Ein b« Ponte Sloll Mare Ma der Kapelle Uerne Git Düppelzentn '!ffnz herge Teil des Mb ist off , Kostbar von ^oche in l Mportiert Mn, die fi Mmmi fir !'°rten Eis »werungspo daß M H°-nb wußte. . Ei« für Stadt ) Expreß;, mit T stplvdiertcn Mgierzuc Mon zwe Macht. Mden die „Und warum verbannen Sie Ihre sMj Kunst in den verborgensten Winkel der Erde» sagt fie langsam. „Wie meinen Sie das?" fragt er erregt. „Warum fingen Sie nicht mehr, waruff gönnen Sie es keinem Sterblichen mehr, de« Wohlklang Ihrer Stimme zu hören?" „Halt!" ruft er wie beschwörend, läßt ihre« Arm los und fährt fich mit beiden Händ^ wild und aufgeregt durch daS dunkle, kraul' Haar. „Beschwören Sie die Geister der PA gangenheit nicht herauf, machen Sie mich «E rasend. Was wollen Sie denn? Ich lA nm noch ein Krüppel! Kann ich nicht E ein ganzer Künstler sein, so will ich auch E Halbes." „Tragen Sie nicht die Kunst in fich? WA tut daS Äußere dazu?" fragt Elisabeth, diesem Gespräch ergriffen. „Was das Äußere tut? DaS fragen mich? Hahaha, was meinen Sie, welff^ Eindruck auf der Bühne ein hinkender Tan^ Häuser, ein hinkender Siegfried würde?" Sein Spott und seine Bitterkeit tun beth in der Seele weh. „Und müssen Sie denn gerade auf der Ihre Welt suchen?' „Einzig und allein. Lieber rühmlos MvI als den Ruhm vergangener Tage in den Stau ziehen und abschwächen. — Ich habe Recht, meine Stimme vor der Welt zu bergen — aber Sie, Gräfin, mit welchem RA verweigerten Sie mir neulich die Bitte um N Gesana?" j.Seine S A etwas T - 8, leises Z A? unhei» ^«ngen vor --.»Gräfin! > R» S Wir. ^'ß den Gen Wob nui kN nicht z °'"e Werne i^-Nein, nc '«Ulmen h k.»So soll Seine S Da K mit bereit u dH.daß tr jO M Oltir Elisabet h. »Sie find »7 Ml, ! darum t h.«Also da tzNAte keil MM Und / N Racheft I d-h Zeil ft ° kl nicht
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